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WIR ZEIGEN GESICHT Die Tourismusbranche steht ein für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland Iris Gleicke, Bundesregierung Dr. Michael Frenzel, BTW Thomas Bösl, rtk Gerald Kassner, Schauinsland-Reisen Michael Thamm, Costa/Aida Dr. Michael Kerkloh, Flughafen München Dr. Andreas Gent, HanseMerkur Reiseversicherung Petra Hedorfer, DZT Tilo Krause-Dünow, Canusa Touristik Johannes Zurnieden, Phoenix Reisen Axel Biermann, Ruhr Tourismus

Wir zeigen gesicht - Studiosus...Petra hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen z entrale für tourismus e.V. (Dzt) Reiseströme Ausländische Gäste in Deutschland internAtionAle

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Page 1: Wir zeigen gesicht - Studiosus...Petra hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen z entrale für tourismus e.V. (Dzt) Reiseströme Ausländische Gäste in Deutschland internAtionAle

Wir zeigen gesicht

Die tourismusbranche steht ein für ein weltoffenes und

gastfreundliches Deutschland

iris gleicke, Bundesregierung Michael Frenzel, DtW Dr. Michael Frenzel, BtW

thomas Bösl, rtk

gerald Kassner, schauinsland-reisen

Michael thamm, costa/Aida

Dr. Michael Kerkloh, Flughafen München

Dr. Andreas gent, hanseMerkur reiseversicherung

Petra hedorfer, Dzt

tilo Krause-Dünow, canusa touristik

Johannes zurnieden, Phoenix reisenAxel Biermann, ruhr tourismus

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tourisMus in zAhlen

Dr. Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen tourismuswirtschaft (BtW)

Die tourisMusBrAnche zeigt gesichtDie Flüchtlingsbilder, die derzeit die Medien prägen, sind dramatisch und lassen die Heraus-forderungen erahnen, die auf unser Land warten. Viele Bilder machen aber auch Mut: Sie zeigen eine Welle der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Werte, für die auch unsere Branche steht und die auch unsere Branche lebt. Wir sind davon überzeugt, dass der Aus-tausch der Kulturen diese Welt bereichert: Das gilt in Zieldestinationen deutscher Urlauber und Geschäftsreisender wie in Deutschland; in glücklichen Ferientagen, aber auch in schwie-rigen Zeiten, wie wir sie nun durch Krieg, Terror und die so forcierten Flüchtlingsströme erleben. Für uns als Tourismuswirtschaft ist es selbstverständlich, unseren Teil zur Bewältigung der immensen Herausforderungen zu leisten.

Unsere Branche ist so international wie kaum eine andere. Das zeigen unsere Ziele, Gäste und Mitarbeiter. Menschen aus weit über 100 Nationen arbeiten hier miteinander. Allein in Hotellerie und Gastronomie sind gut ein Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-ten Ausländer – mehr als in jedem anderen Wirtschaftszweig. Multikulti ist gelebte Wirk-lichkeit in der Tourismuswirtschaft. Unsere Wachstumsbranche mit rund drei Millionen Beschäftigten bietet zudem Chancen für fast alle Qualifikations- und Bildungslevel. Ich denke, dass wir an dieser Stelle zur Integration anerkannter Flüchtlinge beitragen können, für die Schule, Ausbildung und Beschäftigung zentrale Bausteine sind. Wichtig ist, dass sich gerade die vielen kleinen Unternehmen nicht alleingelassen fühlen. Die Politik muss sie durch Erleichterungen beim Einstieg in Ausbildung und Arbeit unterstützen: Frühest- möglicher Sprachunterricht, Planungssicherheit für die gesamte Ausbildungszeit und Korrekturen der Vorrangprüfung gehören dazu. Mit Blick auf die ebenfalls zahlreichen Wirtschaftsflüchtlinge gilt es, die Rahmenbedingungen in den Heimatländern zu verbessern. Auch hier kann Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor in vielen Regionen dieser Welt

dazu beitragen, Perspektiven für die Menschen zu schaffen.

Der Weg, der vor Deutschland und Europa liegt, ist fraglos kein leichter. Ich glaube jedoch daran, dass wir ihn mit gesellschaftlichem und unternehmerischem Engagement sowie klugen politischen Entscheidungen meistern können.

„Deutschland ist ein sehr beliebtes Reiseziel mit ständig wachsenden Gästezahlen. Das

ist nicht nur gut für die Tourismusbranche, sondern für uns alle, weil es auch Ausdruck

eines gewachsenen Ansehens in der Welt ist: Die Deutschen werden als gastfreundlich

und herzlich wahrgenommen. Dazu haben die friedliche Revolution und die Wieder­

vereinigung vor 25 Jahren ebenso beigetragen wie das ,Sommermärchen‘ der Fußball­

WM 2006. Wir werden uns diesen guten Ruf bewahren, indem wir Fremdenfeindlichkeit und rassismus entschieden entgegentreten.“

iris gleicke, Parlamentarische staatssekretärin und tourismusbeauftragte der Bundesregierung

„Das Reiseland Deutschland ist eine international erfolgreiche Marke: Wir sind

weltweit das Messeland Nummer eins und ein immer beliebteres Urlaubsreiseziel mit

mehr als 75 Mio. Übernachtungen ausländischer Gäste. Und wir haben Potenzial für

weiteres Wachstum. Mit gelebter Willkommenskultur setzt Deutschland weltweit positive Akzente. Wir, die Deutsche Zentrale für Tourismus, werben international für

ein weltoffenes Reiseland, in dem Toleranz und gegenseitiger Respekt gelebt werden.“

Petra hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen zentrale für tourismus e.V. (Dzt)

Reiseströme

Ausländische Gäste in Deutschland

internAtionAle AnKünFte 2014

Weltweit 1,1 Mrd.

europa 580 Mio.Quelle: unWto

Quelle: DrV/Fur

Quellen: stat. Bundesamt, Dzt, Anholt-gfK roper nation Brands index 2014

Quelle: DrV/Fur

tourisMus stärKt Die BelieBtheit Der MArKe DeutschlAnD

Das image Deutschlands als Marke:

Platz 1 im weltweiten Vergleich

von 50 nationen (vor den Vereinigten

staaten, großbritannien, Frankreich

und Kanada).

BruttoWertschöPFung tourisMus DeutschlAnD4,4 Prozent (97 Mrd. euro, direkte effekte)

BeschäFtigte iM tourisMus in DeutschlAnD2,9 Mio.

Quellen: BtW

üBernAchtungen AuslänDischer gäste in BeherBergungsBetrieBen

urlAuBsreisen Der Deutschen 2014

BelieBteste urlAuBsreiseziele Der Deutschen in euroPA

gesamt 70,3 Mio.

Deutschland 30,5 %

spanien 13,5%

Frankreich 3,4%

italien 7,8%

türkei 7,0%

österreich 4,9%

Ausland 69,5 %

1993

2009

2014

Jan–Jul 2015

34,7 Mio.

54,8 Mio.

75,6 Mio.

44,7 Mio.

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„Die aktuelle

Flüchtlingssituation

gibt uns die Chan­

ce, Menschen aus

anderen Ländern

und Kulturkreisen

nicht nur bei uns aufzunehmen,

sondern ihnen, die schlimmste

Erfahrungen hinter sich haben,

etwas von der Wärme und herzlichkeit zurückzugeben, die wir bei unseren Auslandsreisen erleben. Und ihnen so nicht nur

ein Dach über dem Kopf und einen

sicheren Ort zum Leben, sondern

auch eine neue Heimat und neue

Perspektiven geben zu können.“

gerald Kassner, geschäftsführer schauinsland-reisen

„Die rtk Gruppe

steht für enge

Zusammenarbeit

mit Menschen

aus der ganzen

Welt. tourismus kann bei der entwicklung benachteiligter regionen helfen. Noch stärker muss an Modellen

gearbeitet werden, die Notleiden­

den und Verfolgten in ihrer

Heimat eine Zukunft bieten.

Unser Verständnis für andere

Kulturen, ein über Jahrzehnte

aufgebautes Vertrauen und

Freundschaften zu Partnern in

den Destinationen sind eine solide

Basis für diese Aufgabe.“

thomas Bösl, geschäftsführer raiffeisen-tours rt-reisen gmbh (rtk)

„Für uns ist ‚hand in hand ist ...

hanseMerkur’ mehr als ein

Unternehmens­

leitsatz. So versichern wir auch.

Mehr als sechs Millionen Reisen­

den aus dem In­ und Ausland

stehen wir alljährlich in

Notsituationen zur Seite. Den

neuen Opfern von Krieg und

Vertreibung sollten wir 70 Jahre

nach Kriegsende die Hand

reichen. Europa ist nicht nur der

Euroraum, sondern auch eine

Wertegemeinschaft und

damit dem Grundsatz der

Humanität verpflichtet.“

Dr. Andreas gent, Vorstand hanseMerkur reiseversicherung Ag

„Die aktuelle

Situation ist eine

besondere

Herausforderung

für ganz Europa.

Das schicksal der Flüchtlinge geht uns alle an. Hundert­

tausende Menschen, die alles

zurückgelassen haben, brauchen

jetzt unsere volle Unterstützung.

Für uns ist es eine Frage der

Menschlichkeit, schnell und

unbürokratisch Hilfe zu leisten.“

Michael thamm, ceo costa gruppe (Aida/costa)

MigrAnten erWünscht

Die reiseBrAnche engAgiert sich

ein steward aus guinea, ein sous-chef aus Algerien, ein Kellner aus Kolumbien, zwei room Attendants aus russland … die Perso-nalliste von Daniela Welter, Personalchefin des Adlon in Berlin, ist lang und vor allem bunt. Aktuell sind 63 nationen vertreten. „Bei uns arbeiten im schnitt 500 Mitarbeiter, davon sind 167 Migranten.“ Damit liegt das Kempinski-haus deutlich über dem Beschäf-tigungsanteil ausländischer Arbeitnehmer im deutschen gastgewerbe, der laut Dehoga mit 27 Prozent bereits sehr hoch ist. Doch nicht nur die hotellerie ist multikulturell aufgestellt – die gesamte tourismusbranche beschäftigt beispielhaft viele Migranten.

Die ersten Aufgaben vieler zuwanderer be-schränkt sich wegen mangelnder Deutsch-kenntnisse oft erst einmal auf den hinter-grund des hotels (stewarding, housekeeping, Küche). Wer aber ehrgeizig ist, dem bieten sich viele chancen, etwa durch trainings- und transfermöglichkeiten. „Vom tellerwäscher zum Direktor – dieser spruch gilt noch immer in unserer Branche“, sagt Welter.

Mehr Vielfalt durch MultikultiDie Karriereoptionen sind ein wichtiger Plus-punkt, wenn es darum geht, junges Personal anzuwerben. „Wenn wir nicht über die gren-zen hinaus rekrutieren könnten, wäre es in der tat schwer, unseren service aufrechtzu-erhalten“, so Welter. Denn trotz der Arbeits-losigkeit hierzulande bleibt es für die hotel-lerie ein Problem, Mitarbeiter zu finden. Darum hält das Adlon für vielversprechende Anwärter schon mal einen Ausbildungsplatz frei – so wie bei der 22-jährigen Amina Buljina aus Bosnien-herzegowina. Die wusste bis zuletzt nicht, ob ihr Visum für Deutschland verlängert werden würde. „Jetzt hat‘s ge-klappt“, freut sich die künftige hotelfach-frau, „mein traum ist in erfüllung gegangen.“hoch motivierte Migranten, die auf ihren Job stolz sind, tragen so aufgrund ihrer verschiede-nen Kulturen und mit ihren sprachkenntnissen zur internationalität des hauses bei. genau dieses engagement, so weiß Welter, mache die Branche aus und verschaffe den gästen das service-erlebnis. „ich möchte mir gar nicht vorstellen, wenn wir diese unterstützung der Migranten nicht bekommen würden.“

Multikulturelle tourismus-branche

Der tourismus kommt ohne ausländische Arbeitskräfte nicht mehr aus, wie das Beispiel anhand des Personalschlüssels im hotel Adlon zeigt.

gegen not und leid, aber auch Fremdenfeindlichkeit setzen touristische unternehmen und ihre engagierten Mitarbeiter ein zeichen.

Chancen, Chancen! Der Bundesagentur für Arbeit zufolge sind im hotel- und gastgewerbe 15.941 Ausbildungsplätze und 40.337 stellen offen. Dehoga-geschäftsführerin ingrid hartges setzt daher auf Flüchtlinge und verlangt Planungssicherheit: keine Vor-rangprüfung für Asylsuchende mit Blei-beperspektive, Bleibegarantie während der Ausbildung, zwei Jahre Aufenthalt bei übernahme bzw. bei nichtübernah-me ein Jahr. Die wichtigste Forderung des Dehoga ist jedoch öffentlich finan-zierter Deutschunterricht. unter [email protected] kann die Broschüre „Poten- ziale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen“ angefordert werden.

es ist, als sei die ganze republik derzeit von ei-ner Welle der hilfsbereitschaft erfasst. Auch die tourismusbranche macht mit. sichtbar wurde das, als ende August Alltours mit hilfe von Air Berlin und germanwings mehrere hun-dert Kilo Bekleidung auf die griechische insel Kos flog. Auch tui mit hotelpartnern vor ort und thomas cook zusammen mit condor hel-fen auf Kos, die ankommenden Menschen mit Wasser, nahrung und Kleidung zu versorgen.

spenden, initiativen, gute tatenMit jeweils einer spende in höhe von 100.000 euro haben Aida und costa Projekte der Flüchtlingshilfe in italien („ärzte ohne gren-zen“) und Deutschland („Aktion Deutschland hilft“) bedacht. Das nothilfebündnis wird zu-gleich auch von der lufthansa cargo mit transportleistungen unterstützt. Die lh-toch-ter lsg sky chefs hilft seit september am Münchner hauptbahnhof, wo tausende von Flüchtlingen aus ungarn stranden, mit Was-serflaschen und snacks aus.engagement gibt es auch da, wo die not ver-mutlich am größten ist: so hat eine initiative von Der touristik im türkischen Kilis zwei schulen für syrische Flüchtlingskinder reno-viert und eingerichtet, während die studiosus Foundation jeden Monat carepakete für rund 250 Familien im raum Damaskus kofinanziert.

Viel eigeninitiativeAuffallend ist das große engagement der Mit-arbeiter, die nicht nur firmeninternen spenden-

aufrufen folgen, sondern viel eigeninitiative zeigen. so haben sich Mitarbeiter von gebeco an der initiative „Kiel hilft Flüchtlingen“ mit sechs Wagenladungen sachspenden beteiligt. Bei Fti planen arabischsprechende Mitarbeiter Deutschunterricht für die Flüchtlinge in der Firmenzentrale anzubieten. schauinsland unterstützt den umbau eines Pfarrheims zu einer Flüchtlingsunterkunft und stiftet die erlöse seines Weihnachtsmarktes. Die Beschäftigten der hanseMerkur liefern regel-mäßig sachspenden in der Flüchtlingsunter-kunft Messehallen hamburg ab. Der Konzern selbst finanziert Klinik-clowns und die Kita der erstaufnahmeeinrichtung.

sprachkurse und Beschäftigungzukunftsweisend in sachen integration und Arbeitsplatz denken unter anderem der Dehoga rheinland-Pfalz und Phoenix reisen: in Ahrweiler organisierte der Verband einen sechswöchigen sprachkurs, der die teilnehmer gleichzeitig mit Praktika auf eine mögliche Ausbildung im gastgewerbe vorbereitete. Phoenix reisen, ein großspender in der entwicklungshilfe, prüft zurzeit, wie Flüchtlinge im Bonner hauptquartier ausgebildet und beschäftigt werden können.

Jobs und Praktika für Flüchtlinge grundsätzlich gilt: Asylbewerber und geduldete dürfen in den ersten drei Monaten in Deutschland nicht arbeiten. 2014 wurde die Möglichkeit zu arbeiten etwas erleichtert. Das dürfte vor allem für die hotellerie interessant sein. AB DeM Vierten MonAt bis zum 15. Monat dürfen sie mit erlaubnis des Ausländeramts ein Praktikum machen und arbeiten. Allerdings: Bei einem Job fragt das Ausländeramt das Arbeitsamt zuerst – und da gilt die Vorrangprüfung, die dazu führt, dass in den meisten Fällen keine Arbeitserlaubnis erteilt wird. AB DeM 16. MonAt in Deutschland entfällt die Vorrangprüfung, Asylbewer-ber und geduldete erhalten dann ihre Arbeitserlaubnis automatisch beim Ausländeramt.

hilfsaktion in Berlin.

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„Offensichtlich haben wir

bisher in den Krisengebie­

ten nicht genug getan,

wenn Menschen von dort

fliehen müssen. Dann helfen wir wenigstens hier wirkungsvoll! Helfen

wir den Vertriebenen hier beim Aufbau

unserer gemeinsamen Zukunft!“

Johannes zurnieden, geschäftsführer Phoenix reisen

„Deutschland darf nicht nur ein

wunderbares Land für Urlauber

sein, sondern muss auch für Menschen in not die türen of-fen halten. Wir leben alle ge­

meinsam auf diesem Planeten

und sollten sicherstellen und der

Welt zeigen, dass Menschen aus Kriegsregionen

hier geholfen wird.“

tilo Krause-Dünow, geschäftsführer canusa touristik

„Internationale Begegnungen über die

Grenzen von Ländern und Kontinenten

hinweg zu fördern, das ist Sinn und Zweck des

Münchner Flughafens. Wir haben dafür den

leitspruch ‚Verbindung leben‘ gewählt. Und

das gilt für uns am Airport selbstverständlich

nicht nur für Geschäftsreisende und Urlauber,

sondern auch für die Flüchtlinge, die zu uns kommen.“

Dr. Michael Kerkloh, Vorsitzender der geschäftsführung der Flughafen München gmbh

„Das Ruhrgebiet ist eine weltoffene

Region, in der über 170 verschiedene

Nationalitäten leben. Auch wir als

Ruhr Tourismus GmbH heißen verfolgte Menschen herzlich will-kommen. Jüngst haben wir bei der

Fotoaktion ‚1000 Mal Willkommen‘

mitgemacht. Das Blog begrüßt Flüchtlinge in Deutsch­

land mit Fotos von persönlichen Schildern und Plakaten.“

Axel Biermann, geschäftsführer ruhr tourismus

„tourisMus unD FreMDenFeinDlichKeit PAssen nicht zusAMMen“

Auf der einen seite Fremdenfeindlich-keit und sogar brennende Asylheime, auf der anderen große hilfsbereitschaft für Flüchtlinge. Was für ein Bild geben wir im Ausland ab?eines vorweg – tourismus und Fremden-feindlichkeit passen nicht zusammen. Wir müssen Brücken bauen. Wir wollen im Ausland willkommen sein, das gleiche sollte daher auch für alle gelten, die hierher kommen. gott sei Dank ist der überwiegende teil der Bevölkerung hilfs-bereit und lebt die Willkommenskultur. Wenn ein geflüchteter syrer sagt ‚Die Deutschen haben mir meine Würde wieder- gegeben‘, dann finde ich das unglaublich angesichts unserer Vergangenheit. insge-samt hat sich Deutschlands image in der Welt seit der Fußballweltmeisterschaft

stark verbessert. Welche Maßnah-

men wünschen sie sich von der Politik? ich fordere von

der Politik ein nachhaltiges Kon-

zept, wie man Asyl-

bewerber und Flüchtlinge vernünftig un-terbringt, integriert und ihnen Deutsch beibringt. es fehlen klare richtlinien. Außerdem müssen die administrativen Verfahren – etwa die Antragsverfahren – beschleunigt werden. Welche signale fordern sie von europa?ich erwarte, dass europa auch die euro- päischen Werte lebt. Das heißt zusammen-arbeit und gegenseitige unterstützung. Beides ist derzeit nicht sichtbar. Wenn die toleranz und Menschenrechte leiden, leidet auch europa. Was erwartet die reisebranche von der Politik in touristischen Krisenregionen?Viele regionen, die Flüchtlinge auf dem Weg nach europa ansteuern, sind wichtige touristische regionen. lampedusa, Kos, lesbos, ungarn und jetzt auch Kroatien müssen sich deshalb um eine Willkom-menskultur bemühen und mit den Betrof-fenen ordentlich umgehen. Wenn länder wie ungarn das nicht tun, dann bleibt das auch in den Köpfen von touristen hängen und schadet dem ruf. Klar ist aber auch, dass diese länder die unterstützung aller eu-Mitglieder brauchen.und was können die touristischen unternehmen tun?Wir können vor ort helfen, viele unter-nehmen haben das bereits getan. Aber letztendlich fehlt ein nachhaltiges Konzept der Politik, wie und wo genau

unterstützung koordiniert geleistet werden kann. Mit einem solchen Konzept könnte die reisebranche erkennen, wo gezielt hilfe nötig ist.stichwort gastfreundlichkeit – Deutsch-land, österreich und ungarn haben wie-der grenzkontrollen eingeführt. Was für Folgen hat das für den tourismus?Die grenzkontrollen machen mir sorge. Punktuell umgeleitete züge und lange staus haben direkte Auswirkungen auf unser geschäft. ich fürchte, dass vor allem Kurztrips und Busreisen darunter leiden werden. und wenn weitere staaten anfan-gen, die grenzen zu kontrollieren, dann ist das wirklich sehr bedenklich.

hans-Dieter lohneis, Vorsitzender des DrV-Auslandsausschusses und Mitglied der geschäftsführung studiosus reisen, über ambivalente Botschaften, fehlende Konzepte und die Auswirkungen auf die Branche.

DeutschlAnD ist Bunt unD hell

Angesichts der Flüchtlingslage versendet das land zwiespältige Botschaften in die Welt. Die dunkle seite besteht aus Frem-denfeindlichkeit und rechtsextremisti-schen gewalttaten. Die andere, helle seite ist die enorme hilfsbereitschaft, die immer dann zu hochform aufläuft, wenn die situation sich zuspitzt. so geschehen in der ersten septemberwoche, als am Münchner hauptbahnhof 70.000 Flüchtlinge ver-sorgt werden mussten. es war vor allem die reibungslose Kooperation zwischen offiziellen stellen und tausenden von Frei-willigen, die zeigte, wozu eine zivilgesell-schaft jenseits der Politik fähig ist. Aber nicht nur München glänzt. Deutschland-weit sind in den letzten zwei Jahren an fast jedem ort initiativen entstanden, die ehrenamtlich integrationshilfe leisten.

WillkommenskulturDennoch tut sich geraldine Knudson, Münchens tourismuschefin, leichter als andere Kollegen, wenn sie über die Aus-wirkungen auf den tourismus angesichts der Flüchtlingslage nachdenkt. „Die Berichterstattung in den internationalen Medien hat das image Münchens als gast-freundliche stadt sicher bestätigt“, sagt sie. Die Bilder aus München führten zu ei-nem positiven gesamtbild Deutschlands. Doch dies werde sich nicht automatisch in höheren Besucherzahlen niederschlagen.Für den geschäftsführer der tourismus Marketing gesellschaft sachsen,

hans-Jürgen goller, verbietet sich die über legung, die Aufnahme von Flüchtlin-gen unter dem Aspekt des imagegewinns zu betrachten. inwieweit sich eine auf Dauer sehr hohe zahl ankommender Flüchtlinge auf die touristischen zahlen auswirken wird, lasse sich im Moment nicht seriös beantworten. Die dauerhafte Bericht erstattung in den Medien über einzelne Vorkommnisse in sachsen (stich-worte: Pegida, heidenau) ergebe eher ein imageproblem. sachsen punkte als Kultur-reiseziel nr. 1 in Deutschland und beliebtes reiseziel für Aktivurlauber. Das zahle sich mittelfristig weiter aus.

Dresdens tourismuschefin, Bettina Bunge von Dresden Marketing, weiß allerdings, dass das Ansehen der stadt in der Welt auch daran gemessen wird, „wie wir Menschlichkeit und Weltoffenheit tat-sächlich leben“. „Die gastfreundlichkeit spielt für eine reiseentscheidung grund-sätzlich eine entscheidende rolle“, sagt sie. es hätten sich großartige initiativen gegründet, die unter anderem über so-cial-Media-Kanäle kommuniziert werden. inwiefern die Willkommenskultur einfluss auf das image des landes und der städte hat, werde sich aber erst in den nächsten Jahren messen lassen.

Die deutsche reisebranche bekennt Farbe – auch und gerade dort, wo jetzt viele Flüchtlinge ankommen. ob in Bayern oder sachsen – was die Profis in den tourismusbüros denken und tun.

Ordnung, Freundlichkeit und Lebensqualität in Deutschland leben 8,2 Mio. Ausländer. zwei von ihnen, touristiker von Beruf, sagen, was sie an dem land zu schätzen wissen, in dem sie seit Jahren leben. Petra cruz-Deyerling (Direktorin tourist Board Dominikanische republik) und Yujiro takei (AnA-Manager aus Japan) kommen zwar aus zwei völlig verschiedenen ecken der erde. geht es aber um Deutschland, dann sind sie sich unerwartet einig. Beiden gefallen die gastfreundlichkeit, ordnung, ehrlichkeit und lebensqualität. Fremdenfeindlichkeit taucht in ihrem Deutschland-Bild gar nicht auf. einen Kultur-schock erlebte cruz-Deyerling, als sie erstmals in Berlin landete. „Mir fielen die Alt-bauhäuser und Denkmäler auf“, erinnert sie sich. sie spürte, dass hier „alles anders gehandhabt wird als in der Karibik. es geht nach richtlinien.“ ähnlich staunte takei. Wenn er Bus oder Bahn fuhr, kontrollierte keiner die tickets. Die Deutschen mussten sehr gesetzestreu sein, dachte er sich. geradezu geschockt war er, als er in Frankfurt gefragt wurde, wo der Bahnhof sei? in tokio würde ein Japaner nie-mals einen Ausländer nach dem Weg fragen. takei aber freute sich: „Das bedeute-te, dass ich dazugehörte. ich war kein Besucher, sondern ein Bürger.“ inzwischen leben cruz-Deyerling seit 1997 und takei seit 2001 in Frankfurt.

Alltours: hilfsaktion für Flüchtlinge auf der griechischen Ferieninsel Kos.

hans-Dieter lohneis, Vorsitzender des DrV-Auslands-ausschusses.

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So können Sie helfen!DAs FlüchtlingsrAt-PortAl Jedes Bundesland hat einen Flüchtlingsrat, der mit hilfsorganisationen, unterstützergruppen, landesregierung und Pro Asyl kooperiert. Auf einer Website sind die einzelnen landesverbände zusammengefasst, die detailliert auf der regionalen und lokalen ebene über hilfe, engagement und vieles mehr informieren. www.fluechtlingsrat.de

DAs üBersichts-PortAl eine umfassende private seite über hilfe für Flüchtlinge, die sowohl über initiativen bundesweit informiert als auch ganz praktische Fragen beantwortet wie etwa: „ich spreche die sprache (des Flüchtlings) nicht, wie kann ich mich verständigen?“ www.wie-kann-ich-helfen.info

DAs sPenDen-PortAl unter „Aktion Deutschland hilft“ haben sich 24 führende hilfsorganisationen zusammengeschlossen. www.aktion-deutschland-hilft.de

PArtner

BunDesVerBAnD Der Deutschen tourisMusWirtschAFt

cAnusA touristiK

costA gruPPe (AiDA/costA)

Deutsche zentrAle Für tourisMus

FlughAFen München

hAnseMerKur reiseVersicherung

Phoenix reisen

rAiFFeisen-tours rt-reisen

ruhr tourisMus

schAuinslAnD-reisen

iMPressuM„Wir zeigen gesicht“ ist eine Beilage zu fvw, traveltalk, Frankfurter Allgemeine zeitung, handelsblatt und der süddeutschen zeitungeine Publikation der FVW Medien corporate PublishingVerlag FVW Medien gmbh, Wandsbeker Allee 1, D-22041 hamburg, www.fvw-medien.degeschäftsführung Marliese Kalthoff, Peter Kley Anzeigenleitung Andreas auf der heidenredaktion holger M. Jacobs, Mike liem, tinga hornygestaltung Wolfgang Berlt (Art Director), Birga gnidaDruck Westermann Druck gmbh, georg-Westermann-Allee 66, 38104 BraunschweigFVW Medien gmbh ist ein unternehmen der dfv Mediengruppe

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