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Chemisch-wirtschaftliche' Nachrichten. 49 Wlrt rcbaftlfcher Tea 82 Jahrgang 1919. 1 - - __ _______ Zeits angewandte Ch Bd. n., S. 49 - ti6 I Wirtschaftlicher Teil u.Vereinsnachrichten I 24. Jan~ 1919 SoziaIisierung und Chemiker. Von Dr. Jams EPERAIM, Berlin. Die Entwicklung der deutschen Verhaltnisse zwingt jeden Staats biirger, unabhangig von seiner inneren politischen Gesinnung, zi den auftretenden wirtschaftlichen Problemen Stellung zu nehmen Besonders macht sich dies fiir den C h e m i k e r geltend, bei den es sich um zwei Fragen handelt: Wie ist die chemische Industri vor weitgehenden Schaden zu schiitzen? Wie kann dem einzelnei C h e d e r eine seiner Fachbildung entsprechende Stellung gesicher werden 1 DaB beide Fragen vielfach ineinander iibergreifen, diirfh ohne weiteres klar sein. Bei der gedeihlichen Entwicklung der chemischen Industrie, voi welcher natiirlich die kiinftige soziale Stellung des einzelnen Che mikers in grol3em MaSe abhiingt, handelt es sich im wesentlichei darum, ob eine Sozialisierung der chemischen Betriebe moglich is und in welchem Umfanga Die Aufgabe des Chemikers bcsteht hie darin, daB er auf Grund seiner Fachkenntnis zu den auftretendei Fragen Stellung nimmt. Mit der einfachen, hzufig geaderten An sicht, die chemische Industrie sei vielfach (je nach der Auffassuni des betreffenden Autors mehr oder weniger) fur eine Sozialisierung reif, ist gar nichts gesagt. Derartige XuBerungen sind im Grundc genommen nichts weiter als eine Phrase. Es kommt vielmehr darau an, welche einzelnen Industriezweige in Erwagung gezogen werde1 sollen und in welcher Weise die Durchfdhrung des Planes gedachi ist. Der Chemiker wird darzulegen haben, daB eine Unterscheidunh der einzelnen Zweige unbedingt notwendig ist. In den meister FWen wird dies iibersehen. Oberbergrat Dr. P a x m a n n , dei vor zu weitgehenden Sozialisierungsversuchen sonst warnt, sag1 trotz seiner Zuriickhaltung (Vossische Zeitung 21./12. 18, Xr. 651) daB vielleicht auch Arzneimittel und gewisse Chemikalien soziali siert werden konnen. Ale MaBstab erklart er Betriebe mit ziemlict festatehenden Produktionskosten und festbegrenztem Abnehmer. kreis, mit einer gewissen Stetigkeit der Erzeugung und des Ver. brauchs. DaB gerade unter der sonst natiirlich offen zu lassenden Anerkennung des Grundsatzes fur die Vornahme der Sozialisierung der Chemiker zu den herausgegriffenen Beispielen sehr viele gewich. tige Bemerkungen zu machen hatte, ist wohl vollstandig klar. Ee kommt nur darauf an, daB der Chemiker seine Stimme erhebt und daB man ihre Beachtung auch durchsetzt. Dies ist die wichtigste Forderung, um deren Geltendmachung es sich fiir den Chemiker handelt, gleichgultig, wic sonst seine Stellungnahme zu den wei- teren politischen Fragen auch sein mag. Wie notwendig die sach- vemtlindige dul3erung der Chemiker zu den spiiteren Vorschlagen sein wird, ergibt sich auch aus der &Berung eines gleichfalls zuriick. haltenden Nationalokonomen (Dr. F e 1 i x P i n n e r , Berliner Tageblatt 21./12. 18, Nr. 651), wonach bisher ungeniigend ent- wickelte Techniken, wie die Vergasung, sich kaum fur den Staats- betrieb eignen, wohl aber die alten Nebenproduktionen der Koks- erzengung, wie Ammoniak, Benzol, Teer usw. Auch die- Art der in Aussicht gcnommenen Sozialisierung be- dmf der eingehenden Erorterung seitens des Chemikers. Es wird (0 t t o H u e , Monopolfrage und Arbeiterklasse, Berlin 1917, S. 156) die Ubertragung des Handels mit Bergwerksprodukten an das Reich als Monopol vorgeschhgen, ,,und nicht zuletzt das Ver- kaufsmonopol der bei der Verkokung gewonnenen Nebenprodukte", m i l sich auf denselben unsere in der Welt tonangebende, unge- wiihnlich profitable chemische Industrie aufbaut. Kann bei einer Verstaatlichung des Handels mit Benzol usw. unsere chemische In- dustrie den Wettbewerb mit dem Auslande aushalten? Dies ist nicht allein eine Rage der kaufmannischen Kalkulation, an welcher der Chemiker iibrigens auch ein nicht geringes Interesse hat, viel- mehr mu8 auch der technische Gesichtspunkt herangezogen werden. In noch viel hoherem MaBe ist die technische Beurteilung der Sozialisierung der chemischen Betriebe dahin notwendig, ob ihre Vemtaatlichung nur noch eine Frage der Macht ist, wie K a u t s k y meint (Sozialdemokratische Bemerkungen zur obergangswirtschaft, Angew. Chem. 1919. WirbchaftUcher Teil (Band II) EU Nr. 7 Leipzig 1918, S. 80). Gerade von diesem Gesichtspunkte &us muI3 der Chemiker als Techniker das Wort ergreifen. Auf die Beriicksichtigung der auslandischen Verhaltnisse, die gerade in der chemischen Industrie eine groBe Rolle spielen, kann nicht nachdriicklich genug hingewiesen werden. Das Ziel der So- zialisierung ist oberwindung der Warenproduktion (K a r l K a u t s - k y , Grundsiitze und Forderungen der Sozialdemokratie, Erltuterun- gen zum Erfurter Programm, Berlin 1914, S. 25). 1st ein derartiges Ziel in der chemischen Industrie durchfiihrbar, wenigstens jetzt, wo im Auslande noch die kapitalistische Produktionsweise herrscht ? Der Beachtung dieser Verhaltnisse wirft zwar die Sozialdemokratie (Vorwtirts 21./12. 18 abds.) unverfrorene kapitalistische Gesinnung vor. Wenn aber die deutsche chemische Industrie wieder in die Hohe kommen will, um damit auch das deutsche Wirtschaftsleben zu heben, bleibt nichts anderes iibrig, als die auslandische Produk- tionsweise kaufmannisch und technisch nach Mark und Pfennigen abzuwagen Wenn man die Sozialisierung betrachtet, mu13 man auch die Stellung des Chemikers in den sozialisierten Betrieben priifen. Seitens der Befiirworter der Sozialisierung wird den Arbeitern ge- rade als Bremsschuh fur ein allzu schnelles Vorgehen bei der Umstel- lung der Betriebsordnung die Stellung der Techniker entgegenge- halten K a u t s k y (Freiheit 29./12. 18) warnt davor, die biirger- liche Welt als ein Gehege von Schurken zu betrachten. Er halt den Freunden der schnellen Sozialisierung vor: ,,Sie miaachten die geistigen und okonomischen Leistungen (der Bourgeoisie) und glau- ben, die Proletarier verinochten ohne jedes Fachwissen und ohne jegliche Vorbereitnng sofort alle politischen und okonomischen Funktionen zu iibernehmen, die von den biirgerlichen Gewalten bisher ausgeiibt wurden. " Hier ist die Frage angeschnitten, welcha Iiir den Chemiker als einzelnen Berufsangehorigen in erster Linie in Betracht kommt. Dieser Punkt ist auch von anderer Seite in Erwagung gezogen worden. Man hat darauf hingewiesen (,,A. u. S.- Rate", Berlin, Buchhandlung Vorwarts 1918, S. ll), dai3 bei Be- triebswahlen die geistigen Arbeiter ausgeschaltet werden und daB las Arbciten vom friihen Morgen bis zum spiiten Abend als Pflicht and Zwang fur alle geistigen Arbeiter gelte (S. 9). Die Anerkennung les Chemikers als geistiger Arbeiter und die Beriicksichtigung seiner Eigentiimlichkeit gehort zu den Problemen, welche der Umbau meres Wirtschaftslebens bietet. Diese wichtige Berufsfrage ist :ine der Zukunftsaufgaben, bei deren Lijsung der Chemiker nicht ,atenlos beiseite stehen darf, wenn er nicht seine kiinftige Stellung ?in fiir allemal gefghrden will Der Chemiker dad hier nicht mit ieiner Aiiteilnahme zuriickhalten. ,,Uns Chemikern erwkhst die ?flicht, tatkriiftig und rastlos mitzuarbeiten an der Wiedererstarkung 1nsemr chemischen Wissenschaft und Industrie." (Th. Diohl). Qesetzgebung. @Be, Stenern, Fraehten, Verkehr mit Nahrnngsmltteh, Sprengstofh, Gliiten nsw.; gewerblicher Iteehtssehntz.) Vereinigte Staaten. E i n f ii h r u n g v o n E i s e n e r z a 1 I 3 a 1 1 as t. Nach einer Bekanntmachung des ,,War Trade Board" liirfen auf Sckiffen, die von Schweden, Norwegen, Spanien und ?ordafrika nach den Vereinigten Staaten von Nordamerjka kommen, isgesamt 70 000 phosphorarmes Erz als Ballast eingefiihrt werden; roraussetzung dabei ist, daB die Einfuhr vor dem 1.n. 1919 er- dgt. Das Erz darf niaht mehr als 0,12y0 Phosphor auf 50% metal- sches Eisen enthalten. (Dagens Nyheter vom 7./12. 1918.) Zl. Ceylon. Der Gouverneur von Ceylon hat die V e r m i n d e r u n g e s A u s f u h r z o I1 e s f u r G u m m i von 7% Cents auf 3 Cents ?twa l/z d) fiir 1 Ib vorgeschlagen, um die Gummiindustrie auf bylon zu heben Der Ausfall sol1 u. a. durch W i e d e r e i n f ii h r u n g es Ausfuhrzolles auf Kopra und CocosnuBol ge- England. Weitere Milderung der Ausfuhrver- o t e wurden unterm 20.112. bekanntgemacht. (Wegen Bedeutung eckt werden. (Times vom 18./11. 1918; W. N. D.) tl. 7

Wirtschaftlicher Teil u. Vereinsnachrichten

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Chemisch-wirtschaftliche' Nachrichten. 49 Wlrt rcbaftlfcher T e a 82 Jahrgang 1919. 1 - - __ _______

Zeits angewandte Ch Bd. n., S . 49 - ti6 I Wirtschaftlicher Teil u.Vereinsnachrichten I 24. J a n ~ 1919

SoziaIisierung und Chemiker. Von Dr. J a m s EPERAIM, Berlin.

Die Entwicklung der deutschen Verhaltnisse zwingt jeden Staats biirger, unabhangig von seiner inneren politischen Gesinnung, zi

den auftretenden wirtschaftlichen Problemen Stellung zu nehmen Besonders macht sich dies fiir den C h e m i k e r geltend, bei den es sich um zwei Fragen handelt: Wie ist die chemische Industri vor weitgehenden Schaden zu schiitzen? Wie kann dem einzelnei C h e d e r eine seiner Fachbildung entsprechende Stellung gesicher werden 1 DaB beide Fragen vielfach ineinander iibergreifen, diirfh ohne weiteres klar sein.

Bei der gedeihlichen Entwicklung der chemischen Industrie, voi welcher natiirlich die kiinftige soziale Stellung des einzelnen Che mikers in grol3em MaSe abhiingt, handelt es sich im wesentlichei darum, ob eine Sozialisierung der chemischen Betriebe moglich is und in welchem Umfanga Die Aufgabe des Chemikers bcsteht hie darin, daB er auf Grund seiner Fachkenntnis zu den auftretendei Fragen Stellung nimmt. Mit der einfachen, hzufig geaderten An sicht, die chemische Industrie sei vielfach (je nach der Auffassuni des betreffenden Autors mehr oder weniger) fur eine Sozialisierung reif, ist gar nichts gesagt. Derartige XuBerungen sind im Grundc genommen nichts weiter als eine Phrase. Es kommt vielmehr darau an, welche einzelnen Industriezweige in Erwagung gezogen werde1 sollen und in welcher Weise die Durchfdhrung des Planes gedachi ist. Der Chemiker wird darzulegen haben, daB eine Unterscheidunh der einzelnen Zweige unbedingt notwendig ist. I n den meister FWen wird dies iibersehen. Oberbergrat Dr. P a x m a n n , dei vor zu weitgehenden Sozialisierungsversuchen sonst warnt, sag1 trotz seiner Zuriickhaltung (Vossische Zeitung 21./12. 18, Xr. 651) daB vielleicht auch Arzneimittel und gewisse Chemikalien soziali siert werden konnen. Ale MaBstab erklart er Betriebe mit ziemlict festatehenden Produktionskosten und festbegrenztem Abnehmer. kreis, mit einer gewissen Stetigkeit der Erzeugung und des Ver. brauchs. DaB gerade unter der sonst natiirlich offen zu lassenden Anerkennung des Grundsatzes fur die Vornahme der Sozialisierung der Chemiker zu den herausgegriffenen Beispielen sehr viele gewich. tige Bemerkungen zu machen hatte, ist wohl vollstandig klar. Ee kommt nur darauf an, daB der Chemiker seine Stimme erhebt und daB man ihre Beachtung auch durchsetzt. Dies ist die wichtigste Forderung, um deren Geltendmachung es sich fiir den Chemiker handelt, gleichgultig, wic sonst seine Stellungnahme zu den wei- teren politischen Fragen auch sein mag. Wie notwendig die sach- vemtlindige dul3erung der Chemiker zu den spiiteren Vorschlagen sein wird, ergibt sich auch aus der &Berung eines gleichfalls zuriick. haltenden Nationalokonomen (Dr. F e 1 i x P i n n e r , Berliner Tageblatt 21./12. 18, Nr. 651), wonach bisher ungeniigend ent- wickelte Techniken, wie die Vergasung, sich kaum fur den Staats- betrieb eignen, wohl aber die alten Nebenproduktionen der Koks- erzengung, wie Ammoniak, Benzol, Teer usw.

Auch die- Art der in Aussicht gcnommenen Sozialisierung be- dmf der eingehenden Erorterung seitens des Chemikers. Es wird (0 t t o H u e , Monopolfrage und Arbeiterklasse, Berlin 1917, S. 156) die Ubertragung des Handels mit Bergwerksprodukten an das Reich als Monopol vorgeschhgen, ,,und nicht zuletzt das Ver- kaufsmonopol der bei der Verkokung gewonnenen Nebenprodukte", m i l sich auf denselben unsere in der Welt tonangebende, unge- wiihnlich profitable chemische Industrie aufbaut. Kann bei einer Verstaatlichung des Handels mit Benzol usw. unsere chemische In- dustrie den Wettbewerb mit dem Auslande aushalten? Dies ist nicht allein eine Rage der kaufmannischen Kalkulation, an welcher der Chemiker iibrigens auch ein nicht geringes Interesse hat, viel- mehr mu8 auch der technische Gesichtspunkt herangezogen werden.

In noch viel hoherem MaBe ist die technische Beurteilung der Sozialisierung der chemischen Betriebe dahin notwendig, ob ihre Vemtaatlichung nur noch eine Frage der Macht ist, wie K a u t s k y meint (Sozialdemokratische Bemerkungen zur obergangswirtschaft,

Angew. Chem. 1919. WirbchaftUcher Teil (Band II) EU Nr. 7

Leipzig 1918, S. 80). Gerade von diesem Gesichtspunkte &us muI3 der Chemiker als Techniker das Wort ergreifen.

Auf die Beriicksichtigung der auslandischen Verhaltnisse, die gerade in der chemischen Industrie eine groBe Rolle spielen, kann nicht nachdriicklich genug hingewiesen werden. Das Ziel der So- zialisierung ist oberwindung der Warenproduktion (K a r l K a u t s - k y , Grundsiitze und Forderungen der Sozialdemokratie, Erltuterun- gen zum Erfurter Programm, Berlin 1914, S. 25). 1st ein derartiges Ziel in der chemischen Industrie durchfiihrbar, wenigstens jetzt, wo im Auslande noch die kapitalistische Produktionsweise herrscht ? Der Beachtung dieser Verhaltnisse wirft zwar die Sozialdemokratie (Vorwtirts 21./12. 18 abds.) unverfrorene kapitalistische Gesinnung vor. Wenn aber die deutsche chemische Industrie wieder in die Hohe kommen will, um damit auch das deutsche Wirtschaftsleben zu heben, bleibt nichts anderes iibrig, als die auslandische Produk- tionsweise kaufmannisch und technisch nach Mark und Pfennigen abzuwagen

Wenn man die Sozialisierung betrachtet, mu13 man auch die Stellung des Chemikers in den sozialisierten Betrieben priifen. Seitens der Befiirworter der Sozialisierung wird den Arbeitern ge- rade als Bremsschuh fur ein allzu schnelles Vorgehen bei der Umstel- lung der Betriebsordnung die Stellung der Techniker entgegenge- halten K a u t s k y (Freiheit 29./12. 18) warnt davor, die biirger- liche Welt als ein Gehege von Schurken zu betrachten. Er halt den Freunden der schnellen Sozialisierung vor: ,,Sie miaachten die geistigen und okonomischen Leistungen (der Bourgeoisie) und glau- ben, die Proletarier verinochten ohne jedes Fachwissen und ohne jegliche Vorbereitnng sofort alle politischen und okonomischen Funktionen zu iibernehmen, die von den biirgerlichen Gewalten bisher ausgeiibt wurden. " Hier ist die Frage angeschnitten, welcha Iiir den Chemiker als einzelnen Berufsangehorigen in erster Linie in Betracht kommt. Dieser Punkt ist auch von anderer Seite in Erwagung gezogen worden. Man hat darauf hingewiesen (,,A. u. S.- Rate", Berlin, Buchhandlung Vorwarts 1918, S. ll), dai3 bei Be- triebswahlen die geistigen Arbeiter ausgeschaltet werden und daB las Arbciten vom friihen Morgen bis zum spiiten Abend als Pflicht and Zwang fur alle geistigen Arbeiter gelte (S. 9). Die Anerkennung les Chemikers als geistiger Arbeiter und die Beriicksichtigung seiner Eigentiimlichkeit gehort zu den Problemen, welche der Umbau meres Wirtschaftslebens bietet. Diese wichtige Berufsfrage ist :ine der Zukunftsaufgaben, bei deren Lijsung der Chemiker nicht ,atenlos beiseite stehen darf, wenn er nicht seine kiinftige Stellung ?in fiir allemal gefghrden will Der Chemiker dad hier nicht mit ieiner Aiiteilnahme zuriickhalten. ,,Uns Chemikern erwkhst die ?flicht, tatkriiftig und rastlos mitzuarbeiten an der Wiedererstarkung 1nsemr chemischen Wissenschaft und Industrie." (Th. Diohl).

Qesetzgebung. @Be, Stenern, Fraehten, Verkehr mit Nahrnngsmltteh,

Sprengstofh, Gliiten nsw.; gewerblicher Iteehtssehntz.) Vereinigte Staaten. E i n f ii h r u n g v o n E i s e n e r z a 1 I

3 a 1 1 a s t. Nach einer Bekanntmachung des ,,War Trade Board" liirfen auf Sckiffen, die von Schweden, Norwegen, Spanien und ?ordafrika nach den Vereinigten Staaten von Nordamerjka kommen, isgesamt 70 000 phosphorarmes Erz als Ballast eingefiihrt werden; roraussetzung dabei ist, daB die Einfuhr vor dem 1.n. 1919 er- dgt. Das Erz darf niaht mehr als 0,12y0 Phosphor auf 50% metal- sches Eisen enthalten. (Dagens Nyheter vom 7./12. 1918.) Zl.

Ceylon. Der Gouverneur von Ceylon hat die V e r m i n d e r u n g e s A u s f u h r z o I 1 e s f u r G u m m i von 7% Cents auf 3 Cents

?twa l/z d) fiir 1 Ib vorgeschlagen, um die Gummiindustrie auf bylon zu heben Der Ausfall sol1 u. a. durch W i e d e r e i n f ii h r u n g e s A u s f u h r z o l l e s auf K o p r a und C o c o s n u B o l ge-

England. W e i t e r e M i l d e r u n g d e r A u s f u h r v e r - o t e wurden unterm 20.112. bekanntgemacht. (Wegen Bedeutung

eckt werden. (Times vom 18./11. 1918; W. N. D.) t l .

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der Buchstaben A, B und C vgl. S. 42.) Vollig zu s t r e i c h e n in der Liste der Ausfuhrverbotb aind u. a. Eisenoxyde, sowie Ge- mische, die Eisenoxyde enthalten A; Eisen nnd Eisenwaren, die Chrom, Kobalt, Molybdan, Nickel, Wolfram oder Vanadium ent- halten A; Glas fiir optische Instrumente A; Graphit B; Gemische, die Bariumsulfat enthalten A (fur Bariumsulfat selbst bleibt das Verbot bestehen); Kresol und Gemische (fiir alle iibrigen Stein- kohlenteerderivate [auBer Solventnaphtha] bleiben die Ausfuhr- verbote bestehen) ; Magnesiumchlorid und -sulfat sowie Gemische A; Blutalbumin A (fur anderes Albumin bleibt das Verbot bestehen). - Von Liste A n a c h L i s t e B v e r s e t z t ist Milchsiiure. (The

Frankreieh. Mach einer Mitteilung des Ministeriums des hl3ern konnen u. a. auch Eisen und Stahl sowie Gegenstande daraus ohne Garantiezeugnisse nach den vier neutralen n o r d i s c h e n S t a a - t e n a u s g e f ii h r t we r d e n.

Schweiz. E r l e i c h t e r u n g d e r E i n f u h r a u s d e n E n t e n t e 1 ii n d e r n. Das franzijsische Amtsblatt veroffentlicht eine Kundgebung des franzosischen Blockadeministers an die fran- zosischen Ausfuhrhauser, wonach die alliierten Regierungen be- schlossen haben, vom 25./12. 1918 an die Sendungen u. a. nach- stehender Waren, die fiir die Schweiz bestimmt sind, von der Porma- litilt der Konsignation an die S. S. S. zu befreien. Diese Waren diirfen in die Eidgenossenschaft ohne Beschriinkung der Kontin- gente eingefiihrt werden. Dabei ist aber verstanden, daD die be- treffenden Waren nicht an Firmen, Personen und Gesellschaften gesandt werden diirfen, die von der frsnzosischen Regierung auf den Index gesetzt worden sind. Diese Verfiigung betrifft u. a. folgende Waren: Artikel aus Phantaaieleder und Lederimitation, ungezuckerten Fruchtsaft, olessenzen, Kaolin, Likore, Rohmarmor, Celluloidgegenstiinde, photographische Platten, Zahnplombagen, ver- schiedene chemische, pharmazeutische und Drogerieartikel, Weine.

bterreieh-Ungarn. F r e i g a b e v o n P a p i e r g e w e b e a u s P a p i e r g a r n. Die Baumwollsektion der Tschechoslowaki- schen Textilsektion beschloB eine Verordnung zu erlassen , wonach zur Erzeugung folgender Waren Baumwolle nicht verwendet werdeii darf : Wachsleinwand, Buchbinderleinwand, Siicke, Umschlage- hiillen, Plane, Strohsackstoffe, Teppiche, Tapezierstoffe und Polster- stoffe in Eisenbahnwgen. Zur Erzeugung dieser Waren diirfen nur Papiergewebe, die sich fur diese Zwecke als guter Ersatz be- wiihrt haben, benutzt werden. Weiter wurde beschlossen, daB siimt- Iiche Verbote betreffcnd die Einschriinkungen des Handels mit Baumwollwaren zuriickgezogen und siimtliche in den Fabriken und Geschaften bisher beschlagnahmten Vorrilte zum Verkauf freige- geben werden. Desgleichen sollen Abfallgarne, Abfiille sonstiger Art und Abfiille aus Spinnereien sowie Lumpen dem freien Handel

Deutschland. Durch Verfiigung des Reichskommissars fiir Aus- und Einfuhrbewilligung voin 19/11. 1918, R. K. Exp. 7304, sind die Z o l l s t e l l e n e r m i i c h t i g t worden, die A u s f u h r aller an den Grenzen infolge der Einstellung des Giiterverkehrs zuriick- Rehaltenen, zur Ausfuhr bestimmtcn Giiter, fur die eine Ausfuhr- bewilligung erteilt ist, ohne Riicksicht auf den im Einzelfall in- zwischen erfolgten A b 1 a u f d e r G ii 1 t i g k e i t s d a u e r der

N i c h t e r h e b u n g d e s F r e i g e l d s b e i d e r V e r - z o l l u n g v o n T r i n k b r a n n t w e i n . Bei der Verzollung von Trinkbranntwein nach den gemiil3 3 266 des Gesetzes iiber dm Branntweinmonopol am 1./10. 1918 in &aft getretenen Vorschriften des 0 140 dieses Gesetzes sind, wie bekannt geworden ist, Zweilcl dariiber entstanden, ob die in der Anmerkung 1 zu T.-Nr. 178 und 179 neben dem Zolle vorgeschriebene Erhebung des Freigelds schon jetzt fiir aus dem Ausland eingefiihrten Trinkbranntwein zu er- folgen habe. Zur Behebung dieser Zweifel und zur Vermeidung unrechtmiiSigec Erhebungen von Freigeld wird darauf hingewiesen, da13 bei der Einfuhr von Trinkbranntwein die durch die Anmerkung 1 zu T.-Nr. 178 und 179 vorgeschriebene Erhebung von Freigeld erst dann einzutreten hat, wenn das genannte Gesetz insbesondere die darin enthaltenen, sich auf die Erhebung von Freigeld beziehenden Vorschriften in Kraft gelreten sind, und dab bis zu diesem Zeitpunkt fur aus dem Ausland eingehenden Trinkbranntwein nur die E r -

Z o l l b e h a n d l u n g v o n a l s M e t b e z e i c h n e t e n G e t r i i n ken . Es hat sich herausgestellt, daD unter der Be- zeichnung ,,Met" Getranke in den Handel kommen, die aus Honig unter Verwendung von Hopfen und Zusatz von Citronensaft und Gewiirzen hergestellt, auch nicht vollstiindig ausgegoren sind. Derartige Getranke konnen als Met der Nr. 185 nicht angesehen werden, sondern miissen den ohne Zusatz von Branntwein oder %vein kunstlich bereiteten Getranken derselben Tarifnummer zu- geziihlt werden; fiir sie ist deshalb neben dem Zollsatze von 24 M oder 48 M fiir 1 dz nach MaBgabe des Weingeistgehalts die innere Abgabe zu erheben. ar.

Im S30des Gesetzes iiberden A b s a t z v o n K a l i s a l z e n vom 25./5. 1910 wird als Abs. 3 hinzugefiigt: ,,Bei den Entschei-

London Gazette vom 20412. 1918.) Sf.*

on.

ar.

iiberlassen bleibcn. (Prager Tagblatt.) 11.

Ausfuhrbewilligung, z u z u 1 a s s e n. 0%

h e b u n g des Z o l l e s in Rage kommt. El.

dungen der Verteilungsstelle'auf -Grund der Vorschriften des f 2% Abs. 2 bis 8 (Reichs-Gesetzbl. fiir 1917, S. 501, f i i r 1918 S. 749) wirken an Stelle zweier der von den Kaliwerksbesitzern gewahlten Beisitzer zwei. Beisitzer mit, die von den Werksangestellten ge- wiihlt werden. Als Werksangestellte im Sinne dieses Gesetzes gelten alle auf einem Kaliwerke beschiiftigten kaufmiinnitlchen, technischen und sonstigen Angestellten, soweit sie nicht nach den Ausfiihrungs- bestimmungen des Bqndesrats als im Lohne beschaftigte Arbejter ( 5 13) anzusehen sind." 1 on.

Laut Verordnung vom 10./1. 1919 tritt die Bekanntmachung Nr. L. 999/10. 18 ERA., betreffend B e s c h 1 a g n a h m e , HBchst. preise, Melde- und Verkaufspflicht fur L e d e r a b f & 1 1 e , vom

B n d e r u n g e n d e r d e u t s c h - d l n i s c h e n G i i t e r - t a r i f e. Wie die Eisenbahndirektion Altona mitteilt, erscheint zum l./l. 1919 eine Neuausgabe des vorgenannten Tarifs, die auch eine andere Fassung des Ausnahmetarifs fur E i s e n und S t a h 1 vom Ruhrbezirk und von Oberschlesien nach danischen Verbrauchs- pliitzen enthalt. In dem neuen Tarif sind die bisher als besondere Zuschlage erhobenen Frachtzuschlage der diinischen Bahnverwal- tungen sowie die bisher gleichfalls an Hand einer besonderen Zu- schlagstafel berechnete Reichsverkehrsabgabe und der Kriegs- zuschlag eingerechnet. AuBerdem sind die sonst noch auf verschie- denen Bahnen in letzter Zeit eingefiihrten Zuschlage und Erhohungen beriickeichtigt. Von Interesse ist weiterhin die Mitteilung, da13 die danische Preisregelungskommission, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, fiir den Binnenverkehr die Herabsetzung der Kohlenfrachten von 77 auf 50 Kr. beschlossen hat. Diese Bestimmung sol1 sogar riickwirkend fur alle seit dem 6./11. 1918 eingetroffenen Ladungen gelten. Die FoIge wird eine Herabsetzung der Preise urn rund 2 Kr. fur 1 hl sein. Der Wahrungszuschlag fur Umbehandlungsfrachten im Verkehs nach Danemark ist schon wieder erhBht worden und

19./10. 1918 bis zum 31./3. 1919 a u S e r K r a f t. 11.

betriigt nunmehr 120%. (Nach ,,Rh.-Weatf. Ztg.") Wth..

Wirtschaftsstatistik. dmerikanlsehe Roheipnerzeugnng im Krlege. Mehr no& ah

die englische hat die amerbniache Raheisenerzeugung im Kriege eine starke Vermehrung aufzuweisen. Das Charakteristische der amerikanischcn Erzeugungsniethoden ist die Sprunghaftigkeit, die sie schon im Frieden besaBcn. Von 1915 auf 1916 springt die Er- zeugungsziffer von 29 auf 39 Mill. t um 35%. Sie hat damit ihren Hohepunkt erreicht und geht nun wieder zuriick. Daa Ergebnis von 1918, von dem nur 9 Monate vorliegen, diirfte jedenfalls etwas hinter demjenigen des Jahres 1917 zuriickbleiben. Die amerikanische Eisenindustrie hat vom Kriege sicherlich am meisten profitiert und sie wird die erweiterte Stelltlng auch nach dem Kriege zu behaupten suchen. Die Erzeugungsziffern stellen sich in Millionen Tonnen : 1911 1912 1918 1911 1915 1916 1917 Monata

23,65 29,73 30,97 23,33 29,92 39,43 38,65 28,23 Die R o h e i s e n p r e i s e , wie sie sich im Kriege herausge-

bildet haben, sind heute folgende: Bessemer Roheisen 3420 Doll., bhsches Roheisen 33 Doll., GieBereiroheisen 29,34 Doll., schmied- bares Roheisen 34,50 Doll. und Schmiedeeisen 33 Doll. ab Hoch- ofen. Fiir Stahl gelten folgende Preise: Stahlkniippel47,50, Platinen und kleine Brammen 51 Doll., Stahlstangen 57 Doll., Spiegeleisen (16%) 75 Doll. ab Hochofen und Fenomangan (70%) 250 Doll.

Die Colderzengnng der Vereinigten Staaten betrug im letztsn Jahre 3313373 Unzen im Werte von 68483600 Doll., gegen 83 760 000 Doll. i. V. Die Silbererzeugung betrug 67 879 206 Unmn.

Die Hupfererzeugnng der amerikanischen Rsffinerfen betrug im ersten Halbjahr 1918 544 000 l/t gegen 567 OOO 4t im ersten Halb. jahr und 1,07 Mill. t im Kalenderjahr 1917. (Economic World vom lo./& 1918.) on.

Die Roholerzeugung der Vereinigten Staaten des Jahres 1918 wird auf 370 Mill. FSisser oder 28,2 Mill. Fiisser mehr als i. V. ge- schatzt. In den ersten 6 Monaten d. J. betrug die Erzeugung 170,6 Mill. Fasser gegen 160,2 Mill. Fiisser im ersten Halbjahr 1917. Das Ergebnis der diesjiihrigen rekordbrechenden Erzeugun ist die Folge der bedeutend verniehrten Bohrungen in den dgebieten. Die Forderung vermochte trotzdem mit dem Verbrauch nicht Schritt zu halten, der im ersten Halbjahr d. J. um 13 Mill. Fasser grobr war als im gleichen Zeitraum d. V. und die Erzeugungsziffer in den ersten 6 Monaten d. J. um 8 Mill. Fasser iiberschritt. Die Petroleum- vorriite betrugen am 30.16. 1918 142 Mill. Fasser gegen 165,2 MilL Fasser am 30./6. 1917 und 169,3 Mill. Fasser am l ./l . 1917. - Die Gesamtverkaufe von aus einheimischem Petroleum hergestellten Asphalt betrugen in 1917 0,7 Mill. sh/t im Werte von 7,7 Mill. Doll. und von aus mexikanischem Petroleum gewonnenen Asphalt 0,65 Mill. sh/t im Werte von 7,4 Mill. Doll. (Wan Street Journ. vom 447. u. 3./10. 1918; W. N. D.)

1918

franko. (Rh.-Westf. Ztg.) Wth.

gegen 71 740 362 Unzen i. V. (Die Zeit.) U.

BIT.

Wlrtrchsttllcher TeU Chemisch-wirtschaftliche 8% Jahrgang 1919. 1 ---___I-

Der Gesamtwert des AuEenhandels der Vereinigten Staaten im November belief sich auf 522 Mill. Doll., was dem Ausfuhrwert des Oktober (vgl. Angew. Chem. 31, 111, 635 [lSlS]) gegeniiber eine Zunahme von 19 Mill. Doll. bedeutet. (New York Herald vom 23./12. 1918.) ar.

Die Ausfuhr von Vanadiumeisen und Wolfram aus den Ver- einigten Staaten ist betrachtlich im Zunehmen begriffen. Sie betrug (in sh/t):

Vanadiumeisen zjf$z$: 1917 . .' . . . . . . . 1215 1106

. . . . . . . . . 1916 1016 287 1915 420 --I)

--I) 1914 385 1913 302 --I)

. . . . . . . . .

. . . . . . . . . .

. . . . . . . . . (Iron Age vom 1./8. 1918; W. N. D.) on.

Die Zinneinfuhr der Vereinigten Staaten (vgl. Angew. %em. 31, 111, 565 [1918]) betrug im Fiskaljahr 1917/18 fast 70 000 t gegen 67 500 t i. V. 13% der Einfuhr bestand aus bolivianiachen Efien, die in den Vereinigten Staaten verhuttet d e n , wiihrend noch zwei Jahre zuvor nur Metall eingefiihrt wurde. (Fin. Times vom 19./8. 1918.) on.

war in den letzten drei Fiskaljahren folgende: Die Lederein- and -ausluhrbewegung der Vereinigten Staaten

Einfuhr Ausfuhr In lo00 t in Mill. Doll. in 1000 t in Mill. Doll.

1917/18 . . . . . 216 131,6 620 4,1 1916/17 350 216,4 429 390 1915/16 . . . . . 372 158,9 8,6 399

. . . . .

(Xaasbode vom 18./10. 1918; W. N. D.) Nach einem amtlichen &rich$ betrug die Balataerzeugnng

Britiseh-Cuayanss aus den Kronwiildern in 1917 710 t, ein Mehr von 54 t gegen das Vorjahr. (India Rubber Journ. vom 30./11.1918; W. N. D.) 11.

Die durchschnittliche Jahreseinfuhr ausl&ndis&er FarbStoffe nach (vgl. a. Angew. &em. xg, 1x1, 665 ~19161; 30, 111, 10 ~ 1 9 1 7 ~ ) betrw in den letzten 6 bis 7 Jahmn etwa,s iiber 130000 Tikals (1 mkal etwa 250 M). w&hrend des meges kamen nooh gro& Mengen von Anilinfarben vom europiiischen Kontinent uber Holland, welohe in den siamesischen ZcJlausweiWn als holliindische Einfuhr bezeichnet werden. Nach dem ,,Neuen Orient" betrug die Einfuhr aus den verschiedenen Llindern wiihrend der letzten 3 Jahre:

1914116 1916/16 1916i17

ar.

loo0 kg dgs 1OOOkg Tfg8 1000 kg $?& Anilinfmben. . . . . . 48,l 42,s 19,9 35,3 46,6 92,2 Indigo . . . . . . . . 98,6 41,5 267,5 63,9 365,3 108,5 Sonstige Farbstoffe . . 61,5 49,s 44,l 37,4 30,5 35,2

Nach dem Jaliresbericht uber den niederlfindisehen Bergbau ini Jahre 1917 war die Kohlenftirdernng in den drei letzten Jahren die folgende :

&.

1916 1916 1917 in loo0 t

Domaniale Grube. . . . . . 393 389 468 Willem Sophia . . . . . . . 210 230 247 Oranje-Nassau 524 649 747 Laura en Vereeniging 352 418 453 Wilhelmina 450 475 489 Emma. 333 488 557 Hendrik - 7 46

Zusammen: 2262 2656 3007

. . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Es ist also gelungen, die Ftirderung ganz erheblich zu steigern,

konnte. Die Einfuhr, die im Jahre 1916 noch 5 679 000 t betragen

gegangen. Durchschnittlich standen 1917 15 028 Personen im Dienst der Steinkohlengruben, davon 10 922 unter Tag. Der Durchschnitts- lohn eines Bergarbeiters unter Tag betrug fiir die Schicht 4 Gld., und die Leistung eines Hiiuers war ungefahr 1,65 t in einer Schicht. Der Braunkohlenbergbau wwde von zwei Gesellschaften betrieben, namlich von der Grube ,,Carisborg" in Heerlen und der Grube ,,Bergerode". Insgesamt wurden 1917 nur 42 442 t Braunkohlen gefardert. (Nachrichten 4, 1919.) 11.

In ,,Handelsberichten" vom 5./12. 1918 werden folgende Ausfiihrungen gemacht: Bisher ist der BaumwoUsubaa in Nieder- 18;ndlsch-Indien &uhrst gering. Die zahlreichen Enttauschungen, die man mit den bkherigen Versuchen gemacht hat, sind anf die Wechselfiille in den Ernten zuriickzufiihren. Da die

I) Ms Ausfuhr von Wolfram vor 1916 war ganz unbedeutend. Vor, Krisgscmsbruch wm Dsutpohlrtnd dm gr6l3te Ausfuhrland hierfUr.

wenn auch der holliindische Bedarf, der in normalen Zeiten min- destens 8 Mill. t jahrlich betriigt, bei weitem nicht gedeckt werden

hatte, sank 1917 auf 2 661 000 t und ist seitdenl noch weiter zuriick-

Nachrichten. 51

Baumwollpflanzen wiihrend des Wachstums vie1 Regen brauchen, nech der Blutezeit jedoch sehr trockener Witterung bediirfen, eignet. sich das auf Niederlandisch - Indien herrschende Klima fur diese Pflanzen wenig, weil dort auf das Eintreffen der Ost- und Westmonsune zu regelmal3igen Zeitpunkten nicht zu rechnen ist. Trotzdem hat man die Versuche nicht ganzlich aufgegeben, und ein zu diesem Zwecke gebildetes Syndikat hat auf Flores auch gute Erfolge mit dem Anbau einer ganz bestimmten Baumwoll- saatsorte, ,, C a r a v o n i c a " . gemacht. Die Baumwollpflan- zungen in Niederliindisch-Inalien verteilen sich in der nachstehend ersichtlichen Weise:

Bepflanzte Oberflache %anger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Bouws Cheribon 125 ,, Pekalongan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122,7 .,

gEEGi : : : : : : : : : : : !i;,5 :: Madoera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 ,, Pasoeroean . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 748

-

Java

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

,9

11 - Zusammen: 2 116,2 Bouws

AuQenbesltzungen Bepflancte OberflHche Bali und Lombok . . . . . . . . . . . . . . . . 3 360,5 Bouws Palembang . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 000 ,, Ostmte sumatra . . . . . . . . . . . . . . . 2 1 1 7 , ~ hmpongsche Bezirke . . . . . . . . . . . . . 50 ,,

Zusammen: 12 527,7 Bouws Die Soiten, die angebaut werden, sind sehr verschieden. In der

Hauptsache ist es jedoch ,,Gosspium obtusifolium Roxb."'). . fn Palembang wird mit Vorliebe die ,,Kapas Oeloe" angepflanzt, &e m Ewopa weniger begehrt ist und in der HauPtsache nach China und Japan iiber Singapore ausgefiihrt wird, wo SiQ zu billigen Baum- wollwaren verarbeitet wird. Dia Ausfuhr findet meist in unent- kerntem Zustand atatt. Man ist jedoch bestrebt, die Entkernung in Zukunft an 01% und stelle vorzunehmen. Der Handbetrieb bei der Entkernung ist in jungster Zeit dwch Maschinenbetrieb erSetZt worden. Die folgende Tabelle gibt eine Ubersicht iiber die in den Jahren 1913-1916 &US Niederliindisch-Indjen ausgefuhrten ?/iengen

1914 1916 1916 roher und e n t k ~ ~ ~ t e r Bmmnde-

1913 Entkernte Baumwolle t t t t

Niederlande . . . . . . . . 19 39 139 635 GroBbritaden 7 Frankreich . . . . . . . . . 4 ~ ~ l ~ i ~ ~ . . . . . . . . . . . 10 - DeutschIand . . . . . . . . 399 3 Rufjland . . . . . . . . . . - 3 Singapore. . . . . . . . . . 164 80 205 483 Hongkong . . . . . . . . . 39 - - - japan . . . . . . . . . . . 40 - 373 236 - - 37 - China, . . . . . . . . . . .

3 1 Australien - . . . . . . . . . 41 2 Andere Under

Zusammen . . . . . . . . . 723 125 757 1398 Nicht entkerntc 1918 1914 1916 1916 Bohbaumwolle t t t t

Niederlande 21 19 109 87 GroBbritannien . . . . . . - - - 3 Deutschland . . . . . . . 7 79 Singapore. . . . . . . . . 9287 1995 2268 5098 Hongkong . . . . . . . . 64 146 25 16 . . . . . . . . . . 800 853 japan 367 761 china 31 -

3 Austrafien . . . . . . . . - - - 6057 Zusammen . . . . . . . . 10 171 2609 3202

Durch die Ausfuhr entkernter Baumwolle werden betriichtlich dra h6here Gewinne erzielt. (Nachrichten 4, 19.)

Der Grnbenbetrieb Norwegens seit dem Jahre 1900 (vgl. a. Angew. Chem. 19, 1735 u. 2006 [1906]; 20, 1158 119071; 29, 111, 37 [1916]; 30, 111, 37 [1917J u. a. 0.) Ein Aufsatz in der ,,National- tidende" vom 27./12. 1918 enthiilt folgende Angaben: Bis zum Jahre 1900 waren in den Bergwerken durchschnittlich 2500 Arbeiter be- schiiftigt, der Erzeugungswert belief sich auf gut 4 Mill. Kr. jiihrlich. In den fiinf Jahren 1901-1905 stieg die Anzahl der Arbeiter auf ungefiihr 3400, der Produktionswert auf gut 6 Mill. Kr. Fiir die folgenden fiinf Jahre (1906-4910) lauteten die Zahlen 59900 und gut 10 Mill. Kr., und in den letzten funf Jahren (1911-1915) 7300 und 23,6 Mill. Kr. Diese Entwickluug machte trotz der wiederholten Still- legungen wiihrend des Krieges Fortschritte, ao daB die Anzrthl der

31 - - . . . . . . . - - - - - - - - -

- - - . . . . . . . -

. . . . . . . . - -

- - . . . . . . . . . .

l) Roxbburgh. 7

52 - Chemisch-wirtschaftliche Nachrichten. ____ [an::~~%hMefmie. _. __- _______ Arbeiter im Jahre 1915 8060 und der Wert der Ausbeute 41,3 Mill. Kr. betragen hat; im Jahre 1916 belief sich die Arbeiteranzahl auf 7343 und der Wert auf 31,7 Mill. Kr.; fur das Jahr 1917 sind noch keine Angaben vorhanden. In den obengenannten Zahlen ist der Hutten- betrieb nicht einbegriffen, der im Jahre 1916 bei einem Herstellungs- wert von 11,5 Mill. Iir. 462 Mann beschaftigte. Der Bergwerks- betrieb hat besonders im Norden des Landes seit der Jahrhundert- wende einen groBen Aufschwung genommen. Vor der Jahrhundert- wende war Kies das Haupterzeugnis aus den Bergwerken; von da ab begann der Aufschwung der E i s e n erzeugung. Der Produktions- wert ist, was Kies anbetrifft, jedoch erheblich gr6Ber als der des Eisen- erzes. Ein bedeutender Teil des Grubenbetriebs arbeitet fur die Erzausfuhr, und nur der kleinere Teil des Erzes wird in den inlin- dischen Hiitten verarbeitet. Aus den1 Kies wird das eigentliche K u p f e r erz gewonnen, und die Erzeugung von Kupfer hat in den letzten Jahren (nit Ausnahme des Jahres 1916) zugenommen. Das gewonnene N i c k e 1 erz wird jetzt ebenfalls in den norwegischen Hutten behandelt, wiihrend es friiher in rohem oder halbveredeltem Zustand ausgefuhrt wurde. Dagegen wird nur ein sehr geringer Teil des Eisenerzes in Norwegen selbst zur Herstellung von Rolieisen ver- wandt. Wie oben erwLhnt, belief sich der Produktionswert von Erzen und Mineralien im Jahre 'I916 auf 31,7 Mill. Kr. Dieser Betrag ver- teilt, sich folgendermaden: Silber 0,6 Mill. Kr., Kupfererz 3,3 Mill. Kr., Schwefelkies (zum Teil mit Kupfer) 14,5 Mill. Kr., Nickelerz 0,3 Ell. Kr., Eisenerz 9,4 Mill. Kr., Chrornerz 0,6 Mill. Kr. und Molybdiin- glanz 1,6 Mill. Kr. ; auf Apatit, Feldspat und Feldspatmehl entfallen etwa 100 000 Kr. und auf zwei bis drei andere Erze und Mineralien noch geringere Betrage. Bei den1 Produktionswert fiir Hiitten- erzeugnisse (11,5 Mill. Kr.) entfallen 0,7 Mill. Kr. auf Silber, 6 Mill. Kr. auf Kupfer, 3,6 Mill. Kr. auf Nickelmetall und 1,2 Mill. Kr. auf Roh- eisen. Eisenerz wird in folgenden Gruben gewonnen: Sydvaranger 313 500 t, Melo-Grub 31 576 t, Fehus-Gruben 21 650 t. Klodeberg- Gruben 21 000 t und Fosdalen-Gruben 10 954 t. Di- gr6Bten Mengen von Nickelerz kommen aus Ringeriges-Varks-Gruben (-12 036 t) und Flaadt-Gruben (32 607); Schwefelkies: Lokken-Grube (103 240 t), Sulitjelma-VLks-Gruben 65 795 t, Foldals-Varks-Gruben 25 403 t, Kjiili-Grube 15 183 t und StordG-Gruben 13 358 t; Kupfererz: Sulitjelma-Varks-Gruben 8871 t , Birtavarre-Gruben 8642 t und Roros-VLks-Gruben 6530 t. (Nachrichten 4, 19.)

Der Handel der britisehen Salomoninseln. ,,British Export Gazette" schreibt im Dezemberheft 1918: Die Bedeutung des bri- tischen Teiles der Salomoninseln darf nicht iibersehen werden. Es kann eine bedeutend groBere K o p r a gewinnung als bisher erwartet werden, die gro5tenteils auf den Unternehmungsgeist der Lever's Pacific Plantations Ltd. zuriickzufuhren ist, deren Aktienmehrheit im Besitz der Firma Lever Bros., Port Sunlight, ist. Viele neue Pflanzungen, die groetenteils im australischen Handelsregister ein- getragen sind, werden jetzt Ertrage abwerfen. Die Kopraverschif- fungen werden daher wahrscheinlich in der niichsten Zeit stark zu- nehmen. Die Kopraausfuhr betrug im Rechnungsjahre 1917/1918 6943 t oder uber 1000 t mehr als in den vorhergehenden zwolf Monaten. Der Handel der Inseln wird groBtenteils durch Sidneyer Geschiiftsh;iuser getitigt. Trotz dem Mange1 an Schiffsraum hat die verhaltnismaBig kleine Einfuhr standig zugenommen ; sie betrug 1917/1918 154 743 gegen 139 358 Pfd. Sterl. im Jahre 1916/1917 und 135800 Pfd. Sterl. im Jahre 1915/1916. Die Ausfuhr nahm verhLltnismliBig noch mehr zu, sie betrug im letzten Jahre 149 743 Pfd. Sterl. Diese kleinen Mllrkte diirfen nicht unterschatzt werden,

AnBenhandel Nigerias im Jahre 1911. Einem kurzlich verijffent- lichten amtlichen statistischen Bericht zufolge belauft sich der Wert der Einfuhr Nigerias im Jahre 1917 auf 7 544 000 Pfd. Sterl. und ubertrifft damit den Einfuhrwert des Jahres 1913, des bisher gun- stigsten Jahres, um 342 000 Pfd. Sterl. Bus Grofibritannien wurden Waren im Werte von 5,641 Mill. Pfd. Sterl. bezogen gegen 4,931 iMill. Pfd. Sterl. im Jahre 1913. Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten von Amerika wird auf 698000 Pfd. Sterl. bewertet gegenuber 302000 Pfd. Sterl. im Jahre 1913. Wiihrend in letzterem Jahre keine Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten stattgefunden hatte, wurden im Jahre 1917 Waren im Werte von 1118 000 Pfd. Sterl. dorthin gesandt. Die Einnahmen Nigerias sind nicht von der Spiritus- einfuhr abhtingig, und die giinstigen Handelsberichte des Jahres 1917 zeigen, daB die Gewinnung von Palmol und Palmkernol nicht auf eingefiihrten festlandischen Spiritus angewiesen war. Vor dem Kriege bestand die Uberseeinfuhr Deutschlands in der Hauptsache aus Handelsspiritus, und Deutschlands afrikanischer Handel war darauf aufgebaut. In Lagos fuhrte im Jahre 1913 eine deutsche Erma 1114 ma1 so vie1 Spiritus ein als die beiden grol3ten britischen Einfuhr- firmen, und zwei deutsche Firmen, die an der Spitze der Einfuhr- htindler standen, fiihrten fast ebensoviel ein aIs alle britischen Firmen zusammengenommen. - Die Einfuhr Nigeria erreichte im Jahre 1917 einen Wert von 8592329 Pfd. Sterl., das ist eine Zu- nahme um 1 813 025 Pfd. Sterl. dem Jahre 1913 gegeniiber. (R. B. Z . )

Dle spanische Einfuhr von Eisenkies in den ersten seehs Monsten d a Jahrea 1918 belief mioh, wie die ,,Franoe-Iihlio" vom 12./12. 1918

ar.

da viele von ihnen entwicklungsfthig sind. (W. d. A.) u.

on.

mitteilt, auf 561 892 t gegen 1014 636 t in der gleichen %it des

Deutsehlands Roheisenerzeugung. Der Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller hat soeben eine Statistik uber die Roheisen- erzeugung im deutschen Zollgebiet in den Jahren 1916-1918 heraus- gegeben. Danach betrug die Zahl der im Betrieb gewesenen Hoch- ofenwerke im monatlichen Durchschnitt 81; im Jahre 1918 ging die Zahl im Durchschnitt der Monate Januar bis Oktober auf 76 zuriick. Fur November und Dezember liegen Ziffern noch nicht vor. In 1913 d e n durchschnittlich 93 Betriebe geziihlt. Die gesamte Roheisenerzeugung stellte sich im deutschen ZolIgebiete in den Jahren 1913, 1914 und 1916 bis 1918 wie folgt:

Jahres 1917. (Nachrichten 4, 19.) 0%

t 1913 . . . . . . . . . . . . 19311676 1914 . . . . . . . . . . . . 14389547 1916 . . . . . . . . . . . . 13 284 738 1917 . . . . . . . . . . . . 13142278 1918 (Januar bis Oktober). . . 10 807 494

Auf die einzelnen Industriegebiete verteilt sich die Roheisen- " emugung wie-folgt:

1916 1918 lgl' Jan. bie Okt.

t t t Rheinland-Westfalen . . . 5 749 806 6 932 014 6 149 543 Schlesien . . . . . . . . . 784 052 751 805 609 903 Siegerland u. Hessen-Nassau 868 544 967 800 831 076 Nord-, Ost- und Mittel-

deutschland . . . . . . . 663 666 860 878 679 540 Siiddeutschland . . . . . . 255325 168627 146 729 Saarge biet und bayerische

Rheinpfalz . . . . . . . 944 730 898 350 708 863 Lothringen . . . . . . . . 2 061 115 2 020 125 1 494 872 - Luxemburg . . . . . . . . 1 957 500 1 541 748 1 183 918

13 284 738 13 142 278 10 807 404 Von der Gesamtemugung im deutschen Zollgebiet entfielen

auf die einzalnen Roheisensorten: 1916 1918

lgl' Jan. bfs Okt. t t t

Hamatit . . . . . . . . . - 699 042 31 109 GieBereiroheisen . . . . . . 2019991 1313235 908049 Bessemer-Roheisen . . . . 162660 150019 115680 Thomas-Roheisen . . . . . 8515086 8307541 6773402

Spiegeleisen . . . . . . . . 2 380 308 2 446 092 2 255 312

141 919 - 50937 581 933

Stahleisen. . . . . . . . . Fen'bmangan u. Ferrosilicium Puddelroheisen . . . . . . ,216 693 195 351 Sonstiges Eisen . . . . . .

13 284 738 13 142 278 10 807 494 Fiir Hiimatit und ,,sonstiges Eisen" liegen fiir 1916 keine Ziffern

vor; Hamatit ist fur dieses Jahr in den Ziffern fiir Giel3ereiroheiwn

1

entholten. (B. B..Ztg.) u.

Ubersichtsberichte. Finanziernng und Ansbreitnng des smerikanisehen Ausfnhr-

handels. Die amerikanischen Finanzleute und Industriellen beginnen 1

die Frage zu erortern, wie der Ausfuhrhandef der Vereinigten Staaten bei der Ruckkehr der Friedensverhaltnism zu finanzieren mi. Wiih- rend es - der Meinung jener Interessenten zufolge - noch ungewi8 ist, bis zu welcliem Grade Europa in bezug auf Fertigwaren von Amerika abhkgen wird, liiBt sich doch mit Sicherheit annehmen, daB es Rohstoffe und Halbfabrikate in starkem Umfange von dort bedehen miissen wird. Europa wird nicht in der Lage sein, diem Dinge mit Geld zu bezahlen, und es wird vermutlich auch eine ge- raurue Zeit vergehen, bis die Erzeugung der alten Welt sich so ge- steigert hat, daB Waren eingetauscht werden konnen. Daher ist es unvermeidlich, daB die Vereinigten Staaten ihren europiiischen Abnehmern Kredite eroffnen, was amerikanische Finanzleute durch Ausgabe auslandischer Schuldverschreibungen zu tun beabsichtigen. PrZisident V a n d e r 1 i p von der National City Bank of New York GuBerte kiirzlich in einer Versammlung von Ausfuhrfabri kanten, daB diese Ausgaben unmittelbar durch Bankagenten und Emissions- hauser vorgenommen werden kgnnen, die dnrch Vermittlung euro- ptiischer Korrespondenten und Zweigniederlasungen darauf vor- bereitet sein muBten, dem PubIikum jede gewiinschte Auskunft zu erteilen. Mit der Zeit wiirde dann die New Yorker Rome vielleicht dahin gelangen, gleich der Londoner Biirse ein wirklich intematio- naler lllarkt zu werden. Es besteht in New York ferner die Neigung, unter der Leitung der Investment 'Banked Association einen ahn- lichen AusschuB zu griinden wie den britischen Council of Foreign Bondholders. Kiirzlich hielt das Comitee OD Foreign Securities dieser Veroinigung ihre erste Versammlung ab, in iler Mr. T h o m a s W. La m o n t , von der Firma J. F. Morgan and Co., den Voraitz Eiihrte. Man beabsichtigt, eine d&uernda Einxichtung 211 sohaffen,

Wirtmhaftlisher Teil. Chemisch-wirtschaftliche Nachrichten. 53 ~ _ _ _ - _ _ _ _ _ ~ 3 2 Jahrgang 1919. 1

__.________- ___

deren Aufgabe es sein soll, hinsichtlich der Verhaltnisse in fremden Lkndern, die fur amerikanische Interessen in Betracht kommen, moglichst ausfuhrliche Angaben zu beschaffen. Wie die Vereinigten Staaten wahrend des Krieges Iast iiberall, wo Wirtschaftsinteressen zu verfolgen waren, Handelssachverstiindige und Nachrichten- institute, Konsulate und dergleichen errichtet haben, so wird jetzt in Bordeaux mit Rucksicht auf die dort in groBer Zahl wohnenden Amerikaner und mit dem Zweck, die Handelsverbindungen mit Amerika auszubauen, unter Mitwirkung der Handelskammer und der Stadtverwaltung von Bordeaux und des Generalrats des De- partements Gironde eine f r a n z o s i s c h - a m e r i k a n i s c h e H a n d e l s - u n d G e w e r b e h o c h s c h u l e errichtet. Pro- tektor wird Prisident W i l s o n sein. - Wie Amerika in S i i d - a m e r i k a immer mehr Propaganda betreibt, geht daraua hervor, daB das Bureau fur Innen- und AuBenhandel Schriften nach den spaniach-amerikanischen Landern schickt, um das Absatzgebiet der Vereinigten Staaten f i i r Eisenbahn- und Baustahl zu erweitern. Diese Schriften sind in Englisch und Spanisch abgefaBt und be- schreiben die in den Vereinigten Staaten gangbaren Muster. AuOer- dem errichtet die American Mercantile Bank of Brasil Zweigstellen in den Hauptstidten der Staaten Maranhas, Piauhy, Ceara, Rio Grande do Norte, Parahyba und Nagoas. Aber nicht nur Siid- amerika, Europa und Asien ist das Ziel der nordamerikanischen Expansionsbestrebungen. Auch A f r i k a soll ,,wirtschaftlich durchdrungen" werden. Eine amerikanische Mission weilte kurzlich zwei Monate in A 1 g e r i e n , um'die Aussichten einer wirtschaft- lichen Durchdringung Algeriens durch die Vereinigten Staaten fest- zustellen. In dem Bericht heiBt es: Die landwirtschaftlichen Quellen Algeriens sind nicht im entferntesten ausgenutzt. Weite Boden- flachen harren noch der Entwicklung. Die Methoden des Anbaues sind gut, besonders was Getreide anbetnfft. Die Verkehrserforder- nisse konnen nicht im entferntesten durch vorrlitige Materialien gedeckt werden. Die Einrichtung einer direkten Schiffahrtslinie zwischen den Vereinigten Staaten und Algerien wiire vollkommen

Marokkos Bodenschatze sind zur &it in ihrer ganzen Aus- dehnung noch wenig bekannt, ein abschliefkndes Urtcil uber den ganzen Reichtum des marokkanischen Bodens ist daher noch nicht moglich. Immerhin liegen Ergebnisse vor, die dem Lande und seiner Rergwerksindiistrie eine grab Zukunit verheihn: In erster Linie sind die M a n g a n e r z e des ostlichen Marokko zu nenren, die in der Rustungsindustrie Frankreichs wahrend des Krieges eine wichtige Rolle spielten. Die franzosische metallurgische Industrie brauchte im Monat 10000 t Manganerze. Da nun die wenipen Lager in Frankreich selbst schon beinahe erschopft sind, der Kaukasus, der fruher das meiste Mangan lieferte, nicht in Be- tracht kam, die brasilianische Erzeugung endlich von den Stahl- werken der Vereinigten Staaten aufgebraucht wurde und Indien zu weit entfernt war, so war Frankreich auf Marokko in dieser Beziehung angewiesen. Nach dem Mangan sind es vor allem die P h o s p h a t - I a g e r von El Borudj, welche die Aufmerksamkeit der Industrie auf sich ziehen und fur die Versorgung Frankreichs und Marokkos mit Diingemitteln von der grooten Bedeutung werden k6nnen. Die Lager nehmen eine sehr bedeutende Ausdehnung zwischen Guisser und El Borudj auf dem dortigen Hochplateau ein und enden im Siiden in der Ebene des Um er Rebia. Augenblicklich ist man noch damit beschilftigt, die Grenzen des Phosphatgebiets naher festzu- legen, um es durch eine Eisenbahn mit den wichtigsten Iandwirt- schaftlichen Gegenden zu verbinden. - AuBerdem finden sich in Marokko E i s c) n e r z 1 a g e r , insbesondere in dem Schaujah- gebiet. Zwar handelt es sich um keine massiven Lager wie bei Oran und Uenza, aber immcrhin sind sie von groBer Bedeutung. Von den Brennmaterialien ist P e t r o l e u m und b i t u m i n 6 s e r S c h i e f e F zu nennen. Fiir daa Vorhandensein von ErdZil sind in Nordmarokko zahlrciche Anzeichen vorhanden, z. B. im Gharb, an den Ufern des Sebu und des Uergha, im Tale des Innauen und in der Gegend von Tasa. Bituminijse Schieferlager, aus denen in Frankreich und Schottland Petroleum zu Beleuchtungszwecken, Schmierol und Paraffin gewonnen wird, finden sich an mehreren Stellen des Gharb, bei Meknes, Fez und Tasa. Auch sonst birgt der marokkanische Boden noch mineralische Schatze, z. B. Salz, Gips und Schiefer. (Nach Matin vom 5./12. 1918; Nachrichten 6, 1919.)

zu rechtfertigen. (Hamb. Corr.) U.

m

Marktberichte. Vorn den Elsenm!trkten (11 /l. 1919). Wie auf den Kohlenmiirkten,

so ist auch auf den Eisenmiirkten die H e r u f a e t z u n g d e r P r e i s e das Kennzeichen der Lage. Die bisherigen Hochstpreise entsprachen schon im Kriege fiir einzelne Sorten nicht mehr den Selbstkosten der Erzeuger. Statt des erwarteten allmahlichen Ab- baues der Kriegspreise, die fur das deutsche Wirtschaftsleben un- bedingt zu wiinschen waren, sind aeit Dezember v. J, sehr bedeutende Preisaufschllige eingetreten. Sie sind, wie der R o h e i B e n v e r - b a n d ausfiihpt, erforderliah gowordon duroh die orhebliahe Vera

teuerung der Rohstoffe (Erze, Koks, Kalkstein), durch den Ausfall billigerer Schmelzmaterialien, die durch andere teurere Erze er- setzt werden muBten, und vor allem durch die grol3en Lohnerhohun- gen und die Einfiihrung der Achtstundenarbeit. Fiir den J a n u a r 1919 ist dann vom Roheisenverbande eine Preiserhohung um durch- schnittlich 85 M beschlossen worden.

Die eben kurz geschilderten Verhaltnisse liegen auch in noch scharfer ausgepriigtem MaBe im S i e g e r 1 a n d e vor. Der groBte Teil der Siegerlander H o c h 6 f e n muBte stillgelegt werden, weniger aus Mange1 an Koks, als vielmehr wegen Arbeitermangel, vereinzelt auch wegen Stockung der Erzzufuhr; Ende Dezember v. J. waren im ganzen Siegerlande kaum ein halbes Dutzend Hoohofen noch im Betriebe. Vom l . / l . 1919 ab hat das Siegerliinder E i s e n - s t e i n - S y n d i k a t weiter die Preise fur Rohspat nm 9,90 M und fiir gerosteten Spateisenstein um 1570 M fur die Tonne erhoht. - Die S t a h 1 w e r k e im Siegerlande, die rnit Braunkohlenbriketten betrieben wurden, sind durch die Besetzung des linksrheinischen Braunkohlengebietes von der Brennstoffzufuhr vollkommen abge- schnitten; da ihnen Kohlen auch nicht zur Verfugung gestellt wurden, so muBten sie den Betrieb einstellen. Da aber die W a 1 z w e r k e ohne das erforderliche Halbzeug nicht arbeiten konnen, 80 muaten auch sie grol3enteils still gelegt werden, sofern sie nicht noch iiber etwas Vorrat verfugten.

In welchem MaBe die Preise der Rohstoffe und Erzeugnisse wit Ausbruch des Krieges gestiegen sind. zeigt folgende kleine Zusammen- stellung, die sich nur auf einige der wichtigsten Stoffe bezieht (fur den Essener Bezirk):

vor dem Anfang Steige- Roheisen: Kriege Januar 1919 rung in %

Hlimatit . . . . . . . . . . . 78,50 M 314,50 M 398% GieBerei-Roheisen I . . . . . . 74,50 ,, 250,- ,, 333 ,, GieBerei-Roheisen I11 . . . . . 70,50 ,, 249,- ,, 351 ,, Siegerllinder Stahleisen . , . . . 69,- ,, 240,- ,, 348 ,, Spieg~leisen mit 8-10% Mn . . 79,- ,, 256,- ,, 324 ,, Luxemb. GieBerei-Roheisen I11 . 60,- ,, 215,- ,, 352 #,

Rostspat . . . . . . . . . . . 18,50 ,, 54.- ,, 292,, Rohspat . . . . . . . . . . . 12,IO ,, 38,50 ,) 312,

Thomas-Rohblocke . . . . . . . 82,50 ,, 285,- ,, 346 ,, Thomas vorgew. Blocke . . . . 87,50 ,, 2D0,- ,, 332,, Thomas-Knuppel . . . . . . . 95,- ,, 300,- ,, 316,, Thomas-Platinen . . . . , . . 97,50 ,, 305,- ,, 314,,

Die Preissteigerungen haben sich also in eincm ziemlioh einheit- lichen Rahmen gehalten, sie bewegen sich zwischen 300 und 400%.

Im Zusammenhange mit den vorstehend e r w h t e n Steigerungen haben sich selkstredend auch fiir die F e r t i g f a b r i k a t e die Preise erhoht. So hat die D r a h t k 0 n v e n t i o n in Diisseldorf fiir Lieferung im 1. Vierteljahre 1919 erheblich hohere Preise fiir ge- zogene Driihte (45 M), fiir verzinkte Drilhte (58 M), fiir Drahtstifte (52 M), fur Walzdraht (35 M) usw. festgesetzt. Ebenso sind von den B 1 e c h w a 1 z w. e r k e n wesentliche Preissteigerungen (fiir Grob- bleche um 100 M, fiir Feinbleche um 150 M) vorgenommen worden, ferner von dem Verbande deutscher N i e t e n f a b r i k e n fiir Nieten (um 140-160 M fiir 1 t).

Auchder o b e r s c h l e s i s c h e d i s e n m a r k t bot keiner- freuliches Bild. Zwar waren die oberschlesischen Hutten von Aus- stiinden verschont geblieben, doch wurde durch den Kohlen- und Elektrizitatsmangel, durch die verkurzte Arbeitszeit und die Um- stellung auf den Friedensbetrieb die Erzeugung ganz erheblich, teil- weise bis auf die Halfte, herabgedruckt Auch die Nachfrage war im ullgemeinen recht gering, wenngleich noch genugend Auftrlige vor- lagen, die aber kaum ausgefiihrt werden konnten. Die stetig wach- snden Lohnforderungen der Arbeiter verschlechtern die wirtschaft- liche Lage der oberschlesischen Huttenindustrie immer mehr.

In allen Bezirken unserer deutschen Eisenindustrie hat also der Dezember 1918 eine ungeheuere Verschlechterung der wirtschaft- lichen Verhliltnisse gcbracht, die hauptsiichlich auf die Haltung der Arbeiter zuruckzufiihren ist. Diese - von politischen Hetzern auf- Tepeitscht - haben anscheinend jedes AugenmaB dariiber verloren, wie sehr schon die Aussichten unserer friiher so bliihenden Eisen- ndustrie durch die Folgen des unglucklichen Kriegsansganges be- lroht sind, und wie ihr Verhalten seit dem 9./11. 1918 nur dazu bei- bragen muB, diese Aussichten immer truber zu gestalten und achlieS ich unsere Eisenindustrie gilnzlich wettbewerbsunftihig zu maohen, ias heiBt: sie zu v e r n i c h t e n. Es eei hier ein Leitaufsatz des bekannten englischen Fachb!attes ,,Iron and Coal Trade Review" mrz herangezogen, der zu denken geben sollte:

,,Durch den Verlust von E!saB-Lothringen und Luxemburg auBt Deutwhland einen Bezirk ein, der vom Gesichtspunkt der Roh- +en- und Stahlausbeute nahezu so wichtig ist wie Rheinland und Westfalen. Im Monat Juli 1914 betrug bei einer Gesamterzeugung ron Roheisen von 1,56 Mill. t die Erzeugung in Westfalen 675 000 t, v8hrend aus Lothringen und Luxemburg 516000 t stammten. Diem olaaB-lothrine;isohe und luxomburgischo Erzooqung wird

Eisenstein:

c Halbzeug:

[ a n ~ ~ E X $ m i e . 54 Chemisch-wirtschaftliche Nachrichten. - -___- - -

Mnftig, so nehmen wir an, keinesfalls mehr einen Teil der Produktion des deutschen Zollvereins bilden. Inzwischen gelangen durch die Wesetzung eines 6y4 Meilen betragenden Streifens der rechten Rhein- Rite auch eine groBe Zahl rheinisch-westfiilischer Werke in die Hiinde der Verbandsmiichte. So wird wahrscheinlich etwas uber die HUfte der deutschen Eisen- und Stahlerzeugung und ein nicht un- betriichtlicher Teil der Kohlenerzeugung Deutschlands in dem von den Verbandsmiiohten besetzten Gebiete sich befinden. In gewissem Umfang handelt es sich hier nur um voriibergehende MaBregeln, aber auf alle Fiille wird Deutschland seine Vorherrschaft als Eisen- und Stahlerzeuger in Europa verlieren. - Ohne den Friedensbe- dingungen vorzugreifen, ist es ganz klar, daB die franzosische Roh- eisenerzeugung von 5l/, Mill. t auf anniihernd 11-12 Mill,, steigen wird, vorausgesetzt, daB die Werke ebensoviel erzeugen wie in der Zeit vor dem Kriege. Die deutsche Erzeugung wird entsprechend abnehmen. Wir werden infolgedessen in Zukunft wahrscheinlich drei Eisen- und Stahlproduktionslander haben, niimlich GroB- britamien, Frankreich und Deutschland, von denen jedes etwa rund 12 MiII. t jahrlich produziert Wir merden dafur sorgen miissen, daB, wenn dicse Lage in ZukunEt sich andert, dies zu unserem Vorteil geschieht. 'I Wth **

Vom amerikanischen Elsen- und Stahlmarkt. Eine Belebung der Geschiiftstiitigkeit am Eisen- und Stahlmarkte ist das Kennzeichen der ersten Woche des neuen Jahres. Der Tatsache, daB sich die Kauf- lust noch nicht in besondereni MaBe verstarkt hat, wird nur wenig Gewicht beigebgt. Einige Stahlwerke arbeiten bereits mit 85y0 ihrer Leistungsfiihigkeit, im allgemeinen wird indes nur mit einer solchen von 65% gearbeitet. Fiir Roheisen besteht die Neigung, die Preise fiir noch nicht angelieferte Ware zu erniedrigen. Das Ausfuhrgeschaft entwickelt sich nur langsam. Die Roheisenerzeugung im Jahre 1918 beifferte sich auf 38 506 000 t. Im Dezember wurden 3 434 000 t Roheisen hergestellt gegen 3 354 000 t im Vormonat. (Nach ,,Iron- Age".) - Der Auftragsbestand des S t a h 1 t r u s t s betrug am 31./12. 7 379 000 t gegen 8 125 000 t im Vormonat und 9 478 000 t zur gleichen Zeit des Vorjahres.

Markt kiinstlieher Dungemittcl (13./1. 1919). Die gewerbsmaBige Herstellung von Diingemitteln gewisser Mischungen iet auf An- ordnung des Reikhamtes flir die wirtschaftliche Demohilmachung nurdenengestattet, welche sie schon vor dem 1.,R 1014 gewerbsmaBig betrieben haben (s. S. 17). ifber diese Anordnung kann man ge- teilter Auifassung sein. Der Mange1 an Diingemitteln ist bekannt, und es sollten keine Bedenken getragen werden, die Herstellung des hier in Prage kommenden Mischdiingers auch anderen zu erlauben. Diejenigen Fabriken, welche sich vor dem 1 /8. 1914 mit der Her- stellung befaBten, genieBen allerdings einen gewissen Vorrang. Aber man dad nicht vergessen, daB wahrend des Krieges auch in der chemischen Industrie Betriebseroffnungen oder Erweiterungen vor- genommen worden sind, welche ausschliedlich auf den Krieg einge- stel!t waren, und daB diese Betriebe nunmehr brachliegen. Um Arbeitsgelegenheit zu schaffen, wiirde der eine oder andere Betrieb vielleicht an die Herstellung von Kunstdiinger denken, wenn diesem Vorhaben nicht die angegebene Verordnung entgegenstande, abge- sehen davon, dsB der Mindergeist unserer chemischen hdustrie durch Zusammensetzung hochwertiger und minderwertiger Diinge- mittel vielleicht neue Wege fiinde, der Diingemittelnot wirksam zu begegnen. Dieser Vorschlag ist der Erwagung wert. Der Diinge- mittelhandel bemiiht sich um Aufhebung der Zwangswirtschaft, wie aus Eingaben des Bundes deutscher Getreide-, Mehl-, Saaten-, Futter- und Diingemittelhsndler in Berlin anden Reichskanzler hervor- geht. Hauptsiichlich erstrebt der Bund mangels sonstiger Gelegenheit fiir seine Mitglieder die Erlaubnis, sich auch auf anderen Gebieten betiitigen zu diirfen, grundsiitzlich also das glciche, was in den vorauf- gegangenen Ausfiihrungen fiir die Herstellung von Mischdiinger vorgeschlagen wird.

Die Stimmung fiir D ii n g e k a 1 k war im allgemeinen sehr fest. Alle Kalkwerke sind mit der Abgabe von Angeboten und der Herein- nahme von -4uftragen sehr zuriickhaltend. Sie klagen uber Kohlen- mangel und erkliiren, auch nicht annahernd sagen zu kijnnen, ob und welche Menge niingekalk Pie fur Lieferung wiihrend der Friih- jahrsmonate ubernehmen konnen. DaB Transportsohwierigkciten die Versendung von Diingrkalk gegenwiirtig unmoglich machrn, ist mit Riicksicht auf das offene Wetter, das das Verbringen auf die Felder leicht gestatten wiirde, womit, der zeitigen Feldbestellung wirksam vorgearbeitet werden konnte, lebhaft zu bedauern. Aus AnlaB der Erhohung der Kohlenpreise werden vielfach auch fiir Kalkdiinger hohere Preise gefordert, ein Vorgehen, das nur zu billigen ist. Aus den am Handelskreisen vorliegenden Angeboten geht aber hervor, daB bier und da die Lage durch zu hohe PrAisforderungen auszunutzen versurht wird, dem muB entgegengetreten werden. Grauer Mischkalk fur Diingezwecke war zu 3 3 0 4 3 0 M die 10 t ab verschiedenen Stationen kiiuflich, und kohlensaurer Diingekalk in Stiicken und Brockenform mit etwa 95% in der Trockrnsubstanz kostete 160 M die 10 t ab Station. Von kohlensaurem Diingekalk lag allerhand sonstiges Angebot zu sehr unterschiedlichen Preisen vor. Der Handel in Mittcldeutschlancl forderte fiir m7are ohne niihere Angabe beziiglich der Beschaffenheit bis zu 400 M, nzch anderen

Wth.

Angeboten fiir maschinenstreufertige Ware, garantiert 97%, bis zu 220 M die 10 t. Die Pieise fur mestfalischen Kalkdiingemergel be. liefen sich jk nach Beschaffenheit der Ware auf 125-150 M die 10 t ab Werk. Gemahlener Kalk fur Diingezwecke ohne sonstige niihere Bezeichnung war aus Kreisen der Hersteller zu 380 M die 10 t an- geboten. ifberhaupt scheinen gerade in den suddeutschen Bezirken vielfach hohe Preise gefordert zu werden. Vielleicht entschlieBt man sich dazu, die Preise einmal genau durchzusehen und zu emaBigen, wo es ehen angiingig ist. Von schwefelsaurem Diingekalk wollen die Landwirte nicht vie1 wissen, und ihr MXitrauen wird berechtigt sein. Sein Wert ist verhllltnismaBig gering, und die Preise sind vie1 zu teuer. Die starke Einschrankung der Koksherstellung um 50% wirkt ent- sprechend nachteilig auf die Herstellung von Ammoniumsulfat, ist aber notwendig, um mehr Kohlen fur andere Zwecke zu erhalten. DaB die Bergarbeiter von einem Streik in einen neuen gehetzt werden, gestaltet die Kohlenerzeugung und die Gewinnung aller damit in Verbindung stehenden Stoffe immer schwieriger. - Uber die Lage der S a l p e t e r i n d u s t r i e verlauteto auch in neutralen Kreisen im allgemeinen wenig. Dic Bestrebungen, Chilesalpeter durch kiinstlichen Salpeter zu ersetzen, werden in allen Liindern eifrig fortgesetzt, am meisten aber in Nordamerika, ww den Werken doch groBe Bedenken bezuglich der zukunftigen Verwendung ihres Erzeugnisses verursacht. Bei dieser Sachlage scheint ihnen wohl die uberzeugung gekommen zu sein, die Gewinnung von Kali aus Salpeter tunlichst auszubauen, wofiir aber lediglich die Preisfrage entscheidend ist. Diese neuartigen Bestrebungen der Salpeter- industrie bieten auch nach anderen Richtungen hin besonderes Interesse. -m.

Der Preis fiir Saperphosphat in Xorwegm ist mit Gultigkeit vom 1042. 1918 an von 0,85 auf 1 Kr. fiir das Hundertel wasserloslicher

Erhohung der Poreellanpreise. Der Verband deutscher Porzellan- fabrikanten setzte einen Preisaufschlag von 33l/$Y0 fest. - Die P r e i s e r h o h u n g f u r P o r z e l l a n s c h w e d i s c h e r F a - b r i k a t i o n betrjgt jetzt 225% uber Friedenspreis und bewirkt, daO das deutsohe Porzellan sich um etwa 30-50% billiger stellt als das schwedische. Von einem englischen Wettbewerb auf dem schwedischen Markt ist, wie die schwedischen Zeitungen berichten, wenigstens in nennenswertem Umfange, bisher seitens der Por-

Phosphorsiiure c r h o b t worden. (Nachrichten 6. 19.) U.

zellangrol3hiindler noch nichts verspiirt worden. u.

Tagesrundschau. Gesehiiftsjubillen. Die Firma Hartmann & Eaners, U. m. b. B.,

Hannover, ekes der iiltesten Unternehmen der Holzverkohlungs- industrie, kann am 25./1. auf ein 5Ojahriges Bestehen zuriick- blicken. Ihre noch hente lebenden Begrunder, die Herren F r i t z H a r t m a n n und R u d o l f H a u e r s , beide Schuler von F i t t t i g und von K r a u t , haben die Firma 41 Jahre lang erfolgreich geleitet und ihren Erzeugnissen den angesehenen Ruf verschafft, den sie heute iiberall genieBen. Im Jahre 1910 wurde die Fabrik in Hannover mit dem 1895 ancekauften Werk in Miinden dem Konzern der Holzverkohlungsindustrie A.-G., Kon- stanz, angegliedert. Direktor ist seit 1910 Dr. H i 1 d e r i c h H a r t m a n n . u.

Die Firma Oelindnstrie Heinrieh Rudolph in Frankfurt a. 1. blickte auf ihr 25 jiihriges Bestehen zuruck.

Eine sudamerikanisehe Landwirtsehafts- und Indnstrieausstellung (Exposici6n Agricola Industrial Sud-Americana) wird, wie ,,Board of Trade Journal" berichtet, vom 25. 1. 1919 an in Montevideo unter Leitung der ,,Nationalen Kommission fur landwirtschaftliche Entwicklung" (Comision NacionaI de Fomento Rural) , die eine staatliche Beihilfe bezieht , abgehalten werden und den Fcbruar hindurch geoffnet bleiben. Die Regierung von Uruguay ist er- miiehtigt worden, 20 000 Pesos zu diesem Zweck beizustenern.

u.

dn.

Personal- und Hochschulnachrichten. Dem chemischen Institut der Te c h n i s c h e n Ho oh B o h u l e

K a r l e r u h e ist von dem Ehrendoktor der Hochschule, Geh. Kommerzienrat W o 1 f f in Karlsruhe, eine S p e n d e von 10 000 M. fur wissenschaftliche Zwecke uberwiesen worden.

Das PrfLdikat Professor erhielt Dr. Freihen R a u s c h v o n T r a u b e n b e r g , Privetdozent fur Physik an der Universitiit Gottingen.

Zu ordentlichen Honorarprofesaoren an der Berliner Techni- when Hochschule wurden ernannt: der ehemalige 0. Professor und Direktor des chkmischen Instituts an der Universitiit Kiel Geh. Reg..Rat Dr. phiL K a r 1 H a r r i e s und der Privatdomnt fiir

Wlrtwhaitlioher TaiL Chemisch-wirtschaftliche Nachrichten. 55 82 JArganp 1919.1 __ -

Pharmakologie und Toxikologie an der Universitiit Berlin Prof. Dr. med. L o u i s L e w i n .

Dr. J. We b e r , Professor am Twhnikum zu Winterthur, er- bielt die V e n i a 1 e g e n d i bei der Technischen Hochschule fur Geologie und Lagerstkttenkunde der Rohstoffe des Bergbaus und der Industrie.

Wirkl. Geh. Oberrep..-Rat N e u m a n n ist fiir die Dauer von 5 Jahren zurn beigeoAneten Mitglied der Reichsanstalt fur MaB und Gewicht ernannt worden.

Sir H e r b e r t J a c k s o n trat von seinem Lehramt a h ,,Daniell-Professor" fur Chemie am Londoner King's College zuriick; er wurde zurn Direktor der ,,British Scientific Instrument Research Association" ernannt. Als Nachfolger wurde A. W. C r o s s 1 e y gewiihlt.

Der ordentliche Professor der Physiologie an der Unhersit&t Basel, Dr. med. et phil. G u s t a v v. B u n g e vollendete am 19./1. das 76. Lebensjahr.

Personalnachrichten aus Handel nnd Industrie. Es wurden ernannt: Dr. K a wan , Verwaltungsrat der Koliner

Rafherie, zum Prbidenten der neugegriindeten tschechoslowaG- schen Erdolindustrie; Vizeprasident ist Generaldirektor H u g o H e 1 1 e r von der Kraluper iMineral8lraffinerie; A 1 o i s F r i s zurn Direktor der Zuckerfabrik Karlstal bei SvojBic; Ing. W i 1 h e 1 m S c h u I m a n n , bisher technischer Verwalter der Zuckerfabrik Libau, zurn Direktor dieses Unternehmens.

Zu G e s c h i i f t s f u h r e r n wurden bestellt: Chemiker M a x M o l i n e u s und R u d o l f P u l l e r , beide in Munchen, bei der Firma Germosanwerk, G. m. b. H., Munchen; Dr. F r a n z H a b e r s - b r u n n e r , Berlin-Schijneberg, bei der Firma Bayerische Glashiitte Wolfratshausen, G. ni. b. H., Wolfratshausen; R u d o 1 f H u c k i n g (zum stellvertretenden Geschaftsfiihrer) bei dem Sundwiger Messing- werk, bkher Gebriider von der Becke, G. m. b. H., Sundwig; E m i 1 R i c h t e r , Berlin-Lankmitz, bei den Fiirstenwalder Formsand-, Kies- und Glasursandgruben, vormals Sager & Hesse, G. m. b. H., Fiirstenwalde.

langjiihriger Direktor und seit 1913 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stahl- werk Becker A.-G., in Diisseldorf am 124. - W i 1 h e 1 m Be h m , Crommenohl, Prokurist und leitender Beamter der Zweignieder- lassung Rohnsahl der Firma Cramer & Buchholz, Pulverfabriken, am 124. - R o b e r t B u r k 1 e , Inhaber der Papierfabrik Isma- ning bei, Miinchen. - H e r b e r t H o l l e n b a c h , Betriebs- Ingenieur der Mannesmannrohrenwerke, Abt. SchweiBwerk, Diissel- dorf-Rath, im 31. Lebensjahre. - Ingenieur K u r t M a j u t , Be- triebsleiter der Fantoschen Petroleumraffinerie in Ustrzyki, in Wien am 8./1. im Alter von 33 Jahren. - Domgnenrat O r t - m a n n , Schependorf (Mecklenburg), am 14./12. 1918; der Ver- storbene ist auf dem Gebiete der Jauchekonservierung hervor- getreten. - Kommerzienrat V i c t o r S c h w e i z e r , Annaberg, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Erzgebirgischen Textilwerke A. -G., im 64. Lebensjahre. - Apotheker Dr. R u d. S e c u r i u 8, Bramsche. - H e r m a n n S t o e p e 1, ehemaliger Direktor der Zuckerfabrik Stavenhagen A.-G. - W i 1 h e 1 m W e s t m e y e r , Prokurist und Oberingenieur der ,,Kronprinz" A.-G. fur Metall-Industrie, Ohligs, Immigrath, am 13./1. - F. A u g u s t Z i m m e r m a n n Senior- chef der Drogen-Einfuhrhandlung A. & M. Zimmermann LM., London, am 6./12. 1818.

G e s t o r b e n s i n d : W i 1 h e 1 m B e c k e r ,

Bus anderen Vereinen und Versammlnngen. Bei der ersten Vertreterversammiung des Reichsensschnases der

Aksdemischen Berufsstande, dem auch der Verein deutscher Chemiker korporativ beigetreten ist (vgl. S. l0), waren am 14./12. 1918 zu Berlin 68 Mitglieder und Mitarbeiter, darunter 28 Verbande akade- mischer Berufe, vertreten. Der Vorsitzende, Dr. B 6 t t g e r , teilte mit, daB der ReichsausschuB heute mit 70 Mitgliedern und Mit- arbeitern iiber 220 000 Akademiker in sich vereine. Die Griindung des Reichsausschusses sei in ganz Deutschland mit Beifall begriiat worden, zwolf ortliche Vereinigungen von Akademikern &en be- reits gegriindet. Direktor Dr. Pi n k e r n e r 1 gab einen kurzen tfberblick uber die Lage der Akademiker unter der neuen Regie- rung. Er stellte fest, daD die deutschen Akademiker sich iiberall und einmutig der Regierung zur Verfugung gestellt und, obwohl sie znm allergr8Bten Teile nicht auf dem Boden der neuen Regierung standen, im vollen MaBe ihre Pflicht getan hatten. Das sei ihnen durchaus iibel belohnt worden. Man versuche, sich der Akademiker aIs williger Werkzeuge und Handlanger zu bedienen und ihnen das Recht der Mitbestimmung und die notwendige Freiheit der Be- tiitigung nicht zu gewabren. An vielen Orten Sachsens ist den geistigen Arbeitern und den Akademikern das aktive und passive Wahlrecht zu den ,,Raten" versagt worden. Die in der Industrie tatigen Aka- demiker, Volkswirte und Ingenieure haben nicht die Moglichkeit, ihren EinfluB zur Geltung zu bringen. Macn verweist sie hohnisch auf den Zwang zurn AnschluB &11 den Bund technisch-industrieller

Beamten, an den Werkmeister-Verein oder an Verbande von Bureau- tngestellten, die von der jetzigen Regierung approbiert sind. Der Referent hat mit dem Staatssekretiir desl Reichsarbeitsamtes, Herrn B a-u e r , konferiert und wenig Entgegenkommen bei seiner Bitte am Anerkennung der Standesverbande der Akademiker als Ver- Lretung akademisch gebildeter Dienstnehmer gefunden. Fiir den weitaus groBten Prozentsatz, man kann sagen fur fast alle Akade- miker, ist der AnschluB an die approbierten ArbeitnehmerverbHnde unmoglich. Der Diplomingenieur, zumal derjenige, der auf burger- Jcher Grundlage steht, kann sich nicht an dep Bund technisch- industrieller Beamten anschlieBen. Der Volkswirt gehort in den Deutschen Volkswirtschaftlichen Verband und wird durch diesen vertreten und nicht etwa durch einen Verband von Bureauangestell- ten. Der ReichsausschuB muB mit allen Mitteln dahin wirken, daB 5 e Forderung, die Akadeiniker durch ihre Standesverbiinde ver- heten zu lassen, gleichgiiltig, ob diem auch ArbeitnehEer auf- oehmen, erfiillt wird. Gerade die Akademikergewerkschaft soll gegen den Terror der freien Gewerkschaften und gegen die monopolen Geluste, die von der Regierung unterstiitzt werden, mit allen Mitteln mbeiten, notigenfalls auch mit dem letzten, das ihr zur Verfugung Jteht. Die Versammlung sprach einmutig ihre Zustimmung zu dem Vorschlage, in diesem Sinne Stellung gegen die Regierung zu nehmen, Bus. Sie bezeichnete es als auBerordentlich bedauerlich, daB VOR seiten der Leitung des Reichsarbeitsamts so wenig Verstandnis fiir Akademikerfragen gezeigt wiirde. Die Herren Dr. L a n g (Verband Deutscher Dip\om-Ingenieure) und Dr. H. E. K r ii g e r (Deutscher Volkswirtschaftlicher Verband) zeigten an Hand zahlreicher Falle der Praxis, wie zutreffend die Ausfiihrungen des Referenten seien. Es wiirde ein unglaublicher Terror in den einzelnen Retrieben ge- iibt. - GroBe Klage wurde gefiihrt iiber Erlasse des PreuDischen Kultusministeriums, die die Freiheit der Meinungsaul3erung den Oberlehrern beschnitten, und die Disziplin der Schule zu lockern geeignet seien. Alle Redner betonten, daB die einzelnen Standes- verbiinde kaum in der Lage sein wiirden, ihre Forderungen durch- zusetzen, daB lediglich der ZusammenschluB aller Akademiker- vertretungen im R. A. B. dieses Ziel wirkungsvoll erkiimpfen konnte. - Mit groBer Freude sei festzustellen, daB dieser ZusammenschluO fast keine Lucke mehr aufweisc. Jetzt muB Wert auf eine Pfopa- ganda unserer Gedanken gelegt werden. Auf Anregung von Dr. S o n n e n s c h e i n , der unter dem Beifall der Versammlung LuBerte, daB die Akademikerfragen zu wenig bekannt seien, und daD, um eine Verstandigung herbeizufiihren, die Gedanken des Reichsausschusses weiteste Kreise treffen miifiten, wurde beschlossen, einen AusschuB fur Propaganda einzusetzen.

Die Satzung cles Reichsausschusses und das Programm wurden genehmigt.

Der ArbeitsausschuB wurde gewahlt. Jeder akademische B e d bekam cinen Sitz, 5 Vertreter der Mitarbeiter nnd 6 durch beson- deres Vertrauen berufene Akademiker und Akademikerinnen wurden den Vertretern der Berufe zu Seite gestellt.

SchlieBlich wurde verhandelt iiber das Thema ,,Der Reicha- ausschuB und die Nationalversammlung". Es wurde beschlossen, zur Fiihlungnahme mit den politischen Parteien Vorsorge zu treffen, daB die Akademiker durch Abgeordnete in der Nationalversammlung geniigend vertreten sind. Bei der Neuordnung der Verfassung und Verwaltung soll darauf geachtet werden, daB die Interemen dea Reichsausschusses gewahrt bleiben.

Die Versammlung billigte das Vorgehen dee Vorbereitenden Ausschusses gegen die Verzogerung der Einbemfung der National- versammlung.

Der AusschuD beschloB, falls die Wahlen fiir die Nationalver- sammlung iiber den 2041. 1919 hinausgeschoben &den, und falls die Regierung nicht zugesichert habe, splltestens zehn Tage nach der Wahl die Nationalversammlung einzuberufen, eine Vertreter- versammlung abzuhalten, um MaBnahmen zu treffen, einen Druok auf die Regierung durch den ReichsausschuB auszuiiben.

Das folgende Telegramm wurde dem Reichsarbeitsamt iibersandt: ,,Die deutschen Akademiker, vertreten durch den Reichsaus-

schuB der Akademischen Berufsstiinde, legen aufs sch&rfste Ver- wahrung ein gegen die Bevorzugung der freien Gewerkschaften durch die provisorische Regierung. Wie fiir alle Gewerkschaften und Stan- desverblinde, fordert der R. A. B. fur die Standesverbiinde der Aka- demiker, gleichgiiltig, ob sie Arbeitgeber aufnehmen oder nioht, Anerkennung als Vertretung ihrer berufstgtigen Mitglieder. In- sonderheit verlangt der R. A. B. fur sich ale Vertretung der berufs- tatigen Akademiker und fiir alle akademischen Standesverblinde die Hinzuziehung zu den Vorarbeiten fur den Ausbau der sozialen Gesetzgebung. Wir Akademiker lassen keine Unklarheit dariiber, daB wir gesonnen sind, mit allen Mitteln, die unser ZusammenschluB uns gibt, fur unsere Forderung einzutreten."

Der Vorsitzende schloB die Versammlung mit den Worten: Der ZusammenschluB der deutschen Akademiker hat zurn Ziele das Wohl des gesamten Vaterlandes. Die Interessen der deutschen Akademiker verbinden wir rnit den Interessen aller Berufsstiinde; irn Namen der deutschen Kultur und der deutschen Freiheit fordern wir unsere Rechte. U.

i g6 , -. - Chemiech-wirtschaftliche Nachrichtem. [SflE;E:bneC2Le.

Verein deutscher Chemik Mitteilung der CfeschE,ftsstelle.

Dcr Versand der Zeitschrift tiir angewandte Chemle hat regel- micBig Anfang jeden Jahres infolge Neuhersteilung der Zeitungs- versandliste, besonders in Anbetracht des in der Kriegszeit be- schlftigten Postaushilfspersonals, zu gewissen Storungen AnlaB gegeben. Bei der Neueinfiihrung der 4 verschiedenen Ausgaben h&uften sich diesmal die Schwierigkeiten, besonders auch dadurch, daB zahlreiche Bestellungen a d die einzelnen Ausgaben erst im neuen Jahr einliefen. Infolgedessen konnten die Listen der Post erst von Anfang Januar ab iibergeben werden, und als Ietzte Liste wurde jetzt diejenige der Empfhger der Ausgabe B hergestellt, so daB vom heutigen Tag ab auch die Empfringer der Ausgabe B auf die regelmaaige Zustellung ihres Zeitschriftexemplars rechnen klinnen. Die seit 1. Januar erschienenen Hefte werden in Sammelsendung nachgeliefert.

Um Zweifel zu beseitigen, machen wir ausdriicklich darauf aufmerksam, daB jedes MitgliecI natiirlich immer die gleiche Aus- gabe der Zeitschrift zu erhalten hat, glcichgiiltig, ob die ver- schiedenen Ausgaben in der einen oder anderen Nummer mit- einander identisch sind oder nicht. Da es voraussichtlich noch einige Zeit dauern wird, bis die Post sich der verkderten Er- scheinungsweise unserer Zeitschrift anpaBt, bitten wir, stets beim zustlndigen Postamt auf ordnungsmaBige Lieferung , d. h. vor allem auch Beachtung der verschiedenen Ausgaben der Zeitschrift zu dringen.

Mlrkischer Bezirksverein. Sitzung am 22./10. 1918 abends 8 Uhr im Meistersaal.

Vorsitzenderi Dr. W i e g a n d , spiiter Dr. H a n s Alexande r . Schriftfiihrer: Dr. A. B u s 8.

Der stellvertretende Vorsitzende, Dr. W i e g a n d , eroffnet die Sitzung um 8 Uhr 15 und bittet den Schriftfuhrer, den Sitzungs- bericht der letzten Sitzung und die Nanien der aufzunehmenden und neu gemeldeten Mitplieder zu verlesen. Dann erteilt er das Wort Herrn Prof. Dr. S t o c k zu seinem Vortrag: Der Chemieunterrichl an den hjheren Schulen. An den mit reichem Beifall aufgenommenen Vortrag schlieljt sich eine Aussprache, an der sich die Herren G r o 13 - m a n n , H a h n und Z e i t l e r befeiligen.

Dsr Vorsitzende, Dr. R a n s A 1 e s a n d e r , spricht dem Vor- tragenden den Dank der Versammlung fur seine Ausfuhrungen aus. Der Abgeordnete zum Vorstandsrat, Prof. Dr. H e s s e , berichtet dann iiber die Hauptver~~ammlung in Camel. Der Bcricht l&t eine recht lebhafte Auasprrtche iiber den Punkt: S t e l l u n g d e r C h e m i k e r i m H e e r e aus, an der sich beteiligen die Herren B u s s , S c h w a r z , S t o c k , H e s s e und W i e g a n d .

Schlud der Sitzung 10 Uhr 15. Dr. A. Buss.

Sitzung am 26./11. 1918 abends 8 Uhr im Meistemaal. Vorsitzender: Dr. H a n s A 1 e x a n d e t Schriftfiihrer: Dr. A. B u s 8.

Der Vorsitzende eroffnet die Sitzung mit einer kurzen Darstellung der politischen Lage und weist darauf hin, dad auch ganz besonders die chemische lhdustrie durch die stattgehabte Umwlilzung beein- fluBt wird.

Der Schriftfiihrer verliest den Sitzungsbericht vom 22./10. und verkiindet die Namen der vorgeschlagenen Mitglieder.

Darauf erhalt Prof. Dr. L i n d n e r das Wort zu seinem Vortrag: ,,Das cfetreide als Fettquelle. Ncue AufklZrungen 6ber die Frage a'a Kleiezuaatzea zuna Brob" Der Redner fiihrt unter Vorfiihrungen von Mustern, Mikrophotogrammen und Modellen etwa folgendes aus: Erfreulicherweise steckt im deutschen Getreide mehr Fett, als die gebrauchlichen Analysen angeben, da bei der Atherextraktion daa Fett der beim Mahlen unverletzt gebliebenen Zellen der dickwandigen Kleber oder Aleuronscnicht, die dem Mehlkorper anliegt, noch zum griiBten Teil ungelost bleibt. Leider vermag unser Darm sich den Inhalt nicht nutzbar zu machen, wie unsere Pflanzenfresser, die jene dicken Zellwiinde zur Losung bringen konnen. Erst wenn diese eineI kurzen Einwirkung starker Sauren bei hoherer Temperatur ausgesetzt werden und aufgequollen sind, werden sie und auch der Zellinhalt von uns verdaut. Es ist daher Aufgabe der Zukunft, siimtliche Zellen der Aleuronschicht, womijglich noch am ganzen Korn, der Siiurewirkung zu unterwerfen und sie dann erst der Brot- bereitung zuzufiihren. Indem wir dies an Kohlehydrat, EiweiB und Fett reiche Material der Kleie, in welcher die Kleberschicht ein Hauptbestandteil ist, oder noch besser, die gesamte Kleberschicht des unverletzten oder nur schwach geschiilten Kornes nach der Saurebehandlung unserem Darm zufiihren, vermeiden wir die Ver- luste, welche die Kleie im Tierkorper erleidet, ehe sie dort Fleisch, Miloh und Fett erzeugt. Solange wir aber nicht Einrichtungen fiir

die Saurebehandlung des Getreides haben, die bci ganzen K6rnern technisch ja wesentlich vereinfacht hinsichtlich der spiiteren Tren- nung oder Neutralisation der Siiure aubfallen wiirde, w i d ea aller- dings zweckmiidig sein, die Kleie in den Brauereien cder Getreide- brennereien auf Treber zu verarbeiten, urn diese letzteren dem Vieh zuzufiihren, was noch den Vorteil hat, daB bei der Viehwirtschaft jene unglaubliche Verschwendung an Diingewerten, die wir uns in den groBen Stldten mit der Wasserspiilung leisten, ausbleibt, sondern der Diinger sogleich wieder auf die Felder kommt und dort die neuen Ernten mit den notigen Stoffen sersorgt. In den ge- nannten Garungsbetrieben wiirden vor der Hand Bier und Korn- branntwein gewissermaljen nur Nebenerzeugnisse sein. Die Meinung, als ob im Keimling des Getreidekornes das meiste Fett stecke, ist falsch, da in der Kleberschicht etwa das Neunfache davon enthalten ist. Es entfallen auf die Keimlingsmasse im deutschen Getrride 83 000 t Fett, auf die Kleberschicht 746 000 t, wozu noch die Menge hinzuzuschlagen ist, welche durch die falsche Fettanalyse nicht zur Geltung gekommen und auf 166000 t einzuschiitzen ist, so daB der gesamte Fettgehalt des deutschen Getreides den ansehnlichen Betrag von 1 Mill. t darstellt. Dies entspricht der Gesamteinfuhr tierischer und pflanzlicher Fette im Jahre 1912/13. Redner ging auch auf die V i t a m i n 1 e h r e ein, und wies darauf hin, daB die Vitamine gegeniiber starken Siuren aul3erordentlich widerstands- fahig, wghrend sie gegen Alkalien und Temperaturen iiber 120" auBerst empfindlich sind. Das saurevorbehandelte Korn, einsclilied- lich Mais- und Reiskorn, werde also ein Brot liefern, bei dessen an- haltendem GenuB die Bevolkerung vor Beri-Ben, Pellagra und Skorbut verschont bliebe. DaB man so lange den Fettreichtum der Kleberschicht iibersehen oder ihn nicht genugend gewertet hat, liegt daran, da13 das Fett maskiert ist, wie das Fett in der Hirnsubstanz, das in kolloidalen Massen eingebettet ist, welche den Hinzutritt von Reagenzien stark hindern. Vortragendem ist es durch eine einfache mikroskopische Technik, die er bereits vor 23 Janren bei dcr Untersuchung starkkorniger Bierhefezellen an- gewandt hat, gelungen, das Fett zum Verschnielzen zu grol3en Olkugeln zu bringen und es dadurch von dem Plasma abgesondert in Erscheinung treten zu lassen. DaD er die Kleberzellen rnit ihren vielen kornigen Bestandteilen in iihnlicher Weise wie kornige Bier- hefezellen behandelte, gab die Veranlassung zu der Entdeckung des Fettreichtunis jener. Er wies auch noch darauf hin, dalj ebcnso wie der Mensch auch das Gefliigel unvcrletzte Kleberzellen nicht verdaut. In frischem Sperlingskot fand er die Kleberzellen ebenso unveriindert wieder vor, wie in den menschlichen Faeces oder in den Biertrebern, die den SudprozeB durchgemacht haben.

Da13 der Redner mit seiner fesselnden Darstellung das lebhafte Interesse der Versammlung fand, zeigte besonders die eingehende Aussprache, an der sich die Herren A 1 e s a n d e r , B u s a , C o h n , E l s b a c h , F a h r i o n , F r e u n d , H e c k e r , J u n g , L i i - d e c k e , P a r o w , R o s e n z w e j g , S t o c k h a u s e n , W o 1 f f und der Vortragende beteiligten.

Nachdem der Vorsitzende, Prof. L i n u n e r , den Dank des Vereins ausgesprochen, erteilt er Prof. Dr. G r o B m a n n das Wort zu einer technischen Mitteilung : Der Kelleritachlauch al8 Ersatz /iir Cummischliiuche. Es ist dies ein aus gewelltem und im- pragniertem Papier hergestellter Schlzuch, der bis zu einer Atmo- sphke Druck aushiilt, und sich im Laboratorium bestens bewiihrt hat. Giinstige Erfahrungen hieriiber teilen noch mit Dr. R 6 d i g e r und Dr. R o s e n z w e i g .

Dann begriindet Dr. M. K. H o f f m a n n den Antrag Hoffmann- GroBmann: ,,Der Markische Bezirksverein anerkennt in Hinblick auf die neue Lage die Notwendigkeit, sich an den n e u e n Be - s t r e b u n g e n d e r A k a d e m i k e r , besonders der Techniker, zu beteiligen. Er ersucht daher den Vorstand des Hauptvereins um korporativen Beitritt des Vereins deutscher Chemiker zum ReichsausschuB der akademischen Berufssttinde und empfiehlt gleichzeitig, auch dem Bund technischer Berufsstiinde, Berlin W 35, korporativ, wie einzeln beizutreten. Nur durch AnschluD an die beiden Verbande konnen die Chemiker den ihnen gebuhrenden EinfluB auf die derzeitige Regierung gewinnen. "

Aus der Aussprache iiber diesen Antrag, an der sich die Herren A l e x a n d e r , B u s s , D i e h l und W o l f f heteiligen, geht hervor, daB die Teilnahnie der Chemiker an den Bestrebungen, die kchnischen Wissenschsften in der neuen Regierung zur Geltung zu bringen, auBerordentlich notig ist. Erfreulicherweise konnte Dr. D i e h l mitteilen, daB der Hanptverein ebenfalls auf diesem Boden stehe und beschlossen habe, in einer der niichsten Nummern b r Zeitschrift eine Aufforderung zum Beitritt an die Mitplieder zu erlassen. [Ist inzwischen geachehen, S. 16. - D. Schriftl.] Dr. B u s s wiinscht die Versendung von Aufforderungen in den Briefumschlagen Zelegentlich der Versendung der Mitgliedskarten, die im Dezember und Januar stattfindet. Der ZusanimenschluB sei auf jede mogliche Art zu fordern. Der Antrag Hoffmann-GroBmann wird einstimmig angenommen.

SchluB der Sitzung 10 Uhr 20. Dr. A . Buss. ID- r..

Vsrlsg ftlr ingowsndte Chemfe 0. m. b. E., Lelpdg. - Vermntwortlloher &MStleiter Dr. F. Soherf , Leipdg. - Bpamersohe Buohdruckeret in LeipzIg.