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Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus Wissen, Netzwerke und interkommunaler Zusammenarbeit Dr. Roland Scherer Hannover, den 29. Oktober 2008

Wissen, Netzwerke und interkommunaler Zusammenarbeit · Dr. Roland Scherer Hannover, den 29. Oktober 2008. Die Ausgangssituation. Kleinräumige Strukturen auf der regionalen Ebene

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Institut für Öffentliche Dienstleistungenund Tourismus

Wissen, Netzwerke und interkommunaler Zusammenarbeit

Dr. Roland SchererHannover, den 29. Oktober 2008

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Die Ausgangssituation

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Kleinräumige Strukturen auf der regionalen Ebene in Niedersachsen

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… und in der Schweiz

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Die Kleinräumigkeit als Problem

These 1:• Die kleinräumigen Strukturen auf der regionalen Ebene sind

heute nur begrenzt in der Lage, die aktuellen Herausforderungen adäquat zu lösen.

Der Handlungsraum stimmt oftmals nicht mit dem Problemraum übereinDie regionale Ebene verfügt meist nicht über die notwendigen Kapazitäten und Kompetenzen, um die Probleme zu bearbeitenIm globalen Standortwettbewerb laufen die "kleinen" Regionen Gefahr, nicht mehr wahrgenommen zu werden.

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Die Kleinräumigkeit als Problem

These 2:• Die kleinräumigen Strukturen auf der regionalen Ebene

werden mittelfristig weiter bestehen. Eine umfassende Verwaltungs- und Gebietsreform wird es aller Voraussicht nach nicht geben.

In einzelnen Metropolräumen werden neue Institutionen geschaffen, die teilweise einer vierten Staatsebene entsprechen (Beispiel Region Hannover)Tendenziell wird eher über eine Auflösung der Regionalebene diskutiert als über eine Stärkung dieser Ebene (Beispiel Regionalverbände Baden-Württemberg)

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Governance als Antwort auf die Kleinräumigkeit

These 3:• Die kleinräumigen regionalen Strukturen werden zunehmend

gezwungen im Rahmen von Governance-Strukturen mit anderen Institutionen kooperativ zusammenzuarbeiten. Kooperation und Netzwerke stellen das neue organisatorische Paradigma der Regional- und Raumordnungspolitik dar.

Die Bundes- und Landespolitik fördert aktiv das Entstehen derartiger regionaler Governance-Strukturen (Stichwort:top-down-Entwicklung)Die kommunale Eben delegiert zunehmend aus Effiezienz-gründen Aufgaben in regionale Govenance-Strukturen(Stichwort: bottom-up-Entwicklung)

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Die Bedeutung von regionalen Netzwerken

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Netzwerke und ihre (gedachte) Bedeutung

Netzwerke werden als geeignet angesehen, mit hochkomplexen Situationen umzugehen.

Sie sollen flexibel und innovativ sein sowie hohe Problemlösungskapazitäten besitzen.

Daher gelten sie als ein modernes Steuerungsinstrument für Unternehmen und Organisationen sowie auch für räumliche Einheiten.

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Mögliche Funktionen von regionalen Netzwerken

• Vertrauensbildung• Unsicherheitsabsorption• Konsensbildung• Verhandlungsplattformen• Ersatz für fehlende oder unzureichende Entscheidungsstrukturen• Mobilisierung• Forum und Innovation zur Identifizierung gemeinsamer Probleme

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Die grundlegenden Funktionen von regionalen Netzwerken

1. Netzwerke dienen einem umfassenden Austausch von Wissen-und Informationen, die gezielt für die (wirtschaftliche) Entwicklung einer Region genutzt werden können

2. Netzwerke dienen der Erzielung eines Nutzen für alle beteiligten Akteure. Damit diese langfristig existieren können müssen die Nutzungserwartungen der einzelnen Akteure vergleichbar sein.

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Die Grenzen von Netzwerken und Kooperationen

• KonfliktunfähigkeitNetzwerke sind aufgrund ihrer Struktur systembedingt nicht oder nur sehr begrenzt in der Lage, Konflikte zwischen einzelnen Akteuren innerhalb des Netzwerkes zu lösen. Netzwerke sind deshalb primär Schönwetterplattformen.

• VerhinderungsallianzenNetzwerke können aufgrund unterschiedlicher Blockierungen ihre Innovationsfähigkeit verlieren. Dies führt dazu, dass sie nicht mehr in der Lage sind sich den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen und möglicherweise Neuerungen verhindern.

• FilzNetzwerke besitzen oftmals nur eine begrenzte (politische) Legitimation. Die konkrete Arbeit in den Netzwerken führt oftmals zu einer "Entpolitisierung" regionalpolitischer Themen und damit zur Entmachtung der politischen Gremien

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Die Blockierungsfaktoren

• funktionale Blockierung• kognitive Blockierung• politische Blockierung

Quelle: Grabherr 1996, Scherer 20

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Wissen und Netzwerke

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Wissensaustausch als Grundbedingung für regionale Netzwerke

Grundannahmen:

1. Netzwerke können ihre positive Kraft nur dann entfalten, wenn sie offen sind für neues Wissen und dieses innerhalb der Netzwerke "verteilt" werden kann

2. Wissensnetzwerke können gerade in kleinräumigen Regionalstrukturen helfen, die Kapazitäten und Kompetenzen der dortigen Akteure deutlich zu verbessern

3. Dabei geht es vor allem auch darum, dass innerhalb des Netzwerkes vorhandene Erfahrungswissen dem gesamten Netzwerk zugänglich zu machen und Lernprozesse bei den beteiligten Akteuren zu initiieren.

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Explizites und implizites Wissen

Explizite Wissen

Implizite Wissen

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Formen des Wissens

Merkmal  Implizites Wissen  Explizites Wissen 

Kontextbindung  Gebunden an sensorische Erfahrung  Gebunden an intellektuelle Erfahrung  

Übertragung  Gemeinsame Anwendung von Wissen  Kommunikation von Wissen 

Explizierung  Aufwendiger Prozess der Externalisierung  Dokumentation in Zahlen, Texten, Bildern 

Aneignung  Durch gemeinsame Praxis  Durch gemeinsames Lernen 

 

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Wissensträger im Wissenssystem Regionalentwicklung

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Wissenssystem Regionalentwicklung Schweiz

Hintergrund:• Paradigmenwechsel in der Regionalpolitik: Weg vom Ausgleich

hin zum Wachstum• Verabschiedung eines Bundesgesetzes zur neuen

Regionalpolitik 2008:Ausrichtung 1: „Stärkung von Innovation, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen“Ausrichtung 2: „Kooperation und Synergien zwischen Regionalpolitik und Sektoralpolitiken“Ausrichtung 3: „Wissenssystem Regionalentwicklung und Qualifizierung des Regionalmanagements“ (2 Mio. CHF pro Jahr)

• Jährliches staatliches Fördervolumen liegt bei 180 Millionen CHF

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Die Ziele des Wissenssystems

Wissen generieren

Wissen tauschen und teilen

Regional-entwicklung

Standards/Methoden

reg. Wert-schöpfungsproz. Innovation

Schnittstellen Netzwerk-management

Oberstes Ziel ist es, die Akteure der kleinräumigen Regionalpolitik zu befähigen, den Herausforderungen der neuen Regionalpolitik zu entsprechen

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Elemente des Wissenssystems

• Wissen teilen &austauschen

• Neues Wissen

über Menschen:

Mobilisieren +Vernetzen

Netzwerk-ManagementNetzwerk-Management

über Menschen:

Qualifizierenüber Technik:

Wissens-Infrastruktur

Wissen Kompetenz

Innovation

Wissen aufarbeitenbzw. bringen undholen

Wissens-Portal„Regionen-Google“

• Praktiker-Gem.• Interessen-Gem.• Forschungs- Netzwerk

• Praktiker-Gem.• Interessen-Gem.• Forschungs- Netzwerk

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Konsequenzen für die Landesplanung in Niedersachsen

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Wissensmanagement für die Regionen Niedersachsens

• Die Regionen in Niedersachsen verfügen grösstenteils aufgrund ihrer teilweise Kleinräumigkeit nur über begrenzte Kapazitäten und Ressourcen

• Durch Netzwerke und Kooperationen zwischen den einzelnen Regionen ist es möglich, die Effizienz und die Effektivität der konkreten Arbeit deutlich zu verbessern.

• Damit diese Netzwerke langfristig funktionieren und nicht blockieren, sind sie auf einen laufenden "Wissenstransfer" angewiesen.

• Dies kann durch ein umfassend angelegtes Wissensmanagement für die Regionalplaner und –entwickler gewährleistet werden.

• Träger dieses Wissensmanagement sollte eine übergeordnete Stelle sein, die im Sinne einer Unterstützungsstrategie die regionale Ebene aktiv begleitet.

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„Stets sorge, daß das Volk ohne Wissen und Wunsch sei. Und sorge zugleich, daß die Wissenden nicht zu handeln

wagen“

Lao-tse, chinesischer Philosoph (um 300 v. Chr.)