Upload
verg-ver
View
222
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
1/90
Infektionen:
Erkennen, behandeln, verhindern
vom 25. bis 27. April 2014in Bad Kissingen
Symposiumder Deutschen Gesellschaftfr Kleintiermedizin
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
2/90
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
3/90
Deutsche Veterinrmedizinische Gesellschaft e.V.German Veterinary Medical Society
______________________________________
Symposium der
Deutschen Gesellschaft fr
KleintiermedizinFachgruppe der Deutschen Veterinrmedizinischen
Gesellschaft
Deutsche Gruppe der WSAVA
ich E. Rcken, SchleswigProf. Dr. Andreas Moritz, GieenVorsitzende Prof. Dr. Katrin Hartmann, MnchenStellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Medl, Babenhausen
Wissenschaftliche Leitung Dr. Elisabeth Mllerund Organisation Dr. Gerhard Loesenbeck
LABOKLIN GmbH & Co. KGSteubenstr. 497688 Bad Kissingen
und
CSM, Congress & Seminar ManagementIndustriestr. 3582194 Grbenzell
Bad Kissingen, 25. bis 27. April 2014___________________________________________________________________
Verlag derDVG Service GmbH
Friedrichstr. 17 35392 GieenTel.: 0641 24466 Fax: 0641 25375
E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de
Prsident Dr. Friedr Vizeprsident
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
4/90
Bitte beachten Sie:Fr die Erstellung des Tagungsbandes wurden die von den Referenten/inneneingesandten Manuskripte verwendet.
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet berhttp://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86345-202-51. Auflage Gieen, 2014
Foto Titelseite:Bayerisches Staatsbad Bad Kissingen GmbH
Verlag:Verlag der DVG Service GmbH Friedrichstrae 17 35392 GieenTel.: +49 (0)641 24466 Fax: +49 (0)641 25375E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de
Druck und Bindung:Druckerei Schrder Schuppertsgasse 2 35083 WetterTel: +49 (0)6423 92133 Fax: +49 (0)6423 92135E-Mail: [email protected] Homepage: www.druckerei-schroeder.de
Gesamtherstellung:DVG Service GmbH Friedrichstrae 17 35392 GieenTel.: +49 (0)641 24466 Fax: +49 (0)641 25375E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
5/90
INHALTSVERZEICHNIS
SEITE
VORTRGE
Samstag, 26.04.2014
J.GUTHARDT (Berlin): ................................................................................................. 1Infektionen des Respirationstraktes Von Katzenschnupfen bis Zwingerhusten
B.KOHN(Berlin): ........................................................................................................ 7Chronischer Husten bei einem Hund
G.V.SAMSON-HIMMELSTJERNA(Berlin): .................................................................... 10Filarien / Emerging diseases bei Hund und Katze
B.KOHN(Berlin): ...................................................................................................... 14Canine Anaplasmose Eine vektorbertragene Erkrankung
G.V.SAMSON-HIMMELSTJERNA(Berlin): .................................................................... 19Endoparasiten / Zoonosen
R.WAGNER(Raabs/Thaya, sterreich): ................................................................... 23Klinik und Diagnostik von Hautinfektionen bei Hunden, Katzenund Heimtieren
M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 43Topische Therapie bei Infektionen
P.BTTCHER(Leipzig) : ............................................................................................ 45Bakterielle Infektionen im OP Versorgung infizierter Wunden
K.O.HECKERS(Bad Kissingen): .............................................................................. 46Infektionen bei Reptilien
M.KOTSCH,M.FRANK,C.SIMON,E.MLLER,A.HEUSINGER(Bad Kissingen): ...................................................................................................... 54MRSA & Co. in der Tierarztpraxis Was kann die Hygiene leisten?
M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 59
Gezielte Antibiose
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
6/90
SEITE
Sonntag, 27.04.2014
B.KOHN,S.KNPFLER,A.MAYER-SCHOLL,K.NCKLER(Berlin): ............................... 61Aktuelles zur Leptospirose beim Hund
T.W.VAHLENKAMP(Leipzig): .................................................................................... 67Virusinfektionen beim Hund Impfmanagement und Prophylaxe
H.EGBERINK(Utrecht, Niederlande): ........................................................................ 70Neues zur Diagnose und Therapie der
Felinen Infektisen Peritonitis
H.EGBERINK(Utrecht, Niederlande): ........................................................................ 77Viruserkrankungen bei der Katze Impfmanagement und Prophylaxe
M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 81Immunmodulatoren, Therapie bei Virusinfektionen,
Alternativen zur Antibiose
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
7/90
Laboklin, Labor fr klinische Diagnostik
INFEKTIONEN DES RESPIRATIONSTRAKTES
VON KATZENSCHNUPFEN BIS ZWINGERHUSTEN
J. Guthardt
Katzenschnupfen
Katzenschnupfen ist zunchst einmal eine Sammelbezeichnung fr ansteckende
Erkrankungen der Atemwege und der Schleimhute der Katze. Es handelt sich
hierbei also um einen Symptomkomplex, der durch unterschiedliche Erreger
hervorgerufen wird und Nase, Maulhhle und Augen betrifft. Beteiligte Erreger sind
verschiedene Viren sowie Bakterien und Pilze. Die Erreger begnstigen sich
gegenseitig und knnen damit parallel auftreten. Die Behandlung und Bekmpfung
dieser Erkrankungen weisen etliche Gemeinsamkeiten auf. Es sollte aber immer
abgeklrt werden, inwieweit Fremdkrper, wie verschluckte Grashalme, felines
Asthma oder Allergien sowie Tumorerkrankungen in Frage kommen. Atemwegs-
erkrankungen bei der Katze stellen also immer ein multifaktorielles Geschehen dar.
Auch die Symptome sind beim Katzenschnupfen sehr vielschichtig und deshalb
auch meist nicht dem ein oder anderen Erreger klar zuzuordnen. Sie reichen von
mildem, nur wssrigem Nasenausfu bis zu tdlich verlaufenden Allgemein-
erkrankungen. Es kommt zu Schnupfen und Konjunktivitis, Lsionen in der Maul-
hhle, Fieber und Pneumonie. Besitzer berichten von Heiserkeit oder Geruschen
beim Ein- (hier eher eine Beteiligung der oberen Atemwege) oder beim Ausatmen,
da eher eine Beteiligung er unteren Atemwege. Hufig ist eine Virusinfektion der
Auslser. Sie verursachen Lsionen, Schwellungen der Schleimhute und begnsti-
1
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
8/90
gen Entzndungsmediatoren. Die Oberflche der Nasenmuschel wird geschdigt
und bakterielle Sekundrinfektionen werden begnstigt.
Meist liegen zunchst Virusinfektionen vor. Hier sind neben unspezifischen
Adenoviren, Rhinoviren oder Pneumoviren natrlich die Haupterreger wie das
Felines Herpes Virus (FHV) und das Feline Calici Virus (FCV) die Verant-
wortlichen.
Felines Herpesvirus
Feline Herpesviren sind Viren mit nur geringer Umweltstabilitt. Sie sind also in
ihrer genetischen Varianz sehr stabil und deshalb mittels molekularbiologischen
Methoden (PCR) sehr viel einfacher nachzuweisen, als Caliciviren. Bei FHV stehen
eher respiratorische Symptome wie Schnupfen und Nasennebenhhlenentzndun-
gen mit Augen- und Nasenausfluss im Vordergrund. Es kommt zu Bindehaut-
entzndung und hufig zu Hornhautgeschwren. Die Katze bleibt aber lebenslang
Virustrger und die Infektion kann unter Stre jederzeit wieder aktiviert werden. Bei
sehr jungen Ktzchen kann es zu sehr hohem Fieber und allgemeiner Schwche zu
Todesfllen kommen (Fading Kitten Sydrome).
Felines Calici Virus
Beim Felinen Calici Virus (FCV) gibt es zahlreiche Stmme was dazu fhrt, dass
eine groe genetische Vielfalt zu finden ist. In der Praxis bedeutet dies, dass auch
geimpfte Katzen mit Viren in Berhrung kommen, gegen die sie nur unzureichende
oder sogar gar keine Immunitt besitzen. Aufgrund einer unterschiedlichen Virulenz,
reichen die Symptome bei FCV von Appetitlosigkeit und Fieber zu Gelenk- und
Muskelschmerzen. Seltener treten Lungenentzndungen auf. Die typischen Ge-
schwre in der Maulhhle und am Zahnfleisch werden hufig durch bakterielle
Begleitinfektionen verschlimmert.
Chlamydophila felis
Chlamydien sind intrazellulre Erreger, die sich nicht selbstndig vermehren
sondern auf die Enzymaktivitt einer entsprechenden Wirtszelle angewiesen sind. Er
wird vielfach im Zusammenhang mit Bindehautentzndungen der Katze angetroffen.
Chlamydophila felis macht whrend seiner Entwicklung eine intrazellulre und eine
2
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
9/90
extrazellulre Phase durch. Whrend der infektisen extrazellulren Phase haben sie
bei Zimmertemperatur nur eine berlebenszeit von wenigen Tagen, bei 4C knnen
sie jedoch bis zu einem Monat berleben.
Mycoplasma felis
Mycoplasmen sind auerhalb des Organismus sehr instabil. Sie sind auf Schleim-
huten des Atmungs-, des Harn- und Genitaltraktes zu finden, wo sie sich sehr lange
der Immunantwort des infzierten Tieres entziehen knnen. Seltener treten Erkran-
kungen der oberen Luftwege auf. Klinisch uert sie sich meist in Bindehaut-
entzndung und Schnupfen. Die Infektion kann spontan nach zwei bis vier Wochen
ausheilen. Nicht ganz geklrt ist bislang, ob Mykoplasmen als Primr- oder nur als
Sekundrerreger fungieren.
Bartonella henselae
Bartonellen sind intrazellulre Bakterien, die durch Flhe und auch Zecken
bertragen werden. Sie gelten als Erreger der Katzenkratzkrankheit (cat-scratch
disease) des Menschen. Hier treten Pusteln und Schwellungen auf, in schweren
Fllen kommt es zu generalisierten Lymphknotenschwellungen. Bei Katzen fhren
Infektionen in der Regel nicht zu einer Erkrankung; es kann zu Fieber, Muskel-
schmerzen, lokaler Lymphknotenvergrerung und selten zu neurologischen
Symptomen, kommen, welche bereits nach wenigen Tagen , selten Wochen, wieder
verschwinden. Eine Beteiligung von Bartonella henselaebei der Maulschleimhaut-
entzndung der Katze wird diskutiert.
Beim Hund als Komponente des Zwingerhustens hufiger gesehen ist die
Bordetella bronchiseptica-Infektion der Katze seltener. Meist treten nur milde
Symptome aus, die nach etwa 10 Tagen von selbst verschwinden. Bei jungen
Katzenwelpen knnen sich dagegen jedoch lebensbedrohliche Pneumonien ent-
wickeln. Bordetellen berlebt in der Regel nicht gut auerhalb des Tiers. Die ber-
tragung erfolgt durch direkten Kontakt oder ber Aerosole. Katzen die mit Hunden in
einem Haushalt leben sind eher von der Infektion betroffen als andere Tiere.
3
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
10/90
Zwingerhusten
Wie beim Katzenschnupfen ist auch die Bezeichnung Zwingerhusten die Zusam-
menfassung eines multifaktoriellen Geschehens. Prdisponierend sind auch hier
hohe Populationsdichten.
Im Vordergrund stehen virale Komponenten wie das canine Adenovirusund das
canine Parainfluenzavirus. Selten sind das canine Staupevirus und das canine
Herpesvirus sowie Influenzaviren beteiligt. Zu den primren bakteriellen Erregern
zhlt Bordetella bronchiseptica.
Canines Parainfluenzavirus
Das canine Parainfluenzavirus gehrt in die Familie der Paramyxoviren. Es
repliziert nicht in Makrophagen und ist deshalb auf den oberen Respirationstrakt
beschrnkt. Monoinfektionen verlaufen eher inapparent. Treten Begleitinfektionen auf
kommt es zu es respiratorische Symptome wie Nasenausfluss und deutlichem
Husten. Eine Virusausscheidung erfolgt nach etwa 6-8 Tage p.i., hufig noch vor
dem Auftreten von Symptome, welches die Verbreitung in greren Hundehaltungen
frdert.
Canines Adenovirus
Adenoviren sind DNA-Viren, die eine relativ hohe Tenazitt aufweisen, aber streng
wirtsspezifisch sind. CAV-1 und CAV-2 sind genetisch und antigenetisch eng
verwandt; so besteht eine Kreuzimmunitt ihrer Antikrper, was fr die Impfung
genutzt wird. Ein Unterschied ist aber im Organtropismus zu sehen. CAV-2 weist
eine Affinitt fr den Respirationstrakt auf: das Virus repliziert im zilientragendem
Epithel der Atemwege. Bei CAV-1 kommt es nicht zu einer Generalisation der
Infektion. Die klinischen Symptome sind milder
Canines Staupevirus
Das canine distemper virus (CDV) ist hochkontagise und hat ein sehr breites
Wirtsspektrum, da neben Hunden auch Fchse sowie Waschbren, Frettchen,und
Lwen einschliet. Je fitter das Immunsystem ist, desto schwcher ist die klinische
Ausprgung der Symptomatik. Virusreservoir sind klinisch inapparent infizierte Tiere.
4
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
11/90
Die bertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder ber Aerosole. Die Virus-
replikation findet in den lokalen Lymphknoten und Tonsillen statt; es kommt zu einer
Virmie und Infektion der Organe. Neben neurologischen Symptomen treten auch
Atemwegserkrankungen wie Husten, Nasenausflu und Rachenentzndungen auf.
Canines Herpesvirus
Das canine Herpesvirus ist der Erreger des oft perakut verlaufenden "Infektisen
Welpensterbens. Bei lebend geborenen Welpen treten respiratorische Symptome
wie Rhinitis und Konjunktivitis auf; es kommt zu einer Infektion der Lunge. Um eine
weitere Ausprgung der Infektion zu verhindern, sollte die Krpertemperatur der
Welpen nicht unter 37,5 C fallen.
Bordetella bronchiseptica
Bordetella bronchiseptica ist einer der Haupterreger des Zwingerhustens. Zilien-
tragenden Zellen werden durch von ihnen abgegebene Toxine geschdigt. Sie
knnen von infizierten Hunden bis zu drei Monate lang ausgeschieden werden und
knnen lngere Zeit in der Schleimhaut persistieren. Sie sind keine tierartspezifi-
schen Erreger, und knnen daher auch andere Tiere wie Katzen, Meerschweine und
auch auf den Menschen infizieren.
Diagnose und Therapie
Der Nachweis von Virusinfektionen sowie Chlamydien, Bartonellen, Bordetellen
und Mycoplasmen wird mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) erstellt. Dabei sollte
mit einem trockenen Tupfer oder cytobrush (Brstchentupfer) ein Bindehaut- oder
Rachenabstrich genommen werden, der dann ohne Medium eingeschickt werden
kann. Dabei sollte vorher Schleim oder Eiter von der betroffenen Stelle entfernt
werden und krftigt getupfert werden. Dies ist wichtig, da nur so eine ausreichende
Zellen an den Tupfer gelangt.
Labordiagnostisch lassen sich zudem Bakterien ber einen klassischen Rachen-
oder Augentupfer nachweisen. Ein Antibiogram sollte bezglich einer Therapie
5
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
12/90
eingeleitet werden. Hiermit lassen sich die auftretenden Begleitinfektionen gezielt
behandeln.
Bei der Therapieder respiratorischen Erkrankungen von Katze und Hund ist fr
eine saubere, warme und gut belftete Umgebung zu sorgen. Sie erfordert eine
intensive Behandlung und gute Hygiene.
Eine lokale Therapie mit antibiotischen Augensalben, zum Beispiel mit Tetrazyclin
oder Gentamycin, die so oft wie mglich tglich ber einen Zeitraum von mindestens
drei Wochen verabreicht werden sollten, ist Voraussetzung. Eine antivirale Therapie
stellt sich wegen der hufig starken Nebenwirkungen und relativ hohen Kosten als
schwieriger da. Bei einer Infektion mit FHV kann mit Ganciclovir Augentropfen
(Virgan) direkt am Auge behandelt werden. Als systemisches Prparat eignet sich
der Wirkstoff Famciclovir (Famvir) in einer Dosierung von 125mg Tablette fr
5kg Katze, 1-2x tglich. Wirkstoffe wie Aciclovir oder Ribavirin sollten bei der Katze
auf keinen Fall eingesetzt werde. Als weiteres Therapeutikum bei den
Virusinfektionen kann Lysin oral (500mg/Katze/BID) gegeben werden. Dies reduziert
die Bioverfgbarkeit von Arginin und hemmt damit die Virusreplikation. Rezidive
treten weniger stark auf.
Da beim Hund eher von respiratorischen Symptomen aus zu gehen ist, stehen
hier eher schleimlsende Prparate sowie ein vorsichtiger Einsatz von Antitussiva im
Vordergrund:
Impfungen gegen Katzenschnupfen und Zwingerhusten sollten nach den
Leitlinien der Stndige Impfkommission Vet. (StIKo Vet.) des BpT durchgefhrt
werden um eine weitgehende Vorbeugung zu ermglichen.
Korrespondenzadresse
Dr. Janine Guthardt
Laboklin, Labor fr klinische Diagnostik
E-Mail: [email protected]
6
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
13/90
1
Klinik fr kleine Haustiere, Fachbereich Veterinrmedizin, Freie Universitt Berlin
CHRONISCHER HUSTEN BEI EINEM HUND
B. Kohn
Husten ist eine pltzliche, kraftvolle Exspiration durch die Glottis und beruht meist
auf Erkrankungen des Respirationstraktes oder des Herz-Kreislaufsystems. Husten
stellt auch einen wichtigen protektiven Reflex des Atmungstraktes vor mechanischen
oder chemischen Insulten dar.
Die Differentialdiagnosenliste bei Husten ist sehr lang; Erkrankungen von Larynx,
Tracheobronchialbaum und Lungenparenchym aber auch pathologische Prozesse
der Pleura, des Perikards, des Diaphragmas, der Nasen- und Stirnhhlen, desMediastinums und insbesondere auch Herzerkrankungen knnen urschlich sein.
Die Ursachen lassen sich in entzndliche und nicht-entzndliche Ursachen einteilen.
Bei den entzndlichen Ursachen wiederum unterscheidet man zwischen infektisen
(z.B. Zwingerhustenkomplex, Bordetella-Infektion, Staupe, Tuberkulose, Lungen-
wurmbefall (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis, Filaroides osleri, Capillaria
aerophila, Pneumocystis carinii), Dirofilariose, Leptospirose mit Lungenblutungen,
Aspergillose und nicht-erregerbedingten (Trachealkollaps, Bronchialkollaps,
eosinophile Bronchopneumopathie, chronische Bronchitis, Bronchiektasien,
Lungenfibrose, Ziliendyskinesie) Erkrankungen. An nicht-entzndlichen Ursachen
kommen in Frage: Tumore (primre Lungentumore, Lymphknotenvergrsserung,
Tumore von Larynx, Trachea, Mediastinum, Rippen oder Sternum, Lungenmetasta-
sen, systemische Neoplasien wie Lymphom), kardiovaskulre Erkrankungen (Links-
herzinsuffizienz, Stammbronchienkompression durch Herzvergrsserung, Lungen-
thrombembolie, Lungendem), Lungenblutungen (traumatisch, Leptospiral
Pulmonary Hemorrhage Syndrom, Neoplasien, Hmostasestrungen) und
mechanische / chemisch-reizende Grnde (z.B. Fremdkrper, Neoplasien, Gase,
7
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
14/90
2
Aspiration von Flssigkeiten, Trauma, Tracheal-/Bronchialkollaps, Hepatomegalie,
Pankreatitis) und evtl. Thoraxerguss. Nicht selten ist Husten auch multifaktoriell (z.B.
chronische Bronchitis, Trachealkollaps und Herzinsuffizienz).
Alter und Rasse des Patienten knnen Hinweise auf die zugrunde liegende
Ursache geben. Infektionen der Atemwege (viral, bakteriell) und Lungenwurmbefall
kommen hufiger bei jngeren Tieren vor. Kleine Hunderassen neigen zu
Trachealkollaps und evtl. Bronchomalazie. Neoplasien der Atemwege und des
Lungenparenchyms sowie Metastasierung in die Lungen sind eher bei lteren
Hunden zu erwarten. Husten kann vom Besitzer unter Umstnden mit Wrgen,
Reverse Sneezing, Regurgitieren und Erbrechen verwechselt werden.
Anamnestisch sind Hufigkeit und Intensitt des Hustens, Klangcharakter, zeitliches
Auftreten sowie Qualitt (produktiv / nicht-produktiv) zu erfragen.
Schwaches Hsteln ist eher bei Erkrankungen des Lungenparenchyms
(Pneumonie) zu finden, whrend obere Atemwegserkrankungen meist mit krftigem
Husten einhergehen. Produktiver Husten tritt bei chronischer Bronchitis, Pneumonie,
Dysphagie und bei Lungenblutungen auf. Nichtproduktiver Husten findet sich in der
Frhphase akuter Bronchitiden, Tracheitis, Trachealkollaps, hilrer Lymphadeno-pathie und bei Kompression der Stammbronchen. Hunde mit Herzproblemen knnen
zumindest in der Frhphase vorwiegend nchtlichen Husten zeigen. Weitere Fragen
betreffen Haltungsbedingungen (z.B. Kontakt zu anderen Tieren, Staubbelastung im
Haushalt, Passivrauchen, Impfstatus, Parasitenprophylaxe, Herzwurmstatus), bereits
durchgefhrte Diagnostik und Therapie.
Neben einer vollstndigen klinischen Untersuchung liegt das Augenmerk auf dem
Respirationstrakt und Herz-Kreislaufsystem. Der diagnostische Plan umfasst neben
Laboruntersuchungen (Hmatologie, Differentialblutbild, Blutchemie, evtl. Gerin-
nungstests) immer Rntgenaufnahmen des Thorax in mindestens 2 Ebenen, der
Halstrachea und evtl. oberen Halsgegend (seitliche Aufnahmen). Lungenmuster
knnen bei der Diagnostik bedingt weiterhelfen, so kann zwischen diffusen und
lokalisierten sowie bronchialen, interstitiellen (nodulr / verschwommen) und
alveolren Vernderungen unterschieden werden. Parasitologische Untersuchungen
dreier aufeinanderfolgender Kotproben (Flotation, Larvenauswanderungsverfahren)
sind meist indiziert; frAngiostrongylus vasorumstehen auch serologische Tests zur
8
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
15/90
3
Verfgung. Bei Aufenthalt in Endemiegebieten ist auf Dirofilaria immitis zu testen.
Spezielle Untersuchungen sind Laryngo- und Tracheobronchoskopie, Tracheal-
splprobe (evtl. auch transtracheal) und Bronchoalveolarlavage zur Gewinnung von
Material fr zytologische und mikrobiologische Untersuchungen, transthorakale
Feinnadelaspiration, Lungenfunktionstests, Computertomographie (z. B. Verdacht
Lungenmetastasen), Herzsonographie und EKG. Invasivere Methoden
(Thorakoskopie, Thorakotomie) zur definitiven Diagnosestellung sind gelegentlich
erforderlich.
Die Therapie zielt, soweit mglich, auf die Behandlung / Beseitigung der
Primrursache oder Milderung der damit verbundenen Konsequenzen ab. So sind
bakterielle Infektionen mit entsprechenden Antibiotika (vorzugsweise nach Anti-
biogramm) zu behandeln, chronische Bronchitiden und eosinophile Broncho-
pneumopathien mit (inhalativen) Glukokortikoiden. Bei Lungenwurmbefall werden
Avermectine oder Fenbendazol eingesetzt. Die symptomatische Therapie von
Husten umfasst die Verabreichung von Sekretolytika (z.B. N-Acetylcystein,
Ambroxol, Bisolvon), Inhalation mit Verneblern (15 min 3x/d), Bronchodilatatoren
(z.B. Theophyllin) und in therapieresistenten Fllen ohne erkennbare Ursache die
Gabe von Antitussiva (z.B. Codein). Antitussiva sind bei Verdacht auf Infektionenoder bei stark produktivem Husten kontraindiziert.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Barbara Kohn
Klinik fr kleine Haustiere
Fachbereich Veterinrmedizin
Freie Universitt Berlin
Oertzenweg 19b
14163 Berlin
E-Mail: [email protected]
9
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
16/90
Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin, Freie Universitt Berlin
FILARIEN / EMERGING DISEASES BEI HUND UND KATZE
G. v. Samson-Himmelstjerna
Die einzige in Deutschland gegenwrtige bei Hunden und Katzen relevante
Filariengattung ist Dirofilaria zu der die Erreger der kardiovaskulren Dirofilariose
Dirofilaria immitisund der kutanten Dirofilariose Dirofilaria repenszhlen. Beide Arten
stellen Zoonoseerreger dar und werden durch Stechmcken bertragen. Zahlreiche
Stechmckenarten z.B. der Gattungen Aedesoder Culex knnen als Zwischenwirte
fungieren und hierzu zhlen auch einige der in Deutschland vorkommenden Spezies
wie z.B. Culex pipiensoder Aedes maculipennis. Bisher wurde angenommen, dass
die Filarien fr Hunde und Katzen in Deutschland keine unmittelbare Bedrohung oder
Infektionsgefahr darstellen, denn grundstzlich galten die hier vorhandenen
Mckenpopulationen als nicht mit Dirofilarien befallen. Neuere Untersuchungen
haben jedoch ergeben, dass sowohl D. immitisals auch D. repensin den heimischen
Mckenpopulationen nachzuweisen sind (1). Allerdings gibt es bisher nur sehr
wenige Nachweise zu vermutlich in Deutschland erworbenen bzw. autochthonen
Dirofilaria-Infektionen. Dies betrifft bisher lediglich D. repens mit Hinweisen fr im
Inland erworbenen Infektionen aus Baden-Wrttemberg und Brandenburg (2; 3; 4; 5).
Die Infektion mit dem auch als Hundehautwurm bezeichneten D. repens fhrt beim
Hund in der Regel lediglich zu Juckreiz, Alopezie, Schwellungen und manchmal
Abzessen an den Stellen an denen der Wurm sich gerade in der Unterhaut befindet.
Beim Menschen kann es ebenfalls zur kutanen, teilweise auch zur okularen oder
viszeralen Dirofilariose kommen. Entgegen frheren Annahmen wird heute davon
ausgegangen, dass es sich bei der Mehrzahl der in Sdeuropa befundeten Flle
vorwiegend von D. repens und nicht von D. immitisverursacht wurde (6). Die Zahl
10
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
17/90
humaner Dirofilarioseflle hat in Sdeuropa in den letzten Jahren offenbar deutlich
zugenommen (7).
In Europa tritt die Infektion mit D. immitisbei Hunden und Katzen vor allem in den
Mittelmeeranrainerstaaten auf und fhrt unbehandelt vor allem bei Hunden oft zu
schwerwiegenden, teilweise tdlich verlaufenden Erkrankungen. Katzen sind fr D.
immitis deutlich weniger gute Wirte und es entwickeln sich meistens maximal 1-2
Wrmer pro Tier, wobei in der Regel keine Mikrofilarien produziert werden. Beim
Hund entstehen Krankheitssymptome frhestens ca. 6 Monate und oft sogar erst
Jahre nach der Infektion. Bei dem in drei Stadien unterteilten klinischen Verlauf
werden erst ab dem zweiten Stadium klinische Symptome wie Husten oder Dyspnoe
bei Anstrengung beobachtet. Im dritten Stadium treten, im Zusammenhang mit
Thrombenbildung, Embolien und Immunkomplexablagerungen, schwerwiegende, auf
Strungen der Durchblutung und Blutzirkulation zurckzufhrende, Lungen-, Leber-
und Nierenfunktionsstrungen ein. Bei der Katze kann die Herzwurminfektion zu
Schdigung der Lungenarterien und der Lunge, sowie damit einhergehend zu
Inappetenz, Erbrechen, Husten und Atembeschwerden fhren. Zum Nachweis von D.
immitis-Infektionen wird die Kombination aus Mikrofilariennachweis (z.B. modifizierter
Knott-Test) sowie der Detektion von Antigen empfohlen. Patente Infektionen mit D.
repens lassen sich ebenfalls anhand des Mikrofilariennachweises diagnostizieren,
wobei die Differenzierung zu D. immitisdurch histochemischen Nachweis von saurer
Phosphatase, PCR oder morphometrische Messung der Mikrofilarien erfolgen kann
(8). Die Therapie manifester Herzwurminfektionen stellt aufgrund der je nach
vorliegendem Krankheitsstadium teilweise erheblichen Nebenwirkungen sowie der
teilweise ausgeprgten Toxizitt der wirksamen Substanzen weiterhin eine
Herausforderung dar. Melarsamin wirkt gegen pradulte und adulte Stadien, jedoch
nicht gegen Mikrofilarien und hat lediglich einen Sicherheitsindex von 2. Seit einigen
Jahren wird auch die Kombination von makrozyklischen Laktonen wie Ivermectin und
dem gegen Wolbachien, den Endosymbionten der Herzwrmer, wirksamen
Doxycyclin als adultizide Therapie verwendet. Aufgrund der damit einhergehenden
Reduzierung klinischer Nebenwirkungen wird von der amerikanischen Herzwurm-
gesellschaft entsprechend eine Kombination aus vierwchiger Doxycyclin-Gabe,
monatlicher Gabe eines makrozyklischen Laktons und im Abstand von einem Monat
11
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
18/90
dem Beginn einer Melarsamin-Therapie, empfohlen (http://www.heartwormsociety.
org/veterinary-resources/canine-guidelines.html).
Sowohl zur Elimination von bestehenden Infektionen mit frhen Larvenstadien
sowie von Mirkofilarien sind makrozyklische Laktone (Ivermectin; Moxidectin) hoch
wirksam. Die monatliche Applikation stellt eine zuverlssige und in endemischen
Gebieten unverzichtbare Prophylaxemanahme dar. Sie sollte jedoch aufgrund von
mglichen Nebenwirkungen durch das Abtten von Mirkofilarien und Larven nicht,
bzw. nur unter besondere berwachung, bei Dirofilaria-positiven Hunden durch-
gefhrt werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in den USA
krzlich ber eine verminderte Wirkung von Ivermectin gegenber bestimmten
Herzwurmpopulationen berichtet wurde (9). Sowohl fr die Prophylaxe als auch fr
die Elimination der Mikrofilarien bei einer D. repens-Infektion ist Moxidectin in
Deutschland krzlich zugelassen worden.
Literaturverzeichnis
1. KRONEFELD M, KAMPEN H, SASSNAU R, WERNER D (2014)Molecular detection of Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens and Setaria tundrain mosquitoes from Germany. Parasites and Vectors, 7:30
2. HERMOSILLA C, PANTCHEV N, DYACHENKO V, GUTMANN M, BAUER C(2006)First autochthonous case of canine ocular Dirofilaria repens infection inGermany. Vet Rec. 158:134-135.
3. PANTCHEV N, NORDEN N, LORENTZEN L, ROSSI M, ROSSI U, BRAND B,
DYACHENKO V (2009)Current surveys on the prevalence and distribution of Dirofilaria spp. in dogs inGermany. Parasitol Res 105:S63-74.
4. SASSNAU R, DYACHENKO V, PANTCHEV N, STCKEL F, DITTMAR K,DAUGSCHIES A (2009)Dirofilaria repens infestation in a sled dog kennel in the federal state ofBrandenburg (Germany). Diagnosis and therapy of canine cutaneousdirofilariosis. Tierrztliche Praxis 37:95-101
5. SASSNAU R, KOHN M, DEMELER J, KOHN B, MLLER E, KRCKEN J,VON SAMSON-HIMMELSTJERNA G (2013)Is Dirofilaria repens endemic in the Havelland district in Brandenburg,Germany? Vector Borne Zoonotic Dis 13:888-891
12
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
19/90
6. GENCHI C, KRAMER LH, RIVASI F (2011)Dirofilarial infections in Europe. Vector Borne Zoonotic Diseases 10:1307-1317
7. PAMPIGLIONE S, RIVASI F, GUSTINELLI A (2009)
Dirofilarial human cases in the Old World, attributed to Dirofilaria immitis: acritical analysis. Histopathology 54:192-204
8. MAGNIS J, LORENTZ S, GUARDONE L, GRIMM F, MAGI M, NAUCKE TJ,DEPLAZES P (2013)Morphometric analyses of canine blood microfilariae isolated by the Knott'stest enables Dirofilaria immitis and D. repens species-specific and
Acanthocheilonema (syn. Dipetalonema) genus-specific diagnosis. Parasiteand Vectors 6:48
9. BOURGUINAT C, KELLER K, BLAGBURN B, SCHENKER R, GEARY TG,
PRICHARD RK (2011)Correlation between loss of efficacy of macrocyclic lactone heartwormanthelmintics and P-glycoprotein genotype. Veterinary Parasitology 176:374-381
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna
Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin
Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
14163 Berlin
E-Mail: [email protected]
13
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
20/90
1
Klinik fr kleine Haustiere, Fachbereich Veterinrmedizin, Freie Universitt Berlin
CANINE ANAPLASMOSE
EINE VEKTORBERTRAGENE ERKRANKUNG
B. Kohn
Der Erreger der weltweit vorkommenden Anaplasmose ist Anaplasma
phagocytophilum, eine Spezies, zu der mehrere, frher als Ehrlichia klassifizierte
Arten zusammengefasst sind. Zur Gattung Anaplasma gehren weitere Arten: A.
platys infiziert Thrombozyten und kann bei Hunden die sog. infektise zyklische
Thrombozytopenie (thrombozytotrope Anaplasmose) hervorrufen. In Deutschland
kommt dieser Erreger nicht vor, es handelt sich um eine Reisekrankheit, die nach
Aufenthalt in Mittelmeerlndern differentialdiagnostisch zu bercksichtigen ist.
A. phagocytophilum ist ein gram-negatives, obligat intrazellulres Bakterium.
Zielzellen sind vor allem neutrophile Granulozyten, selten auch eosinophile
Granulozyten. In den Zellen vermehrt sich das Bakterium in zytoplasmatischen
Vakuolen und bildet dort Einschlusskrper, die sog. Morulae.
Die bertragung erfolgt vor allem durch Zecken der Gattung Ixodes, in Europa vor
allem Ixodes ricinus. In den Zecken vermehrt sich der Erreger und wird transstadial
bertragen. ber den Speichel der Zecken wird A. phagocytophilum innerhalb von
etwa 24 bis 48 Stunden nach dem Stich bertragen und verbreitet sich ber Blut- und
Lymphgefe im Organismus. Ein weiterer bertragungsweg ist kontaminiertes Blut.
Dieser Weg wird fr experimentelle Studien genutzt, stellt in Endemiegebieten jedoch
auch ein Risiko in der Transfusionsmedizin dar. Nach der Vermehrung in den Zellen
kommt es zur Ruptur der Phagosom- und dann der Wirtszellmembran, weitere
Erreger werden frei gesetzt und es folgt ein Multiorganbefall (insbes. Milz, Leber,
Lunge, Nieren und Herz). Die Inkubationszeit betrgt ca. 1 bis 2 Wochen, abhngig
14
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
21/90
2
vom Immunstatus des Wirtes. An den pathogenen Effekten sind vermutlich nicht nur
die Anaplasmen selbst, sondern auch eine zytokinmediierte Stimulation der
Makrophagen und unspezifische Aktivierung des mononukleren phagozytren
Systems beteiligt.
In Europa gelten Nagetiere, Wild- und Hauswiederkuer, Fchse sowie
Wildschweine als Reservoirwirte; Vgel scheinen zumindest bei der Verbreitung eine
Rolle zu spielen. Neben dem Hund knnen auch Menschen und selten Katzen
erkranken.
Da Ixodes auch bertrger anderer Pathogene ist, sind Koinfektionen ins-
besondere mit Borrelien, evtl. auch Neoehrlichien, Babesien, Bartonellen, Rickettsienund anderen Erregern denkbar, die gegebenenfalls die Ausprgung der verschie-
denen Krankheitsbilder gegenseitig verstrken knnten.
In Deutschland sind je nach Region ber 10% der Zecken (I. ricinus) mit A.
phagocytophilum infiziert. Beim Hund wurden diverse Seroprvalenzstudien in
verschiedenen europischen Lndern durchgefhrt, die Prvalenz der Infektionen mit
A. phagocytophilumlag zwischen 3 und 57%, in Deutschland je nach verwendetemTest (IFAT, ELISA) zwischen 19% und 50%. Dabei war kein signifikanter Unterschied
zwischen klinisch gesunden Hunden und Hunden mit fr Anaplasmose verdchtigen
klinischen Befunden feststellbar. Die PCR-Prvalenz schwankte in verschiedenen
Untersuchungen europaweit zwischen 0 und 14%.
Hunde jeden Alters und jeder Rasse knnen erkranken. Meistens tritt die
Erkrankung akut auf. In Berlin/Brandenburg kamen Flle insbesondere zwischen Mai
und August vor, was vermutlich mit der Hauptaktivitt der bertrgerzecken
zusammenhngt. Allerdings wurden auch in den anderen Monaten gelegentlich
Hunde mit Anaplasmose diagnostiziert. Hufigste Befunde bei 63 Hunden waren
Apathie, Fieber, Inappetenz, Splenomegalie und ein angespanntes Abdomen;
seltener bzw. nur vereinzelt wurden Gelenkschmerzen (aufgrund immunbedingter
Polyarthritis), Blutungen (z.B. Petechien, Melna), Diarrhoe, Polydipsie,
Lymphadenopathie, Vomitus, Polyurie, respiratorische bzw. neurologische
Symptome (evtl. Meningitis) und Uveitis festgestellt. Gliedmassendeme knnen
vorkommen.
15
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
22/90
3
Vernderungen des Blutbildes bzw. der klinischen Chemie waren in abfallender
Hufigkeit Thrombozytopenie, Anmie, Lymphopenie, Monozytose, Leukozytose,
Linksverschiebung, Leukopenie, Lymphozyose und ALP-Erhhung,
Hypoalbuminmie, Hyperproteinmie, Hyperglobulinmie, Hyperbilirubinmie und
Azotmie.
Die Diagnose einer Anaplasmose kann nur gestellt werden, wenn mehrere
Befunde kombiniert auftreten: Eine entsprechende Anamnese (Zeckenbefall,
Bluttransfusion) zusammen mit relevanten klinischen oder Laborbefunden sowie ein
direkter (Morulae, PCR, Erregerisolierung) oder indirekter (Antikrpertiter-Anstieg
oder -Abfall) Erregernachweis. Der direkte Erregernachweis mittels PCR aus Blut,
Synovia, Liquor oder Geweben (z.B. Milz) ist eine sensitive und spezifische Methode.Sehr wichtig ist, dass die Probennahme vor Beginn der Antibiotikumtherapie erfolgt.
Ein negatives PCR-Ergebnis schliesst eine Infektion nicht aus. In gefrbten Blut-
oder Buffy Coat-Ausstrichen sind etwa 4 Tage nach der Infektion Morulae im
Zytoplasma von neutrophilen, selten eosinophilen Granulozyten feststellbar, die 4-8
Tage persistieren knnen. Interessanterweise knnen sowohl PCR- als auch
Morulae-positive Hunde klinisch und labordiagnostisch unauffllig sein. Ein
einmaliger positiver Antikrpernachweis mittels IFAT oder ELISA gibt zwar einenHinweis auf einen stattgefundenen Erregerkontakt, ist aber ungeachtet der Titerhhe
insbesondere wegen der hohen Seroprvalenz nicht diagnostisch fr eine akute
Infektion. Zudem kann ein positiver Titer mindestens 6 Monate, vermutlich aber auch
lnger persistieren. Ein vierfacher Anstieg (oder Abfall) des Titers innerhalb von 4
Wochen ist jedoch diagnostisch. Akut erkrankte Hunde knnen seronegativ sein, ein
positiver Antikrpertiter ist meist einige Tage nach dem ersten Auftreten von Morulae
nachweisbar. Kreuzreaktionen insbesondere mit A. platys (und evtl. anderen
verwandten Spezies) sind zu bedenken.
Doxyzyklin (5 mg/kg 2 x/d p.o.) whrend 2-3 Wochen ist das Antbiotikum der
Wahl. Meist bessern sich die Symptome innerhalb von wenigen Tagen.
Unerwnschte Nebenwirkungen von Doxyzyklin knnen gastrointestinale Symptome
und nicht vorhersehbare Leberaffektionen sein. Alternativ kann Chloramphenicol
(15-25 mg/kg 3 x/d p.o. ber 2-3 Wochen) verwendet werden. Weitere Behandlungen
hngen von den Symptomen ab und beinhalten Infusionstherapie, fiebersenkende
Medikamente (z.B. Metamizol), Schmerzmittel (z.B. NSAIDs) bei Polyarthritis und
16
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
23/90
4
Antiemetika und evtl. Protonenpumpenblocker bei Vomitus. Ausnahmsweise ist bei
fehlendem Ansprechen auf die Therapie und Verdacht auf immunmediierte
Symptome (z.B. Thrombozytopenie, Polyarthritis) eine kurzzeitige Prednisolon-
verabreichung in Erwgung zu ziehen.
Bei korrekter Diagnose und Therapie ist die Prognose gut. Inwieweit A.
phagocytophilumchronische Infektionen hervorrufen kann, ist nicht geklrt.
Das tgliche Absammeln von Zecken und insbesondere die (ganzjhrige)
Zeckenprophylaxe mit Repellentien kann eine Infektion mitA. phagocytophilumweit-
gehend verhindern. Da auch subklinische Infektionen mglich sind, ist eine Unter-
suchung der Blutspender auf Anaplasma-Infektionen mittels PCR in endemischenGebieten ratsam.
Literaturverzeichnis
1. CARRADE D, FOLEYJF, BORJESSONDL, ET AL. (2009)Canine Granulocytic Anaplasmosis: A review. J Vet Intern Med 23, 1129-1141
2. CHIREK A, SILAGHI C, PFISTER, K, KOHN B (2013)Clinical features of 63 dogs naturally infected with Anaplasmaphagocytophilum (2006-2012). 23rd ECVIM-CA Congress, Proceedings,Liverpool, 12.-14.09.2013, p. 273
DINIZ PP, BREITSCHWERDT EB (2012)Anaplasma phagocytophilum infection (Canine granulocytotropicanaplasmosis). In: Infectious diseases of the dog and cat, ed. CE Greene,Elsevier Saunders, St Louis; pp. 244-254
4. JENSEN J, SIMON D, MURUA ESCOBAR H, et al. (2007)Anaplasma phagocytophilum in dogs in Germany. Zoonoses Public Health 54,94-101
5. KOHN B, GALKE D, BEELITZ P, et al. (2008)Clinical features of canine granulocytic anaplasmosis in 18 naturally infecteddogs. J Vet Intern Med 22,1289-1295
6. KOHN B, SILAGHI C, GALKE D, et al. (2011)Infections withAnaplasma phagocytophilum in dogs in Germany. Res Vet Sci91(1):71-76
17
3.
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
24/90
5
7. KOHN B (2012)Anaplasmosis. In: BSAVA Manual of canine and feline haematology andtransfusion medicine. Eds. MJ Day, B Kohn, BSAVA; pp. 166-173
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Barbara Kohn
Klinik fr kleine Haustiere
Fachbereich Veterinrmedizin
Freie Universitt Berlin
Oertzenweg 19b
14163 Berlin
E-Mail: [email protected]
18
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
25/90
Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin, Freie Universitt Berlin
ENDOPARASITEN / ZOONOSEN
G. v. Samson-Himmelstjerna
Zu den in Deutschland fr Hunde und Katzen aus parasitologischer, klinischer und
epidemiologischer Sicht relevantesten Endoparasiten zhlen vor allem die
Spulwrmer Toxocara canis, Toxocara cati und Toxascaris leonina, die Haken-
wrmer Uncinaria stenocephala, Ancylostoma caninum und Ancylostoma
tubaeforme, der Peitschenwurm Trichuris vulpis, der Fuchsbandwurm Echinococcus
multilocularis sowie aus der Gruppe der Protozoen Giardia spp., verschiedene
Isospora-Arten und bei der Katze Toxoplasma gondii. Hiervon sind als
Zoonoseerreger in erster Linie T. canis, A. caninum, E. multilocularis, T. gondiiund
G. duodenalisvon Bedeutung.
Mit Prvalenzen von teilweise ber 50% besonders bei Welpen stellen Infektionen
mit Giardien die aktuell am hufigsten auftretenden Endoparasiten bei Hund und
Katze dar (1;2). Die verschiedenen Genotypen (A-H) von Giardia intestinalis (syn.
Giardia duodenalis) sind morphologisch nicht zu differenzieren. Bei Hunden treten
besonders die Genotypen A, C und D sowie bei Katzen A und F auf, wovon
insbesondere der Genotyp A fr Menschen pathogen ist. Bei Hunden und Katzen
fhren Giardien-Infektionen zu dnnbreiigem bis wssrigem (selten blutigem) Kot, oft
mit vermehrtem Schleim, sowie teilweise zu Erbrechen.
Bei Welpen und jungen Hunden kommt T. canisals hufigste Wurminfektion vor.
Jngere Untersuchungen zum altersabhngigen Auftreten von Endoparasitenstadien
im Kot von Hunden (n=2319) und Katzen (n=1206) haben gezeigt, dass T. canisab
einem Alter von drei und T. catiab fnf Wochen nachzuweisen war (2). Maximale
Prvalenzraten ergaben sich fr diese beiden Parasitenarten mit 22% fr T. canis
19
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
26/90
und 11,4% fr T. cati in der vierten und achten Lebenswoche. Bei lteren Tieren
wurden niedrigere Befallsraten festgestellt, allerdings waren auch in ber vier Jahre
alten Hunden knapp 9% der Proben T. canisund in entsprechend alten Katzen ca.
4% der Proben T. cati positiv. Insbesondere fr Spulwrmer ist bekannt, dass die
Eiausscheidung fluktuieren und zeitweise sistieren kann. Daher ist anzunehmen,
dass die hier festgestellten Befunde die tatschliche Infektionshufigkeit eher noch
unterschtzen. Aufgrund seiner vielfltigen bertragungswege und langandauernden
Persistenz in Form von hypobiotischen Larven in erwachsenen Hunden sowie der
groen Widerstandsfhigkeit der Eier in der Umwelt, gelingt es dem Hundespulwurm
offensichtlich sich, trotz der seit Jahren in den meisten Hundezuchten und -haltungen
systematisch durchgefhrten anthelminthischen Behandlungen, auf einigermaen
konstantem Prvalenzniveau in der Hundepopulation zu halten. Gleichzeitig wird
eine relativ hohe Seroprvalenz in Menschen, z.B. in Holland im Durchschnitt ca.
20% und bei ber 45 Jahre alten Personen 30%, beobachtet (zur bersicht: 3).
Neben den seit langem bei Menschen bekannten Krankheitsbildern der okularen
Larva Migrans und der viszeralen Larva Migrans weisen jngere Studien darauf hin,
dass T. canis-Infektionen vor allem bei Kindern auch im Zusammenhang mit
allergischen Erkrankungen stehen knnten. So wurde in Patienten mit allergischen
Symptomen (z.B. Asthma, Dermatitis, Rhinitis) hufig gleichzeitig das Vorhandensein
von T. canis-Antikrpern festgestellt und in der berwiegenden Zahl der
entsprechend anthelminthisch behandelten Personen ein Verschwinden der
allergischen Symptome beobachtet (4; 5). Allerdings handelt es sich bei diesen
Studien eher um klinische und nicht mit entsprechenden Kontrollgruppenunter-
suchungen begleitete Untersuchungen, so dass keine statistische Auswertung der
beobachteten Effekte vorliegt. Experimentelle Untersuchungen in Musen zeigten im
Gegensatz dazu, dass vorhergehende T. canis Infektionen zu einer signifikanten
Verstrkung allergischer Lungenvernderungen fhren (6). In diesem Zusammen-
hang stellt sich die Frage nach einem mit Hundehaltung bzw. Hundekontakt
einhergehenden Gesundheitsrisiko und es ist wichtig zu erwhnen, dass offenbar
kein relevantes Infektionsrisiko durch den Kontakt mit Hunden besteht. Hierauf
weisen Untersuchungsbefunde hin, nach denen sich unter den hiesigen Haltungs-
bedingungen Hundespulwurmeier im Hundefell in der Regel nicht weiterentwickeln
und somit keine infektisen Larven ausbilden (7).
20
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
27/90
Die Diagnostik des Endoparasitenbefalls geschieht hinsichtlich der Wurm-
infektionen vorwiegend mittels der koproskopischen Untersuchung. Dabei ist eine
sachgeme und aussagekrftige koproskopische Befundung nur dann gegeben,
wenn ber mindestens drei aufeinander folgenden Tagen gesammelter Kot unter-
sucht wurde. Fr den Nachweis von Giardia-Infektionen eignen sich kommerziell
erhltliche Kopro-Antigentests die eine im Vergleich zur Koproskopie deutlich hhere
Sensitivitt besitzen. Zur Therapie und Bekmpfung von gastrointestinalen
Helminthen stehen Wirkstoffe aus den Gruppen der Benzimidzaole, Tetra-
hydropyrimidine, makrozyklischen Laktone, das Cyclooctadepsipeptid Emodepsid
sowie als Mittel der Wahl bei Bandwurminfektionen das Praziquantel zur Verfgung.
Ob bzw. wie hufig eine parasitologische Untersuchung oder anthelminthische
Behandlung durchgefhrt wird, kann mittels einer Risikoabschtzung bei der u.a. das
Auslauf- und Fressverhalten, das Alter und die Nutzung der Tiere sowie die
Haltungsbedingungen einfliessen sollten, entschieden werden. Hierzu hat eine
europsiche Expertengruppe Empfehlungen erarbeitet die von deutschen
Parasitologen und Veterinrmedizinern adaptiert wurden.
(http://www.esccap.de/tieraerzte/empfehlungen/)
Literaturverzeichnis
1. BARUTZKI D, SCHAPER R (2011)Results of parasitological examinations of faecal samples from cats and dogsin Germany between 2003 and 2010. Parasitology Research 109:S45-60
2. BARUTZKI D, SCHAPER R (2013)Age-dependant prevalence of endoparasites in young dogs and cats up to oneyear of age. Parasitology Research 112:S119-131
3. OVERGAAUW PA und van KNAPEN F (2013)Veterinary and public health aspects of Toxocara spp. Veterinary Parasitology193:398-403
4. QUALIZZA R, MEGALI R, INCORVAIA C (2009)Toxocariasis resulting in seeming allergy. Iran Journal Allergy AsthmaImmunology 8:161-164
21
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
28/90
5. QUALIZZA R, INCORVAIA C, GRANDE R, MAKRI E, ALLEGRA L (2011)Seroprevalence of IgG anti-Toxocara species antibodies in a population ofpatients with suspected allergy. International Journal General Medicine 4:783-787
6. PINELLI E, BRANDES S, DORMANS J, GREMMER E, van LOVEREN H(2008)Infection with the roundworm Toxocara canis leads to exacerbation ofexperimental allergic airway inflammation. Clinical Experimental Allergy38:649-658
7. KEEGAN JD, HOLLAND CV (2013)A comparison of Toxocara canis embryonation under controlled conditions insoil and hair. Journal of Helminthology 87:78-84
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna
Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin
Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
14163 Berlin
E-Mail: [email protected]
22
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
29/90
Dr. Regina Wagner, Fachtierrztin fr Dermatologie, Raabs, sterreich
KLINIK UND DIAGNOSTIK VON HAUTINFEKTIONEN BEI HUNDEN, KATZEN
UND HEIMTIEREN
R. Wagner
1. Bakterielle Infektionen
Pyodermie bezeichnet eine bakterielle Infektion der Haut. Durch Besiedelung der
Haarfollikel mit Bakterien wie z.B. Staphylococcus pseudintermedius kommt es zu
juckenden Hautvernderungen, die mit roten Erhabenheiten (Papeln), Eiter gefllten
Pusteln, schuppenfrmigen Krnzen (Collarette) und Krusten einhergehen. In
chronischen Fllen kann die Haut sehr verdickt, borkig und dunkel pigmentiert er-
scheinen (Lichenifikation). Der Haarverlust (Alopezie) resultiert aus der Entzndung
des Haarfollikels. Eine bakterielle Infektion der Haut ist oftmals eine Sekundr-
erkrankung zu vielen verschiedenen Primrerkrankungen. Auerdem kann eine nicht
juckende Grunderkrankung durch die sekundre bakterielle Infektion zu jucken
beginnen (z.B. Demodikose).
Diagnostiziert wird eine bakterielle Infektion der Haut mittels einer zytologischen
und/oder einer bakteriologischen Untersuchung.
Hund
Beim Hund sind bakterielle Infektionen, meist mit Staphylococcus
pseudintermedius, eine sehr hufig vorkommende Diagnose. In der Regel handelt es
sich jedoch um eine Sekundrinfektion, d.h. sekundr zu einer Grundkrankheit (z.B.
einer Allergie). In manchen Fllen ist hingegen auch die bakterielle Infektion
vordergrndig.
23
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
30/90
Man unterscheidet 3 Arten an bakteriellen Infektionen:
Oberflchen Pyodermien: Pyotraumatische Dermatitis, Intertrigo
Oberflchliche Pyodermien: Impetigo, Mukokutane Pyodermie, Bakterielle
Follikulitis
Tiefe Pyodermien: Pyotraumatische Follikulitis und Furunkulose, Nasale
Follikulitis und Furunkulose, Kinnfollikulitis und Furunkulose; Follikulitis,
Furunkulose und Zellulitis des Deutschen Schferhundes.
Diagnostiziert wird eine bakterielle Infektion immer mittels Zytologie. Der klinische
Verdacht einer bakteriellen Infektion wird durch das Vorliegen folgender Kriterien
besttigt: Nachweis von Bakterien, Entzndungszellen und phagozytierten (intra-
zellulr liegenden) Bakterien. Im Falle einer tiefen Infektion sieht man hufig weniger
Erreger, aber dafr liegt ein typisches pyogranulomatses Zellbild vor. Eine
bakterielle Untersuchung und ein angeschlossenes Antibiogramm sind im Falle von
Rezidiven, Stbchen in der Zytologie oder schlechtes Ansprechen auf das Erst-
antibiotikum immer anzuraten, ersetzen jedoch nicht die zytologische Untersuchung.
Katze:
Die oberflchliche bakterielle Infektion bei der Katze ist eine eher seltene (oder
manchmal auch unterdiagnostizierte) Hauterkrankung. In einer Studie von Yu und
Vogelnest (2012) war die Prvalenz der felinen Pyodermie jedoch 20%.
Die oberflchliche Pyodermie wird durch eine Vielzahl von Bakterien verursacht,
hufig sind jedoch Staphylococcus pseudintermedius, St. aureus undSt. simulans
als Hauptverursacher beschrieben (Yu und Vogelnest, 2012). In der Regel entsteht
die Erkrankung sekundr. Trauma, Medikamenten- oder Erkrankungsinduzierte-
Immunsuppression, zugrundeliegende dermatologische Grundkrankheiten, wie Ekto-
parasiten, Allergien oder Autoimmunerkrankungen knnen als Primrursachen mit
einer sekundren bakteriellen Infektion einhergehen. Die Diagnose wird durch die
bereinstimmung von klinischem Bild und zytologischer Untersuchung gestellt.
Klinisch geht die bakterielle Infektion der Katze meist mit krustigen und nicht
krustigen Papeln (miliare Dermatitis), Lsionen des eosinophilen Granulom-
komplexes, hier voran das eosinophile Plaque und Lippenulzera (rodent ulcer)
24
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
31/90
einher. Da eosinophile Plaques und Lippenulzera meist ulzeriert sind, bieten sie
einen perfekten Nhrboden fr sekundre bakterielle Infektionen. Auch selbst-
induzierte Ulzera im Kopf-Halsbereich oder auch das lineare Granulom knnen
bakteriell infiziert sein. Bei Yu und Vogelnest (2012) waren auch 92% der Katzen
pruritisch und 56% zeigten sogar einen hochgradigen Juckreiz. Bei der zytologischen
Untersuchung findet man neutrophile Granulozyten mit intrazellulren Bakterien
(meist Kokken, selten auch Stbchen), welche als Zeichen einer bakteriellen
Infektion gewertet werden. Zustzlich ist auch das vollstndige Ansprechen auf eine
alleinige antibakterielle Therapie ein Hinweis auf die Pyodermie der Katze. Hier gilt
analog zur Pyodermie des Hundes - bei Erstinfektionen und Kokken in der Zytologie
knnen empirisch Staphylokokken wirksame Antibiotika zum Einsatz kommen,
handelt es sich jedoch um eine chronisch rezidivierende Pyodermie oder findet man
in der Zytologie Stbchen, muss unbedingt eine bakterielle Untersuchung und ein
Antibiogramm durchgefhrt bzw. angeschlossen werden.
Gleichzeitig muss wie auch beim Hund immer die zugrundeliegende Ursache
gesucht, und wenn mglich kontrolliert werden, da sonst Rezidive unvermeidbar
sind.
2. Dermatophytose
Eine Dermatophytose wird als eine Infektion von keratinisiertem Gewebe (Krallen,
Haare, Stratum corneum) verursacht durch die Spezies Microsporum, Trichophyton,
oder Epidermophyton definiert. Dermatophytosen kommen weltweit vor und sind
hufige, wenn auch in den meisten Fllen nicht lebensbedrohliche Erkrankungen. Sie
treten bei Sugetieren, Vgeln und Reptilien auf. Das Risiko, im Verlauf seines
Lebens an einer Dermatophytose zu erkranken, betrgt beim Menschen etwa 10
20 %. Damit gehrt die Dermatophytose zu den hufigsten Infektionskrankheiten
weltweit.
Die Einteilung der Dermatophytose erfolgt nach ihrem Ursprung. Der geophile
Dermatophyt Microsporum gypseum ist ein normaler Erdbewohner. In einer
griechischen Studie wurde bei 32,6% der Bodenproben M. gypseum kultiviert
25
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
32/90
Bourdzi, 1997). Es kann durchaus ein geophiler Dermatophyt auch von einem Tier
kultiviert werden. Das Tier kann dabei entweder gesund sein, oder an einer anderen
Hauterkrankung leiden, bei welcher dieser Dermatophyt keine primr-pathogene
Rolle spielt (besonders bei Tieren, die sich viel im Freien aufhalten).
Zoophile Dermatophyten wie M. canis, M. distortum oder Trichophyton equinum
hingegen sind tieradaptiert.
Zu den anthropophilen Dermatophyten gehren M. audouinii, welcher human-
adaptiert ist, und nicht in der Erde berlebt und T. rubrum, welcher der Erreger des
humanen Fupilzes ist.
Die sylvatische Dermatophytose entsteht vor allem durch Wildtiere (Trichopyhton,
M. persicolor).
Bei Hund und Katze spielen die Spezies M. canis, M. gypseum und T.
mentagrophytes die grte Rolle. M. canis findet hierbei die strkste Verbreitung
(98% bei Katzen), und muss daher immer aufgrund des zoonotischen Potentials
behandelt werden.
Die bertragung erfolgt einerseits durch direkten Kontakt mit infizierten Haaren
oder Schuppen, andererseits indirekt durch die Umgebung oder auch durch Vektoren
(z.B. Insekten). M. caniskann auch von Staub- oder Lftungsfiltern kultiviert werden.
Auch menschliche Besucher knnen Pilzelemente einschleppen.
Die Quelle einer M. canis Infektion ist gewhnlich eine Katze, whrend
Trichophyton spp. Infektionen in der Regel vom natrlichen Wirt stammen. T.
mentagrophytes findet sich an Nagetieren und deren Umgebung. M. gypseum ist
vorrangig in feuchter Erde, durch welche Hunde und Katzen z.B. beim Graben
infiziert werden, anzutreffen. M. persicolor kann fr Muse pathogen sein, die
wiederum unsere Haustiere infizieren knnen.
Haarschfte, die infektise Arthrosporen enthalten, bleiben im Falle von M. canis
bis zu 18 Monate infektis.
26
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
33/90
In einer Studie wurden Bodenproben von 50 Veterinrpraxen entnommen, und
mykologische Kulturen angelegt. Hierbei waren 30% fr M. canis, 22% fr T.
terrestre, 10% fr M. gypseum und 4% fr T. mentagrophytes positiv (Mancianti,
1996).
Symptome:
Die Dermatophytose ist besonders beim Hund eine hufig berdiagnostizierte
Erkrankung (0.26 - 3.6% aller Flle), und nur durchschnittlich 15% der Pilzkulturen
besttigen eine Verdachtsdiagnose. Besonders wichtige Differentialdiagnosen stellen
Demodikose und Staphylokokken Follikulitis dar, welche beim Hund wesentlich
hufiger anzutreffen sind!
Typischerweise sieht man runde Flecken von Alopezie, Schuppen, Papeln,
Pusteln und Krusten mit geringem Pruritus. Seltener jedoch ist ausgeprgter Pruritus
anzutreffen, der besonders durch sekundre bakterielle Infektionen begnstigt wird.
Generell zu sagen ist, dass eine Dermatophytose nicht allein durch das klinische
Bild diagnostiziert werden kann.
Beim Hund lsst sich eine symmetrische nasale Follikulitis und Furunkulose,
(meist verursacht durch T. mentagrophytesoder M. persicolor, Achtung wird hufig
mit Pemhigus verwechselt!!) beobachten. Es kann sich aber auch um eine Follikulitis
und Furunkulose der behaarten Haut (Trichophyton) handeln, oder auch nur eine
Extremitt betroffen sein. Auch eine Seborrhea oleosa (generalisierte Infektion)
wurde in diesem Zusammenhang beschrieben. Lokal kann es einer Ausbildung eines
Kerions eine exsudative, gut abgegrenzte, nodulre Furunkulose mit sezernieren-
den Gngen (M. gypseum, T. mentagrophytes) oder einer Onychomykosis
kommen.
In Europa nimmt M. persicolorvermehrt an Bedeutung zu. Typischerweise sieht
man Lsionen im Gesicht, welche schuppig, papulo-pustulr oder krustig aussehen.
Zustzlich findet oftmals eine Depigmentation des Planum nasale statt.
27
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
34/90
Katzen zeigen unregelmige oder runde Gebiete mit Alopezie, mit oder ohne
Schuppen, Komedonenbildung, Alopezie ohne Entzndung, miliare Dermatitis,
rezidivierende Kinnakne, Onychomykosis, Seborrhea oleosa oder sicca, exfoliatives
Erythroderma, jedoch eher seltener Kerion oder Otitis externa. Bei Perserkatzen
findet sich ein gehuftes Auftreten von Pseudomycetomen (subkutane Nodulae, oft
ulzeriert, besonders am dorsalen Rumpf und an der Schwanzbasis). Auch Katzen
knnen eine Dermatophytose entwickeln, die einem Pemphigus Foliaceus sehr
hnelt: schuppig, krustige Vernderungen am Nasenrcken, Pinna und Paronychia.
Auerdem haben Katzen die Angewohnheit, ihre Hautlsionen intensiv zu belecken,
was dazu fhrt, dass diese vernderten selbsttraumatisierten Hautstellen
eosinophilen Plaques hneln.
Die generalisierte Dermatophytose tritt bei Katzen hufiger auf als bei Hunden.
Besonders bei Katzen kommt es sehr oft zur Ausbildung von asymptomatischen
Trgern (6,5-100%; bei Hunden nur 0-10%).
Diagnostik:
Die Anamnese gibt meist erste Hinweise. Die Inkubationszeit betrgt durch-
schnittlich 4 Tage bis 4 Wochen. Eine wichtige Frage ist, ob Hautvernderungen am
Besitzer oder an anderen im Haushalt lebenden Tieren beobachtet werden knnen?
Anschlieend sollte das Tier mit der Woodschen Lampe untersucht werden. Da nur
gewisse Dermatophyten apfelgrn fluoreszieren, schliet eine fehlende Fluoreszenz
eine Dermatophytose nicht zwangslufig aus. Es kann aber auch durch verschiedene
Medikamente zu falsch positiven Reaktionen kommen. Weiters knnen Haare und
Schuppen mikroskopisch auf Sporen und Hyphen untersucht werden (Trichogramm).
Die Pilzkultur ist jedoch das Diagnostikum der Wahl. Es besteht bei dieser
Untersuchung auch die Mglichkeit, eine positive Kultur von einem eigentlich klinisch
unaufflligen Tier zu erhalten. Dieses Tier stellt entweder einen asymptomatischen
Trger dar, oder aber es liegt eine sekundre Kontamination aus der Umwelt vor.
Proben von asymptomatischen Katzen werden mit der Brstenmethode (McKenzie)
gewonnen, in dem man die Katze mit einer sterilen Zahnbrste oder McKenzie-brush
abbrstet, und diese dann auf eine Kulturplatte presst. Wenn Phenolrot der Indikator
im Nhrmedium ist, erfolgt der Farbumschlag eines Dermatophyten nach dem
sichtbaren Koloniewachstum. Dabei ist zu beachten, dass es auch durch die
28
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
35/90
Anwendung alkalischer Desinfektionsmittel vor der Probenentnahme zu einem Farb-
umschlag kommen kann. Auch sekundre Kontaminationen mit Schimmelpilzen
rufen einen Farbumschlag hervor. Die verdchtige Kultur muss immer mikroskopisch
auf das Vorhandensein von Makrokonidien untersucht werden, um die genaue
Spezies des Dermatophyten zu dokumentieren. Diese Kenntnis wiederum ermglicht
einen Rckschluss auf die Infektionsquelle.
Da M. persicolornicht in Haaren sondern Schuppen zu finden ist, muss hier fr
diagnostische Zwecke oberflchliches Keratin kultiviert werden.
Zoonoseaspekt:
30% der Microsporien beim Menschen werden durch M. canis von der Katze
stammend verursacht. Ca. 50% der Menschen, die mit symptomatischen oder
asymptomatischen Trgern zu tun haben, erkranken. In einer Studie waren 35% der
auf einer Katzenausstellung vorgestellten Tiere Pilzkultur-positiv (DeBoer et al.
1995). Es wurde auch festgestellt, dass Katzen mechanische Trger von human-
pathogenen Pilzen (T. rubrum, Epidermophyton spp.) sein knnen, bzw. dass sie
sich an den human-pathogenen Pilzen anstecken. Die bertragung von M. gypseum,
M. persicolor und T. mentagrophytes auf den Menschen kommt hingegen extrem
selten vor.
3. Malassezien
Malassezien sind Bestandteil der physiologischen Hautflora von Hund und Katze,
welche sich in einem sehr sensiblen Gleichgewicht befindet. Die Nachweisrate bei
gesunden Hunden betrgt bis zu 40%, und variiert in Abhngigkeit von der
Hunderasse und der Krperregion (Cafarchia et al., 2005). In einer Studie von
Wagner et al. (1999) konnte bereits bei drei Tage alten Rottweiler-Welpen bei 68,2%
eine Malassezia Kolonisation nachgewiesen werden. Hunde mit Malassezien
Dermatitis haben eine 100- bis 10.000 fache Anzahl an Malassezien auf der Haut -
verglichen mit der Anzahl der physiologischen Hautflora (Robson, 2012).
29
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
36/90
Die Krankheit ist meist durch sehr starken Pruritus und eine Seborrhoe oleosa
gekennzeichnet. Bei chronischen Verlaufsformen kann es zu schweren Haut-
vernderungen (Hypotrichose/Alopezie, Lichenifikation, Hyperpigmentierung, etc.)
kommen. Die grte klinische Bedeutung beim Hund von allen bisher identifizierten
Malassezien-Spezies hat hier eindeutig Malassezia pachydermatis. Malassezien
besiedeln meist typische Haut-Lokalisationen: Interdigitalbereich, Lefzen
(mukokutaner bergang), uerer Gehrgang sowie Anal- und Perianalbereich. Bei
Hauskatzen ist eine Malassezien bedingte Dermatitis eher selten, hier sind v.a.
Rassen mit genetisch bedingten Haarabnormitten zu nennen: Sphynx-Katze und
Devon-Rex. Diverse immunsupprimierende Grunderkrankungen begnstigen jedoch
auch eine Malassezien Infestation bei Katzen (FeLV, FIV, Diabetes mellitus, Herpes-
Infektion, Neoplasie).
Malassezien treten meist sekundr zu anderen Hautkrankheiten auf, jedoch gibt
es auch prdisponierende Faktoren, welche das Malassezien Wachstum, die Ver-
mehrung und Ausbreitung erst ermglichen bzw. frdern, was mit einer nach-
folgenden Strung des empfindlichen Gleichgewichtes der physiologischen Hautflora
verbunden ist: z.B. starke Hautfaltenbildung mit Intertrigo: Gesichts-, Vulva- und
Schwanzfaltendermatitis bei Mops, Bulldogge, Pekinese, Perser (idiopathische
faziale Dermatitis der Perser Katze). Bei manchen Rassen z.B. beim Basset kann
auch eine primre Malassezia Dermatitis vorliegen.
Klinisch besteht bei der Malassezien-Dermatitis sehr starker meist Glukokortikoid
resistenter Pruritus mit einem deutlichen Begleit-Erythem. Typische Sekundr-
effloreszenzen sind Exkoriationen, Lichenifikation, seborrhoeische Plaques (hufig
fettige, gelbe Schuppen), Mazeration und Intertrigo. Diese knnen anhand des
klinischen Bildes hufig nicht von einer Staphylokokken-bedingten Pyodermie
unterschieden werden. Es empfiehlt sich daher immer, eine zytologische Unter-
suchung durchzufhren (Morris, 2007). Durch den Pruritus bzw. das vermehrte
Kratzen oder Belecken entstehen meist sekundre Hautvernderungen wie
Erosionen, Exkoriationen und Krusten. Das generelle Verteilungsmuster einer
Malassezien-Dermatitis kann sehr variabel sein. Besonders hufig sind Gesicht
(periokular und perioral), Ohren, Pfoten (Interdigitalbereich, Krallenbett mit braunem
Exsudat, braunverfrbte Krallen), Hals-, Achsel-, Inguinal- und Perianalbereich
30
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
37/90
betroffen. Die verstrkte Talgproduktion im Zuge einer Malassezien Infestation fhrt
sehr hufig zu gelblich-schmierigen Belgen (Seborrhoea oleosa). Typisch fr eine
Malassezien Infektion an den Krallen sind brunliche Verfrbungen an der
Krallenbasis mit teilweise wachsartigem Exsudat (Paronychia).
Eine Malassezien Otitis ist sehr selten eine primre Infektion, sondern eher eine
berwucherung der physiologischen Flora, welche durch Vernderungen der
Umgebungsbedingungen im Gehrgang zu Stande kommt. Aus diesem Grund muss
man bedenken, dass es sich bei einer Therapie einer chronisch rekurrierenden
Malassezien bedingten Otitis nicht nur rein um die Hemmung der Vermehrung und
die Elimination der Organismen handelt, sondern dass auch prdisponierende
Faktoren wie anatomische Gegebenheiten (z.B. Stenosierungen, Hngeohren) oder
zu Grunde liegende Primrerkrankungen (z.B. atopische Dermatitis, Futtermittel-
hypersensitivitt, Keratinisierungsstrungen, etc.) erkannt und behandelt werden
mssen.
Der klassische Nachweis von Malassezien kann anhand von zytologischen
Abklatschproben mit anschlieender Frbung und mikroskopischer Betrachtung
erfolgen. Hierbei ist es mglich, mit Objekttrgern, Klebestreifen (besonders geeignet
fr schmerzhafte Areale z.B. Krallenbettinfektion), Tupfern (besonders bei Otitis
geeignet) oder oberflchlichen Hautgeschabsel zu arbeiten. Gerade bei der
Malassezien Otitis ist meist ein dunkel verfrbtes Zerumen prsent, welches
flschlicherweise zur Verwechslung mit einem Otodectes-Befall fhren kann. Daher
empfiehlt es sich immer, eine Zytologie des Ohrkanales oder der betroffenen
Krperregionen (dort vor allem weil eine klinische Unterscheidung zur bakteriellen
Infektion oft nicht mglich ist) durchzufhren. Die Prparate werden fixiert und im
Anschluss mit einer Routinefrbung (z.B. Diff Quick) angefrbt. Die mikroskopische
Untersuchung liefert dann den endgltigen Beweis einer Malassezien bedingten
Infektion oder Begleitinfektion. Malassezia pachydermatis ist nicht myzelbildend,
etwa 2-5 m gro, und hat im Mikroskop eine typisch erdnusshnliche, ovale,
kegelfrmige Gestalt (auch Perrier-flaschenfrmig genannt, wie Barbarella der
Barbapapas oder wie russische Puppen vorstellbar), die durch die Vermehrung des
Pilzes in Form von einseitiger Knospung zustande kommt.
31
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
38/90
Bei atopischen Hunden mit Malassezia Dermatitis wurde ein 25kDa Protein
identifiziert, welchem man klinische Relevanz beimisst. Man geht davon aus, dass M.
pachydermatis als zustzliches Allergen bei der atopischen Dermatitis fungiert. Die
Diagnose einer Malassezien Hypersensitivitt kann mittels Intrakutantest oder einer
serologischen Untersuchung auf das Malassezia Antigen durchgefhrt werden. Ein
kommerzieller Extrakt fr die allergen-spezifische Immuntherapie ist ebenfalls
erhltlich.
4. Ektoparasiten
Dermanyssus gallinae
Die rote Vogelmilbe befllt neben Geflgel auch Vgel, Hunde, Katzen und
Menschen. Die bertragung erfolgt meist nachts, wenn die Parasiten ihre Schlupf-
winkel verlassen, um zum Blutsaugen auf den Wirt zu gehen. Nach vollendeter
Nahrungsaufnahme verlassen die Milben den Wirt.
blicherweise ist die Vogelmilbe schwarz, grau oder wei. Ihre typisch rote
Frbung bekommt sie nur, wenn sie mit Blut angesogen ist. Die adulte Milbe ist
1,1mm gro und lebt in Nestern und Spalten von Kfigen oder Hhnerstllen.
Wildvgel knnen diese Milbenart in ihren Nestern beherbergen. Es ist mglich,
dass die Milben sich aus jenen Nestern ber offene Fenster ins Haus bewegen, und
dadurch auf Tiere und Menschen gelangen. Die meisten Flle entstehen jedoch in
einem anamnestischen Zusammenhang mit Geflgelstallungen.
Symptome:
Erythem, Papeln, Pusteln, Pruritus
Diagnose:
Hautgeschabsel, Klebebandabklatsch.
32
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
39/90
Der Milbenbefall ist jedoch schwierig festzustellen, da dieser Parasit sich nicht
dauerhaft auf dem Wirt befindet. Man sollte daher besser an lichtgeschtzten Krper-
stellen, nachts oder in den Tierstallungen auf Milbensuche gehen.
Trombicula
Neotrombicula autumnalis (Herbstgrasmilbe) ist orangefarben und Stecknadelkopf
gro. Die Eier werden in feuchte Erde abgelegt, und die sich daraus entwickelnden
6-beinigen Larven ernhren sich von den Wirtstieren.
Symptome:
Es sind vornehmlich Krperteile betroffen, die mit dem Boden in Kontakt kommen.
Es knnen pruritische papulokrustse Effloreszenzen bis hin zu nicht pruritischen
Papeln, Pusteln und Krusten gesehen werden.
Diagnose:
Sie werden vorrangig an den Ohren oder den Kontaktstellen mit dem Boden
gefunden. Die Herbstgrasmilben unterscheiden sich von Otodectes durch die
orangene Farbe und die spezielle Adhrenz zur Haut. Auerdem kommt es zu einem
vermehrt saisonalen Befall in den Sommer- und Herbstmonaten.
Cheyletiella
(walking dandruff)
Die Cheyletiella Dermatitis ist eine durch Cheyletiella spp. (Raubmilben), welche
auf der Hautoberflche leben, hervorgerufene milde Dermatitis. Cheyletiella-Milben
sind groe Milben (400m), die Katzen, Hunde, Kaninchen und Menschen befallen:
Cheyletiella yasguri (Hund), C. blakei (Katze), C. parasitovorax (Kaninchen). Die
Milben zeigen keine extreme Wirtsspezifitt, und somit knnen auch alle Spezies auf
den Menschen bergehen.
Cheyletiellen leben in der Keratinschicht der Epidermis, und sind nicht mit den
Haarfollikeln assoziiert. Sie graben nicht, sondern bewegen sich in sogenannten
Pseudotunneln in epidermalen Abfllen fort. Periodisch ernhren sie sich von der
Lymphe des Wirtes. Die Eier werden mit dem einen Ende durch feine Fibrillen an den
Haaren befestigt.
33
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
40/90
Der Lebenszyklus dauert 21 Tage (Ei Larve Nymphe Adult), und wird auf
einem Wirt beendet. Weibliche Milben knnen ohne Wirt 10 Tage berleben,
mnnliche hingegen nur 48 Stunden. Eier, welche mit Haaren in die Umgebung
gelangen, sind eine bedeutende Quelle der Reinfestation. In Brsten, Betten und
Decken knnen Milben gefunden werden, obwohl sie blicherweise sehr anfllig fr
Austrocknung sind.
Symptome:
Klinisch wird kein bis sehr intensiver Pruritus beobachtet. Es kommt zu dorsal
orientierten, trockenen Schuppen, welche bei Hunden eher diffus und bei Katzen und
Kaninchen fokal oder multifokal lokalisiert sind. Durch das intensive Putzverhalten
der Katze, werden Schuppen, Milben und Eier entfernt, welche aber durch die orale
Aufnahme im Kot nachgewiesen werden knnen. Durch das Ablecken der relevanten
parasitren Strukturen wird die Erkrankung anfnglich oft bersehen. Mit der Zeit
jedoch werden die Schuppen aber mehr, und auch der anfnglich geringe Juckreiz
nimmt an Intensitt zu. Einige Tiere entwickeln wahrscheinlich eine Hyper-
sensitivittsreaktion, da der Pruritus nicht im direkten Verhltnis zur Milbenanzahl
steht. In solchen Fllen kommt es zur Ausbildung von massiven Sarcoptes-hnlichen
Effloreszenzen. Bei Katzen lsst sich auch eine miliare Dermatitis oder eine
bilaterale symmetrische Alopezie erkennen.
Diagnose:
Direkte Untersuchung mit einem Vergrerungsglas, mittels superfiziellem
Geschabsel, Klebeband-Abklatsch, Schuppen gesammelt mit Flohkamm (bei 15%
der Hunde und 58% der Katzen negativ) oder Kotproben-Flotation. Falls keine Milben
trotz Verdachtsdiagnose nachgewiesen werden knnen, ist es immer noch lege artis,
eine diagnostische Therapie durchzufhren.
Zoonoseaspekte:
Die Milben sind hoch kontagis, besonders unter jungen Tieren. Wenn ein neues
Tier in den Haushalt kommt, berichtet der Besitzer, dass innerhalb von 3-4 Wochen
Schuppen und Juckreiz in der Gruppe entstehen. Da es auch asymptomatische
Trger gibt, sollte bei Cheyletiella Verdacht im Zweifelsfall immer behandelt werden.
Cheyletiella hat wie bereits erwhnt auch ein zoonotisch relevantes Potential, da
34
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
41/90
20% der Menschen infiziert werden. Ohne weitere Infestation verschwinden die
Effloreszenzen beim Menschen innerhalb von 3 Wochen ohne jegliche Therapie.
Sarcoptes
(canine Skabies, Sarcoptesrude)
Die Hunderude ist eine nicht-saisonale, intensiv pruritische, kontagise
Infestation der Hundehaut mit der Milbe Sarcoptes scabiei var. canis. Dieser
Ektoparasit ist auch auf andere Spezies bertragbar (Katzen, Fchse, Mensch).
Diese Milben gehren - so wie die Verursacher der Katzenrude Notoedres cati -
zur Familie der Sarcoptidae. Ihr Lebenszyklus betrgt 21 Tage. Die befruchtete
weibliche Milbe grbt sich durch die verhornte Schicht der Haut mit einer
Geschwindigkeit von 2-3mm/Tag, und legt in diesen Tunnel ihre Eier ab. Die
ausgeschlpften Larven begeben sich an die Oberflche, wo sie sich dann auch als
Nymphen aufhalten. Die Milben bevorzugen sprlich behaarte Hautareale wie Ohren,
Ellbogen, Sprunggelenk oder Abdomen. Beim Vorliegen von stark pruritischen
Hautvernderungen an diesen genannten Prdilektionsstellen, sollte immer an die
Sarcoptes-Rude als mgliche Differentialdiagnose gedacht werden.
Die berlebenszeit auerhalb des Wirtes ist abhngig von der relativen
Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit
verlngern die berlebensdauer. Bei 10-15oC knnen weibliche Milben 4-21 und bei
Raumtemperatur 2-6 Tage berleben.
Symptome: Inkubationszeit: ca. 6-11 Tage
Typisches Verteilungsmuster ist der ventrale Teil von Abdomen, Brust und
Extremitten. Ohren (v.a. Ohrrand!) und Ellbogen sind fast immer involviert, und
somit die besten Stellen fr Hautgeschabsel. Die Erkrankung breitet sich rapide aus,
wobei jedoch der dorsale Krper meist ausgespart bleibt. In warmer Umgebung
nimmt der Juckreiz meist zu.
35
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
42/90
Pruritus (Sarcoptes ist eine der juckendsten Erkrankungen!)
Ventral (Ellbogen, Axilla, Sprunggelenke, Brust, Abdomen)
Ohrrnder schuppig, krustig
Alopezie
Papelngelbe Krusten
generalisierte Lymphadenopathie
Der Pruritus beginnt einige Tage nach der Infektion, und verhlt sich proportional
zur Milbenanzahl, wobei es auch Flle gibt, wo bei einer geringen Milbenanzahl ein
sehr heftiger Juckreiz vorliegt, die Ursache hierfr ist vermutlich Hypersensitivitt.
Es kann jedoch auch nur Pruritus ohne Lsion oder Lsionen ohne Pruritus
(Norwegische Scabies) festgestellt werden.
In chronischen Fllen kommt es zu Hyperpigmentation und Lichenifikation.
Sekundre superfizielle Pyodermien sind hufig und auch rezidivierende
Othmatome ohne offensichtliche Otitis externa knnen beobachtet werden.
Diagnose:
Sarcoptes sollte bei allen Hunden in Betracht gezogen werden, welche nicht-
saisonalen, intensiven Pruritus zeigen. Wenn Sarcoptes eine differentialdiagnosti-
sche Mglichkeit darstellt, aber keine Milben oder Antikrper gefunden werden, kann
nur die diagnostische Therapie die Diagnose verifizieren.
Aus der Anamnese ergibt sich oft ein vorheriger Besuch im Hundesalon, in derHundepension oder bei einem Tierarzt. Aber auch beim Spaziergang knnen
Sarcoptes befallene Hunde oder Fchse angetroffen werden. In ber 50% der Flle
sind andere Hunde in der Familie betroffen, und in 10-50% auch der Mensch
(zoonotisches Potential).
Eine hilfreiche Methode zur Diagnostik stellt der "Pinnal-Pedal Reflex" (Ohrrand-
Fu Reflex) dar. Dabei wird der Ohrrand des Hundes zwischen den Fingern
gerieben. Der Test wird als positiv interpretiert, wenn sich der Hund mit der
36
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
43/90
Hinterextremitt mitkratzen will. Zwischen 75-90% der Hunde mit Sarcoptes zeigen
einen positiven Reflex, wobei dieser aber auch bei anderen stark juckenden
Hauterkrankungen (falsch) positiv sein kann.
Die absolute Diagnose kann nur durch Hautgeschabsel gestellt werden, wobei
man ein Milbenstadium oder den Milbenkot nachweist. Mehrere groflchige
oberflchliche Geschabsel sind dazu notwendig. Man sollte Stellen whlen, die nicht
aufgekratzt sind (bevorzugt rote Papeln mit gelber Kruste): am besten eignen sich
dazu die Ohrrnder, Ellbogen oder Sprunggelenke. Groe Mengen an Material
werden mittels eines superfiziellen Geschabsels auf einen Objekttrger mit Paraffinl
aufgebracht. Milben sind zwar nur in 20% der Flle zu finden, jedoch sind auch
dunkelbraune, ovale Kotpellets diagnostisch beweisend.
Antikrper gegen Sarcoptes (IgG):
Mittels ELISA werden Antikrper der Klasse IgG in einer Serumprobe bestimmt.
Die Sensitivitt dieses Testes betrgt 85% und die Spezifitt 90%. Die Krankheits-
symptome sollten schon eine gewisse Zeit bestehen, bevor der Test durchgefhrt
wird, da es einige Wochen dauert, bis Antikrper nachweisbar werden. D.h. der Test
kann bis zu 4 Wochen post infectionem falsch negativ ausfallen. Da die Antikrper
auch nach erfolgreicher Therapie lngere Zeit (bis zu 6 Monate) persistieren knnen,
sollte dieser ELISA-Test nicht zur Therapiekontrolle herangezogen werden.
Falls trotz aller Versuche keine definitive Diagnose gestellt werden kann, jedoch
immer noch der groe Verdacht einer Sarcoptesinfektion vorliegt, kann durch
promptes Ansprechen auf eine lege artis durchgefhrte diagnostische Therapie, die
Diagnose gesichert werden.
Zoonoseaspekte:
Sarcoptes scabiei var. canis ist hoch kontagis, und befllt neben dem Hund auch
Katzen, Fchse, Marderartige und Menschen. ber die Hlfte der in Kontakt
kommenden Hunde und 10-50% der Familienmitglieder entwickeln Krankheits-
symptome. Menschen zeigen nach kurzem Kontakt mit befallenen Tieren pruritische
Papeln am Rumpf und den Armen. Der Pruritus zeigt sich im Bett und nach einer
warmen Dusche vermehrt. Die Milben graben zwar und legen auch ihre Eier am
37
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
44/90
Menschen ab, bleiben aber nur wenige Tage (6 d) am Fehlwirt aktiv. Nach 12-14
Tagen vergehen die Lsionen des Besitzers wieder von selbst ohne weitere
Therapie. Bei wiederholtem Kontakt mit dem befallenen Tier, kann sich jedoch auch
beim Menschen die Krankheit ber eine lange Zeit erstrecken. Falls beim Menschen
immer wieder Lsionen auftreten, zeugt das entweder von einer inadequaten
Therapie des Hundes, einer Infestation der Umgebung oder richtiger Humanscabies,
die auf den Hund bergegangen ist.
Notoedres
(feline Skabies)
Notoedres cati befllt hauptschlich Katzen, aber auch Fchse, Hunde, Kaninchen
und vorbergehend den Menschen. Auerhalb des Wirtes berleben sie nur einige
Tage. Es handelt sich um eine hoch kontagise Erkrankung, bei der leicht eine groe
Anzahl an Milben gefunden wird.
Die Milbe gehrt zur Familie der Sarcoptidae. N. cati ist jedoch kleiner als
Sarcoptes canis.
Symptome:
Ohrenrand Ohr Gesicht Augenlider Hals Fe Perineum
(vermutlich kommt es zu dieser Ausbreitung durch das Putz- und Schlafverhalten der
Katze): klinisch vorherrschend sind intensiver Pruritus, Alopezie, Lymphadenopathie,
Papeln und gelbe bis graue Krusten.
Diagnose:
Verteilungsmuster der Lsionen, intensiver Juckreiz, positives Hautgeschabsel
Otodectes cynotis
(Ohrmilbe)
Diese Psoroptes-Milbe parasitiert an der Hautoberflche. Die sehr groen Milben
haben einen 3-wchigen Entwicklungszyklus und leben ca. zwei Monate. Sie
ernhren sich von epidermalen Produkten und Gewebsflssigkeit. Dadurch kommt
es zu einer Irritation des Ohrkanals und zu einer vermehrten Cerumen-Produktion,
welches mit Blut und Milbenexsudat vermengt ist.
38
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
45/90
Symptome:
Klinische Symptome sind variabel. Manche Katzen zeigen massives Ohren-
exsudat ohne klinische Symptome, andere wiederum haben einen intensiven Ohren-
Pruritus mit minimaler Exsudatbildung. Hunde zeigen eher Juckreiz ohne viel
otoskopisch nachweisbares Exsudat.
braun-brckeliges Ohrenexsudat
Pruritus
nur Ohrkanal, oder auch an Hals, Rumpf, Schwanz
Die Erkrankung ist nicht wirtsspezifisch und hoch kontagis, wobei besonders
Jungtiere eine hhere Prvalenz aufzeigen. Auch Menschen knnen eine papulre
Dermatitis oder Ohrenerkrankungen aufweisen.
Diagnose:
mikroskopisch
Pediculose
(Luse, Haarlinge)
Luse und Haarlinge sind wirtsspezifisch, und verbringen ihr gesamtes Leben am
Wirt, da sie auerhalb nur wenige Tage berleben. Sie werden durch direkten
Kontakt oder kontaminierte Brsten, Decken, etc. bertragen. Die Eier werden quasi
an die Haare "anzementiert" (DDx Chelyetiella-Eier sind kleiner und haften nicht fest
am Haar).
Anoplura: saugende Luse, bei starkem Befall knnen sie eine Anmie
verursachen.
Mallophaga: Haarlinge, ernhren sich von epidermalem Abfall. Da sie aktiver
sind, verursachen sie eine grere Irritation des Wirtstieres, sodass es zu durch
Juckreiz verursachte Sekundrinfektionen kommen kann. Trichodectes canis ist
der hufigste Vertreter beim Hund, und Felicola subrostratusbei der Katze.
39
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
46/90
Symptome:
Pruritus
Sekundrinfektionen durch den Juckreiz
asymptomatische Trger
gehuftes Vorkommen im Winter
Diagnose:
Saugende Luse bewegen sich eher langsam, knnen somit leicht gesehen und
gefangen werden. Haarlinge hingegen knnen eher schwierig zu finden sein.
Klebebandmethode
5. Heimtiere
Cheyletiellose
Wird verursacht durch Cheyletiella parasitovoraxund uert sich klinisch in kahle
Stellen im Nacken und zwischen den Schultern. Man findet sehr hufig weiliche,
kleieartige Schuppenbelge ber den ganzen Rcken verteilt. Juckreiz wird eherkaum bis nur geringgradig berichtet. Die Diagnose erfolgt anhand des typischen
klinischen Bildes, via oberflchliches Hautgeschabsel oder mittels Tesa-Abklatsches.
Wichtig anzumerken ist, dass sehr oft kein Befall nachgewiesen werden kann.
Dennoch sollte aber auch in diesen Fllen eine diagnostische Therapie aufgrund des
klinischen Verdachtsbildes durchgefhrt werden, da ein negativer Nachweis nicht
beweisend ist.
Ohrrude
Der Erreger der Ohrrude beim Kaninchen ist Psoroptes cuniculi. Diese
Hauterkrankung wird meist bei Kaninchen in Auenhaltung, weniger bei Heim-
kaninchen, gesehen. Die Klinik uert sich in Juckreiz, bltterteigartigen Belgen im
Gehrgang, Kopfschiefhaltung und Ataxie bei bakterieller Sekundrinfektion. Die
Diagnose erfolgt anhand des klinischen Bildes und der mikroskopischen Unter-
suchung. Die Gehrgnge knnen durch die Belge vllig zugewachsen sein.
40
7/24/2019 Wissenschaftliches Hauptprogramm Druckdatei
47/90
Trixacarus caviae
ist die grabenden Sarcoptesmilbe des Meerschweinchens. Es kann zu so
massivem Juckreiz kommen, dass der Besitzer epileptische Anflle beschreibt.
Haare epilieren leicht, durch den Juckreiz kommt es zu Exkoriationen und auch
Anorexie oder Abort werden wahrgenommen. Hautgeschabsel knnen negativ
ausfallen, sodass auch hier manchmal eine diagnostische Therapie stattfinden muss.
Menschen knnen transient davon betroffen sein.
Vogel- und Rattenmilbe
Hierbei spielen 2 Milben eine zentrale Rolle: Ornithonyssus bacoti (tropische
Rattenmilbe) und Dermanyssus gallinae(rote Vogelmilbe). Hamster und Rennmuse
aus dem Zoofachhandel weisen sehr oft einen Befall mit Ornithonyssus auf. Die rote
Vogelmilbe ist nicht wirtsspezifisch und parasitiert vor allem nachts. Da der Wirt v.a.
gegen die Abendstunden aufgesucht wird, kommt es zu nchtlicher Unruhe und
Juckreiz, Hautrtungen, Kratzwunden und Alopezie. Die Saugmilben vermehren sich
nicht am Wirt, sondern wie der Floh, in dessen Umgebung. Die Milben knnen als
rtliche, stecknadelkopfgroe Punkte (grau, wenn ohne Blut) makroskopisch
gesehen werden. Die Diagnose erfolgt mittels Tesa-Abklatsches (abends, nachts)
oder dem direkten Nachweis in Einstreu und Einrichtungsgegenstnden.
Dermatophytose
Die hufigsten beim Kaninchen anzutreffenden Dermatophyten sind Microsporum
sp. und Trichophytonsp. Es zeigen sich klinisch umschriebene oder generalisierte
Fellverluste, Haarbruch, trockene Haut, borkige Auflagerungen, Schuppenbildung
und evtl. Juckreiz. Man sollte auch bei einem hohen Verfilzungsgrad des Felles
immer an eine Dermatophytose denken. Die Diagnosestellung erfolgt anhand des
klinischen Bildes, der mikroskopische Untersuchung der Haare (Trichogramm) und
der speziellen mykologischen Untersuchung (Pilzkultur). Man erhht die Trefferquote
deutlich, indem man die McKenzie Brush-Technik verwendet. Dabei wird das ganze
Kaninchen mit einer steril verpackten Zahnprste in toto abgebrstet. Kani