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Wundfibel

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Impressum:

Herausgeber: Universitätsklinikum Leipzig AöRPhilipp-Rosenthal-Straße 2704103 Leipzig

v.i.S.d.P.: Prof. Dr. Wolfgang E. FleigMedizinischer Vorstand

Druck: Eigenherstellung

Veröffentlichung in dieser Form nur einmalig. Alle Aktuali-sierungen der Wundfibel erfolgen zukünftig im Intranet - unter“Krankenversorgung” oder in der Formulardatenbank unterdem Suchwort “Wunde”.

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Wundbehandlung am Universitätsklinikum Leipzig AöR

Vorwort

Dieser Standard ist in einer Arbeitsgruppe aus Ärzten und Pflegekräften der unterschiedlichsten Disziplinen des Universitätsklinikums Leipzig (s. u.) erarbeitet worden: neben der Mitarbeit der klassischerweise mit der Wundversorgung befassten Chirurgen aller Fachrichtungen, der Krankenhaushygiene und den Internisten sei an dieser Stelle ausdrücklich die maßgebliche Beteiligung unserer Dermatologen sowie der Apotheke hervorgehoben. Die "Wundfibel" soll für das gesamte Klinikum eine Wundversorgung auf einheitlich hohem und medizinisch aktuellem Niveau unter Berücksichtigung eines effizienten Einsatzes wirtschaftlicher Ressourcen gewährleisten. Der Standard ist absichtlich knapp gehalten, um ein schnelles Nachschlagen zu ermöglichen. Neben dem Erreichen einer hohen Versorgungsqualität wird somit auch ein weitestgehend einheitliches Vorgehen im gesamten Klinikum erreicht, was den Patienten letztendlich nicht nur bei Verlegungen zugute kommt. Er wurde erarbeitet durch: B. Balsam ( HFK) Dr. C. Röhm (CH 1) A. Behne (HFK) Dr. S. Rohm (CH 2) M. Friedrich (PDL GB 2) Prof. Dr. K. Rothe (KCH) H. Hannemann (HFK) Dr. C. Schwarz (CH 1) Dr. T. Hartwig (CH 1 A) D. Strauch (Apotheke) G. Heine (HFK) Dr. I. Teuwen (HAU) K. Hoffmann (WLM - GB 1) Dr. U. Thofern (Krankenhaushygieniker) Dr. I. Körner (MED 1) Dr. T. Wiesner (MED 3) A. Markert (KAI) C. Zagorski (Stationsleiter CH 1-2) Dr. R. Renner (HAU) Abschließend wurden die einschlägigen Kliniken aufgefordert, auf fachspezifische Aspekte hinzuweisen und somit auf die vorliegende Version Einfluss zu nehmen. Die Vorlage der Arbeitsgruppe ist einhellig akzeptiert worden, lediglich marginale Änderungen mussten noch eingearbeitet werden. Somit ist der Standard als grundsätzlich verbindlich zu betrachten. Prof. Dr. W. Fleig

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Wundbehandlung am Universitätsklinikum Leipzig AöR

Inhaltsverzeichnis

Seite 1 Vorwort

Seite 3 Inhaltsverzeichnis

Seite 5 1. Therapieziel

2. Physiologische Wundheilungsphasen

Seite 6 3. Primär heilende chirurgische Wunden

4. Sekundär oder nicht heilende Wunden

Seite 7 5. Wundheilungsstörungen

Seite 8 6. Wundreinigung

Autolytische Wundreinigung

Biochirurgische Wundreinigung

Seite 9 Enzymatische Wundreinigung

Ausduschen von großen Wunden

Vakuumtherapie

Seite 10 7. Wundspülung

8. Wundantiseptik

Empfohlene Antiseptika

Seite 11 Antiseptika zur Wundbehandlung (Tabelle)

Seite 12 9. Negativliste

10. Wundrandschutz

Seite 13 11. Verbandwechsel

Seite 15-16 12. Wundauflagen - Indikation und Eigenschaften (Tabellen)

Seite 17-18 13. Phasengerechte Wundversorgung (Tabellen)

Seite 19-24 14. Wundauflagen

Seite 25 15. Wunddokumentation

Seite 26-28 16. Wunddokumentationsbögen

Seite 29 Anmerkung / Interessante Links

Seite 30– 32 Ansprechpartner von Wundsprechstunden

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1. Therapieziel

• Behandlung von Ursachen • Meiden schädlicher Noxen und Minimierung von Risikofaktoren • Phasengerechte Wundbehandlung unter Ausschöpfung zeitgemäßer

konservativer und chirurgischer Therapien

2. Physiologische Wundheilungsphasen

Jede Wundheilung, unabhängig von Art und Ausmaß des Gewebeverlustes, erfolgt in Phasen, die sich zeitlich überlappen und nicht voneinander zu trennen sind. Man unterscheidet folgende 3 Wundheilungsphasen: 2.1. Reinigungsphase (Exsudative / Inflammatorische Phase) ca. 1. - 3. Tag Durch die erhöhte Gefäßpermeabilität und das daraus sich ergebende Wundödem kommt es zu einer gesteigerten Exsudation. das entstandene vermehrte Wundsekret reinigt die Wunde durch das Ausschwemmen von Gewebetrümmern, Bakterien, Blut und Fremdkörpern aus der Wunde. Die Mazerationsgefahr der Wundumgebung ist in dieser Phase besonders hoch und muss vermieden werden. Die Einwanderung von Leukozyten und Makrophagen dient der Infektionsabwehr. Es kommt zur Bildung einer primitiven Wundmatrix. In dieser Phase muss der geeignete Wundverband sehr saugfähig sein. 2.2. Granulationsphase (Proliferative Phase) ca. 2. -14. Tag In dieser Phase bilden sich neue Kapillargefäße, Fibroblasten besiedeln die Wundmatrix. Die Fibroblasten und die Endothelzellen sind sehr empfindlich und dürfen nicht austrocknen. Die optimale Wundabdeckung muss daher vorhandenes Wundsekret aufsaugen können unter gleichzeitigem Feuchthalten der Wundoberfläche. Ein Anhaften sollte vermieden werden. Verklebt die Auflage mit dem Wundgrund, wird beim Wechseln frisch gebildetes Granulationsgewebe mitgerissen. 2.3. Epithelisierungsphase (Reparative Phase) ca. 4.- 21. Tag In diesem Stadium hat die Wundabdeckung die Aufgabe das empfindliche neugebildete Gewebe zu schützen und gegen äußere Einflüsse abzuschirmen. Physiologisch verläuft die Wundheilung immer nach denselben Regeln ab. Dennoch gibt es Unterschiede, die durch die Verschiedenartigkeit der Wunden begründet sind.

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3. Primär heilende chirurgische Wunden

Aseptische Wunden • Insbesondere Operationswunden, Wunden mit schmalem Wundspalt • Gute Heilung durch die geringe Wundfläche, geringe Austrocknungsgefahr

und geringe Sekretion Verband

• Wundverband mind. 48 h belassen, begründete Ausnahmen sind Infektion, Durchblutung, Ablösung des Verbandes, Schmerz oder auch subjektive Beschwerden des Patienten (zu eng, verrutscht)

• Sterile Wundauflagen entsprechend der Wundheilungsphase

4. Sekundär oder nicht heilende Wunden

4.1. Kontaminierte und potentiell kontaminierte Wunden • Alle offen behandelten Wunden, ohne Zeichen einer Infektion (z. B. offen

behandelte Verletzungswunden, eröffnete Wundhämatome oder Wundserome, Drainageaustrittsstellen, Tracheostoma, Verbrennungswunden)

4.2. Infizierte Wunden

• Eröffnete Eiterherde (z. B. Abszeß, Phlegmone, Panaritium) • Wunden, die zunächst durch Naht verschlossen waren bei Zeichen einer

Infektion 4.3. Chronische Wunden

• Sekundär heilende Wunden > 8 Wochen • Dekubitus, chronisch venöser Ulcus cruris, arterielle Ulcera, diabetisches

Fußsyndrom Verband Bei der Wundversorgung muss phasengerecht auf die Abläufe und Zustände reagiert werden:

• Wundreinigung (s. Punkt 6 Seite 8) • Wundspülung (s. Punkt 7 Seite 10) • Wundantiseptik (s. Punkt 8 Seite 10) • Wundauflagen (s. Tabelle Seite 15 - 16)

Bei sekundär und nicht heilenden Wunden ist eine trockene Wundbehandlung als kontraproduktiv anzusehen.

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5. Wundheilungsstörungen

Die Wundheilung steht immer im Zusammenhang mit dem Zustand des Gesamtorganismus. Vorraussetzung für eine erfolgreiche Wundbehandlung ist die Beseitigung wundheilungshemmender Faktoren. Systemische Ursachen

• Ernährung Mangelernährung (Eiweiß, Kohlehydrate, Fett) oder Flüssigkeitsmangel Mangel an Vitaminen (A, B, C, E, K) oder Mineralstoffen (Zink, Eisen, Kupfer)

• Stoffwechselstörungen Diabetes mellitus, herabgesetzte Immunitätslage, Nieren- und Leberfunktionsstörungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und andere Resorptionsstörungen

• Störungen des Herz-Kreislaufsystems Chronische venöse Insuffizienz Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Mikrozirkulationsstörungen Faktor VIII-Mangel, Anämie, reduziertes Kreislaufvolumen

• Wundheilungsstörende Medikamente z.B.: Cortison, Zytostatika, Immunsuppressiva

• Immunologische Erkrankungen z. B.: AIDS, Lymphome, u.a.

• Patienteninduzierte Faktoren z.B.: Rauchen, Alkoholabusus, Adipositas

Lokale Ursachen

• Verbliebene Fremdkörper, Infektionen, Einblutungen (Hämatome) • Nekroseplatten, Fibrinbeläge • Zu hohe Nahtspannung, schlecht durchblutete oder nekrotische Wundränder • Austrocknung oder Unterkühlung • Druck, unphysiologische Bewegung im Wundgebiet • Vorschädigung des Gewebes (Bestrahlung) • Manipulationen am Wundverband oder an der Wunde

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6. Wundreinigung

Voraussetzung für eine optimale Wundheilung ist ein belagfreier Wundgrund. Neben der stets anzustrebenden Wundreinigung durch chirurgische und mechanische Verfahren verbleiben weitere Methoden: Autolytische Wundreinigung (Hydrogele) Hydrogele erreichen im Okklusionsverband (Standzeit: 1-3 Tage) eine tiefe Quellung der Nekrose bzw. der avitalen Beläge in der Wunde. Beim nachfolgenden Verbandswechsel ist mittels Kompresse, Pinzette, Skalpell oder scharfem Löffel ein leichteres Débridement möglich. CAVE: Nekrosen an Extremitäten bei bestehender gefäßchirurgisch unbehandelter paVk! Biochirurgische Wundreinigung (Madentherapie) Die Verwendung von sterilen Maden (Lucilia sericata / Fa. Biomonde) eignet sich zur Behandlung von unsauberen/infizierten und chronischen Wunden mit nekrotischem Gewebe. Kontraindikationen sind starke Blutungen im Wundbereich, die Nähe großer Blutgefäße oder Wunden, die in Kontakt mit großen Körperhöhlen oder inneren Organen stehen. Die Fliegenmaden sind lose oder verschweißt in einer Gazetasche (Biobag oder VitaPad) erhältlich. Die Maden können 1 - 4 Tage auf der Wunde verbleiben, „freilaufende“ sind zum Schutz vor einem Entweichen abzudecken. Bestellmodalitäten von Maden zur Biochirurgie: Zur Madentherapie werden lebende, aseptisch gezüchtete Larven verwendet. Die Bestellung erfolgt über die Apotheke als Sonderanforderung. Um den reibungslosen Therapieablauf zu gewährleisten, benötigt die Apotheke zur Bestellung die Angaben der Tage (Datum), an denen die Maden zur Anwendung kommen sollen. (Grund: enges Zeitfenster, da nur Larven im Larvenstadium II verwendet werden). Die gewünschten Liefertermine werden von der Apotheke an den Lieferanten übermittelt. Bitte beachten: zu Montag ist keine Lieferung möglich Bestellung Montag bis Donnerstag bis 14 Uhr bei Firma Lieferung in Apotheke bis 12 Uhr am Folgetag Bestellung Freitag bis 12 Uhr bei Firma

Lieferung in Apotheke zu Samstag Fa. Biomonde Wundgröße (etwa) Preis / Einheit

Lucilia sericata Biobag 50 Stk. 2,5 x 4,0 cm ~ 80,- €

Lucilia sericata Biobag 100 Stk. 4,0 x 5,0 cm ~ 90,- €

Lucilia sericata Biobag 200 Stk. 5,0 x 6,0 cm ~ 105,- €

Lucilia sericata Biobag 300 Stk. 6,0 x 12,0 cm ~ 130,- €

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Enzymatische Wundreinigung Enzymatische Nekrosen-/Fibrinlösung dauert lange, sie ist kein wirtschaftlicher Ersatz für effektives chirurgisches Débridement, allenfalls für wenige Tage nach dem chirurgischen Eingriff sinnvoll. Die Produkte haben eine kurze Wirksamkeit (6 bis 8 Stunden) und verursachen z.T. Wundheilungshemmungen, Irritationen der umgebenden Haut und Allergien. Ausduschen von großen Wunden Die Verwendung von Leitungswasser ist nur zulässig, wenn die mikrobielle Qualität des Wassers sichergestellt ist (z.B. 0,2 µm-Sterilfilter im Duschkopf). Die Durchführung erfolgt ausschließlich im Stationsbad mit anschließender Flächendesinfektion, um die Sanitärzelle der Patienten nicht zu kontaminieren. Im Anschluss sollte die Wunde immer antiseptisch gespült werden (Octenisept, Lavasept / Lavanid). Das Duschen des Patienten zur Körperhygiene ist mit abgeklebter Wunde ohne Wasserfilter möglich. Aseptische Wunden sind nach 48 Stunden "duschfähig". Baden ist aus hygienischen Gründen nicht zu empfehlen. Vakuumversiegelung V.A.C. (Vacuum assisted closure) - Wirkprinzip:

Die Vakuumtherapie unterstützt durch Ausübung eines definierten und kontrollierten Vakuums auf die gesamte Wundoberfläche aktiv die physiologische Wundheilung. Das Wundsekret wird in ein geschlossenes System abgesaugt. Unter der Vakuumversiegelung herrscht ein ideal feuchtes Milieu mit konstanter Temperatur, das die Wundheilung beschleunigt. Bei Spül-Saug-Vakuumverbänden werden spezielle Schwammkonstruktionen, eine andere Pumpe und / oder anderes Anschlussmaterial benötigt!

- Standzeit : 3 bis max. 7 Tage - Produkte: Schwämme mit verschiedener Porengröße , Folienverbände und

T.R.A.C., Pad Konnektor, Einwegbehälter (Bestellung direkt über die Firma K.C.I.: gebührenfreie Telefonnummer 0800/7833524)

- eventuell Wundrandschutz mit Hydrokolloid - Antiseptische Spülung der Wunde über das System ist möglich Indikation:

• Tiefe subkutane Wunden, evtl. mit begleitendem Ödem oder bradytropher Wundfläche Wundheilungsstörungen / Nahtdehiszenz / Abdomen Apertum unter ausreichendem Schutz der Darmschlingen

• Akute Wunden traumatische Wunden / zur Ödemreduktion und Perfusionssteigerung in der Behandlung zweitgradiger Verbrennungen / nach Kompartmentsyndrom und Kompartmentspaltung und / oder Weichteildebridement

• Zur Sicherung eines Hauttransplantates / zur Steigerung der Mikrozirkulation bei venöser Stase von Lappenplastiken

• chronische Wunden Ulcus cruris / Diabetisches Gangrän / Dekubitus

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7. Wundspülung

Bei infizierten Wunden ist die Spülung der Wunde, speziell von Wundtaschen und -höhlen angezeigt. Bei der Auswahl der Produkte ist zu berücksichtigen, ob eine mechanische Reinigung/Spülung oder desinfizierende/antiseptische Wirkung notwendig ist. Geeignete Produkte sind:

• wirkstofffreie Lösungen - Ringerlösung - NaCl-Lösung 0,9%

• wirkstoffhaltige Zubereitungen - Lavanid 2-Wundspüllösung 0,04% - Octenisept-Lösung

Flüssigkeiten für Umschläge / Spülungen müssen möglichst auf Körpertemperatur erwärmt werden, da sonst beim Verbandwechsel die Temperatur der Wunde bis auf 15 bis 20°C absinken kann. Die optimale Wundtemperatur ist dann erst nach 3 bis 5 Stunden wieder erreicht. So lange stagniert die Wundheilung. Bei tiefen, zerklüfteten Wunden kann zur Spülung z.B. ein steriler Blasenkatheter genutzt werden. Reinigung:

• Bei aseptischen und bedingt aseptischen Wunden von innen nach außen reinigen.

• Bei kontaminierten und infizierten Wunden von aussen nach innen reinigen.

8. Wundantiseptik

Anwendung antiseptischer Mittel nach sorgfältiger Indikationsstellung, andernfalls können Störungen der Wundheilung resultieren. Wundantiseptika sollten folgende Eigenschaften erfüllen:

• Farblosigkeit • volles Wirkungsspektrum relevanter Keime • keine Ausbildung von Resistenzen • geringe irritative und allergene Potenz • fehlende Wundheilungshemmung

Empfohlene Antiseptika

• Octenisept: als Mittel der Wahl • Lavasept / Lavanid: sollte Octenisept kontraindiziert sein, z.B. im Rahmen der

Vacusealbehandlung mit Spül-Saug-Drainage • Betaisodonna: zur intraoperativen Wundspülung

→ Indikation und Kontraindikation siehe Tabelle S. 11 und Punkt 9 Seite 12

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Antiseptika zur Wundbehandlung

Wirkstoff Spektrum Indikation Kontra-indikation

EWZ Besonder-heiten

Octenisept (Octenidin)

Gram+ & Gram- Bakterien (auch antibiotika-resistente)

Pilze

Hefen

Protozoen

viele Viren

Antiseptische Wundbe-handlung

Schürf-, Schnitt-, Bißwunden,

Dekubitus, Ulcus cruris,

diabetisches Gangrän,

Verbrennungs-wunden

- Spülungen der Bauch- höhle und Harnblase

- Trommelfell

>1 Min. Auch für Kinder zugelassen;

wundheilungs-fördernd,

keine Resorption über Wunden;

keine Hinweise auf systemische Nebenwirkungen einschließlich neurotoxischer Reaktionen

Lavasept / Lavanid (Poly-hexanid)

Gram+ & Gram- Bakterien (auch antibiotika-resistente)

Pilze

Hefen

Protozoen

viele Viren

Prophylaxe infektions-gefährdeter Wunden, Therapie, Adjuvans zur Wundbe-handlung

bei der chirurg. Versorgung von akuten

und chron. Knochen- und Weichteil-infektionen

- Gesamter ZNS - Bereich einschl. Meningen

- Gelenke

- Mittel- und Innenohr

- Auge

- hyaliner Knorpel

- intra- peritoneale Spülung

- innerhalb der ersten 4Schwanger- schafts- monate

10-15 Min.

Inkompatibel

mit anionischen Verbindungen (PVP Jod, Ringerlactat-lösung, Alginate)

Kompatibilität

mit Mitteln der feuchten Wundversorgung Alginate, Hydrogele;

wundheilungs-fördernd

PVP - Jod Betaiso-donna

Gram+ & Gram- Bakterien (auch antibiotika-resistente)

Pilze

Hefen

Protozoen

viele Viren

Intraoperative Bauchspülung

- Neugeborene

- Säuglinge

- Schilddrüsen- erkrankungen

- Schwanger- schaft

- Stillzeit

- Allergie

5 Min. Eiweißfehler,

keine gleichzeitige Anwendung mit Enzymen,

H2O2 und

silberhaltigen Desinfektions-mitteln, Verfärbung mit Octenidin

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9. Negativliste

• Triphenylmethan - Farbstoffe Kristallviolettlösung, Pyoktaninlösung, Brilliantgrün - Lösung

• Pasten ohne Wirkstoff (Lebertran-Zinkpaste, weiche Zinkpaste) • Pasten mit Wirkstoff (Nystatin - Paste) • diverse Arzneimittel im Off - Label - Uze

ß -Acethyldigoxin - Lösung, Insulin- u Heparin - Amp., Vitamin C - Amp./ Pulver • Infusionslösungen (Glucoselösung, diverse Aminosäurelösungen mit oder

ohne Additive) • Veterinärpräparate (Melkfett weiß oder gelb) • Rezepturstoffe:

Alaun-Lösung, Borsäure - Lösung, Castellani - Lösung (gefärbt und ungefärbt), Chinolinol - Lösung, Chloramin - T - Lösung, Fuchsin - Lösung, Harnstoff - Lösungen und -salben, Ichthyolsalben, Jodoform - Glycerin, Jodtinktur DAB 6, Kaliumpermanganat - Lösung, Metronidazol - Gel 0,8%, Penicillinsalben, Phenol -Lösung, Perubalsam (z.B. Unguentum ctr. Dekubit. RF), Silbernitrat-Lösung, Tanninlösung (z.T. steril) Triphenylmethan - Farbstofflösungen, div. Trypaflavin - Lösungen

ACHTUNG

• Keine lokale Gabe von Antibiotika oder Farbstoffen • Bei unauffälliger Wundheilung keine Desinfektion der Wunde bei der

Wundversorgung → nur indizierte Desinfektion der Wunde mit Octenisept Nicht zu empfehlen sind:

• Wasserstoffperoxyd-Lösung (schädigt vitales Gewebe) • PVP - Jod (wird durch Blut, Eiter und Wundexsudat inaktiviert; die Wunde

kann durch Verfärbung nicht korrekt beurteilt werden)

10. Wundrandschutz

Eine Möglichkeit, gefährdete Wundränder vor Mazeration zu schützen, bietet die Anwendung von Cavilon Hautschutz Lollys (Sonderanforderung Apotheke). Beim Auftragen auf die gereinigte, trockene Haut bildet sich ein dünner Film, der alle 2 bis 3 Tage zu erneuern ist, ohne dass ein Entfernen zwischendurch erforderlich ist. Eine routinemäßige Verwendung beim Verbandwechsel ist nicht notwendig. Ziel sollte es sein, dass allein durch den richtigen Wundverband eine optimale Homöostase gewährleistet ist, so dass kein zusätzlicher Feuchtigkeitsschutz nötig wird.

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11. Verbandwechsel

Um den Patienten bei der Durchführung des notwendigen Wunddébridements oder des bevorstehenden Verbandwechsels nicht durch Schmerzen zu belasten oder einer ggf. nebenwirkungsreichen Anästhesie auszusetzen, kann die Verwendung von Emla - Creme empfohlen werden. Die Mischung aus den beiden Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain wird auf die Wunde aufgetragen, mit Folie abgedeckt und wirkt nach ca. 30 bis 60 Minuten. Das Produkt hat die Zulassung zur Anästhesie vor Ulcusdébridement. Reihenfolge des Verbandwechsels:

1. Aseptische Wunden 2. Kontaminierte und potentiell kontaminierte Wunden 3. Infizierte Wunden

Verbandwechsel nur wenn notwendig, zügig und unter aseptischen Bedingungen durchführen; Pflegestandard und Hygieneordnung beachten! Wundauflagen entsprechend der Wundheilungsphase (siehe Tabellen Seite 15 – 16) Anforderungen an einen modernen Wundverband:

• Feuchtes Wundmilieu halten • Überschüssiges Exsudat binden • Gasaustausch gewährleisten • Wunde vor Auskühlung schützen • Keine Abgabe von Fremdstoffen • Undurchlässig für Mikroorganismen und Wundsekret • Reduzierung des Wundschmerzes • Atraumatisches Entfernen

Maßnahmen bei infizierten und großflächigen Wunden Bei infizierten Wunden kann der Verbandwechsel in starkem Maße zur Keimverbreitung beitragen. Deshalb sollen Patienten mit infizierten Wunden und solche mit aseptischen Wunden in getrennten Zimmern untergebracht und der Verbandwechsel bei größeren Wunden nach Möglichkeit in einem separaten und geeigneten Raum durchgeführt werden. Bei sezernierenden Wunden kann ein Verbandwechsel mehrmals am Tag erforderlich sein. Ggf. werden von der Wundfläche (möglichst zentral und vor Desinfektion oder Wundsäuberung) Abstriche oder Proben zur mikrobiologischen Untersuchung gewonnen. Zu dicht am Wundrand entnommene Proben könnten falsche Ergebnisse liefern durch evtl. Kontamination mit umgebende Hautkeimen. Arztmäntel sind vor dem Verbandwechsel abzulegen. Bei großflächigen Wunden ist ein Schutzkittel / Schürze sowie Mund-Nasenschutz anzulegen. Ein Wechsel der gesamten Schutzkleidung erfolgt nach jedem Patienten.

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1. Aktivkohle Beispiele Variante - Aktivkohle + Silber: Actisorb® Silver 220 Beschreibung Die Aktivkohleverbände bestehen aus einem Faserverbund von zuvor verkohlten Celluloseprodukten. Die Kompressen absorbieren Geruch, wirken bakterizid und nehmen Endotoxine auf. Indikationen

• infizierte und infektionsgefährdete Wunden • starker Foetor der Wunde

Anwendung Die Aktivkohleverbände werden in die Wunde eingelegt und mit Kompressen fixiert. Actisorb ® Silver ist nicht zerschneidbar, da ansonsten die Aktivkohle in der Wunde verbleiben würde und zu Schmutztätowierungen führen könnte. Der Verband muss bei wenig exsudativen Wunden regelmäßig angefeuchtet werden. Wenn sich der Verbandwechsel aufgrund des Anhaftens des Verbandes als schmerzhaft erweist, kann der Wundgrund auch vor Einlage eines Aktivkohleverbandes mit Fettgaze abgedeckt werden. Verbandwechsel Der Verbandwechsel sollte alle 1-3 Tage erfolgen.

2. Alginat Beispiele Trionic® Beschreibung Alginatkompressen stellen einen lockeren Verband aus Fasern dar, die aus Rot- oder Braunalgen gewonnen werden. Als Alginate werden die Salze der Alginsäure bezeichnet, die aus den Polysachariden D - Mannuronsäure und L-Guluronsäure bestehen. Die Alginatfasern wandeln sich nach Kontakt mit Natriumsalzen, die im Blut und Wundsekret vorhanden sind, unter Quellung in ein feuchtes hydrophiles Gel um. Dabei werden Bakterien und Detritus in die Gelstruktur eingeschlossen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Gelbildung sind abhängig von der absorbierten Sekretmenge und von der Webart der Fasern. Alginate können Flüssigkeit bis zu etwa dem 20 fachen ihres Eigengewichtes aufnehmen. An das Wundmilieu wird dabei je nach Produkt Calcium, Zink und Mangan abgegeben. Indikationen

• tiefe, zerklüftete Wunden / Wundtamponade • stark sezernierende Wunden • blutende Wunden • Bei Trionic® : auch auf infizierten Wunden

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zu 2. Alginat Anwendung Je nach Art der Wunde und Menge des Exsudates wird das Alginat trocken oder angefeuchtet aufgebracht. Tiefe Wunden oder Wundtaschen werden mit mehrfach gefalteten Kompressen oder speziellen Tamponaden ausgelegt. Bei stark sezernierenden Wunden empfiehlt sich als Abdeckung ein saugfähiger Sekundärverband. Bei nachlassender Exsudation sollte zusätzlich eine nicht mit der Wunde verklebende Auflage oder ein semipermeabler Folienverband zur Fixierung aufgebracht werden. Verbandwechsel Bei klinisch infizierten Wunden erfolgt der Verbandwechsel täglich. Ansonsten wird der Verband je nach Exsudatmenge im Abstand von 2-4 Tagen erneuert.

3. Hydrofaser Beispiele In Kombination mit Silber: Aquacel Ag ® Beschreibung Hydrofaserverbände bestehen aus makromolekularer Natriumcarboxymethyl - cellulose. Die Flüssigkeitsaufnahme erfolgt ausschließlich vertikal, es wird keine Flüssigkeit horizontal abgeben, so dass einer Mazeration der Wundränder entgegengewirkt wird. Großer Vorteil ist, dass sie keinen Kleberand aufweisen, was vor allem bei stark erosivem Wundrand oder Wundrandekzem günstig ist. Hydrofasern können Sekret bis zu dem 40fachem des Eigengewichtes innerhalb weniger Sekunden aufnehmen. Nach Absorption von Wundsekret wandeln sich die Fasern rasch in ein formstabiles transparentes Gel um. Indikationen

• stark sezernierenden Wunden • In Kombination mit Silber auch bei infizierten Wunden

Anwendung Der Hydrofaserverband wird in die Wunde aufgebracht und darf den Wundrand überlappen, da eine Sekretaufnahme ausschließlich vertikal erfolgt. Die Wunde muss zusätzlich mit einem Sekundärverband bedeckt werden. Verbandwechsel Der Verband kann bis zu 3 Tage belassen werden.

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4. Hydrogel Beispiele Hydrogel mit Alginat: Nu - Gel® Beschreibung Hydrogele sind Zubereitungen aus 60 - 95% Wasser mit organischen Zusätzen wie Pektin und Stärke oder Gelbildner. Sie können als Gel aus einer Tube, Flasche oder Spritze in Wunden eingebracht werden. Auch Gelplatten mit einer semipermeablen Folie, auf die ein Polyacrylamid - Agar - Gel mit einem hohen Wasseranteil aufgebracht ist sind erhältlich. Das Gel kann sowohl Feuchtigkeit an die Wunde abgeben als auch überschüssiges Wundexsudat aufnehmen. Indikationen

• trockene Wunden • autolytisches Debridement • Kombination mit anderen Produkte, um diese feucht zu halten • Mit Zusatz von Polyhexanid (Prontosan W Gel ®) auch bei gering infizierten

Wunden Kontraindikationen

• stark sezernierende Wunden • blutende Wunden

Anwendung Das Hydrogel wird in einer Schichtdicke von 3-5 mm auf die Wundoberfläche aufgetragen und mit imprägnierten Gazen oder semipermeablen Folienverbänden bedeckt. Die Gelplatten sollten den Wundrand um circa 2-3 cm überlappen um eine ausreichende Haftung zu gewährleisten und aber die umgebende gesunde Haut nicht zu sehr zu mazerieren. Verbandwechsel Der Verbandwechsel erfolgt in der Phase des Debridements einmal täglich, in der Phase der Granulation alle 2-3 Tage. Die Gelplatten sollten gewechselt werden, wenn sich unter dem Verband eine Blasenbildung in Größe der Wunde zeigt.

5. Hydrokolloid Beispiele Nu-Derm®

Beschreibung Hydrokolloidverbände bestehen aus einem Polyurethanfilm oder einem Schaumstoff, auf dem eine selbstklebende Masse aufgebracht ist. Diese Masse enthält eingebettet in eine Trägersubstanz aus Elastomeren und Klebstoffen stark quellende Partikel wie Gelatine, Carboxymethylcellulose oder Pektine. Unter Aufnahme von Wundexsudat verflüssigt sich die Hydrokolloidmasse und bildet ein visköses Gel. Es kommt zur Ausbildung der so genannten Phasenumkehr. Die Hydrokolloidmasse kann auch separat als Paste erworben werden und eignet sich so auch für die Anwendung in tieferen Wunden oder als Kombinationspräparat mit anderen Wundtherapeutika.

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Zu 5. Hydrokolloid Indikationen

• leicht sezernierende Wunden • Aufweichen von trockenen Belägen

Kontraindikationen

• klinisch infizierte Wunden • tiefe, zerklüftete Wunden

Anwendung Selbsthaftende Hydrokolloidverbände können den Körperformen entsprechend anmodelliert werden. Der Verband sollte den Wundrand um circa 2-3 cm überlappen um eine ausreichende Haftung zu gewährleisten und aber die umgebende gesunde Haut nicht zu mazerieren. Verbandwechsel Hydrokolloidverbände können in Abhängigkeit von der Exsudatmenge 1-5 Tage auf einer Wunde belassen werden. Der Verband sollte gewechselt werden, wenn sich eine Blasenbildung in Größe der Wunde zeigt.

6. Imprägnierte Gaze Beispiele Adaptic®’, Mepithel® Beschreibung Imprägnierte Gazen sind mit Salbe, Fett, Hydrokolloid, Silber oder Silikon beschichtete Fasernetze, deren durchbrochene Struktur einen Sekretabfluss erlaubt. Die Imprägnierung verhindert eine Adhäsion am Wundgrund. Wirkstoffhaltige Produkte mit z. B. Antibiotika sind in der Therapie chronischer Wunden unbedingt aufgrund deutlich erhöhter Sensibilisierungsrate zu meiden. Indikationen

• Spalthautentnahmestellen • Schürf- oder Verbrennungswunden • temporäre Abdeckung • Vermeidung der Adhäsion anderer Verbandmaterialien • Adaptic® ist bei Anlage eines Vakuumverbandes am offenen Abdomen nur

zulässig, wenn ausreichend Schutz der Darmschlingen erfolgt, um zusätzliche Alterationen oder Perforationen zu vermeiden; im Regelfall wird Mepithel® verwendet.

Anwendung Imprägnierte Gazen sind nicht als alleinige Wundauflage in der Therapie chronischer Wunden anzuwenden. Bei Applikation von mehreren Gazen, eventuell gemeinsam mit einer fettigen Salbe, entsteht eine feuchte Kammer, die ggf. gezielt als okklusiver Verband eingesetzt werden kann. Verbandwechsel Verbandwechsel können je nach Wunde und Produkt nach 1-7 Tage erfolgen.

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7. Kollagen Beispiele Promogran® Beschreibung Es existieren verschiedene Produkte, die entweder aus reinem equinem bzw. bovinem Kollagen oder z. B. auch zusätzlich aus Cellulose bestehen. Kollagenprodukte für die Wundtherapie werden derzeit als Flies, Pulver oder Schwamm angeboten. Es werden verschiedene Wirkmechanismen insbesondere aber die Modifikation des proinflammatorischen Wundmilieus durch Bindung von Proteasen beschrieben. Indikationen

• temporärer Dermisersatz • Förderung der Granulation • Förderung der Epithelisierung

Anwendung Es erfolgt die trockene oder feuchte Applikation auf die Wundoberfläche bis zum Wundrand. Insbesondere bei trockenen Wunden muss das Kollagen z. B. mit Kochsalzlösung angefeuchtet werden. Kollagen kann auch zur Blutungsstillung eingesetzt werden. Somit ist es ebenfalls nach Durchführung eines chirurgischen Debridements eine geeignete Wundauflage. Die Abdeckung mit einem Sekundärverband ist erforderlich. Verbandwechsel Der Verbandwechsel sollte je nach Produkt nach 1-5 Tagen erfolgen. Das Kollagen ist bis zum Zeitpunkt des Verbandwechsels weitestgehend resorbiert, so dass meist lediglich Reste ausgespült werden müssen.

8. Schaumstoffkompressen Beispiele Mepilex® Beschreibung Geschlossenporige Schaumstoffkompressen bestehen aus reizlosem Polyurethanschaum. Die Oberflächen sind z. B. mit Silikon beschichtet oder thermisch geglättet. Eine Variante stellen die so genannten Hydropolymerverbände dar. Bei den Hydropolymerverbänden quillt die mit einer semipermeablen Folie bedeckte Schicht aus Polyurethanschaum nach Aufnahme von Flüssigkeiten auf, passt sich so der Wundtiefe an und bleibt dabei strukturbeständig. Indikationen

• mäßig bis stark sezernierende Wunden, günstig v.a. bei stark vorgeschädigter oder empfindlicher Haut

• Förderung der Granulation • Förderung der Epithelisierung

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Zu 8. Schaumstoffkompressen Kontraindikationen:

• trockene Wunden • infizierte Wunden

Anwendung Die Kompressen können bis auf wenige Ausnahmen zugeschnitten werden und sollten den Wundrand mindestens 2 cm überlappen. Verbandwechsel Je nach Exsudatmenge erfolgt der Wechsel der Wundauflage nach 1-5 Tagen.

9. Silber Beispiele Actisorb® Silver 220 Beschreibung Es werden zunehmend Wundauflagen mit unterschiedlichen Trägermaterialien hergestellt, die Silber in Form von Silberionen, elementarem Silber, nanokristallinem Silber oder anorganischen Silberkomplexen enthalten. Die Silberionen sind entweder fest an die Verbandmaterialien gebunden oder lösen sich nach Kontakt mit dem Wundsekret aus dem Verband und sind daher teilweise in sehr großen Mengen im Wundmilieu zu finden. Die Silberionen bilden mit den Proteinen der Bakterien Komplexe, die zu einem Schaden der Zellmembran, Enzymen oder der DNA führen und somit die Bakterien irreversibel schädigen. Indikationen

• infizierte Wunden (incl. MRSA) • infektionsgefährdete Wunden

Anwendung In Abhängigkeit davon, ob die Trägermaterialien aus z. B. Polyethylengewebe, Polyurethanschaum, Alginat oder Hydrofasern bestehen, können die silberhaltigen Wundauflagen auf die Wunden aufgebracht werden, nachdem sie ggf. zuvor auf die Wundgröße zugeschnitten wurden. Bei wenig exsudativen Wunden sollte regelmäßig ein Anfeuchten des Verbandes erfolgen. Verbandwechsel Der Verbandwechsel erfolgt in Abhängigkeit von dem eingesetzten Produkt nach 1 bis 5 Tagen.

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14. Wunddokumentation

Die Wundbögen (s. Seite 26 bis 28) vereinfachen und vereinheitlichen die Dokumentation für das gesamte Klinikum. (Bestellung: Bereich 2 - SG Vervielfältigung / Formularwesen ) COPRA - Anwender dokumentieren wie bisher nur elektronisch in diesem System. Dokumentationspflicht besteht im ärztlichen und im pflegerischen Bereich. Aus rechtlichen Gründen ist sie unerlässlich, denn als Merkmal der Qualitätssicherung bei der Patientenversorgung schützt sie vor der Beweislastumkehr zugunsten des Patienten bei ungeklärten Schadensfällen. Durchführung

• Bei Aufnahme des Patienten genaue Wundanamnese durchführen, ggf. mit Foto.

• Bei chronischen und sekundär heilenden Wunden mindestens einmal wöchentlich genaue Beschreibung des Wundzustandes und Behandlungsanweisungen auf dem Dokumentationsblatt vermerken.

• Bei Eintreten größerer Veränderungen (z.B. chirurgisches Débridement, Amputation) ist eine zusätzliche Dokumentation der Wundentwicklung durch sachgerechte Fotodokumentation erforderlich.

• Jeder Verbandswechsel und alle Daten sind mit Handzeichen in der Patientenakte (Wundbogen) zu dokumentieren.

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Anmerkung: Diese Wundfibel ist teilweise an die Wundfibeln des ev. Klinikum Witten und des Klinikums Essen angelehnt. Interessante Links • Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. • Initiative Chronische Wunden • Mitteldeutscher Wundverbund • Vakuumversiegelung V.A.C. (Vakuumtherapie) • Biochirurgische Wundreinigung (Madentherapie)

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Ansprechpartner von Wundsprechstunden

Wundambulanz der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie (Schwerpunkt venöse Ulcera): (Hautklinik)

Philipp-Rosenthal-Strasse 23-25

04103 Leipzig

Ansprechpartner: Frau Dr. Renner / Herr Dr. Gebhardt

Schwester Monika / Schwester Sylke / Schwester Benita

Terminvergabe: 0341-97 18670

Mo/Di/Do/Fr: 13:15 Uhr bis 16:00 Uhr

• für ambulante Notfälle nach telefonischer Rücksprache

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Ansprechpartner von Wundsprechstunden

Angiologisch - Diabetologische Wundsprechstunde: (Rotes Haus)

Philipp-Rosenthal-Strasse 27

04103 Leipzig

Ansprechpartner: Herr Dr. Wiesner

Schwester Simone Uhlemann

Terminvergabe: 0341-97 24772

Mittwoch: 9:00 bis 12:00 Uhr

Angiologisch - Diabetologische Fußsprechstunde: (über dem Herzkatheter)

Johannisalle 32

04103 Leipzig

Ansprechpartner: Fr. Dr. Körner

Schwester Simon Uhlemann

Terminvergabe: 0341-97 24772

Mittwoch: 13:00 bis 15:30 Uhr

Stand 12/2006 31

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Ansprechpartner von Wundsprechstunden Chirurgie: Operatives Zentrum / Chirurgische Poliklinik

Liebigstraße 20

04103 Leipzig

Terminvergabe: 0341-97 17004 und 17005

Allgemeine Wundbehandlung: Ansprechpartner: Frau Dr. Kalenda

Di / Mi: 8:00-14:30 Uhr Do: 13:00-14:30 Uhr Fr: 8:00-13:00 Uhr

Chirurgische Gefäßsprechstunde: Ansprechpartner: Hr. OA Dr. Richter

Terminvergabe: 0341-97 17004 und 17005

Mo / Do: 10:00 bis 14:00 Uhr

Stand 12/2006 32

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