42
YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die Wissenschaft vom Glück

YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

YONGEY MINGYUR RINPOCHEBuddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 2: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper
Page 3: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Yongey Mingyur Rinpochemit Eric Swanson

Buddha unddie Wissenschaft vom Glück

Ein tibetischer Meister zeigt,wie Meditation den Körper

und das Bewusstsein verändert

Vorwort von Daniel Goleman

Aus dem Englischen von Susanne Kahn-Ackermann

Page 4: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »The Joy of Living« bei Harmony Books, New York.

Verlagsgruppe Random House FSC® N001967Das FSC®-zertifizierte Papier Super Snowbright

für dieses Buch liefert Hellefoss AS, Hokksund, Norwegen.

8. Auflage

Deutsche Erstausgabe Mai 2007© 2007 der deutschsprachigen AusgabeWilhelm Goldmann Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH© 2007 Yongey Mingyur Rinpoche

This translation published by arrangement with Harmony Books,a division of Random House, Inc.

Redaktion: Gerhard JuckoffWL · Herstellung: CZ

Satz: Greiner & Reichel, KölnDruck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in GermanyISBN 978-3-442-21779-3

www.goldmann-verlag.de

Page 5: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

INHALT

Vorwort von Daniel Goleman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

TEIL I: DIE BASIS1. Die Reise beginnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252. Die Symphonie im Inneren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513. Jenseits von Intellekt und Gehirn . . . . . . . . . . . . . . 804. Leere: Die Wirklichkeit hinter der Realität . . . . . . . 1005. Die Relativität der Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . 1266. Die Gabe der Klarheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1547. Mitgefühl: Das Überleben der Warmherzigsten . . . 1708. Warum sind wir unglücklich? . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

TEIL II: DER PFAD9. Zum Gleichgewicht finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

10. Einfach ruhen: Der erste Schritt . . . . . . . . . . . . . . . 22011. Die nächsten Schritte: Den Geist auf Objekten

ruhen lassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22812. Das Arbeiten mit Gedanken und Gefühlen . . . . . . 25313. Mitgefühl: Das Herz des Geistes öffnen . . . . . . . . . 27514. Das Wie, Wann und Wo des Übens . . . . . . . . . . . . . 307

Page 6: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

TEIL III: DIE FRUCHT15. Probleme und Möglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 32916. Ein Inside-Job . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34717. Die Biologie des Glücks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36618. Der nächste Schritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383

ANHANGAnmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402Ausgewählte Bibliografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412Zu den Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 7: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

VORWORT

Wir sind Zeugen eines beispiellosen Ereignisses in der Geschich-te der Wissenschaft, nämlich eines ernsthaften, anhaltendenGedankenaustausches zwischen Vertretern der Geistes- undNaturwissenschaften und Kontemplativen.Vom wissenschaftli-chen Standpunkt aus gesehen ergab sich einiges Ernüchterndeaus dieser Begegnung. Zum Beispiel hatte mein eigener Wissen-schaftszweig, die Psychologie, stets angenommen, dass die Wur-zeln ihrer Disziplin im Europa und Amerika des beginnen-den zwanzigsten Jahrhunderts zu finden seien. Doch wie sichherausstellte, ist diese Sicht der Dinge nicht nur kulturell be-schränkt, sondern historisch gesehen auch kurzsichtig, denn inden meisten großen Weltreligionen, die alle ihre Wurzeln inAsien haben, wurden bereits Theorien über den Geist und seineMechanismen – das heißt,psychologische Systeme – entwickelt.

In den 1970er Jahren reiste ich als Student in Indien umherund studierte den Abhidharma, eines der eleganteren Beispielefür ein solches, dem Buddhismus entstammendes, uraltes psy-chologisches System. Ich war völlig perplex, als ich entdeckte,dass hier schon seit Jahrtausenden – und nicht bloß seit einemJahrhundert – die fundamentalen Fragen einer Geisteswissen-schaft erforscht wurden. Die klinische Psychologie, zu jenerZeit mein Betätigungsfeld, strebte nach Linderungsmöglichkei-ten für die vielfältigen Formen von emotionalem Schmerz. Nun

7

Page 8: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

stellte ich aber zu meiner Überraschung fest, dass dieses Jahr-tausende alte System eine Reihe von Methoden herausgebildethatte, die nicht nur angetan waren, mentales Leiden zu heilen,sondern auch so positive menschliche Fähigkeiten wie Mitge-fühl und Einfühlungsvermögen zu verstärken und zu erweitern.Von dieser Psychologie hatte ich im Verlauf meiner Studien imWesten nie etwas vernommen.

Aus dem intensiven Dialog zwischen Praktizierenden dieseruralten Wissenschaft des Geistes und Vertretern der modernenWissenschaft ist eine aktive Zusammenarbeit erwachsen.Maßgeblich beteiligt an dieser funktionierenden Partnerschaftwaren der Dalai Lama und das »Mind and Life«-Institut, dasüber Jahre hinweg Buddhisten, Gelehrte und moderne Wissen-schaftler zu Diskussionsrunden zusammenbrachte. Und waszunächst mit sondierenden Gesprächen seinen Anfang nahm,hat sich nun zu einem gemeinsam betriebenen Forschungs-unternehmen entwickelt. Als eine Folge davon haben Exper-ten der buddhistischen Wissenschaft des Geistes im Verein mitNeurowissenschaftlern ein Forschungsvorhaben erarbeitet, dasdie neuralen Auswirkungen dieser vielfältigen Methoden geisti-ger Schulung dokumentiert. Yongey Mingyur Rinpoche war ei-ner der an dieser Allianz äußerst aktiv beteiligten praktizieren-den Experten, die mit Richard Davidson, dem Leiter des»Waisman Laboratory for Brain Imaging and Behavior« an derUniversität von Wisconsin, zusammengearbeitet haben. DiesesForschungsunternehmen erbrachte sensationelle Ergebnisse,die, sollten sie wiederholbar sein, bestimmte fundamentaleGrundannahmen der Wissenschaft auf immer verändern wer-den. Danach wäre zum Beispiel erwiesen, dass ein systema-tisches Meditationstraining, das über Jahre hinweg stetig auf-rechterhalten wird, die Befähigung des Menschen zu positiven

8

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 9: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Veränderungen im Bereich der Gehirnaktivität in einem Aus-maß zu fördern vermag, wie es sich die moderne kognitive Neu-rowissenschaft nie erträumt hätte.

Das bis dato vielleicht unglaublichste Resultat ergab sich imRahmen einer wissenschaftlichen Studie, an der eine HandvollMeditationsmeister teilnahm, darunter auch Yongey MingyurRinpoche, wie er in diesem Buch beschreibt. Während einerMeditation über Mitgefühl steigerte sich die neurale Aktivitätin einem innerhalb des Gehirnsystems für das Glücksemp-finden zuständigen Schlüsselzentrum um 700 bis 800 Prozent!Bei den normalen Teilnehmern an dieser Studie, freiwillige Ver-suchspersonen, die mit dem Meditieren eben erst begonnenhatten, nahm die Aktivität im gleichen Bereich lediglich um 10bis 15 Prozent zu. Diese Meditationsmeister brachten ein Trai-ning mit, wie es für olympiareife Hochleistungssportler typischist – zwischen 10000 und 15000 im Laufe ihres Lebens absol-vierte Übungsstunden – und hatten ihre meditativen Fähigkei-ten in Jahren des Retreats fein geschliffen und geeicht.

Yongey Mingyur ist hier so etwas wie ein Genie. Schon alskleiner Junge erhielt er tief gehende Meditationsunterwei-sungen von seinem Vater Tulku Urgyen Rinpoche, einem derangesehensten Meister, die Tibet kurz vor dem Einmarsch derKommunisten verlassen haben. Mit erst 13 Jahren fühlte er sichinspiriert, sich in ein Dreijahresretreat zu begeben. Und als er esbeendet hatte, wurde er zum Meditationsmeister des sich an-schließenden Dreijahresretreats in diesem Kloster bestimmt.

Ebenso ungewöhnlich ist Yongey Mingyurs starkes Interessean der modernen Wissenschaft. Er nahm als glühend interes-sierter Zuschauer an einigen Konferenzen des »Mind and Life«-Instituts teil und ergriff jede Gelegenheit zu persönlichen Tref-fen mit Wissenschaftlern, die ihm mehr über ihr Spezialgebiet

Vorwort

9

Page 10: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

erklären konnten.Bei vielen dieser Unterhaltungen schälten sichbemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen Schlüsseleinsichtendes Buddhismus und des modernen Wissenschaftsverständnis-ses heraus – nicht nur im Bereich der Psychologie, sondern auchauf dem Gebiet kosmologischer Prinzipien, die sich aus denneuesten Fortschritten in der Quantentheorie ergeben. Die Es-senz dieser Unterhaltungen wird in diesem Buch übermittelt.

Doch sind diese eher esoterischen Punkte in eine umfassen-dere, mehr deskriptiv und pragmatisch orientierte Einführungin die grundlegenden Meditationspraktiken eingewoben, dieMingyur Rinpoche so eingängig lehrt. Es handelt sich hierschließlich um einen praktischen Leitfaden, um ein Handbuch,mit dessen Hilfe sich das Leben zum Besseren wenden lässt.Und diese Reise beginnt mit unserem ersten Schritt, den wirvon da aus tun, wo wir uns eben gerade befinden.

Daniel Goleman

10

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 11: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

EINLEITUNG

Dieses Buch begann sein Leben in Gestalt einer relativ einfa-chen Aufgabe: Ich sollte die Abschriften von öffentlichen Vor-trägen, die Yongey Mingyur Rinpoche in buddhistischen Zen-tren überall auf der Welt gehalten hat, zusammenstellen undaus dem Ganzen ein einigermaßen logisch strukturiertes Manu-skript fertigen.(Angemerkt sei,dass »Rinpoche« – ein tibetischerBegriff, der sich grob mit »Kostbarer« übersetzen lässt – ein Titelist, der dem Namen eines großen Meisters hinzugefügt wird,ähnlich wie man bei uns im Westen gegebenenfalls den Doktor-titel dem Namen voranstellt. Nach tibetischer Tradition wirdein Meister, dem der Titel eines Rinpoche zuerkannt wurde, oftnur mit diesem Titel angesprochen, und man bezieht sich auchgegenüber anderen nur mit diesem Titel auf ihn.) Doch tendie-ren einfache Aufgaben häufig zum Eigenleben und entwickelnsich über ihren anfänglichen Umfang hinaus zu einem sehr vielumfassenderen Projekt. So auch hier. Da die meisten Nieder-schriften, die ich erhalten hatte, aus den frühen Jahren von Yon-gey Mingyurs Lehrtätigkeit stammten, spiegelten sie nicht seindetailliertes Verständnis der modernen Wissenschaft wider, daser sich durch seine nachfolgenden Gespräche und Diskussionenmit europäischen und nordamerikanischen Wissenschaftlern,seine Teilnahme an Konferenzen des »Mind and Life«-Instituts1

und seine persönlichen Erfahrungen als Versuchsperson im

11

Page 12: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

»Waisman Laboratory for Brain Imaging and Behavior« an derUniversität von Wisconsin in Madison angeeignet hatte.

Zum Glück ergab sich eine Möglichkeit zur Arbeit am Manu-skript mit Yongey Mingyur selbst, als er in den letzten Monatendes Jahres 2004 eine Pause von seinen weltweiten Teaching-Touren machte und sich für längere Zeit in Nepal aufhielt. Ichmuss gestehen, dass dieAussicht, ein paar Monate in einem vomKonflikt zwischen Regierung und aufständischen Fraktionengeschüttelten Land zu verbringen, mich mehr in Angst undSchrecken denn in begeisterte Aufregung versetzte. Aber wasimmer an Unannehmlichkeiten mir während meines dortigenAufenthalts widerfuhr, wurde mehr als wettgemacht vom au-ßergewöhnlichen Privileg, jedenTag ein bis zwei Stunden in Ge-sellschaft eines der charismatischsten, intelligentesten und kun-digsten Lehrer zu verbringen, die ich je kennenlernen durfte.

Der 1976 in Nubri, Nepal, geborene Yongey Mingyur Rinpo-che ist ein aufsteigender Stern am Firmament der neuen Gene-ration tibetisch-buddhistischer Meister, die außerhalb von Ti-bet geschult worden sind. Er ist nicht nur zutiefst bewandert inden praktischen und philosophischen Disziplinen einer uraltenTradition, sondern auch erstaunlich vertraut mit den Themenund Details der modernen Gesellschaft. Dies nachdem er nunschon fast ein Jahrzehnt überall auf der Welt gelehrt hat, mit ei-ner ungemeinen Vielfalt von Personen zusammenkam und Un-terhaltungen führte – angefangen bei den Wissenschaftlern voninternationalem Ruf bis hin zu einfachen Bürgern, die kleinka-rierte Zänkereien mit verärgerten Nachbarn beizulegen ver-suchten.

Ich vermute, dass Rinpoches Leichtigkeit, mit der er die kom-plexen und zuweilen emotional aufgeladenen Situationen, aufdie er bei seinen Lehrreisen rund um die Welt trifft, steuern

12

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 13: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

kann, zum Teil daher rührt, dass er schon von frühester Jugendan auf die Härten des öffentlichen Lebens vorbereitet wurde.Mit drei Jahren wurde er vom Sechzehnten Karmapa (einen deram höchsten geschätzten und geachteten tibetisch-buddhis-tischen Meister des 20. Jahrhunderts) als die siebte Wieder-geburt des Yongey Mingyur Rinpoche offiziell anerkannt; dieserwar ein Meditationsmeister und Gelehrter des 17. Jahrhundertsund vor allem als Meister der fortgeschrittenen Methodenbuddhistischer Praxis bekannt.

Etwa zur gleichen Zeit setzte Dilgo Khyentse Rinpoche dieEltern des Jungen davon in Kenntnis, dass ihr Sohn auch dieWiedergeburt von Kyabje Kangyur Rinpoche war. Dieser, einMeditationsmeister von immens praktischem Genie, war einerder ersten großen tibetischen Meister, die im Zuge der politi-schen Veränderungen, die in den 1950er Jahren Tibet zu er-schüttern begannen, freiwillig das Exil auf sich nahmen; und biszu seinem Tode schlug er eine gewaltige Zuhörerschaft von öst-lichen und westlichen Schülern in seinen Bann.

Für diejenigen unter Ihnen, die mit den Besonderheiten desReinkarnationssystems der tibetisch-buddhistischen Traditionnicht vertraut sind, mag hier eine Erklärung vonnöten sein. Die-ser Tradition zufolge werden große Lehrer, die die höchstenErleuchtungszustände erlangt haben, von enormem Mitgefühldazu bewegt, sich immer und immer wieder zu inkarnieren,um allen Lebewesen zu helfen, die vollständige Freiheit vonSchmerz und Leiden in sich selbst zu entdecken. Das tibetischeWort für diese leidenschaftlich engagierten Männer und Frauenist tulku, was man in etwa mit »körperliche Emanation« oder»Ausstrahlungskörper« übersetzen könnte. Der bestbekannteTulku unserer Zeit ist zweifellos der gegenwärtige Dalai Lama,der dieses einem reinkarnierten Meister zugeschriebene mit-

Einleitung

13

Page 14: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

fühlende Engagement für das Wohlergehen anderer beispiel-haft verkörpert.

Es liegt bei Ihnen, ob Sie nun glauben wollen, dass der gegen-wärtige Yongey Mingyur Rinpoche über eine Reihe von Inkar-nationen hinweg die gleiche umfassende Palette praktischerund intellektueller Fähigkeiten »mitgenommen« oder aber die-se durch ein wahrlich außerordentliches Maß an persönlichemEifer und Fleiß gemeistert hat. Was den gegenwärtigen YongeyMingyur Rinpoche von den vormaligen Titelhaltern unterschei-det, ist seine internationale Bekanntheit und Einflussmöglich-keit. Während die früheren Inkarnationen der Tulku-Linie desYongey Mingyur Rinpoche aufgrund der geografischen und kul-turellen Isolation Tibets in ihrer Wirkung eingeschränkt waren,haben nun die Umstände dazu geführt, dass der gegenwärtigeTitelhalter seine Meisterschaft in ihrer ganzen Tiefe und Um-fassendheit einem Publikum von Malaysia über Europa bisnach Kalifornien übermitteln kann.

Titel und Abstammungslinien schützen jedoch nur wenig vorpersönlichen Schwierigkeiten, von denen Yongey Mingyur Rin-poche ganz gewiss seinen Teil abbekam. Er erzählt ganz freimü-tig,dass er in seinen jungen Jahren vonAngst- und Panikattackengequält wurde – westliche Ärzte hätten wohl eine Angstneuro-se diagnostiziert –, und das obwohl er in einer liebevollen Fami-lie und in einem für die Schönheit seiner unberührten Naturbekannten Gebiet Nepals aufwuchs. Als er mir zum ersten Malerzählte, wie tief reichend und stark diese Ängste gewesen wa-ren, die seine Kindheit so sehr kennzeichneten, konnte ich nurschwer glauben,dass dieser warmherzige,charmante und charis-matische junge Mann einen Großteil seiner Kindheit in einempermanenten Angstzustand verbracht hatte. Dass er ohne dieEinnahme konventioneller Medikamente und ohne herkömm-

14

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 15: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

liche therapeutische Unterstützung imstande war, sein Leidenzu überwinden, zeugt nicht nur von seiner außerordentlichenCharakterstärke, sondern auch von der Effizienz der tibetisch-buddhistischen Praxismethoden, die er hier in seinem erstenBuch vorstellt.

Rinpoches persönliches Zeugnis ist nicht der einzige Beweisfür seinen Sieg über verheerende emotionale Schmerzen. 2002nahm er als eine von acht Personen, die seit langer Zeit buddhis-tische Meditation praktizieren, an einer Studie teil, die vonDr. Antoine Lutz, einem von Francisco Varela ausgebildetenNeurowissenschaftler, und von Dr. Richard Davidson durch-geführt wurde, einem weltweit anerkannten Neurowissen-schaftler und Mitglied des Wissenschaftsrats des »National In-stitute of Mental Health«. Dabei unterwarf er sich einer ganzenFlut neurologischer Tests im Waisman Laboratory in Madison,Wisconsin. Diese Tests machten sich die Technologie der funk-tionellen Magnetresonanztomografie (fMRI) zunutze, einesbildgebenden Verfahrens, das – im Gegensatz zur klassischenMagnetresonanztomografie (MRI), die nur eine Art Standbild-aufnahme von der Gehirn/Körper-Aktivität liefert – eine Folgevon Momentaufnahmen der sich verändernden Aktivitätslevelin verschiedenen Gehirnregionen einfängt.

Auch die EEG-Ausrüstung zur Messung der winzigen elektri-schen Impulse, die auftreten, wenn Gehirnzellen miteinanderkommunizieren, war ausgesprochen ausgeklügelt.Während beieiner normalen EEG-Prozedur nur 16 Elektroden an der Kopf-haut befestigt werden, um die elektrische Aktivität an der Schä-deloberfläche zu messen, wurden im Waisman Laboratory 128Elektroden verwendet, um die winzigen Veränderungen in derelektrischen Aktivität tief im Innern des Gehirns der Versuchs-person zu messen.

Einleitung

15

Page 16: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Die Ergebnisse sowohl der fMRI- wie auch der EEG-Untersu-chungen, die mit diesen acht geschulten Meditierenden durch-geführt wurden, waren auf zwei Ebenen beeindruckend. Beider Meditation über Güte und Mitgefühl war der Gehirnbe-reich, der bekanntermaßen im Zusammenhang mit mütter-licher Liebe und Einfühlungsvermögen aktiviert wird, bei denlangjährig Praktizierenden weitaus stärker aktiviert als bei denTestpersonen der Kontrollgruppe, die erst eine Woche davorMeditationsanweisungen erhalten hatten und gebeten wordenwaren, täglich zu üben.Yongey Mingyurs Vermögen, einen der-art altruistischen und positiven Geisteszustand herzustellen,war wahrlich erstaunlich, da auch Leute, die ansonsten nichtunter Panikattacken zu leiden haben, in der Beengtheit einesfMRI-Scanners Platzangst bekommen. Die Tatsache, dass er sei-nen Geist in einem solchen Ambiente derart kompetent fokus-sieren konnte, lässt darauf schließen, dass sein Meditationstrai-ning seine Neigung zu Panikattacken gänzlich außer Gefechtsetzte.

Und noch bemerkenswerter war, dass die bei den langjährigPraktizierenden während ihres Meditierens vorgenommenenEEG-Messungen Ergebnisse zeitigten, die so extrem von nor-malen EEG-Resultaten abwichen,dass die Labortechniker wohlzunächst dachten, ihre Apparate funktionierten nicht richtig.Nach einer hastig vorgenommenen doppelten Überprüfung sa-hen sie sich allerdings gezwungen, die Möglichkeit einer Fehl-funktion ihrer Geräte auszuschließen und sich der Realität zustellen, dass nämlich diese mit Aufmerksamkeit und phänome-nalem Gewahrsein assoziierte elektrische Aktivität alles über-stieg, was sie jemals gesehen hatten. In für moderne Wissen-schaftler typisch vorsichtiger Manier äußerte sich RichardDavidson dazu in einem Interview, das 2005 im Time Magazine

16

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 17: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

erschien: »Es war spannend … Wir hatten nicht erwartet, etwasderart Dramatisches zu sehen.«2

Auf den folgenden Seiten dieses Buches spricht Yongey Min-gyur ziemlich freimütig über seine persönlichen Probleme undsein Bemühen, sie zu überwinden. Er beschreibt auch seine ers-te Begegnung mit einem jungen chilenischen Wissenschaftlernamens Francisco Varela, der schließlich einer der vorrangigstenNeurowissenschaftler des 20. Jahrhunderts werden sollte.Vare-la war Schüler von Yongey Mingyurs Vater, Tulku Urgyen Rin-poche, der auf seinen Lehrreisen in Europa, Nordamerika undAsien Tausende von Schülern und Schülerinnen anzog. Varelaentwickelte eine enge Freundschaft mitYongey Mingyur,der da-mals erst neun Jahre alt war, und führte ihn in die westlichenVorstellungen vomAufbau und der Funktionsweise des mensch-lichen Gehirns ein.

Als sie sein wissenschaftliches Interesse bemerkten, begannenauch andere westliche Schüler Tulku Urgyens dem jungen Yon-gey Mingyur einiges über Physik, Biologie und Kosmologie bei-zubringen. Diese »Wissenschafts-Lektionen« hatten eine sehrumfassende und tiefgreifende Wirkung auf Yongey Mingyur.Schlussendlich inspirierten sie ihn dazu, einen Weg ausfindigzu machen, auf dem er die Prinzipien des tibetischen Buddhis-mus und der modernen Wissenschaft zusammenbringen konnteund der es ihm außerdem ermöglichen würde, sie jenen zu-gänglich zu machen, die sich nach praktikablen Methoden seh-nen, um zu einem dauerhaften Gefühl von persönlichem Wohl-ergehen zu gelangen. Das sind oft Menschen, die sich nichtdurch wissenschaftliche Publikationen hindurchwühlen kön-nen und angesichts der schieren Masse buddhistischer Büchervon Skepsis beschlichen werden oder sich davon erschlagenfühlen.

Einleitung

17

Page 18: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Doch bevor Yongey Mingyur ein solches Projekt in Angriffnehmen konnte,musste er erst seine formale buddhistischeAus-bildung vollenden.Von seinem elften bis zu seinem 13. Lebens-jahr reiste er zwischen dem Kloster seines Vaters in Nepal unddem Sherab-Ling-Kloster in Indien hin und her. Sherab Ling istdie Hauptresidenz des Zwölften Tai Situ Rinpoche, eines derwichtigsten heute lebenden Lehrer des tibetischen Buddhis-mus.Unter derAnleitung von buddhistischen Meistern in Nepalund Sherab Ling widmete sich Yongey Mingyur nun dem inten-siven Studium der Sutren, der Lehrreden des Buddha, und derShastren, Textsammlungen mit indisch-buddhistischen Kom-mentaren zu den Sutren, sowie Wurzeltexten und Kommenta-ren von tibetischen Meistern. 1988, am Ende dieser Ausbil-dungsphase, erteilte ihm Tai Situ Rinpoche die Erlaubnis, amallerersten Dreijahresretreat teilzunehmen, das in Sherab Lingdurchgeführt wurde.

Das Dreijahresretreat wurde vor Jahrhunderten in Tibet alsBasis eines fortgeschrittenen Meditationstrainings eingeführt.Es handelt sich um ein äußerst anspruchsvolles Programm, dasdas intensive Studium der Kerntechniken tibetisch-buddhis-tischer Meditationspraxis beinhaltet. Yongey Mingyur Rin-poche war einer der jüngsten Schüler in der Geschichte des ti-betischen Buddhismus, der zu diesem Programm zugelassenwurde. Seine Fortschritte in diesen Jahren waren so beeindru-ckend, dass Tai Situ Rinpoche ihn nach Beendigung des Pro-gramms zum Retreatmeister für das nachfolgende Retreat inSherab Ling ernannte. Damit war er, soweit bekannt ist, mit 17Jahren der jüngste Retreatmeister in der Geschichte des tibe-tischen Buddhismus. Und in der Rolle des Retreatmeisters voll-endete Yongey Mingyur insgesamt fast sieben Jahre formalesRetreat.

18

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 19: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

1994 schrieb er sich, nach dem Ende des zweiten Dreijahres-retreats, an einer Klosteruniversität ein, im Tibetischen Shedragenannt,um durch intensives Studium der wichtigsten buddhis-tischen Texte seine formale Ausbildung fortzuführen. Im fol-genden Jahr ernannte ihn Tai Situ Rinpoche zum stellvertreten-den Leiter von Sherab Ling. Er übertrug ihm die Oberaufsichtüber sämtliche Aktivitäten des Klosters und die Wiedereröff-nung der dortigen Shedra, wo er dann seine eigenen Studienfortsetzte und gleichzeitig als Lehrer fungierte. In den nachfol-genden Jahren teilte Yongey Mingyur Rinpoche seine Zeit aufzwischen der Oberaufsicht über die Klosteraktivitäten, demStudieren und Lehren an der Shedra und seinem Dienst als Re-treatmeister eines weiteren Dreijahresretreats. 1998 wurde erim Alter von 23 Jahren voll ordiniert.

Seit seinem 19. Lebensjahr – einAlter, in dem die meisten vonuns vorrangig mit weitaus weltlicheren Interessen befasst sind –hat Yongey Mingyur ein ungeheuer strapaziöses Programm ein-gehalten, das die Aufsicht über die Aktivitäten von Klöstern inNepal und Indien, Reisen um die ganze Welt, um zu lehren,persönliche Beratungen und das Memorieren von HundertenSeiten buddhistischer Texte beinhaltet. Dazu nimmt er, sovieler irgend kann, von den letzten lebenden Angehörigen der Ge-neration von Meditationslehrern in sich auf, die noch in Tibetgeschult wurden.

Doch seit ich ihn kenne, hat mich am meisten seine Fähigkeitbeeindruckt, jeder Herausforderung nicht nur mit einem benei-denswerten Maß an Haltung und Beherrschung, sondern auchmit einem durchdringenden und höchst treffenden Sinn fürHumor zu begegnen. Mehr als einmal gab er vor, einzuschlafenoder gleich aus dem Fenster springen zu wollen, wenn ich malwieder mit monotoner Stimme an der Niederschrift unserer am

Einleitung

19

Page 20: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Vortag geführten Unterhaltung herumlaborierte. Mit der Zeitmerkte ich, dass er mich einfach nur aufzog, weil ich die Arbeitallzu ernst nahm, und er mir auf eine besonders direkte Art ver-mittelte, dass ein gewisses Maß an Leichtigkeit für die buddhis-tische Praxis ganz wesentlich ist. Denn wenn, wie der Buddhain seinen ersten Belehrungen über das Erlangen der Erleuch-tung darlegte, die Quintessenz des normalen Lebens Leiden ist,dann ist eines der effektivsten Gegenmittel das Lachen – vor al-lem das Lachen über sich selbst. Hat man erst einmal gelernt,über sich selbst zu lachen, gewinnt jeder Aspekt von Erfahrungeine gewisse Heiterkeit.

Das ist vielleicht die wichtigste Lektion, die mir Yongey Min-gyur während meines Aufenthalts in Nepal gab. Für sie bin ichebenso dankbar wie für die tiefgründigen Einsichten in das We-sen des menschlichen Geistes, die er aufgrund seiner einzigarti-gen Fähigkeit, die Feinheiten des tibetischen Buddhismus unddie wunderbaren Offenbarungen der modernen Wissenschaftzu einer Synthese zu verbinden, vermitteln konnte. Ich hoffeaufrichtig, dass alle Leserinnen und Leser dieses Buches ihreneigenen Weg durch das Labyrinth von persönlichem Schmerz,Unbehagen und Verzweiflung finden, das unser Alltagslebencharakterisiert, und dass Sie, so wie ich auch, wieder lernen, wieman lacht.

Zum Schluss noch eine Bemerkung: Die meisten Textzitateaus dem Sanskrit oder Tibetischen stammen aus vorliegendenenglischen Übersetzungen. Sie sind das Werk großer Überset-zer, wahrer Giganten und Gigantinnen auf ihrem Gebiet, denenich großen Dank schulde für ihre Klarheit, Gelehrtheit undEinsicht. Die wenigen Zitate, deren Übersetzung nicht von an-deren stammen, sind meine eigene Englisch-Übersetzung, dieich mit Yongey Mingyur sorgfältig durchgearbeitet habe. Sein

20

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 21: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

tiefes Verständnis der uralten Gebete und klassischen Texte ließmich einmal mehr Einsicht in den Charakter eines wahrenbuddhistischen Meisters nehmen.

Eric Swanson

Einleitung

21

Page 22: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper
Page 23: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

TEIL I

DIE BASIS

Schließlich besitzen wir und alle Wesen die Ursache für das

vollkommene Erwachen.Gampopa: Der kostbare Schmuck der Befreiung

Page 24: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper
Page 25: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

1

DIE REISE BEGINNT

Wenn es irgendeine Religion gibt,die sich mit den Erfordernissen dermodernen Wissenschaft vereinbarenlässt, dann ist es der Buddhismus.

Albert Einstein

Wer als Buddhist ausgebildet und geschult worden ist, siehtden Buddhismus nicht als eine Religion an. Sie oder er betrach-tet ihn als eine Art Wissenschaft, eine Methode zur Erforschungunserer Erfahrungen mithilfe von Techniken, die eine bewer-tungsfreie und unvoreingenommene Untersuchung und Über-prüfung unserer Handlungen und Reaktionen ermöglichen. Esergibt sich dabei folgender Erkenntnisprozess: »Ah, so funktio-niert mein Geist. Das muss ich tun, um Glück zu erfahren. Unddies sollte ich unterlassen, um Leid zu vermeiden.«

Der Buddhismus ist in seinem Wesen sehr praktischer Natur.Es geht darum, Dinge zu tun, die der heiteren Gelassenheit,dem Glück, dem Vertrauen und der Zuversicht förderlich sind,und Dinge zu unterlassen, die Sorge, Angst und Hoffnungs-losigkeit heraufbeschwören. In der Essenz besteht die buddhis-

25

Page 26: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

tische Praxis nicht so sehr im Bemühen, unser Denken oderVer-halten zu ändern, um ein besserer Mensch zu werden; vielmehrgeht es um die Erkenntnis, dass – ganz gleich, was wir über dieUmstände denken mögen, die unser Leben bestimmen – wirschon gut, heil, ganz und vollkommen sind. Es geht um die Ein-sicht in das uns innewohnende Potenzial unseres Geistes. Mitanderen Worten, der Buddhismus befasst sich nicht so sehrdamit, dass wir zu Gesundheit und Wohlbefinden gelangen, alsvielmehr damit, dass wir zur Erkenntnis kommen, im Hier undJetzt schon so heil und ganz, so gut, so im Kern gesund undwohlbefindlich zu sein, wie zu sein wir je hoffen können.

Das glauben Sie nicht, oder?Nun ja, ich habe es lange auch nicht geglaubt.Ich würde Ihnen zu Anfang gerne ein Geständnis machen, ein

Geständnis, das sich aus dem Munde eines Menschen, der alswiedergeborener Lama gilt und in früheren Leben alle mögli-chen wunderbaren Dinge vollbracht haben soll, reichlich selt-sam anhören mag: Schon in frühester Kindheit wurde ich vonsehr starken Ängsten und Beklemmungszuständen heimge-sucht. Sobald ich mich in der Nähe von mir unbekannten Men-schen aufhielt, bekam ich Herzrasen und oft auch Schweißaus-brüche. Es gab keinen Grund für dieses extreme Unbehagen.Ich lebte in einem wunderschönen Tal und war umgeben voneiner liebevollen Familie und Dutzenden von Mönchen, Non-nen und anderen Menschen, die alle zutiefst damit befasst wa-ren zu lernen, wie man inneren Frieden und Glück erweckt.Und doch begleiteten mich Angst und Beklemmung wie einSchatten.

Als ich wohl so an die sechs Jahre alt war, erlebte ich hier-bei zum ersten Mal eine gewisse Linderung. Hauptsächlich vonkindlicher Neugier getrieben, machte ich mich damals daran,

26

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 27: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

die das Tal umstehenden Hügel zu erklettern und die Höhlenzu erforschen, in denen Generationen von Dharma-Prakti-zierenden ihr Leben in Meditation verbracht hatten. Manchmalsetzte ich mich in eine hinein und tat so, als ob ich meditier-te. Natürlich hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie man dasmacht. Ich saß bloß da und wiederholte ständig im Geiste OmMani Peme Hung. Das ist ein Mantra (eine bestimmte Kombi-nation von uralten Silben, die häufig wiederholt werden), dasfast jeder Tibeter kennt, gleich ob er Buddhist ist oder nicht.Zuweilen rezitierte ich dieses Mantra stundenlang, ohne zu ver-stehen, was ich da machte. Dennoch stellte sich dann allmäh-lich ein Gefühl von innerer Ruhe ein.

Obwohl ich drei Jahre lang in Höhlen gesessen und versuchthatte herauszufinden, wie man meditiert, nahmen meine Ängs-te und Panikattacken aber schließlich derart zu, dass man imWesten bei mir wohl eine ausgewachsene Angstneurose di-agnostiziert hätte. Eine Weile erhielt ich einige informelle An-leitungen von meinem Großvater, einem großen Meditati-onsmeister, der es vorzog, über seine Verwirklichungen zuschweigen; doch dann nahm ich allen Mut zusammen und batmeine Mutter, sich an meinen Vater Tulku Urgyen Rinpoche zuwenden und ihm meine Bitte vorzutragen, ganz offiziell beiihm lernen zu dürfen. Mein Vater willigte ein und unterwiesmich in den folgenden drei Jahren in verschiedenen Medita-tionsmethoden.

Zunächst begriff ich nicht sehr viel. Ich versuchte, meinenGeist so zur Ruhe zu bringen, wie er es lehrte, aber mein Geistwollte nicht zur Ruhe kommen. Tatsache ist, dass ich in diesenersten Jahren formaler Schulung feststellen musste, dass ichnoch zerstreuter und abgelenkter war als zuvor. Mich ärgerte al-les Mögliche: körperliches Unbehagen, Geräusche im Hinter-

Die Reise beginnt

27

Page 28: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

grund, Konflikte mit anderen Leuten. Erst Jahre später wurdemir klar, dass ich mich gar nicht verschlechtert hatte; ich wur-de nur einfach des ständigen inneren Gedankenstroms und derEmpfindungen gewahr, die mir zuvor gar nicht speziell zu Be-wusstsein gekommen waren. Nachdem ich gesehen habe, wieandere Menschen den gleichen Prozess durchmachten, weiß ichjetzt, dass dies eine allgemein übliche Erfahrung bei Leuten ist,die gerade erst lernen, wie man den eigenen Geist mithilfe derMeditation erforscht.

Obwohl ich kurze Momente der inneren Ruhe und Stille zuerfahren begann, suchten mich nach wie vor Furcht und Angstgleichsam wie Hungergeister heim – vor allem da ich alle paarMonate nach Indien ins Kloster Sherab Ling geschickt wurde,um dort inmitten von mir unvertrauten Mitschülern unter neu-en Lehrern zu studieren. (Sherab Ling ist die Hauptresidenzdes Zwölften Tai Situ Rinpoche, eines der größten heute leben-den Meister des tibetischen Buddhismus und einer meiner ein-flussreichsten Lehrer. Seine große Weisheit und Güte bei derFührung und Anleitung meiner eigenen Entwicklung bedeutenfür mich eine Dankesschuld, die ich nie begleichen kann.) An-schließend wurde ich wieder nach Nepal geschickt, um meineAusbildung unter der Anleitung meines Vaters fortzusetzen.So vergingen fast drei Jahre, in denen ich zwischen Indien undNepal hin und her pendelte und formale Unterweisungen vonmeinem Vater und meinen Lehrern in Sherab Ling erhielt.

Einer der schrecklichsten Momente begab sich kurz vor mei-nem zwölften Geburtstag, als ich zu einem ganz speziellenZweck nach Sherab Ling geschickt wurde. Es war ein Anlass,vor dem ich mich schon seit langer Zeit gefürchtet hatte – ichsollte als die Inkarnation des ersten Yongey Mingyur Rinpochezeremoniell inthronisiert werden. Hunderte von Menschen

28

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 29: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

wohnten dieser Zeremonie bei, und ich nahm stundenlang ihreGeschenke entgegen und erteilte ihnen Segen, so als wäre ichjemand wirklich Wichtiges und nicht nur ein schrecklich ver-ängstigter zwölfjähriger Junge. Mit der Zeit wurde ich so bleich,dass mein neben mir stehender älterer Bruder Tsoknyi Rinpo-che dachte, ich würde ohnmächtig werden.

Wenn ich auf diese Zeit und all die Güte zurückblicke, diemir von Lehrern erwiesen wurde, dann frage ich mich, wie ichdenn dermaßen von Angst erfüllt gewesen sein konnte, wie esdamals der Fall war. Im Nachhinein kann ich sehen, dass die Ba-sis für meine Angst in der Tatsache zu finden war, dass ich diewahre Natur meines Geistes noch nicht wirklich erkannt hatte.Ich verfügte über ein grundlegendes intellektuelles Verständnis,aber nicht über die Art von direkter Erfahrung, die mich hätteerkennen lassen können, dass alle Angst, aller Schrecken oderalles Unbehagen, das ich empfand, ein Produkt meines eigenenGeistes war und dass mir die unerschütterliche Basis von heite-rer Gelassenheit, Vertrauen, Zuversicht und Glück näher warals meine Augen.

Zeitgleich mit dem Beginn meiner formalen buddhistischenAusbildung und Schulung ereignete sich noch etwas Wunder-bares. Damals war es mir noch nicht klar, doch diese Wendungder Ereignisse sollte einen dauerhaften Einfluss auf mein Lebennehmen und meine persönliche Entwicklung beschleunigen.Ich wurde nach und nach in die Gedankenwelt und in die Ent-deckungen der modernen Wissenschaft eingeführt – vor allemin den Bereich, der sich dem Studium der Natur und Funktiondes Gehirns widmet.

Die Reise beginnt

29

Page 30: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

EINE BEGEGNUNG AUF GEISTIGER EBENE

Wir müssen uns erst hinsetzen, denGeist erforschen und unsere Erfah-rungen untersuchen, um zu sehen, washier wirklich vor sich geht.

Kalu Rinpoche: Den Pfad des Buddha gehen

Ich war noch ein Kind, als ich dem Biologen Francisco Varelabegegnete, einem gebürtigen Chilenen, der später einer der be-rühmtesten Neurowissenschaftler des 20. Jahrhunderts wer-den sollte. Francisco war nach Nepal gekommen, um unter An-leitung meines Vaters – dessen Ruf eine ziemlich große Scharwestlicher Schüler angezogen hatte – die buddhistischen Me-thoden zur Untersuchung und Schulung des Geistes zu studie-ren. Wenn wir nicht studierten oder praktizierten, sprach Fran-cisco mit mir oft über die moderne Wissenschaft, vor allemüber sein persönliches Spezialgebiet, die Struktur und Funktiondes Gehirns. Natürlich achtete er darauf, seine Lektionen so zuhalten, dass sie für einen neunjährigen Jungen verständlich wa-ren. Als andere westliche Schüler meines Vaters mein wissen-schaftliches Interesse bemerkten, begannen auch sie mir dasbeizubringen, was sie über die modernen Theorien in den Be-reichen von Biologie, Psychologie, Chemie und Physik wussten.Es war ein bisschen so, als würde ich zwei Sprachen zugleich ler-nen: einerseits den Buddhismus, andererseits die moderne Wis-senschaft.

30

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 31: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Ich weiß noch, dass ich schon damals dachte, dass zwischenbeiden anscheinend kein großer Unterschied besteht. Die Wor-te und Begriffe waren verschieden, aber die Bedeutung schienmir so ziemlich die gleiche zu sein. Nach einer Weile begann ichauch zu erkennen, dass die westlichen und die buddhistischenWissenschaftler auf bemerkenswert ähnliche Weise an ihreThemen herangingen. Klassische buddhistische Texte beginnenmit einer Darlegung der theoretischen oder philosophischenGrundlage der Untersuchung, die gemeinhin mit »Basis« oder»Grundlage« bezeichnet wird; dann gehen sie über zum »Pfad«,das heißt zu verschiedenen Praxismethoden, und schließen abmit der »Frucht«, so die übliche Bezeichnung,das heißt mit einerAnalyse der Ergebnisse der persönlichen Experimente und mitVorschlägen zu weiteren Studien. Westliche wissenschaftlicheUntersuchungen folgen oft einer ähnlichen Struktur. Sie begin-nen mit einer Theorie oder Hypothese, gefolgt von einer Erklä-rung der Methoden, mittels derer die Theorie überprüft wird,und schließen mit einer Analyse, die die Ergebnisse der Experi-mente mit der ursprünglichen Hypothese vergleicht.

Am meisten faszinierte mich bei meinem Simultanstudiumder modernenWissenschaft und buddhistischen Praxis der Fakt,dass der buddhistische Ansatz die Menschen eine introspektiveoder subjektive Methode zu lehren vermag, mit der sie ihr vol-les Potenzial zum Glücklichsein erkennen und verwirklichenkönnen; wohingegen die westliche Methode auf objektivere Arterklärt, warum und wie diese Lehren funktionieren. Für sich ge-nommen vermitteln beide, die buddhistische wie die moderneWissenschaft, außergewöhnliche Einsichten in die Mechanis-men und Funktionsweisen des menschlichen Geistes. Zusam-mengenommen bilden sie ein vollständigeres und verständliche-res Ganzes.

Die Reise beginnt

31

Page 32: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Gegen Ende meines Hin-und-her-Pendelns zwischen Indienund Nepal erfuhr ich, dass im Kloster Sherab Ling mit einemDreijahresretreat begonnen werden sollte.

Retreatmeister würde Saljay Rinpoche sein, einer meinerHauptlehrer in Sherab Ling. Er galt als einer der höchstverwirk-lichten Meister des tibetischen Buddhismus seiner Zeit. Einsanfter Mann mit leiser Stimme, der die erstaunliche Fähig-keit besaß, zum genau richtigen Zeitpunkt das genau Richtigezu sagen oder zu tun. Sicher haben sich schon manche von Ih-nen zeitweilig im Umfeld von Personen mit einer ähnlichenAusstrahlung und Wirkung aufgehalten, Menschen, die unend-lich tiefgründige Unterweisungen erteilen können, ohne dass sieüberhaupt irgendwie zu lehren scheinen. Allein die Art, wie siesind, ist eine Lektion für unser ganzes Leben.

Da Saljay Rinpoche schon sehr alt war und dies vermutlichdas letzte von ihm geleitete Retreat sein würde, wollte ich sehrgerne daran teilnehmen. Ich war jedoch erst 13 und galt damitals eigentlich zu jung, um die Härten eines Dreijahresretreatsdurchstehen zu können. Doch ich bat meinen Vater, sich einzu-schalten und für mich einzutreten, und schließlich gab Tai SituRinpoche mir die Teilnahmeerlaubnis.

Bevor ich nun auf meine Erfahrungen während dieser dreiJahre zu sprechen komme, halte ich es für nötig, ein wenigauf die Geschichte des tibetischen Buddhismus einzugehen. Eskönnte meines Erachtens zur Erklärung beitragen, warum ichauf dieses Retreat so erpicht war.

32

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 33: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

DIE BEDEUTUNG DER TRADITIONSLINIE

Euer bloßes Wissen und euer trocke-nes theoretisches Verständnis genü-gen nicht ... Was hier erforderlich ist,sind Erkenntnis und Gewissheit auf-grund direkter Erfahrung.

Karmapa Wangtschug Dordsche (der Neunte Gyalwang Karmapa):

Mahamudra – Ozean des wahren Sinnes

Die Methode der Geisteserforschung und des direkten Arbei-tens mit dem Geist, die wir Buddhismus nennen, geht auf dieLehren eines jungen indischen Prinzen namens Siddhartha zu-rück. Nachdem er mit eigenen Augen das schreckliche Elendvon Menschen gesehen hatte, die nicht in einer so privilegiertenUmgebung lebten wie er, gab er die Sicherheit und den Kom-fort seines Zuhauses auf, um eine Lösung für das Problem desmenschlichen Leidens zu finden. Dieses Leiden nimmt vieleFormen an, angefangen bei der nagenden Flüsterstimme, dasswir glücklicher wären, »wenn nur« irgendein kleinerAspekt un-seres Lebens anders wäre, bis hin zu den Schmerzen des Krank-seins und den Schrecken des Todes.

Siddhartha wurde ein Asket und durchwanderte Indien, umbei Lehrern zu lernen, die vorgaben, die von ihm gesuchte Lö-sung gefunden zu haben. Leider schien keine der Antworten,

Die Reise beginnt

33

Page 34: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

mit der sie aufwarteten,und keine der Praktiken,die sie ihn lehr-ten, vollständig auszureichen. So beschloss er, vom Ratsuchenim Außen ganz und gar Abstand zu nehmen und die Lösung fürdas Problem des Leidens da zu suchen, wo er dessen Ursprungzu vermuten begonnen hatte: im eigenen Geist. Er ließ sich inIndiens nordöstlicher Provinz Bihar an einem Ort namens Bod-ghaya im Schutze eines Baumes nieder und versenkte sich tieferund tiefer in seinen Geist, entschlossen, die von ihm gesuchteAntwort zu finden oder aber bei diesem Versuch zu sterben.

Nach vielen Tagen und Nächten entdeckte er schließlich das,wonach er gesucht hatte: ein grundlegendes Gewahrsein, dasunveränderlich, unzerstörbar und grenzenlos ist. Als er aus die-sem Zustand tiefster Meditation wieder auftauchte,war er nichtmehr Siddhartha. Er war der Buddha, ein Wort aus dem Sans-krit, das »der Erwachte« bedeutet.

Erwacht war er zum vollen Potenzial seines eigenen Wesens,welches bis dahin durch etwas eingeschränkt worden war, dasman üblicherweise als Dualismus bezeichnet – die Vorstellungvon einem eigenständig existierenden und inhärent wirklichen»Selbst« oder »Ich«, das von einem augenscheinlich außerhalbdieses Selbst existierenden und inhärent wirklichen »Anderen«getrennt ist. Wie wir später durch Erkundung feststellen wer-den, ist diese dualistische Denkart kein »Charakterfehler« odergeistiger Defekt. Sie ist ein komplexer, zutiefst in die Strukturund Funktion des Gehirns eingebetteter Überlebensmechanis-mus, der sich – ebenso wie andere Mechanismen – mithilfe derErfahrung verändern lässt.

Der Buddha gelangte durch introspektive Untersuchung undÜberprüfung zur Einsicht in dieses Veränderungsvermögen.Die Art und Weise, wie sich auf Irrtum und Missverständnis be-ruhende Vorstellungen und Konzepte in den Geist einwurzeln,

34

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 35: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

sowie die Methoden, diese zu durchschneiden, wurden nunGegenstand seiner Unterweisungen in den folgenden 40 Jahrenseines Lebens, in denen er Indien durchwanderte und Hunder-te, vielleicht Tausende Schüler und Schülerinnen anzog. Undüber 2500 Jahre später beginnen nun moderne Wissenschaftlermithilfe nach strengen Kriterien durchgeführter klinischer For-schungsstudien zu belegen, dass seine durch subjektive Unter-suchung gewonnenen Einsichten erstaunlich akkurat sind.

Weil die Reichweite seiner Erkenntnisse und Wahrnehmun-gen die üblichen Vorstellungen der Menschen von sich selbstund dem Wesen der Realität bei Weitem überstieg, war derBuddha – wie viele andere große Lehrer vor und nach ihm – ge-zwungen, sein Wissen in Form von Gleichnissen, Beispielen,Rätseln und Metaphern zu übermitteln. Er musste sich derWorte bedienen. Und obwohl diese Worte schließlich in Sans-krit, Pali und anderen Sprachen niedergeschrieben wurden,wurden sie zudem auch immer mündlich von Generation zuGeneration weitergegeben. Warum? Weil wir beim Hören derWorte des Buddha und der ihm nachfolgenden Meister, die diegleiche Freiheit erlangten, über ihre Bedeutung nachdenkenund diese Bedeutung auf unser eigenes Leben anwenden müs-sen. Und wenn wir das tun, bewirken wir Veränderungen in derStruktur und in den Funktionsweisen unseres Gehirns – von de-nen viele auf den folgenden Seiten besprochen werden – undschaffen uns die gleiche Erfahrung von Freiheit, wie sie derBuddha machte.

In den Jahrhunderten nach Buddhas Tod breiteten sich seineLehren nach und nach in vielen Ländern aus. Sie gelangtenauch nach Tibet, das durch seine geographisch bedingte Abson-derung von der ganzen übrigen Welt nachfolgenden Schüler-und Lehrergenerationen ein perfektes Umfeld bot, um sich aus-

Die Reise beginnt

35

Page 36: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

schließlich dem Studium und der Praxis zu widmen. Die tibe-tischen Meister, die noch zu ihren Lebzeiten Erleuchtung er-langten und Buddhas wurden, gaben all ihre Erfahrungen undErkenntnisse an ihre meistversprechenden Schüler weiter, diediese Weisheit wiederum an ihre eigenen Schüler weitergaben.Auf diese Weise baute sich in Tibet eine ungebrochene Linieder Übermittlung und Unterweisung auf, die sich auf die Leh-ren Buddhas gründete, wie sie von seinen frühen Anhängern ge-treulich bewahrt worden waren,sowie auf detaillierte Kommen-tare zu diesen ursprünglichen Lehrreden.

Doch die wirkliche Kraft und Macht der Traditionslinie destibetischen Buddhismus, das, was ihr eine solche Reinheit undStärke verleiht, liegt in der direkten Verbindung von Herz undGeist zwischen den Meistern und ihren Schülern begründet –jener Meister, die die Kernunterweisungen der Linie mündlich,und oft im Geheimen, an ihre Schüler weitergaben.

Da auch in Tibet selbst viele Gebiete durch Berge, Flüsse undTäler voneinander isoliert sind, war das Umherreisen und Ver-mitteln und Austauschen von Erkenntnissen für Meister undSchüler oft schwierig. Als Folge davon bildeten die Lehrtradi-tionen in verschiedenen Regionen leichte Unterschiede heraus.Gegenwärtig gibt es vier Hauptschulen oder Traditionsliniendes tibetischen Buddhismus: Nyingma, Sakya, Kagyü und Ge-lug. Und obwohl diese zu unterschiedlichen Zeiten und in ver-schiedenen Landstrichen Tibets ihre Entwicklung nahmen, ver-treten sie alle die gleichen Grundprinzipien, Praktiken undGlaubensvorstellungen. Die Unterschiede sind hauptsächlichin der Terminologie und den oft äußerst subtilen Methoden desStudiums und der Praxis zu finden; wie man mir sagte, ist diesbei den verschiedenen Konfessionsgemeinschaften des Protes-tantismus ähnlich.

36

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 37: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

Die älteste dieser Traditionslinien, die der Nyingma, wurdezwischen dem 7. und frühen 9. Jahrhundert unserer Zeitrech-nung begründet, als Tibet von Königen regiert wurde. Das ti-betische Wort nyingma könnte man in etwa mit »die Alten«übersetzen. Leider setzte Langdarma, der letzte der tibetischenKönige, aus politischen und persönlichen Gründen eine gewalt-same Unterdrückung des Buddhismus in Gang. Und obwohl ernur vier Jahre regierte, bis er im Jahr 842 u.Z. ermordet wurde,blieb diese frühe Traditionslinie buddhistischer Unterweisungdanach fast 150 Jahre lang eine Art »Untergrundbewegung«.Ti-bet machte in dieser Zeit massive politische Veränderungendurch und reformierte sich schließlich dahingehend, dass esnun eine Reihe von eigenständigen feudalen Königreichen gab,die eine lockere Föderation bildeten.

Diese politischen Veränderungen boten dem Buddhismus dieGelegenheit, seinen Einfluss langsam, still und leise wieder gel-tend zu machen. Indische Lehrer begaben sich nach Tibet, undinteressierte Schüler nahmen die mühselige Überquerung desHimalajas auf sich, um direkt bei indischen buddhistischenMeistern zu lernen. Zu den ersten Lehrtraditionen, die in dieserZeit in Tibet Wurzel fassten, gehört die Kagyü-Linie. Sie leitetihren Namen vom tibetischen Begriff ka her, was grob übersetzt»Rede« oder »Unterweisung« bedeutet, und vom tibetischengyü, was im Wesentlichen »Linie« meint. Die Tradition der Ka-gyü-Linie hat zur Grundlage, dass die Unterweisungen und An-leitungen von Meister zu Schüler mündlich weitergegeben wer-den, wodurch eine fast beispiellose Reinheit der Übermittlunggewährleistet wird.

Ihren Ursprung nahm die Kagyü-Tradition im Indien des10. Jahrhunderts u.Z., als dort ein außergewöhnlicher Mannnamens Tilopa zu seinem vollen Potenzial erwachte. Über meh-

Die Reise beginnt

37

Page 38: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

rere Generationen hinweg wurden dann die von ihm erlangtenEinsichten und die Praxismethoden, durch die er sie erlangt hat-te, von Meister zu Schüler weitergegeben, bis sie schließlich aufGampopa übergingen, einen brillanten Tibeter, der seine Tätig-keit als Arzt aufgegeben hatte, um sich den Lehren Buddhas zuwidmen. Gampopa übermittelte alles, was er gelernt hatte, anvier seiner begabtesten Schüler, von denen jeder in verschiede-nen Regionen Tibets seine eigene Schule begründete.

Einer dieser Schüler, Düsum Khyenpa (ein tibetischer Name,den man mit »der Seher der drei Zeiten« – Vergangenheit, Ge-genwart und Zukunft – übersetzen könnte), begründete das,was heute als Karma-Kagyü-Linie bekannt ist. Sie leitet ihrenNamen vom Sanskritwort karma her, was in etwa mit »Hand-lung« oder »Aktivität« übersetzt werden kann. In der Karma-Kagyü-Tradition wird die gesamte Sammlung der Belehrungen,die mehr als hundert Bände philosophischer und praktischerUnterweisungen und Anleitungen umfasst, vom Oberhaupt derLinie, dem Karmapa, auf eine Handvoll Schüler mündlich über-tragen. Einige dieser Schüler inkarnieren sich immer wieder inden nachfolgenden Generationen, um ganz speziell die Beleh-rungen in ihrer Gesamtheit auf die nächste Inkarnation des Kar-mapa zu übertragen. So werden diese unschätzbaren Unterwei-sungen in der reinen Form bewahrt und beschützt, wie sie vorüber tausend Jahren gegeben wurden.

Es gibt in der westlichen Kultur nichts Vergleichbares für die-se Art unmittelbarer und kontinuierlicher Übermittlung. Amnächsten kämen wir der Sache, wenn wir uns vorstellten, dassso jemand wie Albert Einstein an seine fähigsten Schüler heran-träte und sagte: »Entschuldigt, aber ich werde jetzt alles, was ichjemals gelernt habe, in euer Gehirn kippen. Ihr bewahrt das fürein Weilchen auf.Wenn ich dann in 20 oder 30 Jahren in einem

38

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 39: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

anderen Körper wiederkomme, ist es eure Aufgabe, alles, wasich euch gelehrt habe, wieder in das Gehirn eines Jugendlichenzu verbringen, den ihr nur durch die Erkenntnisse und Einsich-ten wiedererkennen könnt, die ich euch jetzt übermittle. Achund übrigens, nur für den Fall, dass irgendetwas schiefgeht,müsst ihr alles, was ich euch jetzt lehren werde, an ein paar an-dere Schüler weitergeben, deren Qualitäten ihr auf der Grund-lage dessen, was ich euch jetzt zeigen werde, erkennen könnt.Dies, um sicherzustellen, dass nichts verloren geht.«

Bevor er im Jahr 1981 verstarb, übermittelte der SechzehnteKarmapa diese kostbare Sammlung der Lehren und Unterwei-sungen einigen seiner als »Herzenssöhne« bekannten Haupt-schüler und betraute sie mit der Aufgabe, sie der nächsten In-karnation des Karmapa zu übermitteln und überdies ihre intakteBewahrung dadurch sicherzustellen, dass sie in ihrer Gesamt-heit an andere außergewöhnliche Schüler weitergegeben wur-de. Einer der bedeutendsten Herzenssöhne des SechzehntenKarmapa, der Zwölfte Tai Situ Rinpoche, sah mich als einenvielversprechenden Schüler an und ermöglichte mir die Reisennach Indien, damit ich bei den im Kloster Sherab Ling versam-melten Meistern studieren konnte.

Wie bereits erwähnt, sind die Unterschiede zwischen deneinzelnen Linien sehr gering und beinhalten gewöhnlich nurein paar kleinere Verschiedenheiten in der Terminologie undMethode des Studiums. So sind zum Beispiel in der Nyingma-Linie – unter deren Angehörigen mein Vater und einige anderemeiner späteren Lehrer als besonders hoch verwirklichte Meis-ter angesehen wurden – die Unterweisungen über die grundle-gende Natur des Geistes mit dem Begriff Dzogchen belegt, eintibetisches Wort, das »große Vollkommenheit« bedeutet. In derKagyü-Tradition, der Linie, in der Tai Situ Rinpoche, Saljay Rin-

Die Reise beginnt

39

Page 40: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

poche und viele andere der in Sherab Ling versammelten Leh-rer vorrangig ausgebildet worden waren, bezeichnet man dieUnterweisungen über die Essenz des Geistes mit dem Sam-melbegriff Mahamudra, ein Wort, das sich mit »großes Siegel«übersetzen lässt. Zwischen diesen beiden Lehrsammlungenund Lehransätzen bestehen nur sehr geringe Unterschiede, viel-leicht mit Ausnahme der Tatsache, dass sich die Dzogchen-Leh-ren ein bisschen mehr auf das Kultivieren eines tiefen Verständ-nisses von der Sicht auf die grundlegende Natur des Geisteskonzentrieren, während die Mahamudra-Lehren mehr auf dieMeditationspraktiken ausgerichtet sind, die ein unmittelbaresErfahren der Natur des Geistes möglich machen und unterstüt-zen.

In der heutigen Welt mit all ihren Flugzeugen, Autos undTelefonen können Lehrer und Schüler sehr viel leichter umher-reisen, und die Unterschiede, die sich in der Vergangenheit zwi-schen den verschiedenen Lehrtraditionen herausgebildet habenmögen, haben nun an Bedeutung verloren. Eines allerdings hatsich nicht geändert, nämlich dass es ungemein wichtig ist, einedirekte Übermittlung der Lehren von jenen zu erhalten, diesie gemeistert haben. Durch die direkte Verbindung mit einemlebenden Meister wird etwas unglaublich Kostbares übertra-gen; es ist, als ob etwas Lebendiges, Atmendes aus dem Herzendes Meisters in das Herz des Schülers weitergereicht würde.Und die im Dreijahresretreat übermittelten Lehren werden aufebendiese direkte, unmittelbare Weise vom Meister an denSchüler oder die Schülerin weitergegeben, was vielleicht erklä-ren mag, warum ich so sehr darauf erpicht war, an diesem Re-treatprogramm in Sherab Ling teilzunehmen.

40

Buddha und die Wissenschaft vom Glück

Page 41: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

BEGEGNUNG MIT MEINEM GEIST

Das bloße Erkennen der Bedeutungdes Geistes umfasst alles Verstehen.

Jamgön Kongtrul: Wie die Mitte des wolkenlosen Himmels

Ich würde ja gerne berichten, dass alles besser wurde, als ich ersteinmal inmitten der anderen Teilnehmer am Dreijahresretreatsicher installiert war. Doch ganz im Gegenteil war mein erstesJahr im Retreat eines der schlimmsten meines Lebens. AlleAngstsymptome, die ich je erlebt habe, schlugen voll zu – kör-perliche Verspannung, zugeschnürter Hals, Schwindelgefühlund Panikattacken, die beim Praktizieren in der Gruppe ganzbesonders heftig wurden. Ich hatte, in westlichen Begriffen aus-gedrückt, einen Nervenzusammenbruch.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich im Grunde etwasdurchmachte, das ich gerne als einen »Nervendurchbruch« be-zeichne. Von den Ablenkungen des Alltagslebens völlig abge-schnitten, blieb mir nichts anderes übrig, als mich direkt mitmeinem Geist zu konfrontieren – der mir zu jenem Zeitpunktnicht gerade eine erfreuliche Szenerie bot. Mit jeder Woche, dieverging, schien diese mentale und emotionale Landschaft, dieich mir da anschaute, immer noch furchterregender zu werden.Als sich das erste Retreatjahr schließlich dem Ende zuneigte,fand ich mich vor die Entscheidung gestellt, mich entweder dienächsten zwei Jahre in meinem Zimmer zu verkriechen oderaber die volle Wahrheit der Lektionen zu akzeptieren, die ichvon meinem Vater und anderen Lehrern erlernt hatte: dass es

Die Reise beginnt

41

Page 42: YONGEY MINGYUR RINPOCHE Buddha und die … · Yongey Mingyur Rinpoche mit Eric Swanson Buddha und die Wissenschaft vom Glück Ein tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Yongey Mingyur Rinpoche

Buddha und die Wissenschaft vom GlückEin tibetischer Meister zeigt, wie Meditation den Körper unddas Bewusstsein verändertVorwort von Daniel Goleman

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Paperback, Klappenbroschur, 416 Seiten, 13,5 x 20,6 cmISBN: 978-3-442-21779-3

Goldmann

Erscheinungstermin: April 2007

Der vom Dalai Lama erwählte jüngste tibetisch-buddhistische Meister berichtet: Eine spannendeMischung aus Autobiographie, Meditationstechniken und neuesten wissenschaftlichenErkenntnissen. Mingyur Rinpoche lebte als Exiltibeter zunächst in Indien. Bereits mit 17 Jahren jüngstertibetischer Meditationsmeister, galt er als „Wunderkind“. Als der Dalai Lama vor Jahren gebetenwurde, für umfangreiche neurologische Untersuchungen über die Wirkung von Meditationeinen Kandidaten zu benennen, fiel seine Wahl auf Mingyur Rinpoche. Die Genialität desvorliegenden Buches liegt vor allem in seiner Fähigkeit, wissenschaftliche Genauigkeit mitverständlichen, teils humorvollen Erklärungen der buddhistischen Perspektive und praktischenUnterweisungen zu verbinden. Neben seiner philosophischen Perspektive finden wir erprobteMeditationsanleitungen, die neugierig machen auf die „Früchte“ am Ende des Weges.