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APRIL 2012 ZEBRA KINO

Zebra Kino - April 2012

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Das Programmheft des Zebra Kinos für den April

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April 2012

zebrA kino

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LIEBES PUBLIKUM,

wir rollen gemeinsam mit Ellen Page auf Skates mit der wunderbaren Coming of Age-Komödie Whip it! in den April.

Der Osterhase hat im Zebra etwas ganz besonderes ins Nest gelegt: Wir sind stolz, gemeinsam mit dem Weitwinkel Kino Singen den Auftakt der Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises zu bilden. Am 5. April gibt es deshalb neben den besten Kurzen auch noch einen Sektempfang und ein Filmgespräch. Anschlie-ßend gibt's zu Ostern als Überlängen-Special eine russische Adaption von Faust.

14.000 Kilometer Luftlinie trennen den australi-schen Kontinent und Konstanz. Und obwohl mit Soldiers of the cross der erste abendfüllende Spielfilm der Welt in Australien entstand, schaffen es die we-nigsten Filme aus down under nach Deutschland. Da schafft das Zebra Abhilfe und wirft einen Blick auf die australische Filmszene und Kultur. Los geht es im April mit den beiden Streifen Samson and Delilah und Animal Kingdom.

Außerdem machen wir einen Abstecher nach Japan: Wir zeigen Ulrike Ottingers neuesten Film, Unter Schnee in Kooperation mit der audiovisuellen Instal-lation Geometrie der Leere - Räume in Japan. Der junge deutschsprachige Film Michael hingegen widmet sich im April dem Tabuthema Kindesmissbrauch.Unsere Filmreihe Weltenbummler führt uns im Ap-ril mit dem Action-Thriller Viva Riva! in den Kongo.

Mit Ellen Page begann unser Filmmonat, und mit El-len Page endet er auch - in Super spielt sie aber nicht das nette Mädchen, sondern eine durchgeknallte Psychopathin. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Marvin Wiechert

IMPRESSUMZebra Kommunales Kino KonstanZ e.V.Joseph-belli-Weg 5 · 78467 KonstanZWWW.Zebra-Kino.de Fon 07531 60190 | programmansage: 07531 60162Kontakt zur redaktion per e-mail: [email protected] das Zebra Kino ist mitglied beim bundesverband Kommunale Filmar-beit und wird von der mFg Filmförderung baden-Württemberg und der stadt Konstanz unterstützt. Änderungen im programm vorbehalten.

GESchäftSfühRER marco marrandinoARt DIREctIon marVin Wiechert REDAKtIon heinZ baumgartner, ulrich Von Varnbüler, marVin WiechertDRUcKdrucKerei otto KonstanZ >> auFlage 3 000

noch MEhR PRoGRAMMhEftE GIBt'S hIER:archÄologisches landesmuseum (Benediktinerplatz 5)beKorn (rosgartenstr. 29-31)bioWelt (schneckenBurgstr. 4)bürgerbüro (untere lauBe 22-24)exxtra (hussenstr. 28)Filmgalerie 451 (theodor-heuss-str. 18)Jacques Weindepot (WollMatinger str. 183)KoKo entertainment (BruderturMgasse 4a)Kuyu Kebap (kreuzlingerstr. 18)KulturZentrum am münster (WessenBergstr. 43)manuscript (rheingasse 4)nadelWerK (rheingasse 14)primaVino (carl-Benz-str. 14)reginbrot (Münzgasse 16)sedir (hofhalde 11)seehas (Wiesenstr. 4)studio 1 (oBere lauBe 64)VolKshochschule (katzgasse 7)WegWarte (cherisystr. 6)Winnys bar (steinstr. 17a)

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PRoGRAMM APRIL 2012 >>do 29.03. 20:00 aktueller filM RoLLER GIRL - whIP It! oMu

fr 30.03. 20:0022:15

tURIStAS oMuRoLLER GIRL - whIP It!

sa 31.03. 20:0022:15

RoLLER GIRL - whIP It!tURIStAS

so 01.04. 17:0020:00

coa RoLLER GIRL - whIP It!tURIStAS

Mo 02.04. 20:0022:15

RoLLER GIRL - whIP It!tURIStAS

di 03.04. 20:00 energie/visionen YELLow cAKE

do 05.04. 20:00 DEUtSchER KURzfILMPREIS UntERwEGS Mit Besuch von christian franke

fr 06.04. 20:00 osterspecial fAUStsa 07.04. 20:00 fAUStso 08.04. 20:00 fAUStMo 09.04. 20:00 fAUSt

do 12.04. 20:00 discover australia SAMSon & DELILAh oMu

fr 13.04. 20:0022:15

SAMSon & DELILAhWeltenBuMMler/theaterkooperation VIVA RIVA! oMu

sa 14.04. 20:0022:15

VIVA RIVA!SAMSon & DELILAh

so 15.04. 11:0016:0020:00

UntER SchnEE Mit filMgesprächtRAUMLänDER Mit filMgesprächVIVA RIVA!

Mo 16.04. 20:0022:30

UntER SchnEESAMSon & DELILAh

di 17.04. 20:0022:15

VIVA RIVA!UntER SchnEE

do 19.04. 20:00 Junger deutschsprachiger filM MIchAELfr 20.04. 20:00

22:15MIchAELVIVA RIVA!

sa 21.04. 20:0022:15

VIVA RIVA!MIchAEL

so 22.04. 17:0020:00

rasselBande MEIn nAchBAR totoRoVIVA RIVA!

Mo 23.04. 20:0022:15

VIVA RIVA!MIchAEL

do 26.04. 20:00 aktueller filM SUPER oMu

fr 27.04. 20:0022:30

discover australia AnIMAL KInGDoM oMuSUPER

sa 28.04. 20:0022:30

AnIMAL KInGDoMSUPER

so 29.04. 20:00 AnIMAL KInGDoMMo 30.04. 20:00

22:15SUPERAnIMAL KInGDoM

EIntRIttSPREISEwIR VERLAnGEn nUR KoStEnDEcKEnDE EIntRIttSPREISE.

normalpreis € 6 ermÄssigter preis € 5 montag ist Kinotag € 4 Fördermitglieder/innen € 3 Filme „rasselbande“ ab € 1 Filme „coming oF age“ ab € 2

KURzfILME IM VoRPRoGRAMM DIESE KURzfILME SInD BEStAnDtEIL DES VoRPRoGRAMMS BEI UnS:

29.03.-11.04. >> BAGDAD BLUES d 2003; 4:30 min

12.04.-25.04. >> hASE UnD IGEL d 2000, 6 min

26.04.-09.05. >> LA BARRIERA i 2003; 5:10 min

" you KnoW What the bush is about? it's

about massiVe trees that haVe been

standing there For thousands oF years...

and bugs that'll be dead beFore the minute's

out. it's big trees and pissy little bugs."_______________________– aniMal kingdoM

MEhR zU UnSEREM SchwERPUnKt "DIScoVERInG AUStRALIA" AB SEItE 8

WWW.Zebra-Kino.de

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Bliss (Ellen Page) ist 16 und wohnt mit ihrer Fami-lie in Nowhereville, Texas. Von ihrer Mutter wird sie auf Beauty-Contests geschleppt, während sie sich lieber die Haare blau färbt. Mit ihrer besten Freundin fährt sie heimlich zum Rollerderby nach Austin: Pun-kig gekleidete Frauen mit Namen wie "Eva Destruc-tion" jagen sich auf Rollschuhen und ohne Angst vor Körperkontakt gegenseitig durch und von der Arena. Wenn das jetzt verwirrend klingt: Im Film werden die Regeln erklärt, so dass man problemlos den wilden Derbyszenen folgen kann. Bliss ist fasziniert und wünscht sich nichts lieber als auch ein Rollergirl zu werden. So kramt sie ihre alten Rollschuhe vor und fängt an zu trainieren.

Whip it! mischt typisches Coming-of-Age-Drama mit Underdog-Sportfilmelementen, serviert auf ei-nem knalligen Soundtrack und mit jeder Menge kick-ass Frauen: Juliette Lewis, Kristen Wiig, Zoe Bell, bekannt als motorhaubenreitende Stuntfrau in Tarantinos Death Proof, und Regie-Debütantin Drew Barrymore. Das gut gelaunte Ensemble erzeugt eine mitreißende Stimmung, die sich direkt auf die Zu-schauer überträgt.

lisa hagenau

Whip it!29.03.-02.04. >> englisch, dt. untertitelusa 2009; 111 min; regie: dreW barrymore; FsK 12

Probleme haben wir ja alle, irgendwie. Schön, wenn sie sich so leicht lösen lassen wie im Falle von Joel (Mercelo Alonso) und Carla (Aline Kuppenheim): Sie ist schwanger, er will es behalten, sie nicht. Was macht Mann von Welt also? Er setzt seine Frau kurzerhand auf einem Rastplatz aus. Und Frau von Welt? Die macht sich, einer weiblichen Intuition fol-gend zu Fuß auf den Weg in Richtung Nationalpark der "Sieben Tassen". Dabei lernt sie nicht nur sich selbst kennen, sondern auch den Norweger Ulrik. Immerhin auch eine Erkenntnis: Selbst beim back-packing im eigenen Land müssen die kosmopoliti-schen Ambitionen nicht zurückstehen.

Turistas - der Titel steht wahrscheinlich sinnbild-lich für die Orientierungslosigkeit des postmoder-nen Individuums. Wer hat sich nicht schon mal als Fremder im "eigenen Land" gefühlt, wie viele sind ständig auf der "Durchreise"? Wie die Gefühlswelt der Protagonistin ist auch die Geschichte selbst ein einziger Text, der vom Zuschauer vor allem "gefühlt" werden will: einen "roten Faden" oder Plot gibt es nicht - nur eine genüssliche Meditation des Seins. Ganz das Leben eben.

sascha osWald

turistas30.03.-02.04. >> spanisch, dt. untertitelchl 2009; 105 min. regie: alicia scherson; FsK K.a.

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5 5lieBe deinen nachsten >>

Schon seit 1998 touren unter der Schirmherr-schaft der AG Kurzfilm jährlich die Gewinner des Deutschen Kurzfilmpreises durch ganz Deutschland und beehren unzählige kleine wie auch große Kinos. Da scharrt das Zebra selbstverständlich stets von neuem mit den Hufen - und so schließen wir uns auch dieses Jahr wieder dieser cineastischen Ka-rawane der (Kurz)Liebe an. Im Aufgebot haben wir sieben Shorts, die stilistisch die ganze Bandbreite bedienen: von Spielfilm (Synkope) über Animation (Sonntag 2) und experimentell (I’m Not The Enemy) zu dokumentarisch (Veronika); mal melancholisch (Von Hunden und Pferden), mal betörend psychedelisch (Hinter den Sieben Bergen) und dann wieder selbstiro-nisch-bissig (Nun Sehen Sie Folgendes).

Kurzfilme sind weit mehr als nur die Sparversi-onen ihrer langen Leinwandbrüder oder bloße Fin-gerübungen übereifriger Filmstudenten. Sie fordern mit ihrem Fokus auf Prägnanz ganz andere Fertig-keiten und Herangehensweisen von den Machern. Zweitens stellt der Kurzfilm einen letzten Hort (oder Ausgangspunkt) von Innovation und Kreativität dar; eine Spielwiese, auf der sich Regisseure austoben können, noch relativ losgelöst von den Gesetzen

und Mechanismen des ertragfixierten big business. So hat es sich denn auch das Zebra Kino auf die

Fahne geschrieben, dieser zu wenig beachteten und oftmals verkannten Kunstform eine Plattform zu bieten. Vorfilme haben bei uns eine lange Tradition und das alljährliche kurz.film.spiele Festival geht im Herbst schon in die neunte Runde. Aufgrund dieser Affinität für die kurzgeratenen Vertreter der Riege freuen wir uns auch immer wieder, euch den Deut-schen Kurzfilm Preis unterwegs präsentieren zu dürfen. Dieses Jahr haben wir gemeinsam mit dem Weitwinkel Kino Singen die besondere Ehre und das große Vergnügen, die Tour offiziell eröffnen zu dür-fen.

Als illustres Extra werden wir euch vor Beginn einen exquisiten Sektempfang bieten und zu un-serer noch größeren Freude dürfen wir zwei Gäste begrüßen: Franziska Richter von der AG Kurzfilm, die den Abend eröffnen wird, sowie Günther Fran-ke, Regisseur von "Hinter den Sieben Bergen", der euch nach der Veranstaltung für ein Gespräch zur Verfügung steht.

sascha osWald

deutscher KurZFilmpreis unterWegsdo 05.04. 20:00 >> auftakt der deutschlandWeiten kinotourneehinter den sieben bergen, i'm not the enemy, nun sehen sie Folgendes, sonntag 2, synKope, VeroniKa, Von hunden und pFerden

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yelloW caKeVon 1999 bis 2005 arbeitete Alexander Sokurow an seiner ‚Macht-Trilogie’. Im Zentrum stand da-bei das Umkippen von Machtverhältnissen vom Höhepunkt bis zum totalen Verlust. Moloch (1999) über Hitler auf dem Salzberg, Taurus (2001) über Lenins Tod und Die Sonne (2005) über den letzten Kaiser Japans am Tag der Kapitulation nach den Atombomben eröffnen eine Gesamtschau auf die Totalitarismen in der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts. Sechs Jahre später erweitert Sokurow die ‚Macht-Filme’ mit Faust (2011) zur Tetralogie und schlägt auf überraschende Art einen konzep-tionellen Haken.

Faust ist ein Machtmensch, der erst am Anfang steht. Dementsprechend adaptiert Drehbuchautor Juri Arabow ‚nur’ „Der Tragödie ersten Teil“ aus Goe-thes Bühnenklassiker. Gleichzeitig verlegt er das Geschehen in die Zeit von Goethes Tod in „ein to-tenbleiches Mutterland, das die Dämonen nährt“ (Andreas Platthaus).

Der mittlerweile 61-jährige Sokurow ist der große Regisseur des Episch-Artifiziellen. Immer hat die visionäre Kraft der Filmbilder Vorrang vor dem geschriebenen Wort. Die Visualität bringt ihn

denn auch sehr nah an Murnaus Stummfilm von 1926 (Faust – Eine deutsche Volkssage), von dem er nicht nur den Caspar David Friedrich-Look über-nimmt, sondern auch die ‚Quadratur des Bildes’ (Normalformat). Die literarische Vorlage wird ex-trem wortkarg adaptiert. Die Sprechrollen in der russischen Produktion sind fast ausschließlich mit deutschsprachigen Schauspielern besetzt. Was bleibt, ist die Personenkonstellation: Faust, Gret-chen und ein mephistophelischer Geldverleiher namens Mauritius Müller.

Faust steht am Seziertisch, doch Erkenntnis ist seine Sache nicht. Er ist hochnäsig, arm, ein vom Leben gelangweilter Nihilist. Es gibt keinen Deal zwischen Gott und Mephisto. Bei Sokurow ist der Himmel leer. Alles, was ist, ist auf Erden. In düster-romantischen Bildern schreibt sich eine akut ein-sturzgefährdete Metaphysik als Morbidität in die Körper der Menschen ein. Faust ist allzumensch-lich. Für ihn gibt es nur Gretchen, das engelsglei-che Objekt seiner Begierde. Glanz hat nur das Geld. Und dort, wo es glänzt, wird die Welt verbrennen.

heinz BauMgartner

Faustspieltermine: 06.-09.04. >> deutschsprachige originalfassungrus 2011, 134 min; regie: alexander soKuroW; mit: Johannes Zeiler, anton adasinsKy, hanna schygulla u.a.; FsK ab 16

6 << osterspecial

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Der Anfang der nuklearen Kette ähnelt einer Terra incognita. Über dem Uranerzbergbau liegt seit fünf-undsechzig Jahren ein Geflecht aus Geheimhaltung und Desinformation. Selbst nach Tschernobyl und Fukushima spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus in der öffentlichen Meinung so gut wie keine Rolle.

Deutschland hätte allen Grund zur Sensibilität: In Sachsen und Thüringen existierte bis zur politischen Wende der drittgrößte Uranerzbergbau der Welt. Er trug den Tarnnamen „Deutsch-Sowjetische Aktien-gesellschaft Wismut“. Bis 1990 lieferte die „Wismut“ 220.000 Tonnen Uran in die Sowjetunion. Etwa 99,9 Prozent des Erzes, das hier gebrochen und zu Uran verarbeitet wurde, waren unbrauchbare, aber giftige und radioaktive Rückstände. Deren sichere Verwah-rung gehört überall in der Welt zu den ungelösten

Problemen der Uranherstellung. Seit zwanzig Jahren versuchen Tausende ehemalige Bergleute mit gigan-tischem Aufwand, den radioaktiven Müll zu bewäl-tigen. Die Beseitigung dieser Hinterlassenschaften kostet den Steuerzahler am Ende fast sieben Mil-liarden Euro, doch ein Ende ist noch nicht in Sicht. Der Film begleitet fünf Jahre lang das größte Sa-nierungsprojekt in der Geschichte des Uranerzberg-baus - ein Projekt, das von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die von den ehemaligen Uranprovin-zen Thüringen und Sachsen zu den großen Uran-minen der Welt in Namibia, Australien und Kanada führt. Der Film hält, was der Untertitel "Die Lüge von der sauberen Energie" verspricht: Er ist eine eindeu-tige Entlarvung der Atomenergie als nur scheinbar saubere Energie. karl-ulrich schaiBle

yelloW caKedi 03.04. 20:00 >> doKu; deu; 2005 - 2010, 108 min.; regie: Joachim tschirner; erZÄhler/gesang: hans-ecKardt WenZel, musiK: Fred Krüger

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www.weinmarkt-konstanz.deuntere laube 17, 78462 Konstanz

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discoVering australia- identitÄt einer nation

schWerpunKt im april, mai und Juni

The mighty land down under, endlose Natur, coole Typen beim Barbeque... Die Welt teilt sich in die, die schon da waren und damit protzen und die, die so gern hin wollen.Unser Titel steht für zwei cineastische Entde-ckungsfahrten. Zum einen stellen erstaunlich viele australische Filme die Frage nach der kulturellen Identität des Landes. Europäern er-scheint unsere Jahrtausende alte Geschichte selbstverständlich. Australien aber „entstand“ vor gerade mal 100 Jahren aus britischen Kolo-nien. Erst in den 1970er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass die weißen Australier Schuld an einer grausamen Dezimierungspolitik gegenüber den indigenen Völkern tragen. Auch der Nationalmythos vom zähen, naturverbun-denen Farmer ist eher ein frommes Märchen: 92 % der Bevölkerung leben in Städten. Politik, Kultur: wo im Rest der Welt spielt Australien eine nennenswerte Rolle? Nicht einmal coole Kriege führten sie; mehr als ein Hilfstruppendasein für die „wichtigen“ Nationen in den schmutzigsten Konflikten war nicht drin.

Interessant, was im australischen Film als iden-titätsstiftendes Merkmal oft überlebt: Mateship, die Solidarität unter Fremden, meist Männern, als Lebenselixier. Und das Beschreiten eines We-ges, oft durch die faszinierende australische Na-tur, als eventuell vergebliche Reise zu sich selbst: das Road Movie.Zweitens gibt es einen reichen Schatz in Form von ganz wunderbaren, wirklich beeindrucken-den australischen Filmen aufzuspüren. Unbe-greiflich, eigentlich eine Schande, dass diese Filme nie zuvor in einem deutschen Kino waren. Diesen Schatz wenigstens teilweise zu heben, lohnt, wenn's auch mühsam ist. Denn wir spielen nicht die paar Streifen, die fast jeder kennt; das Zebra hat einige Überraschungsfilme geangelt. Wir starten mit den vielfach preisgekrönten, je-weils unbestritten besten Filmen aus 2010 und 2009, Animal Kingdom und Samson & Delilah. Die Reihe wird im Mai und Juni fortgesetzt.

samson and delilah

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discoVering australia- identitÄt einer nation

schWerpunKt im april, mai und Juni

Der biblisch klingende Titel täuscht. Die Story spielt in einer allzu modernen, recht gottlosen Realität, einem Aborigine-Reservat, irgendwo im Outback. Offensichtlich ohne Mitsprache der Bewohner hin-gestellte triste Einheitshäuser sind schon verfallen, ein öffentliches Telefon schellt vor sich hin.

In dieser Mini-Siedlung haust an einem Ende der 15-jährige schwerhörige Samson, ein liebens-werter, aufsässiger Charakter, der schon morgens Benzin schnüffelt und die Reggae-Band seines Bru-ders stört. Am anderen Ende pflegt die 16-jährige Delilah, einsilbig, diszipliniert, ihre Großmutter und hilft beim Herstellen von Aborigine-Gemälden. 200 Dollar zahlt der Händler für ein Bild, das man spä-ter mit einem 22.000 Dollar-Preisschild in einer Ga-lerie sieht.

Der Lebensrythmus in der Siedlung wiederholt sich Tag auf Tag, wie der ewig gleiche Reggae-Beat. Samson wirbt um Delilah, Delilah verliebt sich in Samson. Wortlos, lakonisch, mit Gesten statt Sprü-chen. Als beide aus unterschiedlichen Gründen ver-prügelt werden, ist der Zyklus der Monotonie durch-brochen. Sie stehlen ein Auto und machen sich auf

in die Stadt der Weißen. Das wird hart, mehr vom Plot sei hier nicht verraten.

Auch dieser Film wurde mit internationalen Prei-sen geradezu überschüttet, darunter der Goldenen Palme in Cannes 2009 und dem Film Critics Award beim Dublin Filmfestival. Warum? Vielleicht auch, weil er kaum Dialoge hat. Samson stottert gerade einmal seinen Namen. Delilah stößt gelegentlich ein, zwei Worte hervor. Umso intensiver sprechen Warwick Thorntons bewegende Bilder. Jede Einstel-lung der sensibel geführten 35mm-Handkamera vermittelt viel mächtiger als es Sprache je könnte, was gerade passiert und wie sich das anfühlt. So intim und faszinierend spricht uns das an, wie die Traumbilder der Walpiri-Aborigines, wenn man be-reit ist, sich auf sie einzulassen. Die Hauptdarsteller Rowan McNamara und Marissa Gibson sind Laien. Thorntons Regie gelingt es, ihre Unerfahrenheit in Authentizität zu verwandeln. Und der Zuschauer kann überhaupt nicht anders, er wird gepackt und hineingezogen in die Geschichte. Kein einfacher Film, aber unbedingt ein Meisterstück. Wir sind stolz, ihn zu zeigen.

ulrich von varnBüler

samson and delilahspieltermine: 12.-16.04. >> australisch/Walpiri Mit deutschen untertiteln aus 2009; 101 min; buch/regie/Kamera: WarWicK thornton; mit: roWan mcnamara, marissa gibson u.a.; FsK: ab 12

9discovering australia #1 >>

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Ein süßer australischer Tierfilm? Oh no, Mate! Die hier gezeigte Spezies ist der Mensch, genauer die Familie Cody. Und Ihr Way of Life ist das organisier-te Verbrechen. Ihr Revier ist Melbourne, vielmehr die unter der pittoresk-behäbigen Oberfläche bro-delnde, brutale Unterwelt. Ihre beengte Wohnung ist Festung und Gefängnis, einer Wolfshöhle gleich. Drei erwachsene Söhne, manische Soziopathen, hausen darin, gewalttätige Kriminelle von Beruf, behütet von „Smurf“, ihrer Großmutter. Jacky Wea-ver spielt diese doppelbödige Gestalt großartig, sie wurde völlig zu Recht für den Oscar nominiert.

In dieses Biotop gerät der 17-jährige Joshua, nachdem seine Mutter an einer Überdosis starb. Konfrontiert mit dem Überlebenskampf der Sippe gegen ihre Fressfeinde in Form von ebenso bruta-len Polizeitrupps erfährt er, wie riskant und veraltet Bankraub ist. Börsenspekulation wäre die moderne Alternative, aber für diesen Dreh sind die Cody-Brü-der schon zu kaputt.

Animal Kingdom kommt weitgehend ohne Blutor-gien und Gun Battles aus, und doch kriecht im Lauf

des Films eine bedrohliche Spannung heran, wird unaufhaltsam die untergründige Angst der Akteu-re verstärkt, bis zum mörderischen Jeder-Gegen-Jeden, auch innerhalb des Rudels.

David Michôd legt ein fulminantes Regiedebut hin, einen energiegeladenen und intelligenten Psy-chothriller, strotzend vor Ideen und getragen von großartigen Schauspielern bis in die Nebenrollen. So ähnlich lobte ihn unisono die internationale Kritik. Der Film räumte 2010 die Rekordzahl von 10 Australian Film Institute Awards ab und Jacki Weaver gewann neben ihrer Oscarnominierung zahlreiche Filmpreise und eine Golden-Globe-No-minierung. Animal Kingdom spielte weltweit über 7 Mio. Dollar ein. Nur in Deutschland kam er nie in die Kinos. Unbegreiflich, eigentlich eine Schande, findet das Zebra.

Der gute alte Gangsterfilm, der einem Schauer über den Rücken jagt, ist nicht ausgestorben. Er kommt jetzt aus Australien. Und man wünscht sich, es gäbe mehr davon.

ulrich von varnBüler

animal Kingdomspieltermine: 27.04.-30.04. >> australisch Mit deutschen untertitelnaus 2010; 113 min; buch/regie: daVid michôd; musiK: antony partos; mit ben mendelsohn, JacKi WeaVer, guy pearce; FsK 16

10 << discovering australia #2

Mein nachbar ToToro

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Japan, in den späten 50er Jahren. Die elfjährige Satsuki und ihre vierjährige Schwester Mei ziehen zusammen mit ihrem Vater in ein kleines, altes Bauernhäuschen am Rande Tokios, um nahe bei der Mutter zu wohnen, die sich in einem nahegelegenen Krankenhaus von einer schweren Krankheit erholt. Kaum eingezogen, stürzt Mei in ein Loch nahe eines großen Baumes und landet prompt auf dem pelzi-gen Bauch eines riesigen Waldwesens, mit dem sie Freundschaft schließt und das sie flugs „Totoro“ nennt. Als sich der Zustand der Mutter verschlech-tert, macht sich Mei ganz alleine auf den Weg in das Krankenhaus und verirrt sich im Dickicht des Wal-des. Als ihre große Schwester Satsuki merkt, dass Mei verschwunden ist, bittet sie Totoro um Hilfe.

Miyazakis Kinderfilm-Klassiker nimmt den Zu-schauer mit auf eine Reise zurück in die Kindheits-tage; in eine magische Welt voller Wunder und phantastischer Abenteuer. Dank der gekonnten Verwebung von Wirklichkeit und Phantasiewelt, sowie der bezaubernden, detailverliebten Anima-tionskunst, feiert Mein Nachbar Totoro die kindliche Erlebniswelt und den Zauber der Natur.

thoMas künstle

Mein nachbar ToToro22.04. 17:00. >> deutsche fassungJapan 1988; 85 min.; regie und buch: hayao miyaZaKi; FsK 0

geöffnet: Di, Mi und Do 9-12 Uhr und 15-18 Uhr und nach Vereinbarung

Studio für FotografieNeuwerk-OstflügelOberlohnstr. 378467 KonstanzBus: Linie 6, Haltestelle NeuwerkSeehas: Haltestelle Fürstenberg

Tel: 07531-22343E-Mail: [email protected]

Druckerei Otto

Max-Stromeyer-Str. 3778467 Konstanz

Tel.: 0 75 31 / 5 05 47www.druckereiotto.de

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Schnee, so weit das Auge reicht. Ausgangspunkt für Ulrike Ottingers neusten Film ist der Weg zwei-er Studenten, die den Spuren eines Buches folgen, dessen Titel Schneeland Symphonie schon prophe-tisch verkündet, wohin die Reise führt. Eine Begeg-nung mit einer schönen Füchsin stört die Wander-schaft, und plötzlich fi nden sich die beiden wieder, verwandelt, in einer anderen Zeit, die sich seltsam mit der Gegenwart zu überlappen scheint. So wird aus der Reise eine mystische Begegnung mit der Geschichte, mit Tempelkindern, die einen heiligen Berg aus Schnee bauen, mit einer Weberin, mit Dä-monen – immer vor der Kulisse einer verschneiten Landschaft, die mithilfe von Festen und Ritualen erlebt wird.

Wir zeigen den Film in Kooperation mit der au-diovisuellen Installation Geometrie der Leere - Räume in Japan von Friedrich Ludmann. Diese ist vom 9. März bis zum 15. April im Gewölbekeller beim Kul-turzentrum am Münster Konstanz zu sehen. In der Installation geht es um das Phänomen der Reduk-tion und des Minimalismus bei der Gestaltung von Räumen, deren Ursprung in der Zen Philosophie verwurzelt ist. Seit dem 20. Jahrhundert gingen die-se Prinzipien in die Architektur über. Die Installation versucht diese besondere Ästhetik der japanischen Raumkomposition einzufangen.

Wir freuen uns darauf, Friedrich Ludmann zur Matinee am 15. April um 11:00 im Zebra begrüßen zu dürfen, wo er über die Installation und den Zu-sammenhang zum Film sprechen wird.

tiM glaser

unter schneespieltermine: 15.-17.04. >> doKu / deu 2011; 103 min; buch und regie: ulriKe ottinger

lieBe deinen nachsten >>12 << sonderveranstaltungen Junger deutschsprachiger filM #58 >>

Jeder Mensch hat Träume. So auch die vier Jugend-lichen Sadmira, Sadmir, Nuran und Samed aus Konstanz. Doch was sind Träume und wie lassen sie sich verwirklichen? Darauf hat jeder eine ganz indi-viduelle Antwort. Während die einen von der großen Tanzkarriere träumen, wünschen sich die anderen einfach nur eine gesunde Zukunft für ihre Familien.

Nachdem die Besucher aus dem Jugendtreff Ber-chen im Jahr 2009 für das Musikvideo „Das Reine Herz“ einen Jugendfi lmpreis gewonnen haben, woll-ten sie erneut an einem Filmprojekt mit dem Medi-enpädagogen Christian Gust arbeiten. Den Jugendli-chen war es wichtig, ihr Leben mit ihren Themen im Film zum Ausdruck zu bringen. In zahlreichen Inter-views erzählen die Heranwachsenden von ihren per-sönlichen Träumen und Erfahrungen beim Erreichen ihrer Ziele. Durch Interviews mit anderen Erwachse-nen und Jugendlichen zeichnen die Teilnehmer des Medienprojektes ein umfassendes Bild davon, was Träume für Menschen bedeuten.

Die jugendlichen Teilnehmer hatten am Ende des Projektes die Möglichkeit, ihre Eindrücke zum Thema Träume in Textform zu bringen und in Rap-stücke umzusetzen. Unterstützt wurden sie hierbei durch die HipHop Künstler Martin Hellebrand (doc tomoe) und Raphael Schindler (Radsch). Am Ende wurde der Track „wenn wir träumen“ produziert.Die Vorführung des Films im Zebra ist eine Premiere vor öffentlichem Publikum. Neben den jugendlichen Filmemachern wird auch der Regisseur des Films, Christian Gust, anwesend sein. Es wird einen Aperitif und ein Filmgespräch geben. Der Eintritt ist frei.

traumlÄnder15.04.2012 16:00 doKu / deu 2012; 32 min; regie: christian gust

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13lieBe deinen nachsten >>

Es geht das Gerücht, dass Dokumentarfi lmer Ulrich Seidel gerade an einem neuen Film arbeitet, der österreichische Keller genauer unter die Lupe nimmt. Es heißt, er suche nach einem Zusammen-hang zwischen deren Beschaffenheit und den grau-samen Geschehnissen, die sich beispielsweise in den Kellern der Kampuschs oder Fritzls abgespielt hatten. Aber wie gesagt – das ist ein Gerücht.

Kein Gerücht ist, dass in Deutschland jährlich 48.000 Kinder verschwinden. Zwar tauchen die al-lermeisten davon wieder auf, doch bleibt eine Dun-kelziffer, bei der man davon ausgehen muss, „dass darunter Kinder sind, die auf irgendwelchen Dachböden, in Kellern oder sonstigen Verstecken festgehalten wer-den.“ (Der Regisseur im Interview bei fi lmstarts.de). Die Zahl habe ihn gefl asht und er begann zu recher-chieren, wie so etwas sein kann.

Heraus kam ein Film über das erzwungene Zu-sammenleben des 10-Jährigen Wolfgang (David Rauchenberger) mit dem 35-Jährigen Michael (Mi-chael Fuith). Michael ist in der Öffentlichkeit ein Mann ohne Eigenschaften, in seinem Privatreich unter der Erde hält er die Kontrolle. Wolfgang ist das Kind, dessen Körper und Seele täglich von Mich-

al vergewaltigt wird. Trotzdem gibt es auch dort, im Keller, Normalität, sogar Kerzen am Tannenbaum. Michaels Reich bekommt Risse, als der Junge be-ginnt, sich gegen seinen Peiniger aufzulehnen.

Markus Schleinzer, der seit vielen Jahren im Ge-schäft ist und an Filmen wie Die Fälscher oder Das weiße Band mitgearbeitet hat, legt nun seinen ers-ten, vielbeachteten Film als Regisseur vor und war damit in Cannes im Wettbewerb um die Goldene Palme vertreten.

Darüber hinaus gewann Michael den Max-Ophüls-Preis (ebenso Hauptdarsteller Michael Fuith). Was ist es, das den Film so wertvoll macht? „Der Film ist eine vorsichtige Annäherung an die Abscheulich-keit“, begründete die Jury. Er ist weder die Bebil-derung der sprachlosen Qual des Opfers noch die Stilisierung des Täters zu einem Monster. Michael bleibt – und da tut es weh – ein Mensch. Und wo anders als im Kino kann man mal hinter solch eine Fassade blicken?

Wir spielen diesen Film in unserer Reihe Jun-ger Deutschsprachiger Film in Kooperation mit dem Weitwinkel Kino Singen.

heinz BauMgartner

michaelspieltermine: 19.-23.04. >>aut 2011; 94 min; buch und regie: marKus schleinZer; mit: michael Fuith, daVid rauschenberger u.a.; FsK ab 16

13Junger deutschsprachiger filM #58 >>

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Ein Hollywood-Action-Streifen wie jeder andere, könnte man denken. Es handelt sich allerdings um den Crime-Thriller Viva Riva! - der im Kongo produ-ziert wurde. Mit dem Glitzer und der Erotik eines klassischen B-Movie, der Eleganz einer sicheren Kameraführung und dem Willen eines zielstrebigen Regisseurs/Autors (Djo Tunda Wa Munga) malt die-ser Film vielmehr ein überstilisiertes Porträt eines Landes gefangen in der Spirale von Luxus, Geld, Macht, Armut und den jeweiligen unvermeidlichen Zulieferern.

Einer derselben ist Riva. Nach 10 Jahren kommt er zurück in die pulsierende Hauptstadt Kinshasa, im Schlepptau eine Wagenladung des bitter benö-tigten Benzins. Es dauert nicht lang bis lokale War-lords hinter Riva her sind, wie auch die Angolaner, denen das Benzin gehörte. Dass Riva sich mit der Frau des Gangsters Azor einlässt, verbessert die Si-tuation nicht sonderlich.

Zu schnell um durchzuatmen jagt Viva Riva! den Zuschauer durch die zweckgerichtete Handlung, die leider nicht lang genug ist, um Nebencharakteren Platz zur Entfaltung zu geben. Patsha Bay spielt

den ausreichend charmanten Kleingangster Riva um die abgehobene Handlung zu erden, der wahre Star bleibt jedoch die Stadt selbst. Djo Tunda malt ein Kinshasa mit vielen Ecken und Kanten, sowie Plätzen der Geborgenheit. Umso mehr schmerzt es, wenn diese in Flammen aufgehen.

Wenig zimperlich im Umgang mit Gewalt explo-diert dieser Kugelhagel auf der Leinwand in fast surrealen Bildern. Eine spannende Hetzjagd durch staubige Straßen und Höfe, glänzende Clubs und versteckte Bordelle in der immerwährenden, erdi-gen Hitze Afrikas lässt die stark stereotypen Cha-raktere im hedonistischen Genuss des Genrekinos vergessen. So stecken zwar zu viele Nebengeschich-ten in den 96 Minuten um diese tatsächlich sinnvoll zu entfalten, notwendig sind diese Zwischeneinla-gen jedoch sowieso nicht.

Trotz dieser Unzulänglichkeiten brennt Viva Riva! ein spektakuläres Feuerwerk der harten Gangart ab – es geht um Sex, Action und schnelles Geld, an-gelegt in einer anarchischen Metropole mit einem erfrischend anderen Rhythmus.

Marvin scherer

ViVa riVa!spieltermine: 13.-23.04. >> kikongo Mit deutschen untertiteln Kongo 2010; 96 min; regie & buch: dJo tunda Wa munga; mit: patsha bay, manie malone u.a.; FsK 18

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Frank (Rainn Wilson) hatte nur eine dauerhaft gute Sache in seinem Leben: Ehefrau Sarah (Liv Tyler). Nachdem er von Sarah für einen verschrobenen Nachtclubbesitzer (Kevin Bacon) verlassen wurde, sitzt Frank allein und orientierungslos in seinem Haus in der Vorstadt und weiß nicht, was er noch mit seinem Leben anfangen soll. Erst als er im Nach-mittagsprogramm eines christlichen Bibel-Senders den Superhelden The Holy Avenger entdeckt, meint er eine neue Bestimmung gefunden zu haben: als Superheld Crimson Bolt für Gerechtigkeit zu sorgen und das Böse zu bekämpfen. Schnell bastelt er sich ein Kostüm zusammen, verpasst sich mit „Shut Up, Crime!“ einen Kampfslogan, findet im Heimwerker-kasten eine eigene Spezialwaffe und mit Boltie (El-len Page) auch noch einen Sidekick. Also ziehen die beiden los, um das Verbrechen in all seinen Formen – vom Drogendeal bis hin zum Vordrängeln in der Warteschlange an der Kasse – mit brutaler Gewalt zum Schweigen zu bringen. Aber wozu überhaupt - für die Gerechtigkeit oder fürs Ego?

Filme, in denen ganz gewöhnliche Loser sich zu Verbrechen bekämpfenden Superhelden auf-schwingen, gibt es viele. Auch wenn sich ein Ver-

gleich mit dem Teenie-Streifen Kick-Ass aufdrän-gen mag, sind die beiden Filme völlig verschieden. Wiederholt Kick-Ass die Muster und Genreklischees des Superheldenfilms, so verweigert sich Super sämtlichen bekannten Genrekonventionen und ist damit auch eine wunderbare Abrechnung mit dem gesamten Popkultur-Phänomen „Superheld“. Wer Super gesehen hat, dem wird es recht schwer fallen, den nächsten Superhelden-Streifen noch ansatz-weise ernst zu nehmen.

Dass James Gunn für den Film kein großes Hol-lywood-Studio fand, ist nicht weiter verwunderlich. Zu düster, zu sarkastisch ist der Humor des Films, der mit Fortschreiten der Handlung immer bitterer wird, bis einem das Lachen gegen Ende sprichwört-lich im Halse stecken bleibt. Um trotz des kleinen Budgets von nicht einmal zwei Millionen Dollar den Streifen mit einer derart namhaften Besetzung re-alisieren zu können, spielten die meisten Darstel-lerInnen ohne Gage. Also freut sich das Zebra als ehrenamtlich organisiertes Kino ganz besonders, als einziges Kino in Deutschland Super auf die große Leinwand bringen zu dürfen, die der Film verdient hat. Marvin Wiechert

superspieltermine: 26.04.-07.05. >> englisch Mit deutschen untertitelnusa 2011; 96 min; buch & regie: James gunn; mit rainn Wilson, ellen page, liV tyler, KeVin bacon, gregg henry u.a.; FsK 18

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einfach Brot

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