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Urologe 2012 · 51:706–712DOI 10.1007/s00120-011-2788-zOnline publiziert: 27. Januar 2012© Springer-Verlag 2012
M. Perl1 · A. Waldmann2 · R. Pritzkuleit1 · A. Katalinic1, 2
1 Institut für Krebsepidemiologie e.V., Lübeck2 Institut für Klinische Epidemiologie, Lübeck
Zeitlicher Verlauf der Lebensqualität nach Prostatakarzinom
Das Prostatakarzinom ist der häufigs-te Tumor des Mannes in Deutschland. Lokal begrenzte Karzinome können mit verschiedenen Therapieoptio-nen behandelt werden. Diese haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Einschätzung der posttherapeu-tischen Lebensqualität (LQ). In einer Patientenbefragung wurde die Le-bensqualität 16 und 42 Monate nach Diagnose erhoben und Faktoren mit Einfluss auf die Lebensqualität und eine klinische relevante Verschlechte-rung der Lebensqualität im zeitlichen Verlauf identifiziert.
Hintergrund und Fragestellung
Das Prostatakarzinom ist mit >60.000 Fäl-len/Jahr die häufigste Krebsneuerkran-kung des Mannes in Deutschland. Inner-halb der letzten 10 Jahre hat sich die In-zidenz nahezu verdoppelt, nicht zuletzt durch die intensivere Anwendung der PSA-Bestimmung zur Früherkennung [12, 13]. Die häufig eher spät einsetzen-de langsame Verlaufsform bietet bei lokal begrenzten Karzinomen eine Wahl zwi-schen verschiedenen Therapieoptionen, die bei unterschiedlichen unerwünschten Wirkungen eine vergleichbare Prognose aufweisen [6].
Insgesamt hat sich die Prognose durch verbesserte Früherkennungsmethoden und Fortentwicklung der Therapieoptio-nen für viele maligne Erkrankungen ver-bessert, so auch für Prostatakarzinompa-tienten (83–94% nach 5 Jahren [12]). Da-her gewinnt die Frage, wie und mit wel-
chen Folgen die Krankheit überstanden werden kann, also inwieweit die LQ be-einflusst wird, an Bedeutung. Jüngst wur-den daher Studien durchgeführt [14, 20], deren primäre Zielgröße die gesundheits-bezogene LQ war.
Die onkologische Versorgungsfor-schungsstudie OVIS (Onkologische Ver-sorgung in Schleswig-Holstein) hatte das übergeordnete Ziel, die medizinische Ver-sorgung von Krebspatienten in Schleswig-Holstein zu erheben. In dieser Arbeit wird überprüft, welche persönlichen, klini-schen und versorgungsrelevanten Fakto-ren die LQ von Prostatakarzinompatien-ten 16 Monate nach der Diagnose und welche Faktoren die LQ im weiteren zeit-lichen Verlauf von 2 Jahren beeinflussen. Die Ergebnisse können als Hinweis die-nen, welche Versorgungsaspekte und Fak-toren in ein ärztliches Beratungsgespräch über die individuell richtige Therapie ein-fließen sollten.
Studiendesign und Untersuchungsmethodik
Die OVIS-Studie
In der OVIS-Studie wurde die medizi-nische Versorgung und Lebensquali-tät (EORTC QLQ-C30, Version 2 [4]) nach einer malignen Erkrankung zwei-mal mittels schriftlicher Befragungen mit einem validierten Fragebogen erho-ben [19] Außerdem wurden soziodemo-graphische, klinische Merkmale sowie die Lebenssitua tion erfragt. Die Zuord-nung zur sozialen Schicht folgte der Ein-
teilung nach Deck u. Röckelein [3]. Die Unterscheidung in urbane (Verdichtungs-räume) und ländliche Räume folgte dem Landesraumordnungsplan des Landes Schleswig-Holstein.
Es galten folgende Einschlusskrite-rien: Diagnose eines inzidenten Prostata-karzinoms, Alter bei Diagnose 18–85 Jah-ren, wohnhaft in Schleswig-Holstein, na-mentliche Meldung im Krebsregister und Zustimmung zur schriftlichen Befragung, Diagnose zwischen 01/2002–06/2004. Die Studienteilnahme war freiwillig und alle Teilnehmer willigten schriftlich ein. Das Studienprotokoll wurde von der Ethik-kommission der Universität zu Lübeck positiv begutachtet. Finanzielle Förde-rung gewährte die Deutsche Krebshilfe (Kennzeichen: 70-2901-BU I).
Erhebung der Lebensqualität
Der EORTC-QLQ-C30 ist ein validierter tumorspezifischer Fragebogen, der Funk-tionen und Symptome, die Einschätzung des allgemeinen Wohlbefindens (globa-le LQ/Gesundheit) und des krankheits-bedingten finanziellen Aufwands abfragt. Nach Berechnung der Skalen und Einzel-werte resultieren Werte im Bereich von 0–100. Hohe Werte entsprechen bei den Funktionsskalen einer guten Funktiona-lität/hohen LQ, bei den Symptomskalen einer ausgeprägten Symptomatik/niedri-gen LQ [4]. Daten zur LQ der deutschen Allgemeinbevölkerung können nach di-rekter Altersstandardisierung zum Ver-gleich mit den OVIS-Teilnehmern ge-nutzt werden [15].
706 | Der Urologe 5 · 2012
Originalien
RedaktionH. Rübben, Essen
Statistische Analysen
Die Deskription der Befragten erfolgte mit absoluten und relativen Häufigkeiten, Mittelwerten ± Standardabweichung bzw.
Median, Minima und Maxima – z. T. al-tersstratifiziert (<60, 60–69, 70–79 bzw. ≥80 Jahre).
Um multiple Tests zu vermeiden, wur-de auf die Durchführung statistischer Test
zur Überprüfung von LQ-Unterschieden zwischen den Alterskategorien sowie im zeitlichen Verlauf verzichtet. Differenzen von ≥10 Punkten werden als moderater, klinisch relevanter Unterschied bewer-tet [9].
Binär logistische Regressionen wurden zur Identifikation von Einflussfaktoren auf die LQ (median-dichotomisierte glo-bale LQ/Gesundheit; < oder ≥66,6) und auf eine klinisch relevante Verschlech-terung von ≥10 Punkten in der globalen LQ/Gesundheit zwischen den beiden Be-fragungen eingesetzt. Berichtet werden Odds-Ratios (OR) und 95%-Konfidenz-intervalle (95%-KI). Ein OR >1 zeigt dabei eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine schlechte LQ zur Erstbefragung (EB) bzw. für eine Verschlechterung im zeitlichen Verlauf an. Die Auswertungen erfolgten mit SPSS, Version 15.0.
Ergebnisse
Von 2226 eligiblen Patienten nahmen 1750 an der EB (Response: 78,6%;) teil. Diese wurden für die Zweitbefragung (ZB) an-geschrieben, an welcher 1345 (77,4%) teilnahmen. Im Median erfolgte die EB 16 Monate nach Diagnose (ZB: 42 Mona-te); 60% der Befragten wiesen einen Tu-mor im T1- oder T2-Stadium auf und nur für 2% waren Fernmetastasen bekannt (. Tab. 1).
Medizinische Versorgung
Der Anteil der operierten Patienten nahm mit höherem Alter ab, der Anteil mit Hor-montherapie zu (. Tab. 2). Die Chemo-therapie wurde selten und nur bei den <80-Jährigen angewendet. Eine Altersab-hängigkeit zeigte sich auch bei der Nach-sorge, der Rehabilitation, den individuel-len Gesundheitsleistungen und alternati-ven Heilmethoden sowie professioneller psychischer Unterstützung und bei den Selbsthilfegruppen.
Lebensqualität
Viele LQ-Aspekte wurden altersunabhän-gig eingeschätzt (. Tab. 3). OVIS-Pa-tienten bewerteten die globale LQ/Ge-sundheit und die Skala „Physische Funk-tionen“ höher als die Allgemeinbevölke-
Tab. 1 Kenndaten der OVIS-Studienkohorten bei Erst- und Zweitbefragung [absolute Häufigkeiten (%)]
Teilnehmer der Erst-befragung (n=1.750)
Teilnehmer der Zweit-befragung (n=1.345)
Alter [Jahre Median (Min-Max] bei Diagnose 66,0 (41–85) 66,0 (41–85)
T-Kategorie
T1 223 (12,7%) 150 (11,2%)
T2 826 (47,2%) 655 (48,7%)
T3 575 (32,9%) 460 (34,2%)
T4 34 (1,9%) 19 (1,4%)
Tx 92 (5,3%) 61 (4,5%)
N-Kategorie
N0 1.124 (64,2%) 914 (68,0%)
N1 57 (3,3%) 43 (3,2%)
N2 6 (0,3%) 4 (0,3%)
Nx 563 (32,2%) 384 (28,6%)
M-Kategorie
M0 1.188 (67,9%) 969 (72,0%)
M1 48 (2,7%) 27 (2,0%)
Mx 514 (29,4%) 349 (25,9%)
Altersgruppen (zum Diagnosezeitpunkt)
<60 Jahre 227 (13,0%) 176 (13,1%)
60–69 Jahre 910 (52,0%) 747 (55,5%)
70–79 Jahre 539 (30,8%) 379 (28,2%)
≥80 Jahre 73 (4,2%) 43 (3,2%)
Soziale Schicht
Oberschicht 389 (22,6%) 305 (23,0%)
Mittelschicht 1090 (62,3%) 863 (65,1%)
Unterschicht 240 (13,7%) 158 (11,9%)
Region/Wohnort
Urbane Raum 765 (43,7%) 586 (43,6%)
Ländliche Räume 985 (56,3%) 759 (56,4%)
Tab. 2 Altersstratifizierte Darstellung der Verwendung medizinischer Verfahren sowie von Angeboten zur Krankheitskontrolle und -bewältigung [absolute Häufigkeiten (%)]
Gesamt (n=1.345)
<60 Jahre (n=176)
60–69 Jah-re (n=747)
70–79 Jahre (n=379)
≥80 Jahre (n=43)
Operation 972 (72,3) 152 (86,4) 646 (86,5) 166 (43,8) 8 (18,6)
Bestrahlung 403 (30,0) 51 (29,0) 190 (25,4) 161 (42,5) 1 (2,3)
Chemotherapie 26 (1,9) 4 (2,3) 14 (1,9) 8 (2, 1) 0 (0)
Hormontherapie 146 (10,9) 17 (9,7) 45 (6,0) 67 (17,7) 17 (39,5)
Tumornachsorge
Rehabilitation 626 (48,5) 108 (62,8) 435 (59,4) 83 (23, 6) 0 (0)
Individuelle Gesundheitsleistungen
73 (5,7) 16 (9,1) 45 (6,2) 11 (3,3) 1 (2,5)
Alternativmedizin 130 (10,1) 23 (13,2) 75 (10,2) 29 (8,3) 3 (8,3)
Psychologische/psycho-therapeutische Hilfe
139 (11,1) 31 (17,8) 93 (12,9) 15 (4,5) 0 (0,0)
Selbsthilfegruppe 32 (2,5) 10 (5,8) 15 (2,1) 6 (1,8) 1 (2,7)
707Der Urologe 5 · 2012 |
rung (. Abb. 1). Für die übrigen Funk-tionsskalen wies die Allgemeinbevölke-rung höhere Werte auf. Klinisch relevant (Differenz ≥10) war nur der Unterschied bei den sozialen Funktionen.
Bei den Symptomen gaben die OVIS-Patienten bei EB eine größere Belastung für rund zwei Drittel der abgefragten
Zusammenfassung · Abstract
Urologe 2012 · 51:706–712 DOI 10.1007/s00120-011-2788-z© Springer-Verlag 2012
M. Perl · A. Waldmann · R. Pritzkuleit · A. Katalinic
Hintergrund. Für das lokal begrenzte Pros-tatakarzinom sind die operative und die Strahlentherapie mit ähnlicher Prognose (5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit: 83–94%), jedoch mit unterschiedlichen Neben-wirkungsprofilen verbunden. Bei derart gu-ter Prognose kann die posttherapeutische gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) wichtig für die Therapieentscheidungsfin-dung sein.Material und Methoden. In der OVIS-Stu-die (Onkologische Versorgung in Schles-wig-Holstein) wurden Prostatakarzinompa-tienten im Abstand von 2 Jahren 2-malig zur Krebserkrankung, medizinischen Versorgung und LQ) befragt (EORTC-QLQ-C30, Version 2). Letztere wurde mit Referenzdaten der deut-schen Allgemeinbevölkerung verglichen. Als klinisch relevanter Unterschied galten Dif-ferenzen von mindestens 10 Punkten. Mit-
tels logistischer Regressionen wurden Ein-flussfaktoren einer schlechten LQ zur Erstbe-fragung bzw. einer klinisch relevanten Ver-schlechterung im zeitlichen Verlauf identi-fiziert.Ergebnisse. Die globale LQ der 1345 Patien-ten (medianes Alter bei Diagnose: 66 Jah-re) ist bei beiden Befragungen etwas besser als in der Allgemeinbevölkerung (Differenz <10 Punkte). Statistisch signifikanten und ver-mindernden Einfluss auf die LQ bei Erstbe-fragung haben höheres Alter, niedrige sozia-le Schicht, Behandlung mit einer Chemothe-rapie, das Auftreten von Komplikationen und Nebenwirkungen sowie die Reha-Teilnah-me. Im zeitlichen Verlauf zeigten 56% der Pa-tienten keine klinisch relevante Veränderung, 20% Patienten eine klinisch relevante Ver-schlechterung und 24% eine klinisch relevan-te Verbesserung für die Einschätzung des glo-
balen Gesundheitszustands/LQ. Risikofakto-ren für eine klinisch relevante Abnahme der LQ im zeitlichen Verlauf sind das Auftreten eines Rezidivs und das Wohnen im urbanen Raum sowie ein junges Alter bei Diagnose.Schlussfolgerung. Die Einschätzung der posttherapeutischen LQ hängt von persön-lichen und medizinischen Faktoren ab. Die-se Versorgungsaspekte und Faktoren soll-ten in ein ärztliches Beratungsgespräch über die individuell richtige Therapie ein-fließen.
SchlüsselwörterOVIS-Studie · Lebensqualität · Risikofaktoren · Therapieentscheidungsfindung · Prostatakarzinom
Temporal changes in quality of life after prostate carcinoma
AbstractIntroduction. Each year more than 60,000 German men are diagnosed with prostate cancer. The incidence nearly doubled in the last 10 years due to intensified use of PSA testing for early detection. To date, either rad-ical prostatectomy or radiotherapy is recom-mended for treatment of localized prostate cancer. Both strategies have similar surviv-al chances (83–94%), but show different side effects. In view of the good prognosis impli-cations for health-related quality of life (QoL) may play an important role in the therapy decision-making process and should be dis-cussed with patients.Materials and methods. Prostate cancer pa-tients were asked twice about oncological health care and QoL (EORTC QLQ-C30, Ver-sion 2) as part of the OVIS study conducted in Schleswig-Holstein. The first questioning took place 16 months after the initial diagno-sis and the second one at month 42. QoL was
compared with German reference data. Lo-gistic regression identified predictors for (a) low QoL at baseline (as indicated by global health status/QoL below the group median) and (b) clinically relevant detriments, defined as a difference of ≥10 points, in the chrono-logical sequence.Results. Prostate cancer patients (n=1,345; median age at diagnosis 66 years) report a mean global QoL score that is higher than that of a healthy German reference sam-ple (difference 6.3). In the temporal course, 56% of patients did not experience a clinical-ly relevant change in QoL (<10 points differ-ence). However, 20% reported a clinically rel-evant decrease and 24% a clinically relevant increase (≥ 10 points difference) regarding global health status/QoL. Higher age, lower social class, chemotherapy, undesired side ef-fects and long-term complications as well as rehabilitative care predict low QoL at base-
line, while progression of the disease and liv-ing in an urban surrounding as well as young age at diagnosis predict a decrease of QoL in the chronological sequence.Conclusions. Self-reported QoL of prostate cancer patients depends on various person-al and medical factors. Physicians should be aware of these factors and include them in the discussion about the appropriate therapy method with their patients. In general, thera-pists and family members have problems de-scribing the QoL of their patients and rela-tives. Assessing the QoL and QoL-influencing factors with a short questionnaire seems to be feasible and may be helpful in the therapy decision-making process.
KeywordsOVIS study · Quality of life · Predictors · Prostate cancer · Decision-making in therapy
Symptome an (. Abb. 2). Allerdings be-schrieb die Allgemeinbevölkerung eine größere Belastung durch Übelkeit/Erbre-chen, Appetitlosigkeit und Schmerz (Dif-ferenz: 9,8 Punkte).
Im zeitlichen Verlauf zeigten 56% der Patienten keine klinisch relevante Verän-derung (<10 Punkte Unterschied), 20%
Patienten eine Verschlechterung und 24% eine Verbesserung (je Differenz ≥10 Punkte) auf der Skala globale LQ/Ge-sundheit. Alle Funktionsskalen wurden von den Patienten bei ZB etwas gerin-ger bewertet als bei EB und Belastungen für alle Symptome stärker eingeschätzt. Finanzielle Schwierigkeiten nahmen im
708 | Der Urologe 5 · 2012
Zeitlicher Verlauf der Lebensqualität nach Prostatakarzinom
Zusammenfassung
zeitlichen Verlauf deutlich zu. Vor allem die <60-Jährigen (d. h. bei Diagnose zu-meist noch berufstätigen Patienten), von denen fast ein Viertel während der Er-krankung eine Veränderung der beruf-lichen Stellung erfuhr, gaben bei der ZB Probleme an.
Einflussfaktoren auf die Lebensqualität
Eine höhere Wahrscheinlichkeit einer schlechteren Einschätzung der LQ zur EB zeigte sich bei den Ältesten, nach Chemo-therapie, Komplikationen während oder Nebenwirkungen der Therapie sowie bei Teilnahme an einer Rehabilitations-maßnahme. Patienten höherer sozialer Schichten zeigten hingegen eine geringe-re Wahrscheinlichkeit für eine schlechtere LQ (. Tab. 4). Im zeitlichen Verlauf zeig-ten jüngere Patienten, Patienten mit Rezi-
div zum Zeitpunkt der ZB und Bewohner urbaner Räume eine höhere Wahrschein-lichkeit einer Verschlechterung der LQ (. Tab. 5).
Diskussion
Die Einschätzung der LQ ist subjektiv und individuell verschieden und kann sich ab-hängig von äußeren und inneren Gege-benheiten verändern (Phänomen des „re-sponse shift“, auch Rekalibrierung der in-neren Skala genannt [16]). In der Litera-tur sind Adaptionsprozesse zahlreich be-schrieben. So können sich der interne Standard, innere Werte bzw. Konzepte des Zielkonstruktes (hier: Gesundheit) nach traumatischen Ereignissen, Änderungen des Gesundheitsstatus oder auch bedingt durch externe Faktoren wie Therapie und assoziierte Nebenwirkungen verändern [8, 10, 18]. Äußerungen, wie „Verglichen
mit damals, geht es mir heute gut“, zei-gen einen „response shift“ an. Ein weite-res Problem in der LQ-Forschung ist, dass die Einschätzung der LQ eines Patien-ten durch Angehörige oder Therapeuten schwierig ist [17]. In der Forschung wer-den daher LQ-Aspekte mittels standar-disierter, validierter Fragebögen erho-ben. Mittlerweile gibt es deutschsprachi-ge Prostatakarzinom-spezifische, validier-te Befragungsinstrumente (z. B. PSM [1]; PORPUS-P [21]; relevante Aspekte u. a. Impotenz und Inkontinenz). Diese lagen bei Studienkonzeption noch nicht vor, so dass auf ihren Einsatz verzichtet werden musste.
Die mit der Allgemeinbevölkerung vergleichbar gute Einschätzung der LQ der OVIS-Patienten lässt einerseits einen
„response shift“/Adaptionsprozess bei den Krebspatienten, andererseits auch ein ge-wisses Maß an Morbidität in der Allge-
Tab. 3 Altersdifferenzierte Darstellung der Lebensqualität erhoben mittels EORTC QLQ-C30 bei Erst- und Zweitbefragunga
Erstbefragung (16 Monate nach Diagnose) Zweitbefragung (42 Monate nach Diagnose)
Gesamt (n=1.345)
<60 Jahre (n=176)
60–69 Jahre (n=747)
70–79 Jahre (n=379)
≥80 Jahre (n=43)
Gesamt (n=1.345)
<60 Jahre (n=176)
60–69 Jahre (n =747)
70–79 Jahre (n=379)
≥80 Jahre (n=43)
Globale LQ/Gesundheit
70,1 (19,6) 67,7 (19,4) 71,7 (19,4) 69,1 (19,6)
62,1 (21,4) 70,5 (21,4) 67,2 (21,5) 72,8 (20,7) 68,7 (21,8) 59,2 (25,1)
Physische Funktionen
89,0 (19,0) 89,6 (15,3) 91,3 (17,0) 85,8 (22,0)
72,9 (25,8) 88,0 (20,4) 87,4 (18,6) 91,4 (17,1) 83,6 (23,5) 67,3 (30,5)
Rollen- funktionen
76,9 (28,8) 72,6 (30,1) 87,4 (27,5) 77,0 (29,7) 67,1 (33,8) 75,9 (28,5) 70,6 (31,3) 79,3 (26,2) 73,2 (29,3) 59,2 (36,9)
Emotionale Funktionen
76,3 (24,8) 69,7 (26,2) 75,9 (25,0) 79,8 (23,5) 81,7 (21,8) 75,7 (25,0) 70,5 (26,1) 76,8 (24,7) 76,1 (25,4) 76,8 (21,5)
Kognitive Funktionen
85,9 (21,7) 85,2 (21,0) 86,6 (20,9) 85,3 (22,9)
81,0 (26,7) 83,4 (22,0) 83,0 (20,5) 85,0 (20,9) 81,3 (24,3) 72,1 (23,9)
Soziale Funktionen
75,7 (28,3) 66,5 (29,9) 74,6 (28,6) 82,2 (25,1)
79,0 (31,5) 74,7 (29,1) 69,0 (29,6) 74,3 (28,8) 78,4 (28,8) 73,6 (31,2)
Fatigue 22,8 (25,6) 25,8 (25,9) 20,2 (24,0) 25,1 (27,1) 36,6 (30,4) 26,1 (27,0) 29,0 (28,4) 22,1 (24,9) 30,3 (27,7) 51,3 (35,0)
Übelkeit/ Erbrechen
1,3 (6,7) 1,5 (6,9) 1,1 (5,) 1,9 (8,4) 0,4 (2,6) 2,5 (10,5) 3,4 (12,2) 1,6 (6,8) 4,1 (15,1) 2,4 (7,2)
Schmerzen 13,5 (24,1) 15,0 (23,0) 12,5 (23,1) 14,3 (25,9) 17,9 (28,4) 14,8 (25,2) 19,3 (29,0) 12,3 (22, 5) 16,3 (27, 0) 26,7 (33, 6)
Atemnot 18,1 (29,1) 16,6 (27,5) 16,1 (27,6) 20,5 (30,7) 41,5 (36,3) 21,4 (30,2) 18,6 (28,0) 18,2 (28, 4) 26,6 (31, 8)
47,7 (38, 9)
Schlaflosigkeit 23,0 (32,7) 29,6 (35,9) 21,2 (31,9) 22,5 (32, 1)
30,9 (36, 8)
25,1 (32, 2) 30,5 (35, 6) 23,8 (31, 3)
23,8 (30, 8)
39,0 (40, 0)
Appetitsverlust 3,0 (13,0) 4,5 (14,9) 2,5 (12,3) 3,2 (13, 2) 4,2 (15, 4) 5,1 (16, 7) 7,1 (19, 2) 3,2 (12, 7) 7,0 (20, 1) 15,7 (29, 3)
Verstopfung 8,5 (20,7) 3,7 (12,8) 8,1 (20,7) 10,9 (22, 8)
13,8 (24, 7) 10,7 (23, 8) 6,6 (18, 9) 8,7 (10, 6) 15,6 (29, 1) 23,1 (33, 6)
Durchfall 9,3 (20, 6) 10,1 (20, 5) 8,5 (19, 8) 10,7 (22, 4)
7,5 (17, 7) 9,8 (21, 5) 21,2 (10, 7) 9,3 (21, 0) 9,7 (21, 6) 17,1 (29, 0)
Finanzielle Schwierigkeiten
9,4 (21, 6) 16,1 (28, 6) 9,6 (21, 2) 6,2 (17, 8) 5,6 (14, 6) 13,4 (25, 2) 21,1 (31, 4) 12,9 (24, 3) 10,5 (22, 6) 15,7 (26, 3)
aDargestellt sind Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen. Auf statistisches Testen wurde verzichtet. Ein klinisch relevanter Unterschied wird bei ≥10 Punkten Differenz angenommen.
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meinbevölkerung vermuten [1, 8, 18]. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Diagnose und zunehmendem Alter bei einer von vorneherein relativ alten Ko-horte verschlechtern sich viele LQ-Aspek-te bei den OVIS-Patienten. So nimmt z. B. im Laufe der Zeit die Einschätzung der physischen Funktionen durch die Patien-ten ab und nähert sich der Allgemeinbe-völkerung an. Nach Repetto et al. [11] wer-den der körperliche und psychische Status bei älteren Patienten weniger durch eine Krebserkrankung, sondern eher durch Komorbiditäten nachteilig beeinflusst.
Während der Therapie variiert die LQ stark [5]. Mit dem Auftreten von Neben-wirkungen und Komplikationen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die LQ ge-ringer eingeschätzt wird. Eine stark er-höhte Wahrscheinlichkeit für eine gerin-ge LQ zeigt sich auch bei erfolgter Che-motherapie, welche bei den OVIS-Patien-
ten allerdings nur selten Anwendung fand. Leitliniengemäß kommt sie bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzi-nom zum Einsatz [6]. Diese zeigen ähn-lich schlechte LQ-Einschätzungen wie Pa-tienten mit metastasiertem Prostatakarzi-nom [7, 17].
Die Interpretation der Ergebnisse zur Rehabilitation (Patienten mit Reha haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine schlechte LQ) kann kontrovers erfolgen: 1. die eigentlich unterstützende Maßnah-me führt zu einer Verschlechterung der LQ oder 2. es werden gezielt Patienten mit schlechterem Status für die Rehabili-tation ausgewählt. Aus den vorliegenden Daten lässt sich keine Richtung ableiten. Deck [2] konnte zeigen, dass neben unter-schiedlichen Einschätzungen des Gesund-heitsempfindens in den sozialen Schich-ten (Personen unterer sozialer Schicht ge-ben schlechtere Einschätzungen ab) al-
le Rehabilitanden von derartigen Maß-nahmen profitieren. Vier Monate nach der Reha sind die Bewertungen besser, die Unterschiede zwischen den Schichten bleiben allerdings bestehen. Diese Ergeb-nisse zum Zusammenhang von Schicht und LQ werden durch die OVIS-Studie bestätigt.
Der Einfluss des Wohnorts im urba-nen Raum auf die LQ (höhere Wahr-scheinlichkeit für Verschlechterung im zeitlichen Verlauf) ist aufgrund der feh-lenden Vergleichsliteratur nur bedingt zu diskutieren. Möglicherweise spielen stär-ker ausgeprägte soziale Netze und damit eine höhere soziale Unterstützung im ländlichen Raum eine Rolle. So konnte gezeigt werden, dass eine soziale Unter-stützung einen positiven Effekt auf die Einschätzung der LQ bei Prostatakarzi-nompatienten hat [22, 23].
Zu den Stärken dieser Studie zählen der Bevölkerungsbezug sowie die große Anzahl an befragten Patienten bei hoher Response, so dass von einer repräsentati-ven Stichprobe ausgegangen werden kann. Ein Nachteil der Studie liegt darin, dass zwar ein generischer aber kein krank-heitsspezifischer LQ-Fragebogen einge-setzt wurde. Möglicherweise wären in den krankheitsspezifischen Bereichen deutli-chere Unterschiede zwischen den Prosta-takarzinompatienten und der Allgemein-bevölkerung zu messen gewesen.
Schlussfolgerung
Durch die OVIS-Studie konnte gezeigt werden, dass persönliche, klinische und versorgungsrelevante Faktoren die LQ von Prostatakarzinompatienten beein-flussen. Diese Versorgungsaspekte und Faktoren sollten in ein ärztliches Bera-tungsgespräch über die individuell richti-ge Therapie einfließen.
Fazit für die Praxis
In dieser Patientenbefragung konnten als Risikofaktoren für eine schlechte Ein-schätzung der posttherapeutischen LQ persönliche und medizinische Faktoren identifiziert werden (hohes Alter, durch-geführte Chemotherapie, Komplikatio-
100
90
80
70
60
50
Physische Fu
nktion
Rollenfunktio
nen
Emotionale Funktio
n
Kognitive Fu
nktion
Soziale Funktio
n
Globale LQ / G
esundheit
Gru
ppen
mitt
elw
ert (
50-1
00)
Allgemeinbevölkerung OVIS EB OVIS ZB
Abb. 1 8 Funktionsskalen und globale LQ/Gesundheit (hohe Werte = hohe LQ)
Abb. 2 8 Symptomskalen (hohe Werte = stark ausgeprägte Symptomatik)
Fatig
ue
Übelkeit/Erb
rechen
Schmerzen
Atemnot
Schlaosig
keit
Appetitverlu
st
Verstopfung
Durchfall
Finanzielle
Schwierig
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) Allgemeinbevölkerung OVIS EB OVIS ZB
710 | Der Urologe 5 · 2012
Originalien
nen oder Nebenwirkungen der Therapie, Teilnahme an Rehabilitation).Mit zunehmendem Abstand zur Diagno-se zeigt sich eine Abnahme der LQ insbe-sondere für Patienten mit Rezidiv oder Krankheitsprogression sowie für Patien-ten in urbanen Räumen. Diese Faktoren sollten dem Therapeuten bewusst sein
und in ein Beratungsgespräch über die individuell richtige Therapie einfließen.Die Einschätzung der LQ eines Patien-ten durch Therapeuten ist schwierig. Zur Erfassung der LQ kann ein kurzer Frage-bogen (z. B. EORTC-QLQ-C30 oder POR-PUS-P) herangezogen werden, den der Patient bereits im Wartezimmer ausfül-
len könnte. So erhält der Therapeut die Möglichkeit, die subjektive LQ des Pa-tienten erheben und auf individuelle Be-dürfnisse des Patienten gezielt einzuge-hen zu können.
Korrespondenzadresse
Dr. A. WaldmannInstitut für Klinische Epidemiologie,Ratzeburger Allee 160 (Haus 50), 23562 Lü[email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Tab. 4 Einflussfaktoren auf eine geringe Lebensqualität (globale LQ/Gesundheit zum Zeit-punkt der Erstbefragung) a
Einflussfaktor OR 95%-KI p
Altersgruppe
<60 Jahre 1 (Referenz) 0,001
60–69 Jahre 0,66 0,42–1,05
70–79 Jahre 0,87 0,52–1,47
≥80 Jahre 3,79 1,40–10,3
Schicht
Unterschicht 1 (Referenz) 0,003
Mittelschicht 0,65 0,42–1,01
Oberschicht 0,41 0,25–0,70
Chemotherapie
Nein 1 (Referenz) 0,022
Ja 12,5 1,43–108,5
Komplikationen
Nein 1 (Referenz) 0,030
Ja 1,44 1,04–2,0
Nebenwirkungen
Nein 1 (Referenz) 0,001
Ja 1,93 1,35–2,77
Rehabilitation
Nein 1 (Referenz) 0,004
Ja 1,61 1,17–2,24aGeringe LQ = Werte unterhalb des Medians (<66,6 Punkte). Ein OR >1 zeigt an, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit vorliegt, eine geringe LQ zu haben, als in der jeweiligen Referenzgruppe. Als erklärende Variablen gingen in das Regressionsmodell ein: Alter (in 4 Gruppen), Schicht, Art der Krankenversicherung (GKV/PKV), T-Stadium dichotom (T1 + T2/T3 + T4 + Tx), Lebenspartner, Radiatio, Hormontherapie, Chemotherapie, Operation, Reha-Teilnahme, Tumornachsorgeteilnahme (ja/nein).
Tab. 5 Einflussfaktoren auf eine Verschlechterung der Lebensqualität im zeitlichen Ver-laufa
Einflussfaktor OR 95%-KI p
Status
Geheilt 1 (Referenz) 0,027
Rezidiv, Metastasen, o. ä. Verschlechterung 1,41 1,04–1,90
Altersgruppe
< 60 Jahre 1 (Referenz) 0,035
60–69 Jahre 0,76 0,39–1,50
70–79 Jahre 1,22 0,63–2,39
≥80 Jahre 0,86 0,38–1,97
Region/Wohnort
Ländlicher Raum 1 (Referenz) 0,002
Städtischer Raum 1,60 1,19–2,15aVerschlechterung = Abnahme der globalen LQ/Gesundheit zwischen Erst- und Zweitbefragung um ≥10 Punkte. Ein OR>1 zeigt an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich die LQ im zeitlichen Verlauf verschlechtert, höher ist als in der Referenzgruppe. Als erklärende Variablen gingen in das Regressionsmodell ein: Alter (in 4 Gruppen), Art der Krankenversicherung (GKV/PKV), Schicht, Region, Operation, Radiatio, Hormontherapie, Chemotherapie (ja/nein), T-Stadium dichotom (T1 + T2/T3 + T4 + Tx), Reha-Teilnahme, Tumornachsorgeteilnahme, Lebenspartner, Nebenwirkungen, Komplikationen, Inanspruchnahme komple-mentäre/alternative Medizin, Mitglied Selbsthilfegruppe (ja/nein), aktueller Status (geheilt/weiterer Tumor).
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Buchbesprechungen
Baumann, Freerk; Bloch, Wilhelm; Jäger, Elke (Hrsg.)Sport und körperliche Aktivität in der OnkologieHeidelberg: Springer-Verlag GmbH 2012, 268 S., 17 Abb., (ISBN 978-3-642-25065-1), 34.95 EUR
Gezielte körperliche Aktivität sollte, wenn
man der aktuellen wissenschaftlichen
Datenlage folgt, sowohl in der Prävention
von als auch in der Behandlung und Re-
habilitation nach Krebserkrankungen
mittlerweile Standard sein. Zahlreiche
Untersuchungen und Erfahrungen relevan-
ter Meinungsbildner weisen eindeutig auf
entsprechend positive Effekte hin.
Das vorliegende Werk „Sport und körper-
liche Aktivität in der Onkologie“ von
Baumann, Jäger und Bloch gibt hierzu
in einer besonders interessanten und
ansprechenden Weise einen sehr guten
Überblick. Hier wird auf die aktuelle wis-
senschaftliche Datenlage in Bezug auf die
Bereiche Sportausübung und gezielte
körperliche Aktivität bei Patientinnen und
Patienten mit onkologischen Erkrankungen
praxisrelevant eingegangen. Neben den
so wichtigen medizinischen Grundlagen
werden weitere höchstrelevante Themen
wie Prävention und Rehabilitation, die mo-
torischen Grundeigenschaften Kraft, Aus-
dauer und Sensomotorik, Effekte gezielter
körperlicher Aktivität, Besonderheiten und
Kontraindikationen der Trainingstherapie
bei Tumorpatienten, Verschreibungsmoda-
litäten sowie aktuelle Studienergebnisse
und Perspektiven verständlich aufbereitet
und dargestellt. Wichtig erscheint mir
neben der wissenschaftlichen Fundierung
des Buches vor allem auch die erwähnte
hohe Praxisrelevanz – hier wird praxis- und
wissenschaftsrelevantes Know-how nach-vollziehbar, verständlich und somit optimal für die Anwendung im interdisziplinären Kontext vermittelt. Aus meiner Sicht ist das Werk sowohl für Einsteiger als auch für er-fahrene Kolleginnen und Kollegen, die im interdisziplinären und multiprofessionellen Kontext mit onkologischen Patienten arbei-ten zu empfehlen und sollte daher in keiner einschlägigen Bibliothek fehlen.
Professor Dr. Richard Crevenna (Wien)
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