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Zu Horaz. Ueber die Unzuverlässigkeit des Cruquius

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Page 1: Zu Horaz. Ueber die Unzuverlässigkeit des Cruquius

Zu Horaz. Ueber die Unzuverlässigkeit des CruquiusAuthor(s): O. KellerSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 19. Jahrg. (1864), pp. 634-637Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41249732 .

Accessed: 21/05/2014 10:23

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634 Miscellen.

been lebiglich, weil jene Form bes Imperativus hier angemrssener iff. Wars ber Unterfchieb, ben man gewobnlich zwifchen ber fchwdcheretl Fotm i unb ber stdrteren ito zu sinben glaubt unb burch imperativ. praes. unb imperat. lutur. bezeichnet, gegrunbet, fo baAe ber Dichter nicht in bemfelben Verfe cede unb ito fagen konnen. Vielmebr liegt in der stdrkeren Form auher bem groheren Nachdruck befonbers ber Vegriff ber Wiebecholung. Nie wir baber Plaut. Poenni. V. 2, 119. Agor. Ni patrue , salve. Poen. Nt tn saiveto, Agorastodies, bie verschiebene Imperativform etwa burch: ^Agor. Sei gegruht.. Poen. Sei taufenbmal gegruht" ausbrucken konnen, fo werben wir bier uber- fehen muffen: ,,Weiche bu nicht bem Ungluck, fonbern geb ibm immer tubner entgegen"; benn wie viel Unqluck ibm noch bevorstebe, b<^t ihm bie Sibylle im Vochergebenben VI. 86 - 94 geoffenbart. Sobann gestattet es bie Latinitdt nicht, zu quaiu tna te lortuna sinet mit Schimmelpfeng esse zu ergdnzen, inbem wegen bes vorhergebenben ito vielmebr ire zu fuppliren ist. Es ift baber nicht richtig, wenn er biefe Worte uberfeht: ,,als bich bein Gefchick wirb fein lassen" unb weiterbin ben Sinn ber Lebre burch : „ - , als man gewobnlich im Ungluck zu fein pflegt" ausbruckt. Vielmebr fagt bie Sibylle : ,,Weicke bu nicht bem Ungluck, fonbern geb ibm immer muchig entgegen, unb zwar mit mebr Much, als bir bein bisberiges Mihgeschick einstohen wirb". Wober aber foll er biefen Mem Mutb fchopfen? Nicht, wie Schim- melpfeng meint, aus ber Gewihbeit, bie ber greise Nautes feinem Ge- bieter V. 710 zufagt: tzuidquid erit/ superanda omnis kortnna ls> rendo eat, fonbern allein aus bem, was in ben folgenben Worten ber Seberinn liegt unb was Schimmelpfeng ebenfalls anfichrt, aus ber zuversichtlichen Hoffnung enblicher Errettung; benn ,,ber erfte Neg zur Rettung", fagt sie, ,,wirb bir, was bu am wenigften erwarteft, von einer griechifchen Stabt eroffnet werben".

Marienwerber. H. F. Zeyh.

Zu Horaz. Ueber bie Unzuverldff igkeit bes Cruquius.

Auf ben Angriff bes Herrn Vr gangemeister im Rb. Muf. XIX S. 339 ff. gegen meine Behauptung von ber Unzuverldssigleit bes Cru« cfuius glaube ich fur jeht wenigstens bas erwibern zn mLssen: bah mir nach wie vor ein Herausgeber unzuverldssig erfchemt, wenn er in feinen Hanbf christen ganz abfonberliche, aus triltigen Griinben ver« dHchtige unb notorifch Mche Lesarten gefunben zu haben vorgibt, welche er felbft far befonbers vorzuglich halt unb welche in allen kbrigen schr zahlreichen unb zum Tbeil guten Hanbfchriften bes betreffenben Autors nicht existieren. Zu biefer Classe bbchst verbHchtiger Lesarten gchbren bie 3 von mir nanchaft gemachten angeblichen LeSarten ber blanbinischen Hanbfchriften Por^reis, Kuoeouw unb sorwouls. ss

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Kritisch-Gxegetifches. 635

Hubert nichts an ber Sache, bah ft* Cruquius, for Porpnyrei,, Mosoum unb sermones (ober ein Aequivalent bafur) in feinen aus< gezeichneten Hanbfchriften finben toollte, weil er bie Lesarten einmal ftr ausgezeichnet hielt, ft* bei alien breien ben Ruckzug einigermahen gebeckt hat, bah er bei ber erften Lesart fagt, apertae maonlas ffthren barauf, bei ber zweiten anfugt sed non sine litura unb bei ber britten zwar nicht gerabezu Mgt, bah feine Hanbfchriften sermones haben, fonbern nur behauptet, bah fte bas nach seiner jebenfalls ir- rtgen Anftcht gleichbebeutenbe sermonls haben, wdbrenb fte natkrlich mit ber Hauptmasse ber ubrigen Hanbfchriften sermonis hatten: ich sage, bas dnbert nichts an ber Sacke; erfunben ftnb alle brei. Nr. 1 unb 2 ftnb, toie jeber unbefangene Neurtheiler ber Cruquiusfchen An« gaben einrdumen muh (f. S. 281), nichts als eigene Conjecturen bes Cruquius nach Plinius, Mela unb Apollobor.- unb fur Nr. 3 hat felbst Herr vr 8angemeifter keine anbere Analogieen namhaft gemacht, als Pompelns, Petrelus, Oaetrelus, Orspelus, ielnnus, nelulatns, Lrolanns, also lauter Fdlle, wo bas 1 consonantifch steht: was haben dtefe wohl mit ber Erfinbung bes Cruquius sermonls zu fchaffen? Meine 3weifel an ber Glaubwurbigkeit bes Cruquius ftnb bur* Herrn vr 3angemeister nicht erfckuttert worben , unb fchwerlich wirb feine Vertheibigung ber 3 citierten Lesarten auch nur einen verurtheils- freien Lefer zu itberzeugen vermogen. Ich wollte gewih nicht ber letzte fein, ber 3angemeifters Vertheibigung unterfchriebe, wenn ich es mit meinem Gewissen vereinigen toTinte. Aber ich kann von alien feinen Einwurfen nur einen gelten lassen (benn bah nrpora vldmifch fei hatte ich nicht behauptet) von alien nur ben einen, bah Cruquius bei ber Einzelausgabe bes 4. Buches ber Oden ftch nicht babei be< ruhigen tonnte, bah ihn Niemanb werbe controlieren konnen; aber fkr alle fpateren Ausgaben unb fomit fast fur ben ganzen Horaz bleibt bas Bebenken boch stehen: unb toenn man annehmen muh, bah Cru- quius fogar zu einer 3eit, als bie Nlanbinifchen Hanbfchriften no* existierten, ftch nicht gefcheut hat, Lesarten (toie Porpnyreis) barin zu sinben, welcke nicht barin stanben, wer mag ba noch verlangen, bah man biefem Collationator viel Glauben fchenken foll bei Aussagen, bie er erst nach ber Verbrennung jener Manufcripte in bie Welt hin« ausgefanbt hat?

Man wirft mir vor, ich toolle ben Cruquius, ben auch felne 3eitgenossen nicht ber Unehrlickkeit befchulbigt haben, zu einem ̂Ne« tritger' stempeln; bie Gegenpartei zteht biefe crasse Bezeichnung, bie ich abfichtlich vermieben habe, abftchtlich vor: vielleicht weil man bie Sympathieen bes grohen Publicums leichter gewinnt, toenn man ben Vertheibiger gekrdnkter Unfchulb fpielt, als wenn man gerabe heraus fur einen veraltenben wissenfchaftlichen Stanbpunkt sicht? Ich habe ben Cruquius keinen Betruger genannt; biefe Nezeichnung ist zu start: aber ebensowenig verbient er ben Namen eines zuverldssigen Gelvdhrtz'

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636 Miscellen.

mannes. Wenn wir ben Cruquius gleichfam en' a^o^w^V sr« tappen, wie er uoter maouliZ unb liwris feine eigenen Verbefferungen finbet, wenn wir ihm o. III8, 5 faft zufehen konnen, wie er stch in bie angebliche Erlnnerung em'wiegt, bah in irgenb einer ber ver- brannten Hanbfchriften (in welcher, weih er offenbar felbft nicht anpl- geben) bas i langer als fonft gewefen few moge, bloh urn ejne ihm richtig fcheinenbe Lesart weiter in feine geliebten Hanbfchriften hinein- zuzaubern: ich benke, bann ift es erlaubt, auch anbere dhnliche Mani- pulations ihm zuzutrauen, z. B. Vermengung von Lesarten erster unb zweiter Hanb, namentlich in Fdllen, wo er glauben mochie, in Valorem Udrorum suorum Zioriam zu wirken: benn bieh war augenfcheinlich ber Grunb, warum er an ben genannten 3 ©tellen ber Verfuchung nicht wiberftehen konnte. Mit biefem lehten Eahe> bah Cruquius in ben nach feinem eigenen 3eugnih fehr vercorrigierten Blanbinifchen Hanbfchriften hochftfchwerlich mit ber nothigen Akribie unb Gewissenhaftigkeit Lesarten erster unb zweiter Hanb auseinanber gehalten hat, muh bie bisherige Basis ber meisten Horaztritiker in sich zufammenfallen. Denn wer nur einige ber dlteften unb alteren Horazmanufcripte svom IX- XI Ih.) gefehen unb mit einiger ©org- falt burchgearbeitet hat, ber weih, bah in ber Mehrzahl Kefer Manu» fcripte sich fystematifche Correkturen finben unb zwar in ber Regel nach anberen Hanbfchriftenfamilien. Von biefen Correkturen ben ur- fprunglichen Text zu unterfcheiben ift bas erste Erforbernih eines brauchbaren Apparats ftr Horaz. Diefem Erforbernih ift Cruquius in hochft ungeniigenber Weife nachgekommen. Unb fchon aus biefem Grunbe fcheinen mir feine Collationen unzuverldssig unb fast ganz unbrauchbar fur bie Herftellung bes horazifchen Textes, bah man aber ihrer gar nicht bebarf, will ich, zundchst fur Oben unb Epoben, an anberem Orte beweifen.

Wenn mir ferner vorgeworfen wirb, bah ich mit Empfehlung der Lesart quo et eine metrifche Sknbe begangen habe, fo geftehe ich, bas Geseh, gegen welches ich gefehlt haben foil, auch fchon vor Herrn vr 3angemeifters 3urechtweifung gekannt zu haben ; aber ein Gefetz, bas fich bloh auf eine bis zwei ©tellen grunbet - benn nur je ein bis zwei Male finbet sich bie fragliche Elision von me unb te - fteht nicht fo fest unb unmobificierbar ba, bah ich einen ganz analogen Fall, bie Elision eines anbern Pronomens, ftr einen 'metrifchen- Schni her' erkldren mschte. - Ueber ben Werth bes commentator Ouquianus, ber ab« gefehen von mobernen Interpolationen nichts Intereffantes bietet, was nicht auch hanbfchriftlich heute noch in reinerer unb richtigerer Geftalt vorliegt (anbers 3angemeifter S. 334, ber bie betreffenbe '©cholien- masse', uber bie er urtheilt, offenbar nicht kennt) behalte ich mir vor zu gelegenerer 3eit ausfuhrlicher zu hanbeln.

Was enblich ben perfonlichen, hofmeisternben unb hie unb ba hart ans Beleibigenbe streifenben Ton bes 3angemeifter'fchen Auffatzes

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Kritisch-Exegetisches. 637

betrifft, fo erklare ich ein fur allemal, bah ich auf bieses Gebiet keinem Gegner folgen werbe. Ich hatte mich nach meiner Gewohnheit mog- lichst kurz gefaht unb auf nickt blof; richtig sonbern auch wohlwollenb benkenbe Loser gerechnet, benen ich getrost etwas zu benken uberlajsen bilrfe, ohne mihperstanben ober weuigstens mihbeutet unb fogar ber Ibentificierung bisparater Begriffe befchulbigt zu werben.

Lubwigsburg. O. Keller.

Zu Tacitus. ^. Id run 8. Oyriu. o. 8.

Wiewohl bie von W. Wackernagel^) ausgegangene unb in bie neuften Ausgaben ber Germania aufgenommene Verbesserung bes Na- mms ber germanifchen Seherin ^urinig. in ^ Id run a bei Tacit, ttsriu. 8 allfeitige Billigung unb Annahme zu finben fcheint, so ist boch unseres Wissens bis jetzt noch nicht auf einige verwanbte ober analogs Namenbilbungen hingewiesen worben, welche eine weitere Ve- statigung ber aufgestellten Namensform abzugeben geeignet erscheinen. Zunachft ist ndmlich f estzuhalten , bah bas Wort aus zwei Theilen zusammengesetzt ist: aus ̂ unb VKVIf^: letzteres sinbet sich be- kanntlich bis spat herab als beutscher Frauenname in Schwaben unb am Main: Forstemann altbeutsches Namenbuch I S. 283 fuhrt eine wenn auch kleine Anzahl solcher Personennamen an, insbesonbere auch Lrung. l^uas 6t VruniodilHig 6ieitui- aus HuFon. odrou. bei PerhNon. X, 333 unb ̂Haidrun aus Golbast lisr. ̂lamauio. sorixt. 66. III. II, a. 120, bessen Contraction nach Analogie ahnlicher Bilbungen nur ̂.Idi-un gelautet haben kann. Auch auf jubischen Grabsteinen zu Mainz, auf benen auher hebrdischen auch beutsche Frauennamen vorkommen, hat sich ber Name Vruna wiebergesunben, wie man aus ber Zeitschr. bes Mainz. Vereins II. 1 unb 2. S. 229 ersieht. Aber noch viel frllher stellt sich ber ̂Idrrlua bes Tacitus ber Name ber IM^VOOVKVN^ einer Nonnenser Inschrift bei Lersch Central-Mus. II S. 57 n. 53 (Overbeck Catalog bes Vonner Mus. S. 57 n. 118) an bie Seite, bessen erster Theil ?IIi^VO an bie nicht seltenen kelti- schen Namen auf -n.noii8, wie 8N5MIN^.V0V3 (St einer 00H. vanud. 6t Men. 584) u. a. m. erinnert. Nicht weniger sicher lHht sich auch ber e r st e Theil bes Namens^i d r u u n. verfolgen. FSrste- mann S. 39 unb 63 stellt bie in altbeutfchen Stamm an erster Sttzlle sich finbenben Stdmme ^1^ unb ̂.1^1 zusammen unb nimmt bie mit Xl^N beginnenben zu ̂ .1^1, Qber welchen Stamm er jeboch S. 63 bemerkt, bah er ofter von anbern dhnlich lautenben Stdmmen nicht zu unterscheiben sei. ^1. selbst fuhrt er auf ̂I'H^I. zurllck,

1) Vgl. Iahrb. f. Philol. unb Piibag. Bb. 87. S. 72.

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