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18. Zuckerrüben Der Zuckermarkt ist einer der offensten Märkte der Welt. Etwa 100 Länder können entweder zollfrei oder zu einem günstigeren Zollsatz ihren Zucker in die EU einführen. Nun droht zusätz- lich das Mercosur-Handelsabkommen. Was genau bedeutet das? Zuckerrüben-Anbau RÜBE ADE? TEXT | FOTOS FRIEDERIKE KRICK Moderne Rübenverladung im Maschinenring Wetterau: Die LKW-Fahrten aus unterschiedlichen Abfuhrgruppen werden so optimiert, dass die Rüben genau so an die Fabriken geliefert werden, wie sie dort gebraucht werden. Foto: mart_m - iStock MASCHINENRING MAGAZIN 04.2019 .19 D WEITER AUF SEITE 20 HOLMER Maschinenbau GmbH Regensburger Str. 20 84069 Schierling/Eggmühl TEL.: +49 (0) 94 51/93 03-0 [email protected] www.holmer-maschinenbau.com Terra Dos T4-40 Terra Variant 435 DynaProtect Nur Fliegen ist bodenschonender. Halle 24 Stand A40 Besuchen Sie uns! H O L M E R H O L M E R PATENT EP 3119182 as geplante Freihandelsabkommen soll den Mercosur-Staaten einen zollfreien Zugang zum EU-Markt mit bis zu 190.000 Tonnen Zucker jährlich gewähren. Dies entspricht der Produk- tion einer deutschen Zuckerfabrik. Dazu wird die EU die Einfuhrzölle auf 180.000 Tonnen des bestehenden brasi- lianischen Kontingents von 98 Euro/Tonne auf Null senken und zusätzlich ein zollfreies Kontingent für paraguayischen Zucker von 10.000 Tonnen einführen. Gleichzeitig greift die brasilianische Regierung mit Sub- ventionen im Wert von jährlich etwa 2,5 Milliarden US- Dollar in den Markt ein. Brasilien als wichtigstes Mer- cosur-Land ist mit weitem Abstand der weltgrößte Zuckerproduzent und -exporteur mit einem Anteil an der weltweiten Zuckererzeugung von 22 Prozent und am Zuckerwelthandel von 45 Prozent. Brasilien verfügt bereits mit insgesamt 700.000 Tonnen jährlich über einen signifikanten zollbegünstigten Zugang zum EU- Markt. Dies entspricht fast der Hälfte der gesamten begünstigten EU-Einfuhrkontingente. 2018: MEHR FLÄCHE, WENIGER ERTRAG In Deutschland wurden im Wirtschaftsjahr 2018/19 in knapp 27.000 landwirtschaftlichen Betrieben Zuckerrü- ben angebaut, die in 20 Zuckerfabriken zu Zucker verar- beitet wurden. Bei einer Anbaufläche von 390.285 Hek- tar – eine Steigerung von etwa zwei Prozent im Ver- gleich zu 2017/18 – wurden insgesamt 24,6 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um ca. 23 Prozent, bedingt vor allem durch die große Trockenheit 2018. Die Zuckererzeugung 2018/19 betrug insgesamt 4,191 Milli- onen Tonnen – ein Rückgang um 18,8 Prozent gegen- über dem Vorjahr. Der durchschnittliche Zuckerertrag lag bei 10,7 Tonnen pro Hektar und war somit 20,5 Pro- zent niedriger als im Vorjahr. BIORÜBEN ALS NEUE CHANCE? Der ökologische Zuckerrübenanbau nimmt in Deutsch- land eine Nische ein. 2015 wurden in Deutschland lediglich 1.300 Hektar Bio-Zuckerrüben angebaut, das ist ein Anteil von 0,4 Prozent der gesamten deutschen Zuckerrübenfläche. Gleichwohl ist nach Angaben von Südzucker die Nachfrage nach Biozucker hoch. Auf Anfrage räumt Südzucker jedoch ein, dass Biozucker vorerst ein Nischenprodukt bleiben wird, obwohl man gerade in den beiden letzten Jahren die Flächen deut- lich hat ausweiten können. Südzucker arbeitet vor allem mit dem Verband Süddeutscher Zuckerrübenan- bauer zusammen. Attraktive Preise und zusätzliche Serviceangebote sollen die Landwirte zu dem anspruchsvollen Bioanbau motivieren. Neben der Rübenfabrik Warburg nimmt nun auch die Fabrik in Rain am Lech Biorüben an. Zu Rüben- und Zuckermen- gen wollte Südzucker keine Angaben machen. Hacken statt spritzen: Die Technik macht enorme Fort- schritte. D Zurü t 1n - r r u.

Zuckerrüben-Anbau D RÜBE ADE?...Moderne Rübenverladung im Maschinenring Wetterau: Die LKW-Fahrten aus unterschiedlichen Abfuhrgruppen werden so optimiert, dass die Rüben genau

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  • 18. ― Zuckerrüben

    Der Zuckermarkt ist einer der offensten Märkte der Welt. Etwa 100

    Länder können entweder zollfrei oder zu einem günstigeren Zollsatz ihren Zucker in die EU einführen. Nun droht zusätz-lich das Mercosur-Handelsabkommen.

    Was genau bedeutet das?

    Zuckerrüben-Anbau

    RÜBE ADE?

    TEXT | FOTOS FRIEDERIKE KRICK

    Moderne Rübenverladung im Maschinenring Wetterau: Die LKW-Fahrten aus unterschiedlichen Abfuhrgruppen werden so optimiert, dass die Rüben genau so an die Fabriken geliefert werden, wie sie dort gebraucht werden. Fo

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    HOLMER Maschinenbau GmbHRegensburger Str. 20 84069 Schierling/Eggmühl

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    Halle 24 Stand A40Besuchen Sie uns!

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    PATENTEP 3119182

    as geplante Freihandelsabkommen soll den Mercosur-Staaten einen zollfreien Zugang zum EU-Markt mit bis zu 190.000 Tonnen

    Zucker jährlich gewähren. Dies entspricht der Produk-tion einer deutschen Zuckerfabrik. Dazu wird die EU die Einfuhrzölle auf 180.000 Tonnen des bestehenden brasi-lianischen Kontingents von 98 Euro/Tonne auf Null senken und zusätzlich ein zollfreies Kontingent für paraguayischen Zucker von 10.000 Tonnen einführen. Gleichzeitig greift die brasilianische Regierung mit Sub-ventionen im Wert von jährlich etwa 2,5 Milliarden US-Dollar in den Markt ein. Brasilien als wichtigstes Mer-cosur-Land ist mit weitem Abstand der weltgrößte Zuckerproduzent und -exporteur mit einem Anteil an der weltweiten Zuckererzeugung von 22 Prozent und am Zuckerwelthandel von 45 Prozent. Brasilien verfügt bereits mit insgesamt 700.000 Tonnen jährlich über einen signifikanten zollbegünstigten Zugang zum EU-Markt. Dies entspricht fast der Hälfte der gesamten begünstigten EU-Einfuhrkontingente.

    2018: MEHR FLÄCHE, WENIGER ERTRAGIn Deutschland wurden im Wirtschaftsjahr 2018/19 in knapp 27.000 landwirtschaftlichen Betrieben Zuckerrü-ben angebaut, die in 20 Zuckerfabriken zu Zucker verar-beitet wurden. Bei einer Anbaufläche von 390.285 Hek-tar – eine Steigerung von etwa zwei Prozent im Ver-gleich zu 2017/18 – wurden insgesamt 24,6 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um ca. 23 Prozent, bedingt vor allem durch die große Trockenheit 2018. Die Zuckererzeugung 2018/19 betrug insgesamt 4,191 Milli-onen Tonnen – ein Rückgang um 18,8 Prozent gegen-

    über dem Vorjahr. Der durchschnittliche Zuckerertrag lag bei 10,7 Tonnen pro Hektar und war somit 20,5 Pro-zent niedriger als im Vorjahr.

    BIORÜBEN ALS NEUE CHANCE?Der ökologische Zuckerrübenanbau nimmt in Deutsch-land eine Nische ein. 2015 wurden in Deutschland lediglich 1.300 Hektar Bio-Zuckerrüben angebaut, das ist ein Anteil von 0,4 Prozent der gesamten deutschen Zuckerrübenfläche. Gleichwohl ist nach Angaben von Südzucker die Nachfrage nach Biozucker hoch. Auf Anfrage räumt Südzucker jedoch ein, dass Biozucker vorerst ein Nischenprodukt bleiben wird, obwohl man gerade in den beiden letzten Jahren die Flächen deut-lich hat ausweiten können. Südzucker arbeitet vor allem mit dem Verband Süddeutscher Zuckerrübenan-bauer zusammen. Attraktive Preise und zusätzliche Serviceangebote sollen die Landwirte zu dem anspruchsvollen Bioanbau motivieren. Neben der Rübenfabrik Warburg nimmt nun auch die Fabrik in Rain am Lech Biorüben an. Zu Rüben- und Zuckermen-gen wollte Südzucker keine Angaben machen.

    Hacken statt spritzen: Die Technik macht enorme Fort-schritte.

    Die Zuckerrübe ist in vielen Regionen unverzicht-bar in der Fruchtfolge.

  • 20. ― Zuckerrüben

    Landwirt Jan-Peter Loth (li.) mit Eck-hard Baumgarten vom MR Wetterau

    is 2016 galt bei der Rübenabfuhr in der Wet-terau das Prinzip der Selbstanfuhr durch die Landwirte zu den Zuckerfabriken Offstein und

    Wabern. Die Organisation baute vor allem auf das Sys-tem der sogenannten Nachbarschaftshilfe. Landwirte beauftragten Landwirte, die Vermittlung wurde über den Maschinenring abgewickelt. Die als GbR organisier-ten Maschinengemeinschaften stellten den Rübenan-bauern, die gleichzeitig Auftraggeber waren, den ent-sprechenden Fuhrpark zur Verfügung. Der Maschinen-ring vermittelte die Fahrer und verwaltete die Treu-handkonten.

    RUHEZEITEN EINHALTENDoch die angespannte Personalsituation auf den Betrie-ben erforderte es zunehmend, auch außerlandwirt-schaftliche Fahrer zu beschäftigen. Damit stieß das gesamte Prinzip an seine Grenzen. „Der Landwirt als Arbeitgeber trug formal die Verantwortung für die angestellten Fahrer“, erläutert Eckhard Baumgarten, Geschäftsführer des Maschinenrings Wetterau, „mit allen Pflichten und Auflagen, die damit verbunden sind. Es dürfen zum Beispiel keine Ausnahmen von Lenk- und Ruhezeiten mehr gemacht werden. Zudem greift das Mindestlohngesetz. Letztendlich waren die GbRs auch gar nicht befugt, Fahrer anzustellen.“ Wegen der Pflichten und Auflagen waren immer weni-ger Landwirte dazu bereit, Fahrer zu beschäftigen. Gleichzeitig fehlten Landwirte, die im Sinne der Nach-barschaftshilfe als Fahrer fungieren wollten. „Es stand zu befürchten, dass gewerbliche Transporteure versu-chen, die Lücke durch eigene Angebote zu schließen,“ fasst Baumgarten zusammen.

    GMBH STATT GBRDer Maschinenring Wetterau reagierte mit einer neuen Organisationsstruktur und übertrug die Frachtaufträge auf die Wetterauer Agrarservice GmbH (WAS) und damit an eine Maschinenring-eigene Tochter. Die Rechtsform

    Rüben-Transporte

    LANDWIRTE ENTLASTENNicht immer haben zukunftsträchtige Entscheidungen das Potenzial für große Schlagzeilen.

    Sie erfordern besondere Sachkenntnisse im Detail und einen offenen Blick für die Herausforderungen der Zukunft. Die Neuorganisation des Rübentransports im Einzugsgebiet des Maschinenrings Wetterau

    und Umgebung e. V. war so eine Entscheidung.

    der Transportgruppen wurde von landwirtschaftlichen GbRs in gewerbliche GmbH & Co. KGs geändert. Diese können nun auch Fahrer anstellen und die Möglichkei-ten der Digitalisierung besser nutzen. „Mit Farmpilot haben wir ein Tool an der Hand, über das sich die Arbeitszeiterfassung für bis zu 300 LKW-Fahrer sauber abwickeln lässt“, erläutert Baumgarten. Darüber hi naus hat die WAS ihr Aufgabengebiet erweitert. Neben der Organisation der Transportaufträge etablierte sie ein Mietenschutzkonzept mit teils eigener und teils frem-der Technik und verteilt die Streuaufträge für Carbokalk an die Streugruppen. Nach wie vor gehören Laden und Reinigen mit zwei ringeigenen Lademäusen sowie sechs Rodegemeinschaften zum landwirtschaftlichen Aufgabenbereich des Rings.

    GUTE FAHRER FINDENMit der Neuorganisation steht die Rübenabfuhr in der Wetterau nun auf rechtssicheren Füßen. Das hilft, Mit-

    B

    MASCHINENRING MAGAZIN 04.2019 .21

    RÜBEN-SERVICE IM MASCHINENRING WETTERAU

    MASCHINENRING WETTERAU Vorsitzender: Christian Seibert | Geschäftsführer: Eckhard Baumgarten | Schwerpunkte: Beratung, Information, Fortbildung, Logistik (Rübe, Cultan-düngung, Maisernte, ...), Innovationen in der Land-wirtschaft etablieren (z. B. RTK-Korrektursignal mit eigenen Stationen, Digitalisierung), Zusatzein-kommen, Überbetriebliche Maschinenvermittlung, Getreidevermarktung (Absicherung an der Börse), eigene digitale Anwendungen (Flächenerfassung für die Einsatzplanung, Winterdienst-App, Börsen-App) | Mitgliederzahl: 1.100www.mr-wetterau.de

    arbeiter zu finden: „Gute Fahrer kann man nur gewin-nen, wenn man attraktive Arbeitsbedingungen bietet. Dazu zählt nicht nur die Entlohnung, auch in den Berei-chen Urlaub und Ruhephasen stehen wir in Konkurrenz zum Markt“, so Eckhard Baumgarten.

    Für die Mitglieder hat sich im Ablauf der Rüben-ernte nichts verändert. Das bestätigt auch Jan-Peter Loth, Landwirt und Rübenanbauer aus Friedberg. Rund 40 Hektar Zuckerrüben hat er im Anbau und ist Mitge-schäftsführer einer Transportgruppe. „Es gibt ohnehin keine andere Kultur, die so umfassend betreut wird“, sagt der 32-Jährige. „Die Rübenfabrik, die Beratung, die Industrie und eben auch der Maschinenring überneh-men viele Aufgaben. Der Landwirt muss fast nichts mehr machen.“ Bei diesen Worten zwinkert Loth, denn er weiß: „Noch nie bin ich so oft über die Felder gefahren wie in diesem Jahr.“ Dies aber hat andere Gründe. Die an sich anspruchslose Hackkultur hat mit neuen He rausforderungen zu kämpfen, vor allem mit dem Wegfall der Beizung. Zumindest in dieser Kampagne ging trotzdem alles gut. „Wir registrierten nach dem Auflaufen starken Befall mit dem Erdfloh, in letzter Konsequenz hat dies aber zu keinen ertragsrelevanten Schäden geführt“, ist Loths Erfahrung aus dem ersten neonikotinoidfreien Jahr. „Die Witterung sorgte dafür, dass auch Läuse nicht zum Problem wurden. Das kann in anderen Jahren natürlich völlig anders aussehen.“

    KEINE PANIKNach Loths Meinung könnte in der Region das Thema Hacken interessanter werden, denn auch die Herbizide stehen zur Diskussion. „Jede Änderung ist spannend, einen Grund zur Panik sehe ich nicht,“ meint er. „Ohne-hin ist die Zuckerrübe in unserer Region als Blattfrucht konkurrenzlos.“ Nach dem Wegfall der Quote müssen sich seiner Meinung nach jetzt noch die Märkte einpen-deln, „durch Mercosur wird das möglicherweise etwas länger dauern. Insgesamt rechne ich damit, dass die Zuckermärkte volatiler werden.“ Ein gut aufgestellter Maschinenring ist für ihn wichtig. Ist die Organisation geregelt, bleibt Loth mehr Zeit für den Acker. „Die werde ich in Zukunft für die Beobachtung ganz sicher benöti-gen, um beispielsweise Entscheidungen für einen ziel-gerichteten Pflanzenschutz zu treffen.“

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    • ca. 450 Rübenanbauer• Organisation des Rübentransports /

    Einsatzleitung für die Ladegeräte (Beantragung der Genehmigungen für Straßenverladungen, Ansprech-partner für Behörden…)

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    • Betreuung durch und mit Farmpilot (zentrales Werkzeug für alle Prozesse in der Rübenernte, Transport und Mie-tenschutz)

    • Arbeitszeiterfassung für bis zu 300 LKW-Fahrer (über Farmpilot) als Dienst-leistung für die Transportgruppen

    • Organisation des Carbokalk- (Rück)-Transports während und nach der Kampagne

    • Verteilung Streuaufträge für Carbokalk an die Streugruppen

    • Organisation und Durchführung des Mietenschutzes (zwei Vlies- wickelgeräte)

    WEITER AUF SEITE 22

  • 22. ― Zuckerrüben

    GRUNDLAGEN DER PHYTOMEDIZIN „Werden Sie zum Doc Ihrer Pflanzen" – das verspricht ein Tagesseminar, das die Akademie der Maschinenringe am 5. Februar 2020 in Neuburg anbietet. Zwei erfahrene Referenten zeigen dabei, wie jeder Betrieb sein Pflanzenschutz-Manage-ment erweitern kann. Dabei spielen eine ausgeklügelte Frucht-folge, ein aktives Resistenzmanagement, eine ausgewogene Düngung und auf den Bestand zugeschnittene Pflanzenschutz-maßnahmen eine große Rolle. Es geht auch um die Wirtschaft-lichkeit: Wo liegt der Grenzertrag der jeweiligen Behandlung? Wie wird die Schadschwelle richtig eingeschätzt? Was sind das Für und Wider einer teilflächenspezifischen Ausbringung? Weitere Infos und Anmeldung: www.maschinenringe.de/ seminar/phytomedizin

    ie Beizung mit Neonikotinoiden steht in Deutschland nicht mehr zur Verfügung. Wie beurteilen Sie den Wegfall dieser

    Wirkstoffgruppe?Dadurch ist dem Rübenanbau eine zielgerichtete und nachhaltige Kontrolle von Blattläusen wie der Grünen Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) oder der Schwarzen Bohnenlaus (Aphis fabae) als Vektoren von Vergilbungs-viren verloren gegangen. Damit fehlt die Möglichkeit,

    Zuckerrüben und Pflanzenschutz

    „Über den Einzelbetrieb hinaus denken“

    Insektizide auf das minimal notwendige Maß zu redu-zieren. Der Zuckerrübenanbau und der Ackerbau gene-rell benötigen deshalb völlig neue Strategien für eine wirksame, integrierte Kontrolle von tierischen Schad-erregern.

    Wie können diese Strategien aussehen?Dazu zählen verstärkt phytosanitäre Maßnahmen durch die Fruchtfolgegestaltung. Das sollte nicht nur lokal, sondern auch regional synchronisiert werden. Nur so lässt sich die Populationsentwicklung von Schädlingen regional unterbinden. Unverzichtbar ist darüber hinaus die Etablierung von resistenten und toleranten Sorten gemeinsam mit den Züchtungsunter-nehmen. Eine direkte Resistenz gegenüber Insekten ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Stärker in den Fokus rücken müssen biologische Maßnahmen wie Nützlingsmanagement, Biochemicals oder biotechni-sche Verfahren. Und last, not least ist die Zulassung neuer, bienenschonender und effektiver Wirkstoffe erforderlich.

    Das ist für den einzelnen Landwirt eine große He-rausforderung.Hier ist ein enger Schulterschluss zwischen der Praxis, der Zuckerwirtschaft, der Züchtung, Pflanzenschutz-mittel-Hersteller, Beratung und Wissenschaft erforder-

    Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein ist Leiterin des Instituts für Zuckerrü-benforschung (IfZ) und außerplanmäßige Pro-fessorin für Phytopatho-logie an der Universität Göttingen. Träger des IfZ

    ist der Verein der Zuckerindustrie.

    D

    Der Anbau von Zuckerrüben ist auch aus pflanzenbaulicher Sicht nicht einfacher geworden. Wirkstoffgrup-pen fallen weg, die Gefahr von Resis-tenzen nimmt zu. Wir haben bei Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein vom Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) an der Universität Göttingen nach ihrer Einschätzung dazu gefragt.

    MASCHINENRING MAGAZIN 04.2019 .23

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    lich. Es geht auch darum, kurzfristig reagieren zu kön-nen, zum Beispiel weil neue Kalamitäten, Schaderreger und „alte Bekannte“ wie Syndrome Basses Richesses (SBR) oder Rübenderbrüssler jahresabhängig einen hohen Befallsdruck ausüben können.

    Sorgen bereitet den Landwirten auch der Wegfall herbizider Wirkstoffe. Wie können Rübenanbauer reagieren?Die Zuckerrübe ist insbesondere in ihrer Jugendent-wicklung sehr anfällig für die Konkurrenz gegenüber Unkräutern. Probleme bereiten vor allem Weißer Gän-sefuß, Bingelkraut, Ausfallraps oder Knötericharten. Laut einer lfZ-internen Umfrage kommen in über 95 Prozent der Herbizidapplikationen in der Praxis die Wirkstoffe Desmedipham und Phenmedipham zum Einsatz. Der Wegfall eines Wirkstoffs aus dieser Gruppe stellt den Anbau deshalb vor neue Herausforderungen. Wir brauchen neue Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkmechanismen!

    Wie beurteilen Sie die Chancen des mechani-schen Pflanzenschutzes?Forschung und Landtechnik arbeiten mit Hochdruck daran. Es besteht noch Entwicklungsbedarf. Ich denke, Effektivität, Flächenleistung und Einsatzfähigkeit in

    WEITER AUF SEITE 24

  • 24. ― Zuckerrüben

    Der Sole-Indikator

    www.dammann-technik.deEinfacher - gezie

    lter - sparsamer

    GEFAHR FÜR DIE ZUCKERRÜBEVON BLATTLÄUSEN ÜBERTRAGENE Vergilbungsviren, aber auch Cercospora-Blattflecken

    REGIONAL SPEZIFISCHES AUFTRETEN von Schadursachen wie Rhizoctonia-Wurzelfäule und Nematoden. Bei Krankheiten wie Rizomania-Wurzelbärtigkeit, die bisher effizi-ent über resistente Sorten kontrolliert wurden, wurde aktuell ein Resistenzbruch beobachtet. Erste Sorten mit neuen Resistenz-eigenschaften sind auf dem Markt.

    EINE NEUE HERAUSFORDERUNG mit regional hoher Bedeutung ist das Syndrome Basses Richesses (Syndrom der niedrigen Zu-ckergehalte). Dies wird verursacht durch ein Plasmid und Phyto-plasmen, welche durch eine Schilfglasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) übertragen werden und zu einem starken Rückgang des Zuckergehalts in Rüben führt.

    DIE RESISTENZGEFAHR wird von der Wissenschaft sehr hoch ein-geschätzt. Allerdings ist ein Resistenzmanagement durch Wirk-stoffwechsel im Bereich der Blattkrankheiten (wo Resistenz gegen Strobilurine ubiquitär, Azol-Shifting regional beobachtet werden) kaum noch möglich, weil zu wenig unterschiedliche Wirkstoffe zu-gelassen sind.

    AUCH RESISTENZEN GEGENÜBER WIRKSTOFFEN aus der Gruppe der Pyrethroide und Carbamate (Blattlaus-Bekämpfung) sind euro-paweit nachweisbar. Als Alternative ist aktuell ein einziges Insekti-zid mit einem anderen Wirkmechanismus in Deutschland zugelas-sen. Experten warnen, das sei keine langfristige Lösung und könne über Notfallzulassungen nach § 53 nicht kompensiert werden.

    Abhängigkeit von Standort und Umwelteigenschaften müssen noch verbessert werden. Insbesondere der sensible Bereich im nächsten Umfeld der Rübenpflanze kann noch nicht mit der erforderlichen Sorgfalt mechanisch von Unkraut bereinigt werden.

    Wie sieht es mit herbizid-resistenten Sorten aus?Da gibt es vielversprechende Ansätze. Beispielsweise eine Systemlösung mit durch Selektionszüchtung etablierter natürlicher Resistenz gegenüber ALS-Inhibitoren in Kom-bination mit einem entsprechenden Herbizid. Sie kommen jedoch in der Praxis wegen hoher Hürden im Zulassungs-verfahren in Deutschland bisher nicht zum Einsatz. Das ist bedauerlich. 

    Wie kann ein zukunftsfähiger Rübenanbau in Deutschland aussehen? Grundsätzlich gilt, dass der Zuckerrübenanbau zukunfts-fähig ist! Wichtig sind systemintegrierte Ansätze und Pflanzenschutzstrategien, zum Beispiel im Unkrautma-nagement. Das heißt: über einzelne Kultu-ren hinaus planen, um Resistenzen zu vermeiden. Anbau-pausen in der Frucht-folge werden wichti-ger, um den Aufbau von Insekten- und Schaderreger-Popula-tionen zu reduzieren. Zudem müssen topografische Grenzen stärker genutzt werden. Wir müssen uns aufgrund einer hohen Mobilität von tierischen Schaderregern (Insekten) einen europaweiten Überblick über Dynamiken in Insekten-populationen verschaffen und gemeinsame Strategien ent-wickeln.

    Hilft die Digitalisierung dem Rübenanbau?Digitale Technologien aus dem Bereichen Sensorik und Robotik können für ein Monitoring und auch bei der Durch-führung von Kontrollmaßnamen unterstützen, es gilt aber noch Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu tätigen. Dies tun wir als IfZ beispielsweise gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Exzellenzstrategie PhenoRob zur Entwicklung von digitalen Technologien für die Land-wirtschaft und zukünftig in einem digitalen Experimentier-feld hier am Standort Göttingen.

    FORTSETZUNG VON SEITE 23

    Ägypten ist mit einem Import von 517.000 t Zucker der größte Abnehmer von EU-Zucker.