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Sport und Gesellschaft – Sport and Society Jahrgang 9 (2012), Heft 1, S. 63 - 92 © Lucius & Lucius Verlag Stuttgart Jens Flatau, Werner Pitsch und Eike Emrich Zum Wandel von Sportvereinen und seinen Ursachen – Befunde einer Mehrebenen-Untersuchung Causes of Change in Sports Clubs—Findings from a Multi-Level Study Zusammenfassung Zum organisationalen Wandel existieren verschiedene theoretische Ansätze, welche sich u.a. durch ih- ren Umweltbezug unterscheiden. Der populationsökologische Ansatz erweitert diese intraorganisatio- nale Perspektive um die Analyseebene des Kollektivs gleichartiger Organisationen. Auf dieser theoreti- schen Grundlage wird systematisch zwischen den drei Analyseebenen des einzelnen Sportvereins, dem Kollektiv bestehender Sportvereine sowie der Sportvereinspopulation unterschieden und werden Pa- neldaten aus zwei Befragungen pfälzischer Sportvereine hypothesengeleitet analysiert. Die Ergebnisse bestätigen zum einen die populationsökologischen Annahmen stabiler Kernmerkmale bei hochgradig wandlungs-, d.h. anpassungsfähigen peripheren Merkmalen in bestehenden Sportvereinen. Zum ande- ren deuten sie darauf hin, dass sich organisationaler Wandel primär durch den Austausch von Verei- nen, also auf der Populationsebene, vollzieht. Summary There exist a number of theoretical approaches to organizational change, which differ in the relation- ship of this change to the surrounding environment. The population ecology approach expands the in- tra-organizational perspective to consider collectives of similar organizations. On this theoretical foun- dation, this article distinguishes systematically among three levels of analysis, the individual sports club, the collective of existing sports clubs, and the overall population of sports clubs, and analyzes panel data from two surveys of sports clubs in the Pfalz region. The results confirm the population ecology assumptions of stable core characteristics with highly malleable—that is, adaptable—peripheral charac- teristics in existing sports clubs. Furthermore, they suggest that organizational change takes place pri- marily on the population level, that is, through the replacement of sports clubs. 1 Einleitung Organisationaler Wandel ist ein Schwerpunktthema der Organisationsforschung, wel- ches theoretisch-analytisch in die verschiedenen allgemeinen organisationstheoreti- schen Schulen (s. hierzu Scott, 1981) eingebettet wird. So ist er in der Sichtweise von Organisationen als rationale Systeme anhand zweckmäßiger Kriterien intendiert, aus der Perspektive von Organisationen als natürliche Systeme das Ergebnis unverbunde- ner individueller Bedürfnisse und daraus resultierender Interessen, und betrachtet man Organisationen als offene Systeme, so wird der Einfluss der Umwelt auf organi- sationalen Wandel betont. Auch die Sportvereinsforschung befasst sich intensiv mit der Thematik und hat in jüngerer Zeit durch empirische Längsschnittstudien (Anthes,

Zum Wandel von Sportvereinen und seinen Ursachen – Befunde ... · (Geser, 1980, S. 207) ihre interne Differenzierung sowie die Anzahl der Nutzer der Organisationsleistungen heranzieht,

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Sport und Gesellschaft – Sport and Society Jahrgang 9 (2012), Heft 1, S. 63 - 92 © Lucius & Lucius Verlag Stuttgart

Jens Flatau, Werner Pitsch und Eike Emrich

Zum Wandel von Sportvereinen und seinen Ursachen – Befunde einer Mehrebenen-Untersuchung

Causes of Change in Sports Clubs—Findings from a Multi-Level Study

Zusammenfassung

Zum organisationalen Wandel existieren verschiedene theoretische Ansätze, welche sich u.a. durch ih-ren Umweltbezug unterscheiden. Der populationsökologische Ansatz erweitert diese intraorganisatio-nale Perspektive um die Analyseebene des Kollektivs gleichartiger Organisationen. Auf dieser theoreti-schen Grundlage wird systematisch zwischen den drei Analyseebenen des einzelnen Sportvereins, dem Kollektiv bestehender Sportvereine sowie der Sportvereinspopulation unterschieden und werden Pa-neldaten aus zwei Befragungen pfälzischer Sportvereine hypothesengeleitet analysiert. Die Ergebnisse bestätigen zum einen die populationsökologischen Annahmen stabiler Kernmerkmale bei hochgradig wandlungs-, d.h. anpassungsfähigen peripheren Merkmalen in bestehenden Sportvereinen. Zum ande-ren deuten sie darauf hin, dass sich organisationaler Wandel primär durch den Austausch von Verei-nen, also auf der Populationsebene, vollzieht.

Summary

There exist a number of theoretical approaches to organizational change, which differ in the relation-ship of this change to the surrounding environment. The population ecology approach expands the in-tra-organizational perspective to consider collectives of similar organizations. On this theoretical foun-dation, this article distinguishes systematically among three levels of analysis, the individual sports club, the collective of existing sports clubs, and the overall population of sports clubs, and analyzes panel data from two surveys of sports clubs in the Pfalz region. The results confirm the population ecology assumptions of stable core characteristics with highly malleable—that is, adaptable—peripheral charac-teristics in existing sports clubs. Furthermore, they suggest that organizational change takes place pri-marily on the population level, that is, through the replacement of sports clubs.

1 Einleitung

Organisationaler Wandel ist ein Schwerpunktthema der Organisationsforschung, wel-ches theoretisch-analytisch in die verschiedenen allgemeinen organisationstheoreti-schen Schulen (s. hierzu Scott, 1981) eingebettet wird. So ist er in der Sichtweise von Organisationen als rationale Systeme anhand zweckmäßiger Kriterien intendiert, aus der Perspektive von Organisationen als natürliche Systeme das Ergebnis unverbunde-ner individueller Bedürfnisse und daraus resultierender Interessen, und betrachtet man Organisationen als offene Systeme, so wird der Einfluss der Umwelt auf organi-sationalen Wandel betont. Auch die Sportvereinsforschung befasst sich intensiv mit der Thematik und hat in jüngerer Zeit durch empirische Längsschnittstudien (Anthes,

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2009; Breuer, 2009, 2011; Flatau, 2007) wichtige Impulse erhalten. Dabei interessieren vor allem folgende Fragen:

1. Inwieweit wandeln sich Sportvereine (innerhalb eines bestimmten Zeitinter-valls)?

2. Auf welche Art und Weise vollzieht sich dieser Wandel?

3. Inwieweit erfolgt dieser Wandel in Abhängigkeit von der Umwelt?

Die ersten beiden dieser Fragen sollen mit Hilfe einer hypothesengeleiteten β-Fehler-Panelanalyse sowie des populationsökologischen Ansatzes von Hannan und Freeman (1977) untersucht werden. Die Besonderheit des populationsökologischen Ansatzes liegt in der Betrachtungsperspektive ganzer Kollektive gleichartiger Organisationen. Der Mechanismus des Wandels von Organisationspopulationen unterscheidet sich von demjenigen einzelner Organisationen (korporativer Akteure), da bei ersterem neben der Veränderung bestehender Organisationen ihr Austausch eine Rolle spielt. Beide Betrach-tungsebenen werden hier kombiniert und auf diese Weise ein grundsätzliches Defizit monofokaler Organisationsforschung überwunden. Denn so wie ihr „Vorbild“, die biologische Evolutionstheorie, und auch die methodologisch-individualistische Sozio-logie im Allgemeinen, baut die Populationsökologie von Organisationen auf der in-terdependenten Analyse von kollektiver und individueller Ebene auf. Daher formulie-ren wir theoriegeleitet Hypothesen, welche sich auf beide Betrachtungsebenen unter drei verschiedenen Beobachtungsperspektiven beziehen. Hierzu müssen wir im kon-kreten Fall zunächst diese Perspektiven für „die Sportvereine“ differenziert betrach-ten und begrifflich scharf definieren. Dazu gehen wir wie folgt vor: In Kapitel 2 ver-orten wir, begrifflich an die Biologie angelehnt, Sportvereine als „Organisationsart“ in einem organisationalen Ordnungssystem und beschreiben so die sie bestimmenden Charakteristika. In Kapitel 3 diskutieren wir verschiedene, für die Anwendung auf die Entwicklung von Sportvereinen infrage kommende Theorien organisationalen Wan-dels. Darauf aufbauend folgt in Kapitel 4 die Darstellung und Diskussion des theore-tischen und empirischen Forschungsstandes zum Wandel von Sportvereinen, um so-dann in Kapitel 5 unsere Forschungshypothesen und in Kapitel 6 die methodische Vorgehensweise vorzustellen. Ergebnisdarstellung (Kapitel 7), Diskussion (Kapitel 8) und Ausblick (Kapitel 9) beschließen den Beitrag.

2 Organisationsart und -population

Innerhalb des populationsökologischen Ansatzes bestehen kontroverse Auffassungen darüber, ob über eine Betrachtung von Kollektiven einzelner Organisationstypen hin-aus die theoretische Herausbildung einer komplexen Organisationstaxonomie analog zur Systematik in der Biologie zweckmäßig ist (vgl. McKelvey & Aldrich, 1983; Han-nan & Freeman, 1989). Um im Rahmen der Ergebnisinterpretation Implikationen für

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die benachbarten Klassifikationsebenen erkennen zu können, entscheiden wir uns im vorliegenden Beitrag dafür.

In einer Taxonomie der Organisationen (ihrerseits Teil der Gesellschaftsstruktur) können Sportvereine im weitesten Sinne als Korporationen oder „korporative Akteu-re“ klassifiziert werden, welche als Einheit, d.h. Individuen gleich, nicht nur handeln, sondern sich auch entwickeln, beides in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt (Coleman, 1979, S. IX, XII). Ihr Hauptcharakteristikum besteht darin, dass sie gegründet wer-den, um bestimmte Zwecke zu verfolgen, welche von einzelnen Individuen so nicht realisiert werden könnten (ebd., S. 2). Häufig bedienen diese Zwecke materielle Inte-ressen. Überall dort, wo materielle Güter nicht Zweck, sondern Mittel für andere Zwecke der Organisation sind (Young, 1983), aber dennoch auf private Initiative zu-rückgeführt werden können und entsprechende Autonomie genießen, spricht man allgemein von Nonprofitorganisationen (Young & Steinberg, 1995, S. 19). Sie werden zumeist sowohl formal als auch informell als gemeinnützig bzw. wohltätig („charitab-le“; Anheier, 2005, S. 38) angesehen. Aus ökonomischer Perspektive produzieren sie in der Regel Güter mit heterogener Nachfrage und füllen damit die aus Mangel an hinreichendem materiellem und öffentlichem Interesse entstehende Versorgungslücke (vgl. Weisbrod, 1988), stehen aber dennoch zumeist in partieller Konkurrenz zu Pro-fitorganisationen. Ihre Finanzierung gestaltet sich insofern komplizierter, als ihre Nutzenfunktion und auch die Interessenlagen der Stakeholder heterogener sind, zu-mal mangels eines Formalziels in Form von Gewinnerwartung auch nur geringes In-teresse der Beteiligung seitens externer Eigentümer besteht (Littich, 2002, S. 364). Gleichwohl finden sich in der „Familie“ der Nonprofitorganisationen die ver-schiedensten Rechtsformen vom Idealverein über die Stiftung bis hin zur Aktienge-sellschaft (Ettel & Nowotny, 2002). Sehr unterschiedlich sind auch die Formen des Organisierens der Leistungserstellung, wobei tendenziell die formal-vertikale Integra-tion mit Organisationsalter und -größe zunimmt (Heimerl & Meyer, 2002, S. 261f.).

Innerhalb dieser Vielfalt an Nonprofitorganisationen können freiwillige Vereinigun-gen als eine eigene „Gattung“ klassifiziert werden. Ihre Mitglieder entscheiden frei von jederlei Zwang, sei er rechtlicher, physischer oder ökonomischer Natur, über Bei-tritt und Verbleib (Horch, 1983, S. 12). Ihr Zweck liegt in der Verfolgung der gemein-samen Interessen ihrer Mitglieder, sodass eine hohe Konvergenz von korporativen und individuellen Zielen zumindest möglich und wahrscheinlich ist (ebd., S. 15). Die Entscheidungsstruktur ist intern-demokratisch (eigentlich: partizipatorisch); sie kann jedoch durch externe Ressourcenabhängigkeit geschwächt werden (ebd., S. 16).

Biologische Arten sind gekennzeichnet durch einen gemeinsamen Genpool, der hin-reichend ähnlich ist, um eine (zumindest bei komplexeren Organismen) rekombinante Fortpflanzung unter Entstehung neuer Individuen zu ermöglichen. Die genetische Ähnlichkeit bedingt eine Ähnlichkeit der Merkmale der Individuen einer biologischen

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Art. „Organisationsarten“1 verfügen demgemäß ebenfalls über formal festgelegte cha-rakteristische Kernmerkmale2. Das Kollektiv aller Organisationen einer Art ist eine „Organisationspopulation“ (Hannan & Freeman, 1977), ihr gemeinsamer Pool an Kompetenzen wird als „comp pool“ bezeichnet (McKelvey & Aldrich, 1983, S. 112).

Wir definieren hier Sportvereine als eine Organisationsart bzw. -population. Ihre Merkmale (Ziel, Sportart etc.) und mithin ihre Ähnlichkeit untereinander sind stark durch ihre Satzung determiniert. Die Ursachen dieser Isomorphie sind coerziver, mi-metischer und normativer Natur (DiMaggio & Powell, 1983, S. 150). Coerziv sind ge-setzliche Vorgaben bei der Gründung und zum Erhalt des steuerlich wichtigen Ge-meinnützigkeitsstatus (z.B. der Vereinszweck „Sport“ an sich, prinzipielle Offenheit für alle), mimetisch handeln Sportvereine unter Unsicherheit (etwa die Orientierung an sogenannten Best-Practice-Beispielen), und normativ wirken Standards, Vorgaben und Empfehlungen aus Sportverbänden und -wissenschaft. Alle Sportvereine besitzen somit das gleiche Organisationsprinzip (Kernmerkmale), sind aber gleichzeitig sehr vielfältig, periphere Merkmale wie Größe und Alter des Vereins oder die Höhe der Mitgliedsbeiträge betreffend (Strob, 1999, S. 35; s. hierzu auch anschaulich den Ty-penwürfel in Emrich, Pitsch & Papathanassiou, 2001, S. 171). Zum Organisations-prinzip zählt, dass Sportvereine Ressourcen bündelnde (vgl. Coleman, 1979; Vanberg, 1982) und bottom-up konstituierte Organisationen sind. Sie sind zumeist verhältnis-mäßig klein; die Hälfte von ihnen zählt weniger als 145 Mitglieder (Emrich et al., 2001, S. 15). Gleiches gilt, wenn man zur „Qualifizierung“ der Organisationsgröße (Geser, 1980, S. 207) ihre interne Differenzierung sowie die Anzahl der Nutzer der Organisationsleistungen heranzieht, denn mehr als die Hälfte aller Sportvereine sind Einspartenvereine (Emrich et al., 2001, S. 14) und der Anteil passiver Mitglieder liegt bei rund 50% (Timm, 1979, S. 78; Heinemann & Schubert, 1994, S. 148).

Die zumeist geringe Größe der Sportvereine zieht eine Reihe von Konsequenzen nach sich. Dabei wird die „Knappheit an organisatorischer Kapazität“ (Geser, 1980, S. 208) durch den hohen Grad an Partizipation (Ehrenamtlichkeit), für welche in klei-nen Organisationen angesichts höherer Durchsetzungschancen partikularer Interes-sen sowie hochgradiger interaktiver Verknüpfung der Mitglieder höhere Anreize be-stehen (ebd., S. 210), kompensiert. Die hohe Interaktionsdichte entschärft auch eines

1 Wir verwenden hier aufgrund der Analogie zur biologischen Populationsökologie den Begriff der

Art. Da das Abgrenzungskriterium der rekombinanten Vermehrung im Falle von Organisationen nicht gegeben ist, könnte man alternativ auch den Begriff der Gattung verwenden.

2 Nach Scott (1981, S. 204; vgl. Hannan & Freeman, 1984, S. 157) werden wir im Folgenden zwi-schen Kern- und peripheren Merkmalen unterscheiden. Während Scott von „features“ spricht, ver-wenden Hannan und Freeman, das gleiche meinend, bevorzugt den Begriff „structures“. Da unter dem Begriff der Organisationsstruktur in der Organisationsforschung gemeinhin andere, insbeson-dere keine peripheren Eigenschaften verstanden werden (z.B. bereits früh Pugh et al., 1968), bevor-zugen wir hier den Merkmalsbegriff.

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der Grundprobleme von Organisationen, nämlich die Divergenz individueller und kollektiver Interessen (ebd., S. 220).

Von dieser differenzierten, aber statischen Struktur ausgehend stellt sich die Frage nach ihrer Dynamik, dem organisationalen Wandel.

3 Organisationaler Wandel

Korporative Akteure sind zwar im Gegensatz zu biologischen Individuen potenziell unsterblich. So können von den Mitgliedern eines Vereins am 31. Dezember eines Jahres (Bestandsgröße) beliebig viele im Verlauf des nächsten Jahres ausgetauscht werden (Stromgrößen), ohne die Existenz des korporativen Akteurs zu gefährden. Al-lerdings besteht bei ihnen dafür die Möglichkeit der (nicht) absichtsvollen Verände-rung der Merkmale bestehender Organisationen. Die Ursachen hierfür können aus der Organisation selbst (endogener Wandel) oder aus ihrer Umwelt (exogener Wan-del) stammen; zudem sind unterschiedliche Mechanismen des Wandels vorstellbar.

3.1 Endogener Wandel

Für auf dem Rational-Choice-Paradigma basierende Organisationstheorien ist endo-gener organisationaler Wandel zunächst einmal eine Funktion der Zielerreichung der Organisation und somit ein absichtsvoller Prozess ihrer Effektivitäts- und Effizienz-steigerung, etwa durch die (evolutionäre) Optimierung von Institutionen wie z.B. Ver-trägen oder Leistungsanreizen (North, 1990, S. 73ff.), welche die Divergenz kollekti-ver und individueller Ziele und somit Rationalitäten ihrer Verfolgung reduzieren und dadurch Transaktionskosten senken.

Eine stärkere Betonung der individuellen Interessen und mithin eine Abkehr vom Modell rational geplanten organisationalen Wandels steht bei Arbeiten zu mikropoliti-schen Aushandlungsprozessen in Organisationen (z.B. Burns, 1961; Cyert & March, 1963) im Mittelpunkt der Betrachtung. Mehr oder weniger kontingente Ursachen für organisationalen Wandel werden bei Cohen, March und Olsen (1972) sowie March und Olsen (1976) als für Organisationen mit diffusen Entscheidungskonstellationen charakteristisch herausgearbeitet.

3.2 Exogener Wandel

Mit implizitem Bezug auf externe Ursachen organisationalen Wandels fragte bereits Etzioni (1971, S. 162ff.) nach den sozialen Bedingungen, unter denen Organisationen entstehen und sich entwickeln. Ergänzend hat Kieser (1975, S. 32, vgl. S. 34) die Umwelteinflüsse grundsätzlich in die Dimensionen Dynamik und Komplexität der Umwelt differenziert, wobei sich erstere aus Häufigkeit und Intensität von Änderun-gen in organisationsrelevanten Umweltsegmenten und aus der „Regularität bzw. Irre-gularität, mit der die Änderungen anfallen“, speisen (ebd., S. 32). Ein entsprechendes

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Forschungsprogramm stellt der kontingenztheoretische Ansatz dar, dessen Kernhy-pothese lautet, dass sich Organisationsmerkmale in Abhängigkeit von Umweltmerk-malen ändern (vgl. z.B. Child, 1972). Blau und Schoenherr (1971) können dies mit entsprechenden Befunden in Verwaltungsbetrieben empirisch untermauern und Burns und Stalker (1961, S. 77–95) zeigen, dass sich in statischen Umwelten agierende Organisationen von in dynamischen Umwelten agierenden deutlich unterscheiden und dass die Effizienz hierarchisch bürokratischer Strukturen mit der Stabilität der Umwelt zunimmt (vgl. auch Lawrence & Lorsch, 1967). Insgesamt legt der kontin-genztheoretische Ansatz eine Sichtweise nahe, nach welcher Organisationseigenschaf-ten intentional gestalt- bzw. veränderbar sind (vgl. Khandwalla, 1977) und somit je nach Dynamik der Umwelt verändert werden (können).

Mit dem Neo-Institutionalismus kommt eine Perspektive hinzu, welche den Wert der Ressource „Legitimität“ erkennt und den „zeremoniellen“ Aspekt von Organisations-Umwelt-Kommunikation herausarbeitet (Meyer & Rowan, 1977). So spiegeln Organi-sationen in ihrer institutionalisierten Umwelt neu aufkommende „Rationalitätsmy-then“ kommunikativ an diese zurück, ohne ihr tatsächliches Handeln substanziell zu ändern (vgl. auch Brunsson, 2003). Nach Scott (1981, S. 141ff.) variiert das Bedeu-tungsverhältnis zwischen Produktions- und Legitimationsfunktion in einer Organisa-tion mit dem Ausmaß der entsprechenden Erwartungen ihrer Umwelt, wobei letztere insbesondere für Nonprofitorganisationen von Bedeutung sind (vgl. auch Scott & Meyer, 1983, S. 140), da diese vergleichsweise stark von Ressourcen öffentlicher Insti-tutionen abhängig sind, deren Vergabe letztlich gegenüber den Wählern nicht nur ra-tional, sondern auch normativ legitimiert werden muss.3 Da gerade diese normative Legitimität von Organisationszwecken und -mitteln vergleichsweise wandelbar ist, ist auch die ständige Orientierung und (wenn auch ggf. lediglich ritualistisch-kommunikative) Anpassung an die Umwelterwartungen wichtig.

3.3 Mechanismen des Wandels

3.3.1 Systemtheoretischer Ansatz

Systemtheoretisch beschreibt Luhmann (2006, S. 330ff.) mehr oder weniger zufällige Irritationen aus der Organisationsumwelt, welche innerhalb der Organisation zum Konflikt führen und auf diese Weise organisationsinterne Variationen induzieren (vgl. auch Luhmann, 1998, S. 456ff.). Diese können sowohl Strukturen als auch das Han-deln in Organisation betreffen. Sind sie funktional, so können sie sich stabilisieren, d.h. zeitlich überdauern. Die absichtsvolle Steuerung von Organisationen kann in die-sem Sinne dadurch gelingen, dass die Differenz interner (veränderungsaverser) und externer Perspektiven sichtbar gemacht wird (Willke, 1995). Nur durch diese „Stö-

3 Vgl. generell zum Handeln von externen Ressourcen abhängiger korporativer Akteure Pfeffer und

Salancik (1978).

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rungen“ (Baecker, 2012) selbstreferenzieller, operativ geschlossener Systeme wird ihre Steuerung und somit Veränderung gegen ihre Eigenlogik möglich, nur so nehmen sie alternative Operationsoptionen überhaupt wahr. Konkretes Managementhandeln im Sinne der zielgerichteten Entwicklung komplexer sozialer Systeme ist somit der ab-sichtsvolle Versuch der Irritation der Organisation gegen deren Veränderungsträgheit, welche sich aus ihrer Tendenz zur Selbstzufriedenheit speist, durch das Sichtbarma-chen von Unsicherheit (ebd., S. 93, S. 116).

3.3.2 Populationsökologischer Ansatz

Der populationsökologische Ansatz befasst sich mit dem Wandel ganzer Kollektive von – gemäß der in Abschnitt 2 vorgenommenen Taxonomie – Organisationsarten und verortet Entwicklungen hauptsächlich auf jener Ebene (Hannan & Freeman, 1989, S. 49; McKelvey, 1982, S. 107). Zu seinen Analogien zur Evolutionsbiologie zählt auch ein starker Umweltbezug bei ihrer Erklärung (exogener Wandel). Hierbei spielt nicht so sehr der stetige Ressourcenzufluss aus der Umwelt, sondern ihre Struk-turbedingungen (bzw. deren Wandel), welche eine spezifische „Nische“ konstituieren, in welchen eine Organisationsart mit ihren spezifischen Eigenschaften („so und nicht anders“) in Konkurrenz zu anderen Organisationsarten überhaupt erst existieren kann, eine entscheidende Rolle (vgl. McKelvey & Aldrich, 1983, S. 111). Organisatio-nale Anpassungen an Umweltveränderungen bestehen vor allem aus dem Austausch eines gewissen Anteils der Population durch das Auflösen („Sterben“) und Neugrün-den („Geburt“) von Organisationen. In jungen, wachsenden Populationen überwie-gen Neugründungen, wobei neben der „natürlichen Auslese“ durch Umweltpassung (vgl. Astley, 1985, S. 224) die bereits in Abschnitt 2 erwähnten Isomorphieursachen für Merkmalskonsistenz sorgen. Begrenzt wird dieses Populationswachstum durch Ausschöpfung der Umweltressourcen (bei Sportvereinen: vor allem Mitglieder) und konkurrierende Organisationsarten (bei Sportvereinen: z.B. kommerzielle Sportanbie-ter), deren Umfang und Intensität neben dem populationsinternen Wettbewerb die Ursachen für Organisationsauflösungen darstellen.

Trotz der Betonung der Populationsebene verliert der Ansatz die Ebene einzelner Organisationen nicht aus dem Blick. Nicht nur die neu gegründeten, sondern auch die sich wieder auflösenden sind eher kleinere Organisationen, welche sich neben den in-nerhalb der Population bzw. am Markt etablierten und zumeist größeren Organisatio-nen nicht behaupten können („liability of newness“, „liability of smallness“; Hannan & Freeman, 1977, S. 959), da es ihnen im Vergleich an Erfahrung (die zu einer all-mählichen Feinjustierung der Umweltpassung führt) und Effizienz (z.B. durch Ska-leneffekte) mangelt. Haben Organisationen demnach erst einmal eine gewisse Größe erreicht, so werden sie im Hinblick auf Veränderungen ihrer Kernmerkmale träge, z.B. weil die Aufgabe bestimmter Aktivitäten zu versunkenen Kosten führt und das Erschließen neuer Betätigungsfelder mit hohen Investitionen und Unwägbarkeiten einhergeht, wohingegen eher periphere Strukturen über die Zeit variabler sind (Hann-

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an & Freeman, 1984, S. 149f.). Diese „organizational inertia“ wird wiederum häufig verursacht durch eine intraorganisationale Mikropolitik von Mitgliedern, die vom Sta-tus quo profitieren und deshalb veränderungsavers sind (vgl. ebd., S. 151). Innovatio-nen treten daher auch in älteren Organisationen seltener als bei neu gegründeten auf (Aldrich, 1979, S. 36–38, 1999; s. auch Hannan & Freeman, 1984, S. 150). Im extre-men Fall nicht nur kern-, sondern auch peripherstruktureller Trägheit besteht auf-grund unzureichender Umweltanpassung (z.B. wegen starrer Regeln und Handlungs-routinen) im Vergleich zu Wettbewerbern sogar die Gefahr der „liability of obso-lence“ (Baum, 1989), wenn sich die Umwelt verändert. Allerdings ist diese Trägheit nicht unbedingt ein Selektionsnachteil, da mit der Frequenz der Umweltveränderun-gen auch die Anpassungskosten steigen und weil mit Beständigkeit sowohl nach innen als auch nach außen Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit signalisiert werden (Hannan & Freeman, 1984, S. 154). Hannan und Freeman greifen somit den neo-institutionalistischen Aspekt persistenter Kernfunktionen von Organisationen auf und differenzieren die kontingenztheoretische These der Umweltadaptation.

3.3.3 Ansatz lernender Organisationen

Zu der Frage, auf welche Art und Weise sich intraorganisationaler Wandel vollzieht, legen Argyris und Schön (1978, 1999) das Konzept der lernenden Organisation vor, deren Strukturen und Prozesse sich in Wechselwirkung mit ihren lernenden Organisa-tionsmitgliedern wandeln, wobei die Ursachen sowohl innerhalb der Organisation als auch in der Organisationsumwelt liegen können. Sie unterscheiden zwischen infor-mellem (auf der Basis einer „theory-in-use“) und formellem Handeln (auf der Basis einer „espoused theory“) der Organisationsmitglieder (1999, S. 29). Des Weiteren dif-ferenzieren sie in „single“ sowie „double loop learning“ (1978, S. 18f.). Während Ers-teres eher graduelle Anpassungen bestehender Grundstrukturen einer Organisation umfasst, kommt es bei Letzterem zu grundlegenden strukturellen Veränderungen (der Strategie, der hergestellten Güter etc.).

4 Wandel von Sportvereinen: Theorie und Forschungsstand

Innerhalb der Sportorganisationsforschung lassen sich grundlegend zwei Sichtweisen auf den Wandel von Sportvereinen unterscheiden. Die erste geht von einem hohen Maß an Unabhängigkeit der Sportvereine von ihrer Umwelt aus (Emrich et al., 2001, S. 359; Nagel, Conzelmann & Gabler, 2004, S. 13). Emrich et al. (2001, S. 336ff.) be-legen diese Autonomie der Sportvereine empirisch anhand ihrer weitgehend auf in-terne Ressourcen wie Mitgliedsbeiträge zurückgreifenden Finanzierungsstruktur und weiterhin am Beispiel der Entkoppelung von Reden und Handeln der Sportvereine im neo-institutionalistischen Sinne (Brunsson, 2003), wenn sie etwa von Problemen im Bereich der Besetzung von Ehrenämtern berichten, die empirisch so nicht nachweis-bar sind. Aufgrund ihrer demokratischen Entscheidungsstruktur bestimmen die unab-hängigen Mitgliederinteressen im Sinne endogen-rationaler Gestaltung den organisato-

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rischen Wandel.4 Weiterhin werden Binnenzentriertheit und Umweltunabhängigkeit dadurch verstärkt, dass das Klubgut hauptsächlich durch ehrenamtliches Engagement von Mitgliedern verbilligt produziert und gleichzeitig von Mitgliedern konsumiert wird (Einwirken der Mitglieder bzw. Ausrichtung an den Mitgliedern). Diese Sicht-weise bietet Anknüpfungspunkte zu beiden in Abschnitt 3.1 dargestellten Theorien. Zum einen ist die hohe Interessenkonvergenz Grundlage kollektiven Handelns in Zweck-Mittel-Relationen, also rationalen Handelns. Andererseits bieten sich durch die demokratische Verfasstheit und Freiwilligkeit zahlreiche jener Entscheidungskons-tellationen, wie sie für das „Mülleimermodell“ von Organisationen (Cohen et al., 1972) charakteristisch sind.

Die Autonomie von Sportvereinen kann jedoch freilich immer bloß eine graduelle sein, andere Organisationen können auf das Handeln von Vereinen und ihre Entwick-lung einwirken. Zum einen stellt, selbst bei weiter Definition dessen, was als „Sport“ zu bezeichnen ist, der sportliche Wettbewerb eines seiner grundlegenden Elemente dar. Insofern es sich daher nicht um die empirisch vergleichsweise seltenen Fälle rein breitensportlich orientierter Vereine bzw. um interne „Vereinsmeisterschaften“ han-delt, ist der Kontakt mit anderen Vereinen bis hin zu in Form von Ligen organisierten Wettbewerben gleichfalls strukturell angelegt, da klubgutinhärent.5

Diese sportinterne Umwelt (Umwelt erster Ordnung) kann eine Quelle von Verände-rungsdruck sein, allerdings weniger seitens einzelner anderer Vereine, sondern viel-mehr seitens der Verbände, welche per Wahl durch die Vereine legitimiert und somit nach delegierter Autorität als „korporative Akteure zweiten Grades“ nach innen das Wettkampfsystem koordinieren und kontrollieren sowie im Zuge dessen, z.B. durch die Gestaltung des Wettkampfkalenders oder Regeländerungen, das wettbewerbsbe-zogene Vereinshandeln beeinflussen können.

Zum anderen kann Veränderungsdruck auf Sportvereine aus der sportexternen Umwelt (Umwelt zweiter Ordnung) stammen. Formal kann dies eine Änderung des Vereins-rechts sein, wenn sich etwa der Haftungsrahmen des Vorstandes für Entscheidungen ändert. Auch eine Streichung der Übungsleiterpauschale oder gar eine Änderung des Gemeinnützigkeitsstatus übten substanziellen Veränderungsdruck aus. In der Sport-

4 Entschiede sich die Mehrheit der Mitglieder eines Fußballklubs z.B. dazu, lieber Tennis spielen zu

wollen, wäre die per Delegation durch die Mitglieder bestimmte Vereinsführung, welche in Mitglie-derorganisationen vielmehr Vereinsausführung ist, veranlasst, das Fußballfeld in Tennisfelder umzu-funktionieren und anstelle von Fußbällen und Fußballtornetzen Tennisbälle und -netze anzuschaf-fen. Dennoch ist die Differenzierung in den Verein als korporativer Akteur und seine Mitglieder weder trivial noch überflüssig, denn erstens handelt im Namen des Ersteren konkret der Vorstand und zweitens können Mitgliederpräferenzen heterogen sein.

5 Dies ändert zwar nichts daran, dass der zeitlich gesehen weitaus größte Anteil der Aktivität weiter-hin innerhalb des Vereins stattfindet. Für den Wettkampfsportler/das Wettkampfteam ist dieses Sporttreiben jedoch Training, d.h. Sporttreiben ist nicht (Selbst-)Zweck, sondern „nur“ Mittel.

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organisationsforschung wird exogener Wandel von Sportvereinen aufgrund sozialer Umweltveränderungen, wie sie unter dem Begriff der gesellschaftlichen Modernisie-rung subsumiert werden können, häufiger diskutiert. Diese bedingt in der Tradition der Weberschen Rationalisierungsthese u.a. eine Tendenz zur Organisation aller Le-bensbereiche, welche auch zu einer starken Inklusion des Breitensports durch die Sportvereine mit einhergehendem Wachstum geführt hat (Schimank, 1992). In deren Folge wiederum verlieren nach Schimank (2005a, S. 30) Sportvereine ihre Autonomie und ihren informell-konsensualen Charakter und somit ihre Funktion als Gegenge-wicht von Modernisierungsprozessen, und es kommt zum Wandel in Form ihrer „Korporatisierung“, „Oligarchisierung“, „Professionalisierung“ und „Bürokratisie-rung“. Im Zuge dieser Entwicklung verändern Vereine ihren Charakter vom binnen- bzw. mitgliederzentrierten Klubgüterproduzenten hin zu stärker am Markt orientier-ten Organisationen (Heinemann, 2007, S. 282ff.). Während sie auf der Leistungsebene mit einer Diversifikation der Erwartungen potenzieller neuer Mitglieder konfrontiert sind (vgl. Bette, 1999, S. 183; Rittner, 1986a, S. 17), wandelt sich gleichzeitig die ehe-dem diffus-familiäre Beziehung zwischen Verein und Mitglied bzw. der Mitglieder un-tereinander zu einer rollenförmig-institutionalisierten, in welcher das Mitglied als konkrete Ansprüche artikulierender und einfordernder Quasi-Kunde dem Verein ge-genüber auftritt, woran sich dieser durch eine verstärkte Dienstleistungsorientierung und Professionalisierung anpassen muss (vgl. exemplarisch Bädeker, 1996; Bette, 1993; Cachay & Thiel, 1995; Digel, 1997, S. 44; Lenk, 1972, S. 104; Rittner, 1986b). Digel (1997, S. 48) bezeichnet dies auch als „Zielgruppen- und Interessenprinzip“ mit der Folge einer „Umstrukturierung der Mitgliederstruktur“ (vgl. Schwier, 1996, S. 92ff.) und „organisatorischen Konsequenzen“ für die Vereine (Bette, 1999, S. 183). Im Zuge dieser Entwicklungen nimmt, so Heinemann (1986, S. 188), die Umweltori-entierung der Vereine weiter zu: „Der Verein erstellt nicht mehr allein eine Leistung für die bestmögliche Verwirklichung der Interessen seiner Mitglieder, sondern produ-ziert eine Ware für antizipierte Bedürfnisse Dritter.“ Mit dem Buhlen um diese Kun-den treten Sportvereine jedoch „zwangsläufig in Konkurrenz zu anderen Organisati-onsformen“ (Zimmer, 1996, S. 73), was wiederum die „traditionellen Vereine unter Legitimationsdruck“ setzt (ebd.). Nach Bette (1999, S. 184) kommt es daher verstärkt zu „internen Anpassungen auf Seiten der Vereine“. Rittner (1986a, S. 20) empfiehlt ihnen daher „das Zusammenspiel von Ent-Traditionalisierung und Spürsinn für neue Problemlagen“. Um weiterhin erfolgreich zu sein, müssten „die Vereinsstrukturen auf diesen Geist eingeschworen [Hervorh. die Verf.] werden“ (ebd.).

Im gesellschaftlichen Wertewandel sehen einige Autoren eine weitere Ursache für Wandlungsprozesse in Sportvereinen. So sind nach Cachay (1988, S. 220) sowie Digel (1986) viele der postmaterialistischen Werte mit dem traditionellen Vereinssport in-kompatibel. Digel (1992, S. 205) erachtet daher Innovationsfähigkeit und Kreativität als Voraussetzungen „zukunftsfähiger“ Vereine.

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Normativ entwickelt Wopp (1995, S. 225ff.) verschiedene Zukunftsszenarien, auf de-ren Grundlage er für Sportvereine mehr oder weniger starke strukturelle Anpassun-gen von Sportvereinen an die Folgen dieses raschen Umweltwandels als notwendig erachtet. Ganz ähnlich empfehlen Breuer und Haase (2007, S. 120) unter implizitem Bezug auf Argyris und Schön (1978, 1999) allgemein: „Damit Sportvereine in dynami-schen Umwelten überlebensfähig bleiben, müssen sie flexibel und lernfähig sein. Sportvereine müssen folglich zu lernenden Organisationen werden.“6 Gleichzeitig existieren insbesondere zur Lernfähigkeit von Sportvereinen auch kritische Äußerun-gen. So argumentieren Thiel und Meier (2004; s. auch Thiel, 2004), dass Sportvereine zwar durchaus lernfähig sind, diese Fähigkeit jedoch vielmehr zur Abwehr von Um-welterwartungen denn zur Anpassung an Umweltveränderungen einsetzen, was letzt-lich bedeutet, dass sie ihren grundlegenden Charakter beibehalten: „Der Sportverein ist dagegen vor allem im Hinblick auf die Fähigkeit, Irritationen durch Umweltsyste-me abzuwehren, eine intelligente Organisation“ (ebd., S. 118).

Trotz der Betonung ihres Umweltbezuges existieren dahingegen bislang keine theore-tischen Analysen der Mechanismen des Wandels von Sportvereinen auf der Grundla-ge des populationsökologischen Ansatzes. Dabei bietet sich dieser gerade zur Be-trachtung von Sportvereinen an, da

sie einen vergleichsweise hohen Populationsumfang haben,

ihre Population größtenteils aus kleineren Organisationen besteht,

deren Gründung und Auflösung keinerlei größeren rechtlichen Restriktionen un-terliegen.

Auch auf empirischer Ebene gibt es ein Forschungsdefizit zur Sportvereinsentwick-lung, dessen Ursache ein Mangel an längsschnittlichen sowie Mehrebenenanalysen ist, wie sie bereits von Emrich, Papathanassiou und Pitsch (1999) sowie von Nagel (2007) angeregt wurden. Zwar wurden die diversen Querschnitte der Finanz- und Struktur-analysen deutscher Sportvereine (FISAS; Schlagenhauf, 1977; Timm, 1979; Heine-mann & Schubert, 1994; Emrich et al., 2001) durch die längsschnittlich angelegten Sport- und Entwicklungsberichte (Breuer, 2007, 2009, 2011) abgelöst. Diese be-schränken sich allerdings noch auf eine relativ kurze Zeitspanne, und es liegen bislang fast ausschließlich bivariate Veränderungsanalysen auf der Grundlage dieser Daten vor.

Wie in der Organisationsforschung generell (vgl. Preisendörfer, 2011, S. 136), so be-steht mithin auch innerhalb der Sportorganisationsforschung ein Bias zugunsten or-ganisationsinterner Analysen. Dagegen ist, abgesehen von den Bestandserhebungen der Landessportbünde, über die Entwicklung der Sportvereinspopulation wenig bekannt. In

6 Vgl. für Nonprofitorganisationen generell Zimmer und Priller (2007), die diese „aktuell mit turbu-

lenten Umweltbedingungen konfrontiert“ sehen.

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Abbildung 1 sind die Entwicklung der Anzahl der Gesamtpersonenmitglieder in deut-schen Sportvereinen sowie deren mittlere Größe in den vergangenen 15 Jahren darge-stellt. Während die Erstere einen degressiven Verlauf aufweist, entwickelt sich die mittlere Vereinsgröße in Form einer umgekehrten U-Funktion bei in den letzten zehn Jahren weitestgehend abnehmender Tendenz infolge einer im Vergleich zur Mitglie-derzahl stärker steigenden Vereinszahl bzw. stärkerem Wandel auf der Populationse-bene. Hierfür kommen theoretisch folgende idealtypische Mechanismen infrage:

Bislang nicht in Sportvereinen organisierte Personen gründen Sportvereine neu und rekrutieren in höherem Maße als bereits bestehende Vereine weitere, bisher nicht in Sportvereinen organisierte Mitglieder sowie bisherige Mitglieder älterer, in der Regel größerer Vereine.

Einzelne Mitglieder treten aus älteren Vereinen aus und gründen neue Sportver-eine, welche weitere Mitglieder älterer, in der Regel größerer Sportvereine sowie bislang nicht in Sportvereinen organisierte Personen in höherem Maße rekrutie-ren als bereits bestehende Vereine.

Abbildung 1: Entwicklung der Gesamtmitgliederzahlen und Vereinsgrößen im deutschen Sport (Quelle: DOSB 2010)

Aufgrund des angesprochenen Forschungsdefizits führen wir die folgende empirische Analyse auf dem Hintergrund der populationsökologischen Organisationstheorie durch. Sportvereine als Organisationstypus sind hier besonders interessant, weil sie – ein Minimum an Verfassungstreue vorausgesetzt – weitgehende rechtliche Freiheiten

256

258

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262

264

266

268

270

21.500.000

22.000.000

22.500.000

23.000.000

23.500.000

24.000.000

Gesamtzahl derMitglieder

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in ihrem Handeln genießen und gleichzeitig vielfältige Chancen des internen Wandels beinhalten.

5 Forschungshypothesen und Anlage der Untersuchung

Für entwicklungsbezogene Analysen ist auf der kollektiven Ebene dahingehend zu differenzieren, ob Zu- und Abgänge, d.h. der partielle Austausch (Fluktuation) von Sportvereinen in der Population, berücksichtigt werden oder ob ausschließlich die zu allen Beobachtungszeitpunkten bestehenden Vereine, also ein im Folgenden so be-zeichnetes „Bestandskollektiv“ als organisationsidentische Teilmenge der Population, betrachtet werden. Die respektiven Entwicklungen können dabei kon- oder divergie-ren. Denkbare Entwicklungsdivergenzen zwischen einzelnen Sportvereinen und ih-rem Bestandskollektiv sind:

Zahlreiche Veränderungen in einzelnen Vereinen eines relativ dazu unveränder-ten Bestandskollektivs gleichen sich in ihrer Summe aus. Wir werden diesen Fall im Folgenden als „stationäre Dynamik“ bezeichnen.

Die Veränderungen in vielen einzelnen Vereinen sind mit denjenigen des Be-standskollektivs weitgehend konsistent. Wir werden jenen Fall im Folgenden als „dynamische Statik“ bezeichnen.

Denkbare Entwicklungsdivergenzen zwischen dem Bestandskollektiv der Sportverei-ne und ihrer Population (einschließlich Fluktuation) sind:

Veränderungen des Bestandskollektivs werden durch Auflösungen und Neu-gründungen derart ausgeglichen, dass die Population relativ dazu unverändert bleibt.

Die Population verändert sich bei relativ dazu unverändertem Bestandkollektiv, d.h. maßgeblich infolge von Auflösungen und Neugründungen.

Zur Bearbeitung der formulierten Fragen werden im Rahmen des vorliegenden Bei-trages zum einen die längsschnittlichen Daten aus schriftlichen Befragungen im Sportbund Pfalz („FISAS Pfalz“) von 1995 und 2004, bei denen die Vereinsvorsit-zenden papierschriftlich zu ihren Organisationen befragt wurden, erneut analysiert.7 Bei einer Aussendung von jeweils 1.500 Fragebögen (Umfang: ca. 20 Seiten) wurden Querschnittsstichproben von 701 (t1) resp. 560 verwertbaren Fällen realisiert; der Pa-neldatensatz, über welchen die Entwicklung des Bestandskollektivs ermittelt werden kann, enthält die Angaben von 187 Vereinen. Im Vergleich dazu analysieren wir die Daten der Population anhand der entsprechenden Bestandserhebungen des Sport-bundes Pfalz in denselben Jahren. 7 Es liegt zwar aus der FISAS 1996 ein dritter Querschnitt pfälzischer Sportvereine vor, auf dessen

Einbezug in die Analysen jedoch aufgrund der zeitlichen Nähe zu t1 sowie wegen der resultierenden Stichprobenverkleinerung verzichtet wurde.

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Unter Bezug auf den populationsökologischen Ansatz zu organisationalem Wandel (s. Abschnitt 3.3.2) gehen wir grundlegend von der Annahme aus, dass sich der Wandel der Population der Sportvereine wesentlich durch Auflösungen und Neugründungen von Vereinen vollzieht. Diese Annahme wird in der organisationsökologischen Theo-rie zunächst hinsichtlich der betreffenden Organisationsmerkmale unspezifisch for-muliert (z.B. Hannan & Freeman, 1977, S. 930, S. 957; Hannan & Freeman, 1984, S. 163). Konsequenterweise wären daher zur Prüfung dieser unspezifischen Annahme viele verschiedene Merkmalsparameter zu messen. Aufgrund der praktischen Be-schränkung des ausschließlichen Vorliegens von Daten zu Mitgliedermerkmalen8 auf der Populationsebene spezifizieren wir sie hier in folgender Form:

Der Wandel von Mitgliedermerkmalen vollzieht sich in der Population der Sportvereine stärker durch den Austausch von Organisationen als durch Veränderungen des Bestandskollektivs (Hypo-these 1).

Zur Prüfung dieser Hypothese werden die Veränderungen der in der Population vor-liegenden Parameter mit denjenigen im Bestandskollektiv im entsprechenden Zeit-raum verglichen und zudem die Stabilität des Bestandskollektivs per β-Fehleranalyse (zum Verfahren s. Abschnitt 6) geprüft.

Die populationsökologische Annahme organisationaler Trägheit betrifft zunächst ebenfalls grundsätzlich alle Organisationsmerkmale, jedoch stärker Kern- als periphe-re Merkmale (Hannan & Freeman, 1984, S. 155f.). Als Kernmerkmale werden von Hannan und Freeman (ebd., S. 156) die folgenden genannt:

1. Zweck(e) und Ziel(e),

2. Formen der Autorität im Verhältnis zwischen Organisation und Individuum,

3. Kapitalinvestitionen, Infrastruktur, Mitarbeiterqualifikation sowie

4. Zielgruppe der Angebote.

Die Merkmale stehen in einer für die Organisation absteigenden Hierarchie zueinan-der, zumal die Merkmale 2–4 Mittel zum Erreichen des Vereinsziels sind, welches in Sportvereinen die Erstellung und der Konsum der angebotenen bzw. betriebenen Sportart darstellen. Daher ist die zeitliche Konsistenz dieses Merkmals in der vorlie-genden Untersuchung das Hauptkriterium hoher Kernmerkmalsstabiliät.

Aufgrund der coerziven Aufnahmeregularien der Sportverbände sind alle Vereine in der Stichprobe eingetragene gemeinnützige Vereine. Mit diesem Status gehen wiede-rum ordentlich-rechtliche Zwänge einher, welche eine Veränderung des Autoritäts-verhältnisses zwischen Organisation und Mitgliedern allenfalls in formalen Details

8 Wenn auch keine Kern-, so stellen diese dennoch relativ wichtige Merkmale von Mitgliederorganisa-

tionen dar.

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oder in informellen Merkmalen, wie sie mit der vorliegenden Befragung nicht erho-ben wurden, ermöglichen.

Die tätigkeitsbezogene Qualifikation der zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre adäquat über Umfang und Art vorhandener Verbandslizenzen zu erheben. Da diese Daten nicht vorliegen, kann sie lediglich mit Hilfe eines indirekten Indikators auf Vereinsebene geprüft werden, indem man die Stabilität des Vorhandenseins haupt-amtlicher Mitarbeiter prüft, die ja gegenüber den ehrenamtlichen Mitarbeitern in einer korrespondierenden Substitutionsfunktion bezogen auf die Qualifikation stehen.

Die relevante Infrastruktur von Sportvereinen besteht primär aus ihren vereinseige-nen Sportanlagen, weshalb wir die Entwicklung ihrer Anzahl messen. Je nach Sportart spielen auch Sportgeräte eine wichtige Rolle (z.B. beim Rudern), welche in der vorlie-genden Untersuchung jedoch nicht erfasst wurden. Wichtige Kapitalinvestitionen sind all jene, welche Sportvereinen das Erfüllen ihres Zwecks ermöglichen. Dementspre-chend wird hier die Stabilität für die Summe der inflationsbereinigten Ausgaben in den Referenzjahren für den Unterhalt von Sportanlagen (Kosten für den Bau wurden nicht spezifisch ermittelt), für die Anschaffung und die Wartung von Sportgeräten sowie für Trainer als wichtiges Humankapital für (systematisches) Sporttreiben zur Hypothesenprüfung herangezogen (zur nicht nachweisbaren Wirkung von materiellen Subventionen in Sportvereinen vgl. Flatau, Pierdzioch, Pitsch & Emrich, 2011).

Die Zielgruppenspezifik schließlich lässt sich über die Art der angebotenen Leistun-gen erschließen. So können zusätzliche Angebote von Sportvereinen über den Betrieb ihrer Sportart hinaus Ausdruck einer erweiterten Zielgruppenausrichtung sein. Daher messen wir auch die Entwicklung einiger dieser Angebote.

Sowohl im Bestandskollektiv als auch in einzelnen Sportvereinen sind ihre Kernmerkmale über die Zeit stabil (Hypothese 2).

Bezüglich peripherer Merkmale bestehender Organisationen nimmt die Populati-onsökologie dahingegen allgemein an, dass sie vergleichsweise wandelbar sind (Hann-an & Freeman, 1984, S. 157). Nach Geser (1980, S. 271f.) dürfte aufgrund einer weit-gehend informellen Kommunikations- und Entscheidungsstruktur diese Variabilität insbesondere auf den Organisationstypus „Sportverein“ zutreffen. Da wir ferner im Anschluss an den kontingenztheoretischen Ansatz davon ausgehen, dass es sich hier-bei um hochgradig vereinsspezifische und innerhalb des Bestandskollektivs zufällig auftretende und sich über das gesamte Kollektiv ausgleichende Anpassungen an Än-derungen der inneren und äußeren Umwelt der Vereine handelt, nehmen wir bei ho-her Variabilität der einzelnen Vereine eine hohe Stabilität des Bestandkollektivs an. Die zur Prüfung dieser Annahme zu messenden Merkmale sind vielfältig und betref-fen praktisch alle nicht kernmerkmalsbezogenen Aktivitäten der Vereine. Hier analy-sieren wir zu diesem Zweck Parameter der Mitglieder- und Mitarbeiterstruktur.

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Die peripherstrukturelle Entwicklung von Sportvereinen ist durch stationäre Dynamik gekennzeich-net (Hypothese 3).

6 Auswertungsmethodik

Zur Datenauswertung kamen die dem jeweiligen Skalenniveau angemessenen Verfah-ren zum Einsatz, so etwa der T-Test für abhängige Stichproben im Falle metrischer oder der McNemar-Test im Falle dichotom kodierter Daten. Zur Prüfung der zeitli-chen Stabilität des Bestandskollektivs kam das statistische Hybridmodell (Bortz, 2005, S. 121f.; Bortz & Döring, 2006, S. 26) zur Anwendung, um die „echten Nullhypothe-sen“9 mithilfe der β-Fehlerwahrscheinlichkeit prόfen zu kφnnen. Analog zu Tests auf Unterschiede (α-Fehler) wurde ein Signifikanzniveau von 95% veranschlagt. Das Ver-fahren kam bereits bei Flatau (2007, S. 81-86) sowie Anthes (2009, S. 117–123) bei komplementären Hypothesenpaaren zur Anwendung, musste jedoch für die vorlie-gende Untersuchung insofern modifiziert werden, als hier Null- und Alternativhypo-thesen in dem Sinne „vertauscht“ sind, als letztere der theoriebasierten Nullhypothese im statistischen Modell a posteriori zugeordnet werden.10 Da mithin die Alternativhy-pothesen theoretischer Fundierung entbehren, sind sie ungerichtet zu formulieren, wes-halb zu ihrer statistischen Prüfung zweiseitige Tests erforderlich sind. Nun bedarf al-lerdings der β-Fehlertest eigentlich spezifischer Alternativhypothesen, welche einseitig formuliert werden. Daher wurde die Betafehlerwahrscheinlichkeit analog zum zwei-seitigen α-Fehlertest (vgl. Bortz, 2005, S. 116–118) einseitig ermittelt, aber auf der Grundlage der Annahme symmetrischer Verteilung die tolerierte Irrtumswahrschein-lichkeit auf β/2=0,025 herabgesetzt. Als Testverteilung wurde eine nach der Konven-tion Cohens (1988, S. 286f.) mit mittlerer Effektstärke (5,88% im Falle varianzanalyti-scher bzw. 9% im Falle von χ2-Verfahren) abweichende Verteilung festgesetzt.

Diese Analysen des Bestandskollektivs wurden, soweit Daten verfügbar waren, durch deskriptive Analysen auf den Aggregationsebenen der Population (Hypothese 1) so-wie der einzelnen Sportvereine (Hypothesen 2 und 3) ergänzt zu dem Zweck, ihre (prozentualen) Veränderungsraten mit denjenigen des Bestandkollektivs zu verglei-chen. Veränderungsraten gewährleisten zwar einerseits die Vergleichbarkeit von Ver-änderungen, bringen jedoch andererseits, wenn auf der Ebene der einzelnen Sport-vereine berechnet, den prinzipiellen Nachteil mit sich, dass sie im negativen Bereich den Wert –100% nicht unterscheiten können. Insbesondere wenige Ausreißer mit sehr hohen Wachstumsraten verzerren daher den Mittelwert der individuellen Verän-derungen. Da bei der vorliegenden Fragestellung die Richtung der Veränderungen

9 Mit diesem Begriff soll zum Ausdruck gebracht werden, dass es sich um eine theoriebasierte, nicht

wie sonst üblich „genau genommen informationslos[e]“ (Bortz, 2005, S. 109) Nullhypothese han-delt.

10 Um den Leser nicht zu verwirren, werden wir im Folgenden den Begriff der Stabilität verwenden.

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ohnehin nicht interessiert, werden wir vor allem die Verteilung der Veränderungsbe-träge betrachten. Weiterhin sind für den Vergleich der Veränderungsraten auf den ver-schiedenen Aggregationsebenen die Häufigkeitsverteilungen bei den einzelnen Sport-vereinen aussagekräftiger als Mittelwerte. Höhere absolute Veränderungsraten bei zwei Dritteln oder mehr oder der Sportvereine wurden pragmatisch als „Dynamik“, bei einem Drittel oder weniger als „Statik“ gewertet.

7 Ergebnisse

7.1 Mitgliedermerkmale

In Tabelle 1 sind basale vereinsinterne Kennwerte der Mitgliederstruktur des Be-standskollektivs dargestellt. Die mittlere Gesamtmitgliederzahl, die geschlechts- und altersdifferenzierten Mitgliederzahlen und der mittlere Anteil Kinder und Jugendlicher ändern sich nur so geringfügig, dass sie mit hinreichend geringer Irrtumswahrschein-lichkeit als stabil bezeichnet werden können. Dies gilt ebenso für den Anteil aktiver Mitglieder11, hingegen nicht für die Zunahme deren absoluter Zahl. Auch die Verän-derungen des Anteils weiblicher Mitglieder und der als „Auffrischungsquote“ (zum Begriff s. Emrich et al., 2001, S. 135) bezeichneten, an der Gesamtmitgliederzahl rela-tivierten Anzahl der Vereinseintritte im Bezugsjahr befinden sich im inferenzstatisti-schen Indifferenzbereich (weder α- noch β-Fehler signifikant) (s. Tabelle 1).

Zum Vergleich mit diesen Werten sind in Tabelle 2 die entsprechenden Parameter der Population im Sportbund Pfalz sowie Kennwerte der prozentualen Veränderungen in den einzelnen Vereinen für die beiden Erhebungsjahre dargestellt. Mit Ausnahme des Anteils weiblicher Mitglieder liegen die Steigerungsraten des Sportbundes Pfalz von 1995 zu 2004 bei allen betrachteten Parametern über denjenigen der Längsschnitt-stichprobe der Sportvereine. So nahm z.B. die Gesamtmitgliederzahl im Erhebungs-zeitraum auf der Populationsebene beinahe zwanzigmal mehr zu als im Bestandskol-lektiv. Da die Anzahl der Sportvereine in der Population überproportional zur Mit-gliederzahl zunahm, sank die mittlere Vereinsgröße von rund 268 auf 260 Mitglieder (s. Tabelle 2).

11 Als aktive Mitglieder wurden jene definiert, welche im Durchschnitt mindestens einmal pro Woche

Sport treiben.

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Jens Flatau, Werner Pitsch, Eike Emrich 80

Tabelle 1: Mittelwerte verschiedener Kennzahlen der internen Mitgliedermerkmale des Bestandskollektivs in den Jahren 1995 und 2004 im Vergleich

Peripheres Merkmal 1995 2004

ItI p (α) p (β) n MW s MW s

Mitgliederanzahl (Vereins-größe)

329,6 533,3 330,3 517,9 0,08 n.s. <0,01 177

Anzahl Kinder und Jugend-licher

102,1 214,8 107,9 236,8 1,04 n.s. <0,05 180

Anzahl männlicher Mitglieder 196,1 255,2 192,1 263,0 0,73 n.s. <0,01 179

Anzahl weiblicher Mitglieder 132,4 287,3 136,9 266,9 0,82 n.s. <0,01 177

Anzahl aktiver Mitglieder 173,3 409,3 181,4 381,0 0,86 n.s. n.s. 107

Anteil Kinder und Jugendlicher in %

25,5 16,2 24,3 15,2 1,33 n.s. <0,05 176

Anteil weiblicher Mitglieder in %

31,5 19,4 33,1 20,7 1,81 n.s. n.s. 177

Anteil aktiver Mitglieder in % 47,8 23,1 47,8 22,7 <0,00 n.s. <0,01 115

Auffrischungsquote in % 6,2 5,4 7,1 5,9 1,70 n.s. n.s. 165

7.2 Angebotsmerkmale

Die mittlere Anzahl der in den untersuchten Sportvereinen angebotenen Sportarten, also ihres Vereinszwecks und wichtigsten Kernmerkmals, blieb über den Beobach-tungszeitraum im Bestandskollektiv konstant (s. Tabelle 3). Auch knapp 70% der Vereine verändern die Anzahl der angebotenen Sportarten nicht. Bei den Einsparten-vereinen (62% der Stichprobe) liegt dieser Anteil sogar bei 91,3%. Eine qualitative Analyse der Sportarten zeigt zudem, dass es sich hierbei tatsächlich in allen Fällen um dieselben Sportarten handelt.

Bei den Veränderungen der Sportgruppenanzahl sowie der Größe dieser12 liegen wiede-rum deutlich mehr als zwei Drittel der Sportvereine über den Werten des Bestands-kollektivs.

12 Dieser Parameter wurde anhand der Relation der Sportgruppenanzahl zur Anzahl aktiver Mitglieder

berechnet. Es handelt sich mithin freilich um eine rein rechnerische Teilnehmerzahl, welche empi-risch von der Regelmäßigkeit der Teilnahme sowie der Anzahl der Mitglieder, die an mehreren Sportgruppen teilnehmen, abhängig ist. Allerdings besteht kein Grund zu der Annahme einer sys-tematischen Ungleichverteilung dieser Störvariablen zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten.

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Zum Wandel von Sportvereinen und seinen Ursachen 81

Tabelle 2: Veränderungen der Mitgliedermerkmale der Sportvereine des Sportbundes Pfalz auf unterschiedlichen Ebenen zwischen den Jahren 1995 und 2004 im Vergleich

Sportvereine Population

(Sportbund Pfalz)

Be-stands-kollektiv

Einzelne Sportvereine

Peripheres Merkmal

1995 2004 ∆ in %

∆ MW in %

∆ in % I ∆ in % I

Prozentanteil mit höherer gerichteter Verände-

rungsrate13

Median

Prozentanteil mit höherer Verände-rungsrate

Median

Gesamtmit-gliederzahl

520.343 540.386 +3,9 +0,2 42,9 -3,4 97,2 17,2

Anzahl Kinder und Jugendli-cher

149.547 164.111 +9,7 +8,0 40,8 -2,5 88,8 38,6

Anzahl männ-licher Mitglie-der

334.494 338.641 +1,2 -2,0 55,3 -3,9 92,7 17,5

Anzahl weibli-cher Mitglieder

185.849 201.745 +8,6 +3,4 43,7 -2,3 92,5 30,3

Anzahl aktiver Mitglieder

+4,7 49,5 +3,0 93,5 35,3

Anteil Kinder und Jugendli-cher in %

28,7 30,3 +5,6 -5,3 47,4 -2,6 84,6 24,3

Anteil weibli-cher Mitglieder in %

35,7 37,3 +4,5 +4,7 48,3 +4,0 80,5 14,9

Auffrischungs-quote in %

+15,9 42,6 -6,4 87,8 62,0

Diese relative Stabilität des Bestandskollektivs spiegelt allerdings keineswegs die Ver-änderungsraten der meisten, z.T. deutlich höhere Schwankungsbreiten aufweisenden Sportvereine wider. Ihr Anteil liegt durchweg über 80%.

13 Hier wird der Anteil derjenigen Sportvereine aufgeführt, welcher sich im Untersuchungszeitraum

stärker als das Bestandskollektiv in die der seiner Entwicklung entsprechenden Richtung entwickelt hat (also beispielsweise > 0,2% im Falle der Gesamtmitgliederanzahl bzw. < –2,0% bei der Anzahl männlicher Mitglieder).

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Jens Flatau, Werner Pitsch, Eike Emrich 82

Tabelle 3: Veränderung der Angebotsmerkmale in 1995 und 2004 im Vergleich

Merkmal

Bestandskollektiv Einzelne Sportvereine

MW

t p

(α)p

(β)n

∆ in % I ∆ in % I

1995 2004 ∆

MW in %

Prozentanteil mit höherer gerichteter Verände-rungsrate

Median

Prozentanteil mit höherer Verände-rungsrate

Median

Ker

n-

Anzahl Sportarten

2,31 2,31 ±0,0 0,00

n.s.

< 0,01

179

–14 ±0,0 30,7 0,0

perip

her

Anzahl Sportgrup-pen

4,33 5,06 +16,

9 0,58

n.s.

n.s. 67 34,3 –40,0 84,6 60,0

Größe Sportgrup-pen

52,9 59,6 +12,

6 0,55

n.s.

n.s. 46 63,0 +85,5 95,7 88,4

Bei spezielleren Angebotsformen wurde das generelle Vorhandensein erfragt. Ent-sprechende Veränderungen sind in Tabelle 4 dargestellt. Sowohl der Anteil der Verei-ne, welche außersportliche Angebote vorhalten, als auch der Anteil derjenigen, welche innerhalb von drei Jahren vor der Befragung neue Sportangebote eingerichtet hatten, bleiben (sehr) signifikant stabil. Während bezüglich des Rückgangs des Anteils der Sportvereine, die Angebote für bestimmte Zielgruppen (z.B. chronisch Kranke, Müt-ter mit Kindern etc.) vorhalten, auf statistischer Basis keine eindeutige Aussage zu Wandel oder Stabilität möglich ist, wurden unregelmäßige Sportangebote im Jahr 2004 von signifikant weniger Vereinen vorgehalten als noch 1995 (s. Tabelle 4).

7.3 Merkmale von Mitarbeit, Infrastruktur und Investitionen

Da die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter in Sportvereinen Trainer und Übungsleiter sind, welche ihre Leistungen im direkten Kontakt zu Mitgliedern erbringen, ist es sinnvoll, die Veränderung ihrer Anzahl an derjenigen der aktiven Mitglieder zu relati-vieren. Dieser Anteilswert verändert sich weder hinsichtlich des statistischen α- noch des β-Fehlers signifikant (s. Tabelle 5). Lediglich 16,0% der Sportvereine weisen eine niedrigere Veränderungsrate als das Bestandskollektiv auf. Der Anteil derjenigen Ver-eine, welche hauptamtliche Mitarbeiter (als Proxyvariable für Mitarbeiterqualifikation) beschäftigen, sank über die Zeit von 12,6% auf 10,9%; auch hierbei handelt es sich

14 Jeweils rund 15% der Sportvereine weisen positive/negative Veränderungen bei der Anzahl der an-

gebotenen Sportarten auf.

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Zum Wandel von Sportvereinen und seinen Ursachen 83

um eine Entwicklung, welche sich bezüglich der Stabilitätsfrage im inferenzstatisti-schen Indifferenzbereich befindet (χ2 = 0,17; n = 183).

Tabelle 4: Häufigkeiten spezieller Angebotsformen in 1995 und 2004 im Vergleich

Kernmerkmal 1995 2004

χ2 p (α) p (β) n % %

außersportliche Angebote 80,1 83,9 0,83 n.s. <0,05 161

zusätzliche Sportangebote über den alltäglichen Trainings- und Wettkampfbetrieb hinaus

49,4 39,5 4,34 <0,05 n.s. 172

Angebote für bestimmte Ziel-gruppen

43,2 39,5 0,24 n.s. n.s. 81

Einrichtung neuer Sportangebote 24,6 25,1 <0,01 n.s. <0,01 187

Mit der Anzahl vereinseigener Sportanlagen sowie der direkten Investitionen in den Sportbetrieb wurde die Entwicklung weiterer organisationaler Kernmerkmale geprüft. In beiden Fällen ist das Bestandskollektiv hochstabil. Während sich bei allen Sport-vereinen die Investitionen stärker verändern als im Bestandskollektiv, dem sie ent-stammen, befindet sich der Anteil dynamischerer Vereine in Bezug auf die Anzahl der Sportanlagen im Indifferenzbereich zwischen Statik und Dynamik (s. Tabelle 5).

8 Zusammenfassung und Diskussion der Untersuchungs-ergebnisse

Während das untersuchte Bestandskollektiv der pfälzischen Sportvereine hinsichtlich seiner Mitgliedermerkmale über die Zeit sehr stabil ist, zeigen sich vor allem bei der Gesamtmitgliederzahl größtenteils stärkere Veränderungen in der Population. Das Nettowachstum der pfälzischen Sportvereinsmitgliederschaft ist mithin hauptsächlich auf die Gründung neuer Sportvereine zurückzuführen. Dass zudem die mittlere Ver-einsgröße im Untersuchungszeitraum abgenommen hat, deutet darüber hinaus auf ei-ne rege Vereinsgründungsaktivität in der Population hin, sodass Hypothese 1 insge-samt als bestätigt betrachtet werden kann.

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Tabelle 5: Veränderung der Sportanlagenanzahl und der sportbezogenen Investitionen in 1995 und 2004 im Vergleich

Merkmal

Bestandskollektiv Einzelne Sportvereine

MW

t p

(α) p

(β)n

∆ in % I ∆ in % I

1995 2004 ∆ MW in %

Prozentanteil mit höherer gerichteter Verände-rungsrate

Median

Prozentanteil mit höherer Verände-rungsrate

Median

K

ern-

Anzahl vereins-eigener Sportan-lagen

1,36 1,38 +1,0 0,08 n.s.<

0,0574 21,6 0,0 47,3 0,0

Investiti-onen in €

14524,80

14549,42

+0,2 0,02 n.s.<

0,0555 47,3 –2,5 100,0 44,2

perip

her Anteil

ehren-amtlicher Mitarbei-ter in %

9,3 10,2 +10,3 1,19 n.s. n.s.131

48,9 7,2 84,0 39,7

Die Veränderungen der Mitgliedermerkmale sind auch in den meisten bestehenden (einzeln betrachteten) Sportvereinen stärker. Gleiches gilt für die weiteren intervall-skaliert gemessenen peripheren Vereinsmerkmale Anzahl und Größe der Sportgrup-pen sowie Anteil ehrenamtlicher Mitarbeiter, bei denen allerdings die Stabilität des Bestandskollektivs nicht statistisch signifikant ist. Da bei allen Merkmalen der Anteil sich stärker als das Bestandskollektiv wandelnder Sportvereine deutlich über dem pragmatisch festgesetzten (s.o.) Kriterium von zwei Dritteln dieses Bestandskollektivs liegt, liegt unserer Definition gemäß ein hoher Grad an stationärer Dynamik vor. D.h., während sich viele einzelne Vereine relativ stark wandeln, kompensieren sich diese Veränderungen in ihrer Gesamtheit zu einem relativ stabilen Bestandskollektiv. Somit kann auch Hypothese 3 insgesamt als bestätigt betrachtet werden.

Erwartungskonform zeigt sich beim bedeutendsten Kernmerkmal der Sportvereine, dem Organisieren des Betreibens bestimmter Sportarten, diesbezüglich ein anderes Bild. Hier ist nicht nur das Bestandskollektiv, sondern auch mit rund 70% die Mehr-zahl der Sportvereine hochgradig stabil („statische Statik“), was insbesondere für Ein-spartenvereine gilt. Auch vier weitere Kernmerkmalsparameter des Bestandskollektivs sind signifikant stabil, wobei jedoch im Fall der Investitionen Dynamik auf der Sport-vereinsebene vorliegt. Dennoch kann auch Hypothese 2 alles in allem eher als bestä-tigt denn als widerlegt betrachtet werden.

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Während Sportvereine auf spezifische Anforderungen offenbar hochvariabel durch Veränderungen bzw. Anpassungen peripherer Merkmale reagieren, behalten sie ihren Zweck, d.h. Produktion und Konsum ihrer Sportart, bei. Als häufige Ursache für Vereinsauflösungen ist daher Mitgliederschwund infolge des Popularitätsverlusts einer Sportart zu vermuten, entsprechend für Vereinsgründungen das Aufkommen neuer Sportarten in einem Einzugsgebiet.

„Übersetzt“ in die Begrifflichkeiten der Theorie der lernenden Organisation bedeutet dies, dass single-loop-learning sehr häufig, double-loop-learning sehr selten vor-kommt. Sportvereine sind somit lernende und lernresistente Organisationen zugleich. Ökonomisch betrachtet konservieren sie im Sinne des Grundprinzips von Spezialisie-rung und Arbeitsteilung ihre basale Produktionsfunktion, die sie mit viel Erfahrung und Expertise erfüllen, und signalisieren damit auf den je produktspezifischen Märk-ten Zuverlässigkeit und Beständigkeit als eine Bedingung für eine starke und gesicher-te Position auf diesem Markt in erster Linie den eigenen Mitgliedern gegenüber, was im Falle der Stabilität derer Präferenzen (z.B. für eine Sportart) letztlich ihr Überleben sichert. Demgegenüber ist eine Änderung der Kernfunktion stets mit Kosten verbun-den. So erfordert die Aufnahme einer neuen Sportart in das Vereinsangebot nicht sel-ten die Anschaffung teurer Sportgeräte, welche allenfalls partiell reversible und daher im Falle geringer Nachfrage versunkene Kosten darstellen.

Dass es sich bei der beobachteten peripheren Variabilität eher um Anpassungen an ihre innere (ihre Mitgliederschaft) als ihre äußere Umwelt handelt, ist anzunehmen, da Organisationen regelmäßig der inneren Erneuerung in Form neuer Individuen bedür-fen, womit eine interne Evolution einhergeht. Die in dieser Untersuchung ermittelten Auffrischungsquoten sprechen für einen Austausch von deutlich mehr als der Hälfte der Mitglieder im Laufe einer Dekade und somit für eine durchaus beachtliche Stromgröße. Die Anzahl neuer Mitglieder und ihr Verhältnis zueinander führen zur Einrichtung neuer Angebote als spezifischer Ausgestaltung des Klubgutes. So erfor-dern beispielsweise mehr aktive Mitglieder mehr und ggf. differenziertere Angebote, mehr ältere Mitglieder mehr gesundheits- und mehr jüngere mehr wettkampfsportli-che Angebote usf., für die wiederum mehr Übungsleiter seitens des Vereins bereitge-stellt werden müssen. Somit scheint Mitarbeiterflexibilität eine wichtige Eigenschaft von Sportvereinen zu sein, da sie das Risiko, aufgrund von Überfüllungskosten keine weiteren Mitglieder mehr aufnehmen zu können (vgl. Buchanan, 1965), reduziert, weil nicht erst neue Mitarbeiter rekrutiert werden müssen. Ein weiteres Argument dafür, dass interner Veränderungsdruck die gefundene Variabilität hervorruft, ist die Tatsa-che, dass die vorliegende Untersuchung in einem relativ kleinen Gebiet durchgeführt wurde. Dass die vielen sehr unterschiedlichen Veränderungen der pfälzischen Sport-vereine Ausfluss je unterschiedlicher Änderungen der Umwelt sind, ist daher unwahr-scheinlich, denn dann wären eher Veränderungen des ganzen Bestandskollektivs der Sportvereine zu erwarten gewesen, wie sie hier kaum ermittelt wurden.

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Aus dem Befund, dass die Mitgliederfluktuation die Kernfunktion(en) von Sportver-einen und damit ihre überindividuelle Stabilität zumeist nicht verändert, ergeben sich Schlussfolgerungen für beide angrenzenden Aggregationsebenen. Ein Individuum, das eine bestimmte Sportart betreiben möchte, präferiert einen Verein, welcher dies er-möglicht. Ändert sich die Sportartpräferenz des Individuums und wird die gewünsch-te andere Sportart nicht durch den Verein angeboten, so verlässt es den Verein bzw. wechselt zu einem mit einem entsprechenden Angebot, denn, da solche Präferenz-wechsel innerhalb eines bestehenden Vereines stets eine Minderheit betreffen, ist die Einrichtung eines grundlegend neuen Angebotes, wie es eine neue Sportart darstellt, kaum durchsetzbar. Schimank (2005b, S. 48) bezeichnet diese durch die stets mehr-heitliche Präferenzstabilität der alteingesessenen Mitglieder bedingte Veränderungsre-sistenz mit dem Begriff „Verdinglichung“. Kann jedoch eine Sportartpräferenz nur unter hohen Kosten (z.B. hohe Fahrtkosten) oder, wie vor allem im Falle neu auf-kommender Sportarten, gar nicht durch den bestehenden Sportvereinsmarkt bedient werden, so können bei ausreichender Bedürfnisstärke die dem Individuum durch eine Vereinsneugründung entstehenden Kosten vergleichsweise geringer als der zu erwar-tende Nutzen sein, eine sportartabhängig kritische Masse Gleichgesinnter – rein rechtlich betrachtet sechs weitere Gründungsmitglieder – vorausgesetzt. Diese betrifft dann die Populationsebene.

9 Schlussbemerkungen und Ausblick

Mit der vorliegenden Mehrperspektivenuntersuchung wurde ein neuer methodischer Ansatz in der Erforschung organisationalen Wandels vorgestellt. Die Befunde, welche im weitesten Sinne die Vorhersagen der populationsökologischen Theorie von Orga-nisationen bestätigen, zeigen, wie stark die Beobachtungen aus verschiedenen Per-spektiven auf Sportvereine divergieren können, was wiederum bedeutet, dass die meisten zeitgenössischen theoretischen Ansätze und empirischen Untersuchungen in der Sportvereinsforschung ein unvollständiges Bild der Realität abbilden. Die Arbeit mit diesem Ansatz sollte daher weiter vorangetrieben und zu einem Forschungspro-gramm ausgebaut werden. Für dessen weiteren Fortgang ist daher für eine noch tie-fer, möglichst bis auf die initiale Stufe menschlichen Handelns – das sind die Bedürf-nisse, Motive bzw. Präferenzen von Vereinsmitgliedern und -funktionären, Verbands-funktionären sowie Vertretern der mit dem Sport im Austausch befindlichen Umwelt – gehenden Erklärung der Sportvereinsentwicklung die Fokussierung der individuel-len Ebene konsequent vorzunehmen, zumal diesbezüglich ebenfalls ein Forschungs-defizit besteht.15

15 Ausnahmen stellen die Studien von Schlagenhauf (1977), Baur und Braun (2003) sowie Nagel et al.

(2004) dar.

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Zur weiteren Prüfung der hier vertretenen These des Organisationsaustauschs als hauptsächlichem Entwicklungsmechanismus in Sportvereinspopulationen ergeben sich – neben einer adäquateren empirischen Operationalisierung der theoretischen populationsökologischen Konzepte langfristig anzulegenden primäranalytischen Un-tersuchung – daher kurzfristig zwei Forschungsstränge:

1. In den letzten Jahren ist im organisierten Sport ein quantitativer Sättigungseffekt, d.h. ein stagnierender Organisationsgrad der Bevölkerung, deren Umfang in die-sem Zeitraum ebenfalls stabil blieb, in Sportvereinen zu beobachten. Sollte die Sportvereinspopulation auch auf diese Veränderung durch den angenommenen Mechanismus reagieren, so müsste sich die Relation von Vereinsgründungen zu -auflösungen verringern, ebenso wie zukünftig infolge des zu erwartenden Bevöl-kerungsrückgangs (mit einher gehendem Mitgliederrückgang, vgl. Steinbach & Hartmann, 2007, S. 231f.). Andererseits kompensiert die sich auch in den letzten Jahren fortsetzende Abnahme der mittleren Vereinsgröße diese Entwicklung par-tiell. Zur ihrer empirischen Prüfung sind daher über die Sportverbände Daten zu Vereinsgründungen und -auflösungen zu ermitteln und zu analysieren.

2. Die Annahme eines sich auf der Populationsebene vollziehenden Wandels evo-ziert für ein allgemeines Prozessverständnis die Frage nach den Ursachen von Vereinsgründungen und -auflösungen, wozu sich im ersten Schritt qualitative In-terviews und in einem zweiten, hypothesenprüfenden Schritt quantitative Befra-gungen anbieten. Da diese Ursachen letztlich Motive von (Gründungs- bzw. Auf-lösungs-)Mitgliedern sind, wird damit das mehrperspektivische Forschungspro-gramm um die Individualperspektive ergänzt und zu einer integrierten Analyse zusammengeführt werden

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Juniorprof. Dr. Jens Flatau Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Institut für Sportwissenschaft Olshausenstraße 74, 24098 Kiel E-Mail: [email protected]