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672 It. BREUER, W. :NOCKE, G. GEISSLER und F. L. MITCHELL: 0estrogene im Urin Klinisehe Wochenschrift der Annahme, dal~ der Angriffspunkt der Sulfonyl- harnstoffe in den B-Zellen des Insetorgans zu suchen ist und dab dureh Sulfonylharnstoff die Insulinsyn- these in den B-Zellen erleiehtert wird. Iuiteratur. ~COLW~L~, A. R., J. A. Co~w~n and A. R. Co~,wJ~nn sen. : Intrapancreatie perfusion of the antidiabetic sulfonylureas. Metabolism 5, 749--756 (1956).- s FuL~Js~, H. S., A. A. DUBEand C~. W. LLOYD : Clinical experience with Orinase. Metabolism 5, 940---946 ( 1 9 5 6 ) . - a H 6 e ~ , W.: Zur Theorie der diabetischen Stoffwechselst6rung. Italle a.d.S. iKarhotd 1956. -- ~Mms~r, J. A., D. D~aOTT and H. DoL- ing:a: Hypoglycemie action of sutfonylureas in patients with diabetes mellitus. Science (Lancaster, Pa.) 123, 583--584 (1956). -- ~5([o]~r~, G., u. G. S~6~r~: Ktinisehe Ergebnisse mit D 680. Dtsch. reed. Wsehr. 1956, 827--835. ZUR BESTIMIIIUNG DER OESTROGENE DI URIN* Von H. B~E~r~, W. Noc~c~, G. G~ss5~ und F. L. MnrC~EL~ Aus der Chemisehen Ab~eilung der Chirurgischen Universitiitsklinik und Poliklinik Bonn (Direktor : Prof. Dr. A. G~TGE]}IANN), dam Physiologiseh-Chemischen Institut der Universit~it Bonn (nirektor: Prof. Dr, Dr. W. DIRSCHE~) nnd der Endocrine Unit, 5essop Hospital for ~Vomen, Sheffield, England Trotz jahrzehnte]anger Bemfihungen ist eine ge- naue ehemische Bestimmung der Oestrogene im Urin yon Frauen au8erhalb der Gravidit/it und in der Menopause bis in die jfingste Zeit nieht mSglieh ge- wesen. Erst die eingehenden Untersuchungen des Edinburgher Arbeitskreises (vgl. 17, is) seit 1950 haben zur Entwieldung yon zwei chromatographischen Ver- fahren gefiihrt 3, a, s, yon denen sieh besonders die Brownsehe Methode ffir Routinebestimmungen eignet und eine exakte Effassung yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol bis zu einer unteren Grenze yon 1--2 ¢tg/ 24 Std Urin gestattet e6. Dabei werden die Urinextrakte dutch Ver~eilung z~4schen verschiedenen L6sungs- mitteln, Methy]ierung und anschlieBende Chromato- graphie an AlcOa wei~gehend yon Verunreinigungen beffeit, deren ungenfigende Entfernung sehr hohe Oestrogenwerte vort/iusehen kann (vgl. 5, so-ss); die Oestrogene werden anschliel~end mit Hilfe elner modi- fizierten Kober-Reaktion s, : bestimmt. Im folgenden teflen wir Untersuehungen fiber Reproduzierbarkeit und Spezifit/it der Brownsehen Methode sowie einige von uns beobachtete Werte fiir die Oestrogenaussehei- dung im Urin w/ihrend des normalen Cyclus, vor und naeh Ovariektomie und in der Menopause mit. In Tabelle 1 sind die Extinktionen der Kober- Chromogene fiir jeweils 10 ~ug der reinen Methyl/~ther yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol angegeben (vgl. s); sic sind geringer als die der entspreehenden ffeien Verbindungen. Wurden 10 #g der freien Oestro. gene der Methylierung und die gebiIdeten Methyl/ither der Chromatographie unterworfen, so Ianden wir, be. zogen auI die Eichkurve der reinen Methyl/ither, 90 % fl-Oestradiol, 97 % 0estron und 85 % Oestriol wieder**. Die Bestimmung von fl-Oestradiol und Oestriol im Urin yon Fa$ientinnen, die hohe Dosen Cortison er- halten, ergibt, wie BROW~, Bv~s~oo~: und G~x- WOOD ~° gezeigt haben, zu geringeWerte. Diese Sehwie- rigkeit kann durch einen besonderen Alkali-Sehritt (saponification step nach DAWED a) umgangen werden n; die Wiederfindung naeh Einschaltung dieses Sehrittes betrug in unseren Versuchen Ifir/~-Oestradiol 88 %, flit Oestron 92% und ffir Oestriol 72%. Um eine Vor- stellung fiber die Verluste zu erhalten, die w~hrend tier 60minfitigen sMzsauren ttydrolyse entstehen, haben ~4r die 3 freien Oestrogene versehiedenen Urinen vor und naeh Hydrolyse zugesetzt (vgl. ~, s). Die dutch I-Iydrolyse verursaehten Verluste betrugen ffir fl- Oestradiol 9 %, ffir 0estron 14 % und Oestriol 7 %. Diese * Ansgeff~hr£ mit Unterstiitzung des Landes Nordrhein-Westfalen. ** Die PrOzcntangaben erfolgen unter Beriieksiehtigung der unterschied- lichen ~otektflargewiehte yon freien Oestrogenen und deren lVethyliither. Tabelle 1. Korriglerte Extinlctionen der Kober-Chromogene 1 /iir ]e 10 ttg yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol und deren MethylSthern nach, verschiedenen AuJarbeitungen (Methode yon BnowNS). Die Zahten in Klammern geben die Anzahl der aus- gefiihrten Bestimmungen an. Die Kober-Reaktion wurde in der Modifikation yon BAvLD (vgl. 2) ausgefiihrt. Die Extink- tionsmessungen erfotgten im Beekman-Spektralphotometer, Modell DU, bei 10ram Sehichtdieke jeweils gegen einen entsprednenden Kober-Leerwert Bedingungen A. Freie Oestrogene . B. i~IethyI/i~her der Oestrogene .... C. Freie Oestrogene nach lV[ethylierung und Chromate- graphic ..... D. Freie Oestrogene nach Alkalischritt n Methylierung nnd Chromatographic . E. Freie Oes~rogene 200 ml Urin zuge- setzt (vor Hydro- lyse) ....... F. Yreie Oestrogene Korrigierte Extinktioaen ~ fiir fl-OestradioI 0,439 (15) 0,291 (43) 0,275 (4) Oestron 0,459 (17) 0,281 (50) 0,287 (5) Oestriol 0,361 (21) 0,237 (45) 0,210 (3) 0,269 (5) 0,187 a (6) 0,278 (4) o,175 ~ (6) 1 0,179 (5) 0,182 a (6) 200 ml Urin zuge- setzt (hath tiydro- tyse) . . . . . . . 0,2153 (6) 0,2163 (6) 0,199 ~ (6) 1 Die Kober-l~eagentien warden hergestellt aus .H~80~ 1.84 p.a. ,,sSIe~ck" m14 Hydroehinon puriss. Erg. B. 6 ,,3£erek". Die korrigierten Extinktionen (Eko~r.) wurden naeh folgeMen For- meln erhal~en (vgl. A551~N~): fib' fl-0estradiol: Ekorr" = 2E 518 --(E480 + E556), ftir 0estron und 0estriol: Ekorr" ~ 2 E516 --(E480 + E552). s Nach Abzng yon Ekorr° der en~spreehenden endogenen Oestrogene ira Urin. Werte geben nur einen ungef~hren Anhalt (vgt. is), da die Oestrogene im Urin in gebundener Form vortiegen und die Spalgung der Conjugate m6glieherweise yon geringereu Verlusten begMtet isg. Ffir keine der heute bekarmten chemisehen Me- thoden zur Bestimmung der Oestrogene in biologi- sehem ?¢Iateriat kann eine absolute Spezifit//t bewiesen werden (vgl. 10); jedoeh haben alle bisher vorliegenden Untersuehungen fiber die 5Iethode yon B~owN keine Anhaltspnnkte ergeben, die gegen ihre Spezifit/~t spre- ehenl0, is, 17. Dureh einen VergMeh der ehemiseh be- stimmten Oestrogen-Werte mit der biologischen Ak- tivitgt tier phenolisehen Extrakte haben wh' versueht, weigere I-Iinweise ffir die Spezifit'gt der Brownsehen Methode zu erhalten. Die phenolisehen Extrakte wur- den in fiblieher ~reise naeh Hydrolyse eines aliquoten

Zur Bestimmung der Oestrogene im Urin

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Page 1: Zur Bestimmung der Oestrogene im Urin

672 I t . BREUER, W. :NOCKE, G. GEISSLER und F. L. MITCHELL: 0es t rogene im Ur in Klinisehe Wochenschrift

der Annahme, dal~ der Angriffspunkt der Sulfonyl- harnstoffe in den B-Zellen des Insetorgans zu suchen ist und dab dureh Sulfonylharnstoff die Insulinsyn- these in den B-Zellen erleiehtert wird.

Iuiteratur. ~ COLW~L~, A. R., J. A. Co~w~n and A. R. Co~,wJ~nn sen. : In t rapancrea t i e perfusion of the antidiabetic sulfonylureas. Metabolism 5, 749--756 ( 1 9 5 6 ) . - s FuL~Js~,

H. S., A. A. DUBE and C~. W. LLOYD : Clinical experience with Orinase. Metabolism 5, 940---946 (1956).- a H 6 e ~ , W.: Zur Theorie der diabetischen Stoffwechselst6rung. Italle a.d.S. iKarhotd 1956. - - ~ Mms~r, J. A., D. D~aOTT and H. DoL- ing:a: Hypoglycemie action of sutfonylureas in patients with diabetes mellitus. Science (Lancaster, Pa.) 123, 583--584 (1956). - - ~ 5([o]~r~, G., u. G. S~6~r~: Ktinisehe Ergebnisse mit D 680. Dtsch. reed. Wsehr. 1956, 827--835.

ZUR BESTIMIIIUNG DER OESTROGENE DI URIN* Von

H. B~E~r~, W. Noc~c~, G. G ~ s s 5 ~ und F. L. MnrC~EL~

Aus der Chemisehen Ab~eilung der Chirurgischen Universitiitsklinik und Poliklinik Bonn (Direktor : Prof. Dr. A. G~TGE]}IANN), dam Physiologiseh-Chemischen Institut der Universit~it Bonn (nirektor: Prof. Dr, Dr. W. DIRSCHE~)

nnd der Endocrine Unit, 5essop Hospital for ~Vomen, Sheffield, England

Trotz jahrzehnte]anger Bemfihungen ist eine ge- naue ehemische Bestimmung der Oestrogene im Urin yon Frauen au8erhalb der Gravidit/it und in der Menopause bis in die jfingste Zeit nieht mSglieh ge- wesen. Ers t die eingehenden Untersuchungen des Edinburgher Arbeitskreises (vgl. 17, is) seit 1950 haben zur Entwieldung yon zwei chromatographischen Ver- fahren gefiihrt 3, a, s, yon denen sieh besonders die Brownsehe Methode ffir Routinebestimmungen eignet und eine exakte Effassung yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol bis zu einer unteren Grenze yon 1--2 ¢tg/ 24 Std Urin gestattet e6. Dabei werden die Urinextrakte dutch Ver~eilung z~4schen verschiedenen L6sungs- mitteln, Methy]ierung und anschlieBende Chromato- graphie an AlcOa wei~gehend yon Verunreinigungen beffeit, deren ungenfigende Entfernung sehr hohe Oestrogenwerte vort/iusehen kann (vgl. 5, so-ss); die Oestrogene werden anschliel~end mit Hilfe elner modi- fizierten Kober-Reaktion s, : bestimmt. I m folgenden teflen wir Untersuehungen fiber Reproduzierbarkeit und Spezifit/it der Brownsehen Methode sowie einige von uns beobachtete Werte fiir die Oestrogenaussehei- dung im Urin w/ihrend des normalen Cyclus, vor und naeh Ovariektomie und in der Menopause mit.

In Tabelle 1 sind die Extinktionen der Kober- Chromogene fiir jeweils 10 ~ug der reinen Methyl/~ther yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol angegeben (vgl. s); sic sind geringer als die der entspreehenden ffeien Verbindungen. Wurden 10 #g der freien Oestro. gene der Methylierung und die gebiIdeten Methyl/ither der Chromatographie unterworfen, so Ianden wir, be. zogen auI die Eichkurve der reinen Methyl/ither, 90 % fl-Oestradiol, 97 % 0estron und 85 % Oestriol wieder**. Die Bestimmung von fl-Oestradiol und Oestriol im Urin yon Fa$ientinnen, die hohe Dosen Cortison er- halten, ergibt, wie BROW~, Bv~s~oo~: und G ~ x - WOOD ~° gezeigt haben, zu geringeWerte. Diese Sehwie- rigkeit kann durch einen besonderen Alkali-Sehritt (saponification step nach DAWED a) umgangen werden n; die Wiederfindung naeh Einschaltung dieses Sehrittes betrug in unseren Versuchen Ifir/~-Oestradiol 88 %, flit Oestron 92% und ffir Oestriol 72%. Um eine Vor- stellung fiber die Verluste zu erhalten, die w~hrend tier 60minfitigen sMzsauren t tydrolyse entstehen, haben ~4r die 3 freien Oestrogene versehiedenen Urinen vor und naeh Hydrolyse zugesetzt (vgl. ~, s). Die dutch I-Iydrolyse verursaehten Verluste betrugen ffir fl- Oestradiol 9 %, ffir 0estron 14 % und Oestriol 7 %. Diese

* Ansgeff~hr£ mit Unterstiitzung des Landes Nordrhein-Westfalen. ** Die PrOzcntangaben erfolgen unter Beriieksiehtigung der unterschied-

lichen ~otektflargewiehte yon freien Oestrogenen und deren lVethyliither.

Tabelle 1. Korriglerte Extinlctionen der Kober-Chromogene 1 /iir ]e 10 ttg yon fl-Oestradiol, Oestron und Oestriol und deren MethylSthern nach, verschiedenen AuJarbeitungen (Methode yon BnowNS). Die Zahten in Klammern geben die Anzahl der aus- gefiihrten Bestimmungen an. Die Kober-Reaktion wurde in der Modifikation yon BAvLD (vgl. 2) ausgefiihrt. Die Extink- tionsmessungen erfotgten im Beekman-Spektralphotometer, Modell DU, bei 10ram Sehichtdieke jeweils gegen einen

entsprednenden Kober-Leerwert

Bedingungen

A. Freie Oestrogene .

B. i~IethyI/i~her der Oestrogene . . . .

C. Freie Oestrogene nach lV[ethylierung und Chromate- graphic . . . . .

D. Freie Oestrogene nach Alkalischritt n Methylierung nnd Chromatographic .

E. Freie Oes~rogene 200 ml Urin zuge- setzt (vor Hydro- lyse) . . . . . . .

F. Yreie Oestrogene

Korrigierte Extinktioaen ~ fiir

fl-OestradioI

0,439 (15)

0,291 (43)

0,275 (4)

Oestron

0,459 (17)

0,281 (50)

0,287 (5)

Oestriol

0,361 (21)

0,237 (45)

0,210 (3)

0,269 (5)

0,187 a (6)

0,278 (4)

o,175 ~ (6) 1

0,179 (5)

0,182 a (6)

200 ml Urin zuge- setzt (hath tiydro- tyse) . . . . . . . 0,2153 (6) 0,2163 (6) 0,199 ~ (6)

1 Die Kober-l~eagentien warden hergestellt aus .H~80~ 1.84 p.a. ,,sSIe~ck" m14 Hydroehinon puriss. Erg. B. 6 ,,3£erek".

Die korrigierten Extinktionen (Eko~r.) wurden naeh folgeMen For- meln erhal~en (vgl. A551~N~): fib' fl-0estradiol: Ekorr" = 2E 518 --(E480 + E556) , ftir 0estron und 0estriol: Ekorr" ~ 2 E516 --(E480 + E552).

s Nach Abzng yon Ekorr ° der en~spreehenden endogenen Oestrogene ira Urin.

Werte geben nur einen ungef~hren Anhalt (vgt. is), da die Oestrogene im Urin in gebundener Form vortiegen und die Spalgung der Conjugate m6glieherweise yon geringereu Verlusten begMtet isg.

Ffir keine der heute bekarmten chemisehen Me- thoden zur Bestimmung der Oestrogene in biologi- sehem ?¢Iateriat kann eine absolute Spezifit//t bewiesen werden (vgl. 10); jedoeh haben alle bisher vorliegenden Untersuehungen fiber die 5Iethode yon B~owN keine Anhaltspnnkte ergeben, die gegen ihre Spezifit/~t spre- ehenl0, is, 17. Dureh einen VergMeh der ehemiseh be- s t immten Oestrogen-Werte mit der biologischen Ak- t ivitgt tier phenolisehen Extrakte haben wh' versueht, weigere I-Iinweise ffir die Spezifit'gt der Brownsehen Methode zu erhalten. Die phenolisehen Extrakte wur- den in fiblieher ~reise naeh Hydrolyse eines aliquoten

Page 2: Zur Bestimmung der Oestrogene im Urin

5g. 35, Heft, 13 I-I. DREUEI~, W. NOCXE, G. G~e?ISSLER u n d F. L. MITCttELL: Oes t rogene im U r i n 673 1. Jnli 1957

Teiles der 24 Std-Urine gewonnen und in 50%igem w~,Brigen Propylenglykol kastrierten Mgusen injizierk Zungehst haben wit den Allen-Doisy-Test in der rib- lichen Form durehgeffihrt. Wit Ianden als t//gliehe Oestrogenausseheidung bei den untersuehten Frauen 34--55 Mguse-Einheiten (M.E.) (Tabelle 2). Die Emp- findliehkeit unserer M/~use w a r : l M.E. -- 0,02#g fl-Oestradiol bzw. 0,1/~g Oestron. Wenn man die ehe- miseh ermittelten Oestrogene unter Zugrundelegung der oben angegebenen Empfindliehkeit in M.E. um- reehnet, so erh/itt man Wert% die 7--8real hSher liegen als die der biologisehen Bestimmung. Einen tIinweis ffir die Erkl/~rung dieser Diskrepanz gibt folgender Befand : Bei kombinierter Gabe entfalteten die 30es t ro - gene eine geringere Aktivitat (nut ~/~ 1/~) als auf Grund der Emplindliehkeit des verwen- deten Mgusestammes gegen- Nr. fiber Einzelgaben yon Oestron und fl-Oestradiol zu erwarten _ _ gewesen w/~re; ftir diese gegen- 1 seitige Beeinflussung yon fl- 2 Oestradiol, Oestron und Oest- riol hinsiehtlieh ihrer biologi- sehen ~'irksamkeit haben ~dr zun£ehst keine Erkl/~rung. In diesem Zusammenhang sei er- w/~hnt, dab yon Voss e~ dagegen bei kastrierten Rat ten naeh gleiehzeitiger Znfuhr versehiedener Oestrogene unter bestimmten Bedingungen eine hShere, jedoeh in keinem Fall eine niedrigere oestrogene Aktivit/~t als erreehnet beobaehtet ~arde.

Die erhebliehen Untersehiede zwisehen den che- miseh und biologiseh ermittelten Oestrogen-VCerten stehen im Widersprueh zu den Angaben yon BVL- BI~OOK, GREENWOOD und WILLIAiVIS 12, die unter Ver- wendung eines modilizierten Allen-Doisy-Tests eine sehr gute Ubereinstimmung beobachteten. Wir fiihr- ten deshalb die biologische Bestimmung in der Ver- suehsanordnung der genannten Autoren dureh. Aus- gehend von der Annahme, dag ffir einen gegebenen Urin die chemiseh bestimmten Oestrogen-Werte richtig waren, stetlten wit eine Standardmischung yon fl- Oestradio], Oestron und Oestriol her, in der die 3 Oestro- gene in den vorher ermittelten Verh/~ltnissen und

Mengen enthalten waren. Die biologisehe Aktivitgt dieser Standardmisehung ~arde mit der des phenoli- sehen Urinextraktes vergliehen, wobei yon beiden LSsungen je 3 versehiedene Verdfinnungen injiziert wurden. F fir jede Verdfianung wurden 10 Tiere ver- wandt; ein Test erforderte also 60 M/~use. Die biologi- sehen Aktivit/~ten (Zaht der Tiere im Prooestrus oder Oestrus) des phenolischen Extraktes und der Standard- misehung stimmten in den von uns untersuchten F//llen im wesentlichen fiberein: Der Mittelwert der retativen Aktivit~tten (Aktivit/~t des Extraktes/Aktivi- tgt der Standardmisehung) betrug 0,88 und lag damit nahe genug bei der im ideaten Falle zu erwartenden

Tabelle 2. Vergleich zwisehen ehemischer Bestimmung yon fi-Oestradiol, Oestron und Oestriol und biologischer Bestimmung der oestrogenen A ~tivitiit ira Allen-Doisy-Test

Chemische Oestrogenbestimmung Erreehnete (/xg/24 S~d) oestrogene

Aktivitfit (~.E./24 Std)*

fl-OestradioI ] Oestron Oestriol

5,3 9,6 4,8 361 6,2 13,8 16,5 448

3 4,1 9,6 3,9 301 4 5,3 10,3 4,6 368 5 3,0 10,0 6,1 250 * ~.E. = 0;02/~g//-OestradioI bzw. 0,1 ~g 0estron.

[ [ Verhgltnis Im Atlen-Doisy Biologische

] Test gefu~dene [ Oes~rogenbestimmung [ Aktivit/~t [ I (FLE./24 St, d ) [ Chemische

Oestrogenbestimmung

47 1:7,7 55 1:8,1 38 1:7,9 51 1:7,2 34 1:7,4

Zahl 1. Die Versuche zeigen in schtiissiger Form, dab die nach der Br0wnsehen Methode chemisch bestimm- ten Oestrogen-Werte der tatsgehliehen biologischen Aktivitgt der Oestrogene entsprechen.

Cyelisehe Sehwankungen der oestrogenen Aktivit/~t im Urin geschlechtsreifer, nicht gravider Frauen wur- den erstmalig yon SrEBKE 23 beobaehtet und sp/~ter yon anderen Autoren best/~tigt (vgl. ~5). BRowN9 hat mit Hilfe seiner Methode das Verhalten von fl- Oestradiol, 0estron und Oestrio] w/~hrend des normalen Menstruations-Cyelus Iortlaufend verfolgt und im a]l- gemeinen neben dem Ovulationsmaximum einen zwei- ten, jedoeh geringeren Anstieg w/~hrend der Luteal- phase beoba, ehtet. Die yon uns festgestellten Werte der Oestrogenausseheidung zur Zeit der Proliferations- phase, des Ovulationstermins und der Sekretionsphase sind in Tabelle 3 enthalten. Das Verh~ltnis yon fl- Oestradiol zu Oestron schwankte zwisehen 0,55 und

Tabelle 3. Ausscheidung von [LOestradiol, Oestron und Oestrio[ im Urin yon geschlechtsrei/en, nicht graviden uncI in der l]Ienopause be/indliehen Frauen. Die Zahlen im Klammern geben die Anzahl der untersuchten Urinproben an

Untersuchungs- bedingnnge~t i _ _

lVIittel- weft

Ausseheidung in/~g/24 SCd

Proliferationsphase* 5,7 ** Ovulationstermin 10,7

Sekretionsphase 6,6 Menopause 53 Jahre L. R. vor 7 Jahren 5,3 Menopause 56 Jahre L. i~. vor 8 5ahren 3,6 Menopause 63 Jahre L. R. vor 14 Jahren 8,3 Menopause 67 Jahre L. R. vet 20 Jahren 2,6

* 2.--9. Tag aaeh tier Ietzten Regel.

fl-Oes$riol Oestron OestrioI

Schwankang

1,7--10,4 (9) 5,7---17,6 (8) 2,1--12,5 (13)

(1)

0,9--9,1 (6)

4,6-.d2,4 (6)

1,4~ ~5,3 (8)

Mi~tel- wert ~

10,4 18,4 11,3

9,9

2,7

8,2

3,5

Schwankung

6,6--15,9 (5) 7,3--45,6 (6) 5,3--24,7 (10)

(1)

1,3 -4,6 (6)

5,2--12,2 (6)

1,6--8,1 (8)

Mittel- Wer~

8,2 16,5 15,0

4,9

2,2 t

5,8

13,8

Schwankung

2,7--10,4 (6) 12,1--27,5 (6) 1,7--22,6 (12)

(1)

1,2--3,4 (6)

1,6--23,0 (6)

4,5--30,6 (8) ** :Ermi~telt durch Basaltemperatt~rmessung.

locale )estro- gene

24,3 40,2

32,9

20,1

8,5

22,3

19,9

Verh~ltnis /~-Oestradiol:

Oestron: Oestriol

1 : 1 , 8 3 : 1,44 1 : 1,72:1,54 1 : 1,71:2,27

1 : 1,87 : 0,92

1:0,75:0,61

1:0,99:0,70

1:1,35:5,31

0,55 0,58 0,59

0,54

1,33

1,01

0,74

Kiln. Wschr., 35. Jahrg. 453

Page 3: Zur Bestimmung der Oestrogene im Urin

674 R.A. KRAUS:% H. STOI~Z und A. VOELKEL: Gleichstrommessungen an der menschlichen Haut Xlinische Wochenschrift

0,59 und war dami t grSger ats das yon B~ow~ s ge- fundene Verh~ttnis yon 0,40--0,50. Aueh F r a u e n in der Menopause seheiden, allerdings unregeIm~gig, noch Oestrogene aus, wie aus einigen bisher verSffentl iehten Angaben hervorgeht (vgl. ~s, is, ~s). Wir haben bei 4 F r a u e n in der Menopause die Oes/~rogenausseheidung im Ur in veffolgt u n d bei einer 63j/~hrigen Pa t i en t in mi t Mammacarc inom ~Vert~e beobachtet , wie sic sonst nu r bei gesehleehtsreifen F r a u e n anzutre l fen sind. Untersuehungsergebnisse, die die klinisehe Anwend- barkei t der Brownsehen Methode zeigen, werden an anderer Stelle mitgeteilt . Es wurde un te r andcrem die Oestrogenausseheidung bei einer 45j~hrigen ge- sehleehtsreifen F rau vor und nach Ovariektomie best immt. Kurz naeh der Operat ion erfolgte ein vorfibergehender Anstieg der Oestrogene im Urin. I n den darauffolgenden ~Voehen fanden wir einen Abfall der Wer te ; an einigen Tagen wurde kein Oestradiol ausgesehieden*. Ffir das anhal tende , wenn auch geringere Vorkommen yon Oestrogenen im Ur in nach Ovariektomie, das sehon fffiher von anderen Untersuehern demonstr ier t wurde~S,~a,lS, e~, ist often- bar die vermehrte Produk t ion yon Oestrogenen in der Nebennierenr inde verantwortl ich.

Zusammen/assung. 1. Die N[ethode yon B~ow~ s zur ehemischen Bes t immung yon/~-Oestradiol, 0es t ron u n d Oestriol wurde aug ihre Reproduzierbarkei t ge- prfift.

2. Dureh vergleiehende chemisehe und biologisehe 0es t rogenbes t immungen wurde die Spezifit//t der ehe- mischen Methode bestgtigt.

3. Es werden Angaben fiber die Ausscheidung yon fl-Oestradiol, Oestron u n d Oestriol im Ur in yon ge- sehleehtsreifen, n ieht graviden und in der Menopause befindliehen F r a u e n gemaeht.

4. U m die klinisehe Anwendbarke i t der 3/iethode zu demonstr ieren, wurde die Oestrogenausscheidung

* Ausftihrliche Da~steltung vgl. 5. ~I. BAYEt~, W. NOCKE uIld H. BREUER, I~lin. Wschr, 1957, 682.

bei einer Pa t i en t in vor und naeh Ovariektomie be- s t immt.

Wit danken Herrn Dr. J. B. B~owx, Clinical Endocrino- logy Research Unit (N.t~.C.), University of Edinburgh, flit wertvolle Hinweise, den Herren Dr. R. D. BULBnOOX und Dr. F. C. GgEE~WOOD, Imperial Cancer Research Fund, London, fiir die Mitteilung yon Ergebnissen vor ihrer VerSffentlichung und I-Ierrn Dr. W. KLrS~, Postgraduate Medical School, Lon- don, far die Uberlassung yon 5Iethylgthern der Oestrogene. Ebenfalls danken wir Herrn Dozent Dr. J. M. BAYEI~, Chir- urgisehe Universiti~tsklinik, Bonn, fiir zahlreiche Anregungen. Fraulein M. JACK war beider Ausfiihrung der chemischen Be- stimmungen behilflieh.

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GLEICHSTROMNESSUNGEN AN DER MENSCHLICHEN HAUT BEI QUELLUNG UND ENTQUELLUNG DES G E W E B E S

Von I~. A. Kn.4us~, I t . STORZ und A. VOELKEL

Aus der Inneren Abteilurtg des Krankenhauses ttubertus, Berlin~Schlachtensee (Leitender Arzt: Doz. Dr. rned. habil. H, S~Ol~Z) und der Nervenklinik Waldhaus, Berlin-Nikolassee (Leitender Arzt: Dr. reed. 1~. TILING)

Mit den folgenden exper imentel len Un te r suchungen und kl inischen Beobachtungen soll ein Beitrag zur Klgxung der Frage gegeben werden, durch welche bio- logischen Ursachen mel~bare Ver/~nderungen ira Ver- ha]ten des mensch]ichen Hautwiders tandes bei Gleich- s t rommessungen bedingt werden. Eine Bemfihung um diese Frage seheint uns un te r anderem sehon deshalb yon Nutzen zu sein, weft aueh in jfingster Zeit wieder- um die schon frfiher diskut ier te Ansieht ver t re ten w_ird 1, dab H6he und Vergnderungen des Hautwider - s tandes vornehmlich dutch die Sehweil3drfisen und ihre T//tigkeit bes t immt werden.

Wir ffihrten die Widers tandsmessungen mi t tIi lfe eines gewebsaufladenden Gleiehstromes dureh u n d haben fiber die yon uns entwickelte 3/[ethode des Elektropermeagramm.s (Epg), fiber ihre Grundlage, Megtechnik und Auswer tung in einer Reihe friiherer VerSffentl iehungen in extenso ber ichte t e-5. Zur Er-

leich~erung der Ubers icht seien folgende methodische Grundlagen noch e inmal in Zusammenfassung wieder- gegeben.

Der Elektropermeagraph* setzt sich aus einem Haut~ strom- und einem Verstarkerkreis zusammen. Im Hautstrom- kreis liegt die Spannungsquelle yon 2Volt, die iiber einen Vorwiderstand yon 2 k[2 und zwei unpolarisierbare Fltissig- keitselektroden (modffiziert nach EBBECKE) mit der Hunt der Versuchspcrson in Verbindung steht. Der Verstgrkerkreis be. steht im wesentliehen aus einem Gleichspannungsverst~ker, leistungslos an den Vorwiderstand gekoppelt, und dem Schlei- fenoszillographen, der die Stromabfallkurve mittels Lieht- zeiger aug ein laufendes Filmband tibertr~gt. Abb. 1 gibt eine so gewonncne Kurve wJeder: die Kurve beginnt mit einem Ausschlag s, der initialen Stromzaeke, und f~llt daraufhin exponentiell auf einen Grenzwert g. Die Spitze s ist dutch die Tr~gheit des Verst4rkers um die Einstellzeit yon 3 msee (bei Zimmertemperatur) abgeschnitten. Der ideale Anfangs- stromwert s o kann dutch loga.rithmisehe Extrapolation er- reehnet werden; iiir klinische Untersuchungen der vorliegenden

* Hersteller: Fa. Technomed, Berlin-Charlottenburg 5.