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XXVII. Aus dem Institut ffir physiologisehe Chemie an der Milithr-medizinischen Akademie und aus dem Zentrallaboratorium des Metchnikow-Kranken- hauses in Leningrad. Zur ~harakteristik tier aliment~ren glykgmischen Kurvel}. Uber Verhnderungen der glyk~mischen Kurve beim Durchlauf des Blutes durch die Gliedmal~en. Yon W. W. Oppel. (Mit 6 Kurven.) (Eingegangen am 6. X. 1930.) Io Es ist wohl bekannt, dab die innerliehe Einfiihrung yon Zueker das Anwachsea des Glykogens der Leber als Folge hat. Aus der Betrachtung der yon Pollack (1) gesammelten Literatur erweist es sieh, dal~ das Maximum tier Zunahme des Glykogens der Leber 10--12 Stunden nach der Belastung zu beobachten ist. Daraus folgt, da6 der, im Laufe der ersten 3 Stunden nach der Einfiihrung des Zuckers erscheinende Abstieg der aliment~ren Glyk~mie, als Resultat der unverziigliehen Verwandlung des ganzen eingefiihrten Zuckers in das Glykogen der Leber durchaus nicht betrachtet werden darf. Nach Cori(2) entwiekelt sieh die Ver- mehrung des Glykogens in der Leber -- nur allm~hlieh. In letzterer Zeit wird haufig angegeben, da6 die Leber den Zucker nieht nur durch Verwandlung in Glykogen zuriiekhalten kann, sondern auch noch dureh irgendwelehe meehanische Mittel (Pollack3). Die Fahigkeit den Zucker zurfickzuhalten wird yon dem vegetativen Nerven- system reguliert. Au6erdem bilden sich in der Leber zwischen Mono- saeehariden und Glykogen liegende Zwischenprodukte. Trotzdem daft man der Leber die Bedeutung des einzigen Regulators der Glykhmie 1) Durchgefiihrt im Jahre 1929.

Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

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Page 1: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

XXVII.

Aus dem Institut ffir physiologisehe Chemie an der Milithr-medizinischen Akademie und aus dem Zentrallaboratorium des Metchnikow-Kranken-

hauses in Leningrad.

Zur ~harakteristik tier aliment~ren glykgmischen Kurvel}. Uber V e r h n d e r u n g e n der g lyk~m i schen Kurve beim

D u r c h l a u f des Blu tes du rch die Gliedmal~en.

Yon

W . W . Oppe l .

(Mit 6 Kurven.)

(Eingegangen am 6. X. 1930.)

Io

Es ist wohl bekannt, dab die innerliehe Einfiihrung yon Zueker das Anwachsea des Glykogens der Leber als Folge hat. Aus der Betrachtung der yon Po l l ack (1) gesammelten Literatur erweist es sieh, dal~ das Maximum tier Zunahme des Glykogens der Leber 10--12 Stunden nach der Belastung zu beobachten ist. Daraus folgt, da6 der, im Laufe der ersten 3 Stunden nach der Einfiihrung des Zuckers erscheinende Abstieg der aliment~ren Glyk~mie, als Resultat der unverziigliehen Verwandlung des ganzen eingefiihrten Zuckers in das Glykogen der Leber durchaus nicht betrachtet werden darf. Nach Cori(2) entwiekelt sieh die Ver- mehrung des Glykogens in der Leber - - nur allm~hlieh.

In letzterer Zeit wird haufig angegeben, da6 die Leber den Zucker nieht nur durch Verwandlung in Glykogen zuriiekhalten kann, sondern auch noch dureh irgendwelehe meehanische Mittel (Pol lack3) . Die Fahigkeit den Zucker zurfickzuhalten wird yon dem vegetativen Nerven- system reguliert. Au6erdem bilden sich in der Leber zwischen Mono- saeehariden und Glykogen liegende Zwischenprodukte. Trotzdem daft man der Leber die Bedeutung des einzigen Regulators der Glykhmie

1) Durchgefiihrt im Jahre 1929.

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Zur Charakteristik der aliment~tren glyk~hnischen Kurve. 349

n i e h t zusehreiben. Im Abstieg der Glyki~mie nehmen aueh andere Ge- webe Anteil und in erster Linie - - die Muskeln. Daftir spreehen folgende Tatsaehen:

1. Die Zufuhr yon Kohlenhydraten wird yon einer Ansammlung yon Glykogen in den Muskeln begleitet (Cori und Cori 4, F o t i n , T r i m b l e und N e w m a n 5, W e r t h e i m e r 6).

2. Diese Ansamm!ung wird aueh naeh der Entfernung der Leber beobaehtet ( B o l l m a n n , Mann und N a g a t h 7).

3. Naeh der Belastung mit Zueker, unter physiologisehen Bedin- gungen ist der Anstieg der Glykamie im venSsen Blut tier Gliedmafie geringer als der im arteriellen Blute ( B a r r e n s e h e e n , D o l e s e h a l l , P o p p e r 8, F o s t e r 9, R o s e n b a u m , T h a l h i m m e r und P e t e r s 1 0 , L u n d s g u a r d und H o l b o e l l 11, K l e i n und H o l z e r 12, H e n r i q u e s und Ege 13, K o t e h n e f f 14).

4. Die spezifiseh-dynamisehe Wirkung tier Kohlenhydrate wird aueh naeh der Entfernung der Leber beobaehtet (Mann 15, W J l h e l m y und B o l l m a n n 16).

Die unmittetbare Rolle der Muskeln im Proze6 der Verminderung des Abstieges der Olyk~mie wird nur aus Versuehen mit Erforsehung des yon den Muskeln abfliegenden Blutes gefolgert; doeh unterliegen die Versuehe dieser Gruppe einem gewissen Zweifel, denn in der Mehrzahl derselben war, statt des Blutes der Muskelvene, das der subkutanen untersueht worden. Nur in den Yersuehen yon Henr iques und Ege (13), wo eine intravenOse Einffihrung des Zuekers stattfand, und in den yon Kotsehneff(14), we die Zahl der entnommenen Blutproben eine ~iut3erst unbedeutende war, wurde die er- wShnte Bedingung erfitllt.

Der dureh die Leber passierende und die Hyperglyk~tmie hervor- rufende Zueker tr i t t aus dem Blute in alle Gewebe fiber. Dariiber spre- ehen die Versuehe von P a l m e r (17), Cuenea (18), F o l i n , T r i m b l e und N e w m a n (5). Die vorliegende Arbeit hat sieh zum Ziele gesetzt, die Frage naeh dem Mag der Zurtiekhaltung des Zuekers in den Muskeln, in der Periode der Entwieklung der aliment~ren Glyk~mie zu kl~tren.

I I . Als Versuehstiere wurden Hunde genommen, da dieselben der psyehisehen

Glyk~mie wenig unterworfen sind und die gefahrlose Entnahme bedeutender Mengen Blutes zulassen. Bei der Entseheidung der Frage fiber die Methoden der Anstellung der Versuche war man genStigt, die transkutane Punktion der Blutgef~ge aufzugeben. Wenn, bei gewisser Fertigkeit, man die MSgliehkeit erreieht, bei heiler Haut Blur mittels einer Spritze aus der Arterie und sogar aus der u femoralis zu entnehmen, so ist dies noch keine Garantie daftir, dai~ diese Bluten~nahmen jedesmal gelingen werden (9--10 Punktionen im

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350 XXVII. W. W: OPPEL.

Laufe yon 3 Stunden). Au]erdem forderte der Charakter der Versuehe eine mOglichst gleichzeitige Entnahme des Blutes aus den beiden Blutgefiil~en. Eine Verz6gerung yon einigen Minuten erscheint bei transkutaner Punktion tiefliegender Blutgef~6e als sehr wahrscheinlich.

Letztere Uberlegungen zwangen zur Freilegung der Blutgef~6e. Dies forderte abet das Aufbinden der Tiere. Der Versuch einer psychisehen Auf- regung mit Hilfe leichter Narkose (Ather) auszuweichen, ftihrte zu keinen be- friedigenden Ergebnissen (Tabelle 1). Die alimethre Glykamie wurde yon einer starken, durch die Athernarkose hervorgerufenen Hyperglykhmie maskiert.

Infolgedessen wurde man genStigt, sich an die lokale Anhsthesie zu wenden, und dieselbe bis zu einem Minimum herunterzubringen , welches an und ftir sich keinen Einflufi auf die Glyk~mie austiben diirfte. Der Versueh mit der 1% igen LSsung von Novokain zeigte bald, da~ eine subkutane Injektion yon 4--6 ccm bei ruhig sitzenden ttunden yon 6600--10 700 g keine ttyperglyk~mie hervorruft (Blut aus dem Ohr). Ebenso, beim 3sttindigen Liegen der Hunde auf dem Tische mit unter Novokain auspri~parierten Blutgefi~6en (Arteria und Vena femorales), wurde kein Aufstieg der Glyk~mie beobachtet. In einem Versuche mit zuf~lliger Verletzung einer der Arterien femoralis mu]te man ein Aus- pr~parieren der Blutgef~6e der anderen Gliedma6en ausftihren. Dazu wurde 10 ccm Novokainn gebraucht. Im erwiihnten Falle beobachtete man einen Aufstieg der Glyk~mie (Tabelle 2).

Die Versuche mit Novokain ffihrten zur folgenden Anstellung derselben: die Hun@ wurden auf den Tisch gebunden. Das Pr~parieren der Femoralis wurde unter Novokainan~sthesie ausgeftihrt. In einigen Versuchen wurde auch die die subkutane Vene an der i~u~eren Oberfliiche des Schienbeines auspr~pariert. Es wurde streng darauf geaehtet, dalt die allgemeine Quan- titi~t des verbrauchten Novokains 5 ccm nicht tibertraf. Nach der Blutentnahme ftihrte man in den Magen mittels einer Sonde eine Zuckerl6sung ein (20~o iu der Menge yon 3 g auf 1 kg des Gewichtes). In einigen Versuchen wurde der Zucker in eine duodenale Fistel eingefiihrt, fiir deren Anlegung ich Herrn Priv.- Doz. N. A. P o dkop aye w herzlich dankbar bin. 5~ach der Einfuhr des Zuckers wurde Blut im Verlaufe yon 3 Stunden entnommen. GewShnliche Fristen der Entnahme: 20, 40, 60, 90, 140, 150 und 180Minuten nach der Belastung. Zwischen der Entnahme des Blutes aus der Arterie und der Vena femoralis verg!ngen gewOhnlich 1--2 Minuten; zwischen den Entnahmen aus der Arterie und der subkutanen Vene des Schienbeines - - manchmal bis 5 und 7 Minuten. Das Blut wurde mittels einer Spritze entnommen, gleich darauf in ein RShr- chen mit Oxalat umgeftillt und ftir die Analyse abgemessen. Bei der Blut- entnahme aus der subkutanen Vene des Schienbeines war man bisweilen ge- nStigt, das Blut mittels einer Pipette direkt aus dem, an der Stelle des ~adel- stiches erschienenen Tro.pfens zu sammeln. Die umgebenden Gewebe wurden vordem sorgfi~ltig abgetrocknet. Die Reihenf01ge der Blutentnahme aus der Arterie und der Vena femoralis ~tnderte sich in einzelnen Versuchen; es hat aber keinen Unterschied gegebenl Das Blut aus der subkutanen Vene wurde gewOhnlich sp~ter entnommen als das der Arterie. Die allgemeine ~)Glyki~mie <+ wurde nach Hage do rn - Jens en, die Fruktos~mie nach van Cr eveld bestimmt.

Verschiedene Hunde betrugen sich whhrend der Versuche auf verschie- dene Weise: einige lagen vollst~ndig ruhig, andere ~winselten mehr oder weniger,

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Zur Ch~rakteristik der aliment~ren glyk~mischen Kur~e. 351

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352 XXVII. W. W. OVV~L.

die dritten str~ubten sich und versuchten zeitweise zu k~mpfen. Bei der An- stellung aller oben erw~hnten Versuehe haben mir die Laborantin der physio- logischen Abteilung, Frau Z. B. Kussowa, und me,he Mitarbeiter in der biochemisehen Abteilung des Zentrallaboratoriums des Metschnikow-Kranken- hauses ihre Hilfe geleistet, wofiir ieh denselben meinen innigen Dank aus- spreche.

I I I .

Als Resultat der Versuche stellt es sich heraus, dal~ der Unterschied zwischen der Glykamie in der Arteria femoralis und der in der Vena femoralis im n~iehternen Zustande kein bedeutender ist. Durchsehnitt-

lich (aus 31Versuchen) betrug die arterielle Glyki~mie 0,095%, die venSse ~ 0,093~o (Tabelle 3). In 2/a der gesamten Versuche blieb der Unterschied zwischen dem arteriellen und dem venSsen Blute an der

Grenze yon • 5 mg pro 100 ccm. In 1/3 der Fi~lle wurde ein bedeuten- derer Unterschied beobachtet, und zwar zugunsten der Arterie. ~ur in einem einzigen Versuche offenbarte sich ein bedeutendes ~Tbergewicht der reduzierenden Stoffe im venfsen Blute.

Tabelle 3. Zucker im Blute der Arterie und der Vene auf niichternem Magen.

Nr.

61 C D

208 197 206 216 80 80

150 13

211 77

170 59

201

Arteria fern. Vena fern. in mg in mff

pro 100 ccm pro 100 ccm

129 112 107 103 103 99 98 98 98 98 98 97 95 94 92 91

Nr.

113 197 101 215 119 204 101 168 102 A 92 169 96 132 89 59 92 71 98 71 87 69 94 126

100 215 94 80 81 56 8t

Arteria fern. I u fern. in mg pro 100 ccm

)ro 100 ecru in mg

91 87 90 86 89 91 87 83 87 81 83 77 83 87 81 84 83 74 77 75 76 78 76 80 74 73 70 70 62 62

Die oben erw~hnten Ergebnisse unterscheiden sich wenig yon dem, was Henr iques und Ege(13), Foster(9), Bar renscheen , Dolesehal l und Poppe r (8), F r i edenson mit Mitarbeitern (10), Wiechmann (19) sehon ge- sehildert haben. Auf Bin bedeutenderes Auseinandergehen zwischen dem arteriel- len und dem ven6sen Blute weisen Wer the imer (20) und Rosenow(21) bin.

Page 6: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakteristik der alimentiiren glyk~tmischen Kurve. 353

Das Bi!d der g!yk~mi~ehen Veranderung naeh der innerliehen Ein. fuhr yon SaeeharoselSsung, war bei versehiedenen Tieren nieht dasselbe- Z. B. bei den Hunden Nr. 56, 57, 77 und 132 beobaehtete man nur eine geringe Vermehrung der reduzierenden Stoffe im arteriellen Blute (Tabelle 4), Bei den Hunden Nr. 80 und 206 wurde ein glykamiseher Aufstieg angemerkt, weleher seiner HShe nach, rich wenig -con den Auf- stiegen, die naeh der Gabe yon Glukose rich entwiekeln, unterseheidet. Nicht selten wurden Verspatungen des Beginns des glykamisehen Auf- stieges beobachtet (z. B. Nr. 77). In vielen Fallen waren die sekundaren Aufstiege sehr stark ausgespragt (Nr. 150, 170, 126, 216).

Die Kurve der Veranderungen der Glykamie im ven~sen Blute er- innert sehr an die der arteriellen Kurve. Dennoeh War der Aufstieg der- selben etwas niedriger. Das Maximum der Glykamie trat in der Mehr- zahl tier Versuche etwas frtiher ein. Der Beginn des glyk&misehen Auf- stieges wurde in der Vene oft spater als in der Arterie beobaehtet. In vielen Fallen. sank die venfse Glykamie zu ihrem Ausgangspunk t weniger steil als die arterielle. Deswegen konnte man oft an dem absteigenden Schenkel der Kurve eine Vorherrschung der reduzierenden St0ffe im venSsen Blute tiber die im arteriellen Blute beobaehten.

Drei Versuche mit Einfuhr der LSsung yon Saecharose in die Fistel des Duodenums gaben dieselben charakteristischen Unterschiede gegen- iiber den >)Magenkurven (<, die yon Oppel undFedorow 22) bei Menschen beobachtet wurden: ein frtihzeitiges Maximum (nach 15 Minuten) und ein schnellerer Abstieg zum Ausgangspunkte.

Auf diese Weise unterscheiden sich die glykiimischen, bei der Analyse des Blutes der Arteria femoralis und des der Vena femoralis erhaltenen Kurven durch: 1. Einen frtihzeitigeren Beginn des Aufstieges und ein stiirkeres Anwachsen der Glyk&mie in der Arterie; 5fters durch ein spateres Maximum in derselben. 2. Bisweilen durch eine hShere venSse Glykanlie in der zweiten H~2!fte des Versuches (Kurve 1).

; ' 3 0 �9 . �9 '

20' #O' GO' 80' 700' 720' " l#O' 160 ~ r

Kurve 1.

Die maximale Divergenz der arteriellen und der venSsen Glykamie wird 20 Minuten nach der Belastung beobachtet. 40 Minuten nach der Belastung ist dieser Unterschied noch merkbar.

Archly f. experiment. Path. u. Pharmakol. Bd. 158. 23

Page 7: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

354 X X V I I . W . W . O P P E L .

Tabe l l e

Glyk~mie in Milligramm

Hund

l~r.

69 56 77 80 71

126 59

170 150

B 132 216 206 71 80

Gewicht in g

8 3O0 10 700 12 400 8 200 7 500 9 000 6 600

10 000 8 000

16 500 14 500 15 800 13 000 7 50O 8 200

Einffihrung der Zucker-

15sung

Vor der Belastung

Art. Vena fem. fem.

78 62

100 89 74 80 84 9t 98 87 87 96

1 0 1 75 i 92

Yena subc.

94 94

l~aeh zNaeh 20 Minuten 40 Minuten Art. Vena Art, Vena Vena fem. fern. fern. fern. subc.

85 66 91

124 123 114 99

103 126 92 97

107 163 84

190

82 60 93

110 98

105 91

100 114 92 94 .

109 147 90

165

88 75 93

122 119 112 93

117 142 96

101 112 165 100 192

l~ovokain. 76 Saccharose 62 mit Sonde. 95 Novokain. 98 Saccharose 83

in die Fistel. 76 88

] 94 98

I Novokain. 98 i Saeeharose 88 I mit Sonde. 98

108 77 98

72 68 91

114

82 109

101 101 107 158 104 185

-2-

98 154

Auffallend ist nur eiaes: das Fehlen der Rtickkehr der Glyki~mie

zu ihrem Ausgangspunkte w/ihrend des Verlaufes der 3 Stunden des Ver- suches. Diese VerzSgerung des Abstieges h/~ngt teilweise yon der En t - wicklung der sekund/~ren Wellen ab.

In allen Versuchen mit Einfuhr yon Saccharose ist das Erscheinen der Fruktose im Blute beobachtet worden. In dieser Hinsicht best/itigen die Versuche an Hunden in vollem Mai]e diejenigen an Kaninchen

( O p p e l 23). Die Fruktosi~miekurve bei Hunden erinnerte auch sehr an diejenige bei Kaninchen (s. Tabelle 5, S. 356 und Kurve 2).

1oi art. fern.

~ ~-~ ~

ZO' ~0' 60' 90' 120' 150'

Kurve 2.

180"

Der maximale Aufstieg t ra t nach 40--60 Minuten ein und erreichte durchschnit t l ich 9,3--9,4 mg auf 100 ccm (Maximum 32 rag).

Page 8: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakter i s t ik der al imenti iren g l y k i i m i s c h e n Kurve.

4.

pro 100 ccm Blutes.

355

57aeh 5~aeh Nach 60 Minuten 90 Minuten I 120 Minuten

Art. Vena Vena I fern. I fern. subc. I

Art. Vena Art. Vena fern. fern. fern. fern.

111 97 96 97 94 94 68 73 68 / 68 78 68

/

105 104 105 / 100 00 86 100 100 92 ~ 94 93 94

9~ 107 98 103 103 87 87 84 91 93 84 82

147 144 128 131 164 158 93 93 111 112 107 105

105 101 105 96 89 80 103 99 97 92 96 96

87 85 96 % ~o7 ~ 9 n ~ 1~5 165 16~ 163 ~4~ 147

9~ 97 93 88 - 93 9~ ~ 9 1~1 n v ~ - I ~ 0 1~0

Xach Nach 150 Minutea ] 180 Minuten

I

Art. Ven~ Vena Art. Vena fern. fern. sube. fern . fern.

- - - - 99 98 91 87 - - -- 90 86 99 95 85 89 103 85

73 78 70 80 86 86

126 1~3 126 124 111 105 i l l 105 94 91 92 89 90 92 99 101

1,~ lo5 1o7 89 89 124 125 ~ 121 129 117

/ 9'7 90 1o6 11 1- 9 8 , 1 1 7

Die Fruktosi~mie in der Arterie und in der Vene am Anfang des Versuehes zeigte oft ein merkbares Auseinandergehen: Das Anwaehsen in der Arterie war bedeutender. Ebenso wie bei der gesamtea Glyki~mie

wurde der maximale Unterschied 20 Minuten nach der Einffihrung des Zuekers bemerkt . Spi~ter glieh sich der Unterschied aus. In einigen Versuchen wurde auf dem absteigenden Sehenkel der Kurve ein 1Jber- wiegen der venSsen Fruktosomie fiber die arterielle beobachtet .

Soweit wie die zugiingliche Literatur zu urteilen erlaubt, existieren bis jetzt noeh keine Zifferngr(i~en des Untersehiedes zwisehen der Fruktos~mi) in de~ Vene und der Arteria femoralis. Van Creve ld und L a d e n i u s (24) erwhhnen wohl das (~berwiegen der Fruktosamie in der Arterie fiber diejenige in der Hauptvene, abet soviel ich weiB, sind ihre Ziffern noeh nicht verOffent- lieht worden.

Zwei Versuehe mit Einfiihrung einer FruktoselSsung mittels Sonde zeigten einen viel niedrigeren Aufstieg der Fruktosiimie als bei Einffihrung der Saeeha- rose. Obgleieh die Zahl der Versuehe unbedeutend ist, stimmen diese]ben doeh mit frtiheren Kaninehenversuchen iiberein. Die eben erwahnte Tatsaehe ist um so wiehtiger, als die zweimal geringere Quantifier von Fruktose, die beim Spalten der Saecharose erhalten wird, eine stiirkere Fruktoshmie ver- ursaeht (s. Tabelle 6, S. 356).

23*

Page 9: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

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Page 10: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakteristik der alimentiiren glyk[imischen Kurve. 357

I V .

Bei der Ausarbeitung der Versuchsmethodik erwies es sich, daI] eine 3stiindige Blutentnahme bei aufgebundenen Hun@n, deren Blut- gef}ii~e fern. unter 1 ~o Novokain (5 ccm) auspr}ipariert worden sind, keine Verhnderung der HShe der reduzierenden Stoffe im Blute veranla~t.

Trotzdem ergaben die Versuche mit Saceharose (ebenso mit Gly- kose, s. welter) einen verl~ngerten Verlauf der aliment~ren glyk~mischen Kurve.

So wird die Frage fiber die Vergleichbarkeit der Versuehsbedia- gungen wieder aktueI1.

Zur K1}irung wurde einer Serie yon Hunden dieselbe Quantit}it von Saccharose wie bei den vorherigen Versuchen mittels Sonde eingeftihrt. Die Hunde blieben aber nieht gefesselt. Das Blut wurde aus dem Ohre entnommen.

Es erwies sich, daI~ die glyk~mischen Kurven dieser Versuche (Tabelle 7) zu ihrem Beginn sieh yon den Kurven bei aufgebundenen Hunden nicht unterscheiden. Der absteigende Schenkel der Kurven stieg aber viel steiler herab - - die Glykamie verschwand friiher (Kurve 3).

Tabel le 7.

Glyk~mie in Milligramm pro 100 ccm Blutes.

Hund ] Ge- MaB- I~r. wicht nahmen

in g

80

80

77 77 69 71 91

126

8 200 Saceharose mit Sonde

8 200 Saccharose in die Fistel

12 400 t 12 400 8 300 Saceharose 75001 mit Sonde

18 500 9O0O

Vor Nach der Be- i' 20 Min. lastung i

91 117

87 147

]08 108 84 102

102 128 88 95 82 102 84 89

~ach Naeh 40Min. 60Min.

143 103 86

91 84 146

112 ]00 107 .100 93 90 140 129 87 95 99 93

100 93 80 87 91 90

l~ach }each l~ach I~ach 120 Min. 150 Min./180 Min. 90 Min.

85 -- 87

75 71 71 F

93 102 98 86 90 88 76 80 78 75 73 82 71 67 69 85 75 76

An diesen Kurven sind aueh die Wellen des sekundiiren Aufstieges nieht zu sehen. Einige flaehe Kurven mit geringer Zunahme der Gly- ki~mie wurden auch bei dieser Serie beobachtet. Daraus folgt, dal~ 3 sttin- dige Fesselung der Hunde auf dem Tische nicht ungleichgtiltig ist: die Regulation der Kohlenhydrate wird aber von demselben nicht derma6en gest6rt, um eine Hyperglyki~mie eI~dogener Herkunft hervorzurufe~.

Page 11: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

358 XXVII. W. W. OPPEn.

Der Verlauf der exogenen Hyperglyki~mie ist bei solchen Tieren nicht normal.

"I20

110

100

gO

80 T

30' gO ~ 90' 720'

Kurve 3.

Ohrvene

1

I

750' 780 ~

Die Frage nach der Ursache der Ausdehnung der aliment~ren glyk~mi- sehen Kurve geht ohne spezielle Untersuchungen auf keine Entseheidung ein. Verschiedene Momente kSnnten da geltend gemaeht werden: 1. das Abktihlen (obwohl einige Tiere mit Whrmeflasehen erw~rmt wurden, wurde doch nichts yon dem oben besehriebenen Verlauf der Glyk~mie Abweiehendes bei ihnen beobaehtet). 2. Die nerv6se Aufregung mit TonuserhShung des sympathisehen Nervensystems. 3. Eine einfaeh unnormale Lage der Gliedmal3en - - Ca jo r i , Cr o u t e r und P e m b er t o n (25) haben wohl auseinandergezogene glykhmische Kurven beschrieben bei Mensehen, die ihre Gliedmaflen auf die Dauer ge- hoben zu halten genStigt waren, und sehlie$1ich 4. das hhufig beobachtete Winseln der Tiere konnte vielleicht zum Vertust von CO 2 aus dem B t u t e - der Akapnie - - geftihrt haben. In einigen Versuchen wurde die Analyse der Alkalireserve des Blutplasmas naeh v. S lyke ausgeffihrt. Diese Unter- suchungen zeigten einen ziemlich auffallenden Abstieg derselben. Letztere Tatsaehe an und ftir sich kfnnte geniigen, die Gestrecktheit der glyk~mischen Kurve zu erklhren.

T a b e l l e

Glykiimie in Milligramm

Hund

Nr.

197 197 215 215 206

C D

211 20~ 201

Gewicht in g

14 100 ~5 300 14 200 14 000 13 000 10 500 10 800 2 000 7 800

14 000

Novokain. Glykose

mit Sonde

Vor der Belastung

Art. Vena Vena fem. fem. sube.

91 103 90 74 99

112 107 97 89 91

87 87 102 - - 86 90 73 73 92 92

101 98 119 94 96 91 89 84 - -

Nach 20 Minuten

Art. Vena fem. fem.

105 105 130 131 88 88 82 82

158 149 110 101 172 169 129 122 111 109 102 8 2

Art. fem.

128 178 134 83

207 101 212 132 147 107

~ach 40 Minuten

Vena Vena fem. sube.

124 ' 122 171 - -

129 132 82 76

160 117 98 92

216 140 127 120 142 93 105 --

Page 12: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakterist ik der alimen6tren glyk~hnischen K u r v e . 359

Die eben geschilderten Tatsachen sprechen dartiber, da6 die Ver- suche unter nicht vSllig physiologischen Bedingungen angestellt worden waren. Dies mu~ nattirlich bei Schlul~folgerungen berticksichtigtwerden.

.

Glyk~mische Kurven nach der Saccharosebelastung werden selten in der Literatur angefiihrt. Deshalb war es geboten, die Versuche mit Glykose noch einmal auszufiihren. Diese Versuche wurden genau so, wie die mit Saccharose angestellt (s. Tabelle 8).

Es ergab sich nattirlich ein Unterschied in den Kurvenformen. Die Kurven nach der Einftihrung yon Glykose zeigten grS~ere Aufstiege (-~ 61 mg start ~- 26 rag), ein sp~teres Maximum (nach 90 Minuten statt 40 Minuten). Im Grunde genommen blieben aber die Kurven doch die- selben. Ebenso wurde am aufsteigenden Schenkel der Kurve das Zuriick- bleiben der venSsen Glykhmie yon der arteriellen beobachtet. Whhrend des weiteren Verlaufes der Versuche glich sich der Unterschied aus. An dem absteigenden Schenkel wurde ziemlich h~tufig das 1Jberwiegen der reduzierenden Stoffe im venSsen Blute beobachtet. Die glyk~mischen Kurven trugen einen 0ffenbar in die Li~nge gezogenen Charakter: nach Verlauf yon 3 Stunden waren dieselben noch nicht bis zum Ausgangs- punkte gefallen. Auch unter den Versuchen mit Glykose sind einige, in denen der Beginn des glykhmischen Aufstieges starke Verspi~tungen zeigte. Die maximale Verspi~tung wurde bei dem ttunde C beobachtet.

8.

pro 100 ccm Blutes.

Nach 60 Minuten

Art. Vena fern. fern.

154 149 173 167 131 136 109 110 205 203

90 92 229 214 122 122 146 151 111 115

Nach 90 Minuten

Art. Vena Vena fern. fern. subc.

Nach 120 Minuten

Art. Vena fern. fern.

~ a c h 150 Minuten

Art. Vena Vena fem. fem. subc.

151 167 170 107 220

96 233 117 173 123

147 174 150 109 224

85 226 105 165 124

138

201 82

245 94

170 115 131

131 165 127 109 t85 133 233 125 162 137

140 126 162 151 13I 105 114 112 197 152 12I 183 233 224 118 117 156 147 126 131

129 149 106 124 156 181 226 110 144 105

117

108 i17 161 167 194 115 133

Nach 180 Minuten

Art. Vena fem. fem.

126 131 131 140

90 92 96 96

126 131 161 152 191 17o 132 126 133 131

91 99

Page 13: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

360 X X u W . W . OPPEL.

Der Unterschied zwischen der arteriellen und der venSsen Glykamie, der ebenso in den Versuchen mit Saceharose wie in denjenigen mit Glykose beobachtet wurde~ best~tigt die sehon in der Literatur verOffentliehten Beob- aehtungen [Friedenson, Rosenbaum, Tha lh imer und Peters(10), Foster(9), Barrenseheen, Dolesehal l und Popper , Kotschneff(14), Klein, Holzer (12), Rosenow (21), Henr iques und Ege (13) und andere]. Auch das ~Jberwiegen der reduzierenden Stoffe ifl der ~ene w~hrend des Ab- stieges der glyk~mischen Kurve war in der Literatur schon frtiher angegeben worden. Eiu gewisses Auseinandergehen lii~t sich nut in bezug auf die Zeit des grO~ten Unterschiedes zwischen der Arterie und der Vene beobachten: Fr iedenson und desssen Mitarbeiter meinen, dieser Unterschied sei im Mo- ment des gr~ten Aufstie~es tier Glyki~mie zu sehen, in den ~esehilderten Yer- suchen aber gesehieht er friiher (20 Minuten). Das Auseinandergehen kSnnte vielleieht yon der sich allmiihlich entwickelnden und h(iher beschriebenen St6rung der Kohlenhydratregulation abhangen,

VI.

Indessen kSnnte die Ursaehe des erw~hnten Auseinandergehens eine ganz an@re sein. Die grS~te Anzahl der Autoren haben das Blut der Ellenbogenvene, d. h. das Blut einer subkutanen Vene benutzt. Die vorliegende Arbeit hat aber das Ziel verfolgt, das von den Muskeln unmittelbar abfliel~ende Blut zu erlernen. So entstand die Frage, ob die Glyk~mie im Blute der Muskelvene und der subkutanen Vene dieselbe sei.

Die Literatur kl~rt bier nieht. Die Arbeiten von Folin, Trimble und Newman(5) sprechen z. B. yon einem bedeutenden Absorbieren des intra- venSs eingeftihrten Zuckers dutch die Haut. In einer Serie yon Arbeiten yon Wer the imer und Hof fmann (26) werden Beweise dazu angeftihrt, dal3 die Bildung des Glykogens im subkutanen Zellgewebe vorgehe und dab dieselbe Bildung der Kohlenhydrate nach Einfuhr von au~en sich vermehre. Von der Vermehrung der gesamten Menge yon Kohlenhydraten in der Haut, nach Ein- fuhr der Kohlenhydrate per os, sprechen auch Schur und Loew (27). Es war kein Grund zu behaupten, da6 die Zurtickhaltung der von au~en eingeftihrten Kohlenhydrate auf dieselhe Weise in den Muskeln •ie in tier Haut mit dem Unterhautzellgewebe erfolge und dail der Abstieg der Glyk~mie beim Fassieren durch die Haut und durch die i~uskeln derselbe sei.

Schon die ersten Versuche brachten Kl~rung. Es wurde zwar der Unterschied zwischen der Quantiti~t der reduzierenden Stoffe im Blute beider Venen bei ntichternem 1VIagen nut in der Minoritat der Versuche beobachtet (Tabelle 8); doch erfolgt das Anwachsen der Glyki~mie nach der Belastung in der subkutanen Vene viel langsamer als in der l~Iuskel- vene (femoralis). Der Unterschied zwischen der Glyki~mie in der Arterie

Page 14: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakteristik der alimentKren glyk~tmisehen Kurve. 361

und der Hautvene erreicht viel bedeutendere GrSl~en als der oben gesehil- derte Unterschied zwisehen der Glykamie in den Femoralisblutgefal~en. GewShnlieh gleieht sieh dieser Untersehied aueh zum Ende des 3sttin- digen Versuehes nieht aus (s. Kurve 4).

lEO

qq~

q30

110 1

"100'

9O

/ / ...." . . . . w ~ ~mo~ ~ ~ ~ . vena ~bcutan.

. , . �9

I } I I I 30' 60' 90' 120' 150' 180'

Kurve 4.

Unter den zehn, diese Frage illustrierenden Versuchen (aeht mit Glykose, zwei mit Saeeharose) waren zwei ganz unerwartete Resultate: in beiden zeigt der Beginn der Kurven (einer arteriellen und zweier venSsen) das wohlbekannte Bild mit starkem Zuriiekbleiben der Glyk~mie im Blute der subkutanen Vene. Doch wird im Moment des glyk~misehen Maximums im Blute der subkutanen Vene ein groSer Anstieg beobachtet, welcher den in der Arterie iibertrifft. Im weiteren Verlaufe der Kurven n~hert sieh die Glyk~mie in der Hautvene der arteriellen wieder (Hunde Nr. 206 und 215).

Auf diese Weise ergibt es sieh, dal~ das Bild der Verhnderungen der aliment~ren Glyk~mie in der subkutanen Vene und in der Vena femoralis nicht denselben Charakter tr~gt. Die Frage fiber die Ursaehe dieses Aus- einandergehens steht au6erhalb des Rahmens vorliegender Arbeit.

Mehrere Momente kSnnen da herangezogen werden: 1. Eine verstarkte Absorption des Zuekers durch die Haut. 2. DieVerdiinnung des Blutes ; Cori (28) meint, die ttaut verliere ja Wasser w~hrend der Absorption der Glykose aus dem Darm. 3. Der langsamere Strom des Blutes in den Hautgefg6en - - auch in diesem Falle kSnnte die Glykose des Blutes in grSl~eren Mengen ab- sorbiert werden.

Jedenfalls ftihren die erw~hnten Versuche zu dem Schlul~, dab es unzulassig ist Schltisse fiber die Absorption de'r Glykose dutch die ganze Extremitat aus Versuehen tiber Glykamie in der subkutanen Vene zu ziehen.

Page 15: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

362 xxvII. W. W. OrdEr..

VII.

~aeh der viel verbreiteten Meinung yon Pollack (1) spiegelt die alimen- t~re Glyki~mie weniger den Charakter des Kohlenhydratstoffweehsels, als den Zustand der Regulation der Kohlenhydrate wider. Es mul~ aber eingewendet werden, da6 solehe Teilprozesse des Kohlenhydratstoffweehsels, wie die Sehnelligkeit des Beginns der Oxydation und deren Intensit~t einen Einflul] aufs Ubergehen der Glykose in die Gewebe austiben. Dieser Einflu6 wird in einer best~ndigen Verminderung der freien Glykose in den Geweben sich ~ul~ern, die ihrerseits das l~bergehen der Glykose aus dem Blute in die Gewebe ver- st~rken kann.

Die Vermehrung der reduzierenden Stoffe wird nach der Zucker- belastung in den verschiedensten Geweben des Organismus beobachtet (Palmer 7, Cuenea 18, Fo l in , Tr imble und Newman 5). Auf Grund der Arbeit yon C o ri und G o It z (28), ebenso wie derselben yon Cue n e a (18) hi~ngt diese Vermehrung yon rein physikalischer Verteilung der Glykose zwisehen Blut und Geweben ab. Der verschiedene Zustand der Zell- membranen sowie der Grad des ErSffnens der Kapillare, befSrdern die Geschwindigkeit dieser Wiederverteilung oder stehen derselben im Wege (Wieehmann 19, Cuenea 18) usw.

Der in den Geweben angesammelte Zucker kann entweder sich in Glykogen verwandeln oder sofort sich oxydieren, oder aueh wieder ins Blut iibergehen. Dazu ist nur nStig, da~ die Konzentration des Zuekers im Blute niedriger als die in den Geweben wird. Letzteres kann nur dann eintreten, wenn eines der Organe naeh ErlSschen der Zuckerresorption aus dem Darme oder deren Verminderung mit besonderer Gesehwindig- keit den Zueker in Glykogen verwandelt oder verbrennt. Der l)bertritt des Zuekers aus den Muskeln ins Blut zuriick, erseheint als sehr wahr- scheinlich. Die stiirkere Glyki!mie (manehmal aueh Fruktosi~mie) in der Vena femoralis, im Vergleich mit derjenigen in der Arteria femoralis, wie sie in vielen Versuchen wiihrend des Abstieges der Glykamie beob= aehtet wurde, l~6t sich am besten auf diese Weise erkli~ren. Die Beobach- tung spricht auch dartiber, dait die gr61~te Intensiti~t der Zuckerabsorp- fion nicl~t in den Muskeln stattfindet. Da~ es auch nicht die Haut ist (was man auf Grund erwi~hnterVersuche denken kSnnte), lii6t sich aus der Analyse der Arbeit en yon F olin, T r i m b 1 e und 5I e w m a n (5) erweisen. Diese Autoren haben wiihrend des Abfalls der Glykiimie das Eintreten eines Momentes bemerkt, wo die Haut an reduzierenden Stoffen reicher als das Blut erscheint; demnach mul~ sie den Zucker an das Blut abgeben.

Nun entsteht der Gedanke, da6 die Glykamie besonders stark von der Leber gedrtiekt wird, die ja 2 oder 3 Stunden nach der Belastung intensiv Glykogen bildet (Cori und Cori 2).

Page 16: Zur Charakteristik der alimentären glykämischen Kurve

Zur Charakteristik der aliment~iren glykiimisehen Kurve. 363

Die bis jetzt angeffihrten Erwagungen bezogen sieh nur auf die Frage fiber die physikahsche Wiederverteilung des Zuekers, es soll aber die M6glichkeit komplizierterer und feinerer Mechanismen der Regulation nieht verneint wer- den. Die Tatsaehe, dag der Rfiekstrom des Zuckers aus den Geweben ins Blut nicht mehr als tIypothese betraehtet werden soil, ffihrt zur Frage, ob die sekun- diiren Wellen der Glykiimie etwa _Augerungen dieses Rfickstromes w~ren. Auf diese Weise werden die sekundiiren Wellen von S t i r ikowi teh (30) auf- geklArt. Diese Vorstellung fordert aber die Annahme eines ~Hinauswerfens<< des Zuckers, eines ~>Auspressens<< desselben aus den Geweben. Denn die einfaehe physikalische Verteilung ware nicht imstande, ein die ttShe des vorgehenden GMchgewiehtes fibertreffendes Anwacbsen der Glykhmie zu ergeben. Es kfnnte noeh die Spaltung des Glykogens oder der zwisehenliegenden Poly- saceharide in den Geweben zugelassen werden, aueh dadureh kSnnte ein sekund~rer Anstieg hervorgerufen werden. Sehliel~lich kSnnte der sekund~re Anstieg dutch St6rung des Ubergehens des Zuckers in die Gewebe eintreten, bei dauernder Resorption aus dem Darme oder bei StSrung der hemmenden Fhhigkeit der Leber, vielleieht dadureh, dag der resorbierte Zueker die Kapa- zitiit der Leber tiberschreitet. Wenn die sekund~re Welle auf Grund verst~trkter Mobilisierung des Zuekers aus den Geweben ins Blut entsthnde; so wfirde dieser dutch einen Aufstieg der Glykhmie zuerst in der Vena femoralis, dann in der Arteria femoralis, mit Vorherrschung der venSsen GlykAmie (besonders zu Beginn der Weile) fiber die arterielle, eharakterisiert. Des erwhhnte Bild wurde abet lange nieht in allen Versuehen (Nr. 126, teilweise Nr. 80) beob- aehtet.

Infolgedessen fehlt die MSgliehkeit, abet die Herkunft der sekund~ren Wellen eine bestimmte Antwort zu bringen.

VIII.

Der Streit mn den Meehanismus der Entstehung der aliment~ren Hyperglyk~mie ist bis jetzt noeh nieht zu Ende. Zwar neigen die Anh~nger der Theorie der Glykogenmobilisation (,)Reiztheorie <<) zum Standpunkte der Zulassung beider MSgliehkeiten (Kr o n e n b e r g e r und R a d t , B a r r e n- seheen , D o l e s e h a l l , P o p p e r 8). Die Anh~nger der Theorie der Ab- sorption (>~Resorptionstheorie<<) weisen darauf hin, dal~ bis jetzt noah kein einziger Beweis der UnmSgliehkeit, die alimenthre Glyk~mie ohne Zulassung der Glykogenmobilisation zu erkl~tren, angefiihrt worden ist. Vor kurzem haben A n d r e i e w a und Baranow(32) die Beweise der Anh~nger der Mobilisationstheorie einer kritisehen Analyse unterworfen und sind dabei zum Absehlusse gekommen, sie seien alle wenig tiber- zeugend. Die vorliegende Arbeit hat nieht die Aufgabe unternommen, diese Frage wieder zu beleuehten; doeh sind darin einige Ergebnisse enthalten, die zur Aufkl~rung derselben Frage dienen. Indem wir dem

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364 XXVII. W. W. OPPEL.

Leser als Literatur tiber die erwi~hnte Frage die Arbeiten yon B a ranow (33), Andre i ewa und Ba ranow (32), Pol lack(3) , Borodu l in (34) empfehlen, ftihren wit bier das yon uns erhaltene Material an.

Zusammenfas sung .

Nach innerlicher Darreichung der Saecharose wird im Blute die Ver- mehrung der reduzierenden Kraft (~)Glyki~mie< 0 sowie die Erscheinung der Fruktosamie beobaehtet. Die Glykamie ist dabei geringer als bei Einfuhr derselben Quantitat yon Glukose, obgleich die Konfigurationen der glykamischen Kurven sehr ahnlich sind.

Vom Standpunkte der ,)Resorptionstheorie<< ist die letzte Tatsache leieht verstandlieh, da die Saecbarose nut zur Hi~lfte aus Glukose be- steht. Abet aueh die ,>Reiztheorie<< kSnnte dieselbe Erseheinung dutch eine kleinere Glykogenspaltung erklaren. Saeeharose sollte danach einen kleineren Reiz austiben als Glukose.

Die gleichzeitige Bestimmung der ,>Glykamie<( und der Fruk- tos~tmie nach Saceharosebelastung sollte die Frage nach dem Mechanis- mus des Zuekeranstiegs kliiren. Sollten die beiden Kurven denselben zeitliehen Verlauf haben, so kiinnte man daraus ein Argument zu- gunsten der >>Resorptionstheorie(< ziehen. Da die Fruktosamiekurve zweifelsohne die Absorption des genannten Zuekers abspiegelt, so sollte e i n d e r Fruktosaanie iihnlicher Verlauf" der Glykiimiekurve ftir einen gleiehen Entstehungsmeehanismus der beiden Kurven zeugen: eine Resorption der beiden Spaltprodukte tier Saccharose, der Fruk- tose und der Glukose. Sollte die Glyk~tmie abet ihrer Entstehung naeh der Mobilisation des Glykogens verpflichtet sein, so dtirfte tiberhaupt kein ParalMismus zwischen den Sehwankungen der beiden Kurven existieren.

In dieser Hinsieht bietet das Material ein recht einheitliches Bild dar. In einem der Versuehe an dem Kaninchen Mr. 80, wo die Glykiimie einen sehr starken Aufstieg anzeigte, stieg die Fruktosamie aueh recht hoeh an. Die Konfigurationen der beiden Kurven sind iml~erst ahnlieh. Der geringe Anstieg der Glykamie (Mr. 77) ist auch yon einem unbedeutenden Anstieg der Fruktosi~mie begleitet. Die Steilheit oder Flachheit des An- stieges stimmen aueh in den Kurven der Glykamie und der Fruktosamie tiberein (Mr. 150, 69), Wenn auf einer der Kurven zwei Wellen zu be- obachten sind, so ist dasselbe auch auf der anderen zu merken (Mr. 150, 170, 216). Dabei werden die sekundiiren Wellen auf beiden Kurven gleich- zeitig beobachtet. Steigt die arterielle glykamisehe Kurve tiefer als die

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Zur Churakteristik der aliment~ren glykiimischen Kurve. 365

venSse herab, so gesctfieht dasselbe auch mit der arteriellen Fruktoshmie (Nr. 80 und 71, Kurve 5 und 6). Mit einem Worte wiederholt die Kurve der Fruktos~mie in geringerem Mal~stabe aber ziemlich genau die]enige der gesamten Glykiimie. Die eben erwi~hnte l~bereinstimmung spricht zugunsten der Absorption als Ursache der alimenti~ren Glyki~mie.

=I+ 15

10 / 5 130 0 ,

120

100

90,

80

. , . a,-t. fem. / / " ",,X, .___ v nc, m

/

I I "f [ I J 301 60' .gO t 120' "/50 t 180

Kurve 5.

10 1~0 L'111- 110

100

9O

~ t o s b ' m i e

/ / \ ....

I I t L I �9 30' 50' 90' 120' 150' 180'

Kurve 6.

Es ist schwer, gegen die Behauptung etwas zu erwidern, der Aufstieg der Glykhmie hhnge in manchen Fi~llen yon der gleichzeitigen Absorption aus dem Darme und der Mobilisation aus der Leber ab. Diese MSglichkeit fordert aber Beweise. Borodul in besti~tigt, da6 wi~hrend der Absorption des Zuckers aus dem Darme die Abgabe desselben durch die Leber geringer ist; er ist geneigt, die Erkliirung der hypoglykgmischen Phase der glyki~mischen Reaktion in dieser Verminderung der Abgabe des Zuckers zu finden.

Die Theorie der Absorption hat eine Reihe von Beweisen zu ihrer Verfiigung und deshalb mu~ sie als die richtigere betrachtet werden. Die gegenwi~rtigen Versuche sprechen noch einmal dartiber.

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366 XXVII . W. W. 0PPEL.

S chlul~folgerungen.

1. Beim Durchlauf des Blutes durch die Muskeln wird eine Ver: minderung der alimenti~ren Glyki~mie beobachtet, welche dureh eine geringere Quantitiit der reduzierenden Stoffe im Blute der Vena femo- ralis ausgepri~gt wird.

2. Dieselbe Erscheinung der Verminderung im venfsen Blute wird auch bei der Fruktosi~mie naeh der Darreichung yon Saccharose beob- achtet.

3: Die Zurtiekhaltung des Zuekers yon den Muskeln wird besonders gut in der ersten Hi~lfte des 3stiindigen Versuehes ausgepriigt.

4. Wi~hrend des Abstieges der glyki~mischen Kurve wird hi~ufig ein bedeutenderer Gehalt des Zuckers im Blute der Vena femoralis beobaehtet.

5. Die glyki~mische Kurve in der subkutanen Vene unterscheidet sich yon derselben der Vena femoralis und ergibt gewShnlieh geringere Aufstiege.

6. Die Kurven der gesamten Glyklimie und der Fruktosi~mie nach der Darreiehung der Saecharose verandern sieh parallel.

7. Die erwiihnte Tatsache ftihrt zum Absehlul3, da$ der aliment~ren Glyki~mie nieht die Mobilisation des Glykogens, sondern die Absorption aus dem Darme zugrunde liegt.

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