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:6. ~FEBRUAR 1932 t<LINISCHE -vVOCHENSCHRIFT. 11. JAHRGANG. Nr. 6 23 5 __ 4 H. M. EVANS a. M. E. SIMPSON, Amer. J. Physiol. 89, 371, 375, 379 (1929) -- J. amer. med. Assoc. 91 . -- 5 DOHRN U. HOHLWEG, Proc. of the Sec. Intern. Congr. for Sex Research, London 193o, 436. --6HOI~LWEG u. DoHRN, Wien.Arch. inn. Med. 21, 337 (1931). -- ~ KUSCHINSI<Y, Arch. f. exper. Path. I62, H. 1/3. -- s I-I. KALLAS, Klin. Wschr. I93o, 29. -- 9 ZONDEI< u. t3ERBLINO~R, Kiln. Wschr. I93~, lO61. ZUR EXPERIMENTELLEN THERAPIE DER TUMOREN. IV. Der EinfluB eines komplexen Bleipriiparates ,,R 2:2" auf das transplantable Kaninchencarcinom*. Won Dr. W. A. COLLIEI~. Aus dem Institut fiir Infektionskrankheiten ,,Robert Koch", Berlin, ChemotheraFeu- tisehe Abteilung (Direktor: Geheimrat F. K. KLEINE}. Bei der Vntersuchung der chemotherapeutischen Wirkung verschiedener Substanzen auf das experimentelle Carcinom diente bisher neben der Ratte ganz besonders die Maus als Versuchstier. Gegen solche Versuche l~Bt sich aber leicht der Einwand erheben, dab das transplantable Carcinom der weil3en Maus rnit dem Carcinom des Menschen in keiner Weise zu vergleicheu ist, insbesondere daes lokalisiert bleibt und keine nachweisbaren 3/Ietastasen bildet. Eine Heil- wirkung der verschiedeneu Metallverbindungen vermag hier allein sehon dutch Sct~digung der Capillarwandungen und anschlieBenden St6rungen der Blutversorgung nnd Ernghrung des Tumors zu verzeichnen sein, besonders wenn der Tumor eine gewisse Gr6Be erreicht hat. Wenn COLLIER auch in frfiheren Heilversuchen an der weil3en Maus mit organischen Bleiverbindungen diese Fehlerquelle dadurch auszuschalten versuchte, dab die Behandtung mit den zu untersuchenden Chemikalien so~ort nach der Infektion durchgeftihrt wurde, so muB man doch aus den oben geschilderten Grfinden zu- geben, dab der experimentelle Mgusekrebs sich ganz erheblich von dem nattirlichen Carcinom des Menschen unterscheidet. Wesentlich gtinstigere Vergleichsbedingungen zum mensch- lichen Krebs Iinden sich aber bei dem Brown-Pearceschen Kaninchencarcinom des 1Rockefeller-Institutg, das uns yon Dr. Louise PEA~CE freundlicherweise zur Verffigung gestellt wurde. Natfirlich dtirfen auch hier Rtickschlfisse auf den Menschen nur mit der gebotenen Vorsicht gezogen werden. l~ber den Verlauf des Kaninchencarcinoms bei unseren Versuchen soil an anderer Stelle berichtet werden. Hier sei nur kurz erw~hnt, dab sich nach intratestikul~rer lmpfung zungchst ein Primgrtumor in den Hoden entwickelt, yon dem aus sich fast stets schnell Metastasen ausbilden. Nach einem Krankheitsverlauf yon etwa 2 Monaten, der abet beztiglich seiner Dauer erheblichen Schwankungen unterworfen ist, stirbt das infizierte Tier und zeigt bei der Sektion in den Organen und ganz besonders oft im retroperitonealen Binde- gewebe Metastasen, die mitunter eine gewaltige Ausdehnung annehmen k6nnen. Bei den hier geschilderten Versuchen wurde derart vor- gegangen, dab eine Serie Kaninchen mit einer Suspension von fein verriebenem Carcinomgewebe yon einem primgren Hodentumor in physiologischer Kochsalzl6sung intratesti- kulXr infiziert wurde. Die Tiere wurden fortlaufend klinisch beobachtet, um die t?;ntwlcklung des Hodentumors zu ver- folgen. Entwickelte sich der Tumor gut, so wurden die Tiere behandelt und nach 2 lVionaten get6tet. Zu diesem Zeit- punkt waren die dazugeh6rigen I<ontrolltiere in der Regel racist schon gestorben. An dieser Stelle sei tiber Versuche mit einem neuen Prg- parat, ,,B 232", dem plumbo- dithio- pyridincarbonsaumn Kalium, berichtet, das yon Dr. A. ROTHMANN im Chemischen Institut der UniversitS~t Berlin hergestellt worden war. Es handelt sich um ein gelbes, in Wasser leicht 16sliches Pulver mit 42,4% Bleigehalt, das sich als recht ungiftig erwies, denn bei subcutaner Injektion betrug die Dosis tolerate ffir des Kaninchen o, 4 g pro Kilo K6rpergewicht. Bei intraven6ser Injektion war des Prgparat fiir das Kaninchen ebenfalls relativ ungiftig, denn die * III. Mitt. Z. Krebsforschg~4, 526. Dosis yon o,15 g pro Kilo wurde noch ohne jede Reaktion ver- tragen. VVurden 0,2 g pro Kilo intraven6s injiziert, so starb des Tier im akuten Shock. Ffir die Maus betrXgt die Dosis tolerate bei subcutaner lnjektion 2, 5 g pro Kilo K6rpergeWicht. Ffir die groBe Ungiftigkeit der Bleiverbindung ,,R 232" spricht ferner die Tatsache, dal3 junge Aale und Welse in einer o, iproz. L6sung nicht frfiher starben Ms die Kontrolltiere in reinem Wasser (keine Durchlaftung der Aquarien). ]3ei den Behandlungsversuchen am I~aninchen wurde nicht einfach die Dosis tolerata injiziert, vielmehr eine Be- handlung mit wiederholt kleineren Dosen durchgeftihrt. Aul3erdem wurde hierbei racist nicht fortlaufend behandelt, sondern Pausen eingeschaltet, um den Verhgltnissen beim Menschen besser gerecht zu werden. Von 41 behandelten Kaninchen ist die Beobachtung seit geraumer Zeit abgeschlos- sen, andere stehen'~noch unter Beobachtung. Hierzu kommen zahlreiche Kontrolltiere, die me}'st unbehandelt blieben, teil- weise aber auch indifferente Stoffe injiziert bekamen. Im folgenden seien einige Protokolle kurz wiedergegeben: Versuch mit sti~rkerer Dosierung. Kaninchen, 2650 g. 5.1. infiziert scrotal bds. I3~ I. Bds. erbsengroBe Tulnoren. R232 o,o25 g pro Kilo intraven6s. 14. I. R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 15. I. R 232 0,025 g pro Kilo i.v. 16. I. R232 o,o25g pro Kilo i.v. 17 .I. R232 o,o25g i.v. I9. I. Bds. 0deme. R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 2o. I. tZ 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 24. 1. Rechts 0dem, links o.B. 2. 1I. oi B. i6.1I, o.B. 18.11. Tot. Sektion: Keine Prim~rtnmoren in den Hoden, keine Meta- stasenbildung. Kaninchen, 2450 g. 5. I. 1931 infiziert scrotal bds. 13, I; 13ds. bohnengroBe Tumoren. IR232 o,I g pro Kilo subeutan. 15 . I. R 232 o,I g pro Kilo subcutan. 19. I. Bds. erbsengroBe Tumoren. 2R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 24. 1. IRechts o. B. Links bohnengroBer Tumor. 2. II. Rechts o.B., links haselnuBgrol3er Tumor. 9. II. Rechts o.B., links bohnengroBer Tumor. 16. II. Tot. Sektion: Rechter Hoden o. B., linker mit bohnengroBem Tumor. Keine Metastasen im K0rper. Kontrollkaninchen 19oo g. 5- I. 1931 infiziert scrotal bds. 13. I. Bds. bohnengroBe Tumoren. 19-1. Bds. haselnuBgroBe Tumoren. 24.1. Bds. fast walnul3groBe Tumoren. 2. II. 13ds. harte walnul3groBe Tumoren. 12. II. Tot. Sektion: Hodentumoren waren vorher zur Verimpfung exstirpiert worden. Riesige Tumor- massen im Netz, besonders mn das Pankreas herum. Beide Lungen v611ig mit Metastasen durctlsetzt. Leber, Niere und Milz frei. Kontrollkaninchen, 2o0o g. 5. I. 1931 infiziert scrotal bds. 13 . I. Bds. bohnengroBe Tumoren. 19. I. Bds. haselnuBgroge Tumoren. 24. I. Rechts stark walnuBgroBer, links haselnuBgroBer Tumor. 2.11. Bds. walnnBgroBe Tumoren. 9. 1I. Bds: stark watnuBgroBe Tumoren. I6. II. ebenso.. 23. II. Bds. sehr stark walnuBgrol3e Tmnoren. 2. III. Tot. Sektion: GroBe Metastasen- massen im retroperitonealen t3indegewebe. Zahllcse Meine, erbsen- bis bohnengroBe Metastasen im Netz und Bauchwandung, daneben verschiedene 3/ietastasen in der Muskulatur. Niere mit einigen erbsen- bis bohnengroBen Metastasen. Leber und 2r und Lungen frei. Die Dosierung betrug hier im ersten Fall im ganzen o,175 g pro Kilo intraven6s, im zweiten o,2 g pro Kilo sub- cutan und 0,o 5 g pro Kilo intraven6s, im ganzen also o,25 g pro Kilo. Beide Tiere zeigten keine Metastasen, w~hrend die Kontrolltier e an allgemeiner Carcinose zugrunde gingen. Von der gleichen Serie starb ein weiteres unbehandeltes Kontroll- tier ebenfalls an allgemeiner Carcinose, und 3 weitere be- handelte Tiere starben interkurrent* am 26. 1., 27. I. und am 9. II., ohne irgendwelche Metastasen aufzuweisen. Versuck mit schwdcherer Behandlung. Kaninchen, 3650 g. 17. X1. 193 ~ infiziert scrotal bds. i. XlI. Rechts bohnengrofler, links erbsengroBer Tumor. R 232 o,ot g pro t<ilo i.v. 2., 3-, 4-, 5- nnd 6. xn. ebenso. 6. VII. Bds. un- deutliche Schwellung. 8. XlI. Tot. Sektion: In den Hoden keine PfimXrtumoren. Keine Metastasen im K6rper. Pneunlonie. Gesamtmenge R 232:0,o6 g pro Kilo i.v. Kaninchen, 2650 g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds. i. XlI. Bds. erbsengroBer Tumor. 6. XlI. Rechts erbsengroBer Tumor. Links haselnuBgroBer Tumor. 9. XlI. R 232 0,005 g pro Kilo i.v. IO., ii., 12. und 13 ebellSO. 13. XII. Bds. weiche, undeutlich be- grenzte Schwetlungen des Hodens. 15. XII. I< 232 o,o05 g pro Kilo * Leider starben viele Tiere interkurrent an Pasteurellose.

Zur Experimentellen Therapie der Tumoren

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:6. ~FEBRUAR 1932 t < L I N I S C H E - v V O C H E N S C H R I F T . 11. J A H R G A N G . N r . 6 23 5

__ 4 H. M. EVANS a. M. E. SIMPSON, Amer. J. Physiol. 89, 371, 375, 379 (1929) -- J. amer. med. Assoc. 91 . -- 5 DOHRN U. HOHLWEG, Proc. of the Sec. Intern. Congr. for Sex Research, London 193o, 436. --6HOI~LWEG u. DoHRN, Wien.Arch. inn. Med. 21, 337 (1931). - - ~ KUSCHINSI<Y, Arch. f. exper. Path . I62, H. 1/3. - - s I-I. KALLAS, Klin. Wschr. I93o, 29. -- 9 ZONDEI< u. t3ERBLINO~R, Kiln. Wschr. I93~, lO61.

Z U R E X P E R I M E N T E L L E N T H E R A P I E D E R TUMOREN.

IV. Der EinfluB eines k o m p l e x e n Bleipri iparates , ,R 2 : 2 " a u f

das transplantable Kaninchencarcinom*. Won

Dr . W . A. COLLIEI~. Aus dem Institut fiir Infektionskrankheiten ,,Robert Koch", Berlin, ChemotheraFeu-

tisehe Abteilung (Direktor: Geheimrat F. K. KLEINE}.

Bei der V n t e r s u c h u n g der c h e m o t h e r a p e u t i s c h e n W i r k u n g v e r s c h i e d e n e r S u b s t a n z e n au f das expe r imen t e l l e C a r c i n o m d i e n t e b i she r n e b e n der R a t t e ganz be sonde r s die M a u s als Ver suchs t i e r . Gegen solche Ve r suche l~Bt s ich abe r l e ich t de r E i n w a n d e rheben , dab das t r a n s p l a n t a b l e C a r c i n o m der weil3en M a u s rni t d e m Ca rc inom des M e n s c h e n in ke ine r Wei se zu ve rg le i cheu ist , i n sbesonde re d a e s loka l i s ie r t b l e ib t u n d keine n a c h w e i s b a r e n 3/Ietastasen bi ldet . E ine Hei l - w i r k u n g de r v e r s c h i e d e n e u M e t a l l v e r b i n d u n g e n v e r m a g h ie r a l le in s e h o n d u t c h S c t ~ d i g u n g de r C a p i l l a r w a n d u n g e n u n d an sch l i eBen d en S t 6 r u n g e n der B l u t v e r s o r g u n g n n d E r n g h r u n g des T u m o r s zu v e r z e i c h n e n sein, be sonde r s w e n n de r T u m o r eine gewisse Gr6Be e r re i ch t ha t . W e n n COLLIER a u c h in f r f iheren H e i l v e r s u c h e n a n der weil3en M a u s m i t o r g a n i s c h e n B l e i v e r b i n d u n g e n diese Feh le rque l l e d a d u r c h a u s z u s c h a l t e n v e r s u c h t e , d ab die B e h a n d t u n g m i t den zu u n t e r s u c h e n d e n C h e m i k a l i e n so~ort n a c h der I n f e k t i o n d u r c h g e f t i h r t wurde , so m u B m a n doch aus den oben ge sch i l de r t en Grf inden zu- geben, d a b der e x p e r i m e n t e l l e M g u s e k r e b s s ich ganz e rheb l i ch v o n d e m na t t i r l i chen C a r c i n o m des M e n s c h e n u n t e r s c h e i d e t .

W e s e n t l i c h g t ins t igere V e r g l e i c h s b e d i n g u n g e n z u m m e n s c h - l i chen K r e b s I i nden s ich abe r bei d e m B r o w n - P e a r c e s c h e n K a n i n c h e n c a r c i n o m des 1Rockefel ler-Inst i tutg, das u n s y o n Dr. L o u i s e PEA~CE f reund l i che rwe i se zur Ver f f igung ges te l l t wurde . Nat f i r l i ch d t i r fen a u c h h ie r Rt ickschl f i sse a u f de n M e n s c h e n n u r m i t der g e b o t e n e n V o r s i c h t gezogen werden .

l~ber d e n Ver lau f des K a n i n c h e n c a r c i n o m s bei u n s e r e n V e r s u c h e n soil a n a n d e r e r Stelle b e r i c h t e t werden . Hie r sei n u r k u rz e rw~hn t , d a b s ich n a c h i n t r a t e s t i k u l ~ r e r l m p f u n g z u n g c h s t ein P r i m g r t u m o r in den H o d e n en twicke l t , y o n d e m a u s s ich f a s t s t e t s schnel l M e t a s t a s e n ausb i lden . N a c h e ine m K r a n k h e i t s v e r l a u f y o n e twa 2 Mona t en , der a b e t bezt igl ich se iner D a u e r e rheb l i chen S c h w a n k u n g e n u n t e r w o r f e n ist , s t i r b t das inf iz ier te T ie r u n d zeigt bei der Sek t ion in de n O r g a n e n u n d ganz b e s o n d e r s of t i m r e t r o p e r i t o n e a l e n B inde - gewebe M e t a s t a s e n , die m i t u n t e r eine gewal t ige A u s d e h n u n g a n n e h m e n k 6 n nen .

Bei d en h ier ge sch i lde r t en V e r s u c h e n w u r d e d e r a r t vor - gegangen , d ab eine Serie K a n i n c h e n m i t e ine r S u s p e n s i o n v o n fein v e r r i e b e n e m Ca rc inomgewebe y o n e i n e m p r i m g r e n H o d e n t u m o r in phys io log i sche r K o c h s a l z l 6 s u n g i n t r a t e s t i - kulXr inf iz ie r t wurde . Die Tiere w u r d e n fo r t l au f e nd k l in i sch b e o b a c h t e t , u m die t? ;ntwlcklung des H o d e n t u m o r s zu ver- folgen. E n t w i c k e l t e s ich der T u m o r gut , so w u r d e n die Tiere b e h a n d e l t u n d n a c h 2 lVionaten g e t 6 t e t . Zu d i e s e m Zei t- p u n k t w a r e n die d a z u g e h 6 r i g e n I<ontrol l t iere in der Regel racis t s c h o n ges to rben .

A n dieser Stelle sei t iber V e r s u c h e m i t e i n e m n e u e n P rg - pa ra t , , ,B 232", dem plumbo- dithio- pyridincarbonsaumn Kalium, ber ich te t , das y o n Dr. A. ROTHMANN i m C h e m i s c h e n I n s t i t u t der UniversitS~t Ber l in he rges t e l l t w o r d e n war .

Es handel t sich um ein gelbes, in Wasser leicht 16sliches Pulver mit 42,4% Bleigehalt, das sich als recht ungiftig erwies, denn bei subcutaner Injektion betrug die Dosis tolerate ffir des Kaninchen o, 4 g pro Kilo K6rpergewicht. Bei intraven6ser Injektion war des Prgpara t fiir das Kaninchen ebenfalls relativ ungiftig, denn die

* III. Mitt. Z. Krebsforschg ~4, 526.

Dosis yon o,15 g pro Kilo wurde noch ohne jede Reaktion ver- tragen. VVurden 0,2 g pro Kilo intraven6s injiziert, so s tarb des Tier im akuten Shock.

Ffir die Maus betrXgt die Dosis tolerate bei subcutaner lnjekt ion 2, 5 g pro Kilo K6rpergeWicht.

Ffir die groBe Ungift igkeit der Bleiverbindung ,,R 232" spricht ferner die Tatsache, dal3 junge Aale und Welse in einer o, iproz. L6sung nicht frfiher s tarben Ms die Kontrolltiere in reinem Wasser (keine Durchlaf tung der Aquarien).

]3ei d e n B e h a n d l u n g s v e r s u c h e n a m I~an inchen w u r d e n i c h t e in fach die Dos i s t o l e r a t a inj iz ier t , v i e l m e h r eine Be- h a n d l u n g m i t w iede rho l t k l e ine ren D o s e n du rchge f t i h r t . Aul3erdem w u r d e h ierbe i rac i s t n i c h t f o r t l a u f e n d b e h a n d e l t , s o n d e r n P a u s e n e ingescha l t e t , u m de n V e r h g l t n i s s e n b e i m M e n s c h e n bes se r ge r e c h t zu werden . V on 41 b e h a n d e l t e n K a n i n c h e n i s t die B e o b a c h t u n g se i t g e r a u m e r Zei t abgesch los - sen, a nde re s tehen '~noch u n t e r B e o b a c h t u n g . H ie r zu k o m m e n zahlre iche Kon t ro l l t i e r e , die me}'st u n b e h a n d e l t b l ieben, te i l - w e i s e abe r a u c h ind i f f e ren te Stoffe in j iz ie r t b e k a m e n .

I m fo lgenden se ien einige Pro tokol le ku rz w iede rgegeben :

Versuch mit sti~rkerer Dosierung. Kaninchen, 2650 g. 5.1. infiziert scrota l bds. I3~ I. Bds.

erbsengroBe Tulnoren. R232 o,o25 g pro Kilo intraven6s. 14. I. R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 15. I. R 232 0,025 g pro Kilo i.v. 16. I. R 2 3 2 o,o25g pro Kilo i.v. 17 . I . R 2 3 2 o,o25g i.v. I9. I. Bds. 0deme. R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 2o. I. tZ 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 24. 1. Rechts 0dem, links o .B . 2. 1I. oi B. i6 .1 I , o .B . 18.11. Tot. Sektion: Keine Pr im~r tnmoren in den Hoden, keine Meta- stasenbildung.

Kaninchen, 2450 g. 5. I. 1931 infiziert scrotal bds. 13, I; 13ds. bohnengroBe Tumoren. IR232 o,I g pro Kilo subeutan. 15 . I. R 232 o,I g pro Kilo subcutan. 19. I. Bds. erbsengroBe Tumoren. 2R 232 o,o25 g pro Kilo i.v. 24. 1. IRechts o. B. Links bohnengroBer Tumor. 2. II. Rechts o .B. , links haselnuBgrol3er Tumor. 9. II. Rechts o .B. , links bohnengroBer Tumor. 16. II. Tot. Sektion: Rechter Hoden o. B., linker mi t bohnengroBem Tumor . Keine Metastasen im K0rper.

Kontrol lkaninchen 19oo g. 5- I. 1931 infiziert scrotal bds. 13. I. Bds. bohnengroBe Tumoren. 19-1. Bds. haselnuBgroBe Tumoren. 24.1. Bds. fas t walnul3groBe Tumoren. 2. II. 13ds. har te walnul3groBe Tumoren. 12. II. Tot. Sektion: Hodentumoren waren vorher zur Verimpfung exstirpiert worden. Riesige Tumor- massen im Netz, besonders mn das Pankreas herum. Beide Lungen v611ig mit Metastasen durctlsetzt. Leber, Niere und Milz frei.

Kontrol lkaninchen, 2o0o g. 5. I. 1931 infiziert s c ro t a l bds. 13 . I. Bds. bohnengroBe Tumoren. 19. I. Bds. haselnuBgroge Tumoren. 24. I. Rechts s tark walnuBgroBer, links haselnuBgroBer Tumor. 2.11. Bds. walnnBgroBe Tumoren. 9. 1I. B d s : s tark watnuBgroBe Tumoren. I6. II . ebenso.. 23. II. Bds. sehr s tark walnuBgrol3e Tmnoren. 2. I I I . Tot. Sektion: GroBe Metastasen- massen im retroperitonealen t3indegewebe. Zahllcse Meine, erbsen- bis bohnengroBe Metastasen im Netz und Bauchwandung, daneben verschiedene 3/ietastasen in der Muskulatur . Niere mit einigen erbsen- bis bohnengroBen Metastasen. Leber und 2r und Lungen frei.

Die D o s i e r u n g b e t r u g h ie r i m e r s t e n Fa l l i m g a n z e n o,175 g pro Kilo i n t r a v e n 6 s , i m zwei t en o,2 g pro Kilo sub - c u t a n u n d 0,o 5 g pro Ki lo i n t r a v e n 6 s , i m g a n z e n also o,25 g pro Kilo. Beide Tiere ze ig ten ke ine M e t a s t a s e n , w ~ h r e n d die K o n t r o l l t i e r e a n a l lgemeine r Ca rc inose z u g r u n d e g ingen . V o n der g le ichen Serie s t a r b e in wei te res u n b e h a n d e l t e s K o n t r o l l - t ie r ebenfa l l s a n a l l geme ine r Carcinose , u n d 3 wei te re be- h a n d e l t e Tiere s t a r b e n i n t e r k u r r e n t * a m 26. 1., 27. I. u n d a m 9. II . , ohne i rgendwelche M e t a s t a s e n au fzuwe i sen .

Versuck mit schwdcherer Behandlung. Kaninchen, 3650 g. 17. X1. 193 ~ infiziert scrotal bds. i. Xl I .

Rechts bohnengrofler, links erbsengroBer Tumor. R 232 o,ot g pro t<ilo i.v. 2., 3-, 4-, 5- nnd 6. x n . ebenso. 6. VII. Bds. un- deutliche Schwellung. 8. Xl I . Tot. Sektion: In den Hoden keine PfimXrtumoren. Keine Metastasen im K6rper. Pneunlonie.

Gesamtmenge R 232 :0 ,o6 g pro Kilo i.v.

Kaninchen, 2650 g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds. i. X l I . Bds. erbsengroBer Tumor. 6. XlI . Rechts erbsengroBer Tumor. Links haselnuBgroBer Tumor. 9. XlI . R 232 0,005 g pro Kilo i.v. IO., i i . , 12. und 13 ebellSO. 13. XII . Bds. weiche, undeut l ich be- grenzte Schwetlungen des Hodens. 15. XII . I< 232 o,o05 g pro Kilo

* Leider starben viele Tiere interkurrent an Pasteurellose.

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i.v. 20. und 22. XlI . ebeuso. 22. XII . t3ds. 13deme. 23. XII . R 232 o,oo5 g pro Kilo i.v. 24. XII . ebenso. 2. I. i93 I, Bds. nichts Deutliches. 8 , I3., 19 . und 24 . I. o. t3. 3 ~ . I. GetOtet. Sektion: Keine Primi~rtumoren, keine Metastasen im K6rper.

Gesamtmenge R 232:o,o5 g pro Kilo i.v. Kaninchen, 2o5o g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds. I. Xl I .

Rechts kleinhaselnuggroBer Tumor, links linsengroBer, harter Tumor. R 232 o,oi g pro Kilo i.v. 2., 3- 4- 5. und 6. Xl I . ebenso. 6. Xl I . Rechts walnuBgroBer T u m o r , links erbsengroBer hat ter Tumor. 9- XlI . R. 232 o,oo 5 g pro Kilo i.v. IO., 1I., 12. and 13 Xl I . ebenso. I3. Xl I . Reehts walnuBgroBer Tumor, links erbsengroBer Tumor. 15. XII . Tot. Sektion: Pneumonie! Beide t toden mit Tumoren. Im Zwerchfell einige kleine Kn6tchen. Unter dem Magen im Netz geringe Mengen zerfiieBender brauner Masse. Im Binde- gewebe und den Organen keine Metastasenbildung.

Gesamtmenge R 232:o,o85 g pro Kilo i.v. Kaninchen, 2o50 g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds. I. Xl I .

Rechts haselnuBgroBer, links bohnengroBer Tumor. R 232 o,oi g pro Kilo i .v . 2 , 3., 4., 5. und 6. Xl I . ebenso. 6. XlI . Bds. hasel- nuBgroBe Tumoren. 9. Xl I . R 232 o,oo5 g pro Kilo i.v. io., i i . , 12. und 13. XlI . ebenso. 13. XlI . Bds. wMnuBgroge Tumoren. 15. XII . 1~ 232 0,0o5 g pro Kilo i.v. 20. und 22. Xl I . ebenso. 22. XlI . Bds. walnuggroBe Tumoren. 23. Xl I . R232 o,oo5 g pro Kilo i.v. 24. Xl I . ebenso. 2. I. 1931. Bds. walnuBgroBe Tumo- ren. 6. I. Get6tet. Sektion: Beide Hoden mit walnuBgroBen Prim~rtumoren. Keinerlei Metastasen im K6rper.

Gesamtmenge R 232: o, i i g pro Kilo i.v. Kaninchen 215o g. 17. XI. 193 o infiziert scrotal bds. I. XII .

Rechts o. B., links erbsengroBer Tumor. R 232 O,Ol g pro Kilo i.v. 2., 3-, 4., 5. und 6. XII . ebenso. 6. XII . Links bohnengroBer and erbsengroBer Tumor nebeneinander. 9, XII . R 232 o,oo 5 g pro Kilo i.v. IO., i i . , 12. und 13. XII. ebenso. 13. XII . nichts Deut- liches. 15. XII . R 232 0,005 g pro Kilo i.v. 20. und 21. XII . ebenso. 22. XlI . Bds. nichts Deutliches. 23. XII . R 232 0,005 g pro Kilo i.v. 24. XII . ehenso. 2. I. Bds. niehts Deutliches. 8., 13., 19. und 24. I. Bds. ohne ]3. 3 o. I. Get6tet. Sektion: v611ig o. B.

Gesamtmenge R232: o, i i g pro Kilo i.v. Kontrollkaninchen, 25oo g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds.

I. XII . Bds. erbsengroBe Tumoren, etwas 6demat6s. 6. XlI . Rechts einige hirsegroge und linsengrol3e Kn6tchen, links nichts Deutliches. 13. XII . Rechts bohnengroBer Tumor, links mehrere harte Kn6t- chen. 22. XII . Bds. haselnuBgroBe Tumoren. 3. XII . Bds. haselnuB- grol3e Tumoren. Metastase im rechten Auge. Tier ist gelhhmt. In Agonie get6tet. Sektian: Dicke Tumormassen im retroperi- tonealen Bindegwebe und im Netz. Zwischen den Darmschlingen haselnuBgroBe Metastasen. In der Leber 5 haselnuBgroBe Meta- stasen, zahlreiche kleine Metastasen in den Nieren. Zwerchfell yon Metastasenmassen bedeckt. Lunge o. ]3. Thymus mit Meta- stasen. Milz o .B. Hodentumoren haselnuBgroB. Rechtes Auge mit Metastasen v611ig durchsetzt.

Kontrollkaninchen, 28oo g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrotal bds. I. XII . Bds. haselnuBgroBe Tumoren. 6. XII . Reehts doppel- walnuggroBer Tumor, links walnuBgroBer Tumor. 13. und 14. XII , Bds. walnuBgroBe Tumoren. 22. XII . ebenso. 29. XII . Tot, Sektion: Hodentumoren walnuBgrog. Starke Metastasenmassen im retroperitonealen 13indegewebe. Im Netz 2 hiihnereigroBe Metastasen unterhalb des Magens. Zahlreiche kleinere Metastasen zwischen den Darmschlingen. In Leber und Nieren einzelne bohnengroBe Metastasen. Lunge mit einzelnen kleinen Metastasen. Milz o. 13.

Kontrollkaninchen, 28oo g. 17. XI. 193 ~ infiziert scrota1 bds. i. XII . ]3ds. haseluuBgroBe Tumoren. 6. XII . Bds. walnuBgroBe Tumoren. I3., 22. XII . 193 o, 2. I., 8. I. 1931, ebenso. 13. I. Bds. stark walnuBgroBe Tumoren. 19. I. ]3ds. stark walnuBgroBe Tumoren. Metastase im linken Auge. 24. I. ebenso. 27. I. Tot. Sektion: Hodentumoren stark walnuBgroB. Linkes Auge mit Metastasenmasse geffi]lt. Im Becken und im Netz unterhalb des Magens riesige Metastasenmassen. Das Zwerchfell yon Metastasen- massen flberzogen. Metastasen in den Lungen und in der Leber, besonders viel in den Nieren. Halsdrfisen mit Metastasenmassen.

1)berbl ickt m a n diese Protokol le , so s ieh t m a n deut l ich den EinfluB der B e h a n d l u n g auf den Verlauf des Carc inoms. Die B e h a n d l u n g erfolgte im ganzen m i t o ,o6- -o , I I g R 232 pro Kilo in t raven6s . Zwei der Tiere s t a rben leider in te r - ku r r en t an Pneumonie . T r o t z d e m f inden sich bei d e m e r s t en f iberhaupt keine Metas tasen , bei d e m zwei ten nu r einige kleine K n 6 t c h e n im Zwerchfell , die aber jedenfal ls auek noch zurf ickgebi ldet worden w~ren. ]3ei 2 Tieren waren die ]?rimAr- t u m o r e n n ich t zurf ickgebi ldet worden, bei 3 Tieren aber waren sie resorbier t .

Es geh t also aus den gesch i lder ten a3efunden deu t l i ch hervor , dab d u r c h die ]3ehandlung m i t d e m komplexen Blei- salz tZ 232 der exper imenfe l le K a n i n c h e n k r e b s sehr gfinstig beeinfluBt wird. Der P r i m ~ r t u m o r in den H o d e n s c h w i n d e t n ich t in allen FAllen, zeigt aber ansche inend keine Wachs - t u m s t e n d e n z mehr . Man dar f wohl a n n e h m e n , dab hier der sehr langsa ln vo r sch re i t ende Hei lver lauf du rch die T6 tung der Tiere frf ihzei t ig u n t e r b r o c h e n wurde, Dagegen gel ingt es, bei geeigneter Dos ie rung die Ausb i ldung von Metas tasen i m K6rper zu verhindern.

Auf i rgende inen Erk l~ rungsve r such des W i r k u n g s m e c h a - n i smus sei b ier ve rz ich te t .

D e m t31ei k o m m t eine deu t l i che T u m o r w i r k u n g zu, wie aus den Ver6f fen t l i chungen BLAIR BELLS und andere r Au to ren he rvorgeh t . I n frf iheren e igenen Arbe i t en zeigte sich aber , dab diese T u m o r w i r k u n g n i ch t d e m Blei als so lchem allein zu k o mmt , dab v ie lmehr die fibrige chemische und phys i - ka l i sch-chemische S t ruk tu r des Gesamtmolekf i l s yon grund- legender B e d e u t u n g ist . I rgende ine Gesetzm~Bigkei t l~Bt s ich indessen aus den ger ingen b i sher igen B e o b a c h t u n g e n n i eh t ablei ten. Bei der komplexen Ble ive rb indung R 232 sche inen die Bed ingungen fiir eine W i r k u n g auf das Carc inom ganz besonders gt inst ig zu liegen. Mehrere andere Ble iverbin- dungen, d a r u n t e r auch solche, die frfiher bei der Maus s t a rken Ef fek t gezeigt b a t t en , v e r s a g t e n be im Kan inehenve r such , so beispielsweise das Tr iphenylb le i jodid .

Bei d e r , 1 ) b e r t r a g u n g der h ier geschi lder ten Befunde aui die B e h a n d l u n g des mensch l i ehen Carc inoms muB m a n be- rf ieksicht igen, daB die K a n i n c h e n ill e inem F r f ih s t ad ium be- h a n d e l t worden sind, in we lchem die Me ta s t a sen en tweder noch gar n i ch t oder nur schwach ausgebi lde t waren . Die K r a n k h e i t be fand sich im Anfangss t ad ium.

Bei der exper imen teUen Kan inchensyph i l i s h a t t e KOLLE darauf h ingewiesen , dab im Verlaufe der e r s t en W o c h e n nach der In fek t ion eine Ster i l is ierung durch Sa lvarsan m6gl ich ist , wghrend sich sparer se lbs t d u t c h in t ens ivs t e Sa lva r sankuren allein oder in K o m b i n a t i o n m i t W i s m u t oder Quecksi lber keine daue rnde Hei lung erzielen l~Bt. Aueh bei der In fek t ion der weiBen Maus mi t d e m Sch la fkrankhe i t se r reger f anden COLLIER und KRAUSE, dab im A n f a n g s s t a d i u m in der fiber- wiegenden Zahl der F~lle eine Ster i l is ierung le ieht gelingt, w~Lhrend bei der SpAtbehandlung eine He i lung nur m i t groBen Dosen des Med ikamen te s m6gl ich ist. I n Ahnlieher Weise wird m a n aueh bei d e m mensch l i chen Care inom die He i lungsauss ich ten sehr vors ich t ig b e w e r t e n mtissen. In den F/~llen, die einer c h e m o t h e r a p e u t i s c h e n Behand lung zu- geffihrt werden, h a n d e l t es s ich in der Regel urn solche, bei denen chirurgische B e h a n d l u n g a n d S t rah len the rap ie aus- s ichts los s ind oder ve r sag t haben . Man k a n n also die E r - w a r t u n g e n auf gfinstige 13eeinflussung n i eh t allzu hoch spannen .

W e n n somi t I t e i lungsauss i ch ten wel t vo rgesch r i t t ene r inoperab le r FMle k a u m v o r h a n d e n sind, so dfirfte doch eine Medika t ion mi t ung i f t igen B le ive rb indungen in ande ren FAllen yon groBem N u t z e n sein: I s t d u r c h S t r ah l en the rap i e ein beg innende r Tumor zum Ver schwinden geb rach t oder d u t c h ch i rurg ischen Eingr i f f e n t f e r n t worden, so b e s t e h t i m m e r noch die Gefahr, daB es in absehba re r Zei t zum Rez id iv k o m m t oder dab sich Me ta s t a sen ausbi lden. U m das Rezi- divieren und die Metas tasenbi ldung zu vermeiden, dfirf te nun eine ]3ehandlung m i t B le ive rb indungen zu ve r suchen sein, da es s ich in solchen FAllen u m beg innendes K r e b s w a c h s t u m h a n d e l t und dieses - - wie bei den gesch i lder ten Versuchen -- m6glicherweise auch be im Menschen gfinstig bee in f lug t wird. Auch vor einer Opera t ion oder Bes t r ah lung ware eine Blei- med ika t i on zu versuchen . Es w/~re zu wfinschen, dab Ver- suche in dieser R i c h t u n g in gr6Berem U m f a n g e durchgef i ih r t wtirden.

i n den b i sher igen Vorve r suchen bei einigen 2o P a t i e n t e n ergab es sieh, daB die B le ive rb indung , ,R 232" yore Menschen in der Dosis yon o,I g bei in t ramuskulArer In j ek t i on meis t reakt ions los v e r t r a g e n wird. Bei h 6 h e ren Dosen -- z. ]3. o,2 oder o, 3 g - - zeigte s ich vie l fach ein le ichter Schmerz an der In jekt ionss te l le , der aber d u t c h V e r w e n d u n g y o n

6. F EBRUAR I932 KLINISCHE W O C H E N S C H

Novoca in l6sung als L6sungsmi t t e l unschwer v e r m i e d e n wird. Es w u r d e n bis zu 15 In j ek t i onen ve r t ragen , bet d e n e n im ganzen mehr als 2 g des Pr l ipara tes gegeben wurden . Auch die in t r aven6se In j ek t i on wird in e n t s p r e c h e n d kle ineren Dosen (o, o 5 ~ o , I g) ans t ands los ver t ragen . Es empf i eh l t sich hierbei , , ,R 232" in Traubenzucker l6sung aufzul6sen. Die i n t r aven6se In j ek t i on i s t v ie l le icht auch deswegen zu emp- fehlen, wei.1 , ,R 232" itngew6hnlich lange im ]3lute zu kreisen vermag.

Zusammen]assung: Das p lumbo-d i t h iopy r id i n ca rb o n s au re K a l i u m (R 232) h a t sich im Versuch gegen das exper imente l l e K a n i n c h e n c a r c i n o m als w i rk sam erwiesen. ]3ei F r f i hbehand - lung mi t k le inen Dosen gelang es, die E n t w i c k l u n g der Me ta s t a sen zu verhf i ten . Es wird da rauf h ingewiesen, datl auch be im Menschen eine ]31eimedikation nach ]3est rahlung oder Opera t ion m6glicherweise die Ausb i ldung yon Meta- s t a sen oder Rez id iven gtinstig beeinf iussen k6nnte .

L i t e r a t u r : W. ]3. BELL, Some aspects of the cancer problem. London 193 o. - - W. A. COLLIER, Z. Hyg. 110, 169, 236 (1929).

ZUR ENTSTEHUNG DER FUNIKULAREN'" MYELITIS.

Von

Dr. FRITZ SALUS. Aus der I. Medizinischen Klinik der Deutschen Universit~it in Prag.

(Vorstand: Prof. Dr. R. SCHMIDT.)

Es l iegen heu te schon eine Reihe yon ]3eobachtungen vor, die zeigen, dal3 im Anschlul3 an die ve r sch iedens t en Magen- Darmprozesse das ]3ild des Morbus ]3iermer (M. ]3.) e n t s t e h e n kann . Es s ind dies folgende T a t s a c h e n : Die Fglle yon Dar*r~- strikturen ( F A B E R 1, B A R K E R und H U N T E R 2, IV[EULENGRACHT 3

usw.), yon denen MORAWITZ ~im Jahre 1928 16 F~ille z u s a m m e n - s te l len konnte , d a n n die F~ille, bet denen im Anschlul3 an eine Gastro-Entero-Anastomose das ]3ild des IV[. ]3. e n t s t a n d e n is t (CAMPBELL und CONYBEARE 5 und WILCOX6), d a n n die FXlle y o n Magenresektion ( I .T . HARTMANN 7, MORAWITZ s USW.), d a n n noch die F~ille yon W. SCHMIDT 9, bei denen eine ]unk- tionelle Darmstenose einen M. t3. im Gefolge ha t t e .

Allen diesen ]3eobachtungen is t j edoch gemeinsam, daB, abgesehen yon gelegent l ichen Pa r~s thes i en in ke inem der F~ille nerv6se K o m p l i k a t i o n e n b e o b a c h t e t werden konn ten . Man k6nn te so zu der V e r m u t u n g kommen , dab im ]3ilde des M . B . dieser entera le F a k t o r nur zur E n t s t e h u n g des ]3]ut- bi ldes f f ihr t und dal3 mi t d iesem noch nictl t die ]3edingungen zur Ausb i ldung einer funikul~iren Myeli t is (f. M.) gegeben sind. DaB d e m aber n i ch t so ist , zeigen folgende ]3eobachtungen.

Fall 1. R. E., 5 ~ Jahre alt. Anamnese: Schon als Student lift Pat . an Verdauungsbeschwerden. Gleich nach dem Essen bekam er zeitweise Schmerzen in der Magengegend, die 1/2 bis Inehrere Stunden andauerten. Gleichzeitig hat te er auch saures Aufstol3en. Diese Beschwerden t ra ten in verschieden langen Pausen auf und dauerten I Monat bis 1/2 Jahr. Anfangs 19II kam es zu stiirkeren Schmerzen in der Magengegend, and zwar ungef~hr I Stunde nach der Mahlzeit. Sie waren krampfartig und dauerten 1 Stunde an. Der Stuhl soll damals schwarz gewesen sein. Einmal erbrach er auchzudieser Zeit Blur. Im April 1911 unterzog er sicheiner Magen- operation. Laut freundlicher Mitteilung des Chirurgen wurde damals wegen eines Ulcus ventriculi eine Gastroenterostomie durchgeffihrt. Die Magensaftwerte waren damals normal. Seit dieser Operation war er v611ig beschwerdefrei und hat te keine Yer- dauungsbeschwerden. Im Jahre 1926 soll er nach einer Aufregung bewutltlos geworden sein. Se'it diesem Tage g i n g e r immer einige Schritte mit ganz ausfahrenden Bewegungen nnd erst, wenn er eine Weile stehen blieb, konnte er wieder normal gehen. Er soll so wie ein ,,Tabiker" gegangen sein. Die Beine kamen immer anderswohin, als er sie haben wollte.

Im Mai 1926 konnte er nieht mehr gehen, er sank in den Knien zusammen, and wenn er aufstehen wollte, fiel er wieder nm. In beiden Oberschenkeln hat te er ein st~ndiges K~iltegeffihl. Etwa nm dieselbe Zeit stellte sich auch eine Ungeschicklichkeit und Kraftlosigkeit in den H'~nden ein. Er konnte z. 13. einen Knopf nicht aufmachen, doch verlor sich diese Ungeschicklichkeit inner- halb einiger Tage. 1926 soll auch das Gedachtnis schw~cher ge- worden sein, es fiel seiner Frau auf, dal3 er dasselbe sich mehrere

R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 6 237

Male an einem Tage erzlihlen lieB. Mat 1927 setzte eine Besserung des Gehens ein. Er konnte an einenl Stock gestfitzt herumgehen, auch war der Gang nicht mehr so ausfahrend and torkelnd. Er schleifte die Beine beim Gehen nach nnd hat te in ihnen ein Schwere- geffihl. Im Winter i928 bemerkte cr 6fters Schwellungen in der Kn6chelgegend und krampfartige Schmerzen in den Waden. Im M~irz 1929 begann Pat . etwa 4 Stunden nach der Mahlzeit eine bittere, gallige Flfissigkeit zu erbrechen. Dabei ha t te er keine Schlnerzen. Er brach jeden zweiten Tag imal , Ende M~rz schon mehreremals. Er ffihlte sich schwach, appetitlos und kraftlos. Anfang April kam es auch zu einem Gefflhl des Eingeschlafenseins in den Fingerspitzen der rechten Hand. Nie hat te er Zungen- brennen, Schwindelanfi~lle, Ohrensausen oder Blasenbeschwerden. Frfihere Anamnese trod Familienanamnese o. t3. Venerische Infektion negiert.

Statv* praesens: Klagen fiber Alneisenlaufen in allen Finger- spitzen und fiber ein I~ltegeffihl, das beiderseits in den Ober- schenkeln beginnt nnd bis in die I(nie hineinzieht. In den Ober- schenkeln das Geffihl eines Zuges, als ob sie ermfidet seien, l~eine irgendwelchen Sensibilit~itsst6rungen. Zunge nicht atrophisch. Das Gehen schon bet offenen Augen reichlich unsicher, besonders wenn man ihn auf einer Geraden gehen liiBt. Zunahme dieser Unsicherheit bet AugenschluB. Der Gang wird dann auch breit- spuriger. Leichte Parese in der rechten unteren Extremit~it. Hirnnerven o. t3. Zeigefinger-Nasenversuch zeitweise unsicher. Kniehakenversuch beiderseits sicher. ]~benso keine Unsicherheit bet feilleren Verrichtungen mit den Hiinden. Romberg + + . Reflexe: Pupillen verschieden weit, die rechte wetter als die linke, reagieren prompt nnd ausgiebig auf Licht nnd Konvergenz. PS1R. beiderseits o, ASR. beiderseits o, 13abinski zeitweise rechts + , Oppenheim zeitweise beiderseits + , alle Oberarlnreflexe fehlen. Mayer beiderseits + + . Bauchdeckenreflexe: die beiden oberen + , die "unteren fehlend. Magensaft: Nach Boas-Probefrfihstfick: Freie HCI o, Gesamtacidit~t 8. Blntbefund: R. 4500000, Sahli, korrigiert 93, F. I. I,O, V.g.R. i2~ W. 5700, N. seg. 65%, N. stab.

o o "7 o o/ 3 ~, Mono. 3 Yo, Lympho. 2~ ~o, ]~o. I /o, Mastz. I%, Bi. 0,85 Ein- heiten, WaR. im Blute negativ. Liquor: Nonne-Appelt negativ, Pandy negativ, 6/3 Zellen. WaR. I,O bis o,I negativ, H~molysin- reaktion und Goldsol negativ (fiber einen anderen Liquorbefund wird noch unten berichtet). Fundus (Klinik Prof. ELSCHNIG) O. 13. Kein okultes Blut im Stuhl. Duodenalsaft (Dr. SX~EK): pro 0se 590o Keime anh~molytischer Colt. R6ntgenbefund (Dr. REIMANN ) : 13ariumwasser flieBt in einen deformierten Magen, der eine Hantel- form zeigt. Von der verschmSlerten Stelle geht ziemlich hoch oben die Anastomose ab and das Barium fliel3t durch beide Sehlingen und vereinigt sich einerseits mit der normalerweise yore Pylorus abgehenden Duodenalschlinge. Die andere Schlinge endet in ein m~chtig dilatiertes Gebilde mit breiteln Flfissigkeitsspiegel, welches knapp oberha]b der Symphyse gelegen ist. Nach 24 Stunden finder sich noch immer in der dilatierten Dfinndarmschlinge und im Ge- biete des ganzen Colon Barium. Der tibrige Organbefund war o. B. Wegen dieser Duodenalstenose (es bestand andauerndes Erbrechen) wurde Pat. am 14. V. 1929 in der chirurgischen Klinik Professor SCHLOFFER laparatomiert. Bet der Operation land sich durch Ver- wachsungen eine Dflnndarmstenose u n d e s wurde deswegen der Magen mit der Gastroenterostomie mit beiden Schenkeln reseziert. Es wird dann mit dem Magenrest und der obersten Jejunumschlinge eine Anastomose angelegt. 12 Tage naeh der Operation erlag der Pat. dieser. Bet der Sektion war der Organbefund mit Ausnahme yon bronchopneumonischen Herden ein negativer. Das Knochen- mark zeigte normale, zellige Zusammensetzung, vor allem ke~ne megaloblastische Umwandhng. Das eingelegte Nervenmaterial ging leider mit dem des zweiten Falles bet einer R~umung verloren.

Z u s a m m e n f a s s u n g : E i n 5ojAhr. M a n n m a c h t in seiner J u g en d ein Ulcus vent r icu l i du tch . E r wird desha lb im J a h r e 1911 l a p a r a t o m i e r t u n d e s wird eine G a s t r o - E n t e r o - A n a - s tomose angelegt . Die Magensaf twer te , die vorhe r no rma l waren, s inken zu einer Achlorhydr ie ab. Es k o m m t zu einer schweren D f i n n d a rms t en o s e m i t mass ive r Bes iede lung des D u o d e n u m s du rch Colt und nach e inem I5j~hr . In t e rva l l zur Ausb i ldung einer f. M. Diese zeigt die Zeichen ether kombin ie r - t en S t r ange rk rankung , und zwar e rsche inen vor a l lem Hin t e r - s t range betei l igt , aber auch die P y r a m i d e n b a h n e n . Nach eineln anf~ngl ichen ak u t en Schub k o l n m t es zu einer e twa 4 ] a h r e a n h a l t e n d e n Remiss ion . E r s t d a n n se tz t ein neuer l icher Schub ein. Der ]31utbefund e rg ib t keine Zeichen i rgendwelcher AnAmie. W e g e n z u n e h m e n d e r S tenosene r sche inung wird er operier t , er l iegt abe t de r Opera t ion . ]3ei der Sekt ion zeigt das K n o c h e n m a r k normale , zellige Z u s a m m e n s e t z u n g . E ine his to logische U n t e r s u c h u n g des iRfickenmarkes f inde t aus ~u]3eren Gr t inden n i ch t s t a t t .