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31.0KTOBER .I936 KLINISCHE WOCHENSCH Bet einem ~hnlich gelagerten FMt trat gIeichfalls erst auf die Sympathicusbestrahlung eine wesentliche Besserung ein, nachdem 6rtliche Bestrahhng nur einen geringeren Eriolg brachte. 6. Thyreotoxikose. a) Anamnese: 34j~.hr. Fra u klagt seit 2 Jahren fiber Basedow- beschwerden. BeJund: Typischer ]3asedow~ Steigerungdes Grundums~tzes 77 %- VerIauJ: Zun~chst 2 Serlen auf Schitddrfise und Thymus, darauihin Besserung der subjektiven Beschwerden. Gewicht schwankend. Grundumsatz auf +52% gesunken. Einleitung der Sympathicusbestrahlung. Nach 5 paravertebralen Nackenfeldern stieg das Gewicht um 7 kg, sank der Grundumsatz auf +15%. Pat. ist jetzt v611ig beschwerdefrei. b) Anamnese: 4oj~hr. Frau, bei der schon seit tier Kindheit eine Struma besteht, klagt seit 2 Jahren fiber starke Basedow- beschwerden. BeJund: Typischer Basedow. Steigerung des Grundumsatzes 72 %. Verlau]: Zun~chst gteichfalIs 2 Serien auf Schilddrfise und Thymus. Subjektives Befinder~ gebessert. Gewicht wetter sinkend. Starke Tachykardie. Grundumsatz +56%. Auf Sympathicus- bestrahInng subjektives \u konstantes Gewicht, ge- tinge Tachykardie, Sinken des Grundumsatzes auf 22%. c) 6 F~lle wurden primXr nach der neuen Methode behandelt: Zunachs~c 3 Schilddrfisenfelder, I Thymusfeld und dann 4--5 cer- vicale Paravertebralfelder. In 3 F~llen wurde anch die Hypophyse mit einbezogen (s. a.H.~BS). In allen F~llen erzielten wir weit- gehende Besserungen mit Zunahme des Gewichtes, deutlicher Senkung des Grundumsatzes nnd wesentlicher Besserung der nerv6sen Erseheinungen. Obwohl die Zahl der behandelten FMle noch klein ist, er- schien uns in Anbetracht der Erfolge, die mix dieser Methode zu erzielen sind, die Ver6ffentliehung schon jetzt angezeigt, um weitere Nachprtifungen anzuregen. Literatur: BORAK, I4Jin. Wschr. I926, 183o. -- DXL BUONO, Strahlenther. 34, 3Ol (I929). -- DELHERS~ U. BE;~U, Strahtenther. 52, 629 (I935). -- I)ESPL,ATS, Strahlenther. 52, 263 (1935)..-- G~B~I~x, Strahlenther. 34, 813 (I929). -- GILBERT U. BABAIA~Z, Strahlenther. 53, 455 (1935). -- Ha~s, Dtsch. reed. V~'schr. I936, 1125. -- LA~GE~, Strahlenther. 53, 492 (1935)- -- NEME~OW, Strahlenther. 53, 473 (1935). -- RlSSE u. Poos, Strahlenther. x8, 556 (1924). -- SALI~GE~ U. TmXL, Strahlenther. 42, 96 (1931). -- STRAUSS u. ROTHE~, Strahlenther. xS, 37 (1924). ZUR FRAGE DES WESENS DER SYPHILITISCHEN BLUTVERf4NDERUNG*. Von Prof. H. SACHS, Heidelberg. Obwohl heute fas• allgemein die syphilitische Blutver~nde- rung als Folge einer Antikhrperbildung aufgefaBt wird, be- gegnet man yon Zeit zu Zeit immer wieder Stimmen, die die Beteiligung yon Antik6rpern bet der ~.Vassermannschen Reak- tion und den ffir Lues charakteristischen Floeknngsreaktionen ablehnen zu mfissen glauben. So haben Mirzlich GY6R~FY und LlssiK 1 den StandpunIce vertreten, dab die Ursache der positiven Wassermannschen Reaktion lediglich in unspez.i- ]ischen Blutalterationen gelegen sein soll. Sie sehen das sero- logische Geschehen ausschlieglich dutch die Reaktionsf~ihig- keit besonders labiler EiweiBk6rper des Blutserums mit den Lipoiden der Organextrakte bedingt. Eine derartige Betrach- tungsweise gibt in doppelter Hinsicht AnlaB zu kritischer Er6rterung. Einerseits tr~gt sie dem derzeitigen Stand der serologischen Experimentalanalyse nicht hinreichend Rech- hung. Andererseits ist sie aber auch geeignet, das ~rztliche Denken bet der Bewertung des serologischen Luesnachweises in Bahnen zu leiten, die der hohen Entwicklung der zur Serodia- gnostik der Syphilis dienenden Methoden nicht gerecht werden. ~Viirde man n~mlich in der Tat die Ursaehe der syphi- Iitischen Blutver~nderung nut in ether gesteigerten Labilit~t der SerumeiweiBk6rper erblicken, so wXre die ausgesprochene klinische Spezifit~it der Serodiagnostik der Syphilis nicht zu begreifen. Von Gu und LlSSs werden freilich die Be- * Betrachtungen zu der Arbeit yon GYORFFY unff L}SSAK ,,f.)~er Ursprung und Natur tier ~u RIFT. 15. JAHRGANG. Nr. 44 1597 richte ~ber mehr oder weniger h~ufige positive Reaktionen bei Infektionskrankheiten, w~hrend der Gravidit~t usw. als St~itzen ffir die ~Virkung ,,bestimmter nichtspezifischer Serum- konstituenten" herangezogen. Demgegen/iber darf nicht un- erw~hnt bleiben, dab derartige HXufungen unspezifischer Re- aktionen in der iiberwiegenden Mehrzahl der F~lle mangel- halter Methodik oder der Benutzung ungeeigneter Reagenzien zur Last gelegt werden dtirfen. Die historische Entwicktung in der I~asuistik der Wassermannsehen Reaktion kann hierffir am besten als Zeugin geiten. Denn die unspezifischen Reak- tionen sind bekanntlich mit fortschreitender Verbesserung der Methoden immer seltener geworden, obgleich die scharfen Flockungsreaktionen zu einer erheblich gesteigerten Empfind- lichkeit bet Lues geffihrt haben. Ein historischer Rfickblick dfirfte abet auch am ehesten fiber das vorliegende serologische Problem Aufschlul3 geben. Man spricht yon Antik6rperreaktionen, wenn das mit dem Serum reagierende Substrat Antigenfunktionen ausfibt. Es muB also nicht nur in vitro mit dem Serum reagieren, sondern auch in vivo Antik6rper erzeugen. Frfihere Versuche, durch Vor- behandlung yon Tieren (Kaninchen) mit den zum serologischen Luesnachweis dienenden alkoholischen Organextrakten die entsprechenden Antik6rper zu erzeugen, sind aber fehl- geschlagen. Gerade dutch diesen vielfach bestgtigten nega- riven Befund ist die Forschung damals in das Fahrwasser der jetzt yon Gu und LISSiK wieder aufgenommenen kolloidchemischen Betrachtungen geraten -- eine Folgerung per exclusionem, da eben der mil31ungene Naehweis der immu- nisierenden Wirkung der Organextrakte nur diese Auffassnng ~brig zu lassen schien. Befriedigen konnte sie aber nicht wegen des ausgesprochen ]~r Lues charakteristischen Geprgges der Wassermannschen Reaktion, und so wurde vielfach die Anti- k6rpertheorie durch Hilfshypothesen aufrecht zu erhalten ge- sucht, obwohl ihr experimentelle St/itzen fehlten. Die Sachlage wurde jedoeh anders, als es unter Benutzung des von LANDSTEINER entdeckten Prinzips der Kombinations- immunisierung (Einffihrung yon Gemischen alkoholischer Organextrakte und artfremden Blutserums) gelang, auch im Kaninchenorganismus die gleiche Blutvergnderung zu er- zeugen, wie sie dem syphiliskranken Menschen eigen ist (SAc~s, KLoPsTocK and WElL 1925). Seither ist erwiesen, dab die zur Serodiagnostik der Syphilis dienenden Organ- extrakte zwar nicht immunisierungsfAhige Vollantigene, aber Teilstiicke yon ihnen, sog. ,,Haptene", enthalten, die dutch Beiftigung yon artfremdem EiweiBantigen Immnnisierungs- vermhgen gewinnen. Durch diese Feststellung hat jedenfalts die Antik6rpertheorie des serologischen Luesnachweises so schwerwiegende Stiitzen gewonnen, dab man ohne ausreichen- den Grund keinen AnlaB mehr hat, sie dutch eine anders- artige Betrachtungsweise zu ersetzen. Allerdings ergibt sich daraus noch nicht die Notwendigkeit, yon ether Autoimmunisierung zu sprechen. Das Experiment er6ffnet nur die Mhglichkeit, der schon yon W~IL nnd BRAUN vertretenen Auto-Antik6rpertheorie zu folgen und die bet Syphilis entstehenden AntikOrper als Auto-Antik6rper gegen atkohol- 15sliche Bestandteile des erkrankten Gewebes aufzufassen. Es ist aber nicht auszuschliegen, dab die Antikhrper auch dutch Spirocl~tenimmufdsierung entstanden sein khnnten, eine Deutung, der die Versuche yon F. KLOPSTOCK eine Unterlage gew~hren, ohne sie allerdings hinreichend zu stiitzen. Fflr die weiteren Be- trachtungen kann aber die Frage nach der Genese der bet Syphilis vorhandenen Antikhrper aul3er achCc gelassen werden. Es genagt, ihre Antikhrpernatur in den Mittelpunkt zu stellen. Da sie mit alkoholisehen Organextrakten beliebiger I-Ierkunft reagieren, er- streckt sich ihr Wirkungsbereich zugleich auf khrpereigene Haptene, gleiehg~ltig, durch welches Antigen sie hervorgerufen worden sind, und unabh~ngig davon, oh daneben auch besondere Spiroch~ten- antik6rper bet Syphilis entstehen, wie sie nach GAEHTOZNS dutch Verwendung yon ,,Pallidaantigen '~ nachgewiesen werden*. * DaB ira tibrigen ein besonderer EinfIuG der syphilitischen Infektion auf die BIut- beschaffeuheitangenommen werdenmuB,erscheiutftir jede Deutu~gsartselbstverst~nd- lich. Ich weisehierauf besonders hin, weil LANGE 2 die Deutung unserer Immunisie- rungsversueheinsofern als ,,restIos widerlegt"ansieht~ Ms man die verscMedenartigsten Bakterienarten, nicht nut SpirocMten,zur Aktivieruug bet der Kombinatiousimmunisle~ rung verwenden kanm Demgegenfiber betrachte ich als wesentlichen Inhalt unserer Versuche, dab die Organextrakte Haptene enthaltem ~Vieabet die Antik6rper bet Lues entstehen, kann dabeA zun~chst dahingestellt bleiben.

Zur Frage des Wesens der Syphilitischen Blutveränderung

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31.0KTOBER .I936 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Bet einem ~hnlich gelagerten FMt t ra t gIeichfalls erst auf die Sympathicusbestrahlung eine wesentliche Besserung ein, nachdem 6rtliche Best rahhng nur einen geringeren Eriolg brachte.

6. Thyreotoxikose. a) Anamnese: 34j~.hr. Fra u klagt seit 2 Jahren fiber Basedow-

beschwerden. BeJund: Typischer ]3asedow~ Steigerungdes Grundums~tzes 77 %- VerIauJ: Zun~chst 2 Serlen auf Schitddrfise und Thymus,

darauihin Besserung der subjektiven Beschwerden. Gewicht schwankend. Grundumsatz auf +52% gesunken. Einleitung der Sympathicusbestrahlung. Nach 5 paravertebralen Nackenfeldern stieg das Gewicht um 7 kg, sank der Grundumsatz auf +15%. Pat. ist jetzt v611ig beschwerdefrei.

b) Anamnese: 4oj~hr. Frau, bei der schon seit tier Kindheit eine Struma besteht, klagt seit 2 Jahren fiber starke Basedow- beschwerden.

BeJund: Typischer Basedow. Steigerung des Grundumsatzes 72 %. Verlau]: Zun~chst gteichfalIs 2 Serien auf Schilddrfise und

Thymus. Subjektives Befinder~ gebessert. Gewicht wetter sinkend. Starke Tachykardie. Grundumsatz +56%. Auf Sympathicus- bestrahInng subjektives \u konstantes Gewicht, ge- tinge Tachykardie, Sinken des Grundumsatzes auf 22%.

c) 6 F~lle wurden primXr nach der neuen Methode behandelt: Zunachs~c 3 Schilddrfisenfelder, I Thymusfeld und dann 4--5 cer- vicale Paravertebralfelder. In 3 F~llen wurde anch die Hypophyse mit einbezogen (s. a.H.~BS). In allen F~llen erzielten wir weit- gehende Besserungen mit Zunahme des Gewichtes, deutlicher Senkung des Grundumsatzes nnd wesentlicher Besserung der nerv6sen Erseheinungen.

Obwohl die Zahl der behande l ten FMle noch klein ist, er- schien uns in A n b e t r a c h t der Erfolge, die mix dieser Methode zu erzielen sind, die Ver6ffent l iehung schon j e t z t angezeigt , um wei tere Nachpr t i fungen anzuregen.

L i t e r a t u r : BORAK, I4Jin. Wschr. I926, 183o. - - DXL BUONO, Strahlenther. 34, 3Ol (I929). -- DELHERS~ U. BE;~U, Strahtenther. 52, 629 (I935). - - I)ESPL,ATS, Strahlenther. 52, 263 (1935)..-- G~B~I~x, Strahlenther. 34, 813 (I929). - - GILBERT U. BABAIA~Z, Strahlenther. 53, 455 (1935). - - Ha~s, Dtsch. reed. V~'schr. I936, 1125. -- LA~GE~, Strahlenther. 53, 492 (1935)- -- NEME~OW, Strahlenther. 53, 473 (1935). -- RlSSE u. Poos, Strahlenther. x8, 556 (1924). -- SALI~GE~ U. TmXL, Strahlenther. 42, 96 (1931). - - STRAUSS u. ROTHE~, Strahlenther. xS, 37 (1924).

ZUR FRAGE DES WESENS DER SYPHILITISCHEN BLUTVERf4NDERUNG*.

Von

Prof . H . SACHS, H e i d e l b e r g .

Obwohl h e u t e fas• a l lgemein die syphi l i t ische Blu tver~nde- rung als Folge einer Ant ikhrperb i ldung aufgefaBt wird, be- gegnet m a n yon Zeit zu Zeit immer wieder S t immen, die die Bete i l igung yon Ant ik6 rpe rn bet der ~.Vassermannschen Reak- t ion und den ffir Lues charakter i s t i schen F loeknngsreak t ionen ablehnen zu mfissen glauben. So haben Mirzlich GY6R~FY und L l s s i K 1 den StandpunIce ve r t r e t en , dab die Ursache der pos i t iven Wasse rmannschen Reak t ion lediglich in unspez.i- ]ischen Blutalterationen gelegen sein soll. Sie sehen das sero- logische Geschehen ausschl iegl ich du t ch die Reaktionsf~ihig- kei t besonders labi ler EiweiBk6rper des Blu t se rums m i t den Lipoiden der Organex t r ak t e bedingt . E ine derar t ige Be t rach- tungsweise g ib t in doppe l te r Hins ich t AnlaB zu kr i t i scher Er6r te rung . Einersei ts t r~g t sie d e m derzei t igen Stand der serologischen Expe r imen ta l ana lyse n icht h inre ichend Rech- hung. Andererse i t s ist sie aber auch geeignet, das ~rztl iche D e n k e n bet der B e w e r t u n g des serologischen Luesnachweises in Bahnen zu leiten, die der hohen En twick lung der zur Serodia- gnos t ik der Syphilis d ienenden Methoden n ich t gerecht werden.

~Viirde m a n n~mlich in der T a t die Ursaehe der syphi- I i t ischen B lu tve r~nderung n u t in ether geste iger ten Labi l i t~ t der SerumeiweiBk6rper erblicken, so wXre die ausgesprochene klinische Spezifit~it der Serodiagnost ik der Syphil is n icht zu begreifen. Von Gu und LlSSs werden freil ich die Be-

* Betrachtungen zu der Arbeit yon GYORFFY unff L}SSAK ,,f.)~er Ursprung und Natur tier ~u

R I F T . 15. J A H R G A N G . N r . 44 1597

r ichte ~ber m e h r oder weniger h~ufige posi t ive R e a k t i o n e n bei Infek t ionskrankhei ten , w~hrend der Grav id i t~ t usw. als St~itzen ffir die ~Virkung , ,bes t immter nichtspezif ischer Serum- k o n s t i t u e n t e n " herangezogen. Demgegen/ iber darf n ich t un- e rw~hnt bleiben, dab derar t ige HXufungen unspezif ischer Re- ak t ionen in der i iberwiegenden Mehrzahl der F~lle mangel- ha l t e r Methodik oder der Benu tzung ungeeigneter Reagenz ien zur Las t gelegt werden dtirfen. Die his tor ische En twick tung in der I~asuistik der Wasse rmannsehen Reak t ion kann hierffir a m bes ten als Zeugin geiten. D e n n die unspezif ischen Reak- t ionen sind bekannt l i ch m i t for t schre i tender Verbesserung der Methoden immer sel tener geworden, obgleich die scharfen F lockungsreak t ionen zu einer erhebl ich ges te iger ten Empf ind - l ichkei t bet Lues geffihrt haben.

E in his tor ischer Rfickbl ick dfirfte abe t auch am ehesten fiber das vor l iegende serologische P rob l em Aufschlul3 geben. Man spr icht yon Ant ik6rper reak t ionen , wenn das m i t d e m Serum reagierende Subs t ra t An t igenfunk t ionen ausfibt. Es muB also n ich t nur in v i t ro mi t dem Serum reagieren, sondern auch in v i v o Ant ik6rper erzeugen. Frf ihere Versuche, durch Vor- behand lung yon Tieren (Kaninchen) mi t den zum serologischen Luesnachweis d ienenden alkoholischen Organex t r ak t en die en tsprechenden Ant ik6rper zu erzeugen, s ind aber fehl- geschlagen. Gerade du tch diesen vielfach bes tg t ig ten nega- r iven Befund ist die Forschung damals in das Fahrwasser der j e t z t yon Gu und LISSiK wieder au fgenommenen kol loidchemischen Be t r ach tungen gera ten - - eine Fo lge rung per exclusionem, da eben der mil31ungene Naehweis der i m m u - nis ierenden Wi rkung der Organex t r ak t e nur diese Auffassnng ~br ig zu lassen schien. Befr iedigen konnte sie aber n ich t wegen des ausgesprochen ]~r Lues charakteristischen Geprgges der Wasse rmannschen Reakt ion , und so wurde viel fach die Ant i - k6rper theor ie durch Hi l f shypothesen auf recht zu e rha l ten ge- sucht, obwohl ihr exper imente l le St / i tzen fehlten.

Die Sachlage wurde jedoeh anders, als es un te r Benu tzung des von LANDSTEINER en tdeck ten Pr inzips der Kombinations- immunisierung (Einff ihrung yon Gemischen alkohol ischer Organex t r ak te und a r t f r emden Blutserums) gelang, auch im Kaninchenorgan ismus die gleiche B lu tve rgnde rung zu er- zeugen, wie sie dem syphi l i skranken Menschen eigen ist (SAc~s, KLoPsTocK and WElL 1925). Sei ther ist erwiesen, dab die zur Serodiagnost ik der Syphil is d ienenden Organ- ex t r ak te zwar n ich t immunisierungsfAhige Vollant igene, aber Teilst i icke yon ihnen, sog. ,,Haptene", enthal ten , die du tch Beif t igung yon a r t f r emdem EiweiBant igen Immnnis i e rungs - ve rmhgen gewinnen. Durch d iese Fes ts te l lung h a t jedenfal ts die Ant ik6rper theor ie des serologischen Luesnachweises so schwerwiegende St i i tzen gewonnen, dab m a n ohne ausreichen- den Grund keinen AnlaB m e h r hat , sie du tch eine anders- ar t ige Bet rachtungsweise zu ersetzen.

Allerdings ergibt sich daraus noch nicht die Notwendigkeit, yon ether Autoimmunisierung zu sprechen. Das Experiment er6ffnet nur die Mhglichkeit, der schon yon W~IL nnd BRAUN vertretenen Auto-Antik6rpertheorie zu folgen und die bet Syphilis entstehenden AntikOrper als Auto-Antik6rper gegen atkohol- 15sliche Bestandteile des erkrankten Gewebes aufzufassen. Es ist aber nicht auszuschliegen, dab die Antikhrper auch dutch Spirocl~tenimmufdsierung entstanden sein khnnten, eine Deutung, der die Versuche yon F. KLOPSTOCK eine Unterlage gew~hren, ohne sie allerdings hinreichend zu stiitzen. Fflr die weiteren Be- trachtungen kann aber die Frage nach der Genese der bet Syphilis vorhandenen Antikhrper aul3er achCc gelassen werden. Es genagt, ihre Antikhrpernatur in den Mittelpunkt zu stellen. Da sie mit alkoholisehen Organextrakten beliebiger I-Ierkunft reagieren, er- streckt sich ihr Wirkungsbereich zugleich auf khrpereigene Haptene, gleiehg~ltig, durch welches Antigen sie hervorgerufen worden sind, und unabh~ngig davon, oh daneben auch besondere Spiroch~ten- antik6rper bet Syphilis entstehen, wie sie nach GAEHTOZNS dutch Verwendung yon ,,Pallidaantigen '~ nachgewiesen werden*.

* DaB ira tibrigen ein besonderer EinfIuG der syphilitischen Infektion auf die BIut- beschaffeuheit angenommen werden muB, erscheiut ftir jede Deutu~gsart selbstverst~nd- lich. Ich weise hierauf besonders hin, weil LANGE 2 die Deutung unserer Immunisie- rungsversuehe insofern als ,,restIos widerlegt" ansieht~ Ms man die verscMedenartigsten Bakterienarten, nicht nut SpirocMten, zur Aktivieruug bet der Kombinatiousimmunisle~ rung verwenden kanm Demgegenfiber betrachte ich als wesentlichen Inhalt unserer Versuche, dab die Organextrakte Haptene enthaltem ~Vie abet die Antik6rper bet Lues entstehen, kann dabeA zun~chst dahingestellt bleiben.

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In formaler Hinsicht ist ein weitgehender Parallelismus zwischen den bekannten Antik6rperreakt ionen und den sero- togiscken Luesreaktionen nicht zu verkennen. Er kommt auch dar in zum Ausdruck, dab die dutch Flockung an die Ex t r ak t - bestandtei le gebundenen Ant ik6rper dutch geeignete Tempe- raturerh6hung abgesprengt, ,,eluier~" werden k6nnen (\u StaY3). Eine derart ige W'iedergewinnung der wirksamen Substanz aus dem Antigen-Antik6rperkomplex ist flit die Ant ik6rpernatur charakteristisch. Gerade dieses Abspren- gungsverfahren stellt daher einen wichtigen Beweis daffir dar, dab auch die bet Lues wirksamen Stof# AntikSrper 8ind. Dadurch, dal3 nur der Antik6rper, aber nicht unspezifisch ver~nderte labilisierte Eiweigstoffe anf diese Weise zurfick- gewonnen werden, gewinnt das Verfahren den Charakter einer Besti~tigungsreak~ion, die in zweifelhaften F~llen yon groBer differentialdiagnostischer .Bedeutung sein kann and die un- spezifischen Labil i t~tsreakt ionen yon der spezifischen Anti- k6rperreakt ion zu nnterscheiden erlaubt.

Man wird fragen, w/e~o i~berhaupt eine derartige DiNeren- ziermW in Betracht kommt, wenn dock der serologische Lnes- nachweis eine Ant ik6rperreakt ion darstell t . Damit gelangen wir zu dem springenden Punk t der ganzen Frage, der die bestehenden MiBverst~ndnisse zu M~tren geeignet sein dfirffe. Antik6rperreaktionen im Reagensglas werden in der Regel durch Flockung oder IZomplementbindung nachgewiesen, wie das auch bei den serologischen Luesreaktionen der Fa l l ist. Komplementbh]dung und Flockung sind abet nut die letzten Ausdrucksformen der Antik6rperreaktion. Grunds~tzlieh ver- l~uft jede Ant ik6rperreakt ion in zwei Phasen. Es handel t sich einerseits um die prim~re Antigen-Antik6rperbindung. Sie ist spezifisch und ~ wie heute wohl allgemein angenommen wird - - d u r c h chemische Affinit~ten bedingt. Diese Antigen- AnfikSrperreakt ion ist aber an und fiir sick nicht unmit te lbar sichtbar. Sis vert~uft subvisibel; manifest wird s i s erst dutch den sekund~ren Vorgang der IZomplementbindung bzw. Floekung. Diese setcund~ren Vorgd~nge werden abet nicht nut dutch Antik6rperreaktionen ausgel6st. Sie lc6nnen vielmehr aueh dutch unspezifische Kolloidreaktionen zustande komraen. Man spricht dann yon Pseudoreaktionen oder auch yon Labil i t~ts- reakfionen, weiI sie, wofern das Serum die eine Komponente darstell t , yon einem hinreichenden Labil i t~tsgrad der Blut- eiweiBk6rper abhangen. Nan toni3 sich daher darfiber klax sein, dab jedes Ant igensnbstra t und vor allem die zur Sero- diagnostik der Syphilis dienenden Organextrakte zweierlei Reaktionsfghigkeiten in sich bergen. Die eine ist dutch die be- sondere Haptenfunkt iou bedingt; sie ist charakteriss ffir Syphilis. Die andere ist eine Funk t ion des kolloidalen Charal~ers des Substrats , das die I-Iaptenfunktion trggt*.

Alle Gegengrfinde nun, die a~6RI~I~Y und LlSSs gegen die Auffassung der Serodiagnostik der Syphilis als Antik6rper- reakt ion anffihren, l inden hierdurch eine befriedigende und se lbs tvers tgndl iche Erldgrung. Den frfiher erhobenen Einwand, dM3 Sera nnbehandel ter gesunder Kaninehen oft posit ive V,~assermannsche Reakt ion geben, kann man allerdings aut3er acht lassen. Bet Verwendung geelgneter Igx- trakte und angepaflter Versuehsanordnung reagieren normate Kaninehensera im allgemeinen negativ. Trotzdem werden sie unter gleichen Bedingungen infolge der I<ombinationsimmuni- sierung positiv, w~hrend sie bet anderen Formen der Immuni- sierung negativ bleiben. DaB aber bet Benutzung zur Prfifung menschlicher Sera geeigneter, ffir IZaninct~ensera aber h~tufig zu empfindlicher Ex t rak te Kaninchensera posi t iv reagieren k6nnen, zumal nach irgendelnem immunisatorischen Eingriff, ist ebenso selbstverst~ndlich wie die Tatsache, dab die Sera muncher Tierar ten auch m~ter normalen Verh~ltnissen positive WaR. geben k6nnen, und dab in der Schwangerschaft und bet Krankheitsformen, die mit einer Labili t~tssteigerung der Blut- eiweiBk6rper verbunden stud, auch der serologische Luesnaeh-

* Verwiesea set auf die Ausffihrungen yon L A N G E (L c.), de~ dazu nelgt, die WaR- als Kolloidreaktion aufzufas~elx, wem~ er auch zugibt, dafl ein exakter Beweis l~ierffir he~tc nicht restlos m6glich is~. Er unte~scheidet zwischelz Immunit~itsreaktio~ mit , ,Kolloidt6mmg" und reiner Kolloid:reaktion. Diese Unterscheidung dfirfte grunds~tz- lick den obigen Ausffihrungen entsprechen, wenn auch meines t~rachtens eben die WaR. wie die AntikOrperreaktionea ira allgeraeinen als Ir~ziunitAtsreaktion mi t KoIloid- tOnung zu betrachten ist.

weis positiv ausfallen kann. Er , ,kann" positiv ausfallen. DaB er nicht positiv sein mul3, zeigt, wie schon erw~thnt, der heutige hochentwickelte Stand der Serodiagnostik der Syphilis, der den prakfischen Anforderungen weitgehend gerecht wird.

Der ~rztlicke Beurteiler mu/3 abet wissen, dab die l~,i6glich- keit einer unspezifisehen Reakt ion vorhanden ist, besonders dann, wenn die Empfindlichkeit der Verfahreu eine wesent- liche Steigerung erfahren hat, wie das bei den scharfen Flok- kungsreaktionen der Fal l ist. Unter Berficksichtigung dieser Umst~nde wird man in zweifelhaften F~llen bei der Bewer- tung der scharfen Methoden oder gar bei isoliertem posit ivem Ausfall des eineI1 oder des andern Verfahrens eine gewisse Vorsicht walten lassen mfissen. Die erw~hnte Best~tigungs- reakt ion kann dabei yon entscheidender Bedeutung sein.

Man mug sick aber bewul3t seth, dab ein derartiger unspezi- fischer Ausfall dutch einen anderen _Reaktionsmechanismus bedingt ist, wie der eigentllche serologische Luesnachweis. Im letzteren Falle liegt Ant ik6rperreakt ion vor, im ersteren koltoi- dale Labil i t~tsreakfion. t i l e r handet t es sick um die ohne weiteres verst~ndliehen Grenzen des Verfahrens, und deswegen ist es yon t3edeutung, dab nicht nut der Serologe, sondern auch der Arz t sich fiber die beiden bestehenden lVi6glichkeiten sero- logischer l~eaktionsfXhigkeit im klaren ist. Derart ige unspezi- fische Reaktionen geh6ren bet Verwendung gut eingestellter Ex t r ak te unter den Bedingungen der heutigen l~ethodik zu den grSBten Seltenheiten, k6nnen abet bet Unterlassung ir- gendwelcher Kaute len weitgehend gesteigert sein. Der wissen- schaftliche Kri t iker wird aus dieser bestehenden M6glichkeit keineswegs die Schlul3folgerung ziehen dfirfen, dab es sich bet der syphilit ischen BlutverAnderung nicht um Antik6rper- bildung handelt . Natfirlich kann neben der Antik6rperbi ldung auch eine Globulinvermehrung bzw. eine Labil i t~tssteigerung vorhanden seth. DaB sie aber nicht ausschlaggebend ist, zeigt das Verhalten der LumlJalfli~sigkeit, die ja bet minimatem oder jedenfalls sehr geringem EiweiBgehalt s ta rk positiv reagieren kann und dabei eine scharfe Differenzierungsm6glichkeit ge- gentiber dell nichtsyphili t ischen Erkrankungen des Zentral- nervensystems zul~Bt. Hier t r i t t also, ebenso wie in den bet der I3est~tigungsreaktion erhaltenen, prakt isch eiweiBfreien Absprengungsflfissigkeiten, 'die dem serologischen Luesnach- wets zugrunde liegende Ant ik6rperreakt ion h~tufig in reiner Form in Erscheinung, ein weiterer Ausdrnck daffir, dab die syphilitische Blutver/tnderung unabh~Lngig yon EiweiBattera- t ionen manifest wird, wenn sie auch, wie schon gesagt, im eiweiBreichen Blutserum dutch Labiti t~tssteigerung unter Um- stAnden vorget~uscht werden kann.

Ffir die gedankliche Durchdri~gung ist yon wesentlicher Bedeutung die Unterseheidu~w der beide~ MSglichlceiten sero- logiseher ~eaktionsf~higkeit, die rnit dem zur Verffigung ste- kenden Rfistzeug serologischer Methodik in der iiberwiegenden Mehrzahl der F~lle t rotz der Gleichheit der sekund~ren Aus- drucksform in6glich ist. Es ist daher nicht tiberraschend, wenn GY6R~FY and LlsSs in ihren eigenen, an Hunden ans- geffihrten Untersuchungen durch kfinstliche Eingriffe (Laparo- tomie, Milch- und Adrenalininjektionen) vorfibergehend , ,positive Wassermannsche Reakt ion" erhal ten konnten. Ge- fade yon dem er6rterten Gesichtspunkte ans ist es yon beson- derem Interesse, dab das Posit ivwerden des Serums mit einer gleichzeitigen Erh6htmg des Fibrinogen- und Globulingehaltes im Blurs bzw. mi t ether Senkung des Albumin-Globulin- Quotienten verbunden war. Man wird zwar GYSRFFY und L l s s s beipflichten k6nnen, dab diese Posi t ivi t~t der Wasser- mannschen Reakt ion , ,durch jene EiweiBk6rper bedingt wird, die labiler als die normalen und den Lipoiden gegeniiber be- sonders empfindlich stud". Zu berficksichtigen ist abet, dab es sick dabei eben um eine Form biologischen Geschehens handelt , die mit der syphilit ischen Blutver~nderung nichts zu tun hat . BMden Vorg~ngen ist nur eine gesteigerte Reaktions- f~higkeit des Blutserums mi t Lipoiden gemeinsam, in dem einen Fai ls (Syphilis) dutch AntikSrperfunktionen, im andern durch unspezifische kolloidale 1Reaktionsbereitschaft bedingt.

Dabei dar t freilich nicht unerw~Lhnt bleiben, dab hd~ufig durd~ dieselben Eingrif# und ModiJikationen sowohl die Emp- Iindlichkeit gegenfiber AntikSrperreakt ionen als auch diejenige

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gegenf iber l ab i l en Seris eille S t e ige rung e r f a h r e n k a n n . D e n n a u c h bei den A n t i k S r p e r r e a k t i o n e n i s t n u r de r p r i m ~ r e Vor- g a n g de r A n t i g e n - A n t i k S r p e r v e r b i n d u n g spezifisch. SekundXr l iegen kol loidale R e a k t i o n s m e c h a n i s m e n vor , ftir die n i c h t die e igen t l i che A n t i g e n f u n k t i o n , s o n d e r n ih re ko l lo ida len Tr~ger m a B g e b e n d silld. Die P r a x i s de r Se r od i agnos t i k wi rd d a h e r wesen t l i ch yon d e m B e s t r e b e n gelei te t , die kol loidale Reak - tionsf~Lhigkeit l lach M6gl ichke i t abzuschw~chen , sie a b e r dabe i noch in j e n e n G r e n z e n zu e rha l t en , die fiir die M a n i f e s t a t i o n de r A n t i k 6 r p e r w i r k u n g n o t w e n d i g sind. DaB be i m a x i m a l e r E m p f i n d l i c h k e i t Grenzf~l le v o r k o m m e n .kSnnen, ill de l len m i t b e s o n d e r s l ab i l en Seris e ine K o l l o i d r e a k t i o n e int r i • u n d d e r a r t e ine A n t i k S r p e r r e a k t i o n v o r g e t ~ u s c h t wird, i s t s c h o n e r w ~ h n t worden .

Von GY~RFFY und LISS~_K w e r d e n schlieBlich als Beweis gegen die Antik6rpernatur der serologischen Luesreaktionen lloch die yon IX~INNI und MOLINARI sowie yon SILBER und FRIESE erhobenen Befunde angeffihrt, nach denen man die Organextrakte bei der Wassermallnschen Reaktion dutch Phenol-Alkohol oder dutch Paraf]inemulsionen e r se t zen k a n n . Demgegen f ibe r muB he r vo r gehobe l l werden , d a b die A l lgaben v o n NINNI u n d MOLINARI 4 f iber d e n E r s a t z de r O r g a n e x t r a k t e d u r c h P h e n o l - A l k o h o l eine A u f k l ~ r u n g d u t c h die U n t e r s u c h u n - gen v o l l S ~ c ~ s u n d SOLL~ZZO ~ e r fahre l l h a b e n . Es h a t s ich er- geben, d a b P h e n o l - A l k o h o l L i p o i d a n t i g e n e in un t e r schwe l l i gen Dosel l ode r in u n t e r s c h w e l l i g e m D i s p e r s i t ~ t s z u s t a n d zu ak t i - v i e r e n ve rmag . ! n W a s s e r m a n n ~ p o s i t i v e n Seris w e r d e n d a h e r d u r c h P h e n o l - A l k o h o l d i e E igen l ipo ide des S e r u m s g r6be r dis- pers bzw. aus i h r e r M a s k i e r u n g d u r c h die EiweiBstoffe be f re i t u n d d e r a r t r eak t ions f~h ig . Es h a n d e l t s ich also in Wi rk l i ch - ke i t n i c h t u m e inen E r s a t z des E x t r a k t e s d u t c h P h e n o l - Alkohol , v i e l m e h r u m eine Alctivierung der Serumlipoide, die d a n n m i t d e n A n t i k S r p e r n des e igenen S e r u m s reagieren , ohl le d a b d a b e i die Phe l lo l -Alkoho l reak t io l l b i she r gee igne t sein dfirfte, den E x t r a k t b e i m sero logischen L u e s n a c h w e i s in p r ak - f i sche r H i n s i c h t zu e rse tzen . Ob es sich bei d e m y o n SILBER u n d FnlESE~ a n g e g e b e n e n E r s a t z de r E x t r a k t e d u r c h P a r a f f i n - e m u l s i o n e n u m den g le ichen M e c h a n i s m u s h a n d e l t , m a g d a h i n - ges te l l t b le iben . E igene E r f ah ru l l gen~ sch i enen in d iesem S inne zu sp rechen . So wi rd m a n also a u c h in d iesen a n u n d fiir s ich i n t e r e s s an t e l l B e f u n d e n e inen Gegensa tz zu t ier An t i - k S r p e r t h e o r i e de r s yph i l i t i s chen B l u t v e r ~ n d e r u n g n i e h t er- b l i cken dfirfen.

W a s el ldl ich die v ie l f~ l t igen negativen Versuche anlangt, beim Menschen durch Vorbehandlung mit Gemischen yon Organ- extralct und artfremdem Serum positive Wassermannsche Beak- tion zu erzielen, so sei e r n e u t d a r a u f h ingewiesen , d a b die Be- d i n g u n g e n me thodo ] og i s ch m e i s t a n d e r s a r t i g l iegen wie im K a n i n c h e l l v e r s u c h . D e r Ul l t e r sch ied ist, abgesehel l yon de r b e s o n d e r e n E i g n u n g des K a n i n c h e n s zu r A n t i k 6 r p e r b i l d u n g , im a l lgemeinen be re i t s d a r i n gelegen, d a b b e i m Mel l sehen die f fir das K a n i n c h e n e r fo rder l i che of t w iede rho l t e i n t r a v e n S s e E i n v e r l e i b u n g v o n E x t r a k t - S e r u m - G e m i s c h e n aus begreif - l i chen Gr f inden n i c h t g a n g b a r ist. I m m e r h i l l liegell ge rade aus n e u e s t e r Zei t B e r i c h t e v o n GRONEBERG s vor, n a c h d e n e n es ge lungen se in soll, d u r c h i n t r a v e n 6 s e K o m b i n a t i o n s i m m u n i - s i e rung m i t P a l l i d a a n t i g e n u n d O r g a n e x t r a k t de r Wasse r - m a n n s c h e n R e a k t i o n e n t s p r e c h e n d e B l u t v e r ~ n d e r u n g e n zu erzeugen. A b e r a u c h ohne d e r a r t be s t ~ t i gende B e f u n d e d t i r f te das n e g a t i v e E r g e b n i s k a u m gee igne t sein, a n de r A n t i k S r p e r - n a t u r de r syph i l i t i s chen B l u t v e r ~ n d e r u n g Zweifel a u f k o m m e n zu lassen. Denl l s icher l ich e n t h a l t e n die z u m serologischen Lues l lachweis d i e n e n d e n O r g a n e x t r a k t e im T i e r v e r s u c h n a c h - we i sba re H a p t e n e , die u n t e r d e n B e d i n g u n g e n der K o m b i n a - t i o n s i m m u n i s i e r u n g zu V o l l a n t i g e n e n werden .

D a m i t i s t die H a p t e n n a t u r de r O r g a n e x t r a k t e bewiesen, u n d e s s t e h t n i ch t s im Wege, d e m e n t s p r e c h e n d die bei Syphi l i s i m S e r u m a u f t r e t e n d e n V e r ~ n d e r u n g e n als Folge e iner An t i - k S r p e r b i l d u n g a n z u s p r e c h e n . DaB dieser B e t r a c h t u n g s w e i s e b i she r bewei sk rMt ige Gr t inde n i c h t en tgegens t ehen , d i i r f t en die v o r s t e h e n d e n A u s f f i h r u n g e n gezeigt h a b e n . I h r Zweck wa r zugle ich d a r z u t u n , daft grunds~itzlich zweierlei Realctions- m6glichkeiten des Serums bestehen, die sich einerseits aus der Antik6rperwir~ung, andererseits aus der kolloidalen Reaktions-

]~ihiglceit ergeben. Sie t h e o r e t i s c h u n d p r a k t i s c h a u s e i n a n d e r - zuha l t en , i s t n i c h t n u r ffir die wissenschaf f l i che D u r c h d r i n g u n g de r E r s e h e i n u n g e n , s o n d e r n a u c h ffir die d i agnos t i s che Be - u r t e i l u n g de r E r g e b n i s s e y o n groBer B e d e u t u n g .

L i t e r a t u r : 1 j . GYSRFFY U. K. LlSSAK, Klin. Wschr. z935~ lO28. -- 2 C. LANGE, Med. Kolloidtehre, S. 391. Dresden u. Leipzig 1935. -- ~ E. WITEBSKY, Z. Immun.forsch. 80, 323 (1933). - - 4 C. NINNI u. G. MOLINA~I, Zbl. Bakt. IO4, 5o2 (1927) ; vgl. Pa tho- logica I927128. -- s H. SAclis u. G. SOLLAZZO, Zbl. Bakter. II2, 325 (1929). - - ~ L. SILBER U. W. FRIESX, Z. Immun.forsch. 42, 425. (1925). - - ~ H. SACHS, Zbl. Hautkrkh . 33, 428 ( 1929 ) . - - S ' T H - G~O~EBER~, Med. Welt I935, 1799.

E X P E R I M E N T E L L E STUDIEN Z U R FRAGE D E R P E R I P H E R E N GEF~SSREGULATION.

III. Mitteilung*. ZUR FRAGE DER HUMORALEN GEGENREGULATION.

Von

H . HOFF u n d E . PICHLER. Aus der Psychiatrisch-Neurologlschen t~linik der Wiener Universitat

(Vorstand: Prof. Dr. O'UFO P(~TZL).

W i r h a b e n in e x p e r i m e n t e l l e n U n t e r s u c h u n g e n (siehe I I . Mi t te i lung) den Nachweis e r b r i n g e n k6nnen , d a b bei e l ek t r i sche r Re i zung tier A o r t a a b d o m i n a l i s eine b e t r ~ c h t - l iche V e r m e h r u n g des Ace ty l cho l i ngeha l t s de r Medul la o b l o n g a t a erfolgt . W i t k o n n t e n a u c h den Weg, den diese E r r e g u n g n i m m t , fes ts te l len, u n d zwar ge]angt sie d u t c h per ia r te r ie l le N e r v e n e n t l a n g de r A o r t a - - Carot is c o m m u n i s - - Carot i s i n t e r n a - - Circul. a r t . Will is i - - A r t e r i a bas i lar is zu r Medul la . W i t i n t e r e s s i e r t en uns z u n ~ c h s t ffir die Frage , y o n we lchen A r t e r i e n aus diese A c e t y l c h o l i n v e r m e h r u n g im t t i r n - s t a m m n o c h zu erzie len war . AuBer den eben ange f i i h r t en Gef~Ben h a t t e eine L i g a t u r de r C o r o n a r a r t e r i e n den gle ichen Erfolg, w ~ h r e n d de r Ve r such u l l te r sollst g le ichen B e d i n g u n - gen, also k i ins t l i che A t m u l l g m i t ~ b e r d r u e k a n d E r 6 f f n u n g des Pe r ika rds , a b e t ohne L i g a t u r de r Herzkranzgef~Be den Ac .Ch . -Geha l t de r Medul la unbee i l l f luBt lieB. I~ein Er fo lg s te l l t e s ich a b e t n a c h Re i zung de r A r t t . femorales u n d b r a c h i a - les ein, u n d zwar weder im H i r n s t a m m noch im Liquor . Es s che inen also n u r die Ge t ,Be de r groBen K S r p e r h S h l e n diese F ~ h i g k e i t de r zen t ra le l l Ac .Ch . -Bi ldung zu h a b e n . Diese T a t s a e h e i s t n i c h t ohne a n a t o m i s c h e Grund lage . W ~ h r e n d n~ml i ch die E ingewe ide a u c h afferel l te v e g e t a t i v e F a s e r n aufweisen, wi rd de r S t a n d p u n k t v e r t r e t e n 1, d a b die E x t r e m i - t~ tengef~Be ledigl ich e f fe ren te F a s e r n aufweisen, u n d zwar ge langen sie y o n den b e n a c h b a r t e n N e r v e n zu den Gef~Ben. Von den Ar te r ie l l de r E x t r e m i t ~ t e n i s t also deswegen kein Reizerfolg zu e rwar ten , well a f fe ren te Gef~Bnerven fehlen.

E s w a r n u n v o n In teresse , zu u n t e r s u c h e n , was m i t d e m in de r Medul la in r e l a t i v groBer Menge v o r h a n d e n e n Ac.Ch. wei te rh i l l geschieht , a n d so v e r s u c h t e n wir zun~chs t , es im L i q u o r de r C y s t e r n a cerebe l lomedul la r i s nachzuweisen . W i r g ingen d a b e i f o lgende rmaBen v o r :

Kaninchen wurden mi t Pernoc ton-~ ther narkotis ier t und im Nacken rasiert ; die Aorta wurde, wie dies in der II . Mitteilung be- schrieben ist, durch 3 Minuten mi t faradischem Strom gereizt; hier- auf wurde Zisternenliquor mittels einer gewShnlichen Injektions- nadel und Pravazschen Spritze entnommen, wobei die Reizung bis zu Beendigung der Punktion, die h6chstens 1[2 Minute in An- spruch nahm, fortgesetzt wurde. In der Spritze befand sich bereits o,i ccm einer L6sung yon Physosfigmin. salicyl. I :5oooo. An Liquor wurde o ,5 - - i ccm gewonnen. Er war ausnahmsweise sangui- nolent, was aber nach unserer Erfahrung beim Ausfall des Versuches in keiner Weise yon Belang war. Der Inha l t der Spritze wurde entweder im ganzen oder nach vorheriger Verd~innung rnit Ringer ohne Bicarbonat sofort dem bereits sensibilisierten Blutegel- pr~parat zugesetzt, das in 5 oder io ccm I~altbliiter-Ringer suspen- dier t war. Bei den I~=ontrollversuchen wurde ebenso verfahren, nur die Reizung der Aorta weggelassen. Es sei darauf hingewiesen, dab w~hrend einesVersuches nut einmal eine Punkt ion vorge- nommen werden kann. Eine Wiederholung am gleichen Tier ist

* I. Mitteiluug: H. HOFF und E. PICHLER, Klin. Wschr. 1933, 51. -- II. Mit- teilung: H. HOFF und E. PICHLER, Klin. Wschr. 1935, I824.