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Zur Kenntnis der Meeres- und Brackwasser-Mollusken von Varna (Bulgarien) S. JAECKEL Zoologisches Museum Berlin Die Kenntnis der Mollusken des Schwarzen Meeres beruht in der Hauptsache auf yon Russen an der Kiiste der Krim und des Kau- kasus ausgeffihrten Untersuchungen, ffir die die Zoologische Station in Sewastopol die gegebene Basis war. Erst viel spfiter -- nach dem 1. Weltkrieg -- begannen die anderen L~inder, die Anlieger des Schwarzen Meeres sind, mit Untersuchungen ihrer marinen Fauna. Bulgarien errichtete eine Zoolog. Station in Varna, Rumfinien sfidlich von Konstanza in Agigea. Die ersten Angaben fiber marine Mollusken der bulgarischen Schwarzmeerkfiste ver6ffentlichte im Jahre 1874 MARTENS in seinem Werke ,,Ober Vorderasiatische Conchylien", wo er yon Varna Cyclope neritea und Mytilus edulis nennt, ausserdem yon der Westkiiste des Pontus 8 weitere Arten anffihrt. Die erste Faunenliste brachte 1912 CmCHKOEF in seiner Arbeit ,,Contributions h l'&ude de la Faune de la Mer Noire". Er z~ihlt im ganzen 41 Arten auf, davon sind 2 Chitonen, 23 Muscheln, 1 Hinterkiemer, 15 Vorderkiemer. Auf einige dieser Arten werde ich am Schluss kurz einzugehen haben. Neuere Arbeiten aus der Zoolog. Station Varna enthalten, soweit sie mir zur Verfiigung stehen, noch kein vollstfindiges Verzeichnis der bulgarischen Meeresmollusken. Daher hielt ich es nicht ffir fiberfltissig, den mir yon Herrn Dr. CASPERS gemachten Vorschlag anzunehmen, sein w~ihrend l~ingerem Aufenthalt bei Varna gesammeltes Material zu bearbeiten. 1) Wenn auch eine endg/iltige Faunenliste der bulgarischen Meeresmollusken noch nicht gegeben werden kann, so diirfte die Aussicht auf eine solche zur Zeit recht gering sein und daher jede Vermehrung unserer noch recht dfirftigen Kenntnis yon Interesse sein. Dr. CASPERS 1) Das Material der Sammlung Caspers befindet sich im Zoologischen Museum Hamburg. 70

Zur Kenntnis der Meeres- und Brackwasser-Mollusken von Varna (Bulgarien)

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Zur Kenntnis der Meeres- und Brackwasser-Mollusken

von Varna (Bulgarien) S. JAECKEL

Zoologisches Museum Berlin

Die Kenntnis der Mollusken des Schwarzen Meeres beruht in der Hauptsache auf yon Russen an der Kiiste der Krim und des Kau- kasus ausgeffihrten Untersuchungen, ffir die die Zoologische Station in Sewastopol die gegebene Basis war. Erst viel spfiter - - nach dem 1. Weltkrieg - - begannen die anderen L~inder, die Anlieger des Schwarzen Meeres sind, mit Untersuchungen ihrer marinen Fauna. Bulgarien errichtete eine Zoolog. Station in Varna, Rumfinien sfidlich von Konstanza in Agigea. Die ersten Angaben fiber marine Mollusken der bulgarischen Schwarzmeerkfiste ver6ffentlichte im Jahre 1874 MARTENS in seinem Werke ,,Ober Vorderasiatische Conchylien", wo er yon Varna Cyclope neritea und Mytilus edulis nennt, ausserdem yon der Westkiiste des Pontus 8 weitere Arten anffihrt. Die erste Faunenliste brachte 1912 CmCHKOEF in seiner Arbeit ,,Contributions h l '&ude de la Faune de la Mer Noire". Er z~ihlt im ganzen 41 Arten auf, davon sind 2 Chitonen, 23 Muscheln, 1 Hinterkiemer, 15 Vorderkiemer. Auf einige dieser Arten werde ich am Schluss kurz einzugehen haben. Neuere Arbeiten aus der Zoolog. Station Varna enthalten, soweit sie mi r zur Verfiigung stehen, noch kein vollstfindiges Verzeichnis der bulgarischen Meeresmollusken. Daher hielt ich es nicht ffir fiberfltissig, den mir yon Herrn Dr. CASPERS gemachten Vorschlag anzunehmen, sein w~ihrend l~ingerem Aufenthalt bei Varna gesammeltes Material zu bearbeiten. 1) Wenn auch eine endg/iltige Faunenliste der bulgarischen Meeresmollusken noch nicht gegeben werden kann, so diirfte die Aussicht auf eine solche zur Zeit recht gering sein und daher jede Vermehrung unserer noch recht dfirftigen Kenntnis yon Interesse sein. Dr. CASPERS

1) Das Material der Sammlung Caspers befindet sich im Zoologischen Museum Hamburg.

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sammelte 76 Arten, yon denen nach Abzug der Landmollusken und ausgesprochener S/isswasserbewohner (17 Arten) der erheblich grSssere Teil entweder nur matin ist oder solche Arten enth~lt, die auch im Brackwasser vorkommen. Die wenigen, im Material be- findlichen Land- und Stisswassermollusken habe ich der Voll- st/indigkeit halber in meine Arbeit aufgenommen. Die einzelnen Stationen, an denen die Arten gesammelt wurden, sind in der biozSnotischen Arbeit von CASPERS (1951) enthalten (dort auch Karten des Gebietes). Ich folge in meiner Liste der systematischen Anordnung in Thiele's Handbuch der Weichtierkunde. Bei jeder Art citiere ich mit der Abkiirzung Mil. pg. die von MILACHEWITSCH in seinem Buch ,,Les Mollusques des Mers Russes" Bd. 1 gegebene Beschreibung.

L o r i c a t a .

1. Trachydermon cinereus Lin. (Chiton marginatus Penn. Mil. pg. 142). 1 Ex. Varnaer Bucht, Felsen.

P r o s o b r a n c h i a .

2. Patella pontica (Mil. pg. 4.) 8 Schalen an Felsen. Der Fundort dieser, yon der Kiiste der Krim beschriebenen Art, die morpholo- gisch der P. vulgata nahesteht, dfirfte neu sein.

3. Gibbula divaricata L. (Mil. pg. 21). Varnaer Bucht, auch lebend gesammelt. Die einzige Trochide der Ausbeute. Die von ANDRJEWSKI beschriebene G. euxinica kann ich aus Mangel an Material (1 Stfick in der Berliner Museumssammlung) nicht beurteilen, vielleicht handelt es sich um eine hochget/irmte Variante oder Rasse von G. adriatica Phil.

4. Phasianella pulla Gin. (pontica Mil. pg. 24). Liegt yon zahl- reichen Stationen der Bucht und Kfiste von Varna vor, ist also an- scheinend nicht selten. Die yon MILACHEWITSCH als Artmerkmal angegebene Zeichnung, die nicht wie bei pulla in durchgehenden Linien, sondern in kleinen einzeln stehenden Punkten bestehen soll, kann ich nicht bestfitigen, sie entspricht durchaus der von Exemplaren des Mittelmeeres und wiirde, wenn in konstant abweichender Weise vorhanden, auch nut als Rassenmerkmal gelten kSnnen. Ich hake eine artliche Abtrennung nicht ftir begriindet.

5. Theodoxus fluviatilis L. Diese Art, die nach HESSE (1916, S. 155) fr/iher im Varnaer See lebend vorkam, scheint dutch die Ver- salzung desselben nach erfolgter Verbindung mit dem Meere nicht mehr lebend gefunden zu werden, wahrscheinlich werden die Schalen aus dem Gebedge-See eingespiilt. Schalen mit Weichteilen lagen

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mir nicht vor. Fundorte sind der eben genannte See und der See yon Varna. In einem Bodengreiferfang in der Varnaer Bucht sind mehrere Exemplare mit deutlich erhobenem Gewinde, starkem Mrindungskallus und mehr gerundeter Mrindung, auf die die Beschreibung des Th. euxinus Cl. passt. Ich m6chte bezweifeln, ob Th. euxinus als Art haltbar ist, sondern darin nut eine Variante von

fluviatilis sehen, die bei einem deutlich abgegrenzten geographischen oder 6kologischen Vorkommen als Rasse anzusehen w~ire. Wenn Th. ft. tatsiichlich bei Varna nicht mehr lebend vorkommt, so ist das umso mehr interessant, da er gerade im Brackwasser der Ostsee als forma litoralis L. sehr hiiufig ist und zu den charakteristischen Prosobranchiern dieses Gebietes geh6rt und nach ANKEL bis 16 °/o o vertr~gt.

6. Theodoxus danubialis C. Pf. Sehr interessant ist der Nachweis des Vorkommens dieser Art im See yon Varna, in dem auch Schalen mit Weichk6rper gesammelt wurden. Beide Arten kommen zwar an einigen Stellen der Balkan-Halbinsel im gleichen Gebiet, aber nicht am gleichen Fundort zusammen vor. EHRMANN (1933, S. 210) gibt frir Th. ft. an: ,,Pontuskriste bis zur Dobrudscha", ffir Th. d. ,,in den rechtsseitigen Zuflrissen der unteren Donau (Bulgarien)". Im Varnasee lebt Th. d. in der schwach brackigen mittleren und /~stlichen Zone.

7. Valvata piscinalis Miill. Nur in leeren Schalen aus dem See yon Varna. Da diese Art schwaches Brackwasser vertr~igt (nach ANKEL ca. 2 °/0o) k6nnte sie im Varna-See leben.

8. Littorina neritoides L. (Mil. pg. 38). Anscheinend nur in der Strandregion an Steinen und Tangen.

9. Hydrobia acuta Drap. Die meisten Funde liegen aus dem Var- naer See vor, einige auch aus der Bucht yon Varna. In l]berein- stimmung mit HESSE und EHRMANN halte ich die im Mittelmeer und Schwarzen Meer lebende Art ffir H. acuta, nicht frir ventrosa Mtg. Die Exemplare von Varna stimmen mit solchen von anderen Stellen der Mittelmeerkriste riberein, wfihrend ich sie yon Stricken yon Hydrobia ventrosa vom Darsser Oft (Ostsee) frir verschieden ansehe. H. maritima Mil. (pg. 60), die ich nut nach der Abbildung beurteilen kann, erscheint mir nicht wesentlich verschieden, es ist wahrscheinlich nur eine kleinere Variante, wie sie als H. baltica Nils. von H. ventrosa in der Ostsee vorkommt.

10. Lithoglyphus naticoides L. P)~. 1 abgerolltes, wahrscheinlich angespriltes Exemplar vom Kanal zum Varnaer See.

11. L. pyramidatus Molldf. Varna, Strand, Drenowski leg. Wie Nr. 10.

12. Bithynia tentaculata L. Wahrscheinlich nur angesprilt aus dem Varnasee.

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17. Arten

18. beide See.

13. Rissoa splendida Eichw. (Mil. pg. 43.) Von einer ganzen Anzahl Stationen, offenbar in der Strandzone h/iufig. Interessant w~ire die Feststellung, ob die Art im Brackwasser des Varnaer Sees lebt, aus dem sie yon 2 Stellen vorliegt. Die iibrigen Fundorte liegen in der Bucht yon Varna.

14. R. venusta Phil. (Mil. pg. 47.) Noch h~iufiger als vorige Art. Im Brackwasser des Varnaer Sees erheblich zahlreicher als vorige, aus- serdem in der Bucht yon Varna.

15. R lactea Mich. (Mil. pg. 55.) Varna-Strand, 12 leere Schalen, Drenowski leg.

16. Fagotia esperi Fdr. 1 Stiick, wahrscheinlich angespiilt. Bittium reticulatum D. C. (Mil. pg. 68.) Eine der h~iufigsten unter den Prosobranchiern. Bucht und Kiiste yon Varna. Cerithium vulgatum Brug. (Mil. pg. 67.) Nur 2 Exemplare, sehr abgerollt, also anscheinend sekundiir verlagert. Varnaer

19. Scala communis L. (Mil. pg. 27.) Nur 2 Exemplare aus der Bucht yon Varna.

20. Catyptraea chinensis. L. (Mil. pg. 34.) Anscheinend nicht gerade selten. Fundorte wie bei voriger Art.

21. Nassa reticulata L. (Mil. pg. 107.) H~iufigste Art unter den Pro- sobranchiern der Varnaer Bucht. Da die Art auch im Brackwasser bis 16 °/0 o Salzgehalt lebt, w/ire ihr Vorkommen im See von Varna m6glich, wenn daffir auch bisher kein Beweis vorhanden ist.

22. Nassa (Cyclope) neritea L. und neritea var. kamyschiensis Chenu. (Mil. pg. 113.) MILACHEWITSCH h/ilt diese beiden Formen ftir Arten, der wesentliche Unterschied letzterer yon ersterer soll - - ab- gesehen von geringerer Gr6sse, dunklerer Farbe, und mehr 1/ing- licher Form - - darin bestehen, dass der letzte Umgang die vorher- gehenden v611ig einschliesst und bedeckt. Ich habe eine ganze An- zahl yon Exemplaren (133 Sttick) yon Fundorten aus dem Mittel- meer und Schwarzen Meet (Valencia, Messina, Palerme, Neapel, Adria, Kons~antinopel, Varna, Theodosia, Nowo-Rossisk) auf ihre Gr/Ssse und das yon Mil. genannte Merkmal gepriift. An alien Fundorten finden sich grosse und kleine Exem~lare~ helle und dunkle: solche mit deutlich sichtbaren und andere mit durch den !etzten Umgang mehr oder weniger verdeckten Windungen. Von Varna waren 17 Exemplare mittelgress, 3 sehr klein (Durchmesser yon 7--16 mm schwankend), die Anfangswindungen deutlich bedeckt bei 9, nicht oder wenJg bedeckt bei 16 Exemplaren. Hfiufig ist der Anfangsteil der Schale korrodiert oder durch Auflagerungen nicht sichtbar. Die beiden Formen sind durch ~bergfinge verbunden und lassen sich auch geographisch nicht eindeutig trennen. Daher schliesse ich mich der Ansicht yon PALLARY (1918--1919) an, der

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kam. als Variet~it yon neritea betrachtet, die im Schwarzen Meer Niufiger zu sein scheint als letztere. Als geographische Rasse kann ich sie nicht ansehen, da z.B. bei Theodosia beide zusammen vor- kommen. Da die Bezeichnung ,,Varietas" m6glichst vermieden wer- den und dutch eine klare systematische Kategorie (geographische oder 6kologische Rasse, individuelle Variante usw.) ersetzt werden sollte, m6chte ich, wenn fiberhaupt eine Bezeichnung gegeben wer- den soll, forma kam. als die einer individuellen Variante vorsch!agen. An sich ist in diesem Fa!le ein nomenklatorischer Status nicht be- rechtigt. Die Art bevorzugt geringe Tiefe und Brackwasser.

23. Nassa (Section. PronerituIa) brusinai Mil. (pg. I17.) Diese merkwiirdige Schnecke, deren Schale Trochus-f6rmig ist, und die zuerst in erheblicber Tiefe (ca. 120 m fief) am Eingang zum Bosporus in wenigen Exemplaren gesammelt wurde, dann von SARNOW lebend aus 80 m Tiefe, ist yon 3 Stationen aus der Bucht yon Varna vor- handen, ausserdem in leeren Schalen yon D~E~OWSKI am Strand von Varna gesammelt worden. Ich m6chte sie im Gegensatz zu PALLARY ebenso wie die ihr morphologisch ~ihnliche N. westerlundi Brus. aus dem Sumpf Astros bei Nauplia (Brackwasser?) ffir gute Arten 3nsehen. Angaben fiber Tiefe, Salzgehalt etc. w~iren sehr er- wfinscht. Exemplare mit Weichteilen lagen mir nicht vor.

24. Cythara (Cyzhara) taeniata Dsh. (Mangelia pontica Mil. pg. 121). Anscheinend nicht Mufig, See yon Varna, zusammen 5 Exem- plare.

25. C. (Mangelia)fuscata Dsh. (Mil. pg. 120.) 2 Exemplare vom gleichen Fundort wie vorige Art.

O p i s t h o b r a n c h i a .

26. Retusa truncatula opima Mil. (pg. 125.)Rasse des Schwarzen Meeres; Bucht und See yon Varna, in letzterem auch lebend ge- sammelt. Die Art kommt auch in der Ostsee (Travemiinde, Warne- miinde) im Brackwasser vor, im Schwarzen Meer entsprechend im Varnaer See, scheint nach MILACHEWITSCH Brackwasser zu bevor- zugen. Unterscheidet sich yon R. truncatula durch im allgemeinen gr6ssere Dimensionen, sehr starke L~ingsstreifen im oberen Teil der Schale und schwache oder fehlende spiralige Furchen, die die Lfingsskulptur kreuzen.

27. R. ovoidesMil. (pg. 127.) 1 Stiick aus dem Varnaer See.

P u l m o n a t a .

28. Radix auricularia L. Nur leere Schalen aus dem See von Varna, ihr Vorkommen im Brackwasser ist aber m6glich.

29. Physa fontinalis L. 1 leere jugendliche Schale.

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30. Tropidiscus planorbis L. 1 wohl eingesptilte Schale wie bei voriger Art.

31. Anisus leucostomus Mill. 1 Exemplar. 32. Succinea putris L. Die Nrn. 28, 29 und 31 sind aus dem See yon Varna, Nr. 30 aus

der Bucht. 33. Jaminia microtagus Rssm. 34. Vitrea inopinata Uiicny. 35. Hyalinia (Oxychilus) rumelica P. Hesse. Bisher aus Bulgarien

nur von wenigen Fundorten angegeben. 36. Helicella spirula West. 37. H. spiruloides A. I. Wagner. Letztere beide Arten sind yon Varna bekannt, Nr. 37 yon diesem

Fundort als terra typica beschrieben.

L a m e l l i b r a n c h i a t a .

38. Arca lactea L. Mil. (pg. 150.) 1 Exemplar vom Strand bei Varna lebend gesammelt, ausserdem aus der gleichnamigen Bucht.

39. MytilusgalloprovincialisLm. (Mil. pg. 154.) Bucht yon Varna. 40. M. minimus Poll (lineatus Gruel.) (Mil. pg. 161.) H/iufige Art

der Strandregion, meist an Felsen. 41. M. crispus Cantr. Mil. (pg. 161.) Soweit ich feststellen kann, hal-

ten die meisten Autoren die beiden Arten fiir gut trennbar, sie kommen Niufig, nicht nur am gleichen Fundort, sondern auch in einem Biischel gemeinsam vor. M. minimus ist dunkler, blauschwarz bis schwarz, h6her und schmfiler und h3t starke Zuwachsstreifen; M. crispus ist meist dunkelbraun, flacher und breiter und hat eine deutliche, in gebogenen Reihen angeordnete runzlige Skulptur. Es kommen aber nach meinen Beobachtungen auch yon ersterer Art Exemplare vor, die ausser den Zuwachsstreifen schwach skulpturiert sind und yon M. crispus solche mit sehr schwacher Skulptur. MONTESERATO hat wahrscheinlich auf Grund der gleichen Beobachtungen eine M. hybridus beschrieben, yon dem mir Exemplare von Venedig vorliegen. Man k6nnte sie zwar nicht fiir Hybriden, aber fiir Uber- gangsformen ansehen. Zur endgiiltigen Entscheidung der Frage, ob es tatsfichlich 2 Arten sind, reicht das vorhandene Material nicht aus. Die exakten Beobachtungen, die C. R. BOETTOER (1930) bei Neapel an M. galloprovincialis in Bezug auf seine Formverfinderlichkeit ge- macht hat, mahnen jedenfalls zur Vorsicht bei der Aufstellung yon Mytilus-Arten lediglich auf Grund verschiedener Formen und Gr6ssen, im Falle yon M. minimus und crispus sind allerdings als weitere Merkmale noch Farbe und Skulptur vorhanden.

42. Pecten maximus L. 1 Schale jung, stark abgerollt, wahrschein-

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lich durch Schiffsverkehr verschleppt, da sonst aus dem Schwarzen Meere nicht angegeben.

43. P. jacobaeus L. 4 halbe Schalen junger Exemplare, bisher vom Schwarzen Meer nicht bekannt, wahrscheinlich an Holz oder Kork treibend verschleppt.

44. P. glaber L. Varnaer Bucht, vom Schwarzen Meer bekannt (Mil. pg. 181) a!s P. ponucus.

45. Anomia ephippium L. Eine halbe Schale. 46. Unio pictorum gaudioni Drouet. (syn. U, gentilis Haas) Aus

dem Gebedge- und Varnasee. Ich/ibergab die Exemplare dem deut- schen Spezialisten Herrn MODELI~, Lindau, und erhielt yon ihm brieflich folgende Angabe, fiir die ich ihm bestens danke: ,,Alle Unio geh6ren zum U. p. gaudioni Drouet, der Rasse des diluvialen Dardanellenstromes. Bisherige Fundorte Langadassee bei Saloniki, Konstantinopel, Manjas-G61 und Maritza. Durch den Nachweis yon Varna erweitert sich sein Gebiet nach Nordosten. Es handek sich um eine Sandreaktionsform, daher verk0rzt und keilf6rmig."

47. Anodonta piscinalis Nils. Wie vorige Art im Gebedgesee lebend, leere Schalen in den Varn3see eingespiilt.

48. Dreissena potymorpha Pall. Im Gebedgesee an 2 Stationen lebend gesammelt. Sowohl im Stisswasser (Gebedgesee) wie auch im schwachen Brackwasser (Varnasee) lebend, auch im schwachbracki- gen Wasser an der Ostseekiiste kommt die Art vor.

49. Divaricella divaricata L. (Mil. pg. 187.) Varnaer Bucht. 50. Loripes lacteus L. (Mil. pg. 190.) Anscheinend nicht gerade

selten, im Varnasee wohl nur sekund~ir, sonst an der Bucht und Ktiste yon Varna.

51. Cardium edule L. (Mil. pg. 255.) Nach brieflicher Mitteilung yon Herrn Dr. CASPERS ist diese Art in der Bucht und im See yon Varna sehr Niufig.

52. C. exiguum Gruel. (Mil. pg. 263.) 53. C. paucicostatum Sow. (Mil. pg. 266.) Seltener als vorige. 54. C. fasciatum Mtg. (Mil. pg. 263.) Diese 3 Arten aus der Bucht

yon Varna. 55. Didacna (Monodacna) colorata Eichw. Nur zwei halbe, wahr-

scheinlich sekund~ir verlagerte Schalen dieser Art, die im Brackwasser des Schwarzen Meet lebt und daher auch bei Varna ,~orkommen k6nnte. Sie ist bezeichnend fiir die brackigen Seen an der Miindung der Donau und ffir die siidrussischen Limane und/indert sehr stark ab, wahrscheinlich unter dem Einfluss der Umwelt, wovon ich mich bei meinen Aufsammlungen am Razimsee in der Dobrudscha fiber- zeugen konnte.

56. Meretrix rudis Poli (Mil. pg. 231.) 2 Exemplare, Bucht von Varna.

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57. Venus gallina L. (Mil. pg. 237.) Eine der hiiufigsten Muscheln der Ausbeute, im Kanal und in der Bucht yon Varna lebend.

58. Venerupis (Polititapes) aureus Gmel. (Mil. pg. 242. Tapes rugatus Bucq., Dautz. et Dollf.) MILACHEWlTSCH betrachtet ru- gatus, der yon den franzSsischen Autoren als Varietfit yon aureus abgetrennt wurde, als eigene Are. Tatsfichlich zeigen Exemplare des Schwarzen Meeres Unterschiede sowohl gegeniiber solcben aus dem Mittelmeer wie aus dem Atlantischen Ozean. Sie sind stark- schaliger als Mittelmeerstiicke, vor allem aber unterschieden durch die stark ausgepr/igte wellenf6rmig konzentrische Skulptur. Die Un- terschiede in der Form finde ich nicht konstant. Mit Exemplaren aus dem Atlantik sind gemeinsam die dicke Schale und die Umrissform. Es scheint sich also um drei Rassen zu handeln, doch kann ich nach meinem zu geringen Material kein endgtiltiges Urteil abgeben. Die Schalenform ist recht variabel und wenig bezeichnend; aureus soll vorn und hinten gleichmiissig gerurMet, rugatus mehr trapezf6rmig sein. In der Bucht von Varna hiiufig, ein sicherer Nachweis fiir das Vorkommen lebender Tiere im Varnaer See ist noch nicht vor- handen.

59. Tapes lineatus Mil. (pg. 246.) Soll sich von rugatus durch regel- m~issige ovale Form ohne Verliingerung des Hinterendes und feine konzentrische Skulptur unterscheiden. Es liegen zwei ganze Exem- plare und zwei halbe Schalen aus der Bucht von Varna vor, die zwar einen deutlichen Unterschied in der Skulptur, aber nicht immer in der Form zeigen. Das Material reicht nicht aus, um die Art lineatus zu beurteilen.

60. Tapes proclivis Mil. (pg. 249.) Varnaer Bucht. 1 Exemplar. Ob d iese Art, zu deren Abbildung nur 1 Exemplar passt, haltbar ist, kann nicht entschieden werden; ebenso wie ich Tapes discrepans Mil. (pg. 248) nur als eine Variante von rugatus ansehen mSchte, kann proclivis eine solche von lineatus sein. Ich g!aube kaflm, dass an der russischen Kiiste des Schwarzen Meeres 4 Arten dieser Gattung leben.

61. Irus irus L. 1 Exemplar, Varnaer Bucht. Mil. (pg. 251.) 62. Petricola lithophaga Retz. (Mil. pg. 152 ')Fundort wie bei

voriger. 63. Spisuta subtruncata D. C. Bucht von Varna. 64. Donax trunculus L. (Mil. pg. 217 D. julianae), Ktiste und

Bucht yon Varna, Kanal, der Nachweis lebender Exemplare in letzterem ist bemerkenswert. Die Abtrennung von D. julianae als besondere Art halte ich nicht fiir berechtigt.

65. D. venustus Poli. (Mil. pg. 219.) 2 sehr schlecht erhaltene Scha- len aus der Bucht von Varna diirften zu dieser Art geh6ren, sind aber nicht einwandfrei zu bestimmen.

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66. Abra ovata Ph. (Mil. pg. 213) Syndesmya ovata. 67, A. alba Wood. (Mil. pg. 208.) 68. A. fragilis Risso (Mil. pg. 211.) Alle drei Arten der Gattung Abra in der Bucht yon Varna, Nr. 66

und Nr. 67 auch im See yon Varna lebend nachgewiesen. Am h~ufig- sten ist Abra ovata.

69. Gastrana fragilis L. (Mil. pg. 205.) Nicht sehen in der Bucht yon Varna, ein Nachweis mit Weichteilen aus dem Kanal.

Macoma balthica L., die yon KOB~L7 (Studien zur Zoogeographie, Bd. II, pg. 29) vom Schwarzen Meet angegeben wird, befindet sich nicht in der Ausbeute und wird auch yon MILACHEWITSH nicht genannt.

70. A~gulus fabulus. Gron. (Mi!. pg. 202 Tellinafabula.)In der Varnaer Bucht sp~rlich.

71. A. exiguus Poli (Mil. pg. 202 Teliina exigua.) H~ufig in der Bucbt von Varna, auch im Brackwasser des Vamasees lebend.

72. A. donacinus L. (Mil. pg. 198. Varnaer Bucht.) 73. Solen marginatus Penn. (Mil. pg. 282 Solen marginatus var.

pontica.) Von 2 Stationen des Varnaer Sees, davon einmal mit Weich- teilen. Kleiner als die Mittelmeerform, Material abet nicht aus- reichend zur Feststellung, ob es sich um eine geographische Rasse handelt.

74. Corbula (Subgenus Corbulomya) mediterranea D. C. (Mil. pg. 279 C. maeotica). Eine der h/infigsten Muscheln der Ausbeute, in der Bucht von Varna lebend; MILACHEWITSH betrachtet C. maeot. als besondere yon med. verscbiedene Art; sie ist nach seiner Auffas- sung dickschaliger, einfarbig und durchschnittlich gr6sser. Wenn diese Merkmale konstant w~ren, k6nnte man an eine geographische Rasse denken, mein Material spricht aber nicht dafiir. Die Gr6sse ist bei Exemplaren yon Varna und Neapel gleich, yon letzterem Fundort sind sie lebhafter gelblich geffirbt und lassen mehr oder weniger deutlich einige radiale B/inder erkennen, die St/icke yon Varna sind einfarbig hell, weiss und weniger glfinzend. Mittel- meerexemplare sind nach meiner Ansicht nicht dickschaliger als solche aus dem Schwarzen Meer. Aber das Material m~sste yon mehr Fundorten vorhanden sein, um die Frage der Artberechtigung yon C. maeotica zu entscheiden.

75. Barnea candida L. (Mil. pg. 289.) Nur drei halbe Schalen aus dem Kanal zum Varnaer See. Ob die Abtrennung einer vat. pon- tica Mil. begrfindet ist, kann daran nicht festgestelh werden.

76. Pholas dactylus L. (Mil. pg. 287.) Eine halbe Schale. 77. Thracia papyracea Poll. (Mil. pg. 296.) Eine halbe Schale

Beide Arten aus der Bucht yon Varna bezw. dem Kanal.

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Uber die 6kologischen VerNiltnisse und Ergebnisse bericht Herr Dr. CASPERS (1951) in einer ausffihrlichen Arbeit im Zusammenhang mit seinen Aufsammlungen aus anderen Tiergruppen. Von Interesse diirfte aber eine kurze tiergeographische Ubersicht sein, die sich im wesentlichen mit den marinen Arten befassen soll. Es wurden 77 Arten bestimmt. Davon entfallen 17 auf Land- und Siisswasser- Mollusken, yon denen die letzteren zum gr6ssten Teil in der pa!/iark- tischen Region weir verbreitet und daher tieigeographisch nicht charakteristisch sind. Von den in der Ausbeute befindlichen Pulmonaten fiihrt P. HESSE (1916) folgende Arten schon yon Varna an:

Vitrea inopinata, Helicella spirula, Helicella spiruloides, Chon- drula microtragus. Neu ist die bisher nur an wenigen Stellen in Bulgarien gefundene Hyalinia rumelica. HESSE nennt ferner yon Varna: Planorbis planorbis, Bithynia tentaculata, Theodoxus fluvia- tills Gebedge- und Varnasee, jetzt aasgestorben, Quelle bei Reka Devna Anodonta piscinalis (Varnasee) jetzt ausgestorben, Unio gentilis (ebendort, nicht mehr lebend), Dreissena polymorpha (ver- witterte Schalen aus dem Varnasee, lebend aus dem Gebedgesee). Interessant sind HESSES Angaben fiber die Ver/inderung in der Tierwelt, die nach dem Eindringen yon Seewasser in den Varnasee eintrat, nachdem er durch einen Kanal mit dem Meet verbunden worden war. Die Najaden und Theodoxus fluviatilis starben aus, Cardium edule, Mytilus, Balanus und andere marine Arten wander- ten ein. Aus der Umgebung (Gebedgesee) werden abet noch Schalen von S/isswassermollusken in den Varnasee eingespiilt, andererseits dutch die Rtickstr6mung aus dem Schwarzen Meer auch leere Schalen aus der Bucht yon Varnm

Die Molluskenfauna des Varnasees setzt sich, soweit sie bisher bekannt ist aus drei Gruppen yon Arten zusammen. Die filtesten Bewohner des Sees sind die Arten, die ihn schon vor seiner Versalzung bewohnt haben und diesen Vorgang in allm~ihlicher Anpassung iiberstanden haben. Hierzu scheinen Valvata piscinalis und Dreissena polymorpha zu geh6ren. Die 2. und 3. Gruppe besteht aus Arten, die entweder aus dem Brackwasser einwanderten (Hydrobia acuta) oder aus dem Schwarzen Meer selbst. Da der Salzgehalt in der Bucht von Varna nicht wesentlich h6her ist als gegenwfirtig im See von Varna, scheint die Einwanderung keine Schwierigkeiten gemacht zu haben. Der Salzgehalt in der Bucht von Varna schwankt je nach der Jahreszeit an der Oberfl~iche yon 12--18 °/o0, im Varnaer See yon Westen nach Osten zwischen 4,2 und 15,3 °/oo, er betrfigt in der Mitte des Sees ca. 10 °/oo, in der Tiefe ca. 13 °/o o. Von Arten mariner Herkunft konnten bisher festgestellt werden: Rissoa splendida, R. venusta, Nassa neritea, Retusa truncatula, Mytilus galloprovinciaiis,

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Venus gallinal), Donax trunculus, Tapes aureus v. rugatus, Abra alba, A. ovata, Gastrana fragilis, Angulus exiguus, Soien marginatus, vielleicht auch Barnea candida und die beiden Arten der Gattung Cythara. Dreissena polymorpha ist,ursprfinglich ein Bewohner des Sfisswassers der in alas Kaspische Meer fliessenden Flfisse und ihrer brackigen Miindungsgebiete. Sie bewohnte, wie aus der Aufz~ihlung HESSE'S hervorgeht, den Varnaer See schon vor seiner Versalzung. Theodoxus danubialis ist in HESSE'S Liste nicht genannt; er k6nnte damals-entweder fibersehen worden sein oder erst sp~iter in ihn gelangt sein, in letzterem Fall abet aus dem Sfisswasser, da ich bis- her kein Vorkommen im Brackwasser kenne.

CmCHKOFF ffihrt yon Varna folgende Arten an: Trachydermon cinereus, Ostrea lamellosa, Mytilus crispus, Dreissena polymorpha (Gebedge-See), Petricola lithophaga, Donax trunculus, Pholas can- dida, Rissoa splendida; an der ganzen bulgarischen Kfiste sehr h~iufig sind nach seinen Angaben Cardium edule, Mytilus galloprovincialis, M. minimus, Bittium reticulatum, Nassa reticulata, N. neritea. Die letztgenannten Arten sind auch nach meiner eigenen Erfahrung bei Carmen Sylva siidlich von Constanza die h~iufigsten Arten der Strandregion. Ausserdem f~hrt CmCHKOFF eine Art an, die yon anderen Autoren (KOBELT, MILACHEWITSCH) nicht aus dem Schwar- zen Meer genannt wird, nfimlich Chiton polii Phil. (Middendorfia caprearum Scacchi), der nach LELOUI' und VOLTZ (1938, S. 51) vom Eingang des P, osporus bekannt ist; ferner nennt CHICHKOFF Modio- laria adriatica Lm., Circe minima Mtg., Tapes laetus Poll, der viel- leicht mit T. discrepans Mil. identisch ist, Teredo navalis L. (nach ROCH, (1935, S. 15) als einzige Teredo-Art der bulgarischen Kfiste yon Varna bekannt), Cylichna umbilicata Mtg. (syn. Retusa um- bilicata), Patella tarentina Lm., deren Vorkommen im Schwarzen Meer ich bezweifle und die identisch mit Patella pontica sein diirfte, Phasianella tenuis Mich. (Variante yon Ph. pull@, Trochus fermoni Payr. (syn. Gibbula albida Gmel.), schliesslich eine fragliche Rissoa- Art und eine Turbonilla-Art, letztere vielleicht mit T. gracilis Phil. identisch.

Erw~ihnung verdient noch die yon P. HESSE (1916, S. 154) vom Ufer des Varna-Sees beschriebene ./lssiminea rufostrigata, abge- bildet yon A. I. WAGNER (1927, Tat'. 21, Fig. 204), die ich bei Juri- lofka am Razim-See in der Dobrudscha fand und zu den Strand- bewohnern an Stellen mit schwachem Salzgehalt ziihlen m/Schte. Tiergeographisch bemerkenswert ist im Material CASPERS der Nach- weis von zwei Ar tender Gattung Theodoxus; Th. fluviatilis muss

t) Nur im Kan~l Venus gallina, Donax trunculus, Tapes aureus, Gastrana &agilis, Solen marginatus, Gorbula mediterranea.

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nach dem Vorhandensein leerer Schalen zu urteilen in der Um- gebung von Varna noch leben, wenn er auch aus dem Varna-See selbst nach dessen Versalzung verschwunden ist, obwohl, wie ich schon im systematischen Tell bemerkt habe, die Art in der Ostsee im Brackwasser h~iufig ist. Sein n~ichstes Vorkommen scheint im See yon Mangalia in der sfidlichen Dobrudscha ca. 90 km von Varna entfernt zu liegen. Th. danubialis lebt in einer kleinen Form, die als /Skologische Variante infolge des Salzgehalts betrachtet werden kann, im Varna-See. KOBELT (1898, S. 30) ffihrt in der Liste der aus den Schwarzen Meet und Marmarameer lebenden Arten Anomia ephip-. plum L. an, MILACHEWITSCH nennt diese Art nicht. Von ihr liegt nur eine halbe, vielleicht verschleppte Schale vor. Neu nachgewiesen sind: Pecten maxinms L. und jacobaeus L ; CASPERS glaubt nicht an die von mir angenommene zufiillige Einschleppung, sondern hfilt sie ffir einheimisch. PASPALEFF nennt unter den Mollusken, die im Bewuchs an Schiffsb6den gefunden worden sind, keine Pectenart. In seinen Ver6ffentlichungen fiber den Bewuchs yon Schiffsb6den und fiber hydrobiologische Untersuchungen im Golf yon Varna ffihrt er Ostrea lamellosa an. Einige mir vorliegende Exemplare yon Austern der Berliner Sammlung aus Varna erm6glichten mir einen Vergleich mit der eben genannten Art. Die Varnaer Exemplare sind yon typisch¢n Exemplaren der Ostrea lamellosa aus der Adria g/inzlich verschieden, stimmen aber v611ig mit gr6sseren Serien der O. taurica Kryn. vonde r Kfiste der Krim und des Kaukasus fiber- ein. Die Gleichstellung mit O. lamellosa halte ich ffir unm6glich, dagegen ist tatsiichlich die Ahnlichkeit zwischen O. adriatica und taurica auffallend gross, so class sie yon den meisten Autoren ffir identisch angesehen werden. Unterschiede bestehen in der Farbe der Aussen- und Innenseiten der Schale sowie der Skulptur. Ich glaube nicht, dass die vielen vom Mittelmeer angegebenen Arten der Gattung Ostrea haltbar sind, sondern vermute in einigen nut Reaktionsformen auf bestimmte Umweltseinfliisse, wie sie C. R. BOETTGER (1930) bei Mytilus beschrieben hat. O. taurica k/Snnte vielleicht eine geographische Rasse yon O. adriatica sein. Die Ent- scheidung darfiber muss einem Spezialisten, der fiber reichliches Material verffigt, vorbehalten bleiben. Herr Dr. RANSON (Paris) hiilt, wie ich aus brieflicher Mitteilung, yon Herrn Dr. CASPERS erfahre, alle diese genannten Formen ffir zu O. edulis geh/Srig.

Tapes lineatus Mil. und proclivis Mil. kann ich nach dem geringen Material nicht sicher beurteilen, sie scheinen auf das Schwarze Meer beschr~inkt zu sein, ebenso wie Patella pontica, Nerita brusinai, Retusa ovoides, Monodacna colorata und die Rassen Tapes aureus rugatus und Retusa truncatula opima Mil.; eine sichere geographische Rassenbildung kann ich auch bei Corbulomya mediterranea nicht

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fes ts te l len . Assiminea rufostrigata di i r f te zu den p o n t i s c h e n A r t e n

geh6ren . Bei E insch luss von den i m bzw. am Brackwasser l e b e n -

den A r t e n Theodoxus danubialis, Dreissena polymorpha, u n d Assi- minea rufostrigata s ind b i sher yon der Kf is te Bulgar iens 68

A r t e n bekann t , davon 7 d.h. 10,2 °/o n u r pont i sch . E in vol ls t f indiges

F a u n e n v e r z e i c h n i s der bu lga r i s chen m a r i n e n M o l l u s k e n , de r en

Zah l i ch a u f e twa 100 s cMtze , wfire sehr e rwi insch t .

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