3
Jg. 26, Hef~ 11/12 WALTER I~I#LL~m Zur Pa~hologie der Ern/~hrungsst6rungen im S/~uglingsalter. 177 15. l~rz 1948 aueh in 2 Fgllen vermittels der Bestimmung des Urobilinmauserungsindex naeh HSr~YER ZU zeigen, dab die Urobilingesamtmenge eindeutig gesteigert war. Der Urobilinmauserungsindex war beide Male deutlieh erhSht. Er betrng in dem einen Fall 53,4 mg~ in dem anderen 36,1 mg (gegen~ber 10~23 mg in der Norm). Diese Untersuehungsergebnisse spreehen durehans daffir, dab ein l~bergang der Hepatitis epidemiea in ihrem ehronisehen Verlaufsstadium in einen hgmo- lytisehen Ikterus mSglieh ist. Damit wfirde aueh die Auffassung yon PATRASSI fibereinstimmen, dab ein zu erhShter Hgmolyse ffihrender Mechanismus bei primgrer Lebersehgdigung auftreten kunn und aueh H~rL~YER hat im Ansehlul] an eine Hepatitis epidemie~ die Entwieklung eines hgmolytisehen Ikte- rus beobachtet. Zusammen/assung. Es werden Beobaehtungen mit. geteilt, aus denen hervorgeht, dab der l~bergang einer ehronisehen Hepatitis epidemiea in einen hgmo- lytisehen Ikterus sehr w~hrseheinlieh ist. Literatur, BEg~, v.: Klin. Wschr. 1927, 776. -- E~LBO~r: Z. tdin. Med. 106, 529 (1927). ~ H~r~YE~: D~seh. Arch. klin. Med. 172, 628 (1931). -- Handbuch der inneren Medizin, 3. Auflo, Bd. 2. 1942. - - H ~ Y ~ u. KR~BS: Biochem. Z. 231, 393 (1931). -- JENDRASSIK U. CL~HORN: Biochem. Z. ~89, 1 (1936). -- J~D~ASS~K U. GI~AI~: Bioehem. Z. 297, 81 (1938). -- KA~X: D~sch. reed. Wschr. 1947, 308. -- PAT~ASS~: Z. klln. Med. 142, 285 (1943). ZUR PATHOLOGIE DER ERNXHRUNGSSTORUNGEN IM SXUGLINGSAL~ER ~. Von WALTER MULLER. Aus dem Pathologischen Institut der Universit~t G6ttingen. Im Sommer 1945 wurde ein besonderes Ansteigen der unter dem Bilde der sog. aliment~iren Intoxikation verlaufenden SaugIingserkrankungen beobaehtet. ~ber klinisehe und ~tiologische Gesichtspunkte haben KLEIh*SCH~UDT u n d ~TITSCH berichtet. Mit 76 autopti- sehen Untersuchungen im Alter bis zu 9 Monaten bei Todesfgllen infolge yon E:nglu'ungsstSrungen stieg in diesem Zeitabschnitt die Zahl der S~uglings- autopsien auf fiber ]4 % der Gesamtsektionszahl gegen- fiber einem Durchschnitt yon etwa 2,4%. In dieser Zahi sind die yon KLEII~SCHMIDT erw/~hnten Todes- fglle bei ,,akuter In%oxikation" enthalten. Unsere Untersuehungen besehrgnkten sich jedoch nicht auf diese akuten Krankheitsbilder, sondern als Vergleieh •wurden auch ehronisehe ErnghrungsstSrungen mit herangezogen, die unter dem Bild der fortschreitenden Atrophie zum Tode geffihrt batten. Entspreehend den klinischen Verlaufsformen waren ~utoptiseh zwei Hauptgruppen trennbar. Aueh ohne Kenntnis der klinisehen Bilder war es sehon bei makroskopiseher Betraehtnng der Organe in der Regel m6glieh, die SehluBfolgerung zu ziehen, ob es sich um'~kute Krankheitsbilder aus dem Formenkreis der sog. akuten alimentgren Intoxikation handelte oder ob chronische, meist rezidivierende Ernghrungs- st6rungen vorlagen. Wir mSch~en im Gegensatz zu ERBSL6H, der kfirzlieh in dieser Wochensehrift in einer sehr interessanten Arbeit fiber die S~nglings- nebenniere diese yon Hi~SCH~AN~ urspr/inglieh vor- gesehlagene Gruppierung ale ,,nicht zweekm~Big" be- zeiehnet, doch an dieser Unterteilung ~ls Regel festhalten. Aus der ersten Gruppe, die im wesentliehen die yon KnEr~SCH~IDT angeffihrten Beobaohtungen be- trifft, seien zwei Beispiele kurz geschildert. Sek~ions-Nr. 556/45. 5 Monate ares Madchen. Das Kind er- krankte 3 Tage vor dem Tode akut mit Durehfall, Erbrechen und hohem Fieber. Nach 2 Tagen BewuBflosigkeit und Kr~mpfe. Unter dem Verdaeht toxisehe Dysenterle oder Ence. phalitis Exitus. Die Sektion ergab bei m~kroskopiseher und mikroskopischer Untersuehung eine sehr starke Verfettung der Leber, ein starkes 0dem der Schleimhaut und Submu. cosa des Diekdurms und eine starke Veffettung der Nierenepi. • Nach einem Vort, rag in der GSt~Inger~:edizinIschen Gesellsohaf~ am 28. Augus~ 1945, thelien in Rinde und Marksubstanz: Anzeichen tfir Encepha- litis fanden sich nicht. Der Allgemeinzustand war gut mit 6 kg Gewichg bei 66 cm L~nge. Es haudelt sich um eine sehr akut verLuufende ,,Intoxikation", die irmerhalb yon 3 Tagen zum Tode f~hrte. ])as starke 0dem der Dickdarmschleimhaut, das in anderen Fallen fehlte, kSnnte fib" eine infektiSse Xtiologie in der Richtung einer Dysenterie sprechen. Das typische Bild 4er Ruhr Lug jedoch nicht vor. Sektions-Nr. 630/45.5 Monate Mter Knabe. 3 Monate Lung Brustkind. 16 Tage vor dem Tode erkrankte das Kind, das in gutem Allgemeinzustand war, mit hohem Fieber und sp~ter Durchfa.ll. Starkes Erbrechen. Gewichtssturz. Die Sektion ergab eine hoehgradigste diffuse rein- bis mitteItropfige Ver- fettung s~mtlicher Leberzellen mit R~ndstellung und teilweise auch Pyknose der Kerne. Aueh die Nieren zeigten starkere fein- tropfige Veffettung, wa.hrend der Herzmuskel frei war. In der Milz geringe Lipoidspeicherung im Zentrum der Follikel. Die Nebenniere zeigte bis auf geringe Reste in der Zon~ glome- rulos~ einen v611igen Lipoidschwund. In der Marksubstanz fund sieh d~gegen eiue ganz ~usgedehnte Lipoidspeicherung. Wenn man die Gesamtkasuistik yon 55 Beob- aehtungen uus dieser akuten Gruppe, in tier die yon KLEINSCttMIDT erwghnten Fglle mit enthalten sind, fiberblick~, lassen sich trotz der bei der Schwere des kIinischen Bildes oft zun~ehst enttauschend gering erseheinenden mahu~oskopisehen Befunde gewisse Ge- setzm/~]igkeiten erkennen. Im Vordergrund steh~ ent- spreehend den Beobachtungen yon HUEBSCH~A~Zq, ROSENBA~M, STEP~AZ~I U. a. der Leberbefund. Schon makroskopiseh ist in der Regel die Diagnose ,Fett- leber" zu stellen. Das Organ zeigt meist eine hell- gelbe, etwas brfichige oder aueh teigige Besehaffen- heir. ~kroskopiseh finder sieh dann eine oft ganz auBerordentlieh hochgTadige Verfettung oft sgmt- lieher Leberzellen, teilweise in groBtropfiger, teilweise aueh in mittel- bis feintropfiger Form. Die Leber- zellkerne sind randstgndig und oft ~ueh pyknotisch. Eine Beteiligung der Sternzellen ist nieht gesetz- m~Big. Die Lipoide zeigen gro~enteils Doppelbreehung. Nennenswerte H~mosiderinablagerungen fehlen in diesen akuten F~llen stets. Einen weiteren gesetzmgBigen Befund ergibt die Untersuehung der xYebennieren. Sehon makroskopiseh ist meist eine deutliehe Entf/~rbung der Nebennieren- rinde erkennbar. Bei mikroskopiseher Untersuchnng in 23Fgllen war keine Beobaehtung, in der der Lipoidgehalt der Rinde ~ls regelreeht zu bezeiehnen ware. Oft finder eieh ein fast v611iger Lipoidverlust 12

Zur Pathologie der Ernährungsstörungen im Säuglingsalter

Embed Size (px)

Citation preview

Jg. 26, Hef~ 11/12 WALTER I~I#LL~m Zur Pa~hologie der Ern/~hrungsst6rungen im S/~uglingsalter. 177 15. l~ rz 1948

aueh in 2 Fgllen vermittels der Bestimmung des Urobilinmauserungsindex naeh H S r ~ Y E R ZU zeigen, dab die Urobilingesamtmenge eindeutig gesteigert war. Der Urobilinmauserungsindex war beide Male deutlieh erhSht. Er betrng in dem einen Fall 53,4 mg~ in dem anderen 36,1 mg (gegen~ber 10~23 mg in der Norm).

Diese Untersuehungsergebnisse spreehen durehans daffir, dab ein l~bergang der Hepatit is epidemiea in ihrem ehronisehen Verlaufsstadium in einen hgmo- lytisehen Ikterus mSglieh ist. Damit wfirde aueh die Auffassung yon PATRASSI fibereinstimmen, dab ein zu erhShter Hgmolyse ffihrender Mechanismus bei primgrer Lebersehgdigung auftreten kunn und aueh

H~rL~YER hat im Ansehlul] an eine Hepatit is epidemie~ die Entwieklung eines hgmolytisehen Ikte- rus beobachtet.

Zusammen/assung. Es werden Beobaehtungen mit. geteilt, aus denen hervorgeht, dab der l~bergang einer ehronisehen Hepatitis epidemiea in einen hgmo- lytisehen Ikterus sehr w~hrseheinlieh ist.

Literatur, B E g ~ , v.: Klin. Wschr. 1927, 776. - - E~LBO~r: Z. tdin. Med. 106, 529 (1927). ~ H~r~YE~: D~seh. Arch. klin. Med. 172, 628 (1931). - - Handbuch der inneren Medizin, 3. Auflo, Bd. 2. 1942. - - H ~ Y ~ u. KR~BS: Biochem. Z. 231, 393 (1931). - - JENDRASSIK U. CL~HORN: Biochem. Z. ~89, 1 (1936). - - J~D~ASS~K U. GI~AI~: Bioehem. Z. 297, 81 (1938). - - KA~X: D~sch. reed. Wschr. 1947, 308. - - PAT~ASS~: Z. klln. Med. 142, 285 (1943).

Z U R P A T H O L O G I E D E R E R N X H R U N G S S T O R U N G E N IM S X U G L I N G S A L ~ E R ~.

Von WALTER MULLER.

Aus dem Pathologischen Institut der Universit~t G6ttingen.

Im Sommer 1945 wurde ein besonderes Ansteigen der unter dem Bilde der sog. aliment~iren Intoxikation verlaufenden SaugIingserkrankungen beobaehtet. ~be r klinisehe und ~tiologische Gesichtspunkte haben KLEIh*SCH~UDT und ~TITSCH berichtet. Mit 76 autopti- sehen Untersuchungen im Alter bis zu 9 Monaten bei Todesfgllen infolge yon E:nglu'ungsstSrungen stieg in diesem Zeitabschnitt die Zahl der S~uglings- autopsien auf fiber ]4 % der Gesamtsektionszahl gegen- fiber einem Durchschnitt yon etwa 2,4%. In dieser Zahi sind die yon KLEII~SCHMIDT erw/~hnten Todes- fglle bei , ,akuter In%oxikation" enthalten. Unsere Untersuehungen besehrgnkten sich jedoch nicht auf diese akuten Krankheitsbilder, sondern als Vergleieh

• wurden auch ehronisehe ErnghrungsstSrungen mit herangezogen, die unter dem Bild der fortschreitenden Atrophie zum Tode geffihrt batten.

Entspreehend den klinischen Verlaufsformen waren ~utoptiseh zwei Hauptgruppen trennbar. Aueh ohne Kenntnis der klinisehen Bilder war es sehon bei makroskopiseher Betraehtnng der Organe in der Regel m6glieh, die SehluBfolgerung zu ziehen, ob es sich um'~kute Krankheitsbilder aus dem Formenkreis der sog. akuten alimentgren Intoxikation handelte oder ob chronische, meist rezidivierende Ernghrungs- st6rungen vorlagen. Wir mSch~en im Gegensatz zu ERBSL6H, der kfirzlieh in dieser Wochensehrift in einer sehr interessanten Arbeit fiber die S~nglings- nebenniere diese yon Hi~SCH~AN~ urspr/inglieh vor- gesehlagene Gruppierung ale ,,nicht zweekm~Big" be- zeiehnet, doch an dieser Unterteilung ~ls Regel festhalten.

Aus der ersten Gruppe, die im wesentliehen die yon KnEr~SCH~IDT angeffihrten Beobaohtungen be- trifft, seien zwei Beispiele kurz geschildert.

Sek~ions-Nr. 556/45. 5 Monate ares Madchen. Das Kind er- krankte 3 Tage vor dem Tode akut mit Durehfall, Erbrechen und hohem Fieber. Nach 2 Tagen BewuBflosigkeit und Kr~mpfe. Unter dem Verdaeht toxisehe Dysenterle oder Ence. phalitis Exitus. Die Sektion ergab bei m~kroskopiseher und mikroskopischer Untersuehung eine sehr starke Verfettung der Leber, ein starkes 0dem der Schleimhaut und Submu. cosa des Diekdurms und eine starke Veffettung der Nierenepi.

• Nach einem Vort, rag in der GSt~Inger ~:edizinIschen Gesellsohaf~ am 28. Augus~ 1945,

thelien in Rinde und Marksubstanz: Anzeichen tfir Encepha- litis fanden sich nicht. Der Allgemeinzustand war gut mit 6 kg Gewichg bei 66 cm L~nge. Es haudelt sich um eine sehr akut verLuufende ,,Intoxikation", die irmerhalb yon 3 Tagen zum Tode f~hrte. ])as starke 0dem der Dickdarmschleimhaut, das in anderen Fallen fehlte, kSnnte fib" eine infektiSse Xtiologie in der Richtung einer Dysenterie sprechen. Das typische Bild 4er Ruhr Lug jedoch nicht vor.

Sektions-Nr. 630/45.5 Monate Mter Knabe. 3 Monate Lung Brustkind. 16 Tage vor dem Tode erkrankte das Kind, das in gutem Allgemeinzustand war, mit hohem Fieber und sp~ter Durchfa.ll. Starkes Erbrechen. Gewichtssturz. Die Sektion ergab eine hoehgradigste diffuse rein- bis mitteItropfige Ver- fettung s~mtlicher Leberzellen mit R~ndstellung und teilweise auch Pyknose der Kerne. Aueh die Nieren zeigten starkere fein- tropfige Veffettung, wa.hrend der Herzmuskel frei war. In der Milz geringe Lipoidspeicherung im Zentrum der Follikel. Die Nebenniere zeigte bis auf geringe Reste in der Zon~ glome- rulos~ einen v611igen Lipoidschwund. In der Marksubstanz fund sieh d~gegen eiue ganz ~usgedehnte Lipoidspeicherung.

Wenn man die Gesamtkasuistik yon 55 Beob- aehtungen uus dieser akuten Gruppe, in tier die yon KLEINSCttMIDT erwghnten Fglle mit enthalten sind, fiberblick~, lassen sich trotz der bei der Schwere des kIinischen Bildes oft zun~ehst enttauschend gering erseheinenden mahu~oskopisehen Befunde gewisse Ge- setzm/~]igkeiten erkennen. Im Vordergrund steh~ ent- spreehend den Beobachtungen yon HUEBSCH~A~Zq, ROSENBA~M, STEP~AZ~I U. a. der Leberbefund. Schon makroskopiseh ist in der Regel die Diagnose ,Fe t t - leber" zu stellen. Das Organ zeigt meist eine hell- gelbe, etwas brfichige oder a u e h teigige Besehaffen- heir. ~kroskopiseh finder sieh dann eine oft ganz auBerordentlieh hochgTadige Verfettung oft sgmt- lieher Leberzellen, teilweise in groBtropfiger, teilweise aueh in mittel- bis feintropfiger Form. Die Leber- zellkerne sind randstgndig und oft ~ueh pyknotisch. Eine Beteiligung der Sternzellen ist nieht gesetz- m~Big. Die Lipoide zeigen gro~enteils Doppelbreehung. Nennenswerte H~mosiderinablagerungen fehlen in diesen akuten F~llen stets.

Einen weiteren gesetzmgBigen Befund ergibt die Untersuehung der xYebennieren. Sehon makroskopiseh ist meist eine deutliehe Entf/~rbung der Nebennieren- rinde erkennbar. Bei mikroskopiseher Untersuchnng in 23Fgllen war keine Beobaehtung, in der der Lipoidgehalt der Rinde ~ls regelreeht zu bezeiehnen ware. Oft finder eieh ein fast v611iger Lipoidverlust

12

178 WAr, TEr¢ MiiLLm~: Zur P~thologie der Ern~hrungsst6rungen im S£uglingsalter. Klinische Wochenschrift

tier ganzen I{inde, ma.nchmM ist. aueh nut ein. unregel m~Biger:S:ch~vund in :den mittleren !~indenachiehten naehweisbar. - Die Befunde entsprechen, den - v o_n HyI~BSq~)IA,N, ROSENlSAU3I, STEP!IANI and in jfing- s ter Zelt y o n E~BS~6~ im Schrifttum verzeiehneten Untersuchungsergpbnissen. Besonders bemerkenswer~ war nun im Gogens~tz zu den Befunden der bleiben- den lginde (Augenzone) das VerhaI~n der ,,Innen- zone: " (Vorzw_isehenniere naeh ERgsuS~).• , Der Um- b~u der Nebenniere ist in den ersten Lebensmonaten noeh nieht abgeschlqssen, and es f inder sich stets im Inneren des Organs reichlich Lipoid im Gegensatz zur Nebenniere des Erwaehsenen. Es ist oft nicht ioicht z u entscheider~, ob dieso Lipoide in der M~rk- subst~nz selbst gelagert sind odor ob sie ledigtieh zu der regressiv veranderten, im Umb~u begriffenen ,,Innensehieht" der Rinde geh6ren, wenn auch Letz- teres in der t~egel anzunehmen sein wird. Es war .nun besonders auffallig, d~B gerade bei den Beob- achtungen mit weitgohender Lipoidvorarmung der bleibenden Rinde eino oft ganz besonders hochgradige Abla.gerung in den gesten der Innenschicht naehweis- bar ist, so d~B die Inhenschicht, in ihrer engen Ver- bindung zur Marksubstanz den Eindruck einer mit Lipoiden vollgepfropften Marksubstanz hervorruft. Diese Diskrepanz im Verhalten der Lipoide in den versehiedenen Anteilen f~nde ihre Erkli~rung bei der Annahme, dab der Lipoidgehalt der bleibenden l%inde aus .,,~unktionslipoid'" besteht, w~hrend es sich in dot Umbauzone um ,,Abbaulipoid" handelt, das zur spezifisehen Organ~unktion keine Beziehung hat und folglich auch nicht ausgeschfittet wird wie das Lipoid der bleibenden Rinde. Doppelbreehung war weit- gehend vorhanden.

Die Befunde der fibrigen Org&ne zeigen nicht die gMehen Gesetzm~Bigkeiten Me Leber und Neben- nieren. H~ufig finder sich eine ausgedehntere fein- tropfige tubuli~re Verfettung der Nieren, die keine s0nstigen Auff/~lligkeiten boten. Der Herzmuskel zeigte in manehen F/ilion eine feintropfige Verfettung. Im Bereiel~ der nieht vergrSgerten Milz finder siehh/~ufiger eine deutliehe Lipoidablagerung in den meist ver- grSgerten Reaktionszentren dor Follikel ohne Nekro- son. Zeiehen einer entzfindtiehen Reaktion waren a,n der Milz nieht naehweisbar. Nonnenswerte I-Ii~mo- giderinablagerungen fanden sieh nieht. Besonders hervorheben mSehte ieh Befunde an der quergestreif- ten Skeletmuskulatur. Wenn aueh nut einige F/~lte unter diesem Gesiehtspunkt untersueht wurden, so waren hierbei doeh .die deutlichen Zeiehen einer ZssK~sehen Degeneration auffgllig. Unsere Unter- suehungsergebnisse a,m Magen-Darm.Kanal waren nieht sehr charakteristiseh. Auffallend hgufig war ent- spreehend dem klinisehen Bild des H~m~tinerbreehens bei der Sektion ein sehw/~rzlieh verf/~rbter M~gen- inh~lt, in der Regol ohne grob f~Bba_re. Sch!eimha, ut- li~sionen.: _Nm:_in Einzetf~llen w~ren Metg~ Ei'osione.n_ naek~eisbar:i. Zu :den yon ADAlg/undF~o~.o!~s_~ erhobenen Befunden ganz frischer en~zfiad!icher Ver- ~nderungen de r Dfinnd~rmzogten kSnnen .wAr nieht 8hel:ttmg: ne~hm_ en,: d~ ,wir so!che frtihzejtigsn. Unter- sue_hu.ngefi~, hieht vor~ehme:n.:konnteu..-AuflMle.n_d_ ~'ar .!e_dJglieh..in_ man_then-:~?~Re.n.ein ~tgrketes. '0.dem_:der NchleimhaUl~ nnd d e r NubmtIeosa_.. des Die~d.~rms,

einzelner-.Abseknitte der Diekdarmschleimhaut win: s_q geringfii~g,_ duB_ Sie kauyn verwertbar ist. Did L_ungen zeigte_n oft einen ausgespr0ehenen Bl5lsungs- zuslt_~nd,.-besonders bei den Fgllen mit klinisehi'groger Atmung. Komplikationen yon seiten der Lungen in Form de1: Pneumonie waren_ nieht, h/hffig u n d er- reiehten nut in 4 t~l len soleho Ausmage, dgB sio als .Todesursaehe &nzuspreehen w~ren. Die Unter- suchung des aehirns, erg~b keine sieheren Gesetz- m'~l~igkeiten. 0dem kam zur Beobachtung, ohno dab eine siehere Beziehung zur klinisehen Symptomato, logie aufzudeeken war, .w/~hrend sti~rkere Sehwellungs, zust~nde fiberras.chenderweise fehlten. In mehreren F~llen mit ~usgesproehenen klinisehen eerebr&len Er- seheinungen f~nd sieh lediglieh eine hochgr&dige Hyper~mie der weiehen Hirnh~nte und der Him- substanz. Mikroskopisch war eine oft st/~rkere peri- vaseul~re Lipoidahlagerung auffgllig,

Besondere Beaehtung wurde den Komplikationen yon seiten des Ohres gewidmet. Unter 48 akuten ~/~llen, bei denen die Schgdelh6hle er6ffnet wurde, fanden sieh bei makroskopiseher Benrteilung 21ma, t otitische Ver/~nderungen. Hierbei lug 12m~l eine ein- seitige eiterige 0titis media und 9real eine doppel- spitig e Otitis media vor. I n 6 Beobaehtungen war eine stgrkere Beteiligung des Mastoids zu verzeiehnen. Es handelte sieh jeweils um diekfliissiges, eiteriges oder schleimig-eiteriges Exsudat.

Der Allgemeinzt~stand dot Kinder aus dieser ersten Gruppe war oft sehr gut, eine Tatsaehe, die auch yon kliniseher Seite betont wurde.

Die zweite tI&uptgruppe umfagt 22 Untersuehungen yon sog. ehronischen Ern~hrungsst6rungen, die oft in Sehiiben rezidivierend zur fortsehreitenden Atrophie geffihrt batten. Die Untersehiede gegeniiber den oben gesehilderten akuten Intoxik&tionen sind auch &n&tomisch sehr deutlieh. Aus der Kasuistik wird ein Beispiel kurz ~ngefiihr~.

Sektions-Nr. 723/45. Aus 4er Kr~nkengesehichte ergibt slob, d~g der beim Tode 6 Mon~te ~Ite Junge 4 Wochen zu friih geboren w~r. Das Kind wurde nur 8 Tage gestillt. Etw~ 55 Tage vor dem Tode Beginn der Erkr~nkung mit Durehf~llen, E~:breehen und Toxikose. Nach voriibergehender Besserung Rezidiv. Unter weehselndem Befun4 fortsdhreitende Dystro- phie mit terminal starkem Gewieht, ssturz. Die Sektion ergab eine st~rke allgemeine Atrophie. Die Leber zeigte fa~krosko- pisch eine ~uffallende Braunfgrbung. Das Thymusgewebe war fast vSllig geschwunden. Das Gehirn zeigt'e An/~mie uncl 0dem. Die Lunge wa,r geb]ght. Die mikroskopische Unter- suehung ergab als-&uff~lligsten Befund eine hochgraclige t{/~mosiderose der Leber und der Milz. Bei Fettf~rbung zeigte die Leber lediglieh eine ,,Best/i.ubung" mit fein st~ropfigem Lipoid. Die Nebenniere zeigte eine im ~llgemeinen get Iipoid- hattige Riude mit nur mggigert Aufhelhmgsbezirken ill den tieferen Rindenschiehten. In der Marksubstanz fand sich eine st~rkere Lipoidspeieherung.

~berbliekt man die K~suistik dieser zweiten ~uptgru_PRe der chronischen, zur Atrophie ffihrenden Ern~hrungsstSrungen, so finden siel!~ueh bier Gesetz- m~Bigkeiten. Sieh~ . . . . . . . m~n yon den ! oft s e h r sta~k reck~zierten Allgemeinzustand ab, so stehen die.Lsbes- (mdMilzbeNndei-bei m~krosl~0piseher .and mikro, .skopiseher Betrachtung i m Vorde rgrund.-. Die makro: skopiseh meist:schon ausgespfoehene-DunketbraunT- ~r f~bu-ng dies~?:Org~ng;__:it/sbe/oh~e~e de~.__L6b~I[-, .erAv~isl.t 'sieh mikroskopiseh~dnr<h eine oft ;hochgrgdigo -tt~,nosiderose bed4.ngt~.-Befunde,-aUf-d.ie besonders

~oh~ae :so~stige :B_n:t~n. diu~ngsze-i¢.t~e2n.-:iEkne-:-~i.i~: :~t/d LuBA~.sc~ friiheIL hingewiesen hut. Es ts-~-~-~Y-~Tg5 :vazie.der2 :m~ki'osk(~p_i~ek :e~ken_n~a.re -S~r.eifige.~ RSt.ung ~in~'-g6Y/r-~SS'6n~li'dh~r " Ufltersbhied gegentiber dov

.Ig. 26, Heft, it/12 ~¥ALTEB, TISCItENDO~F und Eu~I~ FI~Tz;~: Ungersuehungen zur Urethamvirkung auf das Blur. t79 15. MSrz t948

Befunden bei den akuten Intoxika,tionen festzustetlen, bei denen Leber nnd Milz praktiseh frei yon H~mosi- derin sind. Aber auch im Lipoidgetial~ finde$ sich eine ganz wesentliche Differenz. W~hrend bei den aku~en Intoxik&tionen die s~arke Verfettung der Leber das fiihrende S3~nptom war, erwies sich bei den ehroni- sehen Ern~hrungsst6rungen die Leber weitgehend fett- frei. Eine Sternzellenh'~mosiderose war nicht gesetz- mggig naehweisbgr, sondern-besehr/~nkte sieh auf Einzerbeobachtungen. Die Inikroskopische Unter- suehung a,n 14 Nebennieren aus der zwei~n t taupt- gruppe ergab ebenfMls in der l%egel eine Verminderung des Lipoidgeh~ltes tier l%inde, wenn auch nieh~ in soleh starkem Umfange, wie bei den akuten Intoxika.- tionen. In Einzelf/~]len ergab sieh sogar ein recht gu~er Lipoidgehalt in der l~,inde. Im Inneren des Organs f~nd sieh aueh hier eine sehr sta,rke Lipoid- ~blagerung bei noeh nieht abgesehlossener Orga, n- entwieklung. Die Lu]twege zeigten h~ufiger Kom- plikationen in tier Form ausgedehnter Pneumonien. Unter 2i F~lten fandeh sieh 6, bei denen der pneu- moni~che Befund als wesentlich f~ ' den Eintr i t t des Todes anzunehmen ist. In-besonderem Umfange warren an dem ProzeB der Atrophie das Thymus- gewebe end das Lymphgewebe im Darmk&nal-be- tei]igt, Nieren and Gehirn boten keine ehamkteristi- sehen Ver/~nderungen.

Komp]ika, tionen yon seiten des Ohres fa.nden sieh unter 20 sezier~en F~llen 6real in der :Form einer Otitis medi&, darunter 2real dolopelseitig. Nur i n einem l?all war das Mastoid starker beteiligt.

Aus den gesch~tderten Befunden gehg hervor, d~A~ man in derRegel tJei anatomiseher Betraehtung de[ Er- n/~hrungsst6rungen im S~nglingsalter akute Intoxika~: tion und ehrb~isehe Erng-hrungsst6i~ng mit A~rophie durch recht 6harakteristisehe Orgunver£nderungen durehaus abgrenzen k~nn. Selbs~yerstfi~dlieh gibt es aueh bier im anatomisehen Bild ~berg~nge, wenn es sieh kliniseh um Krankheitsbilder gehandelt hat, die nnmittelbar aus einer akuten Intoxikation heraus zur Chronischen Ern/~hrungsst6rung geffihrt haben oder die in rezidivierendem Verlauf des Gesehehens einer ehronisehen Ernfi.hrungsstSrung im akuten Zu. stand einer Intoxikation zugrunde gegangen sind: In solehen Fgllen finder sieh dann uueh einmal eine Kombination yon sta.rkerer Verfettung und deutlieher Hgmosiderose in der Leber. Allerdings bleiben solehe Bilder aber doeh Ausnahmen..

Zu der Frage, ob die akute Intoxikation infekt, i6s bedingt ist, 1/~gt sieh aus dem anatomischen Bild nieht Stellung nehmen. Der anatomische Befund zeigt lediglich Organsch/~digungen auf, die auf eine StSrung der Stoffwechselggtigkeit schlieBen lassen, ohne dag die Noxe, die zu dieser StSrnng ftilirt, fagbar ist.

Literatur. AnA~ u. Eao~oxs~:, Z. Kinderhk. 89. - - Dv~om: Virchows Arch. 236, (1922). - - Ea~s~6~: Klin. Wschr. 1947, Nr 39/40. ~ H v ~ s o m ~ . ~ : Verb. path. Ges. 1921. - - I(LEtNSGHMIDT : Dtseh. meal. "~¥sehr. 1947, Nr 19/20. - - LvsAl~scn: Beitr. path. Anat. 69, (1921). - - MitLLER : Dtseh. reed. Wsehr. 1946, Nr 1/4. - - N~$sem Dtsch. reed. Wsehr. 1947, Nr 19/20. - - tl, osE:<~v3~: Z. Kin4erhk. 51 (1931). S ~ m : Jb. Kinderhk. 101 (1923).

TIEREXPEI%IMENTELLE UNTERSUCHUNGEN ZUR U R E T H A N W I R K U N G AUF DAS BLUT UND DIE BLUTBILDENDEN GEWEBE.

Von

WALTEI% TISCttENDOR~' und EUGEN FRITZE. Aus der 3iedi~inischen Universit~i~sklinik G6~tingen (Direktor: Prof. Dr~ fL SoItOl~).

Ngchdem experimentelle Untersuchungen gezeigt h~tten, daB Ure~han das Waehstum yon Tiertumoren h e m m t und gleiehzeitig eine auff~llige Senkung der erhShten Zahl der weiBen BlutkSrperchen hervorruft, w u r d e n yon I~ADDOW: PATTERSOlq~ T}~OMAS und WATKI~SO~ Versuche mit einer Urethanbehandlung der Leukgmien eingeleitet. Die Ergebnisse, die sieh im Sinken der Leukocytenzahlen his zu normalen Werten, in_ der Normalisierung des Differenti&lblut- bildes, im Ansteigen der Hgmoglobinwerte und in der Verkleinerung des Milztumors zeigten, konnten am Kra,nkengut der Medizinischen Klinik zu GSttingen yon ScHOEN: SCHIJLZE sowie y o n SCHULZE, FRITZE und Mt~R best~tigt werden; H~IL~]~YEla u. a. beriehten fiber ahnliehe EHolge. Der Ure~h~neffekt seheint der Wirkungder RSn~genstrahlenther~pie der Leul~g, mien gteieh zu kommen,-wenn a uch t6dlieke Myeloblastpsen und a n toxische Panmyelophthise erinnei'iide Veilhu~sfbrn~eii cIironischer I ~ i i I ~ . ~ m _ ~ t &lien Syml0tomen tier apiasfisehen An~imie zuAiltBerst kritiseher- Betraehtung dieser -Medikation Veranias- sung geben.

It~ma}ologlsch-]pharmakbloglsch seheh~t die-Urethanwir- kun_g noctl . . . . . . nieht weir g.,bkl/irti,: . . . . . 0bwohl das self Sb-ti~ili~I)~m~l~a_. Ms halznlbses gehlafmittet benutzte. Uret~afl (Ae~iiyl-m.eth~n) sc}{on in "v;rsehleddlsted gich~fiiigeh -pt{arm~kologisch-~nf~r-

sueht ist, haste seine Wirkung anf die Hgmatopoese keine Be- aehtung edahren. In Antehnung an die bekannte Wirkung des Colehicins auf Tumoren and tumorartige Erkrankungen der bhtbildenden Parenehyme (LANDOLT, W. E° DIXON, DUSTIN, CRA3~ nn4 B~ODE~S~N, LETT~,) sieht ScHULz• in tier Hemmung bezw. Sch~digung der Mitosevorgfinge die aus- schlaggebende Wirkung des Urethans auf 4as Knochenmark myeloischer Leuk~mien. St6rungen im Mitoseabt&uf, die als sekun4ar im Ver]aufe einer fortgesetzten Narkose entstanden aufgefaBt werden, Bind abet nur mit der Einschrgnkung zu bewerten, d~g wegen tier physiologischen Sehwankungsbreite und der Haufung der Mitosen im Metaphasenstadinm sehr leicht eine entsprecbende Fehlbeurteilung eines Knochenmarl~- eder L3anphknotenpunkt.ates a, ufgedr~gt wird. Eine gewisse Hgufnng k~ryokinetiseher Figuren, manehmal aueh eine H~u- lung der Metaphasen seheint aber an den blutbildendea Ge- weben yon Leuk~mie~l unter Uret, hanwirkung unverkennbar. Leg~ man jedoeh einem Vergleieh~con Colehiein, Arsen- und U1:ethan-Wirkung bei Leukamien die Befunde LANDOLTS Zll-

grunde; so l~ntt man sogar/bei tier Ure~l~a~hehgndhmg ei~e yergleichsweise tiefergreifende Wirkung auf= Kern:'und Ze]]- reffungsvorgange vennute/~. Nach Mo~seI~i~ s~!i~~ ~ d~s Ureth~n wie das Arsen elektiv die Mitoset~tigke~t d@ wdB~n pathologisch-entgleisten (neoplastiSeh-leuk~n~isclXen)- Zellreihe stark-zu hemmen, abet im Gegensatz zu Arsen die ~Zettreifung der teuk/imischen getlen nicht zu-begtinstig~m:

Tierexper~mentella ILutersuchnn~eh batten weiterhin eine eatziindungshemmende_Wirktmg des Urethans erkennen.lassen (L~scmTZ iJ2nd P~¢) ; un(er Urethan erfolgt eine ¥~rschig- bun/g de$_p~.~reA~tes :ira_. K~finohenbl~t-~ur Mkt~t[sche.~!_Seite und bet _hb_'heaer D~si.e~_ng.:mi~ m_i~tlcrer ~r~rko~_wirkung e~

12"