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Eine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung 2007/2008 für junge Leute ZWEI GRAD Den Klimawandel bekämpfen: Menschliche Solidarität in einer geteilten Welt entscheiden über Hoffnung oder Verzweiflung Verfasst von jungen Menschen aus aller Welt Bildungsbroschüre ab Sekundarstufe 1

ZWEI GRAD - DGVN · 2009. 5. 5. · 111 Eine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung 2007/2008 für junge Leute ZWEI GRAD Den Klimawandel

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  • 111

    Eine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung 2007/2008 für junge Leute

    ZWEI GRAD

    Den Klimawandel bekämpfen:Menschliche Solidarität in einer geteilten Welt

    e n t s c h e i d e n ü b e rH o f f n u n g o d e r V e r z w e i f l u n g

    Verfasst von jungen Menschen aus aller Welt

    Bildungsbroschüre ab Sekundarstufe 1

  • „Wir müssen damit aufhören, so zu tun, als sei die Erdatmosphäre eine

    kostenlose Ressource und als seien CO2-Emissionen nicht

    mit Kosten verbunden. Für die Menschheit als

    Ganzes bringen sie sogar enorm hohe Kosten

    mit sich. Der Bericht über die menschliche Entwicklung liefert

    keine Gründe dafür, zu verzweifeln, sondern ist ein

    Aufruf an die reichsten Länder

    der Welt, endlich zu handeln. Mit den Leben

    der Ärmsten dieser Welt und der Zukunft unseres Planeten russisches Roulette

    zu spielen, ist in meinen Augen unverantwortlich.“

    Kevin Watkins, Leitautor des Berichts über die menschliche Entwicklung 2007/2008

  • Den Klimawandel bekämpfen:Menschliche Solidarität in einer geteilten WeltEine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung 2007/2008 für junge Leute

    Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen

    Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen

    ZWEI GRADe n t s c h e i d e n ü b e r H o f f n u n g o d e r V e r z w e i f l u n g

    Verfasst von jungen Menschen aus aller Welt · Bildungsbroschüre ab Sekundarstufe 1

  • 2

    WIR WISSEN,dass eine Gefahr besteht.

    WIR WISSEN,dass der Schaden, der durch Treibhausgasemissionen entsteht, nicht rückgängig zu machen ist.

    WIR WISSEN,dass mit jedem Tag, an dem wir nicht handeln, das Problem noch schlimmer wird.Kemal DervisLeiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP)

    und

    Achim SteinerLeiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)

    Katherine Mea

    d, Großbri

    tannien

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

    Über den Titel für dieses Heft haben wir uns lange den Kopf zerbrochen. Wir brauchten etwas Auffallendes,

    das sich aus dem üblichen Einerlei der Klimawan-deldiskussion hervorheben würde.

    Schließlich entschieden wir uns für den Titel „Zwei Grad entscheiden über Hoffnung

    oder Verzweiflung“, weil wir den Lesern einen konkreten Anhaltspunkt und eine

    klare Wahlmöglichkeit zwischen zwei Alternativen geben wollten.

    Noch immer wird viel darüber disku-tiert, ab welchem Punkt der Klima-wandel wirklich gefährlich wird. Dabei steht schon im Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008, dass es zu einem ge-fährlichen Klimawandel kommen wird, wenn die Temperatur welt-weit um mehr als 2°C über das vorindustrielle Niveau ansteigt. Wenn wir so weiter machen wie

    bisher, steuert die Welt aber eher auf einen Temperaturanstieg von

    über 5°C zu. Damit würde sich die Wahrscheinlichkeit katastrophaler

    Folgen drastisch erhöhen.Die Wissenschaftler werden sich be-

    stimmt weiter streiten, aber wir dürfen unsere Entscheidung nicht länger auf-

    schieben, ob wir den Weg der Hoffnung wählen wollen oder den des Verzweifelns.

  • 3

    Inhaltsverzeichnis

    Was junge Menschen sonst noch tun können35

    Junge Menschen tun etwas: Außergewöhnliche Geschichten34

    Junge Menschen tun etwas: Auf die Straße gehen!33

    Von globalen Problemen zu individuellen Lösungen31

    Zukunftsperspektiven für die Jugend: Bei 2°C bleiben uns nur 2 Möglichkeiten28

    Wir müssen zusammenhalten26

    Anpassung heißt mit dem Klimawandel leben lernen22

    Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass das Problem noch schlimmer wird18

    Heute handeln, um morgen etwas zu bewirken16

    Für seine Rechte muss man kämpfen14

    Wir treiben Raubbau an unserer Zukunft12

    Die Armen leiden am meisten, obwohl sie am wenigsten Schuld haben10

    Was bedeutet „menschliche Entwicklung“?8

    Vorwort der Vereinten Nationen4Vorwort der Jugendlichen5Klimawandel: Die größte Herausforderung der Menschheit6

    CHEFREDAKTEURAoife O’Grady, Irland

    GRAFIKERINNatalia Aguilar Santos, Ecuador

    PROJEKTKOORDINATOROliver O’Callaghan, Irland

    MEDIENKOORDINATORAdam MacIsaac, Kanada

    WEBMASTERMatthias Schmidt, Deutschland

    GASTREDAKTEUREDana Podmolikova, Tschechische RepublikKarina Pilar Sandoval, PeruCharles M. Sendegeya, UgandaVikisha Thillainadesan, AustralienNafiz Zaman Shuva, Bangladesch

    MIT BEITRäGEN vONPawan Alex, IndienAdetunji Olabode Akinwumi, NigeriaMartial Bella, KamerunSamantha Lyn Black, USAMichael Boampong, GhanaSuzy Bouden, GroßbritannienDamien A. Côté, KanadaYounes Dokkani, MarokkoAndrea Davidson, KanadaAdam Daroszewski, DeutschlandChloé Gaudet, KanadaDaniela Giardotti, ArgentinienVaakesan Guruparan, AustralienGisela Joos, ArgentinienDirya Kanan, IndienAnna Juchnowicz, PolenVida Morkunas, USAKatherine Mead, GroßbritannienZelalen Mekomen, ÄthiopienVirginie Mercier, FrankreichSorouche Mirmiran, KanadaBaraka P. Mtinda, TansaniaLana Elena Ramos Simielli, BrasilienWilliam Rowland, GroßbritannienEliot Ruocco-Trenouth, GroßbritannienMartin Sanchez, BolivienCarolina Santiago, MalaysiaVinayak Sasitharan, AustralienRuth Simmons, GroßbritannienCasper Supa, SalomonenSamara Tanaka, BrasilienMaria Mercedes Toledo, EcuadorDana Troy, USARobin van Waarden, KanadaTrudy Veitch, KanadaIndah Waty, Indonesien

    PROJEKTBERATERDavid Woollcombe

    ANSPRECHPARTNER BEIM UNDPMarisol SanjinesPedro Manuel Moreno

    © Peace Child Internationalwww.peacechild.org

    © United Nations Development Programme1 UN Plaza, New York, New York, 10017, USAhttp://hdr.undp.org

    Deutsche AusgabeHerausgeber: DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR DIE VEREINTEN NATIONEN e. V.Zimmerstraße 26/27 · D-10969 BerlinTelefon: (030) 259375-0 · Telefax: (030) 259375-29E-Mail: [email protected] · www.dgvn.de

    Übersetzung: Bernd NeidleinRedaktion: Sibille Etling, Ulrich KellerSatz: EMS Eckert Medienservice, Rheinbach Druck: Druckhaus Berlin-Mitte Klimaneutral gedruckt (Zert.-Nr. SGS-COC-3628) und gedruckt auf umweltfreundlichem Papier (FSC-Zertifiziert)

    Die Herausgabe dieser Publikation wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

    Berlin, 2009

    Der Inhalt dieses Druckwerks darf unter der Bedingung, dass Peace Child International, UNDP und der betreffende Autor oder Fotograf als Quelle angegeben und die Redaktion schriftlich in Kenntnis gesetzt wird, ganz oder in Teilen ohne gesonderte Erlaubnis unentgeltlich vervielfältigt und in beliebiger Weise für Bildungszwecke genutzt werden.Diese Publikation darf ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis von UNDP, Peace Child International und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen nicht weiterverkauft oder in anderer Weise gewerblich verwertet werden. Das gesamte Bildmaterial in diesem Heft wurde mit Wissen und vorheriger Zustimmung der betreffenden Künstler abgedruckt. Der Herstel-ler, der Herausgeber und der Drucker übernehmen keine Haftung für Verstöße gegen das Urheberrecht oder andere Rechte, die sich aus dem Inhalt dieser Publikation ergeben. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass die Quellenangaben mit den zur Verfügung gestellten Angaben übereinstimmen.Die in diesem Heft vertretenen Ansichten sind die der Autoren und decken sich nicht unbedingt mit den Ansichten von UNDP, von Peace Child International, der DGVN oder deren Beauftragten.

  • 4

    Ich begrüße diese von Jugendlichen erstellte Kurzfassung des Berichts über die menschliche Entwicklung (Human Development Report – HDR) 2007/2008 des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme – UNDP). Die Wissenschaft vom Klimawandel mag zwar ungeheuer kompliziert er-

    scheinen, die Fakten jedoch sind simpel: Unsere Welt treibt auf einen fatalen Klimawandel zu. Letztes Jahr konnte ich mir selbst ein Bild davon

    machen, als ich die Antarktis besuchte. Dort schmilzt das jahrtausende alte Eis sehr viel schneller als ursprünglich angenommen. Während mei-

    nes Aufenthalts dort erfuhr ich unter anderem, dass das Larsen-Eisschelf auf einer Länge von 87 km abgebrochen und in weniger als drei Wochen

    verschwunden ist. Sollte der gesamte Eispanzer der Westantarktis sich auf diese Weise auflösen, dann würde der Meeresspiegel weltweit um 6 Meter

    ansteigen. Falls wir also unsere Lebensweise nicht radikal umstellen, könnte dann, wenn Ihr – die Jugend von heute – so alt seid wie ich jetzt, die Welt zu

    einem ziemlich unwirtlichen Wohnort geworden sein.

    Ihr Jugendliche müsst uns bei dieser radikalen Umstellung helfen, und das geht auf zweierlei Weise: Erstens könnt Ihr Euch aktiv an der politischen Willensbildung auf kom-

    munaler, regionaler und nationaler Ebene beteiligen – indem Ihr Euch für Kandidaten einsetzt, die eine umfassende Gesetzgebung zur Bekämpfung des Klimawandels unterstüt-

    zen. Ihnen könnt Ihr Eure Stimme geben. Und zweitens, indem Ihr Euch bewusst für einen CO2-armen Lebensstil entscheidet und entsprechende Berufsentscheidungen trefft.

    Abhängigkeit ist eine schlimme Sache. Sie verzehrt und beherrscht uns, lässt uns wichtige Wahr-heiten leugnen und macht uns blind für die Folgen unseres Handelns. Unsere Welt befindet sich

    fest im Griff einer gefährlichen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Und diese Abhängigkeit darf uns nicht verwundern. Denn Kohle und Erdöl haben den Weg für den industriellen Fortschritt in den

    Industrieländern geebnet und sind Grundlage des Wohlstands und der Annehmlichkeiten, die ein Teil der Menschheit heute genießt. Doch diese Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen kann Eurer Generation nicht

    auf Dauer dasselbe Maß an Wohlstand und Annehmlichkeiten bieten – geschweige denn den Milliarden von Menschen, die noch gar nicht in deren Genuss gekommen sind. Die fossilen Brennstoffe – ein einmaliges Ge-

    schenk von Mutter Natur – werden bald aufgebraucht sein, die meisten davon noch zu Euren Lebzeiten.

    Deshalb wird es für Eure Generation von lebenswichtiger Bedeutung sein, alternative Energiequellen zu erschließen. Wenn man es richtig anpackt, könnte sich ein derartiger Übergang zu einer „grünen“ Wirtschaftsform enorm für Euch

    auszahlen. Dieses „grüne“ Wachstum wird neue Arbeitsplätze schaffen – Schätzungen der Vereinten Nationen gehen da-von aus, dass bis 2020 weltweit 1,9 Billionen US$ in Energieformen investiert werden, die keine Treibhausgase produzieren.

    Diese Investitionen sind sozusagen das Startkapital für eine Runderneuerung der Industrie auf der ganzen Welt.

    Ich wünsche mir, dass Ihr diese Seiten mit Hoffnung im Herzen lest und sie als Wegweiser in eine sichere, tragfähigere Zukunft nehmt. Wer aktiv wird, um sich für eine Entwicklung mit geringem CO2-Ausstoß einzusetzen, ganz

    besonders in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, wird von den gewaltigen Veränderun-gen in der Weltwirtschaft profitieren, die Ihr noch erleben werdet. Macht heute den Anfang!

    Ban Ki-moonGeneralsekretär der Vereinten Nationen

    Vorwort der Vereinten Nationen

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 5

    Wir fanden uns in den verwinkelten Räumlichkeiten des „White House“ zusammen, dem Hauptsitz von Peace Child Interna-tional in einer Kleinstadt in der südenglischen Provinz. Aus al-len Ecken der Welt waren wir angereist. Die Aufgabe, für die man uns ausgewählt hatte, war: Von dem UNDP-Bericht über die menschliche Entwicklung (HDR) 2007/2008 zum Thema Klimawandel eine Kurzfassung für junge Leute zu erstellen. Doch wie soll man 400 Seiten geballte Information zusammenfassen? Wie soll man zum Sprachrohr für Hunderte von jungen Leuten wer-den, die ihre Visionen, Geschichten, Illustrationen, Gedichte und Berichte beigesteuert haben? Wie soll man sich von der üblichen Informationsflut abheben und einen sinnvollen Beitrag zu der Debatte leisten?

    Mitte dieses Jahrhunderts werden die Leser dieses Heftes nicht mehr jung sein – wir alle werden alt und grau und schläfrig sein. In was für einer Welt würdest Du dann leben wollen? Würdest Du, vor dem Kaminfeuer sitzend, zur Bestätigung nicken, wenn Deine Enkelkinder Dich fragen, ob Du irgendetwas getan hast, um Deinen CO2-Fußabdruck zu verringern?

    Bereits 1987 erhoben sich warnende Stimmen, dass die Erde sich ständig weiter erwärmt. Bis heute, über zwei Jahrzehnte danach, hat sich noch wenig Konkretes getan. Jetzt, da die Welt langsam aus ihrem Tiefschlaf erwacht, wird uns klar, dass unsere Mutter Erde in großen Schwierigkeiten steckt.

    Dieses Heft wurde von jungen Leuten speziell für junge Leute erstellt. Neben den Beiträgen von uns, den in England versam-melten Redakteuren, haben wir auch Hunderte von Einsendun-gen von jungen Leuten rund um die Welt erhalten, die während

    des gesamten Entstehungsprozesses nicht mit ihren Kommen-taren, ihrer Kritik und ihrer Kreativität sparten. Das Ergebnis ist das Heft, das Ihr jetzt in Euren Händen haltet!

    Wir hoffen, dass unser Aufruf, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, auf allen Kontinenten, in jedem Land, in jeder Stadt und in jeder Familie Gehör findet. Wenn wir heute etwas ändern, in kleinen Schritten und jeder für sich, können wir eine sicherere Zukunft für kommende Generationen schaffen.

    Warte nicht 50 Jahre ab, um dann reuevoll abwechselnd dein gealtertes Gesicht im Spiegel anzuschauen und das mit Narben übersäte Gesicht von Mutter Erde um dich herum. Sondern wiege dich in dem Bewusstsein, dass Du dem Aufruf gefolgt bist und deinen Beitrag geleistet hast. Du hast die Wahl!

    Matthias Schmidt, Deutschland

    Matthias Schmidt, Deutschland

    Vorwort der Jugendlichen

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 6

    Warum steigen die Temperaturen?Treibhausgase entstehen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas.Die starke Zunahme der industriellen Tätigkeit seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat dazu geführt, dass große Mengen von Kohlendioxid (CO2) erzeugt wurden, die mit Methan und Stickoxid vermischt sind. Diese Gase bilden in der Atmosphäre eine Schicht, die verhindert, dass Wärme entweichen kann. Stattdessen wird die Wärme zurück auf die Erde reflektiert und führt dort zu einem Temperaturanstieg.Die Wissenschaftler sind sich seit neuestem darüber einig, dass mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Großteil der Erderwärmung auf das Konto von Treibhausgasen geht, die durch menschliche Tätigkeit hervorgerufen wurden.

    Wieso 2ºC?Es wird weiter darüber debattiert, wie weit die Temperatur noch genau steigen darf, bevor die Situation katastrophale Ausmaße annimmt. Dem HDR zufolge darf man nicht zulassen, dass die Temperatur mehr als 2°C über das vorindustrielle Niveau ansteigt, wenn man einen verheerenden Klimawandel verhindern will. Dazu müsste die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre bei 450 ppm (Teile pro Million) stabilisiert werden.

    HUMAN IMPACT ON CLIMATE CHANGE

    Klimawandel: Die größte

    Herausf

    orderung der Menschheit

    Andrea Davi

    dson, Kan

    ada

    Veränderungen des Kohlendioxidgehalts und der Temperatur in den letzten 400.000 Jahren

    vOR TAUSENDEN vON JAHRENvor 400.000 Jahren Heute

    400 359 300 250 200 150 100 50 0

    380

    340

    300

    260

    220

    -8

    0

    Die Angaben in diesem Schaubild wurden von Wissenschaftlern anhand von Bohrkernproben aus den tiefen Schichten des Antarktiseises zusammengestellt. Daran lässt sich erkennen, wie sich in den letzten 400.000 Jahren der CO2-Gehalt der Atmosphäre unmittelbar auf die Erdtemperatur ausgewirkt hat. Das Ende der roten Kurve in dem Schaubild zeigt den heutigen rasanten Anstieg der CO2-Konzentration. Die Temperaturkurve, die möglicherweise folgen wird, kann einem Angst machen.

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    (in ºC

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    CO2 (in

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    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 7

    Ganz schÖn heiss hier

    Herausf

    orderung der Menschheit

    Andrea Davi

    dson, Kan

    ada

    Die Temperaturen des vergangenen halben Jahrhunderts waren wahrschein-

    lich die höchsten von allen 50-Jahres-Zeiträumen der letzten 1.300 Jahre

    In der gegenwärtigen Zwischeneiszeit, die vor etwa 12.000 Jahren begann,

    wurden noch nie so hohe Temperaturen aufgezeichnet wie heute

    Elf der zwölf wärmsten Jahre seit 1850 fallen in den Zeitraum

    zwischen 1995 und 2006

    Was bedeutet „Klimawandel“?Klimawandel bedeutet, dass sich das Wetter überall auf der Welt ändert. Am besten kann man das am Ansteigen der Temperatur an der Erdoberfläche ablesen.„Klimawandel“ ist zu einem derart geläufigen Begriff geworden, dass man bei dem Wort nicht mehr, wie es eigentlich sein sollte,

    alle Alarmglocken schrillen hört. Für viele Leute ist es bloß eine hohle Phrase, die sich auf eine nur undeutlich erkennbare Krise weit weg von uns bezieht. In Wahrheit ist der Klimawandel eine bittere Realität und die größte Herausforderung für unsere Generation.

    Adam Daroszewski, Deutschland

    EntwaldungAnstieg der CO2-Konzentration

    Artensterben und andere ökologische Schäden

    Beeinträchtigung von Gesundheit

    und Bildung

    Schädigung der Wirtschaft

    Erschöpfung der Wasservorräte

    Einbußen in der Landwirtschaft

    Wirkungen

    Folgen

    Anstieg der Oberflächen-temperaturen

    Dürren Überschwemmungen und negative Auswirkungen auf

    Atmosphäre und Niederschläge

    Anstieg des Meeresspiegels

    Ursachen

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 8

    Wahlmöglichkeiten bieten, damit jeder das Beste aus sich machen kann

    Bei menschlicher Entwicklung geht es darum, eine Welt zu erschaffen, in der alle Menschen die Chance haben, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und ein gesundes und glückliches Leben zu führen.

    Es gibt bestimmte grundlegende Dinge, die wir alle brauchen, um uns entwickeln zu können. Dazu gehören eine ausreichende Ernährung, Bildung und Ausbildung sowie die Möglichkeit, einen menschenwürdigen Lebens-standard zu erreichen. Leider werden vielen Armen auf der Welt selbst diese Grundbedürfnisse verwehrt.

    Gefährlicher Klimawandel droht die Lage der Armen noch weiter zu verschlechtern und ihnen Freiheiten vorzuenthalten, die für die Wohlhabenden selbstverständlich sind. So könnten beispielsweise bei einem Abschmelzen der Gletscher im Hochland von Tibet vier der größten Flüsse Südostasiens versiegen und damit die Lebensgrundlage von einem Drittel der Weltbevölkerung gefährdet werden.

    Deshalb stellt der Klimawandel die derzeit größte Bedrohung für die menschliche Entwicklung dar.

    Früher wurde Entwicklung nur an wirtschaftlichen Maß- stäben gemessen. Doch das Konzept der menschlichen Entwicklung umfasst viel mehr als nur die finanzielle Situation eines Menschen. Ernährung, Bildung und ein menschenwürdiger Lebensstandard sind alles unentbehr-liche Bestandteile des Konzepts.

    Im HDR wird detailliert vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels für die menschliche Entwicklung gewarnt. Außerdem wird dargelegt, was wir als menschliche Familie angesichts dieser Herausforderung tun müssen.

    Klimawandel bedroht die menschliche Entwicklung:

    Maria Mercedes Toledo, Ecuador

    Was bedeutet „menschliche

    „Das grundlegende Ziel von Entwicklung ist es, die Wahlmöglichkeiten der Menschen zu erweitern. Diese Wahlmöglichkeiten können im Prinzip unbegrenzt sein und sich im Lauf der Zeit wandeln.... Zweck der Entwicklung ist die Schaffung eines förderlichen Umfelds, in dem Menschen ein langes, gesundes und kreatives Leben führen können.“

    Mahbub Ul Haq, Begründer des Berichts über die menschliche Entwicklung

    Der Klimawandel hindert uns nicht allein potenziell daran, uns als menschliche Familie weiterzuentwickeln, sondern droht auch, einen großen Teil der bereits erreichten Entwicklung wieder zunichte zu machen.

    Entwick

    lung?”

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 9

    Dürren und Schwankungen bei der Verteilung der Niederschläge würden zu drastischer Nahrungsmittelknappheit und einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion führen.

    Durch abschmelzende Gletscher würde es zunächst zu Überschwemmungen kommen. Danach würden die Flüsse versiegen, was zu massiver Wasserknappheit führen würde. Auch die Industrieländer würden nicht verschont bleiben. Wenn z.B. der „ewige“ Schnee auf den Gipfeln der kalifornischen Sierra Nevada abschmilzt, kann es in Städten wie Los Angeles leicht zu Wasserknappheit kommen.

    Infolge eines Temperaturanstiegs von über 3°C könnte die unglaubliche Zahl von 20-30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten der Erde vom Aussterben bedroht werden. Durch das „Ausbleichen“ der Korallenriffsysteme würde sich die Lebenswelt im Meer völlig verändern und ein Teil der Meeresbiodiversität würde verlorengehen.

    Die menschliche Gesundheit wäre sowohl direkt als auch indirekt betroffen. In Ländern mit hohen Armutsquoten sind öffentliche Gesundheitssysteme, die eine angemessene Versorgung sicherstellen könnten, nicht vorhanden. Weitere 220-440 Millionen Menschen könnten Gefahr laufen, an Malaria zu erkranken.

    Ein anhaltender Temperaturanstieg würde zu Dürren, Überschwemmungen und heftigen tropischen Wirbelstürmen führen. Viele Menschen in Bangladesch, Ägypten und Vietnam müssten ihr Land verlassen und einige kleine Inselstaaten würden vollständig überflutet.

    Landwirtschaft

    und Nahrungsmittel

    Wasserknappheit

    Überschwemmungen und extremes Wetter

    Auswirkungen

    auf die Natur

    Gefahren für

    die menschliche

    Gesundheit

    Wenn wir nichts Entscheidendes verändern, werden bis 2080:

    Zusätzliche 600 Millionen Menschen weltweit (9 Prozent der gegenwärtigen Weltbevöl-kerung) neu von Unterernährung bedroht sein. Weitere 1,8 Milliarden Menschen (mehr als die Einwohnerzahlen von China und den USA zusammengerechnet) könnten von Engpässen bei der Energieversorgung betroffen sein.

    Bericht über die menschliche Entwicklung, Seiten 18 & 19

    William

    Rowland, Großbritannien

    Trudy Veitch, Kanada

    Naf z Zam

    an Shuva, Bangladesch

    Martial Bella, Kamerun

    Society für the Protection of Animals Abroad

    Entwick

    lung?”

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 10

    Obwohl die Armen auf der Erde nur einen leichten CO2-Fußabdruck hinterlassen, haben sie die Hauptlast der Auswirkungen des Klimawandels zu tragen. Ist es denn gerecht, dass diejenigen Menschen und Länder, die am wenigsten Schuld haben, am meisten leiden müssen?

    In der Welt, in der wir leben, gibt es ohnehin schon gravieren- de Ungleichheiten zwischen Reichen und Armen. Durch die Auswirkungen des Klimawan-dels wird nun die bestehende Benachteiligung noch weiter geschürt. So sind z.B. die Armen nach einem Klimaschock oft dazu gezwungen, ihre Kinder von der Schule zu nehmen. In Nicaragua ist nach dem Hurrikan Mitch der Anteil der Kinder, die gleichzeitig die Schule besuchen und parallel zum Schulbesuch noch arbeiten müssen, in den betroffenen Haushalten von 7,5 auf 15,6 Prozent gestiegen. Diese Kinder werden weniger dazu fähig sein, sich aus der Armutsfalle zu befreien.

    Wenn alle Menschen in den Entwicklungsländern den gleichen CO2-Fußabdruck hätten wie der Durchschnitt in den wohlhabenden Ländern, würden wir ganze sechs Planeten benötigen, um ihre Konsumgewohnheiten zu befriedigen.

    „Die Kinder haben keine Ahnung vom Klimawandel. Sie

    spüren zwar jeden Tag, wie heiß es ist, und sie bekommen die ganzen Überschwemmungen mit, aber den

    Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und dem Klimawandel

    begreifen sie nicht.“

    INDAH WATY, INDONESIEN

    Die Armen leiden am meisten,

    „Warum müssen wir Bangladeschis immer so

    leiden? Haben wir denn nicht auch ein Recht auf Nahrungsmittel, medizinische Behandlung, Bildung und finanzielle Sicherheit? Sind wir

    denn keine Menschen?“

    KARIMON, BANGLADESCH

    „Die Dorfbewohner können nur zuschauen, wenn ihre Häuser

    durch Sturmfluten, das Ansteigen des Meeresspiegels und sintflutartige Regenfälle weggespült werden. Sie verfügen über keine Mittel, diese Auswirkungen einzudämmen,

    die ja durch das Verhalten anderer verursacht werden. Die einfachen Leute auf den Salomon-

    Inseln wissen nicht, dass Klimakatastrophen auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Sie glauben, dass das der normale Lauf der

    Natur ist.“

    CASPER SUPA, HONIARA, SALOMONEN

    obwo

    hl sie am wenigsten Schuld haben

    Der CO2-Fußabdruck der ärmsten 1 Milliarde Erdbewohner beträgt nur etwa 3 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks der Welt.Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 43

    „Dadurch, dass bei uns der Regen weniger geworden

    ist oder ganz ausbleibt, steigt die Wahrscheinlichkeit von Versorgungs-

    engpässen und Hungersnöten. Darüber hinaus wissen die Leute zu wenig über

    Vorsorgemaßnahmen, z. B. wie man Nahrungsmittel richtig lagert und wie man verhindert, dass Krank-heiten sich ausbreiten können.“

    BARAKA P. MTINDA, DAR ES SALAAM,

    TANSANIA

    „Wegen der ständigen Wetter-schwankungen wissen unsere

    Landwirte nicht mehr, wann sie ihre Feldfrüchte anpflanzen sollen. Und

    steigende Wasserspiegel zerstören die Lebensgrundlage derjenigen, die bisher

    von der Fischerei lebten.“

    ADETUNJI OLABODE AKINWUMI, NIGERIA

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 11

    Naf

    z Zam

    an S

    huva

    , Ban

    glad

    esch

    Die Nachwirkungen von Klimaereignissen können sich auf Jahre hinaus verheerend auf das Leben der Armen auswirken:In Äthiopien ist es um 36 Prozent wahrscheinlicher, dass Kinder im Alter bis zu fünf Jahren unterernährt sind oder an Wachstumsstörungen leiden, sogar ganze 41 Prozent, wenn sie in einem Dürrejahr geboren wurden.In Kenia leiden Kinder, die während einer Dürreperiode geboren wurden, bis zu 50 Prozent häufiger an Unterernährung.Im Niger leiden in einem Dürrejahr geborene Kinder im Alter bis zwei Jahre um ganze 72 Prozent häufiger an Wachstumsstörungen.

    Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 89

    im Kampf dagegen. Es macht mich wütend, wenn ich mir überlege, dass ein dicker Geländewagen auf einer Strecke von 3.000 Kilometern genauso viel CO2 ausstößt wie eine Familie in Bangladesch in einem ganzen Jahr.

    Wie können wir also das Problem in Angriff nehmen? Durch Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen und die Einführung wirksamer Umweltschutzgesetze in den Entwicklungsländern. Wir müssen unbedingt heute handeln, damit mein Land überlebt.

    von Nafiz Zaman Shuva, Bangladesch

    Die Menschen in Bangladesch sind die Hauptleidtragenden

    Am 14. April 2008 besuchte ich Chor Khalpar, ein an einem Flussufer gelegenes Dorf im Bezirk Faridpur meines Heimat-landes Bangladesch, wo die Menschen sehr stark von Klima-ereignissen betroffen sind.

    Dort traf ich einen Fischer namens Karim. Er erzählte mir, dass er durch die Ufererosion des Flusses alles verloren habe und obdachlos geworden sei. „Wir wissen nicht, ob wir heute etwas zu essen haben werden“, sagte er. Eine ältere Frau fügte hinzu: „Wir wissen überhaupt nicht, was aus uns werden soll. Vielleicht sind wir nächstes Jahr schon nicht mehr hier“. Sie wusste gar nichts über den Klimawandel. „Das einzige, was wir wissen, ist, dass das der Lauf der Natur ist und wir nicht dagegen ankommen.“

    Besonders verzweifelt war die Situation in Bangladesch, als der Wirbelsturm Sidr im November 2007 das Land verwüstete. Danach waren viele Menschen gezwungen, unter freiem Himmel zu schlafen, schutzlos und ohne etwas zu essen. Die Landwirte verloren ihre gesamte Ernte. Dieses Problem haben wir zwar nicht gemacht, aber wir stehen an vorderster Linie

    Quelle: Berechnungen des HDR-Büros auf der Grundlage von Office of US Foreign Disaster Assistance (OFDA) und Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) 2007. 1980-84 2000-04

    Entwicklungsländer sind weitaus stärker von Naturkatastrophen bedroht

    Risiko, von einer Naturkatastrophe betroffen zu sein (auf 100.000 Menschen)

    50 von 100.000 MenschenEntwicklungsländer

    OECD-Länder mit hohem Einkommen

    obwo

    hl sie am wenigsten Schuld haben

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 12

    Wir treiben Raubbau an unserer

    Eliot Ruocco-Trenouth, Großbritannien

    „Unter dem Strich sieht es so aus: Als globale Gemeinschaft müssen wir mit einem nach- haltigen Kohlenstoffbudget auskommen. Derzeit überzie- hen wir dieses Budget und zehren damit vom Umwelt- kapital künftiger Generatio-nen.“

    Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 9

    Ein Mann fragte einmal einen berühmten Maler: „Was lässt sich am schwierigsten malen?“

    „Leute, Gesichter, Haustiere; alles, was alltäglich und vertraut ist“, gab dieser zur Antwort.

    „Und was lässt sich dann am leichtesten malen?“, fragte der Mann weiter.

    „Geister“, sagte der Maler.„Wieso?“, wunderte sich der Mann.

    „Weil sie keine Form haben“, erklärte der Maler. „Sie sind unsichtbar, und niemand hat je einen Geist

    gesehen. Darum sind sie so leicht zu malen.“Charles M. Sendegeya, Uganda

    Zuku

    nft

    Die Welt gehört nicht uns allein

    Manchmal betrachten wir die Zukunft als konturlos und die Leute, die darin leben, als unsichtbare und namenlose Wesen

    – eben Geister! Und das verleitet uns dazu, so zu leben, als seien wir die letzten Bewohner dieser Erde.

    Doch auf uns werden ganz sicher neue Gene-rationen folgen, die dann weiter den Weg be-schreiten müssen, den wir gebahnt haben.

    Wenn wir diesen Weg nicht ändern, dann sind wir verantwortlich für die geschädigte Welt, die unsere Kinder von uns erben.

    Der Klimawandel zwingt uns dazu, auf vielen Ebenen umzudenken. In einer geteilten Welt zwingt er uns zum Nachdenken darüber, was ökologische Interdependenz bedeutet und wie wir mit etwas umgehen, das wir alle ge-meinsam teilen: dem Planeten Erde.

    Wir sind eine menschliche Gesellschaft, die über Raum und Zeit hinweg miteinander verbunden ist. Deshalb muss auch die Lage

    künftiger Generationen berücksichtigt werden. Deren Stimmen hallen durch die Zeit und

    bitten uns eindringlich darum, Dinge wie soziale Gerechtigkeit und menschliche Solidarität nicht zu vergessen. Aber hören wir ihren Appell?

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 13

    Der Aufschrei von Mutter Erde

    Die politischen Auseinandersetzungen werden hitziger, unsere Regierungen stehen vor großen Entscheidungen, die mit Fairness gegenüber anderen Generationen zu tun haben.Mutter Erde spürt die Flammen, denn ihre Temperatur steigt unkontrollierbar.

    In letzter Zeit ist ihr Schrei zu einem Wehklagen geworden, denn die Menschheit vergiftet sie mit ihren Schadstoffen. Das zuvor heftige Klopfen des Klimawandels hat dazu geführt, dass er ungebeten hereingestürzt kam, wobei er eine Kette katastrophaler Ereignisse auslöste, darunter Dürre, Überschwemmungen und Hungersnot.

    Unsere künftigen Kinder scheinen nur in unserer Vorstellung zu existieren, mit ihren unsichtbaren Gesichtern nehmen sie keine Form oder Gestalt an.Werden die Freiheiten, die wir heute sorglos genießen, in Zukunft auf dem Spiel stehen, weil wir nichts für Klimaschutz und Anpassung getan haben?

    Da starrt sie auf ihr Bild im Spiegel, unfähig, das Abbild ihres Gewissens zu verstehen, denkt sie über die Zukunft ihres ungeborenen Kindes nach.In der Angst, dass die Gesellschaft weiter wegschauen wird, schreit sie auf: „Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?“

    Was soll gerecht daran sein, Raubbau an der Zukunft zu treiben; in Wahrheit ist das so, als würden wir einem kleinen Kind sein Bonbon wegnehmen!

    von Vikisha Thillainadesan, Australien

    „Wir werden nicht durch die Erin-nerung an unsere Vergangenheit weise, sondern durch die Verant-wortung für unsere Zukunft.“

    George Bernard Shaw

    „Wir haben die Erde nicht von unseren Vorfahren geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“

    Indianische Weisheit

    Lara Elena Ramos Simielli, Brasilien

    Zuku

    nft

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 14

    Für seine Rechte muss man

    Samara Tanaka, Brasilien

    „Der Klimawandel wirkt sich bereits negativ auf die Verwirklichung der Menschenrechte aus... unser gemeinsamer Menschenrechtsrahmen berechtigt und befähigt Entwicklungsländer und verarmte Gemeinschaften, Schutz für diese Rechte einzufordern.“

    Mary Robinson, frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte

    Menschenrechte sind der Kern der Sache...Der Klimawandel und die Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden. Mein Volk, die Inuit, sind durch den Klimawandel vom Aussterben bedroht. Es kann kein Zweifel bestehen, dass unsere Menschenrechte ge-fährdet sind.Im Jahr 2005 haben wir die Menschenrechtspetition zum Klimawandel gestartet. Darin wurden die Regierungen dazu aufgerufen, Wirtschaftsformen zu entwickeln, die Technolo-gien zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen ver-wenden. Außerdem wurde geltend gemacht, dass Emissio-nen aus den USA die Menschen-rechte der Inuit verletzen.

    Sheila Watt-Cloutier,preisgekrönte Arktis-Klimaaktivistin

    Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Tatenlosigkeit

    angesichts der vom Klimawandel ausgehenden Bedrohung würde eine ganz unmittelbare Verlet-

    zung dieses Menschenrechts bedeuten.Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 60

    Menschenrechte sind diejenigen Grundfreiheiten, auf die man aufgrund der Tatsache, dass man ein Mensch ist, einen Anspruch hat.

    Unsere Grundrechte sind in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen verankert, die im Jahr 2008 60 Jahre alt wurde. Damals, 1948, als die Erklärung verfasst wurde, hätte man sich kaum vorstellen können, dass einmal der Klimawandel zu einer der größten Bedrohungen unserer Menschenrechte werden könnte.Schon jetzt werden unsere Möglichkeiten, diese Rechte zu genießen, durch die Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen, Dürren und das Ansteigen des Meeres-spiegels eingeschränkt.– Wenn du durch das Ansteigen des Meeresspiegels dein Haus verlierst, wird dein

    Recht auf Obdach verletzt.– Wenn deine Ernte durch Dürre vernichtet wird, wirst du deines Rechts auf Nahrung

    beraubt.– Wenn du durch Stürme und Hochwasser bedroht wirst, wird außerdem dein

    Recht auf Leben und Sicherheit der Person einer Gefahr ausgesetzt.

    Wir sind zu Recht entrüstet, wenn Staatsführer Bürgern ihre Rechte vor-enthalten.

    Durch den Klimawandel schaffen wir eine Welt, in der die Rechte ernsthaft bedroht sind. Doch sind wir entrüstet genug?

    kämpfen

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 15

    In Peru liegen 70 Prozent der Glets

    cher in den

    tropischen Anden. Doch sie verschw

    inden vor

    unseren Augen und mit ihnen die M

    enschen-

    rechte, die uns zustehen. Die Eiskap

    pe von

    Quelccaya, die größte auf der Welt,

    hat seit

    Anfang der 1970er Jahre 30 Proz

    ent ihrer

    Gletscherflächen verloren. Die örtlich

    en Land-

    wirte, die für die Bewässerung ihre

    r Felder

    auf Gletscherwasser angewiesen sind

    , werden

    bald drastische Produktionseinbußen

    hinneh-

    men müssen. Wasserknappheit ist e

    ine riesige

    Bedrohung unseres Menschenrechts

    auf einen

    angemessenen Lebensstandard.

    Karina Pilar Sandoval, Peru

    Stell dir vor – eine Welt, die uns nicht retten kann! Stell dir vor, nur noch Meer und kaum noch genug Land zum Leben;Stell dir vor, keine Wälder mehr, sondern sich endlos hinziehende Wüste;Stell dir vor, kein frisches Wasser, aber verseuchtes Wasser in Hülle und Fülle;Stell dir vor, keine schneebedeckten Berge, kein Wintersport;Stell dir vor, den Himmel, den Mond und die Sterne nicht sehen zu können;Stell dir vor, man muss mit einer Gasmaske herumlaufen;Stell dir vor, eine Welt ohne wilde Tiere, wo man nur Bilder und Filme hat;Stell dir die Welt vor durch die Augen eines KINDES –wenn das, was von der Welt zurückgeblieben ist, zu einem Fluch für die Lebenden wird

    von Pawan Alex, Indien

    Vinayak Sasitharan, Australien

    kämpfen

    Die Wetterverhältnisse in Ghana sind un-erträglich geworden. In der Nacht herrscht eine derartige Hitze, dass man kaum schlafen kann, und sintflutartige Regenfälle sind häufig. Der Regen kann Menschen umbringen und die Erzeugnisse und den Besitz der Bauern zerstören. Das er- schwert die Bemühungen, Armut und Hunger zu bekämpfen und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Klimawandel ist nicht bloß ein Umwelt-, sondern sehr wohl auch ein Menschenrechtsproblem.Michael Boampong, Ghana

    Als ich klein war, konnten wir Kinder noch an warmen Tagen in der Sonne spielen. Heute ist es im Sommer uner-

    träglich heiß geworden. Jeden Tag wird es um die 34°C heiß und um 17 Uhr ziehen Stürme auf, die den Abendhim-mel verdunkeln. Das extreme Wetter, das wir innerhalb von 24 Stunden durchmachen, ist eine Folge der globalen

    Erwärmung. Es beeinträchtigt unsere Menschenrechte, weil es unsere Gesund-heit und Sicherheit aufs Spiel setzt.Carolina Santiago, Malaysia

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 16

    Wir können künftige Generationen vor Rückschlägen im 21. Jahr-hundert und Katastrophenrisiken bewahren, wenn wir uns dafür entscheiden, heute zu handeln. Es gibt eine zeitliche Verzögerung zwischen unseren Handlungen heute und den Ergebnissen morgen – die Treibhausgase, die wir 2009 in die Erdatmosphäre blasen, werden auch 2109 und danach noch da sein.

    Selbst wenn wir unverzüglich handeln, um die Emissionen zu senken, werden sich unsere Bemühungen frühestens 2030 auf den Trend der Welttemperatur auswirken. Daher ist Eile geboten. Denn mit jedem Tag, an dem wir nicht handeln, vergrößert sich das Problem.

    Heute handeln, um morgen

    etwas z

    u bewirken

    Samara Tanaka, Brasilien • Konzept: Zelalen Mekomen, Äthiopien; Karina Pilar Sandoval, Peru

    INDUSTRIE-LÄNDER

    (müssen ihre Emissionen bis 2020 um 30 Prozent und bis

    2050 um 80 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990

    verringern)

    ENTWICKLUNGS-LÄNDER

    (mit einer großen Bandbreite in ihren Emissionsniveaus, müssen ihre Emissionen bis 2050 um 20 Prozent gegenüber dem Niveau

    von 1990 verringern)

    WELT (die Emissionen der Welt

    müssen bis 2050 um 50 Pro-zent verringert werden, damit Ende des 21. Jahrhunderts ein

    tragbares Emissionsniveau erreicht ist)

    „Der Klimawandel ist die große Herausforderung, vor der die Politik überall auf der Welt heute steht. Zukünftige Generationen werden uns danach beurteilen, wie wir auf diese Herausforderung reagiert haben.“

    Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 17

    Hier treffen wir unsere Entscheidung:

    Hoffnung oder Verzweiflung?

    Nafz Zaman Shuva, Bangladesch

    Maria Mercedes Toledo, Ecuador

    So steht es um die Welt. . .

    Wenn wir

    nichts

    andern. . ...

    Eine durchschnitt-liche Geschirr-spülmaschine in Europa produziert mehr CO

    2 in

    einem Jahr als drei Äthiopier.

    In Afrika südlich der Sahara sind über 80 Prozent der Bevölke-rung auf traditionelle Biomasse zum Kochen angewiesen.

    Eine Klimaanlage in Florida stößt im Durch-schnitt mehr CO

    2 in einem Jahr aus als jemand in Afghanistan im ganzen Leben.

    Wenn der Meeresspiegel um

    1 Meter steigt, müssen

    6 Millionen Menschen in

    Unterägypten ihr Land

    verlassen; 4.500 km2

    Ackerland werden überflutet

    werden.

    Der Inselstaat Tuvalu im Pazifik wird durch das Ansteigen des Meeresspiegels voraussichtlich im Verlauf des nächsten Jahrzehnts unbewohnbar werden.

    Es wird vorhergesagt

    , dass im Libanon

    durch einen Tempera

    turanstieg von 1,2°C

    die

    verfügbaren Wasservor

    räte um 15 Prozent

    abnehmen werden.

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 18

    DIE WELT MUSS MIT DEM PROBLEM DES KLIMAWANDELS AUF ZWEIERLEI ART UMGEHEN:

    Es gibt drei Grundlagen des Erfolgs

    Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass das P

    roblem noch schlimmer wird

    Wir müssen unseren Kurs wechseln, indem wir die Kohlendi-oxidemissionen senken, um gefährlichen Klimawandel zu ver-hindern. Das nennt man Klimaschutz.

    Wir müssen uns und unser Eigentum vor den Gefahren schützen, die vom Klimawandel ausgehen und zum Teil unvermeidbar sind. Das nennt man Anpassung an den Klimawandel.

    Ruth

    Sim

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    Durch Klimaschutz müssen wir die Art und Weise, wie wir Energie nutzen, ändern, um weiteren Schaden zu vermeiden, und durch Anpassung müssen wir uns vor dem Schaden schützen, den wir bereits angerichtet haben.

    Was bedeutet Klimaschutz?

    Inzwischen ist es zu spät, um gewisse nicht rückgängig zu machende Änderungen noch zu verhindern. Durch wirksame Klima-schutzstrategien werden wir in der Lage sein, in Zukunft Krisen zu vermeiden. Im Grunde bedeutet dies, dass die Welt ihre Kohlen-dioxidemissionen reduzieren und eine radikale Wende in der Energiepolitik vornehmen muss.

    EINEN PREIS FÜR CO2 BESTIMMENDurch Besteuerung sowie den Emissionsrechtehandel („cap and trade“) müssen wir einen Preis für Kohlendioxidemissionen festsetzen. Eine solche „Bepreisung“ der Treibhaus-gase muss die tatsächlichen sozialen Kosten widerspiegeln, die durch die Emissionen verursacht werden. ETWAS ÄNDERNWir müssen unseren Hunger auf fossile Brennstoffe zügeln und auf alternative Energiequellen mit geringem Kohlendioxidausstoß umstellen.

    INTERNATIONALE KOOPERATIONDie Länder müssen lernen, zu-sammenzuarbeiten. Denn Treib-hausgase kennen keine Grenzen.Die reichen Länder können und müssen beim Kampf gegen den Klimawandel eine Vorreiterrolle übernehmen.Ganz einfach: Sie müssen dringendst ihre Kohlendioxidemissionen so stark und so rasch wie möglich senken.

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 19

    Windturbine im Windpark Zafarana, Ägypten

    Zum Klimaschutz benötigt man Innovationen im Bereich Technik sowie einen raschen und breit angelegten Transfer und Einsatz ökologisch nachhaltiger Technologien.

    Die Stromerzeugung mit Windgeneratoren ist nachhaltig, weil Wind im Grunde eine unerschöpfliche (erneuerbare) Energiequelle ist. Zu den anderen erneuerbaren Energie-quellen gehören Wasserkraft und Sonnenenergie

    das P

    roblem noch schlimmer wird

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    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 20

    Unsere alten Gewohnheiten ändern – die Welt verändernUnsere Welt hat sich zu sehr angewöhnt, fossile Brennstoffe im Übermaß zu verbrauchen. Um unsere alten Gewohnheiten zu ändern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. Wir sind zu stark auf Energiesysteme angewiesen, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind – das muss sich ändern! Während wir einerseits Kohlendioxidemissionen zu verhindern versuchen, müssen wir uns andererseits auch für Technologien mit geringem CO2-Aus- stoß einsetzen. Dazu gehören vor allem sogenannte erneuerbare Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft oder geothermische Wärmepumpen sowie Elektroautos. Die Debatte über Atomen- ergie geht zwar weiter, doch auch dies ist ein Thema, über das intensiver diskutiert werden muss.

    Kalifornien in VorreiterrolleDie USA müssen sich noch zu festen Zielvorgaben für Emissionen verpflichten, doch während die Regierung in Washington, DC noch zögert, übernimmt der Staat Kalifornien die Initiative. Zu den Selbstverpflichtungen Kaliforniens gehören eine Obergrenze von Treibhausgasemissionen auf dem Niveau von 1990 bis zum Jahr 2020, die Senkung der Fahrzeugemissionen von Neuwagen um 30 Prozent bis zum Jahr 2016 und die Auszahlung von über 2,9 Milliarden US$ über einen Zeitraum von 10 Jahren, um die Aufstellung von Sonnenkollektoren zu fördern. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik von Kalifornien für andere Bundesstaaten der USA zum Anreiz wird, eine ähnliche Politik und ähnliche Standards zu übernehmen, um unsere zunehmende Energiekrise aufzufangen.

    von Dana Troy, USA

    Maßnahmen zum Klimaschutz

    Martin S

    anchez

    , Bolivi

    en

    Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass das Pr

    oblem noch schlimmer wirdWas ist eine CO2-Steuer?Eine Abgabe, die von einer Regierung für jede Einheit von ausgestoßenem CO2-Äquivalent erhoben wird. Die Erhebung einer CO2-Steuer führt dazu, dass es sich wirtschaft-lich lohnt, die Emissionen zu senken.

    Was ist „cap and trade“ oder auf Deutsch “Emissionsrechtehandel”? Es ist ein ausgehandeltes System zwischen einem Land oder einer Gruppe von Ländern. Diese legen eine Obergrenze für die Gesamtmenge von Kohlendioxid fest, die in einem bestimmten Zeitraum ausgestoßen werden darf. Diese Höchstmenge bezeichnet man als „cap“ (Deckel, Obergrenze). Sie wird in Zertifikate aufgeteilt, die an die Wirtschaft/Industrie verkauft oder ausgegeben werden. Wenn ein Betrieb die ihm zustehenden Zertifikate aufgebraucht hat, kann er anderen Betrieben, die ihr Emissionslimit unterschritten haben, Zertifikate abkaufen. Das nennt man „trade“ (Handel).

    Was ist der Mechanis-mus für umweltver-tragliche Entwicklung (Clean Development Mechanism - CDM)?Der Mechanismus für umwelt-verträgliche Entwicklung er-möglicht es den Industrielän-dern, die sich zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen ver-pflichtet haben, in Projekte zu investieren, die Emissionen in den Entwicklungsländern senken. Er stellt damit eine Alternative zur Reduzierung im eigenen Land dar, die mit höheren Kosten verbunden wäre. Dies ist eine Regelung gemäß dem Kyoto-Protokoll.

    ..

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 21

    Entwaldung

    Unsere Wälder sind unschätzbar wertvoll, weil sie CO2 auf natürliche Weise aufnehmen und speichern. Deshalb ist es auch so schlimm, dass man sie so rücksichtslos abholzt. Die Entwaldung ist für ca. 20 Prozent der globalen Kohlen-dioxidemissionen verantwortlich. Wenn man verhindert, dass Wälder zerstört werden, trägt man wirksam zur Ver-minderung der Neubildung von Treibhausgasen bei.

    Ziele festlegen

    Regierungen müssen unbedingt verbindliche Ziele für ihre Emissionen festlegen. Diese werden von Land zu Land unterschiedlich sein.

    Frankreich hat vor, seine Emissionen bis zum Jahr 2050 um 75 Prozent zu senken. Japan plant eine Senkung um 50 Prozent bis zum Jahr 2050. Die Vereinigten Staaten haben noch keine landesweit gültige, langfristige Zielvorgabe für ihre Emissionen aufgestellt.

    Internationale und regionale Vereinbarungen können nur einen Sinn haben, wenn nationale Zielvorgaben vorhan-den sind – und wenn die Länder auch tatsächlich ihre Zusagen einhalten. Gibt es in Deinem Land eine nationale Zielvorgabe für die Reduzierung der CO2-Emissionen? Wie sieht es mit der Umsetzung aus, ist man auf Kurs? Ist die Zielvorgabe verbindlich? Darüber kannst Du auch Deinen Volksvertreter auf örtlicher oder nationaler Ebene befra-gen.

    Peru besitzt 68 Millionen Hektar Tropenwald. Bis zum Jahr2006 gingen in dem Land täglich bis zu 17,6 ha Wald verloren. Durch die Entwaldung sind einheimischen Be-völkerungsgruppen wie den Shipibos wichtige Tierarten und Heilpflanzen verloren gegangen. Die Shipibos haben immer im Einklang mit ihrer Umwelt gelebt und eine entscheidende Rolle für den Naturschutz gespielt. Heute greifen wir brutal in ihren Lebensraum ein und zwingen sie dazu, in bevölkerte Gebiete umzusiedeln. Es liegt in unserer Hand, diesen Teufelskreis zu stoppen – wir dürfen nicht zulassen, dass der Amazonas seiner Seele beraubt wird!

    Anna Juchnowicz, Polen

    Martin S

    anchez

    , Bolivi

    en

    Vida Morkunas, USA

    Samantha Lyn Black, USA

    das Pr

    oblem noch schlimmer wird

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 22

    Was ist Anpassung?Bei Anpassung geht es darum, Menschen dazu zu befähigen, mit den Risiken umzugehen, die der Klimawandel mit sich bringt. Es geht darum, dass man in grundlegende Infrastruktur investiert und in Programme, die uns vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen sollen.

    Wer ist betroffen?Im Endeffekt wird jedes Land betroffen sein und sich an den Klimawandel anpassen müssen.

    Das Wort „Anpassung“ hat in unterschiedlichen Ländern unter- schiedliche Bedeutungen. In den reichen Ländern passen sich die Regierungen an, indem sie ausgeklügelte technische Schutzanlagen errichten. In den ärmeren Ländern hingegen ist die Anpassung schwieriger, weil keine ausreichenden Ressourcen vorhanden sind. Für manche Menschen bedeutet es vielleicht nur, dass sie schwimmen lernen müssen, um ein

    Hochwasser oder einen Sturm überleben zu können. Leider können sich diejenigen, die wirksame Schutzmaßnahmen

    am nötigsten hätten, diese am wenigsten leisten.

    • Informationen eine wirksame Planung

    ermöglichen

    • Infrastruktur vor den Auswirkungen des

    Klimawandels schützen

    • Versicherung soziale Risiken auffangen

    und die Armut reduzieren

    • Institutionen den Katastrophenschutz

    gewährleisten

    Wie passen wir uns an?Eine erfolgreiche Anpassungsplanung beinhaltet folgende Maßnahmen:

    Die Anpassungspläne in vielen Entwicklungsländern sind unzureichend: „Die vorhandenen Hilfsmöglichkeiten lassen sich damit vergleichen, als

    würde man versuchen, eine Überschwemmung mit einem Schwamm aufzuwischen.“ Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 167

    Anpassung heißt mit dem K

    limawandel leben lernen

    4 x An-passung

    Was haben die Stadt New York, das Ganges-Delta in Indien und Bangladesch gemeinsam? Durch das Ansteigen des Meeres-spiegels sind alle drei einem erhöhten Überschwemmungsrisiko ausgesetzt, doch sie sind unterschiedlich darauf vorbereitet. Die New Yorker können sich Schutzbauwerke leisten und rasch auf neue Bedrohungen reagieren. Im Gegensatz dazu sind die Bewohner des Ganges-Deltas, die kaum zur Verursachung des Problems beigetragen haben, den Gefahren fast schutzlos ausgeliefert. Im HDR wird geschätzt, dass bis 2015 Investitionen der Industrieländer in einer Gesamthöhe von 86 Milliarden US$ pro Jahr benötigt werden, damit sich alle Länder ausreichend anpassen können.

    Mit freundlicher Genehmigung von KeSEMaT

    In Indonesien werden als Anpassungsmaßnahme Mangroven angepflanzt, um sich vor Sturm-fluten infolge des Klimawandels zu schützen.

    „Untergehen oder schwimmen sind die Alter-

    nativen für die Armen der Welt - sie angesichts der Bedrohung

    durch den Klimawandel ihrem Schicksal zu überlassen, ist

    moralisch verwerflich …. Wir bewegen uns immer mehr auf eine

    Welt der Anpassungs-Apartheid zu.“

    Desmond Tutu, früherer Erzbischof von Kapstadt

    und Friedensnobelpreisträger

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 23

    Klima

    wandel leben lernen

    „Auf das Beste hoffen – und sich dafür einsetzen –, aber auf das

    Schlimmste vorbereitet sein, das hat sich als Leitsatz der Anpassungsplanung bewährt.“

    Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 198

    Casp

    er S

    upa,

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    omon

    en

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 24

    HAITIIm nationalen Anpassung-

    splan wird geschätzt, dass für Investitionen in Projekte zur

    Verhinderung von Wasserknapp-heit, Hochwassergefahr und

    Bodenerosion ein Budget von 11 Millionen US$ benötigt

    wird.

    ÄTHIOPIENDas Produktivitäts-Sicherungs-

    programm des Landes (Productivity Safety Net Programme - PSNP) bietet

    etwa 5 Millionen Menschen garantierte Beschäftigung für fünf Tage im Monat als Gegenleistung für Geld oder Nahrungs-mittel. 4 US$ monatlich genügen, um

    die Grundversorgung spürbar zu verbessern und die Auswirkun-

    gen von Klimaschocks ab-zumildern.

    ECUADORDie Bauern bauen hier tra-

    ditionelle Rückhaltebecken in U-Form, sogenannte albarradas,

    um in niederschlagsreicherenJahren Wasser aufzufangen, das

    in Dürrejahren wieder in das Bewässerungssystem ein-

    gespeist wird.

    USAKalifornien hat ein ausge-

    dehntes System von Wasser-speichern und Transportkanälen

    aufgebaut, damit Trockenge- biete ständig mit Wasser

    versorgt werden können.

    GROSS-BRITANNIEN

    Die britische Umweltbehörde hat gefordert, 8 Milliarden US$ für die Verstärkung der Flutsperre an der

    Themse bereitzustellen. Derzeit wer-den rund 1,2 Milliarden US$ im Jahr

    für das Hochwassermanagement und die Bekämpfung der

    Küstenerosion ausge- geben.

    Anpassung heißt mit dem K

    limawandel leben lernen

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 25

    NIEDERLANDEFür den Hochwasserschutz

    wurden Haushaltsmittel in Höhe von 3 Milliarden US$ zur Verfügung

    gestellt. Im Dorf Maasbommel wurden 37 Häuser gebaut, die auf dem Wasser

    schwimmen können. Sie sind an großen Stahlpfählen im Flussbett

    verankert und verhalten sich bei Hochwasser wie

    Boote.

    DAS MEKONG-DELTA

    IN VIETNAMZum Schutz vor Hochwasser und

    Sturmfluten werden Erddeiche an-gelegt und Mangroven gepflanzt. Gefährdete Dorfgemeinschaften

    erhalten Schwimmunterricht und Schwimm-

    westen.

    JAPANDie japanische Regierung

    hat Pläne entwickelt, um ange-sichts des steigenden Meeres-

    spiegels einen wirksameren Schutz zu bieten. Die Um- setzung wird schätzungs- weise 93 Milliarden US$

    kosten.

    INDIENIn den Dörfern des Ganges-Delta bauen Frauen erhöhte

    Bambus-Plattformen, sogenann-te machan, die während der

    Monsun-Überschwemmungen als Zuflucht dienen.

    SRI LANKALandwirte experimentieren

    mit neuen Reissorten, die auch Salzwasser vertragen können

    oder mit wenig Wasser zu-rechtkommen.

    NEPALDie Bewohner hochwasser-

    gefährdeter Gebiete bauen Früh-warnsysteme – wie zum Beispiel erhöhte Wachtürme – und ver- stärken Uferböschungen, um

    Gletscherseen daran zu hindern, über die Ufer

    zu treten.

    Klimaw

    andel leben lernen

    ABER DAS REICHT NICHT AUS!

    So passen sich Lander auf

    der ganzen Welt an

    ..

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 26

    Die UN ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn einige Länder weiterhin immer größere Mengen fossiler Brennstoffe verbrennen, entsteht denen, die sich zurückhalten – und es sich etwas kosten lassen, ihre Emissionen zu verringern – ein enormer wirtschaftlicher Nachteil. Es müssen für alle die gleichen Regeln

    gelten – und nur die UN können dies gewährleisten. Deshalb tragen wir alle Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere nationalen Vertreter verbindliche Vereinbarungen auf UN-Ebene ratifizieren – und dass sie ihre Zusagen auch einhalten.

    Wir müssen zusammenhalten

    So kann sich unser Einfluss ausweiten

    JUGEND-LICHE

    ÖRTLICHE VERTRETER

    NATIONALE VERTRETER

    REGIERUNG VEREINTE NATIONEN

    Martin Sanchez, Bolivien

    Ich glaube, dass der Klimawandel genau die Art von globaler Herausforde-rung ist, die am ehesten von den Vereinten Nationen angegangen werden kann. Um den Klimawandel in Angriff zu nehmen, müssen wir auf zwei Fronten vorgehen. Erstens muss die Welt dringend mehr unternehmen, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Die zweite globale Notwendigkeit ist Anpassung. Wir brauchen außerdem einen größeren Anstoß, um neue Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels zu entwickeln, um bereits vorhandene erneuerbare Technologien wirtschaftlich nutzbar zu machen und um dazu beizutragen, dass sich diese Technologien rasch verbreiten.

    Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär

    Die Vereinten Nationen (UN) wurden 1945 gegrün-det, als Reaktion auf „die Geißel des Krieges“ von der die Welt zweimal in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heimgesucht worden war. Die UN hat daraufhin die Allgemeine Er- klärung der Menschenrechte verfasst. Es ist ihr gelungen, dafür die Zustimmung aller Regierungen zu bekommen. Sie ist daher eine entscheidende Kraft im Kampf um den Schutz die- ser Rechte, die durch den Klima-wandel gefährdet sind.

    Was können die UN für uns tun?Schon der Name „Vereinte Nationen“ macht deutlich, was der Auftrag der UN ist: die Nationen der Welt zu vereinigen. Doch die UN können nur so stark sein wie die Bereitschaft ihrer Mitgliedstaaten, sich vereinigen zu lassen. Jede einzelne Nation wird von ihrer Regierung gesteuert, und die Regierungen wer-den wiederum von uns, den Bürgern, gesteuert!Der Druck, den wir, die jungen Menschen dieser Welt, auf unsere Volksver-treter auf örtlicher und natio- naler Ebene ausüben, erreichtletztendlich auch die interna-tionale Ebene und steuert die Handlungsweise der UN. In Bezug auf den Klimawandel müssen wir un- bedingt die Macht der UN stärken, um ein gemeinsames und einheitliches Vor- gehen gegen diese weltweite Bedrohung zu ermöglichen, die uns alle etwas an- geht! Wir müssen zusammenhalten, oder wir gehen gemeinsam unter.

    Die verantwortung der Einzelstaaten

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 27

    Der Klimawandel gilt als die derzeit größte Bedrohung der Menschheit. Als junge Weltbürger haben wir die verantwortung, zu fragen:

    „Haben die vereinten Nationen genug unternommen?“

    Nächster Halt

    : Kopenhagen,

    Dezember 200

    9.

    In Kopenhage

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    tiefgreifenden

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    Abkommen im

    Jahr 2012 auslä

    uft.

    Zu der Konfer

    enz werden ho

    chrangige Teil

    nehmer aus 18

    9 Ländern

    erwartet. Wen

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    ftlern geht, m

    üssten sie

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    schließen, die

    Kohlendioxid

    emissionen bi

    s 2020 um

    25 Prozent und

    bis 2050 um 5

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    enken. Unsere

    Aufgabe

    ist es, den Poli

    tikern klarzum

    achen, dass w

    ir sie nur dann

    wieder-

    wählen, wenn

    sie diese Verpfl

    ichtung tatsäch

    lich eingehen.

    Durchbruch auf Bali:

    Im Dezember 2007 kamen die Vertreter von 180 Ländern auf der

    UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali zusammen.

    Nach längerem Hin und Her stimmten selbst die USA dem sogenann-

    ten „Fahrplan von Bali“ zu – erstmals waren sich alle mächtigen Länder

    der Welt einig, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem darstellt,

    dessen sich die Weltgemeinschaft vorrangig annehmen muss. Kritiker

    verweisen mit Recht darauf, dass immer noch keine verbindlichen

    Emissionsziele vereinbart wurden. Doch ein Anfang ist gemacht – und

    der Fahrplan zeigt uns immerhin, wo die Fahrt hingehen soll, wenn

    wir irgendwann mal ans Ziel kommen wollen.

    Kyoto-Protokoll:

    Dieses von der UN vermittelte Abkommen, das im

    Dezember 1997 von vielen Staaten unterzeichnet wurde,

    ist ein erster Schritt hin zu gemeinsamen Maßnahmen gegen

    den Klimawandel. In ihm werden verbindliche Zielvorgaben

    aufgestellt, damit die Treibhausgasemissionen bis 2012 auf ein

    Niveau gesenkt werden können, das 5 Prozent unter dem Stand

    von 1990 liegt. Die Wissenschaftler sind sich aber inzwischen einig,

    dass dieses 5-Prozent-Ziel viel zu niedrig gegriffen ist. Außerdem

    haben etliche Länder, darunter auch die USA, das Abkommen nie

    in staatliches Recht überführt (ratifiziert), und es zeichnet

    sich deutlich ab, dass viele Länder noch nicht einmal dieses

    bescheidene Ziel erreichen werden.

    Suzy

    Boud

    en, G

    roßb

    ritan

    nien

    „Ich hatte das Glück, bei der UN-Klimakonferenz auf Bali mit 200 engagierten Jugenddelegierten aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Dabei erlebte ich aus erster Hand, wie wir als junge Menschen für unsere Interessen einstehen können. Wir können durchaus Einfluss im Kampf gegen den Klimawandel nehmen, indem wir Rechenschaft von unseren Regierungen fordern und sowohl un- sere Altersgenossen als auch die breite Öffentlich- keit aufklären.“

    Adam MacIsaac, Kanada

    Was mach

    en die UN

    überhaup

    t?

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 28

    MÖGLICHKEIT 1 NICHTS TUN = Krieg

    SCHRITTE, DIE UNS IN GEFÄHR-

    LICHE KONFLIKT-SITUATIONEN

    FÜHREN

    Der Zorn der NaturWieso immer kämpfen? Wieso immer Krieg?Können wir denn nicht mehr friedlich zusammenleben?Der Klimawandel treibt Wellen der Zerstörung vor sich her,Die geballte Wucht von Hurrikan KatrinaEntfachte Gewalt und Hass in den Herzen der Menschen.

    „Alle Macht dem Volk“ skandieren die Demonstranten,Doch ihre Stimmen verhallen in einem leeren Tunnel.Die Zeit ist gekommen, dass die Böswilligen unterliegen,Und die Erdenmenschen wieder neu erwachen.

    Die Jagd nach dem gelben Kuchen: Ein trügerisches AbenteuerMit Helden, die sich in einem Kampf verausgaben, den sie gar nicht verstehenZuhause an der Front bricht Gottes Zorn über die Menschen hereinDie für die Sünden ihrer Herren büßen müssen.

    Doch darin liegt die Hoffnung,Die Menschen sind des Kämpfens überdrüssigErschöpft von Klimawandel und Konflikt Alle stimmen ein in das Lied von einer besseren Zukunft.

    von Vaakesan Guruparan, Australien

    Die Eiskappen des tibetischen Hochlands werden verschwinden. Dadurch werden die großen Fluss-becken Südostasiens austrocknen und eine Milliarde Menschen dazu gezwungen sein, in den Norden, nach Sibirien, zu ziehen, wo es Wasser gibt.

    Das Abschmelzen des Eises in den Hochgebirgen Nordamerikas könnte Millionen auf der Suche nach Wasser nordwärts treiben, nach Kanada. Und wenn der Eispanzer schmilzt, der über der Antarktis und Grönland liegt, wird der Meeresspiegel um 7 Meter steigen. 330 Millionen Menschen müssten sich eine neue Heimat suchen.

    Werden die betroffenen Länder einfach ihre Grenzen öffnen und Neuankömmlinge bereitwillig in ihr Land lassen? Die Geschichte lehrt, dass das eher unwahr-scheinlich ist.

    Kohlendioxid- emissionen, die keinen

    Beschränkungen unter- liegen und keinen

    Preis kosten

    Was passiert, wenn wir einen katastrophalen Klimawandel nicht verhindern:

    Lara Elena Ramos Simielli, Brasilien

    Zukunftsperspektiven für die Jugend:

    Bei 2ºC

    bleiben uns nur 2 Möglichkeiten

    Steigende Temperaturen auf der ganzen

    Welt

    Abschmelzen des Eises der Polkap-

    pen und Hochgebirge, Ansteigen des Meeres-

    spiegels, Überflutung von Küstengebieten, Austrock-nung von Flüssen, extreme

    Klimaereignisse aller erdenklichen Art

    Zunehmende Knapp-heit der Ressourcen wie Nahrungsmittel, Treib- und Brennstoffe, Grund

    und Boden

    Zwangsmigra-tion: Hungernde und durstende Menschen

    fallen in Gebiete ein, wo es noch Wasser und Ackerland gibt; weltweiter Krieg um

    die Ressourcen und das Überleben

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 29

    Namen wie Hitler, Stalin und Pol Pot sind für uns Synonyme für das Böse und den Tod von Millionen. Doch im Vergleich zu dem Massenmord, den manche sogenannte liberale Regierungen in Europa und Nordamerika heutzutage durch ihre Untätigkeit angesichts des Klimawandels heraufbeschwören, waren Hitler, Stalin und die Anderen blutige Anfänger: Nichts gegen den Klimawandel zu tun, könnte nämlich Milliarden Menschen den Tod bringen.“

    David Woollcombe, Vorsitzender von Peace Child International

    Migration als Folge des Klimawandels ist keine reine Zukunfts-vision mehr, sondern für manche Menschen bereits harte Wirk-lichkeit. Schon heute produziert der Klimawandel Flüchtlinge: Sie müssen Gegenden verlassen, die nicht mehr bewohnbar sind.

    Kleine Inselstaaten sind besonders gefährdet: 1.500 Bewohner von Carteret Island, einem Atoll in der Autonomen Region Bou-gainville von Papua-Neuguinea, haben damit begonnen, ihre

    Von Pip Starr. Mit freundlicher Genehmigung von FoE Australien: www.foe.org.au

    „Wenn man eine Gesellschaft befähigt, mit Konflikten um-zugehen, entwickelt sich auch ihre Fähigkeit, sich an den Kli-mawandel anzupassen. Auch wenn die Aufgaben einander nicht zu ähneln scheinen – im Endeffekt braucht man diesel-ben Fähigkeiten …“

    Jan Smith, Janani Vivekananda, International Alert

    Klimabedingte Migration ist für kleine Inselstaaten heute schon Realität

    Heimat auf Dauer zu verlassen. Der Meeresspiegel rund um das Atoll ist in den letzten 20 Jahren um 10 cm gestiegen.

    Derweil wird der Inselstaat Tuvalu im Pazifik durch das Ansteigen des Meeresspiegels voraussichtlich im Verlauf des nächsten Jahrzehnts unbewohnbar werden. Auch bei anderen Inseln ist damit zu rechnen, dass sie überflutet werden. In Kiribati und Vanuatu mussten Menschen schon in höheres Gelände ziehen, weil der Meeresspiegel gestiegen ist.

    Bei 2ºC

    bleiben uns nur 2 Möglichkeiten

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 30

    Guten Morgen,

    schÖne Welt!Als ich heute aufwachte, fühlte ich mich gut, ich war total glücklich!Ich schaute aus dem Fenster und bemerkte etwas sehr Schönes:Die Bäume waren voller Blüten und FrüchteDie Luft war sauber, ganz unverseucht. Das Wasser war kristallklar.Mein Hinterhof war nicht verdreckt und der Müll wurde getrennt und wiederverwertet.Das Abwasser wurde nicht in die Flüsse geleitet, sondern geklärt und in Gas umgewandelt; nichts wurde mehr verschmutzt.Die Vögel vergnügten sich im Wald. Die Tiere freuten sich über die saftig grünen Weiden.Ich erkannte, dass die Welt völlig verändert war. Ich schaute in mein Haus hinein und sah meine Familie, wie sie um den Tisch versammelt war. Alle tranken heißen Tee und unterhielten sich über angenehme Dinge. Meine Brüder spielten unbekümmert, denn sie wussten, dass die Welt gut ist.Im Fernsehen gab man das Ende der Erderwärmung bekannt.Gewalt, die einmal das größte Problem auf der Welt war, gab es nicht mehr.Nahrung war nicht verseucht und wir erfreuten uns besserer Gesundheit.Alle hatten einen Arbeitsplatz.Es gab keine Reichen und keine Armen,weder Korruption noch Rassenvorurteile.Die Menschen lebten in Frieden und alle Kriege waren vorbei.In dem Moment wurde mir klar, dass ich geträumt hatte, und ich wachte auf. Ich hatte Angst und meine Mama rief nach mir.Die Realität heute sieht anders aus als in meinem Traum. Aber heute müssen wir mehr tun, damit die Wirklichkeit morgen so wird, wie wir sie uns jetzt erträumen!

    Jonathan, São José do Rio Preto (SP), Brasilien

    Möglichkeit 2 ETWAS TUN = Ein Zeitalter ohne CO2-Ausstoß!

    Eine rosige Zukunft ist in greifbarer Nähe! Warum findet sie dann nicht statt?1) Aufgrund der Kosten – auch wenn wir dieses Argument nicht wirklich akzeptieren können. In dem Solarplan, der im Januar 2008 in der Zeitschrift Scientifc American erschien, wurden die Kosten für eine Umwandlung der USA in eine auf Sonnenener-gie und Wasserstoff beruhende Volkswirtschaft mit landesweiter Stromversorgung per Hochspannungs-Gleichstrom (HVDC) auf 420 Milliarden US$ über einen Zeitraum von 40 Jahren beziffert. Das ist gerade einmal ein Fünftel der Summe, die in nur 5 Jahren für den Irakkrieg ausgegeben wurde.

    2) Mehr Forschung ist nötig – Energie, Geldmittel und der politische Wille müssen in diese Richtung gelenkt werden.

    3) Wir schreien nicht laut genug, dass unsere Regierungen sich veranlasst sehen, etwas zu tun!

    Wir können eine Welt erschaffen, wie Jonathan sie sich in seinem Traum ausgemalt hat. Dazu müssen wir heute schon in eine Zukunft ohne CO2-Ausstoß investieren.

    In einer Welt ohne CO2-Ausstoß würde es diese Dinge geben:- riesige Windfarmen draußen auf dem Meer.- Sonnenkraftwerke, die Tausende von Quadratkilome-

    tern bedecken.- Druckluftspeicheranlagen in stillgelegten Bergwerken

    und unterirdischen Höhlensystemen.- ein Hochspannungs-Gleichstrom-Netz (HVDC) für die

    Stromübertragung.- Geothermik-Wärmepumpen und Sonnenkollektoren

    auf jedem Haus.- mit Wasserstoff betriebene Flugzeuge.- Elektroautos und -lastwagen.

    Youn

    es D

    okka

    ni, Ma

    rokko

    „Du musst selber zu der Veränderung

    werden, die Du in der Welt sehen willst“

    Mahatma Gandhi

    „Die Bekämpfung des Klimawandels verlangt von uns, dass wir die Wirtschaft nach ökolo-gischen Notwendigkeiten ausrichten. Die inter- nationale Zusammenarbeit in ihrem gegen-wärtigen Zustand ist für diese Aufgabe nicht gewappnet. Vorrangig benötigt die Welt ein verbindliches völkerrechtliches Abkommen, da- mit die Treibhausgasemissionen auf lange Sicht gesenkt werden können…“

    Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 16

    Zukunftsperspektiven für die Jugend:

    Bei 2ºC

    bleiben uns nur 2 Möglichkeiten

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 31

    „Du musst selber zu der Veränderung

    werden, die Du in der Welt sehen willst“

    Mahatma Gandhi

    Von globalen Problemen zu individuellen Lösungen

    Vor öffentlichen Erfolgen kommen

    immer erst die privaten

    Stephen R. Covey

    Die einfachen Dinge

    Dan

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    Gia

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    rgen

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    n

    Beim Einkaufen…- Nimm Deine eigenen Stoff-, Leinen- oder Jutetaschen

    mit. Finger weg von Plastiktüten!- Kauf nur Lebensmittel, die auf jeden Fall gegessen werden!

    Jedes Jahr werden in Großbritannien 6,7 Millionen Ton-nen Lebensmittel in den Müll geworfen. Die meisten da-von landen auf Mülldeponien, wo sie verfaulen und das gefährliche Treibhausgas Methan freisetzen.

    - Kauf im Dritte-Welt-Laden oder Second-Hand-Shop ein und spende selber Deine alten Kleider, CDs, Bücher usw.

    - Nutze Webseiten wie www.kostenlos-tauschen.com, www.tauschticket.de, über die Du alle möglichen Sachen kostenlos mit Anderen tauschen kannst, oder www.creadoo.com, wo es viele Anregungen gibt, wie man alte Sachen sinnvoll verwenden kann.

    In der Schule oder an der Uni…- Fahr mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

    Radfahren ist so ziemlich die grünste Fortbewegungsart – Fahrräder sind die energieeffizientesten Fahrzeuge, die es gibt!

    - Benutze Papier grundsätzlich immer beidseitig, z. B. Notizen vom Unterricht, und ermuntere Andere zum Nachmachen, z. B. indem Du einen Hinweiszettel an den Kopierer hängst.

    - Nimm immer Deine eigene Tee- oder Kaffeetasse mit, damit Du keine Styropor-, Plastik- oder Pappbecher be-nutzen musst.

    Was kannst Du tun?

    Man fühlt sich leicht wie David, der gegen Goliath kämpft, oder wie der Igel, der sich mit dem Hasen ein Rennen liefert, wenn wir darüber nachdenken, was wir als Einzelne tun können, um das Problem des Klimawandels anzugehen. Aber wir sollten Mut fassen und uns daran erinnern, wer aus diesen berühmten Wettkämpfen als

    Sieger hervorgegangen ist…

    Eine Unmenge wissenschaftlicher Fakten und das ständige Gere-

    de von apokalyptischen Fol- gen können uns die Lust an diesem Thema verderben. Doch wir sollten uns in Er- innerung führen, dass dasuralte chinesische Schrift-zeichen für „Krise“ aus zwei

    Zeichen zusammengesetzt ist – dem für Gefahr und dem

    für Chance. Wir dürfen die Gefahr nicht außer Acht lassen,

    aber wir sollten auch die Chance ergreifen, etwas zu tun!

    Reden wir erst einmal über die kleinen Dinge, die Du schon JETZT tun kannst, sobald Du dieses Heft aus der Hand legst…

    Daheim…- Mach ein Schild an den Briefkasten: Bitte keine Werbung!- Recyceln, recyceln, recyceln: Glasflaschen, Dosen, Kartons,

    Pappe, Papier, CDs, Batterien, Briefumschläge, Zeitungen, Zeitschriften, Telefonbücher, Kataloge, Korken, Kunststoffe, Aluminium…

    - Schalte Fernseher, Computer und Ladegerät immer ganz aus, statt sie im Stand-by laufen zu lassen.

    - Repariere und flicke Deine Sachen soviel es geht, bevor Du sie wegwirfst.

    - Benutze Energiesparlampen. - Lege im Garten einen Komposthaufen an.

    Bei 2ºC

    bleiben uns nur 2 Möglichkeiten

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • IF G

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    rgen

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    verbessere die Ökobilanz Eures HausesRed‘ mal mit Deinen Eltern, wie energieeffizient Euer Haus eigentlich ist. Sind Fenster, Türen und Wände ausreichend wärmegedämmt? Könntet Ihr einen Teil Eures Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken, z.B. über Sonnenkollektoren oder eine Erdwärmepumpe? Erdwärme (Geothermik) kann man prima zum Heizen und zur Warmwasserbereitung nutzen. Schon bei einer kleinen Anlage für ein Einfamilienhaus werden jedes Jahr 7 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Erdatmosphäre geblasen.

    Betreibe Werbung für Einspeise- vergütungen!Mach Deiner Regierung Druck, damit eine brauchbare Einspei- severgütung eingeführt wird. Einspeisevergütungen sind eine einfache, kostengünstige und wirksame Methode, um die Ent-wicklung und Nutzung erneuerbarer Energieformen zu fördern. Es funktioniert eigentlich ganz einfach: Die Regierung schafft einen Anreiz für die Bürger, damit sie erneuerbare Energie für den Eigenbedarf erzeugen, z.B. mit Sonnenenergie oder Windkraft. Die Energie, die man selber nicht benötigt, darf man dann in das Stromnetz einspeisen und bekommt Geld dafür. Deutschland ist in diesem Bereich weltweit führend. Schon 2005 wurden dort 10,2 Prozent der Elektrizität aus erneuerbare Quellen gewonnen, 70 Prozent davon über Einspeisevergütungen. Das bedeutet 52 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid bis zum Jahr 2010 – nicht schlecht, oder?

    X = KOHLENDIOXIDMENGE PRO JAHR, DIE WIR UNS LEISTEN KÖNNEN AUSZUSTOSSEN

    Y MILLIARDEN = DIE WELTBEVÖLKERUNG

    FOLGLICH

    X/Y = DEINE PERSÖNLICHE CO2-QUOTEIst das eine gute Idee? Und würde es funktionieren?

    Langsam wird es schwerer… Auch kleine Veränderungen sind wichtig. Doch das

    Ausmaß des Problems bedeutet, dass wir auch einige radikale und vielleicht nicht so angenehme Veränderungen

    in unserem Lebensstil machen müssen. Schließlich hat alles seinen Preis.

    Miss Deinen Fußabdruck Deinen individuellen CO2-Fußabdruck zu berechnen ist die beste

    Methode, Deinen eigenen Beitrag zum Klimawandel einzuschätzen. Im Internet gibt es alle möglichen Rechner. Empfehlenswert ist der

    von Greenpeace: www.greenpeace.klima-aktiv.com

    Überleg Dir Deine eigene CO2-Quote Wie würdest Du wohl überleben, wenn Du jedes Jahr nur eine be-stimmte Menge von Kohlendioxidemissionen verursachen dürft-est? Viele Menschen in Bangladesch oder in Afrika südlich der Sa-hara würden das vorgegebene Limit wohl nie erreichen, während

    die meisten Europäer und Nordamerikaner ständig darüber liegen würden – immerhin produziert der Durchschnitts-

    Nordamerikaner über 100-mal mehr Kohlendioxidausstoß als Afrikaner es durchschnittlich tun.

    SO WÜRDE EINE CO2-QUOTE FUNKTIONIEREN:

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

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    Langsam wird es schwerer… Auch kleine Veränderungen sind wichtig. Doch das

    Ausmaß des Problems bedeutet, dass wir auch einige radikale und vielleicht nicht so angenehme Veränderungen

    in unserem Lebensstil machen müssen. Schließlich hat alles seinen Preis.

    Miss Deinen Fußabdruck Deinen individuellen CO2-Fußabdruck zu berechnen ist die beste

    Methode, Deinen eigenen Beitrag zum Klimawandel einzuschätzen. Im Internet gibt es alle möglichen Rechner. Empfehlenswert ist der

    von Greenpeace: www.greenpeace.klima-aktiv.com

    Überleg Dir Deine eigene CO2-Quote Wie würdest Du wohl überleben, wenn Du jedes Jahr nur eine be-stimmte Menge von Kohlendioxidemissionen verursachen dürft-est? Viele Menschen in Bangladesch oder in Afrika südlich der Sa-hara würden das vorgegebene Limit wohl nie erreichen, während

    die meisten Europäer und Nordamerikaner ständig darüber liegen würden – immerhin produziert der Durchschnitts-

    Nordamerikaner über 100-mal mehr Kohlendioxidausstoß als Afrikaner es durchschnittlich tun.

    SO WÜRDE EINE CO2-QUOTE FUNKTIONIEREN:

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    Als ich zum ersten Mal hörte, dass die britische Regierung

    Pläne für eine neue, dritte Start- und Landebahn am Londoner Großflughafen Heathrow hatte, war ich einfach nur empört.Den Bau einer neuen Start- und Landebahn halte ich für einen Riesen-schritt rückwärts. Meine Nationalität spielt dabei keine Rolle – denn das Kohlendioxid, das bei den Flügen von und nach Heathrow ausgestoßen wird, bleibt ja nicht über England hängen. CO2 kennt keine Grenzen.

    Was nützt es, wenn wir als Einzelne versuchen, einen nachhaltigen Lebensstil zu praktizieren, aber unsere Regierungen uns immer weiter auf einen gefährlichen Klimawandel zusteuern lassen?Deshalb war es mir auch so wichtig, bei dem Protestmarsch dabei zu sein, dessen Teilnehmer das größte „NO“ der Welt formten. No - Nein zur Startbahn, Nein zum Klimawandel und Nein zu einer Regierung, die uns unserer Zukunft beraubt.

    DIE BOTSCHAFT NACH ENGLAND TRAGENFo

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    „SustainUS“ ist eine Gruppe junger Leute, die sich für eine nach-haltige Entwicklung und die Stärkung des Mitspracherechts junger Leute in den USA einsetzen. Vor dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD), der 2002 in Johannesburg stattfand, schob sich die Gruppe mit ihrer „Wett“-Aktion ins Blickfeld der Medien. Sie wetteten mit dem damaligen US-Präsident George W. Bush, dass es ihnen gelingen würde, durch Selbstverpflichtungen von Jugendlichen 20.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Wenn sie es schafften, würden sie Bush dazu auffordern, zusammen mit einer Gruppe von 5 jungen Menschen den WSSD zu besuchen. Für den Fall, dass sie die Wette verlieren, boten sie an, Bush oder ein beliebiges Mitglied seines Kabinetts eine Woche lang kostenlos in einer Fahrradrikscha überall hin zu kutschieren.SustainUS hat die Wette gewonnen – über 20.000 Tonnen Kohlen-dioxidemissionen konnten durch die Jugendlichen eingespart werden. Trotzdem ließ sich Bush nicht dazu bewegen, am WSSD-Gipfel teilzunehmen.

    Ich bin Vorsitzender der „Bangladesh Association of Young Researchers“ (BAYR), der einzigen landesweiten Forschungs- und Entwicklungsorganisation für Jugendliche in Bangladesch.Junge Leute spielen eine entscheidende Rolle bei der Infor-mation und Aufklärung der Bevölkerung über den Klima-wandel. Viele Bangladeschis wissen einfach nicht, dass ihr Elend etwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnte, der von Menschen gemacht ist. Sie verfügen außerdem über keine Informationen darüber, wie sie sich vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen können. In Anbetracht dessen haben wir eine Reihe von Klimawandelprojekten organisiert. Dazu zählen das Environment Friendly Programme 2008 in Zusammenarbeit mit Green Earth Bangladesch sowie „Act Now“ (Jetzt Handeln), eine landesweite Initiative, die Jugendliche in Fragen des Klimaschutzes schult.

    Den Druck auf die US-Regierung aufrechterhalten

    Nafiz Zaman Shuva, Bangladesch

    www.sustainus.orgUSA

    Basisarbeit in Bangladesch

    In Delhi über die Zukunft debattierenAm 28. Mai 2008 trafen sich in Delhi 150 Jugendliche, junge Berufstätige und Beobachter verschiedener Nicht-Regierungsorganisationen zum ersten Jugend-Klimagipfel (Delhi Youth Summit on Climate - DYSoC). Auf dieser Ver-anstaltung sollte die Zukunft der Stadt Delhi angesichts der durch den Klimawandel drohenden Gefahr diskutiert und debattiert werden.Es wurde über eine Vielfalt von Themen wie Wasserver-sorgung, Abfallentsorgung, Energie und Verkehr beraten. Lösungsvorschläge, die junge Leute eingebracht haben, wurden in einer Erklärung, der Delhi Youth Charter on Climate (herunterladbar unter: http://whatswiththeclimate.org), zusammengestellt.

    von Virginie Mercier, Frankreich

    Noch nie gab es so viele junge Menschen unter 25 wie heute – 3 Milliarden, das ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Man sieht also, wir sind zahlreich genug, um Veränderungen zu bewirken – ob durch Lobbyarbeit, Kampagnen, Proteste, Demonstrationen

    oder Diskussionen. Viele junge Leute auf der ganzen Welt, die vor Ideen und Begeisterungsfähigkeit überschäumen, nutzen diese Aktions-Instrumente bereits, um sich Gehör zu verschaffen. Auch Du könntest dazugehören!

    Junge Menschen tun etwas: Auf die Straße gehen!

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • 34

    Junge Menschen tun etwas: Außergewöhn-liche Geschichten

    Raphael Wanjaria Njararuhi und seine Mitstreiter von der rührigen Jugendorganisation Youth Inter-community Network (YIN) in Kenia tun etwas, um zu versuchen, die Entwaldung in ihrem Land zu stoppen: Sie wollen erreichen, dass die Land-bevölkerung anders mit Energie umgeht.

    Die Aktivisten von YIN bauen und verteilen Ener-giesparherde, mit denen sich viel effizienter kochen lässt als mit einem offenen Feuer. Wie Raphael berichtet, verwenden 75 Prozent der Land- bevölkerung in Kenia Brennholz zum Kochen. Dadurch werden die Holzvorräte dezimiert und die Entwaldung vorangetrieben – mit schlimmen Folgen für die Umwelt. Das größte Problem für die Menschen in Kenia ist, dass die Nahrungsversorgung gefährdet wird.

    Die Herde bauen die jungenLeute meist selber. Sie verwenden dazu traditio-nelle Techniken und vor Ort vorhandenes Material (hauptsächlich Lehm und Steine). Sie schulen die Menschen darin, wie sie mit ihrem Energiesparherd umgehen, ihn pflegen und instandhalten. Die wie-derum geben ihre neu erworbenen Kenntnisse an Andere weiter. Und schon kommt der Stein ins Rollen!

    Durch das Projekt ermöglicht YIN der Landbevöl-kerung und den jungen Leuten, konkrete und wirkungsvolle Schritte zu unternehmen, um den gegenwärtigen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzusteuern.

    Aus Kindesmund…Im Alter von nur 12 Jahren bewegte Severn Suzuki aus Kana-da die Delegierten aus aller Welt beim Erdgipfel 1992 in Rio de

    Janeiro mit ihren Worten. In ihrer Rede machte sie die Welt auf

    die Einstellung junger Menschen zum Klimawandel aufmerk-

    sam. Unter anderem sagte sie:„Ich bin heute ganz ohne Hintergedanken hierher gekom-

    men. Ich kämpfe für meine Zukunft. Den verlust meiner

    Zukunft kann ich nicht mit einer verlorenen Wahl oder

    einigen verlorenen Punkten an der Aktienbörse ver-

    gleichen. Ich bin hier, um für alle zukünftigen Generatio-

    nen zu sprechen.“2002 war Severn an der Gründung einer internetbasierten Denk-

    fabrik namens The Skyfsh Project beteiligt, die auch vom damaligen

    UN-Generalsekretär Kofi Annan in seinen Umwelt-Sonderbeirat

    berufen wurde. Als junge Frau Ende 20 befasst sie sich heu-

    te weiter mit Umweltfragen und hält Vorträge in aller Welt, bei

    denen sie ihre Zuhörer darum bittet, sich über ihre Werte klar

    zu werden, bei dem, was sie tun, auch immer an die Zukunft

    zu denken, und persönliche Verantwortung zu übernehmen.

    Was hat Gandhi woh

    l gemeint, als er sag

    te: „Wir müssen selb

    er zu der

    Veränderung werden

    , die wir in der Welt se

    hen wollen“? Für mich

    bedeutete

    es, dass ich den Willen

    habe, mein eigenes V

    erhalten zu ändern, Ve

    rzicht zu

    leisten und mit meine

    m Beispiel voranzuge

    hen. Deshalb beschlos

    s ich, die

    Welt mit dem Fahrrad

    zu umrunden.

    Insgesamt habe ich g

    anze 19.000 Kilomete

    r abgespult, bin durch

    15 Länder

    und 3 Erdteile gerade

    lt und von Vancouve

    r immer gen Osten ge

    fahren, bis

    ich schließlich in Peki

    ng angelangt war.

    Kein Tag war wie der

    andere. Ich schlief, koc

    hte und lebte fast imm

    er unter

    freiem Himmel. In Kan

    ada bin ich Bären beg

    egnet, ich habe die Wü

    ste Gobi

    in der Mongolei durch

    quert, wo es keine St

    raßen gibt, die mörd

    erischen

    „Straßen“verhältnisse

    in Sibirien habe ich a

    m eigenen Leib erlebt

    und noch

    vieles mehr. Auf diese

    r Reise habe ich unen

    dlich viel gelernt, dar

    über, wie

    klein und unbedeuten

    d wir Menschen sind

    und wie groß und mä

    chtig die

    Natur dagegen ist. N

    ur merken wir es norm

    alerweise nicht, weil w

    ir uns so

    weit von der Natur en

    tfernt haben.

    Von den Tausenden

    von Menschen, den

    en ich bei meinem

    Abenteuer

    begegnet bin, erwar

    te ich natürlich nicht,

    dass sie jemals auf e

    ine solche

    Reise gehen wie ich. I

    ch hoffe aber, dass ich

    vielleicht als Vorbild f

    ür andere

    dienen kann, dass a

    uch sie, einige zumi

    ndest, etwas bewirke

    n können.

    Wenn nicht, dann gla

    ube ich, dass wenigste

    ns ich etwas bewirkt h

    abe.

    Danke, Herr Gandhi!

    von Damien A. Côté, K

    anada

    Carolina Santiago, Malaysia

    Soro

    uche

    Mirm

    iran,

    Kan

    ada

    Kochende Jugendinitiative

    ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG

  • kreativ(er) werden –- – Kunst in jeder Form kann eine gute Möglichkeit sein, eine Aussage rüberzubringen. Bringt Eure Vorstellungen und Ideen durch Schreiben, Malen, Fotografieren, Schauspielern, Singen und Tanzen zum Ausdruck!

    Lasst Euch von dem Musical „Green Peace Child“ anregen – es dient der Bewusstseinsbildung und Bestärkung der jungen Leute, die es proben, aufführen und selber um-schreiben. Das