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Zwischen Science und Fiction Script zur WDR-Sendereihe Quarks&Co Weitere Scripte finden Sie unter www.quarks.de

Zwischen Science und Fiction Weitere Scripte finden Sie ... · 11 Per Laser in die Vergangenheit Ob es diese extremen Raum-Zeit-Verwerfungen über-haupt gibt, weiß man nicht, ausschließen

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Zwischen Science und Fiction

Script zur WDR-Sendereihe Quarks&CoWeitere Scripte finden Sie unter www.quarks.de

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Weitergehende Informationen zu diesem Thema,sowie Link- und Lesetipps, finden Sie auf unsererHomepage unter: www.quarks.de

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Zwischen Science und Fiction

Inhalt

S. 4 Die Vision von AtlantropaS. 7 ZeitreisenS. 11 „Beamen“ in der Quantenphysik?S. 14 Die Zukunft vor Augen: Science-Fiction im KinoS. 17 Auf zum Mars!S. 21 Das Morgen von Gestern: eine Zeitreise zurück

in die ZukunftS. 24 Der Blick in die Zukunft

Impressum

Text: Jakob Kneser, Thomas Kresser, Christoph Marty, Anke Rau,Martin Rosenberg, Christoph Schmidt

Redaktion und

Koordination: Monika GrebeCopyright: WDR, April 2006

Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln

Einleitungstext und „Das Morgen von Gestern: eine Zeit-reise zurück in die Zukunft“ entstanden in Kooperation mitdem Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus Dortmund

Bildnachweisealle Abbildungen WDR außer:

S. 17 Mondlandung; Rechte: dpaS. 18 Mars; Rechte: dpa S. 24 Delphi; Rechte: dpa S. 25 Computer; Rechte: dpa S. 27 Die Grenzen des Wachstums; Rechte: dpa

Stellen Sie sich einen Flohmarkt in 50 Jahren vor: Beim Stöbern finden Siedieses Quarks & Co-Script mit seinen Vorhersagen über die Zukunft. Welchedavon werden Wirklichkeit sein und welche sind Utopie geblieben?

Auch Quarks & Co hat sich zwischen Vergangenheit und Zukunft umgesehen.Auf einem Flohmarkt haben wir ein Magazin aus dem Jahr 1955 entdeckt, indem Ingenieure ihre Visionen beschreiben. Einige davon sind längst Alltaggeworden, andere kommen uns heute naiv vor.

Der Wunsch in die Zukunft zu schauen, hat Schriftsteller und Forscher schonimmer inspiriert. Ein Beispiel dafür ist das Buch „Die Zeitmaschine“ von H.G.Wells aus dem Jahr 1895. Wie weit Wissenschaftler heute mit ihrenVersuchen sind, die Zeit zu besiegen, erfahren Sie in diesem Script. Auch demBeamen, bekannt aus Star Trek, sind Forscher ein Stück näher gekommen –wenngleich sie statt Menschen nur einzelne Photonen teleportieren können.

Die ersten Weltraumtouristen von heute müssen sich allerdings noch mitkonventionellen Raketen und der Enge von Raumstationen begnügen. DennLuxushotels auf fremden Planeten sind immer noch ein Traum der Zukunft.

Schon jetzt ein Gruß aus der Gegenwart – auch an jene, denen dieses Scriptin 50 Jahren in die Hände fällt. Vielleicht sogar auf einem Flohmarkt auf demMars. Viel Spaß beim Stöbern wünscht Ihnen Ihr Quarks-Team!

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Auch die Energieprobleme wären gelöst

Gemeinsam mit dem Schweizer Ingenieur BrunoSiegwart beginnt Sörgel Ende der 20er Jahre die kon-krete Planung des Staudamms in der Meerenge vonGibraltar: Er soll nicht an der schmalsten Stelle entste-hen, sondern etwa 30 Kilometer westlich, wo das Meerweniger tief ist. Rund 2,5 Kilometer breit soll dasFundament sein, der Wall von dort aus etwa 300 Meterin die Höhe ragen. Die beiden Techniker veranschlageneine Zeit von etwa 10 Jahren für ihren Riesenbau, etwaeine Million Arbeiter planen sie ein. Energieproblemewürde der Damm gleich mit lösen: riesige Wasser-kraftwerke sollten die angrenzenden Länder mit Stromversorgen.

Keine Chance bei den Nazis

Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten imJahr 1933 erfährt das Atlantropa-Projekt einen erstenDämpfer. Denn die Nazis sind von Sörgels internationalangelegtem Friedensprojekt wenig begeistert. Sörgelpasst seine Pläne daraufhin den neuen politischenGegebenheiten an: Er rückt die Achse Berlin-Rom insZentrum und versucht so, sein Atlantropa zu einemfaschistischen Friedensprojekt umzuwandeln. Aber dieNazis stehen seinem Vorhaben weiterhin ablehnendgegenüber. Als Sörgel schließlich öffentlich die Rüs-tungsanstrengungen kritisiert und vor der Kriegsgefahrwarnt, durchsucht die Gestapo seine Wohnung. AusRücksicht auf seine Frau Irene, eine Halbjüdin, zieht sichder Architekt weitgehend aus dem öffentlichen Lebenzurück. Doch insgeheim arbeitet er auch noch währenddes Krieges weiter an seinem Lebenstraum.

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Neues Land aus dem Mittelmeer

Es war eine Vision des Friedens in einer unruhigen Zeit:neuer Lebensraum, futuristische Städte, Energie im Über-fluss und dauerhafter Frieden für einen ganzenKontinent. Die Utopie von „Atlantropa“ entstand in den1920er Jahren und sah vor, dass das Mittelmeer teilweisetrocken gelegt werden sollte. Ein gigantischer Stau-damm sollte die Meerenge von Gibraltar verschließenund so den Wasserzufluss aus dem Atlantik regulieren.Alle anderen Mittelmeerzuflüsse sollten ebenfalls abge-riegelt werden. Ohne den Wasserzufluss würde dasMittelmeer durch Verdunstung langsam austrocknen. AmEnde wäre es um rund 200 Meter abgesenkt. Insgesamtentstünden rund 500.000 Quadratkilometer Neuland,eine Fläche, die so groß ist wie Frankreich und Belgienzusammen.

Europa und Afrika sollten verschmelzen

Was fantastisch klingt, war der ernsthafte Plan desMünchner Architekten Herman Sörgel, der sich„Atlantropa“ Mitte der 1920er Jahre ausdachte. Als Sohneines Wasserbaubeamten war er schon als Jugendlichervon Staudämmen fasziniert. So entsteht sein Plan, dasMittelmeer teilweise trockenzulegen, um neuen Lebens-raum und damit Wohlstand zu schaffen – ein gigan-tisches, technokratisches Friedensprojekt, denn diegemeinsame Arbeit an den gewaltigen Staudämmen solldie Anrainerstaaten des Mittelmeers zusammenschwei-ßen und so für Frieden sorgen. Das ausgetrocknete Meerwürde Europa und Afrika zum neuen Kontinent„Atlantropa“ vereinen. Nur dieser könnte auf Dauergegen Amerika und Asien bestehen, davon ist Sörgelüberzeugt. Seine Idee fällt in Deutschland nach demEnde des ersten Weltkriegs auf fruchtbaren Boden, dennArmut und Arbeitslosigkeit machen die Menschen emp-fänglich für hoffnungsvolle Zukunftsvisionen.

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Die Vision von Atlantropa

Um 200 Meter sollte das

Mittelmeer abgesenkt werden

Der Münchner Architekt Herman

Sörgel hat sich „Atlantropa“

ausgedacht

Ein Staudamm sollte aus Wasser-

kraft 50.000 Megawatt Strom pro-

duzieren

Die Machtergreifung der National-

sozialisten ist ein Rückschlag für

„Atlantropa“

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Ein uralter Menschheitstraum

Könnten wir uns in der Zeit genauso frei bewegen wieim Raum, dann bräuchten wir weder Zukunftsforschungnoch Geschichtsbücher. Kein Wunder, dass der Traumvon Reisen durch die Zeit zu den Lieblingsträumen derScience-Fiction-Literatur zählt. Unter Wissenschaftlerndagegen galt es lange als unseriös, sich überhaupt mitdem Thema zu befassen. Doch das hat sich in den letz-ten zwanzig Jahren geändert: Auch unter anerkanntenPhysikern ist es nicht mehr verpönt, über Zeitreisennachzudenken. Meist bleibt es bei theoretischer Gedan-kenspielerei – aber nicht immer: Der amerikanischePhysiker Ronald Mallett will den Schlüssel zu einerZeitmaschine gefunden haben, die Reisen in die Ver-gangenheit ermöglicht – basierend auf der AllgemeinenRelativitätstheorie Albert Einsteins.

Einsteins Universum macht es möglich

In Einsteins Relativitätstheorie gibt es nicht mehr dieeine Zeit, die für alle gleichermaßen gilt. Zeit kann viel-mehr für unterschiedliche Beobachter unterschiedlichschnell vergehen – abhängig davon, wie sie sichbewegen und wo sie sich aufhalten. Wer mit sehrhoher Geschwindigkeit eine Rundreise durch die Tiefendes Alls unternimmt oder seinen Urlaub in der Näheeines Schwarzen Loches verbringt, für den vergeht dieZeit langsamer als für die Daheimgebliebenen. Er reistdamit relativ zu uns in die Zukunft. Die Effekte dieserso genannten Zeitdilatation sind längst experimentellnachgewiesen. Reisen in die Zukunft sind damit alsobereits Realität - wenn es auch bei weitem jenseits dertechnischen Möglichkeiten liegt, auf diese Weise einenMenschen auch nur einige Minuten in die Zukunft zuschicken.

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Wasser für Afrika

Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs sieht Sörgeleine neue Chance und bietet den Alliierten das Pro-jekt in erweiterter Form an: Zusätzlich zur Trocken-legung des Mittelmeers will er in Afrika künstlicheStauseen schaffen. Sie sollen die Besiedelung Afri-kas durch die Alliierten erleichtern und ihnen soneue Rohstoffquellen erschließen. Die Alliierten sindanfangs interessiert, lehnen Atlantropa schließlichaber doch ab.

Atomenergie schlägt Atlantropa

Im Schweizer Schriftsteller John Knittel findet Sörgelschließlich einen begeisterten Befürworter seinesProjekts. Knittel unterstützt den Münchner Archi-tekten auch finanziell: Mit seiner Hilfe wird ein Werbe-film finanziert. Atlantropa hält sich so zwar in denSchlagzeilen, aber Erfolge bleiben auch dieses Malaus. Die Entdeckung der Atomkraft für friedlicheZwecke Anfang der 1950er Jahre ist das endgültigeAus für Atlantropa – es erscheint im Vergleich dazuweder wirtschaftlich noch zeitgemäß. Bis ans Endeseines Lebens kämpft Sörgel für seine Vision, docher ist ein Einzelgänger, der keinen Nachfolger findet.Am 25. Dezember 1952 stirbt er an den Folgen einesbis heute ungeklärten Autounfalls.

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Mit dem Ende des zweiten

Weltkriegs bietet sich eine neue

Chance

Die Zeitmaschine auf Ronald

Malletts Schreibtisch ist ein nur

ein Spielzeug....

...doch der Physik Professor arbeitet

ernsthaft daran, Zeitreisen möglich

zu machen

Zeitreisen

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Per Laser in die Vergangenheit

Ob es diese extremen Raum-Zeit-Verwerfungen über-haupt gibt, weiß man nicht, ausschließen lässt es sichbeim gegenwärtigen Wissensstand jedoch nicht. Und esgibt Physiker, die darüber nachdenken, ob und wie siesich künstlich erzeugen lassen. Zum Beispiel in Form vonso genannten Wurmlöchern, Science-Fiction-Fans kennendiese tunnelförmigen „Abkürzungen durch die Raumzeit“aus Filmen und Romanen. In Wirklichkeit könnten solcheSchleichwege durch die Zeit nur durch Materie mit nega-tiver Energie existieren. Das ist Materie, die ein umge-kehrtes Gravitationsfeld erzeugt: Statt Gegenständedurch Schwerkraft anzuziehen, stößt diese so genannteexotische Materie Masse ab. Ob es solche exotischeMaterie wirklich geben kann – etwa, wenn man dieGesetze der Quantenwelt zu Hilfe nimmt – ist beimjetzigen Wissensstand allerdings noch eher zweifelhaft.

Möglicherweise gibt es aber einen anderen Weg in dieZeitschleifen - Ronald Mallett, Professor für theoretischePhysik an der Universität von Connecticut (USA) will ihngehen. Sein Ansatz beruht ebenfalls auf der AllgemeinenRelativitätstheorie: Danach können sowohl Materie alsauch Energie ein Gravitationsfeld hervorbringen. Alsomuss auch elektromagnetische Strahlung Schwerkrafterzeugen können. Und das bedeutet, dass auch die Ener-gie eines Lichtstrahls die Raumzeit beeinflussen kann.Doch Mallett geht noch einen Schritt weiter: Nach seinenBerechnungen soll Licht dazu in der Lage sein, die Raum-zeit so stark zu verzerren, dass dabei Zeitschleifen ent-stehen. Nach seiner Theorie soll ein Zylinder aus kreisen-dem Licht die Raumzeit extrem stark krümmen. Folgt ihrein Zeitreisender in Umlaufrichtung, bewegt er sich inRichtung Vergangenheit.

Theorie und Praxis: Lichtjahre voneinander entfernt?

Bislang besteht Malletts Zeitmaschine nur auf demPapier. Denn auch wenn nach der Allgemeinen Rela-tivitätstheorie jegliche Energie zwangsläufig eineQuelle von Gravitation sein muss: Experimentell nach-gewiesen ist ein Gravitationsfeld von Licht noch nicht;ganz zu schweigen von einem Feld, das stark genugwäre, die Raumzeit so zu krümmen, dass damit Zeit-reisen möglich werden. Um seine Theorie zu erhärtenexperimentiert Mallett zurzeit mit dem schwachenGravitationsfeld eines Ring-Lasers: Nach seinenBerechnungen soll die durch den zirkulierenden Laserproduzierte Schwerkraft ein Teilchen in der Mitte desRing-Lasers so beeinflussen, dass es in seiner Drehungverändert wird. Man hätte damit gleichsam den Raum,in dem sich das Teilchen befindet, verzerrt. Gelängedies, wäre es der erste experimentelle Beleg, dass zir-kulierendes Licht tatsächlich ein nachweisbaresGravitationsfeld hervorbringen kann – und es wäreder erste Hinweis darauf, dass auch an der weiterfüh-renden Zeitreisen-Theorie etwas dran sein könnte.Noch hat Ronald Mallett diesen Beleg aber nicht er-bracht.

Kritik von Kollegen

Trotzdem hat die „Zeitmaschine“ des Professors schonviel Aufmerksamkeit erregt, sowohl in den Medien alsauch bei seinen Fachkollegen. Dass es so einfachnicht sein wird mit der Zeitreise, haben Physiker derTufts-University in den USA nachgewiesen. Ihren Berech-nungen zufolge bräuchte man ungeheure Energiemen-gen, um eine Zeitmaschine von auch nur halbwegsrealistischen Dimensionen zu bauen.

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Wenn man Kaffee mit dem Löffel

umrührt, entstehen Kreisel – an die-

sem Beispiel erklärt Ronald Mallett

seine Zeitreisen-Versuche

Ronald Malletts Theorie der

Zeitkrümmung durch Licht

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Angesichts heute verfügbarer Licht-Energie wäre dieFlugbahn einer Raumzeitreise mit Malletts Zeit-maschine nämlich unendlich viel größer als die Aus-maße des sichtbaren Universums! Und das selbstdann, wenn man auch nur ein winziges Stück in dieVergangenheit reisen wollte. Technische Probleme,die sich irgendwann lösen lassen, wendet RonaldMallett ein.

Doch nach Berechnungen der Kritiker hat seineTheorie einen anderen, viel entscheidenderenHaken: Sie geht von einer Raumzeit aus, die nichtder irdischen Raumzeit entspricht. Nach diesenBerechnungen kann Ronald Malletts Maschine reinphysikalisch nicht funktionieren, denn danach sindes gar nicht die Lichtstrahlen, die zu Zeitschleifenführen. Stattdessen handelt es sich um eine andereGravitationsquelle, die Mallett irrtümlich in seineGleichung eingebaut hat. Ob man mit kreiselndemLicht tatsächlich die Zeit besiegen kann oder nicht –das muss die Zukunft entscheiden.

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„Beamen“ in der Quantenphysik?

Ein paar Laser, Spiegel und

Kristalle – ist das die sagenhafte

Maschine, mit der man beamen

kann?

Der Impuls ist eine physikalische

Größe, die sich aus dem Produkt

von Masse und Geschwindigkeit

eines Teilchens oder Gegenstan-

des ergibt. Eine solche Größe zu

bilden ist sinnvoll, wenn man zum

Beispiel Stoßprozesse berechnen

möchte.

„Ja, wir können beamen!“

So stand es im Jahr 2004 in einer großen deutschenZeitung. Ein Team um den Quantenphysiker AntonZeilinger aus Wien sollte es geschafft haben, zu bea-men – also Gegenstände von einem Ort wegzube-wegen und gleichzeitig wie durch Zauberhand aneinem anderen entstehen zu lassen. Ganz so, wie inder Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“ Menschen ausdem Raumschiff auf fremde Planeten transportiert wer-den. Doch dass das so nicht wirklich stimmen konnte,wussten Fachleute und interessierte Laien sofort.Schon den Schöpfern der Weltraumserie „RaumschiffEnterprise“ war klar, dass das Beamen, so wie sie essich vorstellten, an den Naturgesetzen scheitern würde– allein schon an Heisenbergs Unschärferelation. Diebesagt nämlich, dass man Impuls unten und Ort einesTeilchens nicht gleichzeitig bestimmen kann. Dasmüsste man aber, wenn man beamen wollte: Vonjedem Elektron, jedem Proton und jedem Neutron ineinem Körper müssten die Informationen über dengenauen Zustand ausgelesen werden, damit man amZielort aus diesen Informationen den Körper wiederzusammenbauen kann.

Die Drehbuchautoren lösten das Problem in ihrer Fern-sehserie dadurch, dass ein mysteriöser „Heisenberg-Kompensator“ eingeführt wurde, dessen Funktions-weise ja nie genauer erläutert werden musste. Wieauch immer – ein echter Physikprofessor kann eine sol-che Maschine nicht besitzen. Ein Ding der Un-möglichkeit also, dass Zeilinger und seine Kollegengebeamt haben sollen, auch, wenn es nur um einzelneTeilchen ging, die von der einen Donauseite auf dieandere gelangt sein sollten. Tatsächlich haben dieJournalisten das Beamen nur als Bild benutzt, um zuerklären, worum es bei Zeilingers Experimenten geht.Seine Quantenversuche haben nämlich nicht das Ziel,Menschen irgendwohin zu beamen, denn eigentlich hatder nobelpreisverdächtige Physiker eher die Infor-mationstechnik im Visier. Aber theoretisch sind seineVersuche tatsächlich eine Grundlage für das Beamenà la Enterprise.

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Verrückt: verschränkte Teilchen

Bei Zeilingers Experimenten geht es um ein Phänomen,mit dem selbst Einstein seine Schwierigkeiten hatte. Erkonnte das seltsame Verhalten der Teilchen, das sich ausden Gesetzen der Quantenmechanik ergibt, nie wirklichakzeptieren und nannte es „spukhafte Fernwirkung“.Selbst Physiker empfehlen, gar nicht den Versuch zumachen, die Quantenmechanik verstehen zu wollen – dieSpuk-Phänomene sind Folge mathematischer Berech-nungen, und die sollte man einfach hinnehmen. Einesdavon ist die so genannte Verschränkung von Teilchen:Zwei Gegenstände in der Quantenwelt koppeln sich soaneinander, dass beide eine bestimmte Eigenschaftimmer übereinstimmend aufweisen – selbst wenn sieLichtjahre voneinander entfernt sind. Man könnte sichdas in einem Bild so vorstellen: Wenn man annimmt,dass zwei Würfel verschränkte Quantenzustände darstel-len und man mit zwei Bechern würfelt, dann würdenbeide Würfel immer dieselbe Augenzahl aufweisen,wenn man sie aufdeckt. Welche Augenzahl das ist, istjedes Mal zufällig – trotzdem weiß man beim Anblick deseinen Würfels sofort, welche Zahl der andere zeigt.

Spontane Lageveränderung

Natürlich fallen Würfel niemals auf diese Weise, das wärewirklich verrückt. Aber Lichtteilchen – Photonen – ver-halten sich tatsächlich so: Man schickt einen Lichtstrahldurch einen speziellen Kristall, der ihn in zwei Teilstrah-len aufteilt. Bestimmte Photonenpaare in diesen Teil-strahlen können jetzt die seltsame Verschränkung auf-weisen – egal, wo die beiden sich jeweils befinden.Besonders erstaunlich erscheint dieses Verhalten, wennQuantenphysiker erklären, dass die Photonen sich erst indem Moment, in dem sie gemessen werden, für einevöllig zufällige Lage entscheiden. Und nimmt das einesie dann spontan ein, wird sich das zweite Teilchen ganzentsprechend verhalten.

Teleportieren statt Beamen

Wenn man sich mit dieser Vorstellung angefreundet hat,wundert es kaum noch, dass die Physiker das Spielchennoch weiter treiben. Sie bringen ein zusätzliches Teil-chen ins Spiel, das seinerseits mit einem der beidenZwillingspartner verbandelt wird. Dieses neue Teilchenüberträgt seine Eigenschaften auf das Partnerpaar – undder Expartner nimmt die Eigenschaften des neuen, drit-ten Teilchens an. Sogar, wenn es weit von den beidenanderen Teilchen entfernt war, sozusagen auf der ande-ren Donauseite.

Wegen des neuen, dritten Teilchens verlieren also diebeiden älteren ihre Eigenschaften – und das ist derPunkt, warum in Bezug auf Zeilinger die Rede vomBeamen war: Das neue, dritte Teilchen hat vorher nur aufder einen Donauseite existiert, und nachher existiert einidentisches Teilchen auf der anderen Donauseite, undzwar nur dort. Also könnte man sagen, dass dasursprüngliche Teilchen körperlos auf die andere Seitedes Flusses transportiert wurde: „gebeamt“ würdeCaptain Kirk sagen, „teleportiert“ sagt Anton Zeilinger.

Einmal über die Donau – in Milliarden von Jahren

Würde man versuchen, mit dieser Methode einenganzen Menschen auf die andere Seite des Flusses zubeamen, wäre aber noch etwas nötig – nämlich eineMenge von Teilchen, die schon dort sind. Und denendann mitgeteilt wird, wie sie sich anordnen müssen,außerdem noch eine gewaltige Menge von weiterenInformationen über jedes einzelne Atom. Das wirft einzusätzliches Problem auf: Nach den Berechnungenvon Professor Zeilinger würde dieser Prozess selbstmit den größtmöglichen Übertragungsgeschwindigkei-ten mehrere Milliarden Jahre dauern.

Anton Zeilinger und seine

Mitarbeiter

Beamen am Beispiel von

Würfeln demonstriert

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Im Rausch der Technik

Gleich mit dem Beginn der Filmgeschichte trat schonder Science-Fiction-Film auf – das neue Medium selbstwar so ungewöhnlich, dass sich das Thema Zukunftgeradezu aufdrängte. Überhaupt stand die Zeit um 1900im Zeichen des rasanten technischen Aufbruchs, demFortschritt schienen keine Grenzen gesetzt. Die erstenkurzen Science-Fiction-Filme spiegeln den optimisti-schen Glauben an eine strahlende Zukunft mit unge-ahnten technischen Möglichkeiten wider: die Faszi-nation der Geschwindigkeit („The Motorist“, 1905), denZauber neuer Fortbewegungsmittel, die Überwindungriesiger Entfernungen („Die Reise zum Mond“, 1902).Dabei ist das frühe Science-Fiction-Kino noch eher ver-spielt und malt die Zukunft überwiegend heiter aus.Kritische oder unheimliche Töne sind selten.

Visionen vom Leben in der Stadt

Dann kam der erste Weltkrieg – er erschütterte dasVertrauen in die soziale Ordnung und die positive Kraftder Technik. Überall in Europa vertieften sich dieGräben innerhalb der Gesellschaft. Auch im Film weichtder Optimismus der Vorkriegsära einem düsterenGrundton: In den Science-Fiction-Filmen spitzen sichdie gesellschaftlichen Konflikte zu und Lösungsmodelletauchen auf, die teilweise schon Grundzüge desFaschismus vorwegnehmen („Metropolis“, 1927). DieGroßstadt ist Brutstätte und Austragungsort der sozi-alen Kämpfe, aber auch Ort der Erneuerung; so imenglischen Film „Was kommen wird“ (1936), nacheinem Roman H.G. Wells: Hier werden die katastropha-len Folgen eines bereits drohenden neuen Krieges vorAugen geführt. Zugleich taucht aber auch dieMöglichkeit auf, gesellschaftliche Probleme durchTechnik und Wissenschaft zu überwinden.

Paranoia im Atomzeitalter

Der Zweite Weltkrieg macht die Gefahren der unkon-trollierten Technologie für alle sichtbar – in den Jahrendanach führt der Kalte Krieg mit seiner Rüstungsspirale,aufgeheizt von Propaganda, zu einem Klima derBedrohung. Die Furcht vor der atomaren Katastropheund vor den Kommunisten schlägt sich im amerikani-schen Science-Fiction-Film der 50er Jahre nieder: diemissbrauchte Erde rächt sich mit Monstern(„Formicula“, 1954); Leitthema wird die Invasion vonAußerirdischen („Kampf der Welten“, 1953) oder dieschleichende Unterwanderung from outer space („DieDämonischen“, 1956). Den Zerstörungs-Fantasien wirddie Hoffnung gegenüber gestellt, dass Militär undWissenschaft die Gefahr besiegen („Tarantula“, 1955).Unverhohlene anti-russische Propaganda ist in denpopulären Weltraum-Abenteuern aus Hollywood amWerk, in denen andere Planeten zum Schutz derMenschheit vor außerirdischen Aggressoren okkupiertwerden (“Endstation Mond“, 1949/50).

Aufbruch in innere Welten

Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre ist einTeil der Visionen Wirklichkeit geworden: der Weltraumwird erobert, schon kreist der erste Satellit, der russi-sche Sputnik, im Orbit. Die Filmproduktions-Gesell-schaften legen neue Science-Fiction-Projekte auf Eis,weil sie von der Entwicklung der Realität überholt wer-den. Als der erste Mensch auf dem Mond landet, ver-lieren aufwändige Weltraum-Abenteuer an Reiz. Statt-dessen inszeniert man das Vordringen in innereWelten, in bislang unerforschte Bereiche des Körpers(„Fantastische Reise“, 1966) oder der Psyche („Solaris“,1972). In den 1970er Jahren tritt der Raubbau an derUmwelt stärker ins Bewusstsein: Science-Fiction-Filme

Die Zukunft vor Augen: Science-Fiction im Kino

Die Faszination für neue Verkehrs-

mittel wie Motorflugzeuge und

Automobile spiegeln auch die frü-

hen Science-Fiction-Filmen des

frühen 20. Jahrhunderts dieser

Zeit wider

Die Natur schlägt zurück: Durch

Atomversuche mutierte

Monster bevölkern den ameri-

kanischen Science-Fiction-Film

der 1950er Jahre

Als Weltraum-Abenteuer zur

Routine werden, sucht sich der

Science-Fiction-Film neue Sujets,

etwa Reisen ins Innere des

Körpers

Die Natur schlägt zurück: durch

Atomversuche mutierte Insekten

bevölkern den amerikanischen

Science-Fiction-Film der 50er Jahre

(„Formicula“, USA 1954)

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nehmen mögliche Folgen der Zerstörung vorweg(„Lautlos im Weltall“, 1971 „Soylent Green“, 1973).Außerirdische Wesen treten nun als Retter derMenschheit auf („Unheimliche Begegnung der drittenArt“. 1977).

Nach dem Menschen kommt die Maschine

Der Siegeszug des Computers seit den 1980er Jahrenbringt das alte Mensch-Maschine-Problem, einGrundmotiv des Science-Fiction-Films, wieder neu aufdie Tagesordnung. Immer komplexere Technologienentlasten den Menschen, wecken aber auch neue Äng-ste vor der Übermacht der Maschinen („Terminator“,1984). Die Grenzen zwischen dem Mensch und seinenSchöpfungen scheinen zu verschwimmen („DerBladerunner“, 1982), virtuelle Welten ersetzen dieWirklichkeit („The Matrix“, 1999). Aber nicht nur dasBewusstsein lässt sich möglicherweise unbegrenztmanipulieren, sondern auch der menschliche Körper:Der Aufstieg der Biotechnologie führt in den 90erJahren zu Horror-Visionen einer genetisch optimiertenMenschheit („Gattaca“, 1997).

Science-Fiction als Abbild der Zeit

Auch wenn er gelegentlich visionäre Kraft zu habenscheint – rückblickend betrachtet sagt der Science-Fiction-Film weniger etwas über die Zukunft aus alsvielmehr über die Zeit, in der er entstanden ist. Mehrals andere Genres ist der Science-Fiction-FilmProjektionsfläche für Ängste, Wünsche und Hoffnungender Gesellschaft. Allerdings sollte man Science-Fiction-Filme auch nicht mit Bedeutung überfrachten: Sie sindauch einfach fantasievolle Unterhaltung – und nebenbeiauch immer schon Spielwiese für das technischMachbare und Mögliche.

1918

Die Computer-Technik scheint der

Manipulation des Bewusstseins Tür

und Tor zu öffnen. Filme wie

„Matrix“ entwerfen die Vision einer

Welt, in der virtuelle Realitäten die

Wirklichkeit ersetzt haben

Auf zum Mars!

Als der Mond noch fern war

1961 steckte Präsident John F. Kennedy seiner Nationein ehrgeiziges Ziel: Innerhalb eines Jahrzehnts solltenAmerikaner als erste auf dem Mond landen. Die NASAmusste sich gewaltig anstrengen, um diese Vorgabe zuerfüllen. Denn zunächst saß man ohne großes techni-sches Know-How da. „Wir hatten kein Erbe, nur einenBlankoscheck und das leere Reißbrett“, erinnert sichJesco von Puttkamer, Raumfahrtexperte der erstenStunde und noch heute im Planungskonsortium derNASA in Washington tätig. Immerhin – das Ziel wurdeerreicht, Neil Armstrong stand am 20. Juli 1969 alserster Mensch auf dem Mond – und Eugene A. Cernanwar nach sechs Apollomissionen am 14.12.1972 der letz-te Astronaut, der den Mond betrat. Dann wurde dasProgramm eingestellt. Doch die Ideen, zurückzukehrenoder Astronauten sogar in entfernte Winkel unseresSonnensystems zu bringen, verschwanden unter denRaumfahrtwissenschaftlern nie.

Eine Vision wird aufgefrischt

Schon in den 1950er Jahren gab es die ersten Überle-gungen zu einer bemannten Raumfahrtmission zumMars. Beflügelt von den Erfolgen der Mondlandung,war sich die Planungscrew der NASA sicher, dass manschon bald den ersten Schritt auf den roten Planetenwagen würde – und vergriff sich tüchtig im Zeitplan:wenn es nach den damaligen Plänen der amerikani-schen Raumfahrtexperten gegangen wäre, hättenAstronauten schon Anfang der 80er Jahren auf demMars landen sollen. „Wir waren damals relativ naivund glaubten, dass alles in einem einzigen integrier-ten Programm – Raumstation, Mond und Mars-programm möglich und machbar ist. Wir musstendann aber einsehen, dass – auch was die Finanz-politik betraf – alles auf einmal nicht möglich war“,so Jesco von Puttkamer.

Nach dem Mond sollte der Mars

drankommen – 1969 glaubten die

Amerikaner, dass sie das schon in

20 Jahren schaffen würden

Menschen auf dem Mars sind jetzt

bei der ESA für das Jahr 2030 vor-

gesehen

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2120

NASA-Wohnmodule für die erste

Mars-Mission

Eine bemannte NASA-Marsmission ist

zwischen 2015 und 2020 vorgesehen.

Die ESA peilt das Jahr 2030 an

Doch seit Anbruch des neuen Jahrtausends sind diePläne, Astronauten zum Mars zu schicken, in greifbareNähe gerückt. Georg W. Bush hat im Jahr 2004 die NASAdamit beauftragt, die Vision von der Eroberung desWeltalls weiter zu verfolgen. Die Amerikaner wollenzunächst wieder auf dem Mond landen, das Jahr 2014 istdafür angepeilt. Diese Erfahrungen sollen helfen, danneine bemannte NASA-Marsmission für die Zeit zwischen2015 und 2020 auf die Beine zu stellen. Auch dieEuropäische Raumfahrtagentur ESA hat ihre Forschungenbereits in Richtung Mars ausgedehnt. Sie will sich aller-dings etwas mehr Zeit lassen, ein Aufsetzen einesbemannten ESA-Mars-Landers ist für die Zeit nach 2030vorgesehen.

Strapazen einer Reise

Doch ein Spaziergang wird eine solche Reise, so viel istabzusehen, nicht: Allein zum Mond sind Astronautenetwa drei Tage unterwegs. Bei einer Marsmissionmüsste die Crew mit einer einfachen Reisezeit von sechsbis neun Monaten rechnen. Dazu käme die Zeit, die sieauf dem Mars in Druckanzügen mit Atemgerät und inWohnmodulen verbringen würden. Mars und Erde sindsich nur etwa alle zwei Jahre so nah, dass dies günstigfür eine Reise wäre. Und nah ist durchaus relativ: 55Millionen Kilometer im günstigsten Fall gegenüber 400Millionen Kilometer im ungünstigsten Fall! Selbst die kür-zeste Mission mit einem Aufenthalt von etwa zweiWochen auf dem Mars würde für die Astronauten daherinsgesamt etwa 500 Tage bedeuten. Das ist eine langeZeit, deren Auswirkungen auf den menschlichen Körperbisher noch kaum abzuschätzen ist. In Studien versuchenRaumfahrtmediziner jetzt schon herauszufinden, wie die

Folgen solcher Strapazen für die Astronauten abzumil-dern wären. Dafür lagen Freiwillige 60 Tage lang im Bett:Sie simulierten Astronauten in der Schwerelosigkeit.Denn im All werden Muskeln, Knochen und Kreislaufweniger beansprucht und bilden sich zurück. Ähnlichespassiert auch bei längerer Bettlägerigkeit: Muskeln undKnochen bauen sich ab. In den Studien vermessen dieForscher, wie schnell der Abbau vorangeht und wie dementgegenzusteuern wäre, zum Beispiel durch Fitness-und Muskelübungen an speziellen Trainingsgeräten.

Ein unwirtlicher Planet

Die Reise ist riskant. Beim Eintritt in die Marsatmosphäreist das Raumschiff etwa 12.000 Kilometer pro Stundeschnell und muss bis zur Ankunft auf der Marsoberflächeauf etwa 50 km/h abgebremst werden – das erzeugtstarke Reibung und große Hitze, was sehr gefährlich seinkann. Auch die eigentliche Landung auf dem schroffen,zeitweise von schweren Sandstürmen heimgesuchtenPlaneten wird nicht einfach. Nochmals muss dasRaumschiff abgestoppt werden – wegen der dünnenAtmosphäre reicht es aber nicht aus, das Raumschiff nurmit Fallschirmen zu bremsen. Für eine weiche Landungmüsste es zusätzlich mit Raketen gestoppt werden.Schaden am Raumschiff darf bei der Landung auf keinenFall entstehen, denn nur ein funktionstüchtiger Lander istder Garant dafür, wieder vom Mars wegzukommen.

Sollten der Eintritt in die Atmosphäre und die Landungproblemlos gelingen, finden sich die Astronauten ineiner lebensfeindlichen Welt wieder: schwankendeTemperaturen von minus 100 bis plus 20 Grad, keinSauerstoff, Bergketten von 4000 Kilometern Länge undmächtige Vulkane – der höchste, Olympus Mons, ist lautESA 22 Kilometer hoch und damit etwa dreimal so hochwie der Mount Everest!

Der Mars ist ein kalter, trockener

und staubiger Planet

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Zweite Bleibe im All – wird der Mars besiedelt?

Was wollen Menschen auf dem Mars? Nach Spuren vonLeben suchen. Und das können, der Meinung sind vieleWissenschaftler, nur Menschen und keine Roboter. FürRaumfahrtvisionäre wie Jesco von Puttkamer gibt esnoch eine weitere Antwort darauf: „Menschen lassensich auf Dauer nicht das Dabeisein bei Forschungs-entwicklungen nehmen, sie wollen zum Mars fliegen.Nicht, weil sie besser sein wollen als Maschinen, son-dern weil das ein menschlicher Trieb ist: Bewusst-seinserweiterung durch Grenzüberschreitung. Und eswerden andere Menschen sein, die zum Mars fliegenwerden, die Menschen der Zukunft, die nicht mehr nachFinanzierbarkeit und Gefahr fragen, weil sie unsere

Vorbereitungen ja alle mitbekommen haben.“ Und er geht noch einen Schrittweiter: „Wenn es kein Leben auf dem Mars gibt, das wir zerstören würden,können wir über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg vermutlich ausdem roten Planeten einen grünen machen. Dadurch hätte der Mensch einezweite Bleibe im All und könnte praktisch unsterblich werden.“

Es steht in den Sternen…

Über die Umformung des Mars zu einer zweiten Erde wird derzeit unterMarsbegeisterten, aber auch unter Wissenschaftlern heftig spekuliert. Dochselbst wenn sich eine NASA-Forschungsgruppe zurzeit zum Beispiel damitbeschäftigt, welche künstlichen Gase einen Treibhauseffekt auf dem Mars her-vorrufen könnten, um ihn langfristig auf lebensfreundlichere Temperaturen zuerwärmen, so scheinen die Visionen aus heutiger Sicht unrealistisch. Dennselbst wenn man den Mars erwärmen könnte, müssten Menschen immer nochmit Druckanzügen und Atemgerät herumlaufen: Die Luft auf dem Mars bestehtzu 95 Prozent aus Kohlendioxid. Außerdem ist die UV-Strahlung dort sehr hoch,da die Mars-Atmosphäre sehr dünn ist und kaum Schutz gegen die Strahlungaus dem Weltraum bietet, anders als die schützende Gashülle der Erde. Undschon die Tatsache, dass der Mars kein globales Magnetfeld mehr hat, würdebedeuten, dass eine mühsam aufgebaute Atmosphäre von den Sonnenwindenwieder hinweggefegt werden könnte. Ob daher der Mensch den rotenPlaneten jemals dauerhaft besiedeln wird, das wird nur die ferne Zukunft zei-gen. Heute steht es jedenfalls noch in den Sternen.

Vor rund 50 Jahren schien die Menschheit wie beflü-gelt: Die Russen schossen den ersten Satelliten insAll, die Amerikaner ließen das erste Atom-U-Boot zuWasser und in den Geschäften gab es die erstenVideorecorder zu kaufen. Nach dem Zweiten Weltkriegblickte man offensichtlich vor allem in eine Richtung:in die Zukunft.

Große Konzerne präsentierten im Jahr 1955 auf einerTagung der amerikanischen Handelskammer ihretechnologischen Visionen für die kommenden 20Jahre – festgehalten in der Zeitschrift „Hobby – dasMagazin der Technik“. Quarks & Co hat eines dieseralten Magazine aufgestöbert und die Visionen von vor50 Jahren mit der Realität von heute verglichen.Einige Vorhersagen hat die Wirklichkeit sogar bereitsüberholt, andere sind noch immer Träume. SchnallenSie sich also an und werfen Sie mit uns heute einenBlick auf das Morgen von gestern.

Straßenverkehr

Die Prognose: Das Auto wird sich zum Massen-verkehrsmittel entwickeln. Stimmt! Während 1955 nur1,75 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen unter-wegs waren, sind es heute 46 Millionen. Doch dieVision ging noch weiter: Charakteristisch für dieStraßenränder der Zukunft sollten graue Sendeanlagensein, die die Autos durch Signale auf der Idealliniehalten und für richtigen Abstand und Geschwindigkeitsorgen. Eine Plexiglas-Kuppel bietet dem Fahrer freieSicht nach allen Seiten, das Lenkrad ist nur für denNotfall da. 1955 ist das Auto der Zukunft voll automa-tisch und absolut sicher!

Auch träumte man schon von der persönlichen Wohl-fühltemperatur im Auto. Damit lagen die Visionäre garnicht schlecht: Während es Klimaanlagen Ende der

Ob der Mars jemals zu einer

zweiten Erde wird, steht heute

noch in den Sternen

Das Morgen von Gestern: eine Zeitreise zurück in die Zukunft

1955 ist das Auto der Zukunft

vollautomatisch und absolut

sicher

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50er Jahre nur als große Kästen an Häusern gab, botsie Mercedes Benz 1971 als erster europäischer Her-steller im Auto an.

Statt mit Otto- und Dieselmotoren sollten die Autosder Zukunft von Turbinen- oder Atomantrieben aufTouren gebracht werden. Tatsächlich experimentiertedie Firma Chrysler schon 1954 mit Turbinen-Proto-typen, durchgesetzt haben sie sich aber nicht. DerGrund: Zu hohe Herstellungskosten, zu großer Kraft-stoffverbrauch.

Bleibt das Parkplatzproblem. Die revolutionäre Ideevon 1955: unterirdische Garagen. Richtig lagen dieVisionäre – dass auch die Tiefgaragen heute so oftüberfüllt sind, hat jedoch keiner vorhergesagt.

Raumfahrt

14 Jahre vor der Mondlandung setzte man großeHoffnungen in die Raumfahrt. Die Utopie: Auf festenRaumstationen jenseits der Stratosphäre leben Men-schen in ringförmigen Stahlröhren. Von dort könntensie zu Reisen in das Sonnensystem starten.

Als Sprungbrett für Raumschiffe haben Stationen inder Erdumlaufbahn zwar bislang noch nicht fungiert,dennoch kommen die künstlichen Trabanten „Mir“ und„ISS“ den Vorstellungen von 1955 schon recht nahe.Und die ersten Weltraumtouristen sind tatsächlichbereits im All gewesen – zum günstigen Reisepreisvon rund 20 Millionen Dollar.

Luftfahrt

Die Flugzeuge der Zukunft werden von einem Atom-reaktor angetrieben und fliegen mit 1.000 Kilometernpro Stunde – so der Traum vor 50 Jahren. Das warfast zu bescheiden: Schon am 2. März 1969 startetedie Concorde zu ihrem Jungfernflug. Sie war mit 2180Kilometern pro Stunde schneller als der Schall. Dochdie Euphorie über das schnellste Passagierflugzeugwar rasch verflogen: Die Concorde machte einenHöllenlärm und schluckte gewaltige Mengen Treib-stoff. Nach einem Unfall im Jahr 2000 wurde derunrentable Flieger zwei Jahre später aus dem Verkehrgezogen.

Schienenverkehr

Eisenbahnromantik der Visionäre: FerngesteuerteZüge bringen die Passagiere der Zukunft automatischan ihr Ziel. Und in der Tat hat der Lokführer heutezumindest auf manchen Linien des Nahverkehrs aus-gedient: 1998 nahm die fahrerlose, vollautomatischePariser Metro Linie 14 „Meteor“ ihren Dienst auf. DieSteuerung übernimmt ein Zentralcomputer und bringtmit bis zu 70 Kilometern pro Stunde täglich tausen-de Fahrgäste an ihr Ziel. Auch die Münchener U-Bahnwird mittlerweile von einem zentralen Leitcompu-ter gelenkt; der Fahrer gibt nur noch das Signal zurAbfahrt.

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Eine uralte Frage

Menschen wollten schon immer wissen, was dieZukunft bringt – unzählige Überlieferungen berichtenvon Orakeln, Propheten, Wahrsagern und Stern-deuterei. Eine der bekanntesten ist die vom griechi-schen Orakel in Delphi. Diese wohl berühmtesteKultstätte der Antike war ein Heiligtum des GottesApollon, in dem eine Priesterin, genannt Pythia, in dieZukunft blickte. In den griechischen Sagen bezogensich die delphischen Orakel hauptsächlich auf dieSchicksale großer Herrscher. Dem sagenhaft reichenLydierkönig Krösus prophezeite das Orakel zumBeispiel, er werde ein großes Reich zerstören, wenn erden Grenzfluss Halys überschreite und in die Schlacht

ziehe. Prompt griff Krösus die Perser an. Doch zerstörte er nicht derenImperium, sondern sein eigenes, denn er wurde vernichtend geschlagen –die Pythia hatte Recht behalten. Ihre Trefferquote konnte seitdem nie wie-der ein Zukunftsforscher erreichen – obwohl seit über 100 Jahren seriöseWissenschaftler versuchen, Vorhersagen über das Kommende zu treffen.

Die Wissenschaft von der Zukunft beginnt

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es die ersten Versuche, auf der Basis wis-senschaftlicher Erkenntnisse in die Zukunft zu blicken. Ein Beispiel dafür istdas Buch des Ingenieurs Anton Lübke von 1926, „Technik und Mensch imJahre 2000“. Lübke hatte Prognosen von Fachleuten gesammelt, die sichmit neuen technischen Möglichkeiten auseinander setzten. Anders als beiden delphischen Orakeln oder den fantastischen Spekulationen ausRomanen hatten diese Visionen eine realistische Basis – die Ingenieuremachten sich konkrete Gedanken darum, wie zum Beispiel ein Kraftwerkaussehen müsste, das Elektrizität aus der Luft ableiten könnte. Auch diegerade erst entdeckte Atomkraft wird als Energiequelle eingeplant, dennschon damals machte man sich Sorgen um die Energievorräte. Und manahnte die Entwicklung voraus, die das ganz junge Medium Film nehmenwürde: Auf riesigen Leinwänden könnten eines Tages Dinge zu sehen sein,die zeitgleich an völlig anderer Stelle in der Welt gerade stattfinden – einAusblick auf moderne Live-Übertragungen. Der Mensch der Zukunft, soglauben die Wissenschaftler Anfang des 20. Jahrhunderts, verändert sichradikal: Implantierte Affendrüsen könnten die Lebenszeit der Menschen auf

Der Blick in die Zukunft

Das Orakel von Delphi war die

berühmteste Kultstätte der Antike.

Hier konnte sich, wer wollte, seine

Zukunft deuten lassen

weit über 100 Jahre verlängern. Vieles in diesen Visionen blieb mehr Fictionals Science, doch die Beschäftigung mit der Zukunft wurde mit dem Aufstiegder modernen Wissenschaft zu einem viel beachteten Forschungsgebiet.

Kalter Krieg und Technik-Euphorie

In den 1960er Jahren verstärkte sich der Trend zurWissenschaft von der Zukunft. Es waren die Jahre desWettrennens um die Landung auf dem Mond, um dieNutzung der Atomkraft und die militärische Macht aufder Welt; zahlreiche Institute zur Erforschung der tech-nischen Möglichkeiten wurden gegründet. Eines davon,das Hudson Institute in New York, veröffentlichte nochin den 1960er Jahren eine Zusammenfassung seinerPrognosen. Der kalte Krieg und die Technikeuphorie der60er Jahre haben diese Voraussagen offensichtlich be-einflusst: Die Autoren gingen von einer „überraschungs-freien“ Entwicklung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus, indem sievon den gegebenen Zuständen ausgingen und sie weiterdachten. So befürch-teten sie, dass sich im Jahre 2000 die beiden großen Machtblöcke NATO undWarschauer Pakt immer noch feindselig gegenüberstehen. Man berechnete,wie stark das Zerstörungspotenzial und die Zahl der Waffen in den jeweiligenBlöcken zunehmen würden und kam auf ein erschütterndes Szenario – zumGlück ist die Geschichte anders verlaufen. In einfacheren Dingen trafen dieHudson-Forscher eher den Punkt. Unter anderem sagten sie den durchtechni-sierten Haushalt und das Informationszeitalter voraus: Eines Tages würde injedem Haushalt ein Computer stehen, und einen Computer zu bedienen seigenauso selbstverständlich, wie ein Auto zu fahren.

Gesammeltes Wissen der Gegenwart

Einen etwas anderen Weg gingen die Wissenschaftler des RAND-Instituts.1963 erschien dort die erste Studie nach dem so genannten „Delphi“-Verfahren, selbstironisch benannt nach dem antiken Orakel. Danach wurdenin regelmäßigen Abständen Experten aus allen möglichen Wissensgebietenüber den Stand und die mögliche Entwicklung ihres Fachgebietes gefragt.Das war in den 1960er Jahren bereits nötig, weil längst niemand mehr auch

Schon vor 40 Jahren sah man im

Computer die Zukunft

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freundlichem Antrieb. Statt auswechselbarer Körperteile und Manipula-tionen an menschlichen Gehirn heißt es: „Ein Leben lang gesund und vitaldurch Prävention“: Umfassende Gesundheitsvorsorge soll die Lebens-qualität für alle sozialen Gruppen bis ins hohe Alter sichern. Andere drin-gende Aufgaben sehen die Beteiligten weniger in der Entwicklung desHaushaltsroboters, sondern in der Wasserversorgung für alle und demKampf gegen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, AIDS oder anderenneuen Viren.

Das Hudson Institute

Das Hudson Institute wurde 1961 in New York als Organisation für Politikforschung von dem

Kybernetiker Herman Kahn gegründet. Heute nennt es als seine Aufgaben „innovative

Forschung und Analyse von Themen wie globaler Sicherheit, Wohlstand und Freiheit“. Mit

interdisziplinären Strategien wollen die Wissenschaftler Strategien für die Zukunft entwerfen.

RAND-Institut

Die RAND („Research and Development“) Corporation wurde nach dem Ende des Zweiten

Weltkrieges in den USA gegründet, um zunächst militär-strategische Fragen zu analysieren.

Später wandelte es sich zu einer Non-Profit-Organisation, für die weltweit rund 1.600 Mitarbeiter

Lösungsvorschläge zu Sicherheitsfragen, aber auch zu anderen gesellschaftlichen und wirt-

schaftlichen Themen erstellen. Seinen Sitz hat das Institut in Santa Monica (Kalifornien).

Club of Rome

1968 gründete sich in Rom ein Verein, der einen Querschnitt der Eliten aller Kulturkreise dar-

stellen sollte. Er bestand aus rund 100 Wissenschaftlern, Industriellen und bedeutenden

Vertretern des öffentlichen Lebens. 1972 veröffentlichte er die Studie „Die Grenzen des

Wachtums“, die eine düstere Zukunft prognostizierte: Da die Rohstoffe zur Neige gehen, wird die

industrielle Produktion schrumpfen und knappes Wasser und Land in weniger als 100 Jahren

unweigerlich zu Hungersnöten führen. Heute versteht sich der Club of Rome als globaler „Think

Tank“, der als Non-Profit Organisation Wissenschaftler, Wirtschaftsführer, Geschäftsleute, aktuel-

le und frühere Staatsoberhäupter aus aller Welt zusammenbringt, um Zukunftsfragen zu disku-

tieren.

nur einen annähernden Überblick über die einzelnen Wissensgebiete derMenschheit hatte. Die Methode wurde später auch in anderen Ländern, vorallem in Japan, angewendet und kam 1993 auch nach Deutschland.

Die Grenzen des Wachstums: Der Club of Rome

Anfang der 1970er Jahre hatte der Boom der großenUtopien ein Ende. Die Mondlandung war im Sande ver-laufen und die ersten Ölkrisen erschütterten die Welt.Die Grenzen des Wachstums machten sich bemerkbar.In Italien versammelte sich ein Kreis von besorgtenIntellektuellen und Wissenschaftlern: der Club of Rome.

Diese illustre Runde beauftragte weitere Wissenschaft-ler damit, das Wachstum der Zivilisation zu berechnen.Die simulierten das System Erde mit einem Computer-programm, und das Ergebnis war erschreckend. „Die

Grenzen des Wachstums“ hieß die Studie, die plötzlich allen klar machte: Inkurzer Zeit sind die Vorräte erschöpft, ein weiteres unkontrolliertes Anwachsenvon Industrieproduktion und Weltbevölkerung führt direkt in die Katastrophe.Die Euphorie war vorbei, die Zukunft schwarz. Energiekrise und Waldsterbenerschienen nur als Vorboten noch größerer Katastrophen.

Die neue Bescheidenheit: das Projekt „Futur“

Wieder kam es nicht ganz so schlimm – noch nicht jedenfalls. Im Jahr 2006sind die Vorhersagen bescheidener geworden. „Futur“ heißt ein aktuellesProjekt des Bundesforschungsministeriums. Bis zu zweitausend Expertenund Laien treffen sich in kleinen Zirkeln und diskutieren ihre eigenenVisionen und immer wieder die ihrer Kollegen. So entsteht aus der gegen-seitigen Abstimmung ein Bild davon, wie die Zukunft sein könnte und wieman sie sich wünscht. Aus diesen „Leitvisionen“ sollen am Ende konkreteForschungsprojekte werden, die das Ministerium fördert. Dabei geht derTrend eindeutig weg von gigantischen Großprojekten. Vielmehr will man„Schäden verhindern, und Belastungen vermeiden.“ Statt Überschallge-schwindigkeit und phantastischer Reisemöglichkeiten soll es die „Ener-giewende im Verkehr“ geben: Ähnliche Autos wie bisher, aber mit umwelt-

Die Grenzen des Wachstums müss-

ten eigentlich schon erreicht sein