Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer
4. Wissenschaftstheorie
896
897SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Erkenntnistheorie vs. WissenschaftstheorieWissenschaftstheorie
898SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Wissenschaftstheorie thematisiert die Die Wissenschaftstheorie thematisiert die Wissenschaft als eine Tätigkeit zur …
Vermehrung des Wissens und der Wahrheit
899SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Wissenschaftstheorie muss sich also mit dem Die Wissenschaftstheorie muss sich also mit dem Problem des Wahrheitsnachweises und der Begründung von Erkenntnis auseinandersetzen.
h llDaher ist sie ein spezieller …
Z i d E k t i th iZweig der Erkenntnistheorie
900SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Was als Erkenntnis und Wissen gilt wird heute Was als Erkenntnis und Wissen gilt, wird heute hauptsächlich in den Wissenschaften entschieden. Die Auseinandersetzung mit diesen Grundbegriffen k d h h h d ll l dkommt daher nicht ohne eine detaillierte Analyse der Begründungspraxis der Wissenschaften aus. Somit ist die Wissenschaftstheorie auch eine …ist die Wissenschaftstheorie auch eine …
Erbin der Erkenntnistheorie
901SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ErkenntnistheorieErkenntnistheorie
Wissenschaftstheorie
spezielle WT allgemeine WT Naturphilosophie
Bi l i B iff F ih iBiologie Begriffe FreiheitPhysik Theorien DeterminismusGeschichte Erklärungen Raum & ZeitgMathematik Evidenzen Geist/KörperPsychologie Prognosen Materie... ... ....
902SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
1. Wissenschaftliche Erklärungeng
2. Bestätigung wissenschaftlicher Theorieng g
3. Was ist eigentlich eine Theorie?3. Was ist eigentlich eine Theorie?
903SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wi h ftli hWissenschaftliche Erklärungeng
904SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das charakteristische Ziel der Wissenschaft ist dieDas charakteristische Ziel der Wissenschaft ist die Angabe systematischer und zuverlässig untermauerter Erklärungen. (Ernest Nagel)untermauerter Erklärungen. (Ernest Nagel)
905SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Was ist überhaupt eine wissenschaftlicheWas ist überhaupt eine wissenschaftliche Erklärung?
906SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Welche Struktur hat sie?Welche Struktur hat sie?
907SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wann gilt eine Erklärung als zuverlässigWann gilt eine Erklärung als „zuverlässig untermauert“?
908SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Erklärungen sind Antworten auf Warum-FragenWarum Fragen
909SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Frage
Warum erscheint das Licht entfernterGalaxien in einer Rotverschiebung?Galaxien in einer Rotverschiebung?
--- beantwortet ----
Weil sich das Universum ausdehnt.
Antwort
910SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Explanandum
Das Licht entfernter Galaxien erscheint in einer Rotverschiebung.g
--- erklärt (unterstützt, beweist, legt nahe ...) ----
D U i d h t i h Das Universum dehnt sich aus.
lExplanans
911SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Auch Erklärungen sind Argumente!Auch Erklärungen sind Argumente!
912SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Beweis Rechtfertigung
Prämissen q Gründe qr rs s
-------------beweisen---------------- ----------stützen/rechtfertigen-----------
Konklusion p Überzeugung p
q, r, s enthalten (logisch) p q, r, s sind Gründe für p
klä ä iErklärung Bestätigung
Explanans q Evidenzen qr rs s
-------------erklären----------------- ----------stützen/bestätigen------------
Explanandum p Gesetz p
q, r, s erklären p q, r, s bestätigen p
913
q, , p q, , g p
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
C.G. Hempel: Zur Logik wissenschaftlicher Erklärungenwissenschaftlicher Erklärungen
914SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Carl Gustav Hempel (1905-1997)
Vertreter des Logischen Empirismus. Zu seinen Lehrern gehörte Rudolf Carnap; er war mit Hans Reichbach und Paul Oppenheim befreundet – alles füh d Wi h ft th tik i Z it führende Wissenschaftstheoretiker seiner Zeit. Seine wichtigsten Beiträge stammen aus den Gebieten der wissenschaftlichen Erklärungen und der Theorie der Bestätigung.
„A Purely Syntactical Definition of Confirmation“ (1943); „Studies in the Logic of Confirmation“ (1945); „Studies in the Logic of Explanation“ (1948); Aspects of Scientific Explanation (1965); Philosophy of Natural Science (1966)
915SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das deduktiv-nomologische ModellDas deduktiv nomologische Modell(D-N-Schema; Hempel-Oppenheim-Schema; Covering Law Modell)Covering Law Modell)
916SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Ein Eiskunstläufer rotiert sehr langsam um seine Ein Eiskunstläufer rotiert sehr langsam um seine eigene Achse.
Plötzlich zieht er die Arme eng an seinen Körper und beginnt sehr schnell zu drehen.beginnt sehr schnell zu drehen.
Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?
917SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
1 Der Drehimpuls eines Körpers ist das Produkt aus träger 1. Der Drehimpuls eines Körpers ist das Produkt aus träger Masse und Winkelgeschwindigkeit und bleibt ohne Einwirkungen einer äußeren Kraft konstant.2. Der Eiskunstläufer erfährt keine Einwirkung einer äußeren Kraft.3. Wenn der Eiskunstläufer seine Arme eng an seinen Köper 3. Wenn der Eiskunstläufer seine Arme eng an seinen Köper anlegt, dann reduziert er seine träge Masse.4. Der Eiskunstläufer legt die Arme eng an seinen Körper an.
918SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
erklären zusammenerklären zusammen …
919SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Winkelgeschwindigkeit des Eiskunstläufers Die Winkelgeschwindigkeit des Eiskunstläufers vergrößert sich.
( d h der Eiskunstläufers dreht sich schneller )(… d.h. der Eiskunstläufers dreht sich schneller.)
920SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Explanandum ist die Konklusion eines Das Explanandum ist die Konklusion eines Arguments.
„Die Winkelgeschwindigkeit des Eiskunstläufers vergrößert sich.“vergrößert sich.
921SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die erste Prämisse besteht aus der Anführung eines Die erste Prämisse besteht aus der Anführung eines Naturgesetzes (Impulserhaltungssatz).
„Der Drehimpuls eines Körpers ist das Produkt aus träger Masse und Winkelgeschwindigkeit und bleibtträger Masse und Winkelgeschwindigkeit und bleibt ohne Einwirkungen einer äußeren Kraft konstant.“
922SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die weiteren Prämissen bilden die sogenannten Die weiteren Prämissen bilden die sogenannten Randbedingungen.
„Der Eiskunstläufer erfährt keine Einwirkung einer äußeren Kraft.“äußeren Kraft.„Der Eiskunstläufer reduziert seine träge Masse.“
923SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Argument ist logisch valide d h die Konklusion Das Argument ist logisch valide, d.h. die Konklusion folgt aus den Prämissen.
924SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Struktur einer wissenschaftlichenErklärungErklärung
925SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(1) Allgemeines Gesetz(1) Allgemeines GesetzFalls Ereignisse des Typs A, des Typs B, ... und des Typs N eintreten, dann wird ein Ereignis des Typs X eintreten.
(2) Initial-/RandbedingungenEs treten die Ereignisse a des Typs A, b des Typs B, ... und n g yp , yp ,des Typs N ein.
(3) Erklärtes Ereignis(3) Erklärtes EreignisEreignis x des Typs X tritt ein.
926SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
L1, ..., Ln
C1, ..., Cn
E
Im D-N-Modell einer Erklärung wird das Im D-N-Modell einer Erklärung wird das Explanandum E als logisch valide Konklusion eines Arguments dargestellt, dessen Prämissen
(a) eine oder mehrere korrekte Verallgemeinerungen (N t t L L ) d(Naturgesetze L1 ... Ln) und
(b) die entsprechenden Rand oder (b) die entsprechenden Rand- oder Initialbedingungen (C1 ... Cn) enthalten.
927SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Adäquatheitsbedingungenwissenschaftlicher Erklärungenwissenschaftlicher Erklärungen
928SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(1) Das Explanandum muss eine logische (1) Das Explanandum muss eine logische Konsequenz des Explanans sein, d.h. die Erklärung muss die Form eines logisch gültigen, deduktiven muss die Form eines logisch gültigen, deduktiven Arguments besitzen.
929SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(2) Das Explanans muss mindestens ein allgemeines (2) Das Explanans muss mindestens ein allgemeines Gesetz enthalten, das eine wesentliche Rolle in der Erklärung spielt, d.h. das Argument darf nach Erklärung spielt, d.h. das Argument darf nach Weglassen des allgemeinen Gesetzes nicht mehr logisch gültig sein.
930SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(3) Das Explanans muss empirischen Gehalt (3) Das Explanans muss empirischen Gehalt besitzen, d.h. es muss sich im Prinzip empirisch testen lassen.testen lassen.
931SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(4) Die Explanans Sätze müssen wahr sein(4) Die Explanans-Sätze müssen wahr sein.
wahre vs potentielle Erklärungenwahre vs. potentielle Erklärungen
932SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Was ist ein Naturgesetz?Was ist ein Naturgesetz?
933SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gesetz? Ja oder Nein?
1. In jedem 2. Keine Signale können geschlossenen System bleibt die Summe der Energie erhalten
schneller als Lichtgeschwindigkeit übertragen werdenEnergie erhalten. übertragen werden.
3. Jeder Apfel in meinem Kühlschrank ist rot.
4. Keine Maus wiegt mehr als eine Tonne.
934SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Es handelt sich um wahre Verallgemeinerungen Es handelt sich um wahre Verallgemeinerungen.
Sie besitzen die Form Alle A sind B“ (1&3) bzw Sie besitzen die Form „Alle A sind B“ (1&3) bzw. „Kein A ist B“ (2&4).
Trotzdem unterscheiden sich 1) und 2) wesentlich von 3) und 4)von 3) und 4).
Wie?935
Wie?SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gesetze unterstützen kontrafaktische Schlüsse Sie gelten“ Gesetze unterstützen kontrafaktische Schlüsse. Sie „gelten auch für Fälle, die momentan nicht vorliegen:
„Wenn dieser Kühlschrank hier ein geschlossenes System wäre, dann würde die Summe der Energie innerhalb des Kühlschrankes konstant bleiben.“ (gültig)Kühlschrankes konstant bleiben. (gültig)
„Wenn sich dieser Apfel, den ich jetzt in meiner Hand halte, in meinem Kühlschrank befände, dann wäre er rot.“ (ungültig)
936SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gesetze unterstützen kontrafaktische Schlüsse Sie gelten“ Gesetze unterstützen kontrafaktische Schlüsse. Sie „gelten auch für Fälle, die momentan nicht vorliegen:
„Wenn jemand Signale vom Saturn zum Jupiter übertragen möchte, dann brauchen die Signale mindestens so lange, wie das Licht für diese Distanz braucht.“ (gültig)das Licht für diese Distanz braucht. (gültig)
„Wenn dieser Elefant da drüben eine Maus wäre, dann würde er nicht mehr als eine Tonne wiegen.“ (ungültig)
937SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gesetze unterstützen modale Sätze über Notwendiges und Gesetze unterstützen modale Sätze über Notwendiges und Mögliches:
„Es ist nicht möglich, dass sich die Summe der Energie in einem geschlossenen System ändert.“ (gültig)
„Es ist nicht möglich, dass sich in meinem Kühlschrank Äpfel befinden, die grün (d.h. nicht rot) sind.“ (ungültig)
938SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gesetze unterstützen modale Sätze über Notwendiges und Gesetze unterstützen modale Sätze über Notwendiges und Mögliches:
„Es ist nicht möglich, Signale schneller als mit Lichtgeschwindigkeit zu übertragen.“ (gültig)
„Es ist nicht möglich, dass eine Maus mehr als eine Tonne wiegt.“ (ungültig)
939SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Kontrafaktisches KriteriumKontrafaktisches Kriterium
Frage: Warum könnte ein Apfel in meinem Frage: Warum könnte ein Apfel in meinem Kühlschrank grün sein?
Antwort: Weil es gegen keine physikalischen Gesetzmäßigkeiten verstößtGesetzmäßigkeiten verstößt.
940SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Modales KriteriumModales Kriterium
Frage: Warum ist es möglich dass nicht alle Äpfel Frage: Warum ist es möglich, dass nicht alle Äpfel in meinem Kühlschrank rot sind?
Antwort: Weil es gegen keine physikalische Gesetzmäßigkeit verstößtGesetzmäßigkeit verstößt.
941SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Frage welche modalen Sätze als möglich und Die Frage, welche modalen Sätze als möglich und notwendig erachtet werden und welche kontrafaktischen Schlüsse zulässig sind, hängt kontrafaktischen Schlüsse zulässig sind, hängt davon ab, welche Regelmäßigkeiten als physikalische Gesetze angesehen werden und umgekehrt.
Die Unterscheidungskriterien sind zirkulär!
942SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Es gibt kein klares Unterscheidungskriterium Es gibt kein klares Unterscheidungskriterium zwischen Gesetzmäßigkeiten und anderen, gewöhnlichen Verallgemeinerungen, die keine gewöhnlichen Verallgemeinerungen, die keine Gesetze darstellen.
943SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Probleme des D-N ModellsProbleme des D N Modells
944SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Fahnenmast und sein SchattenDer Fahnenmast und sein Schatten
Auf einem ebenen Boden steht ein Fahnenmast von 4 m Höhe Auf einem ebenen Boden steht ein Fahnenmast von 4 m Höhe. Die Sonne scheint aus einem Winkel von 60°. Der Mast wirft einen Schatten von 4,4 m.
Wenn wir fragen, warum der Schatten diese Länge hat, dann lässt sich das ganz einfach mit ein wenig Trigonometrie lässt sich das ganz einfach mit ein wenig Trigonometrie (deduktiv) herleiten. Das Ergebnis ist eine D-N-Erklärung der Schattenlänge.
945SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wir könnten durch Ausnutzung desselben Schemas und genau Wir könnten durch Ausnutzung desselben Schemas und genau derselben Gesetze erklären:1) warum der Schatten 4,4 m lang ist (Trigonometrie, Höhe des Mastes, Sonnenwinkel);2) warum der Mast 4 m hoch ist (Trigonometrie, Länge des Schattens, Sonnenwinkel);Schattens, Sonnenwinkel);3) warum die Sonne in einem Winkel von 60° zur Erde steht (Trigonometrie, Schattenlänge, Höhe des Mastes).
946SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Erklärungen sind asymmetrischErklärungen sind asymmetrisch
Wenn A B erklärt dann kann B nicht A erklärenWenn A B erklärt, dann kann B nicht A erklären.
947SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Barometer und der SturmDas Barometer und der Sturm
Wenn das Barometer schnell fällt dann können wir Wenn das Barometer schnell fällt, dann können wir einen Sturm vorhersagen. Dennoch erklärt das Fallen des Barometers das Auftreten des Sturmes Fallen des Barometers das Auftreten des Sturmes nicht, denn das Fallen des atmosphärischen Druckes ist sowohl verantwortlich für das Fallen des Barometers wie auch des Aufkommens eines Sturmes.
948SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wenn zwei Wirkungen eine gemeinsame Ursache Wenn zwei Wirkungen eine gemeinsame Ursache besitzen (Sturm und Fallen des Barometers), können wir nicht die eine Wirkung durch die andere wir nicht die eine Wirkung durch die andere erklären.
949SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
SonnenfinsternisSonnenfinsternis
Vom jetzigen Stand der Sonne sowie einer Anzahl von Gesetzen j güber die Planetenbewegungen können Astronomen eine zukünftige Sonnenfinsternis vorhersagen. Aufgrund eben derselben Daten und Gesetze lassen sich aber auch derselben Daten und Gesetze lassen sich aber auch vorangehende Sonnenfinsternisse „voraussagen“.
Während wir jedoch die zukünftige Sonnenfinsternis aufgrund gegenwärtiger Daten wirklich als eine Voraussage / Erklärung behandeln, würden wir eine vergangene Sonnenfinsternis nicht
950
auf den jetzigen Stand der Sonne zurückführen.SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wir führen keine gegenwärtigen oder zukünftigen Bedingungen an wenn wir vergangene Ereignisse Bedingungen an, wenn wir vergangene Ereignisse erklären.
951SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Antibabypille für den Mann?Antibabypille für den Mann?
Ein Mann erklärt die Tatsache, dass er nicht schwanger wurde, , g ,indem er behauptet, dass er regelmäßig die Antibabypille seiner Frau genommen habe und dass Männer, die Antibabypillen nehmen, nicht schwanger werden.nehmen, nicht schwanger werden.
Das Erklärmuster hat die Form einer D-N-Erklärung, zitiert aber irrelevante Sachverhalte.
952SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Adäquatheitsbedingungen für D N Erklärungen Die Adäquatheitsbedingungen für D-N-Erklärungen sind zu schwach (sie verlangen zu wenig).
953SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der TintenfleckDer Tintenfleck
Auf einem Teppich in der Nähe des Schreibtisches befindet sich ppein schwarzer Fleck. Wie kann das erklärt werden? Nun, gestern stand auf dem Rand des Schreibtisches ein offenes Tintenfass, der Professor hat sich versehentlich am Schreibtisch Tintenfass, der Professor hat sich versehentlich am Schreibtisch gestoßen, worauf das Fass herunterfiel.
Obwohl diese Erklärung keine allgemeinen Gesetzmäßigkeiten enthält, gilt sie dennoch als erfolgreiche Erklärung.
954SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Adäquatheitsbedingungen sind nicht nur zu Die Adäquatheitsbedingungen sind nicht nur zu schwach, sondern auch zu stark (sie verlangen zu viel).viel).
955SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das induktiv-statistische ModellDas induktiv statistische Modell
956SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Fast jede Streptokokken-Infektion kann durch Penicillin geheilt werden.Jane hatte eine Streptokokken-InfektionJane hatte eine Streptokokken Infektion.Jane erhielt Penicillin.-----------------------erklären------------------------------- [r]Jane wurde geheiltJane wurde geheilt.
I D N E klä b t ht i h d P ä i d d In D-N-Erklärungen besteht zwischen den Prämissen und der Konklusion der Erklärung eine logische Folgebeziehung.
In I-S-Erklärungen wird die Konklusion durch die Prämissen nur als wahrscheinlich dargestellt. Diese Beziehung des Stützens kann verschieden stark sein ([r] ist ein Parameter Stützens kann verschieden stark sein ([r] ist ein Parameter dieser Stärke).
957SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Deduktion ist erosionsbeständig; Induktion nicht!Deduktion ist erosionsbeständig; Induktion nicht!
Universelle Gesetze gelten für alle Individuen, unabhängig von g , g gweiteren Merkmalen. Wenn gilt, dass alle A B sind, dann gilt auch, dass alle Dinge, die A und C sind, ebenfalls B sind.
Für statistische Gesetze gilt das nicht. Auch wenn fast alle Menschen, die jetzt leben (A), auch in fünf Jahren noch leben (B), heißt das nicht, dass fast alle Menschen, die jetzt leben (A) und sich im fortgeschrittenen Stadium einer Krebserkrankung befinden (C), auch in fünf Jahren noch leben (B).
958SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Bedingung der maximalen SpezifitätBedingung der maximalen Spezifität
I S Erklärungen müssen immer alles jeweils zur I-S-Erklärungen müssen immer alles jeweils zur Verfügung stehende Wissen beinhalten, da Zusatzinformationen zur Erosion des Zusatzinformationen zur Erosion des Zusammenhanges führen können.
Was passiert mit der obigen Erklärung, wenn wir erfahren, dass Jane eine penicillin-resistente Streptokokken-Infektion hatte?
959SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ProblemeProbleme
960SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
25 % der Opfer unbehandelter Syphilis bekommen Paresis.a es sSchmidt hatte eine unbehandelte Syphilis.---------------erklären----------------------------[.25]erklären [.25]Schmidt bekommt Paresis.
961SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
95 % der Opfer unbehandelter Syphilis, die ein P-Merkmal besitzen, bekommen Paresis.e a bes t e , be o e a es sSchmidt hatte eine unbehandelte Syphilis.Schmidt hatte das P-Merkmal.Schmidt hatte das P Merkmal.---------------erklären----------------------------[.95]Schmidt bekommt Paresis.Schmidt bekommt Paresis.
962SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Alle Opfer unbehandelter Syphilis, die ein P-Merkmal und ein Q-Merkmal besitzen, bekommen Paresis.u d e Q e a bes t e , be o e a es sSchmidt hatte eine unbehandelte Syphilis.Schmidt hatte das P-Merkmal.Schmidt hatte das P Merkmal.Schmidt hatte das Q-Merkmal.
Schmidt bekommt Paresis.
963SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Determinismus?
... ist die Doktrin, dass alles, was in unserem Universum passiert, vollständig durch vorangehende Bedingungen (allgemeine Gesetze und Randbedingungen) determiniert ist.
Falls diese Doktrin wahr wäre, dann wäre jedes Ereignis im Prinzip deduktiv erklärbar j g pund jede I-S-Erklärung wäre eine unvollständige D-N-Erklärung. I-S-Erklärungen ließen sich dann auf D-N-Erklärungen reduzieren und wären kein eigenständiger Erklärtypus (was nicht heißt, dass sie in der Praxis nutzlos wären).
Ist der Determinismus wahr?Gibt es Erklärungen die irreduzibel statistisch sind?
964
Gibt es Erklärungen die irreduzibel statistisch sind?
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Syphilis und ParesisSyphilis und Paresis
Paresis ist eine höhere Form von Syphilis die mit Paresis ist eine höhere Form von Syphilis, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% auftritt, wenn die Syphilis unbehandelt bleibt.
Nehmen wir an, Schmidt hat Paresis und wir fragen: warum? Eine korrekte Antwort wäre: weil er an einer warum? Eine korrekte Antwort wäre: weil er an einer unbehandelten Syphilis litt.
965SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(1)(1)
Unbehandelte Syphilis führt zu ParesisUnbehandelte Syphilis führt zu Paresis.Schmidt hatte eine unbehandelte Syphilis.----------------erklären---------------------[.25][ ]Schmidt hat Paresis.
966SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(2)(2)
Unbehandelte Syphilis führt nicht zu ParesisUnbehandelte Syphilis führt nicht zu Paresis.Schmidt hatte eine unbehandelte Syphilis.----------------erklären---------------------[.75][ ]Schmidt hat keine Paresis.
967SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Während die induktive Stützung für die Konklusion Während die induktive Stützung für die Konklusion in (2) viel höher als für die in (1) ist, scheint (2) keine akzeptable Erklärung zu sein. (1) dagegen
h f l hscheint erfolgreich zu sein.
Wi k d i ?Wie kann das sein?
968SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Psychotherapie für Bruce BrownPsychotherapie für Bruce Brown
Bruce Brown leider unter einem neurotischen Bruce Brown leider unter einem neurotischen Symptom. Er geht zu einer Psychotherapie und das Symptom verschwindet.
Können wir dies erklären, indem wir darauf hinweisen dass die meisten Menschen mit diesem hinweisen, dass die meisten Menschen mit diesem Symptom nach einer Psychotherapie gesunden?
969SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Nein! denn falls viele Menschen mit diesem Nein! denn falls viele Menschen mit diesem Symptom spontan, d.h. unabhängig von einer Behandlung gesunden, dann ist die Erklärung nicht llegitim.
Ei h h W h h i li hk it i t i htEine hohe Wahrscheinlichkeit ist nicht hinreichend für eine gelungene Erklärung.
970SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Nein! denn selbst dann wenn die Rate der Nein! denn selbst dann, wenn die Rate der Menschen, die nach einer Behandlung gesunden, sehr gering ist, wäre die Erklärung korrekt, falls die
h dl ß l hRate mit Behandlung größer wäre als ohne.
Ei h h W h h i li hk it i t i htEine hohe Wahrscheinlichkeit ist nicht notwendig für eine gelungene Erklärung.
971SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wir müssen herausfinden ob die Behandlung Wir müssen herausfinden, ob die Behandlung irgendeinen nachweisbaren Einfluss auf die Genesung von einem bestimmten Symptom hat, d.h.
d l d i lwir müssen die relevanten von den irrelevantenEinflüssen unterscheiden.
Nur die relevanten Einflüsse machen eine Erklärung erfolgreich!g
972SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Hauptproblem des I-S-Modells besteht darin Das Hauptproblem des I-S-Modells besteht darin, dass nicht die Wahrscheinlichkeit sondern die statistische Relevanz der ausschlaggebende Faktor b h d d k kl hbei nichtdeduktiven Erklärungen zu sein scheint.
P h th i B BPsychotherapie von Bruce BrownSyphilis-Paresis-Beispiel
973SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Statistische RelevanzStatistische Relevanz
974SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Betrachten wir Bruce Brown Er ist ein Mitglied der Gruppe von Betrachten wir Bruce Brown. Er ist ein Mitglied der Gruppe von Menschen, die an einem neurotischen Syndrom leiden. Innerhalb dieser Gruppe gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit W, von diesem Syndrom spontan – d.h. Wahrscheinlichkeit W, von diesem Syndrom spontan d.h. ohne Psychotherapie – zu genesen:
/W = G/X
G A hl d t G dG: Anzahl der spontan GenesendenX: Anzahl der Gesamtgruppe
975SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Für die Gesamtzahl der Genesenden welche auch diejenigen Für die Gesamtzahl der Genesenden, welche auch diejenigen einschließt, welche mit Psychotherapie behandelt wurden, können wir eine andere Wahrscheinlichkeit annehmen:
W = G+P/X
G: Anzahl der spontan GenesendenP: Anzahl der mit Psychotherapie GenesendenP: Anzahl der mit Psychotherapie GenesendenX: Anzahl der Gesamtgruppe
976SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Psychotherapie ist positiv relevant für die Die Psychotherapie ist positiv relevant für die Genesung, falls:
W(G/X) < W(G+P/X)
Psychotherapie erhöht die Aussichten auf Heilung
977SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Psychotherapie ist negativ relevant für die Die Psychotherapie ist negativ relevant für die Genesung, falls:
W(G/X) > W(G+P/X)
Psychotherapie verringert die Aussichten auf Heilung
978SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Psychotherapie ist irrelevant für die Genesung Die Psychotherapie ist irrelevant für die Genesung, falls:
W(G/X) = W(G+P/X)
Psychotherapie hat keinen Einfluss auf die Heilung, weder negativ noch positiv.
979SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Fazit:Fazit:
Es gibt keine Aussage über die Höhe der relevanten Es gibt keine Aussage über die Höhe der relevanten Wahrscheinlichkeiten. Sie müssen sich nur von anderen Wahrscheinlichkeiten in relevanten Hi i ht t h idHinsichten unterscheiden.
980SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Kausale RelevanzKausale Relevanz
981SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Kausale Beziehungen sind asymmetrisch Kausale Beziehungen sind asymmetrisch (Fahnenmastbeispiel).
982SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Ursache ist immer der relevante Faktor in Bezug Die Ursache ist immer der relevante Faktor in Bezug auf die Wirkung (Antibabypille).
983SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wir können Vermutungen zu den Ursachen eines Wir können Vermutungen zu den Ursachen eines bestimmten Ereignisses haben, ohne ein genaues Gesetz zu kennen, das beide miteinander verbindet Gesetz zu kennen, das beide miteinander verbindet (Tintenfleck).
984SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Psychotherapie erklärt die Genesung von einem Die Psychotherapie erklärt die Genesung von einem psychischen Symptom dann, wenn sie diese (zumindest zum Teil) verursacht hat. (Bruce Brown)(zumindest zum Teil) verursacht hat. (Bruce Brown)
985SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Syphilis ist die Ursache von Paresis auch wenn nicht Syphilis ist die Ursache von Paresis, auch wenn nicht jeder mit Syphilis an Paresis erkrankt. (Schmidt)
986SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Kritik am KausalbegriffDie Kritik am Kausalbegriff
987SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
David Hume (1711-1776)
Hume gilt als einer der wichtigsten Vertreter des klassischen, Britischen Empirismus. Er vertrat eine Philosophie des gesunden Menschenverstandes und p gwendete sich gegen die traditionelle Metaphysik, die er als Quelle des Irrtums ablehnte. In der Wissenschaftstheorie haben vor allem seine kritischen Ausführungen zur Kausalität und gInduktion eine durchschlagende Wirkung gehabt.
A Treatise of Human Nature (1739/40); An EnquiryConce ning H man Unde standing (1748) AnConcerning Human Understanding (1748); An Enquiry Concerning the Principles of Moral (1751); Dialogues Concerning Natural Religion (1779)
988SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Stellen wir uns vor wir beobachten zwei Stellen wir uns vor, wir beobachten zwei Billardkugeln. Die eine ist blau und stößt die andere, welche rot ist, an. Danach bleibt die blaue Kugel welche rot ist, an. Danach bleibt die blaue Kugel stehen und die rote bewegt sich in einer bestimmten Richtung fort. Wir könnten dies so erklären, dass wir sagen, der Anstoß der blauen Kugel in einem bestimmten Winkel war die Ursache der Bewegung der roten Kugelder roten Kugel.
989SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Aber: Was können wir tatsächlich beobachten?Aber: Was können wir tatsächlich beobachten?
temporale Asymmetrie zwischen Ursache und • temporale Asymmetrie zwischen Ursache und Wirkung.• raum-zeitliche Nähe zwischen Ursache und • raum-zeitliche Nähe zwischen Ursache und Wirkung.• konstante (wiederholbare) Verbindung zwischen konstante (wiederholbare) Verbindung zwischen beiden.
990SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Diese drei Arten von Evidenzen zeigen nicht dassDiese drei Arten von Evidenzen zeigen nicht, dasseine kausale Verbindung zwischen den Ereignissenbesteht, sondern allenfalls, dass bei allen unserenbesteht, sondern allenfalls, dass bei allen unserenBeobachtungen es so war, dass das eine Ereignisdem anderen folgt.
Welchen Fehlschluss haben wir begangen?
991SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Einer der Gründe warum die gängigen Modelle Einer der Gründe, warum die gängigen Modelle wissenschaftlicher Erklärung sich nicht auf Kausalität berufen, hat mit diesem skeptischen Kausalität berufen, hat mit diesem skeptischen Problem zu tun, für das es keine adäquate Lösung gibt.
992SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die schwache Interpretation von KausalitätDie schwache Interpretation von Kausalität
Kausalität besteht in einer wiederholbaren Folge von Kausalität besteht in einer wiederholbaren Folge von Ereignissen.
993SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Folge: kausale Erklärungen bilden eine Teilklasse der D-N-Folge: kausale Erklärungen bilden eine Teilklasse der D-N-Erklärungen:
Für alle E1, E2: Falls E1 eintritt, dann tritt auch E2 ein. (gesetzmäßige Verallgemeinerung/Regelmäßigkeit)(gesetzmäßige Verallgemeinerung/Regelmäßigkeit)E1 ist eingetreten. (Randbedingung)
E2 ist eingetreten (Konklusion)
994SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das deduktiv-nomologischeModell
Das induktiv-statistische ModellModell
Ein Ereignis/ Phänomen wird erklärt, indem es als Konklusion eines gültigen
Ein Ereignis/ Phänomen wird erklärt, indem es als Konklusion eines
d ll dg g
Arguments dargestellt wird. Das Ereignis folgt logisch aus einem oder mehreren allgemeingültigen Naturgesetzen und den dazugehörigen Anfangsbedingungen.
Arguments dargestellt wird. Das Ereignis wird mit Wahrscheinlichkeit r aus einem statistischen Zusammenhang und den g g g g g
Es gilt universal: P ⊃ Q
dazugehörigen Anfangsbedingungen induktiv abgeleitet.
Mit Wahrscheinlichkeit r gilt: P ⊃ QP
Q
Mit Wahrscheinlichkeit r gilt: P ⊃ QP
[r]Q
Unvollständiges Wissen?
Zeitliche/ kausale AsymmetrieKausal irrelevante Faktoren
Q
Maximale SpezifitätStatistisch irrelevante Faktoren
Kausale Relevanz?
995
Kausale Relevanz?
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Statistische Relevanz?
Zur Pragmatik von ErklärungenZur Pragmatik von Erklärungen
996SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
EmphaseEmphase
Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?p
997SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Obwohl es immer dieselben Worte sind handelt es Obwohl es immer dieselben Worte sind, handelt es sich um drei verschiedene Fragen, die verschiedene Erklärungen verlangen.
Das kann gezeigt werden, indem wir uns die K t tkl h di fü di j ili Kontrastklassen ansehen, die für die jeweilige Frage entscheidend sind.
998SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?
Warum hat Adam einen Apfel und nicht eine Banane Warum hat Adam einen Apfel und nicht eine Banane, einen Joghurt usw. gegessen?
Kontrastklasse:
{Apfel, Banane, Joghurt, Bratwurst, ...}
999SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?
Warum hat Adam und nicht Eva eine Ziege oder der Warum hat Adam und nicht Eva, eine Ziege oder der Hirte den Apfel gegessen?
Kontrastklasse:
{Adam, Eva, Ziege, Hirte, ...}
1000SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Warum aß Adam den Apfel?Warum aß Adam den Apfel?
Warum hat Adam den Apfel gegessen und nicht Warum hat Adam den Apfel gegessen und nicht weggeworfen oder irgendwo versteckt?
Kontrastklasse:
{essen, wegwerfen, verstecken, ...}
1001SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
FazitFazit
Wenn wir nicht wissen wonach gefragt wird werden Wenn wir nicht wissen, wonach gefragt wird, werden wir nicht wissen, was eine erfolgreiche Erklärung ist!
1002SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
VorwissenVorwissen
Eine Erklärung ist nicht erfolgreich wenn sie Eine Erklärung ist nicht erfolgreich, wenn sie Tatsachen enthält, die der entsprechenden Hörerschaft schon hinreichend bekannt sind.Hörerschaft schon hinreichend bekannt sind.
1003SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Warum dreht sich der Eiskunstläufer schneller?Warum dreht sich der Eiskunstläufer schneller?
Weil der Drehimpuls eines Körpers das Produkt aus Weil der Drehimpuls eines Körpers das Produkt aus träger Masse und Winkelgeschwindigkeit ist und dieser ohne Einwirkungen einer äußeren Kraft dieser ohne Einwirkungen einer äußeren Kraft konstant bleibt, der Eiskunstläufer keine Einwirkung einer äußeren Kraft erfährt, weil er, wenn er seine Arme eng an seinen Köper anlegt, seine träge Masse reduziert und er die Arme eng an seinen Körper anlegt
1004
anlegt.SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Situation 1: Wir sehen den EiskunstläuferSituation 1: Wir sehen den Eiskunstläufer.
Wir wollen wissen, welche Gesetze seine Bewegungen erklären., g g
Situation 2: Wir sehen ihn nicht, kennen aber die Gesetze der RotationskraftRotationskraft.
Wir wollen wissen, was gerade passiert, d.h. ob er die Arme Wir wollen wissen, was gerade passiert, d.h. ob er die Arme anlegt oder nicht.
1005SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wir müssen zwischen dem idealenWir müssen zwischen dem idealen explanatorischen Text und der explanativen Information unterscheiden!Information unterscheiden!
1006SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der ideale explanatorische Text einer Erklärung Der ideale explanatorische Text einer Erklärung enthält alle Tatsachen und alle Gesetze, die für das jeweilige Explanandum relevant sind. In den meisten jeweilige Explanandum relevant sind. In den meisten Fällen wird ein solcher idealer Text unheimlich komplex und lang sein.
1007SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Entscheidend ist dass in aktualen Situationen nur Entscheidend ist, dass in aktualen Situationen nur bestimmte Portionen dieses idealen Textes erwähnt werden, nämlich die, die für die entsprechende werden, nämlich die, die für die entsprechende Absicht und das Frageinteresse benötigt werden. Wenn wir Wissen vermitteln und damit einen Aspekt des idealen Textes einer Erklärung liefern, dann unterbreiten wir die explanativen Informationen.
1008SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Bitte nach einer Erklärungen ist nie eine Bitte Die Bitte nach einer Erklärungen ist nie eine Bitte um den idealen Text, sondern immer eine Bitte um explanatorische Informationen.explanatorische Informationen.
Worin diese Informationen bestehen, das variiert mit Worin diese Informationen bestehen, das variiert mit unserem Vorwissen, unseren Frageinteressen (Emphasis) und dem Kontext, in welchem nach der entsprechenden Information gesucht wird.
1009SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie