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Page 1: Fachbuch Enterprise Wikis im Wiesbadener Kurier

15Freitag,9. September 2011Wiesbadener Kurier WIRTSCHAFT

Mehr als nur WikipediaFIRMENWIKIS Unternehmen setzenWissensmanagement im Intranet ein / Neue Form der Zusammenarbeit

WIESBADEN. BrachliegendesWissen in den Köpfen Einzelnerfür alle zugänglich machen, dieE-Mail-Flut eindämmen und dieKommunikation zwischen Mit-arbeitern effizienter gestalten:Das sind nur einige Ziele von so-genannten Unternehmenswikis.Wie der Name schon ahnenlässt, handelt es sich um ein ähn-liches Prinzip wie das des Web-lexikons Wikipedia. MillionenInternetnutzer aus aller Weltverfassen dort auf einer einfachstrukturierten Oberfläche Arti-kel, die wiederum von anderenbearbeitet und aktualisiert wer-den können. Immer mehr Fir-men integrieren diese simpleMethode des sozialen Netzwer-kens in ihr Intranet.„Ein Firmenwiki kann noch

viel mehr als Wikipedia. Gerademal fünf bis zehn Prozent derWikinutzung gehen auf den An-wendungsfall ‚Glossar‘ zurück“,sagt Martin Seibert, Geschäfts-führer der Wiesbadener Inter-netagentur Seibert Media, diedie technologische und gestalte-rische Konzeption von Wiki-Projekten anbietet. Im vergange-nen Monat hat der 32-Jährigemit zwei seiner Mitarbeiter einBuch herausgebracht, indem einfiktives Unternehmen bei derEinführung einesWikis begleitet

wird. Hier einige der wichtigstenPunkte zum Thema „Firmenwi-ki“:

Intranet 2.0: „Bisherige Intra-nets leiden unter statischen, ver-

alteten Informationen aus denHänden weniger“, sagt Seibert.Dagegen seien Wikis eine neueForm der Zusammenarbeit, daalle mitschreiben und ihr Wis-sen einbringen können. Hierar-chische Strukturen würden teil-weise aufgelöst. Das erfordereetwas Vertrauen in Mitarbeiter,sagt Seibert. „Firmen, die ihrenMitarbeitern nicht vertrauen,werden es künftig immer schwe-rer haben. Nicht nur mit erfolg-reichen Intranets.“

Funktionen: Ein Wiki soll nichtnur als ständig aktualisierter-Wissenspool dienen, sondernals Werkzeug sowie Plattformzum Planen, Ideen sammelnund diskutieren. „Ein gutes Bei-spiel sind Projektmeetings, dieim Wiki gemeinsam vorbereitetwerden. Während des Treffenswerden Aufgaben notiert. Undanschließend dient das Doku-

ment als Protokoll“, sagt Seibert.Was auch helfen soll, dem E-Mail-Verkehr einen Riegel vor-zuschieben.

Unternehmenskultur: Wenng-leich Wikis sich den Bedürfnis-sen eines Unternehmens orga-nisch anpassen und die Nutzungkinderleicht sein können, schei-tert das Vorhaben manchmal.So geschehen bei den Landes-forsten Rheinland-Pfalz (Lrlp).„Es hat sich herausgestellt, dassunsere Mitarbeiter, von denenreichlich über 50 Jahre alt sind,mit alten Strukturen besser zu-rechtkommen“, sagt AndreasLeonhard von der Lrlp-Kommu-nikationsabteilung. Seibert ortetdas Problem jedoch nicht beimAlter: „Sind die Mitarbeiter be-reit für echte Zusammenarbeit?Sind sie offen für Veränderun-gen? Sind Sie bereit, ihr Wissenmit anderen zu teilen? Diese

Fragen spalten viel stärker.“

Mitarbeit: Wikis leben von deraktiven Teilnahme der Beleg-schaft. Die größte Herausforde-rung, weil auch zeitintensiv. DieWiesbadener PR-AgenturFink&Fuchs hat vor zwei Jah-ren „erfolgreich“ ein Wiki instal-liert, obgleich nur zehn Prozentder Angestellten Artikel einstel-len, sagt Jens Niemann, LeiterControlling. „Doch die Zugriffs-zahlen sind sehr gut“, was dasZiel der Agentur erfülle, einenzentralen Ort zu schaffen, woLösungen – wie etwa eine gelun-gene Präsentation – für alle zu-gänglich sind.

Leistungsmessung: Vorgesetztekönnten die Wiki-Mitarbeit zurBeurteilung der Angestelltenmissbrauchen, bestätigt auchSeibert. „Fakt“ sei jedoch, dassviele Betriebsräte aus Wikis

selbst viel herausholten. „Trotz-dem ist die Arbeitnehmervertre-tung schon gefragt, zum Beispieldoofe Statistiken einfach ab-schalten zu lassen.“

Digitaler Vandalismus: Ein häu-fig angeführter Kritikpunkt istdie mögliche Einstellung vonFehlinformationen, wie schonbei Wikipedia passiert. „DieAngst vor absichtlichem Vanda-lismus ist einer der zentralenScheinriesen“, meint Seibert.Dagegen sollen die personali-sierten Nutzerprofile und auchdie einfache Wiederherstellungeiner früheren Version des Do-kuments helfen.

VonErdal Aslan

Martin Seibert, SebastianPreuss, Matthias Rauer: „Enter-prise Wikis: Die erfolgreicheEinführung und Nutzung vonWikis in Unternehmen“, GablerVerlag, 260 Seiten, 39,95 Euro

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Wissensmarkt im Intranet: Die Mitarbeiter können sich ihre gewünschten Infomationen wie beim Shoppen zusammensuchen. Foto: Fotolia/Nmedia

UNTERNEHMENSWIKIS

. Ein Firmenwiki (auch Unterneh-menswiki, Enterprise Wiki oderCorporate Wiki) ist eine webba-sierte Software zur Sammlungund Dokumentation von Inhalten.DasWiki liegt auf einemWebserverund ist über das Intranet erreichbar.

. Unternehmen können das Wikiganz individuell gestalten lassen,funktional und optisch. Auch dieNutzung einzelner Bereiche imWi-ki kann auf bestimmte Mitarbeiterbeschränkt werden. Externen Kun-den kann ein Teilzugriff ermöglichtwerden.

. Es gibt über 250 kostenfreieWi-ki-Software-Systeme (Open-Source-Systeme), z.B. FosWiki undMediaWiki. Confluence ist eine be-kannte kommerzielle Wiki-Soft-ware.

. Kosten: „Im Schnitt kostet alleszusammen unsere größeren Kun-den meist etwa 15000 Euro“, sagtMartin Seibert. Die eigentlichenKosten einer Wiki-Einführung lie-gen intern. „Wer ein erstes Pilot-projekt für die Belegschaft auf-setzt, verbraucht schnell 150 Stun-den zum Aufsetzen und über 500Stunden jährlich für den Betrieb.“

Helaba will führendeVerbundbank werdenLANDESBANKEN Kooperation mit WestLB auf gutemWeg

FRANKFURT. Die HelabaLandesbank Hessen-Thüringenwill ihr Geschäftsmodell zumKern einer zukunftsgerichtetenKonsolidierung im Landesban-kensektor machen. In der Ver-gangenheit sind viele Konsoli-dierungsversuche gescheitert.Wie der Vorstandsvorsitzendedes Instituts, Hans-Dieter Bren-ner, beim jährlichen Presse-empfang betonte, ist es unver-

ändert das strategische Ziel, dieHelaba als eine führende Ver-bundbank in der deutschenSparkassenorganisation zupositionieren. Die Nachfragenach Verbundleistungen habeseit der Finanzmarktkrise deut-lich zugenommen. Brennerzeigte sich zuversichtlich, dasseine Integration des aus derWestLB herauszulösendenSparkassengeschäfts in die He-laba gelingen kann. Eine ent-sprechende Prüfung des in dervergangenen Woche vorgeleg-

ten Plans (wir berichteten) fin-de mit „der notwendigen Sorg-falt ergebnisoffen statt“. Bren-ner bekräftigte, dass, wenn die-se Prüfung zu vertretbaren Er-gebnissen führe, die Sparkas-sen in Nordrhein-Westfalen –vertreten durch ihre Verbände– in den Trägerkreis der Helabaeintreten.Brenner betonte nachdrück-

lich, dass sich der Helaba-Vor-stand nicht als „Resteverwer-ter“ der in Auflösung befindli-chen WestLB sehe. Sein Insti-tut setze Know-how ein, umdas Verbundgeschäft (Bereit-stellung von Dienstleistungen)für die Sparkassen in Hessenund in der neu hinzukommen-den Kernregion Nordrhein-Westfallen noch besser zu be-treiben. Die Bank werde im Üb-rigen die Eigenkapitalanforde-rungen von Basel III ohne In-anspruchnahme von Über-gangsfristen langfristig erfüllen.Brenner bekräftigte trotz der

vorhandenen Konjunkturrisi-ken den vorsichtigen Optimis-mus für die Helaba, die in denersten sechs Monaten „ihr ab-solut bestes Halbjahresergeb-nis“ erzielt hatte. Der Helaba-Chef sprach sich aber gegenKonjunktur stützende staatli-che Programme aus. Die vo-rausgegangene Finanzkrise undBankenrettung schränke dieHandlungsfähigkeit der Staa-ten ein. Vergleichbare Stüt-zungsmaßnahmen wie 2008seien kaum vorstellbar.

VonAdelheid Omiotek

Bei der WestLB werden in den kommenden Wochen entscheidendeWeichenstellungen erwartet. Foto: Archiv/dpa

KURZ NOTIERTDie Holzindustrie hat an die

Waldbesitzer appelliert, das An-gebot an Holz nicht künstlichknappzuhalten. Der Branchemache der kontinuierlich stei-gende Holzpreis das Lebenschwer, sagte JohannesSchwörer, Präsident des Haupt-verbandes der Deutschen Holzund Kunststoffe verarbeitendenIndustrie. Von Januar bis Juni seider Preis von Schnittholz um 8,5Prozent gestiegen. Im vergange-nen Jahr seien lediglich 54,4 Mil-lionen Festmeter eingeschlagenworden - 8,5 Prozent weniger alsim Durchschnitt der vergange-nen sieben Jahre.

Trotz des bescheidenen Wet-ters haben im Sommermonat Ju-li erneut mehr Gäste in den deut-schen Hotels und anderen Be-herbergungsbetrieben übernach-tet. In den Häusern mit mehr alsneun Betten wurden nach derBundesamt-Statistik 47,3 Millio-nen Übernachtungen gezählt.Das war ein Prozent mehr als imbisherigen Rekord-Juli 2010.

Das Textilunternehmen Sei-densticker will den Verkauf vonHemden und Blusen zuneh-mend selbst in die Hand neh-men. Die Zahl von mittlerweile33 eigenen Läden solle ausge-baut werden, teilte der nach eige-nen Angaben europaweit größteHemdenhersteller mit. Noch2004 seien es nur einige wenigeFabrikverkäufe gewesen. Im Ge-schäftsjahr 2010/11 wuchs derUmsatz von 180 auf mehr als200 Millionen Euro. Wie viel da-von unterm Strich als Ergebnisblieb, teilte das Familienunter-nehmen nicht mit. Das 1919 inBielefeld gegründete Unterneh-men beschäftigt international1800 Mitarbeiter und besitztProduktionsstätten in 13 Län-dern Osteuropas und Asiens.

. WIRTSCHAFTS-REDAKTION

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