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ABC der Musik Instrumentenkunde Fokus1:TransponierendeInstrumente

Es gibt eine ganze Reihe von Blasinstrumenten, die nicht in C gestimmt sind: JenachMensur(Mass;D.h.VerhältnisRohrlängezu–durchmesser)odernachArtderBohrung (konischoderzylindrisch)gibtesgeeignetereRohrlängenmitgünstige-ren Klangeigenschaften als eine Länge mit C als 1. Teilton der Naturtonreihe.TransponierendeInstrumenteverwendenzwarinderNotationCalsGrundton,derreale Klang ist jedoch auf einem anderen Ton (z.B. bei der Klarinette in B einenGanzton tiefer als das Notat, folglich erklingt bei einem notierten c‘ ein b). DieSchriftistalsofürdenSpielereine‘Griffschrift‘,dasInstrumenttransponiertindieklingendeTonart.Ausdem1.Satzder2.Sinfonieinh-mollvonJohannesBrahms(1833-97):

oll, die Fagotte (C-Instrumente) spie-len die real klingenden Tö

Das Stück steht in h-moll als Grundtonart.DieFagotte(C-Instrumente)spielendierealklingenden Töne cis und e. Die KlarinettensindhierinAgestimmt.D.h.,dieSpielergrei-fenauf ihrenInstrumentendieTönee‘‘undg‘‘ (vgl. Vorzeichen). Das Instrument trans-poniertdiegegriffenenTöneumeinekleineTerznachunten.Real erklingenalso indenKlarinettendieselbenTönewieindenFagot-ten,nurzweiOktavenhöher(cis‘‘unde‘‘).

Transponierende Instrumente sind (Auswahl): Klarinetten (meist in B↓, auch inA↓), Englischhorn (in F↓), Trompeten (inB↓),Hörner (z.B. in F), Saxophone (z.B.AltsaxophoninEs↑).

Fokus2:ErfindungderVentile

DerTonvorratvonNaturtoninstrumentenistbeschränkt:BiszuBeginndes19.Jh.warderTonvorrat fürHörnerundTrompetenaufdieNaturtonreihebeschränkt.ChromatischePassagenkonnten lediglichmitPosaunengespieltwerden (diePo-saune kennt 6 Positionen, sog. Züge, die eine Kombination des Tonvorrats vonmehrerenNaturtonreihenerlaubt).ErstmitderErfindungderVentileistderWegzurChromatisierungauch fürTrompetenundHörner ermöglicht: Pumpventil ab1813 durch Stölzel, 1839 entscheidend verbessert durch Périnet (Paris), Dreh-oderZylinderventilvonRiedl1832(Wien).Nachwievorsindbeiösterreichischerund deutscher Trompetentradition eher Dreh-, in Frankreich eher Pumpventileanzutreffen.

Die Ventile unterscheiden sich in der Art des Mechanismus, aber nicht in ihrerWirkungsweise:InsgesamtdreiVentileschaltenzusätzlicheRohrschlaufenzuundverlängerndasRohr:Ventil1führtzuVertiefungumeinenGanz-,Ventil2umei-nenHalbtonundVentil3umeinekleineTerz.DurchdieKombinationisteineVer-tiefungvonbiszu6Halbtönenmöglich.SomitkannderQuintraumzwischendem2.und3.Teiltonchromatischausgefülltwerden.

BeiHörnernkonntebereitsvorErfindungderVentiledurchEinführenderrechtenHandindiesog.StürzenebeneinerklanglichenAbdunklungeineVertiefungbiszueinem Ganzton erreicht werden. Zum Umstimmen des Hornes verwendete manverschiedenlangeSetzstückezwischenMundstückundRohroderVerlängerungs-bügel (auch Inventionsbügel). Ebenfalls 1814wurdenVentile eingebaut, die einevolle Chromatisierung ermöglichten.Das heute gebräuchlicheDoppelhorn ist einTenor-BassinstrumentmitUmschaltventil(KombinationvonB↓-undF↓-Horn).

Mensur:SchematischeDar-stellungvonweit-(1)undeng-mensuriertemRohr(2).

BeizylindrischerBohrung( )gilt:JeweiterdieRöhreimVerhältniszuseinerLänge,destoleichtersprechendiePedaltöne(=tiefeNaturtöne)an,allerdingszuLastenderjeweilshöherenFrequenzen.DadurchergibtsicheineeherdunkleKlangfarbe.EngeRöhrenproduzierenzahl-reichehoheTeiltöne.BeikonischerBohrung( )gilt:DasbreiterwerdendekonischeRohrkanndiehöherzahligenTeiltöneetwaabdem6.nichthalten,weswegensieimKlangfehlen.DaherklingendieseInstrumentemildunddunkel,ohnemetallischeKomponente.DerTonsprichtleichtanundwirdimfortesehrbreit.

TransponierendeInstrumente:ErsterSatzder2.SinfonievonJohannesBrahms(1833-1897)unterhttps://youtu.be/qbcfuMlNRWg?t=18s

HistorischinformierteAuffüh-rungspraxisfürBlechbläser:MarchausdenFuneralSen-tencesvonHenryPurcell(1659-1695)miteng-mensuriertenZugtrompetenundBarockpo-saunenunterhttp://www.youtube.com/watch?v=xWRcx9LHBJU

Drehventil

FunktionsweiseeinesPumpven-tils.

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Fokus3:Mundstücke

DieKlangfarbeeinesBlechblasinstrumentshängtvorallemvomMundstückab.JeflacherderKessel,destohellerundschärferistderKlang,abermitwenigerVolu-men. Je tieferderKessel,umsomehrVolumenundumsoweicherundrunder istder Klangcharakter. Die Schärfe der Innenkante desMundstücks korrespondiertmitderSchärfedesKlangs.

Kesselmundstück:EinflacherKessel(Abb.oben)mitengerBoh-rungerzeugt einenobertonreichenundhellenKlang (z.B.Trom-peten,Posaunen),eintieferKessel (Abb.mitte)oderauchBechereinenvollenundweichenTon(z.B.Kornett,Flügelhörner).

Trichtermundstücke (Abb.unten) führenzueinemmildenundeher dunklem Klang (z.B. Waldhorn). Weiter beeinflussen beiBlechblasinstrumentendieMensur,dieArtderBohrung(konischod. zylindrisch) sowie die Form des Schalltrichters (Stürze) dasTimbresowiedasKlangverhalteneinzelnerTeiltöne(vgl.S.4).

Bei Mundstücken mit Einfach- und Doppelrohrblatt wird das Blatt i.d.R. ausPfahlrohr(wächstz.B.inSüdfrankreichu.Spanien)hergestellt.

BeidenEinfachrohrblatt-od.auchKlarinet-teninstrumenten (Klarinette, Saxophone)wird das Blatt auf einem Schnabelmund-stückbefestigt.DasBlattverschliesstperio-dischdieLuftbahndesSchnabelmundstücks(Aufschlagzunge). Die Blätter sind von unterschiedlicher Dicke. Die Spieler vonDoppelrohrblatt- od. auch Oboeninstrumenten (Oboe, Englischhorn, Abb. untenDoppelrohrblätter eines Fagotts) stellen häufig ihr Rohr aus dem Rohmaterial

selberher.DiezweidünnenLamellenwerdenaufeinMetallröhr-chen gebunden und schlagen mit ihren freischwingenden Endenperiodisch gegeneinander (Gegenschlagzunge). DoppelrohrblätterwerdenvordemSpielmeistinsWassergetaucht,beiEinfachrohr-blätterngenügtkurzesAnfeuchtenderBlattspitze.

EntscheidendfürdieKlangeigenschaftenvonRohrblätternsinddieMaterialdichtewieauchdergenaueZuschnittdesBlatts.Dünnere,oftalsweichbezeichneteRohr-blätter ermöglichen leichter das Spiel im unteren dynamischen Spektrum undneigenstärkerzurklanglichenVerschmelzungimEnsemblespiel.Dickere,auchalshartbezeichneteRohrblättererlaubengrössereLautstärken.

SchnabelundAnblaslochbeiFlöten:BeiMundstückenvonFlötenwirdderLuft-stromaufeinescharfeKantegelenktundvondieserzerschnitten(Schneidekante).Flöten mit Schnabel leiten diesen Luftstrom automatisch auf die Schneidekante

(Blockflöten),derTonwirdstarr,dafür istereinfacherzu blasen. Flötenmit Anblasloch erlaubenModifikatio-nendesTonesdurchdieLippendesBläsers,u.a.durchVariieren des Anblaswinkels (Querflöten). Bei allenFlöten wird ein Teil des Luftstromes nach aussen, ein

TeilindasInstrumentgelenktunddurchdieschwingendeLuftsäuleverstärkt.

(alleLinkszuletztüberprüftimMai2018)TB/MS

Clarinblasen:DieengenundflachenMundstückemitscharferKantederClarinierzeugeneinenbrillantenundglänzendenTon.ImBarockistdasClarinblaseneinekonzertanteKunst:Gespieltwirdbiszum24.Oberton.J.S.Bach,2.BrandenburgischenKonzerthttp://www.youtube.com/watch?v=Ein_fFHr4m0

Abb.GottfriedReiche(1667-1734),RatstrompeterinLeipzig.DergenaueBaudesInstrumentsdesAusnahmetalentsReicheistbisheutenichtrestlosgeklärt.

DieOboedacacciaisteineOboeinderAlt-/Tenorlage(infgestimmt,nochohneKlappen-mechanismus)undgehtaufdenLeipzigerHolzblasinstrumenten-bauerEichentopfzurück.SieistinvielenWerkenBachsanzutref-fenundwurdespäterzumEnglischhornweiterentwickelt.http://www.youtube.com/watch?v=hmB8BKY8qmM

DasEnglischhorn(ebenfallsinf,mitcharakteristischembirnen-förmigenSchallbecher,sog.Liebesfuss)hatnichtsmitEng-landzutun,sondernisteineunsauberesprachlicheVersionvoncoranglé(abgewinkeltesHornbzw.gekrümmtesRohr,gemeintistdasgebogeneMund-stück),daszueinemcord’anglais(ital.cornoinglese)wurde.EinesderbekanntestenSolifürEnglischhornistdasHauptthemaausdem2.Satzder9.SinfonievonAntonínDvořák:https://www.youtube.com/watch?v=ASlch7R1Zvo


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