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Page 1: Foto: Peter Rogowsky Csárdás, Charleston und Paprika · Csárdás, Charleston und Paprika Operettentheater Budapest mit knackiger »Gräfin Mariza« in der Stadthalle ASCHAFFENBURG

»Front-Mensch« und FriedensaktivistSoziologe Wolf Lepenies mit Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet FRANKFURT. Der Soziologe, Biografund Essayist Wolf Lepenies ist am Sonn-tag in Frankfurt am Main mit dem Frie-denspreis des Deutschen Buchhandelsausgezeichnet worden. Der 65-jährigefrühere Rektor des Wissenschaftskollegszu Berlin erhielt den mit 25000 Euro do-tierten Preis bei einem Festakt in derPaulskirche. Lepenies habe sich seit demFall der Mauer für das Zusammenwach-sen Europas und das friedliche Gesprächzwischen den Kulturen engagiert, sagteder rumänische Philosoph und Kultur-kritiker Andrei Plesu in seiner Laudatio.

Der ehemalige rumänische Außenmi-nister nannte Lepenies einen Kämpfer,»Front-Mensch« und Friedensaktivisten.Nur sehr wenige abendländische For-scher hätten ein solch »exaktes und nu-anciertes Verständnis des Ostens« wie er.Den Frieden, den Lepenies möglich ma-che, sei nicht der Frieden des »engelhaf-ten Redners, sondern der Frieden einesgut informierten und pragmatischen Ex-perten«, sagte Plesu. Verstehen und un-parteiisch urteilen sei sein Lebens- undForschungsprogramm.

In seiner Dankesrede rief Lepenies diewestlichen Länder und insbesondere dieBundesrepublik dazu auf, »die Leitideeeines mit der Moderne kompatiblen Is-lam« zu stärken, die aus der Mitte dermuslimischen Welt heraus entwickeltund propagiert werde. Es gehe um dieUnterstützung von Gruppen und Einzel-nen, die zwischen Islam und der Modernekeinen Gegensatz sähen und von der De-mokratiefähigkeit muslimischer Gesell-schaften überzeugt seien.

Der Sozialwissenschaftler erinnerte andie »historische Einsicht« in die engenVerflechtungen des Westens mit der isla-mischen Welt. So sei etwa das christlicheMittelalter sehr stark vom Islam geprägtworden. Zudem habe Europa das antikeErbe auch durch die Vermittlung der ara-

bisch-islamischen Kultur empfangen.Mithin sprächen gegen die Aufnahme derTürkei in die Europäische Union allen-falls die Missachtung der Menschenrech-te und die Minderheitenpolitik, nichtaber, »dass damit das christliche Europaseine Seele verlöre«.

Angesichts der »Kräfteverschiebungenin einer zusammenwachsenden Welt«müssten sich die westlichen Demokrati-en neu und »mit mehr Wärme« zu ihrenGrundwerten bekennen, mahnte Lep-nies. Ansteckend könne die Demokratiejedoch nur wirken, wenn sie nicht routi-niert betrieben oder anderen mit Gewaltaufgezwungen, »sondern mit Enthusias-mus ohne Überheblichkeit gelebt wird«.Das Ergebnis sei »die Kultur der selbst-bewussten Freiheit.« Kritisch äußertesich Lepenies zur aktuellen Bildungs-und Wissenschaftspolitik. Besonders fa-tal seien die »aberwitzigen Kürzungen«

für so genannte »kleine Fächer«. Damitverschwänden Wissensbestände, dieeinst zum deutschen Bildungskanon ge-hörten. »Das können wir uns nicht längerleisten«, sagte der Friedenspreisträger.

Lepenies war bis Frühjahr dieses Jah-res Professor für Soziologie an der FUBerlin. Von 1986 bis 2001 war er Rektordes Berliner Wissenschaftskollegs. Be-reits 1994 initiierte er ein Forschungspro-gramm zum Thema »Moderne und Is-lam«. Seit 2004 gehört er dem Aufsichts-rat der Axel-Springer AG an. Als seinHauptwerk gilt die Studie »Die drei Kul-turen. Soziologie zwischen Literatur undWissenschaft« (1985). An der Verleihungdes Friedenspreises des DeutschenBuchhandels an Wolf Lepenies nahmauch Bundespräsident Horst Köhler teil.Im vergangenen Jahr war der türkischeSchriftsteller Orhan Pamuk ausgezeich-net worden. epd

Csárdás, Charleston und PaprikaOperettentheater Budapest mit knackiger »Gräfin Mariza« in der StadthalleASCHAFFENBURG. Vor 82 Jahren erst-mals auf der Bühne und immer noch tau-frisch: So knackig und paprikapeppig wiedas Operettentheater Künstlerhaus ausBudapest die »Gräfin Mariza« am Frei-tagabend in der Aschaffenburger Stadt-halle lebendig werden ließ, kann sie derVollendung ihres ersten Jahrhunderts lä-chelnd entgegensehen. Vielleicht findetsie sogar wieder Verehrer mit Paprika imBlut, die sich zu mehr Beifall hinreißenlassen als nur zu wohlwollendem Klat-schen.

Ein paar Bravorufe und ein bisschenGetrampel mit den Füßen, den einenoder anderen anerkennenden Pfiff amSchluss hätte das auch in Amerika undAsien bekannte ungarische Ensembleschon verdient. Denn mit dem in Aschaf-fenburg Gebotenen hätte die kreativeund bestens ausgebildete Truppe wohlauch auf dem Broadway eine gute Figurgemacht. An der deutschen Aussprachekönnte noch etwas gefeilt werden. An-sonsten war die Inszenierung vor beina-he ausverkauftem und fast durchgängigmit silberhaarigem Publikum besetztemHaus erste Sahne.

Dass es ein bezaubernder Abend wer-den würde, war bereits nach den erstenTakten von Emmerich Kálmáns Musikklar. Das Orchester unter der Leitung vonFerenc Fuchs ließ die vielen Facetten

dieser raffinierten Mischung wie frischpoliert funkeln: Wiener Operettenselig-keit und Roaring Twenties, Zigeunerro-mantik, Csárdás und Charleston wirbel-ten bunt durcheinander. Statt Schwulstund Schmäh gab’s frischen, dynamischschlanken Klang zu hören, viel Tempound immer wieder etwas fürs Herz vonder ersten Geige oder der Klarinette,wenn sie in dramatischen Momenten denGesang umschmeichelten.

Boglárka Udvarhelyi als Gräfin Marizabestach vom ersten Ton an mit einerStimme, die ebenso reizvoll, elegant undsinnlich wie ihr Äußeres war, egal ob inAbendrobe oder Pusztamädeltracht. EinPaar wie aus dem Bilderbuch gaben sieund László Balogh als Graf Tassilo aliasGutsverwalter Török ab, auch wenn siedessen stattlichen, eher geradlinigen Te-nor bisweilen in den Schatten stellte. AlsSchauspieler überzeugten beide, kamensich mit den Lippen beim Duett »Sag ja,mein Lieb, sag ja!« bis auf wenige Milli-meter nah und konnten danach wiederherrlich vor Eifersucht schmollen undtrotzen.

Die Tanzstars des Abends allerdingswaren Trixi Teremi als Tassilos Schwes-ter Lisa und László Csere als Baron Kolo-man Zsupán. Dass das Buffopaar bei soviel Akrobatik auch noch hervorragendsang – »Ich möchte träumen von dir, mein

Puzikam!« –, wurde mit mehrfachem Sze-nenapplaus honoriert. Die quirlige Tere-mi und der schlaksig-bewegliche Csereließen sich nicht lange bitten und wieder-holten die atemberaubenden Nummern.Wie ein Flieger sauste sie, von ihm nuram Hand- und Fußgelenk gehalten,durch die Luft oder wirbelte auf seinerSchulter waagrecht wie ein Pfeil im Kreis.

Der Schweinebaron Zsupán aus Varas-din, »von ganzes Familie das Letzte«, hat-te neben Penicek (VollblutkomikerGábor Lengyel), dem Kammerdiener derFürstin Bozena Cuddenstein (Iona Ba-diu), den schönsten Text. Schön war al-lerdings auch, dass Regisseur MiklósHidvégi das Libretto von Julius Brammerund Alfred Grünwald beherzt gestraffthatte, so dass die Handlung zügig voran-plätschern konnte.

Die Lieder – in den Zwanzigern gefei-erte Schlager – wurden als Teil der Hand-lung gekonnt schauspielerisch ausgelo-tet. So auch von Belá Füsti Molnár (Bass)als tollpatschiger Fürst Dragomir Pop-ulescu, der der Gräfin nicht von den Fer-sen wich, und von Elena Potopea als blutrot gekleidete Zigeunerin. Dass Chorund Ballett eine kleine feine Truppe undkein Massenauflauf waren, passte gut zuder klaren Struktur der von keinerleiÜberfrachtung getrübten Inszenierung.

Melanie Pollinger

Rassig: Boglárka Udvarhelyi als Gräfin Mariza und László Csere als Baron Koloman Zsupán am Freitagabend in derAschaffenburger Stadthalle. Foto: Peter Rogowsky

Knusprig, köstlich, klasseLach-Marathon mit Knusper in der ZehntscheuerAMORBACH. Wer kennt sie nicht, dieseLachanfälle. Zum Beispiel aus der Schul-zeit, wenn man einfach nicht aufhörenkann zu kichern. Und je mehr man sich zubeherrschen versucht, weil der Lehrerschon aufmerksam geworden ist, destoschlimmer wird es. Erst ist das Kicherntief unten im Bauch, dann wandert esglucksend in Richtung Kopf, bis esschließlich völlig ungehemmt lautprustend aus dem Mund hervor bricht.

Es gibt diese Situationen, in denen maneinfach nichts gegen das Lachen unter-nehmen kann und bei denen irgendwannein Punkt erreicht ist, an dem es sich ver-selbstständigt. So geschehen am Freitag-abend in der Amorbacher Zehntscheuer,wo das Männer-Musik-Trio Knusper sei-nem Publikum nicht die geringste Chan-ce ließ, einmal ein paar Minuten am Stückzu verschnaufen.

Es kommt selten vor, dass man sovielund so ununterbrochen lachen muss.Dass Knusper es dennoch schaffen, hatvor allem mit dem humorigen Facetten-reichtum zu tun, den die Drei auf die Büh-ne bringen. Da wechseln sich brüllendeSituationskomik mit beißendem Spott ab,da folgt blanker Klamauk auf satirischangehauchten Zynismus und alles gehteinher mit einer sehr ansprechendenMusikalität und einer Mimik, die vor al-lem bei Guido Schmidt mit Worten kaumzu beschreiben ist. Der Wahl-Kölnerbraucht gar nichts zu sagen, es reicht,wenn er die Stirn in Falten legt, mit sei-nen Augen rollt, seinen Mund in nahezuunmögliche Verrenkungen befördert –und die Zuschauer können sich vor La-chen kaum halten.

Ebenso abwechslungsreich wie die Artdes Humors ist auch der Inhalt ihres Pro-gramms. Ob sie die drei jungen Tenöresingend ad absurdum führen, höchst

amüsant eine abgewandelte Szene ausdem Kinofilm »Matrix« parodieren oderdie bekanntesten Kinderlieder auf Songsvon Nena, Police und anderen Rockgrö-ßen singen – mit der entsprechendenKörpersprache der ursprünglichen In-terpreten, versteht sich.

Eindeutige Höhepunkte des Abends:die verdammt menschliche und auf derSuche nach einer Frau befindlicheBauchredner-Puppe Gigi und die Lesungvon Kafkas Verwandlung verknüpft mitder Tanzperformance eines russischenChoreographen. Unglaublich, dass einpaar Strohhalme an den richtigen Stelleneines Mannes Kafkas Text zu einer Anei-nanderreihung von Schenkelklopfernwerden lassen können.

Zudem haben Peter Kulla, Patrik Wal-ter und Guido Schmidt, die sich wunder-bar in ihren Charakteren und Begabun-gen ergänzen, eine fast greifbare Büh-nenpräsenz. So ist es kein Wunder, dassan diesem Abend der berüchtigte Funkeschon nach ein paar Minuten überspringt und sich diese nahezu magischeStimmung zwischen Publikum undKünstlern entwickelt. Ebenfalls ist eskein Wunder, dass das Publikum die dreikabarettistischen Musiker erst nach einerdritten und nicht wirklich geplanten Zu-gabe nur widerwillig ziehen lässt. Und,um noch einmal auf das Lachen zurück zukommen, so ist es drittens, ebenfalls keinWunder, dass einem nach diesem fast an-strengend lustigen Abend die Wangenvom Lachen schmerzen.

Fazit: Knusper kann man nicht be-schreiben, man muss sie erlacht, pardon,erlebt haben. Nina-Anna Beckmann

B Weitere Auftritte: am 4. Dezember im Unter-haus Mainz und am 22. Dezember im Hof-

garten Aschaffenburg, jeweils um 20 Uhr.

Muss man erlacht haben: Knusper – zu Gast in Amorbach. Foto: Harald Schreiber

Wellness auf der AlmCoco Camelle mit »Kurkonzert« im HofgartenASCHAFFENBURG. Eins steht fest: Co-co Camelle ist eine hinreißende Personmit ihrem strahlenden Lächeln, das vonlustigen dunklen Krusellöckchen um-rahmt wird. Mit ihren großen dunklenAugen, ihrem rot geschminktem Mund,ihrem Feinrippshirt unter Hosenträgernund ihrer langen Nadelstreifenhose, diein weißen Rüschen endet, ist sie halbClown, halb sexy Chansonette. Eine guteMischung sollte man meinen, aber soganz wollte ihr »Kurkonzert«, wie sie ihrneuestes Programm getauft hat, nichtzünden.

Zumindest am Anfang nicht. Gewiss,da sang sie charmant vom Tier in ihr,plauderte gewinnend über Missmut undJammern, deutsche Liedermacher undJörg Kachelmann, erklärte, warum dieCurrywurst von heute Döner heißt undsang das fettigste Liebeslied der Welt.Aber alles war ein bisschen zu dünn, zulang, auch ein wenig an den Haaren her-bei gezogen. Erst das Loblied auf die di-cke Bohne hatte knackige Originalität –ein Blues, aber was für einer, und vorge-tragen mit umwerfender Stimme undstürmischem Temperament. Jetzt ging es

los, wurde es kompakt und aufregend:Der Nonsens fährt Kreisverkehr, preußi-sche Tugend gibt die Marschrichtung vor,die Ballerina hat Rheuma und das Glückkommt von Ratiopharm.

Coco Camelle hält es nicht mehr, sietanzt, singt, spielt Gitarre, Ukulele undKlavier, und das alles mit Bravour. Mithinterhältiger Ironie konterkariert sieschmonzettenhafte Seligkeit – »ein ver-gessener Kuss, ein verlogener Blick kom-men nie mehr im Leben zurück« – siedreht auf bei der Titel gebenden Storyvom Kurkonzert und Heinz-Dietmar, derinnen schon cremig ist und ganz einfachumkippt – »Möge dies Lied den Herreneine Warnung sein!« – und sie hockt sichbreitbeinig hin, und als sie dann anfängtzu singen, da scheint sie sich in einenfrechen Bub samt Lederhose zu verwan-deln: »Ei, schau an dir die dicken Weiber,sie biegen ihre Leiber, wir dürfen nichtlachen über das, was die Weiber da ma-chen…!« Das war große Klasse, ein per-fekt hingemaltes Bild von Wellness aufder Alm. Und Recht hat sie sowieso, dieCoco Camelle: »Glaubt an euch – und denWeltfrieden auch!« Anneliese Euler

Halb Clown, halb Chansonet-te: Coco Camelleim Hofgarten.Foto: Björn Friedrich

Wolf Lepenies (rechts) erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zuden Gratulanten gehörte auch Bundespräsident Horst Köhler. Foto: dpa

Kulturpreis für Andrea Müller undHelmut Massenkeil ASCHAFFENBURG. Mit dem Kul-turpreis der Stadt Aschaffenburgwurden am Sonntag die Keramike-rin Andrea Müller (51) und der Bild-hauer Helmut Massenkeil (57) aus-gezeichnet.

In seiner Laudatio im Stadtthea-ter würdigte Aschaffenburgs Ober-bürgermeister Klaus Herzog dasPaar als aktive Teilnehmer amGemeinwesen, die aktiv das Kultur-leben mitgestalten und prägen.Diese Eigenschaften seien nebenden künstlerischen Leistungen einwesentliches Entscheidungskriteri-um für die Verleihung des Aschaf-fenburger Kulturpreises an dasEhepaar gewesen.

Die sechste Vergabe der Aus-zeichnung konnte mit einem dop-pelten Novum aufwarten: Erstmalswurde der Preis gleichzeitig an zweiPersonen verliehen und erstmalsüberhaupt an eine Frau. Eine »her-vorragende Visitenkarte für unsereStadt« seien Müller und Massenkeilrühmte Herzog die Künstler, diesich 1980 in Aschaffenburg nieder-gelassen hatten. klg

»Stimmungwar gut«Buchmesse ging zu EndeFRANKFURT. Die Frankfurter Buch-messe bleibt ein Besuchermagnet. Fast300000 Gäste besuchten die fünftägigeGroßveranstaltung, die gestern zu Endeging. »Die Stimmung war gut«, sagte Mes-sesprecher Thomas Minkus. Auf derweltgrößtenBücherschauhatte eine Re-kordzahl von7272 Ausstel-lern aus 113 Ländern fast 400 000 Titelgezeigt. Große deutsche Verlage äußer-ten sich in einer dpa-Umfrage fast aus-schließlich positiv über die Messe.

An den beiden Tagen für das allgemei-ne Lesepublikum am Wochenende warbei Gedränge das Interesse besondersgroß für Nobelpreisträger Günter Grass,der sich auf mehreren Foren zu seinerSS-Vergangenheit äußerte. Besucher-trauben bildeten sich auch Gesprächenmit Größen aus aus dem Show-Geschäft,die ihre Bücher vorstellten. Darunter wa-ren Hape Kerkeling, Eva Herman, SentaBerger und Alfred Biolek. Am Samstagzählte die Messe 74 000 Besucher, einPlus von 4000 im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt boten Verlage und Initiati-ven rund 2800 Veranstaltungen an – daswaren laut Messeleitung 13 Prozent mehrals im Vorjahr. Über 2000 Autoren undAkteure waren vertreten. Überschattetwar die Buchmesse vom Tod vonBüchner-Preisträger Oskar Pastior, derim Alter von 78 Jahren in Frankfurt vordem Besuch der Messe starb (wir berich-teten).

Mit der Wahl des Gastlandes Indientraf die Messe den Zeitgeist. Die erfolg-reiche Tournee des Indien-Musical»Bharati« und der Boom der Bollywood-Filme wirkten wie ein Begleitprogramm.Rund 200 Verlage mit etwa 70 Autorenwaren aus dem Riesenreich angereistund präsentierten ein Land im Aufbruch.»Es ist ein breit gefächertes Bild rüberge-kommen«, zog Thomas Abraham vonPenguin India Bilanz.

Die 172 000 Quadratmeter Ausstel-lungsfläche waren auf der 58. Frankfur-ter Buchmesse komplett ausgebucht. DieVerleger zeigten sich optimistisch. »Ichbin als Fußgänger auf der Messe an meh-reren Rolltreppen nicht weitergekom-men. Daraus ziehe ich den Schluss, dassdas Buch die nächsten drei Jahre überle-ben wird«, sagt Helge Malchow von Kie-penheuer & Witsch mit einem Augen-zwinkern. dpa

Keine Zeit zum LebenFRANKFURT. Die heutigen Moderato-ren nehmen sich nach Ansicht des Tal-kmasters Alfred Biolek (72) keine Zeitzum Leben. Deshalb wirkten sie trotz ih-rer hohen fachlichen Qualifikation oftfarblos, sagte Biolek am Samstag auf derFrankfurter Buchmesse bei der Vorstel-lung seiner Biografie »Bio. Mein Leben«.»Sie machen zu viel, vier oder fünf Sen-dungen die Woche. Da fragt man sich:Wann gehen sie mal ins Konzert oder insTheater.« Fernsehen verkomme damitimmer mehr zum Fast Food. dpa

Montag, 9. Oktober 2006 KULTUR

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