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Page 1: G R O S S R A U B T I E R E : «Wölfe» könnten …...G R O S S R A U B T I E R E : Verhalten der Schweizer Wolfspopulation wirft Fragen auf Auch dieses Jahr sind schon viele Wolfsrisse

EXPORT VON KÄSE

WeichkäseRacletteTotal

407381

30138

270430

32147

(in Tonnen)

Frischkäse/Quark

2014

2809

2015

3370

2016

3101254346

31957

Diff. 15/16

–8,0%–8,5%

–19.6%–0.6%

Andere Käse 1352 1549 1821 +17,5%Sbrinz 73 72 92 +28.9%

Andere Hartkäse 1465 2221 2535 +14.1%Tête de Moine AOP 514 502 562 +11.8%

Andere Halbhartkäse 4358 5602 5784 +3.2%Tilsiter 124 135 140 +4,1%

Appenzeller 2345 2305 2362 +2,5%Vacherin fribourgeois AOP 109 104 107 +2.8%

Gruyère AOP 5571 5462 5307 – 2.8%Fertigfondue 1048 1023 985 –3,7%Switzerland Swiss 2143 2475 2357 –4.8%Emmentaler AOP 6843 6067 5691 – 6.2%Schmelzkäse 598 551 511 –7,3%

IMPORT VON KÄSE

Weichkäse

HartkäseTotal

Quelle: TSM/SCM

5639

180326804

5842

255527505

(in Tonnen)

Frischkäse/Quark

2014

10133

2015

10502

2016

109706015

237929150

Diff. 15/16

+4,4%+2,9%

–6,9%+5,9%

Schmelzkäse 1918 1924 1943 +1,0%

Halbhartkäse 4429 4551 5380 +18,2%Extrahartkäse 2882 2131 2463 +15,5%

Auch dieses Jahr haben Wölfe inder ganzen Schweiz Nutztieregerissen. Deshalb hat der UrnerRegierungsrat einen Wolf zumAbschuss freigegeben. Er hattein den letzten zwei Monatenrund 50 Schafe gerissen. DasTier, das in der Nacht auf Don-nerstag in Attinghausen getötetwurde, wird nun untersucht.

Wieso ist Wolf nicht scheu?Doch nicht alle Tierhalter

sind überzeugt, dass es «richti-ge» Wölfe sind, welche so zahl-reich, in Siedlungsnähe und imTalgebiet Nutztiere angreifen.Denn grundsätzlich gelten Wöl-fe als scheue Tiere, welche denMensch und menschliche Sied-lungen meiden. Nachkommenvon Wölfen, welche sich mitHaushunden oder anderenWolfsartigen wie etwa demGoldschakal gepaart und ver-mehrt haben, könnten eine Er-klärung für das gestörte Verhal-ten sein. Die Behörden auf dereinen und die den Grossraubtie-ren gegenüber kritisch einge-stellten Gruppierungen wie et-wa die Vereinigung zum Schutzder Weidetiere und des ländli-chen Lebensraums (VWL) aufder anderen Seite sind sichnicht einig, wie man feststellt,ob ein Wolf ein Wolf oder einMischling ist. Es geht vor allemum die Frage, ob Mischlinge

GROSSRAUBTIERE: Verhalten der Schweizer Wolfspopulation wirft Fragen auf

Auch dieses Jahr sindschon viele Wolfsrisse ver-zeichnet worden. Dochsind wirklich alle Wölfe«richtige» Wölfe? Odersind unsere Wölfe nichteher Mischlinge? DieseFrage warfen zwei Nati-onalräte auf.

SAMUEL KRÄHENBÜHL

von Wolf und Goldschakal, be-ziehungsweise Wolf und Haus-hund über DNA-Tests oder überdas äussere Erscheinungsbildnachgewiesen werden können.

In der letzten Session habenzwei Nationalräte in der Frage-stunde vom Bundesrat Aus-kunft verlangt. Nationalrat Ro-berto Schmidt (CSP, VS) wolltevom Bundesrat wissen, warumdieser so sicher sei, dass es inder Schweiz keine Mischlingevon Wölfen mit Haushundenoder Goldschakalen gebe. «Diemeisten Wölfe sind aus Gebie-ten zugewandert, wo deren Ar-tenvermischung am höchstenist. Mit den bei uns angewand-ten DNA-Tests können Misch-linge ab F2 und B1 zudem nichtmehr erkannt werden», argu-mentiert Schmidt.

«Wolf-Hunde-Mischlingekönnen über DNA-Analyseneindeutig identifiziert werden»,widerspricht der Bundesrat.

Analysen angezweifeltDie VWL zweifelt aber auch

den Wert dieser Untersuchun-gen an und zitiert als Gewährs-mann Professor Sven Herzog,Wildbiologe an der TechnischenUniversität Dresden. «Das, wasgewöhnlich mit ‹genetischenUntersuchungen› bezeichnetwird, sind keine genetischen,sondern nur molekularbiologi-sche Untersuchungen», sagtedieser in einem Interview mit«Wild und Hund». Mit diesenlasse sich zwar in der F1-Gene-ration etwas über die Hybrid-eigenschaften aussagen.«Schwieriger wird es in den Fol-

gegenerationen», fügt er an. DerBundesrat will weiter nichts da-von wissen, dass man Wolfsmi-schlinge an äusseren Merkma-len— etwa an verwachsenenFussmittelballen — erkennenkann. Nationalrat Roland RinoBüchel (SVP, SG) hatte denBundesrat zu dieser Thematikbefragt: «Anhand der DNA-Tests werden in der Schweizauch Tiere als reine Wölfe be-zeichnet, welche Merkmale vonArtenvermischungen aufwei-sen.» Büchel nennt namentlichVerwachsungen an den Fuss-mittelballen, welche auf eineEinkreuzung mit Schakalenhindeuten. Auch Hund-Scha-kal-Mischlinge zeigen ähnlicheVerwachsungen.

«Ein gewisser Grad der Ver-wachsung an den Fussmittelbal-

len kann sowohl beim Gold-schakal als auch beim Wolf auf-treten und stellt somit keinenHinweis für eine Hybridisierungzwischen Goldschakal und Wolfdar», argumentiert der Bundes-rat. Mischlinge ab der zweitenNachwuchsgeneration undRückkreuzungen könnten zu-dem phänotypisch nicht oderkaum von Wölfen unterschiedenwerden. Und bisher gebe es oh-nehin keine Hinweise aufMischlinge von Wolf und Gold-schakalen, so der Bundesrat.

Stimmt nicht, heisst es bei derVWL. Man verweist auf eineletztes Jahr von der renommier-ten «Royal Society» publizierteStudie, welche Mischungen zwi-schen Schakalen und dem Wolfnahe verwandten Haushundennachweist.

Fast 32 000 Tonnen SchweizerKäse wurden im ersten Halb-jahr 2016 exportiert. Das sind0,6% weniger als im erstenHalbjahr 2015. Die SwitzerlandCheese Marketing AG (SCM)schreibt dazu, dass nach einembesorgniserregenden Start insneue Exportjahr (–11.5% im Ja-nuar und –9.4% im Februar) dieNegativspirale in Europa dankerheblicher Marketinganstren-gungen aller Branchenakteureabgebremst werden konnte. DieSCM erwähnt auch den Export-erlös von insgesamt 267 Mio. Fr.für die Schweizer Käsebranche(Milchbauern, Käser, Affineure,Handel), der gegenüber derVorjahresperiode um knapp 2Mio. Fr. abgenommen hat. Imersten Halbjahr 2015, in demdie Nationalbank im Januar denMindestkurs des Franken zumEuro freigegeben hatte, verlordie Käsebranche allerdings fast10 Mio. Fr gegenüber 2014.Über Milchpreissenkungen beigleich hohen Kosten landete einguter Teil des Verlusts bei denBauern.

Appenzeller legt leicht zuDer Blick auf die einzelnen

Sortenkäse zeigt ein unter-

KÄSEMARKT: Dank grossen Anstrengungen konnten Marktanteile im Ausland verteidigt werden

Die Exportmärkte fürSchweizer Käse sindschwierig. Aber vieleSorten und Spezialitätenhalten sich mit Erfolg.

DANIEL SALZMANN

schiedliches Bild. Der Tête deMoine AOP hat im Export mar-kant zugelegt, der Tilsiter leicht.Der Appenzeller, der seit Febru-ar 2015 mit einem tieferen Käse-preis arbeitet, konnte ebenfallsleicht zulegen und liegt über demNiveau von 2014. «Wir sind vor-sichtig zufrieden. Aber die Situa-tion bleibt angespannt», kom-mentiert dies Christoph Holen-stein, Direktor der Sortenorga-nisation Appenzeller Käse.Auch der Emmentaler AOP rea-gierte nach dem Nationalbank-Entscheid. Mit einem Fondsdämpfte er den Preisanstieg imAusland. Dies führt er bis heutefort. Trotzdem verlor der Käseim Export erneut an Volumen.Stefan Gasser, Direktor von Em-mentaler Switzerland, weist dar-auf hin, dass Italien, der Haupt-exportmarkt für EmmentalerAOP, nach wie vor sehr schwie-rig sei. In der zweiten Jahreshälf-te werde man dort die Promotio-nen am Verkaufspunkt forcie-ren. «Wir halten an der Premi-umstrategie fest», so Gasser. Erbetont, dass der Detailhandelden grossen Schweizer Käsesor-ten gutgesinnt sei.

Gruyère verlor nur wenigDer Gruyère AOP, der den

Käsepreis in Schweizer Fran-ken nicht anpasste, sodass er imAusland seit Frühling 2015markant teurer ist, erreichte miteinem Minus von 2,8% ein sehrrespektables Resultat. LautSMP liegt der rollende 12-Mo-

nats-Preisdurchschnitt für Gru-yère-Milch bei 79,35 Rp./kgfranko Käserei. Neben den ge-nannten Flaggschiffen werdenmittlerweile viele sogenannte«Spezialitäten» exportiert, dieeher den Namen «Substitute»verdienen, teilweise weniger alsdie Hälfte ihrer Vorbilder (z. B.der Appenzeller) kosten und wovor allem auch die Wertschöp-fung für den Milchproduzentenklein ist. Käsemarkt-KennerHans Rudolf Aggeler schrieb inseinem Newsletter heuer von ei-ner «Billig-Schwemme» im Ex-port, von «Billig-Exporten»nach Holland, mit denen mandie günstige Schweizer Wareloswerden wolle, und von ei-nem Angebot von 1.60 Fr./kgfür Schweizer Viertelfettkäse.

Import fast gleich ExportDie Importe sind erneut stark

angestiegen (+5,9%). Dabei ha-ben fast alle Käsekategorien zu-gelegt. Mit gut 29000 Tonnenkommen die Importe den Expor-ten von fast 32000 Tonnen be-reits ziemlich nahe. SCM betont,dass der durchschnittliche Im-portpreis von 6,24 Fr./kg «deut-lich günstiger» ist als der durch-schnittliche Exportpreis von 8,35Fr./kg. Ein wichtiger Teil des Im-ports fliesse in die preissensibleNahrungsmittelindustrie und insGastgewerbe, so SCM. Aber auchteure Spezialitäten wie der fran-zösische Roquefort und der ita-lienische Parmiggiano Reggianokommen in die Schweiz.

Nach jahrelangem Rückgangstagniert der Alkoholkonsum inder Schweiz. Statistisch gese-hen goss sich 2015 jeder Ein-wohner 8,1 Liter reinen Alko-hols hinter die Binde. Mehr alsbisher angenommen, wird imAusland eingekauft. Fast dieHälfte des Alkohols wird inForm von Wein konsumiert, wiedie am Donnerstag veröffent-lichten Zahlen der Eidgenössi-schen Alkoholverwaltung(EAV) zeigen. Effektiv sind es35,3 Liter pro Person, geringfü-gig mehr als 2014. Der Absatzvon Bier (55,8 Liter), Spirituo-sen (3,7) und Obstwein (1,7)entspricht jenem des Vorjahres.Die zu Vergleichszwecken inreinen Alkohol umgerechnetenMengen blieben ebenfalls un-verändert. Von den 8,1 Litern,die von jeder Einwohnerin undjedem Einwohner 2015 imDurchschnitt konsumiert wur-den, entfallen 3,9 auf Wein, 2,7auf Bier, 1,5 auf Spirituosen und0,1 auf Obstwein. sda

NACHRICHTEN

Afghanistan ist seit Freitag das164. Mitglied der Welthandels-organisation (WTO). Die Auf-nahme des Landes wurde zum29. Juli vollzogen, nachdemMitte Juni das Oberhaus des af-ghanischen Parlaments noch ei-nige Gesetze verabschiedet hat-te, die für den Beitritt nötig wa-ren. Unter anderem sei es umCopyright- und Tiergesund-heitsfragen gegangen, wie einSprecher des Wirtschaftsminis-teriums in Kabul bestätigte. DieWTO hatte Ende Juni bestätigt,dass das Land alle Hürden füreine Aufnahme genommen hat.Afghanistan hatte sich nachWTO-Angaben zum ersten Malim Jahr 2004 um die Mitglied-schaft beworben. sda

Samstag, 30. Juli 2016 AGRARPOL IT IK • 5

Die deutsche BundeskanzlerinAngela Merkel wirbt weiter fürdas umstrittene Freihandelsab-kommen TTIP zwischen denUSA und Europa. Sie wies Kritikder deutschen Industrie übermangelnden Einsatz der Bun-desregierung zurück. «Ich haltedieses Abkommen für absolutrichtig und wichtig und im abso-luten europäischen Interesse»,sagte Merkel am Donnerstag aufder traditionellen Sommer-Pres-sekonferenz vor den Haupt-stadtjournalisten in Berlin. Sieunterstütze EU-Handelskom-missarin Cecilia Malmström. Esgehe um europäische Interessen.Es gebe aber auch ein pazifischesHandelsabkommen. sda

Der Bundesrat hat am Mitt-woch einen Brief nach Brüsselgeschickt, in dem er die EU überden Rückzug des 1992 einge-reichten EU-Beitrittsgesuchsder Schweiz informiert. Dies ge-schah auf Geheiss der eidgenös-sischen Räte. Diese hatten am15. Juni eine entsprechendeMotion von Lukas Reimann(SVP, SG) gutgeheissen. In demauf der Webseite des eidg. De-partements für auswärtige An-gelegenheiten (EDA) publizier-ten Brief nimmt der BundesratBezug auf den parlamentari-schen Entscheid und schreibt,«das Beitrittsgesuch muss alsgegenstandslos betrachtet wer-den». sda

«Wölfe» könnten Mischlinge sein

Käseexportegehalten,aberImportemassivgestiegen

Schweizer trinken8,1 l reinen Alkohol

Afghanistan trittder WTO bei

Merkel hält TTIP für«richtig und wichtig»

EU: Schweiz ziehtGesuch zurück

Goldschakale sind den Wölfen ähnlich, und ihre Lebensräume überschneiden sich. Kreuzungen zwischen Goldschakal undWolf konnten noch nicht nachgewiesen werden. Bewiesen ist aber, dass sich Haushunde und Goldschakale paaren. (Bild: zvg)

Der Gruyère AOP verlor im Export nur wenig Volumen, ob-wohl er im Ausland markant teurer geworden ist. (Bild: SCM)

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