Linguistik gesprochene Sprache (Prof. Gansel)14.4.11.
⢠Tabelle mdl./schriftl. Komm. LSF (auch Seminarplan/Literaturliste/Stichwortliste)
⢠Letzte Sitzung: Dependenztheorie
⢠Autonomiehypothese
o Schrift als eigener wissenschaftlicher Gegenstand, ist von gesprochener Sprache zu
unterscheiden autonom
o Schrift und Sprache als eigene Forschungsgegenstände zu konstituieren
Argumentgruppierungen:
⢠Strukturelles Argument
o Schrift Einheiten, die durch bestimmte Merkmale zu
o unterscheiden sind (Spatien zwischen WĂśrtern)
o Gesprochene Sprache Lautkontinuum ĂuĂerungen
produziert ohne Trennung durch Pausen zwischen gesprochenen Worten
⢠Logisches Argument
o Lesen und Schreiben rekurrieren nicht unbedingt auf
gesprochene Sprache
o Umweg Ăźber gesprochene Sprache sehr selten
Bsp. Schrifterwerb bei GrundschĂźlern
⢠Linguistisches Argument
o Schrift macht Sprache der Beobachtung genauer zugänglich
o Siehe Gesprächsanalyse//Linguistik der gesprochenen
Sprache
o Beobachtung der Sprache und ihre Untersuchung
o Durch geschriebene Sprache Formierung syntaktischer
Strukturen Hypotaxe sehr verbunden mit geschriebener Sprache
⢠Kulturelles Argument
o Schrift soll dokumentieren/tradieren/festhalten
o Siehe Schriftlichkeit MA
o Schrift optische Eigenschaften // visuelle Merkmale
Wirken auf gesprochene Sprache ein (siehe âLOLâ
Transportieren sozialen Sinn (Schrift typisch fĂźr NS)
Gewinnspiele werbliche Elemente, aber keine eigentliche Werbung Schrifttyp der Zeitschrift verwendet (graphisches Merkmal)
Forschung in Bezug auf Schrifttypen/linguistische Funktion der Schrift (wer nutzt warum welche Schrift? Schrifttypen und ihre Wirkung//Funktion?)
⢠Autonomiehypothese hat ebenso Berechtigung wie Dependenzhypothese
o MĂźndlichkeit // Schriftlichkeit
Medial
schriftlich
GruĂkarte
Gesetzestext
Medial
mĂźndlich
Gespräch mit wissenschaftliche
Freunden Vortrag
Duktus/Modalität/Konzeption der ĂuĂerung (prägt ĂuĂerung), nach der ĂuĂerung gestaltet werden soll
MĂśglichkeiten zur Unterscheidung der Konzeption siehe Grafik
⢠Gewählte Beispiele keine Prototypen
o Mischungen vorhanden
⢠Dßrscheid Kritik an Modell Koch/Oesterreicher Nähe und Distanz schwer einzuordnen
o Nähe und Distanz werden mit konzeptioneller Mßndlichkeit/Schriftlichkeit in Verbindung
gebracht nicht unbedingt
o Daher eigene Vorstellung Konzeption der ĂuĂerung
Konzeption der ĂuĂerung
(DĂźrscheid 32006: 45)
Sprache der Nähe Sprache der Distanz
Kommunikationsbedingungen Kommunikationsbedingungen
Raumzeitliche Nähe raumzeitliche Distanz
Vertrautheit Fremdheit
Privatheit Ăffentlichkeit
Emotionalität keine Emotionalität
Situations- und Handlungseinbindung keine Situations- und Handlungseinbindung
Kommunikative Kooperation keine kommunikative Kooperation
Dialog, Wechselseitigkeit Monolog
Spontaneität keine Spontaneität
Freie Themenentwicklung Themenfixierung
Bsp. fĂźr âproblematische Einordnungâ
⢠Telefon keine wirkliche raumzeitliche Nähe Problem bei Einordnung bestimmter Phänomene und daher verschiedene Einordnungen bei verschiedener Literatur?
⢠Predigt konzeptionell schriftlich, aber Nähekommunkation??
⢠ReligiĂśse Komm. Gemeinde kommt von auĂen Einstellung auf liturgische Kommunikation (gemeinsames Gebet, etc.)
Versprachlichungsstrategien bei DĂźrscheid
Konzeptionelle MĂźndlichkeit Konzeptionelle Schriftlichkeit
Geringere: grĂśĂere:
Informationsdichte Informationsdichte
Kompaktheit Kompaktheit
Integration Integration
Komplexität Komplexität
Elaboriertheit Elaboriertheit
Planung Planung
⢠Bsp. Unterschied SZ und BILD (Elaboriertheit, Kompaktheit, Informationsdichte,..)
⢠Strategien abhängig von Kommunikationssituation (andere Anforderungen/Gegebenheiten)
Beispiele:
Konzeptionelle MĂźndlichkeit (Chat), medial schriftlich
(1) MrBom: Seit wann is Vollblut âne Frauâ?
(2) Jokman: schau an, darauf ist VB sogar stolz gf
(3) VOLLblut: dank dem Spinner hab ich ein hervorragenden Ruf hier
(4) VOLLblut; ja warum auch nicht jok lach
(5) Hjw: VOLLblut, lern erst einmal Deutsch. Es hieĂe korrekt dank des Spinners
(6) VOLLblut: man muĂ halt spaĂ verstehen gelle zwinkert zu hjw
(7) Wenlok: âJimBeamâ verlässt uns.
(8) Jokman: oh hjw, bis du auch so ein klugscheiĂer?
(9) Hjw: na ja, aber das kann man von Dir ja auch nicht erwarten
(10) MrBom: Winnie winnfried is kein SPINNER
⢠Analyse (oberflächlich):
⢠Dativ!! Statt Genitiv (Zeile 3); fehlende Elaboriertheit; keine GroĂ-/Kleinschreibung vorhanden
Konzeptionelle Schriftlichkeit und mediale Schriftlichkeit
Masterstudienordnung $ 10
Im Masterstudiengang Sprache und Kommunikation werden im Pflichtbereich / Wahlpflichtbereich Mikromodule im Umfang von 90 Leistungspunkten (2700 Stunden Arbeitsbelastung) studiert. Davon entfallen auf den Kernbereich fßnf Mikromodule mit insgesamt 1500 Stunden. Auf den Ergänzungsbereich entfallen vier Mikromodule mit 1200 Stunden, davon Mikromodule zum Studium einer weiteren Fremdsprache mit 600 Stunden sowie zwei weitere Mikromodule aus dem Angebot der Masterstudiengänge der Philosophischen Fakultät (600 Stunden). Dabei kann aus dem Angebot des Studienganges Sprache und Kommunikation ein Mikromodul gewählt werden, das nicht zum Schwerpunkt gehÜrt.
⢠Geplant, richtige Orthografie, komplexe Sätze
⢠Modell KOCH/OESTERREICHER prominentes Beispiel, allerdings auch umstritten bzw. diskutiertes Modell zur Kommunikation
Abgrenzung Oralität/Literalität
o Keine linguistischen Begriffe Soziologie/ Kulturwissenschaft
Walter Ong âOralität und Literalitätâ (1982) Reader Medientheorien
Orale Kulturen und literale Kulturen existieren auch vor Entwicklung der Schrift, aber auch noch heute vorhanden
Oralität
⢠mediale Dimension und deren Verbindungen; auch bei Weitererzählen einer Nachricht (Aushang) vorhanden GerĂźchte, Legenden,âŚ
⢠Primäre Oralität Schriftlichkeit fehlt (Literalität)
o Orales Denken als situatives Denken
⢠Sekundäre Oralität
o Oralität Massenmedien, beruht auf Literalität
o Bestimmte Technologien machen Oralität mÜglich
o Konzeptionelle Schriftlichkeit, aber gesprochen
(Nachrichtensendungen)
⢠Inszenierte Oralität auf konz. Und medialer Ebene
o Massenmedien Gespräche, die mit bestimmten Intentionen
verbunden sind (Hart aber fair)
Literalität
⢠Mediale Dimension der Schriftlichkeit
⢠Wirkt auf mediale Situation //Konzeption zurßck (Entwicklung der Schrift des Schreibens/der Schrift im Laufe der Geschichte)
⢠Verschiedene Schreibweise (Recht, Wissenschaft)
o Bestimmte sprachliche Mittel, Ăźber Schriftlichkeit tradiert
⢠Schreiben verändert menschliches Bewusstsein
o Gesprochene geschriebene Sprache
o Schriftlichkeit MĂźndlichkeit
o OralitätLiteralität
Beruhen gesprochene und geschriebene Sprache auf demselben Sprachsystem?
Begriff âNormâ
o Definition Norm notwendig, um damit arbeiten zu kĂśnnen
o Norm:
Richtlinie? (GroĂ-/Kleinschreibung)
Regeln?
Verbindliche ĂbereinkĂźnfte
Präskriptive Normen, gesetzt durch Autoritäten
Wechsel zwischen Konventionen vorhanden (von Majuskel- zu Minuskelschrift)
Wechsel von präskriptiven und natßrlichen Konventionen/Normen
Coseriu, Eugeniu (1975): Synchronie, Diachronie und Typologie. In: Dieter Cherubim (Hg.) (1975): Sprachwandel ...de Gruyter, S. 134 ff.)
Sprachen stellen âSprachvermĂśgenâ in historischer Hinsicht dar (historischen Gemeinschaften zugehĂśrig).
Sprache ist VermÜgen, das sich in einer Tätigkeit kundtut, ein System von Verfahren oder Verfahrensregeln, technisches VermÜgen, historische Sprachtechnik; hierin drei funktionale Ebenen zu unterscheiden:
a) Norm : umfasst die in einer Sprache einer bestimmten Gemeinschaft historisch verwirklichte Technik, alles, was in dieser Sprache allgemein und traditionell verwirklicht ist; traditionell in
einer Sprache Verwirklichtes alles in einer Sprache MĂśgliche
⢠Alles, was mĂśglich ist (egal ob richtig oder nicht) âwegen +Dativâ
b) System : Gesamtheit der funktionellen (distinktiven) Oppositionen, die in einer und derselben Sprache festgelegt werden kÜnnen, distinktive Regeln, nach denen die Sprache gesprochen wird; System geht ßber historisch Verwirklichtes hinaus, enthält MÜglichkeiten, die noch nicht verwirklicht wurden (WÜrterbßcher als Verzeichnisse lexikalischer Norm); dem Verwirklichten entsprechende Regeln
⢠Alle festgelegten Regeln (distinktive Oppositionen) wegen + Genitiv, Konj., Dekl., Präp. m. richtigem Gebrauch; bisher festgelegte Regeln
⢠System geht Ăźber historisch Verwirklichtes hinaus und berĂźcksichtigt auch, was noch verwirklicht/umgesetzt werden kann/kĂśnnte (zb. Wortbildung, bildungsmäĂig)
⢠Vorhandene Regeln und Regeln, die noch kommen kÜnnen
c) Sprachtyp : enthält funktionelle Prinzipien, Verfahrenstypen und die Kategorien von Oppositionen des Systems; objektiv vorhandene sprachliche Struktur; hÜchste strukturelle Ebene einer Sprachtechnik, die den Regeln des Systems zugrundeliegenden Prinzipien.
⢠Sprachtypen + Prinzipien der Sprachtypen:
o 1) Flektierende Sprachen (verändernde Sprachen zb. Deutsch)
o 2) Isolierende Sprachen (Verbindung von kurzen WĂśrtern, keine Kasuserkennung
durch Morpheme Umsetzung syntaktischer Systeme durch Wortstellung Englisch, Russisch[?]
o 3) Agglutinierende Sprachen (Finnisch)
o 4) Inkorporierende Sprachen von einem Wort ausgehend dann verlängernd
⢠Alles was verwirklicht ist, muss im Sprachsystem als MÜglichkeit angelegt sein
⢠Was Regularität ist, ergibt sich aus dem Sprachtyp
o Durch Sprachgebrauch und Konventionalisierung kommt nicht wirklich aus
Sprachsystem/Sprachtyp
o Entwicklung Sprachtyp zu einem anderen Ăźber langen Zeitraum
âam-progressivâ; âweilâ+ Verbzweitstellung
Hennig, Mathilde (2002): Wie kommt die gesprochene Sprache in die Grammatik. In: Deutsche Sprache, Heft 30. 307-327
⢠Unterscheidet drei Ebenen:
a) ein gemeinsames System, das Regularitäten umfasst, die fßr beide Existenzweisen gelten
b) systembezogene primäre Unterschiede, Subsysteme zusätzlich zum gemeinsamen System; System der gesprochenen Sprache resultiert aus Bedingungen der Nähe-Kommunikation, der mĂźndlichen Kommunikation und dĂźrfte keine Ăquivalente im System der geschriebenen Sprache haben
c) sekundäre Unterschiede als Gebrauchsunterschiede, Erscheinungen der Norm der gesprochenen Sprache
(Unterscheidung bei Hennig 2002: 322)
Grammatik des Systems der gesprochenen Sprache
Spezifisch gesprochensprachliche Einheiten der ĂuĂerung
Flexibilität der Ränder von Sätzen
Epistemische weil-Sätze
Diskursmarker
Nichtrealisierung der Valenz-Potenz
Wiederaufnahmen, Reparaturen
Grammatik der Norm der gesprochenen Sprache
Ellipsen
Ausklammerung
Abhängige Hauptsätze
Nicht-epistemische weil-Sätze
Tempusgebrauch
Nichtrealisierung des Erstaktanten
Flexionsmorphologie
21.4.2011
Grundbedingungen mĂźndlicher Kommunikation, Interaktionssysteme, Kommunikative Praktiken
⢠siehe auch: Folie-VL3 (pdf-Datei)
⢠Sprache als Interaktionssystem (Schwitalla, 2006; S.32))
o Sprecher- und HĂśreräuĂerung bilden gemeinsam einen Sinn ĂuĂerung//Gespräch
HÜrer begleiten Sprecher durch HÜrersignale (verbal/nonverbal, Ergänzungen, Parallelformulierungen, etc.)
o Interaktion/Gespräch unbewusst koordinierte Tätigkeit
o Kopräsenz: Vielfalt/Einengung v. sprachlichen Handlungstypen
Komm./Interaktion unter Anwesenden
Bestimmte Handlungstypen/Emotionen (Mimik/Gestik)
Ganzer Mensch kommuniziert, nicht nur Sprache (KĂśrpersprache)
⢠ErmÜglicht Deutungsansätze (Ironie, Ernst, Komik?) in Interaktion
⢠Kommunkationstheoretischer-soziologische Theorie Aspekt der Nähe und Kopräsenz
o Heiko Hausendorf (??) Grundlagen aus Systemtheorie benutzt
Soziale Systeme (Niklas Luhmann, 1988)
o System = alles, was nicht Umwelt ist
o Geschlossene Systeme
A) Biologische Systeme
⢠leben
⢠Bsp. Nahrung, Reproduktion (alias Fortpflanzung)
⢠Auch Mensch mit eingezogen
⢠Geschlossene Systeme (Blutkreislauf)
B) Psychische Systeme
⢠Wahrnehmen, denken, fßhlen
⢠Auch geschlossenes System
⢠Autpoietische Systeme selbstreflexiv
o Bsp. Rolle des Studierenden bei Auswertung Hausarbeit
o Bsp. Zettel Dozentensprechstunde mit Notizen
(Gedanke:Notizzettel = Textsorten??)
C) Soziale Systeme
⢠Kommunizieren
⢠Entstehen durch Kommunikation
⢠Kommunikationsbegriff (nach Luhmann):
⢠Verschieden zum Sender-Nachricht-Empfänger-Modell
⢠= Selektion in Information, Mitteilung und Verstehen
o Info â Vorbereitung Vorlesung (Dozent)
o Mitteilung â Halten der Vorlesung (Dozent)
o Verstehen â HĂśren/Verarbeiten der VL (Student)
ErmĂśglicht Anschlusskommunikation (Hausarbeit, Meldung, Nachfrage per Mail)
⢠Soziale Systeme:
o Gesellschaft
o Funktional ausdifferenzierte Systeme (Politik, Wirtschaft, Medien, Recht, Bildung,
âŚ)
Talkshow âeigeneâ Kommunikation
Alles hat Funktion (Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft)
o Organisationen/Institutionen (Universität, Schule, Unternehmen,âŚ)
Vorlesung
Entscheidungen als kleinste Einheit der Komm.
⢠(NC ja/nein?, Zahl PrĂźfungen, Inhalte der PrĂźfungen,âŚ)
o Interaktionssystem
Liebe, Seminargespräch
Kleinstes System
Siehe SMS-Liebeskommunikation
⢠Interaktionssystem:
o Beruht auf Nähe und Kopräsenz
o SchlieĂen alles ein, was als anwesend behandelt werden kann
o Entscheidung, was als anwesend zu behandeln ist
Bsp.: Email-Komm. Student-Dozent als âVerlängerungâ einer Sprechstunde
o Anwesenheit von (min.) 2 psychischen Systemen
o Bedeutung von Wahrnehmungsprozessen fĂźr Konstitution von Interaktionssystemen
o Anwesenheit impliziert Wahrnehmungsprozesse
o Wahrnehmung sehr wichtig im funktionsfähigen Interaktionssystem
Bsp.: Empfänge/Klassentreffen viele mÜgliche Gesprächspartner fehlende Aufmerksamkeit
o Wahrnehmung konstituiert Interaktion
o ErmĂśglicht
Beobachtung der Aufmerksamkeit/MĂźdigkeit
⢠Bsp. Sektflasche/Fingernägel schneiden
âFestguckenâ von Gesprächspartnern
o Aber: Produktion von Mitteilungen aus bloĂer Wahrnehmung vage
⢠Wahrnehmung:
o AuswahlmĂśglichkeiten dessen, was komm. werden kann
o Interaktion âkapitalisiertâ Vorteile reflexiver Wahrnehmung
In Interaktionssystem MĂśglichkeiten und Infos vorhanden, welche fĂźr Komm. genutzt werden kĂśnnen
Viele Infos kĂśnnen aufgenommen und prozessiert werden
o Interaktionssysteme stÜranfällig auf Ebene der Wahrnehmung und selektiv
empfindlich
Fehlende Rßckmeldung, Gähnen, Zwischenrufe
o Alles, was wahrgenommen wird, ist sozial relevant und kĂśnnte in die Komm.
eingehen Abtasten und Benutzung fĂźr Kommunikationsverlauf (nach ĂberprĂźfung)
⢠Zusammenfassung Interaktionssysteme:
o Strukturbildung durch Kommunikation Gespräch = Interaktionssystem
o Wahrnehmungen durch Komm. kĂśnnen sich wechselseitig entlasten (durch
LeistungsmĂśglichkeiten)
o Interaktionssystem ermĂśglicht âIntensivierung der Kommunikation fĂźr die es
auĂerhalb von Interaktion keine Ăquivalente gibtâ (Luhmann 1988: S. 563)
spezifische Mittel zur Kommunikation notwendig
⢠Restriktionen (Einschränkungen) im Interaktionssystem:
o Psych. Systeme = Sinnsysteme lassen Bestimmtes in best. Situationen aktuell
werden
o Drei Sinndimensionen:
A) Zeitliche Restriktion
⢠Komm. Gesellschaft kann entsprechend der zeitlichen Dimension beobachtet werden (Wirtschaft, Erziehung und deren historische Entwicklung)
o Bsp.: historische Entwicklung der Liebeskommunikation
(Liebesbriefe 1700-heute)
⢠HÜchste Relevanz fßr Interaktion
⢠Interaktion = Episode
o Zeitlich begrenzt, aber Fortsetzung mĂśglich
Bsp.: Vorlesungszeiten, Semesterdauer
B) Soziale Restriktion
⢠Verschiedene Arten der Kommunikation, abhängig von sozialer Rolle
o Abrufen versch. Rollen, abhängig vom Interaktionssystem
(Partner, Freund, Kollege, Sohn, Kunde)
⢠Wahrung der Rollenkonsistenz (Studierende, Dozenten,âŚ)
o Gegenbeispiel: Sektflasche in Vorlesung
⢠Versch. Rollen in verschiedenen Personen des psych. Systems
⢠Personen- und Rollenmanagement
C) Sachliche Restriktion
⢠Sachdimension zeichnet sich in Themen der Interaktionskommunikation ein
⢠Themenkontigenz abh. v. soz. Dimension
⢠Vorlesung: stets Themenfixiertheit
⢠Alltagsgespräch: keine (zwingende!!) Themenfixierheit vorhanden
o Abhängig von vielen sozialen Faktoren
⢠Schlussfolgerung:
1)Interaktionssystem basiert auf Wahrnehmung
⢠Nonverbale Komm. stärker mit einbeziehen
o Blickkontakt, Armhaltung,âŚ
2) Beurteilung der Komm. v. Interaktionssystemen: zeitlich, sozial, sachlich (Restriktionen!!) Grundlage fßr Ableitungen fßr Merkmale von Gesprächen und deren Prototypik/Prototypizität
⢠Bsp.: ReligiÜse Komm. verschieden zur politischen Komm.
3) aus 2) abgeleitet Ableitung von mÜglichen vorhandenen Gesprächssorten
⢠Kommunikative Praktiken nach Fiehler (et al., 2004: 99 ff.)
o Wird sehr verschieden umgesetzt/von Fiehler erklärt
o Ansatz:
Zur Realisierung individueller Ziele und gesellschaftlicher Zwecke existiert breites und differenziertes Spektrum kommunikativer Praktiken.
âGrundform der Verständigungâ (99)
Verständigung auf der Basis vorgeformter Praktiken, âindem wir singuläre Exemplare solcher Praktiken realisierenâ
Menge komm.Praktiken = Repertoire, das sich historisch verändert
Bausteine, auf die SprecherInnen zurĂźckgreifen kĂśnnen, im Laufe der Komm. historisch entwickelt
âBei kommunikativen Praktiken handelt es sich also um abgrenzbare, eigenständige kommunikative Einheiten, fĂźr die ihre Zweckbezogenheit und Vorgeformtheit konstitutiv sind und fĂźr die es gesellschaftliche Bezeichnungen gibt.â (100)
⢠z. B. Gerichtsverhandlung, Arbeitsessen, Prßfungsgespräch, Zaungespräch zwischen Nachbarn
⢠Probleme:
o Bausteine fßr alle Gesprächsarten/praktiken geläufig?
o Nicht alle bekannt (Gerichtsverhandlung), aber bestimmte Bausteine vorhanden
(Prßfungsgespräch)
o GroĂe Gesprächsarten Firmenessen sehr komplex
Wie beherrscht man die Praktiken/Bausteine?
⢠Nicht allen Sprachteilnehmern einer Gesellschaft zugängig (siehe Gerichtsverhandlung) durch Wahrnehmung âerlernbarâ??
o Unterschiedliche (aktive und passive) Beherrschung der Praktiken mĂśglich
o âTextsorteâ, âDiskurstypâ, âkommunikative Gattung/Praktikâ werden gleichgesetzt
Problem der Mehrdeutigkeit eines Begriffes durch Fiehler
⢠Zu Sitzung 4: Verbale/Nonverbale Komm.:
â˘
Vergleich â verbale und nonverbale Kommunikation (Vorlesung 4) Verbale Kommunikation
Nonverbale Kommunikation
digital: Verwendung konventioneller Zeichen analog: Verwendung realer Zeichen (Es besteht Ăhnlichkeit zwischen Kommunika-tionsinhalten und nonverbalen Ausdrucksformen.)
Steuerung des interaktiven Verhaltens
Beziehungsdefinitionen verbal festgelegt je unbewuĂter Beziehungsbotschaften, desto mehr nonverbale Signale
kodifizierte Strukturregeln des Sprachsystems
Keine festen Strukturregeln, nonverbale Signale kÜnnen verschieden interpretiert werden. Die Fähigkeit nonverbaler Signale, Sprache zu ersetzen, ist sehr gering.
In verbaler Kommunikation werden Inhalte/Informationen Ăźber die AuĂenwelt vermittelt.
Nonverbale Kommunikation hat GefĂźhle und Einstellungen gegenĂźber Personen zum Inhalt. Sie berĂźhrt den zwischenmensch-
lichen Bereich. (Beziehungsbotschaften)
kognitive Inhalte affektive Inhalte
Anfang und Ende sind klar definiert, Unterbrechung und Abbruch mĂśglich
Dauer: solange wie Menschen sich gegenseitig wahrnehmen [In Gegenwart eines anderen kann nicht nicht kommuniziert werden.]
SprechausdrĂźcke sind bewuĂt gesteuert. Wortsprache kann lĂźgen.
Viele KĂśrpersignale sind nicht steuerbar: ErrĂśten, feuchte Hände usw.; Kontrolle von Stimmqualität, Gesten, Haltung, Gesichtsausdruck, Kopfhaltung ist äuĂerst schwierig. KĂśrpersprachliche Signale verraten, sie werden als glaubwĂźrdiger empfunden.
In normaler Konversation wird ein Drittel des Inhalts auf verbaler Ebene kommuniziert.
Zwei
⢠Funktionen nonverbaler Kommunikation
o ďż˝ R edundanz
o � E rgänzung
o ďż˝ B etonung
o ďż˝ K oordination
o ďż˝ S ubstitution
o ďż˝ W iderspruch
⢠Nonverbale Signale
o Paralinguistische Ausdrucksmittel
o ďż˝ Mimik
o ďż˝ Blickverhalten
o � Lächeln
o ďż˝ Verhalten im Raum
o ďż˝ Gestik und KĂśrperbewegung/KĂśrperhaltung
⢠Definition Kontextualisierung
o âdreistellige Relation zwischen Ausdrucksmitteln (Idiomatik, Gestik, Prosodie usw.),
der Bedeutung (Interpretation) bestimmter Handlungen und Wissensbeständen (frames), die diese Interpretation ermĂśglichen, indem sie als ihr Kontext relevant gemacht werden.â
26.5.2011
Probleme der Beschreibung und Beschreibungskategorien gesprochener Sprache
o (letztes Mal: Prosodie Akzentuierung, Intonationskurven)
⢠Zu Prosodie
Prosodie
Beispiele
Akzent
(1) Beispiel nach Schwitalla:
X
X X
X X X
X X X X
X X X X X X X
(si)n A l-l[ ] WEG nach â he - [red. A]É
(2) Vier Grade der Hervorhebung scheinen ausreichend:
⢠Besonders akzentuierte Silbe [!BUCH!]
⢠Primäre oder Hauptakzente: BUCH
⢠Sekundäre oder Nebenakzente. [bUch]
⢠nichtbetonte Silben [um]
(3) Satzgliedstellung und Akzent
Prädikativ > Objekte [Präp.-Obj.] > Akk.-Obj. > Dat.-Obj. ]> direktives Adverb > instrumentales/lokatives Adverb > Verbzusatz > Verb > agentives Subjekt > temporales/kausatives Adverb:
Beispiele:
Er schlägt mit der Hacke ein LOCH in die Wand
Akk.-Ob. > Instr.
Karl hat dem Kind ein BUCH geschenkt
Akk.-Obj. > Dat.-Obj.
(4) Verschiebung des Akzents also zur Hervorhebung:
(1) anna DOre hat keine Pilze gefunden
(2) anna dore HAT keine Pilze gefunden
(3) anna dore hat KEIne pilze gefunden
(4) anna dore hat keine PILze gefunden
(5) anna dore hat keine pilze geFUNden
Welcher Akzent ist der normale?
(5) Funktionen des primären Akzents:
Beispiel (Schwitalla, S. 59)
(1) und [ICH] zum bEIspiel,
(2) ich eh finde [finde es SCHRECKlich] wenn [ich geHĂRT habe,]
(3) ja gUt in [in RUSSland]
(4) da ha [hat man natĂźrlich keine trAUung vorm alTA:R mehr,]
(5) da [geht man in ein schĂśn hEIratspa LAST?]â
(6) da [beZAHLT man] (--)
(7) na [ich wEIĂ nich] [wie viel GELD dafĂźr,]
(8) dann [hAt man bisschen muSIK?]
(9) un dann [hĂlt [irgend (ne) beZIRKSleiter] noch ne Ansprache,]â
(10) und dann [werden [pro TACH] vierzich Ehen geschlOssen.]
(11) <<len> alles [KĂHL] und [SACHlich.>]â
⢠rhematischer Bereich der ĂuĂerung soll markiert werden
⢠Vorgabe enger Fokusbereiche in Antworten, Korrekturen, inhaltlich gegensätzlichen Formulierungen
o Erfassung Syntax in gesprochener Sprache
Syntax und Grammatiktheorien Satz?
⢠Subjekt, Prädikat (finite VF), Objekt, adverbiale Bestimmung
⢠Valenz + Einordnung in Zeit und Raum = vollständiger Satz
Neben Satz kommunikative Minimaleinheit
⢠Kein vollständiger Satz, aber Aussage trotzdem klar (âFeuer!â)
Spannungsfeld Satz vs. komm. Minimaleinheit
o Keine Orientierung am âSatzâ, eher an âkomm. Minimaleinheitâ
o Einheit geschriebener Sprache auf gespr. Sprache. Ăbertragbar??
o Erfassung Einheiten in gesprochener Sprache wodurch mgl.?
⢠1) Fragen der Segmentierung
⢠2) Gliederungssignale / syntaktische Basiseinheit
⢠3) Basiseinheit / psychologische Realität
⢠4) Problem der Ellipse
â˘
⢠1) Fragen der Segmentierung
o Schwitalla:
Mehrere gleichzeitig wirksame Strukturen
Nicht gleichartig und reichen nicht gleich weit
Unterschiedliche segmentierbare Einheiten (unterschiedliche GrĂśĂe)
⢠Komplexe sprachlicher Aktivitäten (Phase des Erzählens) mehr als ein Sprechakt
⢠Bestimmter Teil des Erzählens Aktivitätstyp Problemdarstellung in Beratungsgespräch (Wortgruppe, Satzkonstruktionen, komm. Minimaleinheiten eher selten)
⢠Abschluss Redebeitrag Pause, Prosodie, Intonationsverlauf als Kennzeichen fßr Schluss einer Rede/syntaktischer Einheit
⢠Einfluss der Prosodie auf Gliederung der Gesprächseinheiten
⢠MÜglichkeiten der Segmentierung:
o Informations- und Illokutionsstruktur (Bgf. aus Literatur)
In welchen Beiträgen was fßr eine Illokution wird dargestellt/mitgeteilt Mitteilungen, Fragen, Schlussfolgerungen?
⢠Hilfreich??
o Lexikalische Gliederungssignale, Pausen, Intonation
Inhaltliche Aspekte in Verbindung mit Pausen syntaktischer Zusammenhang mgl.?
o Syntax
o Intonation und Pause (JĂźrgens 1998)
o Intonation und Syntax
o Intonation und pragmatische Basiseinheiten (Kehrein 2002)
o Sprecherbeitrag + dessen funktionale Einheiten (Fiehler u.a. 2004)
Mehr als Vollsatz welche Einheiten/welche Funktionen??
o Syntax (geschriebene Sprache), lexikalische Gliederung und VerzĂśgerungen (Pausen)
Ermittlung gesprochener Einheiten in gesprochener Sprache
⢠Festlegung der Einheiten:
o Mittlere Ebene
âEinheiten, deren Informationen in einem Zug formuliert und vom HĂśrer verarbeitet werden kĂśnnenâ (Schwitalla)
âĂuĂerungseinheitenâ (Rath) Sätze mit Intonationskontur (Vollsatz) (Fragetypen); Responsive (Ja, Nein), kurze Sprechakte (halt mal, pass auf,..)
Eher kommunikative/pragmatische Einheit
⢠Was vorhanden wenn keine vollständigen Sätze??
Interaktionseinheit
Komm. Fkt. trotz Unvollständigkeit erfßllt
FĂźr gesprochene Sprache
⢠Gliederungssignale
o VerzÜgerungsphänomene
o WW
o Gliederungssignale
o Intonation
o Konnektoren
o Parallelität (syntaktische Ebene)
⢠Was soll segmentiert werden?
o Kommunikative // Syntaktische Basiseinheiten (JĂźrgens 1999: S. 82)
âIn Redekette selbstständig auftretende Konstruktionen, deren Grenzen mit formal-syntaktischen Mittel feststellbar sindâ
⢠Intonation // Prosodie
o Fallend, kurze Pausen
⢠Morphologische Markierung (Wortklassen, FĂźgewĂśrter, Konnektoren (und â primäres Gliederungssignal; aber â markiert Diskontinuität und Vorangegangenes)
o Bsp.:
Ich heiĂe Peter und du,
⢠âundâ als Hinweis auf zweite syntaktische Einheit (âund du?â)
ich habe selbst nicht genug; (.) und hände weg.
o Intonation (fallend), Mikropause
âUndâ trennt syntaktische Einheiten
⢠Gliederungssignal fßr syntakt. Einheiten
Bsp. âaberâ siehe Folie Sportreportage (FuĂball)
⢠Trennung durch Pausen syntaktische Einheiten produziert und verstanden
⢠Diskontinuitäten werden markiert
⢠Rßckverweis (nur bei Herstellung eines Kontrastes)
⢠Drßckt Gegensätze aus (adversative Bedeutung)
o Diskursive Fkt.
⢠Basiseinheit / psychologische Realität
o Fähigkeit zur Phaseninterpretation
o Kognitives Verstehen vorhanden, wenn auch kein vollständiger Satz vorhanden ist
o Reichen auch Teilphrase von Sätzen Teilmuster (beziehen sich auf Konstituenten)
Konstituenten verfĂźgen bei Sprachverstehen Ăźber psychische Realität, sind ânatĂźrliche Bedeutungseinheitenâ (Anderson 1996: 378)
Phrase was bildet Kern? (Bsp. Nominalphrase) Struktur Satz
Konstituente
o Beispiel (siehe Folie A und B) âIm Zweiten Weltkriegâ)
Bsp. A wird besser verstanden Nomen + Adjektiv Kern vorhanden Sinneinheiten gliedern und sichern Verständnis
o Kognitive Psychologie
Konstituenten werden aus Sätzen verwendet (mit Kernelementen) und kognitiv verarbeitet
o Konstituenten
Gut erfassbar
⢠Problem Ellipse (das, was nicht vorhanden ist Auslassung, Reduktion eines Vollsatzes)
o Syntaktische Basiseinheiten mĂźssen kategorisiert werden
o Kategorie âSatzâ reicht nicht aus
Lange Zeit Ellipse genutzt
o Daneben andere Formen vorhanden
o Reduktion Vollsatz = Ellipse
o Sinnvoll, Ellipse zu nutzen?
⢠Arten von Ellipsen:
o 1) Situative Ellipse (Fehlendes ist aus Situation erschlieĂbar)
Find ich klasse! (Bezug auf Ereignis; Ereignisellipse); Bin fix und fertig!
o 2) Struktur-Ellipse- Bezeichnung ergibt sich aus fehlenden Elementen
Rekonstruktion relativ einfach
A) Ellipse der Präpositionen
⢠Gespräche Kohl â Gorbatschow (Präp. fehlt zwischen Konstituenten) Bsp. aus geschr. Sprache (Ăberschrift)
B) Ellipse des Kopulaverbs
⢠Alles paletti (âistâ fehlt)
C) Ellipse Vollverb
⢠Uwe Seeler: Ich rette den HSV.
o 3) Empraktische Ellipse Frage nach fehlendem Element unnĂśtig;
Gesamtzusammenhang macht ErschlieĂung mĂśglich
HeiĂe WĂźrstchen.
Die Nachrichten
âZeugin MĂźllerâ Aufruf im Gerichtsaal
⢠Beispiele syntaktischer Basiseinheiten Blatt âAlltagsgespräch unter Studierendenâ
o Kern der Basiseinheiten??
o Zentralregens (Regens regiert andere Elemente)
o Nominalkonstruktionen
Substantiv = Kernwort
Substantivische WG / Nominalphrasen
⢠Von Nominalphrasen in geschriebenen Sätzen zu unterscheiden
⢠Nicht in Satz eingeordnet
Beispiele:
⢠âImmer erschĂźtterndere Nachrichten Ăźber Judenverschickungen nach Polen.â
o âNachrichtenâ = Zentralregens
⢠âŚâNur verkniffene Gesichter.â
o Gesichter = ZR
o Davor adjektivisches Attribut
o Präpositionalkonstruktionen
In Neuenkirchen
Bis achtzehn Uhr
Präp verknßpft, regiert aber auch Substantiv
o Verbalkonstruktion / eingliedrige Einheit
Finitum wie im Satz benutzt Regens der Konstruktion
Zentralregens nicht unbedingt vollständig besetzt, nicht alles in Konstruktion umgesetzt
⢠Bsp.
o Lexikonartikel ââŚfĂśrderte die Wirtschaft des Landes (âŚ)â
Subjekt nicht mehr genannt, daher Verbalkonstruktion (nicht situative Ellipse, das benennen was da ist, nicht das, was fehlt!!)
o âist schĂśnâ
Eingliedrige Einheiten
⢠Besteht nur aus einem Wort
o Feuer!
o SopranflĂśte?
o Doch (viellt. Interaktionseinheit?)
o Partizipial-/Infinitivkonstruktionen
Partizipien/Infinitive = Zentralregens
Selbstständig vorhanden
Beispiel:
⢠âKaffee trinken, Kuchen essen, spazieren gehenâ als Infinitivkonstruktion
⢠Partizipialkonstruktion: âdurch die MalagastraĂe (âŚ) verbundenâ
o Adjektivkonstruktionen
Auch in geschriebener Sprache vorhanden Beispiel Wetterbericht!
⢠âĂberwiegend wolkigâ (Adjektiv + Attribut)
⢠âschwach windigâ (Adj. + Att.)
⢠âsehr schĂśnâ (Adjektiv + Partikel)
o Nebensatz als syntaktische Basiseinheit
In gesprochener Sprache als abgeschlossene Einheit vorhanden
Beispiel:
⢠âweils niemanden gibtâ (Nebensatz mit Verbletztstellung)
o Problem: weil + Verbzweitstellung!
o Ăbung siehe LSF (NDR Wetterbericht)
Eigenständige Basiseinheiten auch voller Satz kann Basiseinheit sein
âTiefstwerte um 9 Gradâ Nominalkonstruktion
30.6.2011
letzte VL lexikalische Kategorienâ
VagheitsausdrĂźcke
Merkmal der gesprochenen Systeme
indefinite Pronomen (irgendjemand, irgendwo, jemand, man,...)
⢠von Natur aus vage, kÜnnen verschieden eingesetzt werden
Partikel (oder so, solche, usw., âŚ)
Interjektionen/Gesprächspartikel
⢠häufig in gesprochener Sprache, ausschlieĂlich (?)
⢠in geschriebener Sprache nur vorhanden, wenn Mßndlichkeit imitiert wird (Gespräch in literarischen Texten)
primäre Interjektionen (ach, aua, oh, iih, pfui,...)
⢠keine lexikalische Bedeutung, nicht mehr in Wortklassensystemen moderner Grammatik vorhanden
Interaktionseinheiten/InteraktionsausdrĂźcke
⢠drĂźcken aus, was man beim Anblick/HĂśrene iner ĂuĂerung empfindet
⢠kÜnnen auch Appell ausdrucken (pssst,...)
sekundäre Interjektionen
⢠achgott, ach herrje, mist
⢠nur in gesprochener Sprache vorhanden
Gesprächspartikel im engeren Sinne
⢠organisieren Gespräche
⢠Gesprächssteuerung/~organisation
⢠bestimmte Fkt. in gesprochener Sprache
⢠Gesprächspartikel mit Aufmerksamkeitsforderung
⢠hÜr mal, schau mal
⢠GP, die Ende eines Gesprächsabschnittes einläuten
⢠gut, so, okay
⢠frequent und aktuell
⢠GP gliedern thematisch interaktive Einheiten (auch im Gespräch vorhanden, zeigen Ende eines thematischen Abschnittes an) gut,â so, naja, jedenfalls
⢠Sicherung der Sprecherrolle
⢠äääh, hmmm, Pausen gefĂźllt (Denkpausen,...)â
⢠Markierung eines plÜtzlichen Einfalls
⢠achso!
⢠Korrektursignale oder, ähh, ach nee, aberâ
⢠RĂźckversicherungssignale ne? Gell? Nech?â
⢠Rezeptionssignale naja (Zweifel, Widerstreben), na gut (Zustimmg), tjaâ (Ratlosigkeit)
⢠glaub ich, mein ich nachgestellt (nach einer ĂuĂerung) â â Diskursmarker, nachgestellter Operator
⢠Diskursmarker nur, bloĂ, alsoâ
⢠âhmmmâ als GP Steuerung des HĂśrers (Verständnis,...)â
⢠Lautmalereien (Onomatopoetika) // Inflektive
⢠Lautmalereien: Lautgestalt wird in sprachliche Struktur transferiert â klatsch, zisch, ratsch, bsss, grrr, ratta-ta-tat
⢠Inflektive: kreisch, freu, grins, schrei,... (Chatsprache, Comic))
⢠Handlung wird sprachlich beschrieben (Freude, Kreischen,...)
⢠Verben werden um Infinitivendung gekßrzt
⢠ausfĂźhrbare Handlungen/Tätigkeiten versprachlicht Ersatzformenâ fĂźr auĂerverbale Tätigkeiten
⢠Semantische Prinzipien in der Rede des Alltags (frei von institutionellen Zwängen)
⢠Vagheit semantisches Prinzip i gesprochener Sprache (nicht nurâ ausschlieĂlich, auch in anderen Bereichen vorhanden, Bsp. PrĂźfungsgespräch)
⢠nicht zwangsläufig Präzision vorhanden, Einsetzung anderer WÜrter, Auslassungen
⢠pass-partout-WĂśrter ding, dingsda, dingsbumsâ
⢠meist nur im direkt situativen Kontext verständlich
⢠tun, machen, haben, gehen âAllerweltswĂśrterââ
⢠tun/haben semantische Universalien, die in allen mĂśglichen Sprachenâ auftauchen, grundsätzliche Elemente von Handlungs- und Tätigkeitsbeschreibungen sowie Besitzanzeigen
⢠kein (!!) Zeichen von schlechtem Ausdruck
⢠Passivkonstruktionen ermĂśglichen Auslassung der handelnden Personâ
⢠âWann wird der MĂźll denn endlich runter gebracht?â
⢠Vorgangspassiv, Person wird ausgelassen
⢠Personen in mdl. Komm.häufig als Pronomen vorhanden, handelnde Person muss durch Interpretation / Deutung erkannt werden
⢠Vagheit erwßnscht/ notwendig (manchmal)
⢠Bsp.: Kritik, Schlichtungsgespräche, diplomatische Verhandlungen
⢠Bildlichkeit/Metaphorik
⢠nicht nur in gesprochener, sondern auch geschriebener Sprache vorhanden
⢠dienen Veranschaulichung, Verdeutlichung, Vereinfachung komplizierter Prozesse/Themen Analogienâ
⢠konkretisieren abstrakte Themen durch Metaphorik
⢠Bsp.: âSpaĂgesellschaftâ Metaphern zur Verdeutlichung derâ SpaĂgesellschaft MĂśllemann = SpaĂkasper der Politikâ
⢠Kuchen/Torte als Grundbild/Bereich, auf anderen Bereich Ăźbertragen (jeder will ein StĂźck vom groĂen Kuchen,...)
⢠nicht immer reguläre Metaphern genutzt, groĂe Menge an Metaphern vorhanden
⢠Wertung/Intensivierung
⢠Neigung zur starken Wertung/Ăbertreibung in Gesprächen vorhanden
⢠Bsp: âtausend Wehwehchen habenâ tausend als Mittel derâ Ăbertreibung
⢠ZahlwÜrter, intensivierende Präfixe (Riesenknartsch)
⢠explizit wertende Adjektive (Quatsch, Schwachsinn, eklig, blĂśdsinnig, doof,...) prädikativer Gebrauch auch mĂśglich...â
⢠Phraseologismen (âDas ist der Hammer!â) prädikativer undâ adjektivischer Gebrauch mĂśglich
⢠Gradpartikel jeder (Allquantor)â
⢠Tierbezeichnungen als Emphaseträger saublĂśd, hundemĂźde,â mausetot, Bärenhunger, umhertigern
⢠Hyperbolik VergrĂśĂerung von Fehlern des Gesprächspartners undâ Ablenkung von eigenen Schwächen/Verfehlungen
⢠ein ganz irrer Typ
⢠BegriffswÜrter
⢠geeignet, um Klassenmerkmale als spezifische M. in den Raum zu stellen
⢠keine spezifischen Semen, sondern globale
⢠drßckt nur einen Sammelbegriff aus
⢠Prototypenebene, häufig genutzt, häufig ausreichend
⢠liegen auf unterer Ebene der Kategorisierung
⢠geeignet fßr universellen Gebrauch, da sehr breit vorhanden
⢠Baum, Haus, Hund, laufen, fliegen, gehen, machen, tun, gut, schlecht, breit, dßnn, dick,...
⢠âDer Baum blĂźht nicht mehrâ Art des Baumes unklarâ
⢠âDer Hund ist bissig!â Rasse unklar gelassenâ
⢠werden von Kindern im Wortschatz erworben (Schulkinder)
⢠Interaktive Verfahren in Gesprächen
⢠Aufforderungen, Unterstßtzungen, Widersprßche, Erklärungen, Rßckversicherungen, Nachfragen, Rederechtzuweisung
⢠Stile/Stilwechsel lexikalische Stileâ
⢠Repertoire an lexikalischen Mitteln (je nach Sozialstatus,..)
⢠Erzählstil? - Wie wird Erzählung konstituiert?
⢠Bsp. Akademiker Fachwortschatzâ
⢠Drohformen bei aggressiven männlichen(?) Jugendlichen âIchâ schlag dich tot!!â
⢠Floskeln âDas find ich jetz nich okâ Ăko-Floskel?â â
7.7.2011
Formulierungsverfahren (nä. Woche: Stile der gesprochenen Sprache, Gesprächsstile)
schon bei syntaktischen Konstruktionen angesprochen (Abbruch, Anakoluth,...)
gehen Ăźber syntaktische Elemente hinaus, Aspekt des Formulierens
Formulierungsverfahren typisch fĂźr gesprochene Sprache
formulieren = schÜpferisches Bemßhen, kein fertiger Ausdruck parat, Inhalt wird erst während Formulierungsanstrengungen präzisiert
Formulierungsaktivitäten beziehen sich auf schon Gesagtes â reformulieren//Reformulierungsverfahren
besondere Formen: Wiederholen, Paraphrasieren, Korrigieren, ResĂźmieren
Reformulierungsverfahrenâ
wesentlicher Unterschied zur geschriebenen Sprache:
in gesprochener Sprache schrittweise Paraphrase-Charakter vollzogen (ähnlich gedanklicher Entwicklung von schriftlicher Sprache)
âĂśffentliches Entwickelnâ zwischen zwei Komm.partnern
je direkter/wichtiger Situation/Kommunikation, desto kĂźrzer Reformulierungsverfahren
keine klare Abgrenzung der Verfahren voneinander vorhanden
fĂźr gesprochene Sprache: keine zeitliche Verfahren (Exemplifizieren, Verdeutlichen) kognitiv ausgearbeitet (??)
Rolle der non- und paraverbalen Mittel
Bedeutung von EinschĂźben/Kommentaren/... im Zusammenhang mit Reformulierungsverfahren
Schwitalla Formulierungsverfahren:
Formulierungsverfahren ==> alle ĂuĂerungsprozeduren, die ein Sprecher ausprobiert (oder vorhanden sind), um Wissensinhalte in eine verstehbare sprachliche (nicht nur syntaktische) Form zu bringen
Typen von Formulierungsverfahren
a) vorausweisende Verfahren
1) AnkĂźndigungen
Ansatz: siehe Operator-Skopus-Strukturen, syntaktische Strukturen
vorausdeutende Hinweise, was inhaltlich und kommunikativ folgt
AktivitätsankĂźndigung vorgreifende Verdeutlichungâ
Harvey Sachs (1971) interaktive Absicherung von Erzählungen,â damit erzählt werden kann Erzählsituation muss geschaffenâ werden, Erzählen als vorausdeutendes Verfahren fĂźr Erzählschema
metakommunikativ festgelegt
Bsp.: âOh! Mir ist ja heute etwas passiert!...â; âDu glaubst nicht, wen ich heute getroffen hab!â
Andeutung neuer Gesprächsthemen
âIch wollte noch einmal darauf zurĂźckkommen...â
âWir haben ganz vergessen, dass...â
âIch hab' da noch 'ne kleine Frage...â
Peter Auer: ankĂźndigende Partikel
Operator-Skopus, aber hier konkreterâ
auch in dialogischen Sprechhandlungen (Paarsequenzen) vorhanden
2) Schemata von Informationsorganisation
eher kognitiv, vorausweisender Charakter
meist mit Problemlage auch Portionierung von Einzelinformationen vorhanden
Skript gedankliches Schema, Ereignisfolge (kognitiv abrufbar)â
Bsp.: Wegauskunft; âWie kommt man von A nach B?â Frage setzt Schemaâ in Gang A zu B (kognitiv), danach erst Antwort
zunächst vage Formulierungen (âgar nicht weitâ), danach weitere Gestaltung (Beispiele, Teilbeziehungen, Verläufe, einzelne Handlungen von Personen, Objekt mit zugehĂśrigen Eigenschaften, Beschreibungen,...)
3) Antithese / Kontrastformulierungen
dienen Korrektur/Widerspruch einer Aussage
geht eigener Argumentation voraus
4) formelhaftes Sprechen
gesprochene eher formelhaft als geschriebene Sprache
best. Textsorten aber auch formelhaft (Briefformel Anrede, Schluss;â Kontaktanzeigen, Stellenangebote)
o Arten von Formeln:
⢠Phraseologismen
typisch fĂźr Nicht-Muttersprachler
SprichwĂśrter
⢠âWes' Brot ich ess, dess' Lied ich singâ
⢠Routineformeln
⢠Markierung Anfang/Ende eines Gespräches
⢠âIch beende die Sitzung..â
⢠Bekräftigungsformeln
⢠Ratifizierungen
⢠âmacht nichtsâ, âda NICH=fĂźrâ
b) Reformulierungen (Korrektur, Wiederholungen, ResĂźmieren,...)
⢠1) Wiederholungen
o dienen thematischer Kohärenz
o Bekräftigung einer Aussage
o âDie Ărzte tun wirklich alles, tun alles, tun alles!â
o ikonische Abb. eines Sachverhaltes (gleiche Vorgänge
beschreiben)
âWir warteten und warteten und warteten.â
o Sicherung des Verständnis
o bei Nachfragen Wdh. langsamerâ
gesprochen
o HĂśrerbestätigung Wdh. durch denâ
HĂśrer
o âLehrer-Echoâ
o ironische Bestätigung einer
ĂuĂerung Prosodie!!â
o Ausdruck von Ăberraschung
o lautliche Variation einer bereits
geäuĂerten Aussage
⢠2) Paraphrasen
o Umformulierung Variation einer bereits gesagten Sacheâ
o inhaltliche Variation zur Präzisierung etc.
o unterschiedliches Aussehen versch. Fkt.â
o 1. Expansion (Ausweitung)
⢠Präzisierung, Spezifizierung, Beispielnennung mÜglich
o 2. Variation (Umschreibung)
o 3. Reduktion ResĂźmee oder Denomination (einer Sacheâ
einen Namen geben)
âQuatsch!â bei falscher Aussage Denominationâ
⢠3) Reparaturen
o besonders wichtig fĂźr gesprochene Sprache
o Inkohärenz Reparatur // Korrektur:
o nicht einheitlich abgegrenzt/gefasst
o Problem des HĂśrens/Verstehens Bezugnahme aufâ
vorangegangene oder aktuell befindliche Redebeiträge mÜglich
o Maybauer: Korrekturen (=Reparaturen)
o Sprecher bemerkt selbst Fehler und fĂźhrt
Selbstkorrektur/Selbstreparatur aus oder HĂśrer korrigiert/repariert oder jemand verweist auf Fehler in Sprache und Sprecher bzw. HĂśrer kann korrigieren/reparieren
o Bachmann-Stein: unterscheidet beide Bgf.
o Korrektur auf grammatische Inkorrektheit bezogenâ
falscher Kasus, weil+Verbzweitstellung
o Reparatur auf Inhalte und Formulierungen bezogenâ
o Organisation von Reparaturen:
o Jefferson/Sachs:
o 3 GrĂśĂen in Reparatur unterschieden
o Reparatur â> 3 Strukturelemente
o Reparandum der zu reparierende Ausdruckâ
o muss entdeckt werden (vom Sprecher/HĂśrer/anderer Person)
o danach Initiierung (vom Sprecher/HĂśrer)
o anschlieĂend DurchfĂźhrung der Reparatur (durch Sprecher
oder HĂśrer)
o 4 Grundtypen der Reparatur:
o selbst initiierte Selbstreparatur
o fremd initiierte Selbstreparatur
o selbst initiierte Fremdreparatur
o fremd initiierte Fremdreparatur
o Bachmann-Stein: Semantische Invalidierung
o Bsp. Bademantel als Geldversteck
Semantische Invalidierung des Reparandums (vgl. Bachmann-Stein 2008, S. 586 ff.)
Präzisierung
Beispiel 1: bademantel
Fundort: Texte gesprochener deutscher Standardsprache III (1975: 149)
Text: Unterhaltung beim Kaffeetrinken
Situation: A (weiblich), B (weiblich) und C (weiblich) unterhalten sich im BĂźro Ăźber Geldmitnahme im Urlaub und mĂśgliche Geldverstecke
1 A ja ich wollt das auch irgendwie so am
2 [BA:demantel (-) ]
3 B [mein der is zwar?]
4 A da äh im SAUm oder [oder und oder so nicht?]
5 B [oder in n saum ja. ]
⢠vom Bademantel die Rede (siehe Betonung Zeile 2)
⢠âmein der is zwar?â
⢠Aspekt der Reparatur fremdinitiierte Selbstreparatur (âda äh im SAUm oderâ)â
⢠Reparatur im Sinne der Präzisierung
VĂśllige Negierung
Beispiel 2: glimpflich
Fundort: Texte gesprochener deutscher Standardsprache III (1975: 129)
Text: Aussprache Ăźber Unfall
Situation: B (männlich) befragt A (weiblich) ßber mÜgliche vorherige Einträge in die Flensburger Kartei und erklärt mÜgliche Konsequenzen.
1 B ((...)) dann (-) wird die sache auch nicht so glimpfâ
2 <<all> äh nicht so:> äh KRASS (.) fßr sie abgehen?
3 ich darf ihnen nur das eine SA:gen? äh ((...))
⢠selbstinitiierte Selbstreparatur â Reparandum: âglimpfâ
⢠Negierung des Reparandums (negative Auswirkung zu positiver Auswirkung korrigiert)
Signalisierung von Vagheit
Beispiel 3: viertel vor zwei
Fundort: Texte gesprochener deutscher Standardsprache III (1975: 149)
Text: Versuch einer Terminabsprache
Situation. Ein wissenschaftlicher Angestellter (B) vereinbart mit der Ehefrau des Professors (A) einen RĂźckruftermin.
1 B ((...)) morgen Mittag dann [am] besten
2 A [ja ]
3 B [noch mal ne?]
4 A [Ja. ] am BESten; (.) am besten gegen zwei UHR,
5 [da is ] er
6 B [ja. ]
7 A da; viertel vor zwei [zwei] kommt er i:mmer.
8 B [ja ]
9 ja=ja
10 A also meistens (.) wenn nichts dazwischen [kommt.]
11 B [hm ] ja.
⢠Uhrzeitvereinbarung (Rßckruf)
⢠mehrere Reperandi (âmorgen mittagâ, âam besten gegen zwei UHRâ, âkommt er immerâ)
⢠Ausdrßcken von Vagheit
Partielle Negierung
Beispiel 4: miete
Fundort: Texte gesprochenere deutscher Standardsprache III (1975: 122)
Text: Aussprache Ăźber eine MieterhĂśhung
Situation: B (männlich) berät A (weiblich) in einem Rechtsamt Ăźber die RechtmäĂigkeit einer MieterhĂśhung
1 A ja ich hatte mir äh Sagen lassen dass ähm (--)
2 <<p> na wie war das jetzt>
3 <<len> dass man die MIE:te> <<cres> äh ich mein den
4 mietvertrag KĂNdigen muss> bevor man die miete erHĂHT.
5 B nein ((...))
⢠Reparandum: â MIEteâ ---> gemeint ist âmitvertragâ
⢠selbstinitiierte Selbstreparatur (âna wie war das jetztâ, â<<cresc> ähâ)
⢠partielle Negierung der Aussage â lautes âähâ
Schwitalla, J. 2009: Sprachkritik im Gespräch. In: Aptum 1/09, S. 21-42
⌠Sprachkritik als metasprachliche ĂuĂerung
⢠erfolgt, wenn jemand eine sprachliche ĂuĂerung als nicht angemessen sieht
⌠Wortbedeutung kritisch betrachtet
⌠Referenz auf Objekte/Prozesse/Handlungen nicht angemessen
⌠Rezipient kann falsche WW sichtbar machen, aber man selbst kann auch falsche WW erkennen und Reparatur selbst durchfßhren
⌠âFarbigeâ, âNegerâ, âNegerleinâ als Vielzahl von AusdrĂźcken welcher Ausdruckâ âpassendâ?
⌠Bestimmte Sequenzierungen vorhanden Strukturschema bei Sprachkritikâ
⌠4 Schritte
⪠Bezugsausdruck (bei Beispiel: âFarbigerâ)
⪠Hinweis auf Problematik des Ausdrucks (âJetzt muss ich vorsichtig seinâ
⪠Korrektur/Reparatur
⪠manchmal zusätzlich Bestätigung/Ratifizierung der Korrektur, auch weitere Präzisierungen mÜglich,..
⪠âFELDzug ist eine beschĂnigungâ
⪠âfArbiger geht gAr nichtâ.
⪠Auch bei sprachkritischen Beobachtungen ersichtlich, ob Fremd-oder Selbstinitiative
14.7.2011 (letzte Sitzung!!)
Gesprächsstile
⪠Prßfungshinweise/~inhalte
⢠Kommunikation Nähe/Distanz
⢠Bgf. Kontextualisierung Herstellg. Von Kontext,...â
⢠sprachliche Ebenen (phonetische Ebene, Prosodie, Wortbildung, âŚ)
⢠Syntax gesprochener Sprache
⌠Links-/Rechtsherausstellung und Bedeutung
⢠Reparaturverfahren, Invalidierung, Wiederholung, âŚ
⢠Sprachkritik als metasprachliche ĂuĂerung
zum Thema: Gesprächsstile
⢠Stilebenen:
⢠Markierungen in Bezug auf die Lexik
⢠Wie wirken lexikalische Elemente?
⢠Informationen Ăźber geeignete Situationen fĂźr ĂuĂerungen
⢠keine (!!) funktionale Einordnung, keine (!!) Soziolinguistik
⢠normalsprachlichâ
unterhalb von ~ â
⢠umgangssprachlich jugendsprachlich (kriegen) saloppâ â
⢠derb (Schnauze!) vulgärâ
⢠oberhalb von ~ â
⢠bildungsbĂźrgerlich dichterisch gehoben ('Leu')â
⢠sakraler, fachwissenschaftlicher, rechtlicher Stil,... â funktionalen Stile Funktionalstil (seit 1950er Jahrenâ erforscht)
⢠Funktionalstil Fachsprache:
⢠Fachtermini Terminologieâ
⢠Nominalstil
⢠Indikatoren fĂźr bestimmte ĂuĂerungen (Wiederholungen, Zusammenfassungen)
⢠Vertextlichung (Textlinguistik)
⢠Argumentation
⢠Explizieren/Definieren,...
⢠Klarheit im Ausdruck ----> keine Vagheit
⢠Einfachheit im Sinne von Klarheit, Anschaulichkeit
⢠(nicht zu) komplexer Satzbau
⢠Funktionalstil sakrale Sprache:
⢠Bezug zu religiÜsen Texten immer deutlich gemacht
⢠religiÜser Wortschatz
⢠Intertextualität (Bezugnahme auf vorhandene Texte)
⢠Kommunikation mit Bezug auf/zu Gott erfolgt
⢠Transzendenz
⢠Darstellung von Undarstellbarem
⢠historisch-erhabener Stil
⢠medialer Stil (grobe funktionale Kriterien):
⢠Verständlichkeit (mittlere ~) Infokästchenâ
⢠Deutlichkeit
⢠Unterhaltung/Emotionalität
⢠Klarheit, Anschaulichkeit
⢠formell informellâ â
⢠formell â Merkmale einer Distanzkommunikation (Briefformel, HĂśflichkeitsnormen, Funktionalstil der Wissenschaft)
⢠informell â Alltagsgespräche, keine Regeln, eher Kommunikation der Nähe
⢠Stil
⢠Wie wird gestaltet? Aber auch: Was wird ausgedrĂźckt/gekennzeichnet?â
⢠Kennzeichnet Relation Gesagtes und Sprecher
⢠kennzeichnet Situation des Gespräches
⢠kennzeichnet soziale Rolle
⢠Auskunft ßber Verhältnis zwischen Komm.partnern
⢠Konstituierung von âsozialem Sinnâ (Sinn das, was im Gedächtnis aktualisiert und kontextualisiert wird,â aktuelle Einordnung einer Gesprächssituation, Verhältnis zum Kommunikationsgegenstand, Verhältnis zu Kommunikationspartner)
⢠Forschung zur gesprochenen Sprache
⢠Stil nicht mehr nur auf Texte bezogen
⢠auch in Soziolinguistik und Pragmatik Gesprächsforschung) vorhanden
⢠gerade bei Sprech~/ĂuĂerungsakten (Lokution, Struktur, Proposition, Illokution, Perlokution)
⢠Sprechakttheorie Stile als HandlungsdurchfĂźhrungâ
⢠durch Gespräche werden auch Handlungen getätigt, Sprechhandlungen sind so angelegt, dass sie ein bestimmtes Ziel durch bestimmten Stil erreichen
⢠Gesprächsschritt ungleich Sprechakt
⢠Sprachhandlungstyp = Sprechstilâ
⢠Tempo. Lautstärke, TonhÜhe
⢠Gesprächssorten = Sprachstilâ
⢠Art und Weise des Sprechens stärker durch Situation bedingt
⢠Stil muss Institution/Situation angepasst werden
â˘
⢠Sprech-/Gesprächsstil
⢠gemeinsame Aktivitäten der Kommunizierenden (face-to-face-Interaktion)
⢠Prozesscharakter wird in einem Gespräch hergestelltâ
⢠Indikator fßr Beziehung zwischen den Kommunizierenden
⢠Mittel der Kontextualisierung (Situation? Institution?)
⢠Stile schaffen Kontext
Stile in Gesprächen
⢠Sprechstil
⢠âArt und Weise des Sprechens in natĂźrlichen Interaktionskontextenâ (Sandig/Selting 1997, 5)
⢠es geht um das Wie, um die Art und Weise, wie in Gespräch Kontext geschaffen wird und dafßr Gesprächsorganisation schafft
⢠Gesprächsstil
⢠âinteraktiv relevante Art und Weise der von den Partnern gemeinsam hergestellten Organisation natĂźrlicher Gesprächeâ (Sander/Selting 1997, 5)
⢠Stildefinition
⢠siehe LSF
⢠interaktiv hergestellt
⢠flexible Struktur, veränderbar
⢠holistische (ganzheitliche) Gestalt, einheitliche Gestaltungsweise
⢠komplexer Kontextualisierungshinweise bezogen auf den Kontextâ
⢠immer relational zum Kontext interpretierbar
⢠Stil = Kontextualisierungshinweis
⢠LSF
⢠mit entsprechenden Signalen /Verweisen (Bsp. Interaktionspartner)
⢠Stil als Bßndel kookurierender Merkmale (Elemente, die miteinander in Verbindung stehen, kÜnnen fßr bestimmte Situation reproduziert werden; Kontextualisierung!!)
⢠Phonetik â Phonologie
⢠lautes, deutliches Sprechen
⢠Prosodie
⢠Morphologie
⢠Syntax
⢠Lexiko-Semantik
⢠Formulierungsmuster
⢠Organisation Sprecherwechsel
⢠initiierende und abschlieĂende Gesprächsphasen
⢠âMerkmalsbĂźndelâ abhängig von Gesprächssituation
⢠Sprech â und Gesprächsstile als Kontextualsierungsverfahren
⢠signalisieren sozialen Sinn
⢠sind (sozial) interpretierbar
⢠Beispiele
⢠weibliche/männliche Gesprächskulturen ( Kotthoff 1989)â
⢠Stereotypen ganz normal?â
⢠Mdl. Sprechstile in Erzählungen (Selting 1995)
⢠Was passiert, wenn man etwas erzählt?
⢠Anschaulichkeit
⢠Blickkontakt
⢠Rituelle Kommunikation / sakraler Stil (Paul 1989)
⢠archaisch, salbungsvoll, historischer Stil, zu Gott gewandt
⢠Interviews und deren spezielle Kommunikation
⢠Eingehen auf Gesprächspartner
⢠Rßcksichtnahme
⢠Konstituierung von Identität/Rollen in Gesprächen (Bsp. Migration)
⢠Haben Politiker ein Bßndel kookurierender Merkmale in ihrer Kommunikation, um Glauben der Rezipienten zu erlangen
⢠Schwerpunkte Klausur?
⢠Gesprochene/Geschriebene Sprache
⢠Prosodie/Phonetik
⢠Syntax/Lexik/Semantik/Reparaturen
⢠ersten 4-5 VL Pflicht (Basiseinheiten) + 1 Schwerpunkt raussuchen