Medienselektion für heterogene Studierende in Blended Learning Programmen Prof. Dr. Olaf Zawacki-Richter
05.12.12, Berlin Tagung der Wissenschaftlichen Begleitung "Zielgruppen lebenslangen Lernens an Hochschulen"
Förderer:
Weiterbildende Master-Studiengänge und Zertifikatsprogramme mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien
http://www.mintonline.de
Der Verbund: Förderer:
http://www.wettbewerb-offene-hochschulen-bmbf.de/
BMBF-Programm "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen"
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Themen
Was ist Blended Learning? Beispiel für einen Modulverlauf Zielgruppenanalyse: Mediennutzung im Studium Mediennutzungstypen Bildungstechnologische Implikationen für Lernen in MINT-Online
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Blended Learning
Blended Learning
Distance Learning
E-learning
Online Learning M-learning
Paper-based Distance Learning
Contact Learning (residential/face-to-face)
Simonson, Schlosser & Orellana (2011, p. 126): "Distance Education is institution-based, formal education where the learning group is sepa-rated, and where inter-active telecommunica-tions systems are used to connect learners, resources, and instruc-tors" (p. 126).
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Flexible Learning / Blended Learning
traditional distance education
conventional contact education
Flexible Learning
Blended Learning
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Modelle der Studienbetreuung
Die zwei Extreme
Tutorielle Betreuung nur begleitend zu Selbstlernmaterialien (traditionelles Fernstudium) – überfordert oft die Lernenden
Online Seminare, die von den Lehrenden selbst durchgeführt werden (Präsentation der Inhalte und Leitung der Diskussion) – überfordert oft die Lehrenden
Unser Modell
2-Level Support: Hochqualifizierte Mentoren als Schnittstelle zwischen Lernenden und Lehrenden – hohe Akzeptanz!
Blended Learning: Wechsel von internetgestützen Selbstlernphasen mit Studienmaterial und Präsenzphasen.
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Beispiel MBA Bildungsmanagement Blended Learning Design
Selbstlernphase
1. Präsenzveranstaltung
Projektarbeitsphase
Abschlussphase
1
2
3
4
5
ca. 4-5 Wochen, inhaltliche Vorbereitung Erarbeitung der Studienmaterialien, Betreuung der Online-Aufgaben
2 Tage, i.d.R. Fr./Sa., Unterstützung bei der Bildung von Projektaufgaben, Klausur (nur beim BA), Projektplanentwicklung
ca. 8-10 Wochen, Betreuung der Projektarbeit, Motivation und Beratung der Teilnehmer/innen
Präsentation der Projektergebnisse, Feedback, Nachbereitung
Projektdokumentation/ Projektportfolio, Korrektur der Arbeiten durch die Dozenten
2. Präsenzveranstaltung
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Instructional Design - ADDIE
Schott, F. (1991). Instruktionsdesign, Instruktionstheorie und Wissensdesign: Aufgabenstellung, gegenwärtiger Stand und zukünftige Herausforderungen. Unterrichtswissenschaft, 19, 195-217.
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Mediennutzung im Studium
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Forschungsfragen der Mediennutzungsstudie
Über welche Endgeräte verfügen Studierende? Welche Medien, E-Learning Tools und Services werden genutzt,
welche werden als nützlich für das Studium erachtet? Wie ist das Verhältnis zwischen internen und externen Tools und
Services (Web 2.0!). Wie werden soziale Netzwerke für das Studium genutzt? Wie unterscheiden sich jüngere, "traditionelle" Studierende von
älteren Studierenden in berufsbegl. Studiengängen in ihrem Mediennutzungsverhalten?
Lassen sich unterschiedliche Nutzungsmuster identifizieren?
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Methodische Vorgehensweise
Explorative Studie Quantitative Befragung (25.04. bis 18.06.12) Rund 300 Items mit Skalen zu:
o Zugang zu Medien und Endgeräten o Mediennutzung im Studium o Technikaffinität o Studium und Berufstätigkeit o Soziale Herkunfstgruppe, usw.
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Modell zur Medien-Typisierung
Nutzungsin-tensität (B)
Nutzungs-zweck (B, C2)
Lernverhalten (D)
Prozessvariablen
Netzwerkaktivität (C)
Technikaffinität (B12)
Materielle Ressourcen (F13)
Verfügbarkeit, Zugang (A)
Alter, Geschlecht, soziale Schicht (F)
Studium und Beruf(E)
Bedingungsvariablen
Medien-nutzungstyp I, II, III, …
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Sample
N=2.339 Studierende (61 % weiblich, 39 % männlich) Studierende aus allen Fächern (nach HIS) Durchschnittsalter 25 Jahre (18 bis 75 Jahre) Nicht-traditionelle Studierende (NTS):
o Online-/Fernstudium oder o Studium in Teilzeit / berufsbegleitend oder o > 19 Stunden pro Woche berufstätig oder o 30 Jahre und älter.
789 (34 %) sind als NTS klassifiziert NTS M=30 Jahre (55 % <30), n-NTS M=22 Jahre (100 % <30) 26 % der NTS haben Kinder (1,2 % der n-NTS)
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Beteiligte Hochschulen
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Studienfächer
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Internetnutzung
Über 99 % mit Internetzugang zu Hause Anstieg in Gruppe mit 4-6 Stunden aktiver Internetnutzung täglich
gegenüber HIS (2008) mit N=4.400 von 23 % auf 38 %.
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Besitz von Endgeräten
Ein Drittel besitzt mehr als 5 verschiedene Endge- räte.
52 % besitzen ein Smart- phone mit Internetzzugang
NTS mehr Tablets (z. B. iPad): 11 % vs. 6 %
NTS mehr E-Book Reader (z. B. Kindle): 11 % vs. 4 %
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"Mobile Learning"
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Medientypologie nach Grosch & Gidion (2011)
Studie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Universität Karlsruhe (TH), N=1.397
Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektro- und Informationstechnik, etc.
Medientypologie (42 Tools & Services) o Textmedien (gedruckt und digital) o Nicht E-Learning-spezifische Webservices (z. B. Suchmaschine) o E-Learning-Services (z. B. Lernplattform)
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Ränge nach Akzeptanz* von Medien, Tools und Services
*Akzeptanz = Nutzungshäufigkeit und Nützlichkeit für das Studium
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Verhältnis interne-externe Dienste
Akzeptanz (trad. Studierende), interne und externe Tools
Akzeptanz (NTS), interne und externe Tools
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Höhere Akzeptanz bei trad. Studierenden
E-Mail Konto der Hochschule** Wikis* Soziale Netzwerke** Videos (z. B. bei YouTube)** Musik (z. B. bei iTunes)** Chat/Instant Messaging** Internetbasierte Lernplattform** Dateiablage/File Sharing (intern)** Dateiablage/File Sharing (extern)** Computerarbeitspätze auf dem Campus**
*signifikant (2-seitig) auf 5 % Niveau **signifikant (2-seitig) auf 1 % Niveau
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Höhere Akzeptanz bei NTS
Elektronische Texte (E-Books, PDFs)**
Skype als Gruppenkonferenz** Skype (1:1 Gespräch)** Microblogging (z. B. Twitter)* Blogs** Business Netzwerke** Foto-Communities* RSS-Feeds* Präsentations-Sharing (z. B.
Slideshare)* Geo-Tagging (z. B. Layar)* Foren/Newsgroups* Online-Bibliotheksdienste* E-Portfolios* Multimediale Software der HS**
Freie multimediale Lernsoftware im Internet**
Podcasts/Vodcasts (z. B. über iTunes)**
Hochschulinterne Foren** Virtuelle Seminare/Webinars,
synchron** Literaturverwaltungssoftware** Online-Prüfungen/Tests** Virtuelle Labore** Simulationen oder Lernspiele** Textverarbeitungssoftware** Tabellenkalkulationssoftware** Statistiksoftware** Software für qual. Textanalyse** Graphik-, Audio-, Videosoftware**
Soziale Netzwerke
Fast alle (98,2 %) in sozialen Netzwerken aktiv Im Durchschnitt 199 „Freunde“ in der Kontaktliste (i. d. R. Facebook) 82 % tauschen sich über Angelegenheiten im Studium aus.
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Erfahrung mit Online-Lernen
11 % der Studierenden haben bereits an einem reinen Online-Kurs ohne Präsenzphasen teilgenommen (NTS: 22 %)
14 % an einem Kurs im Blended Learning Format (NTS: 24 %). Im internationalen Vergleich niedrige Werte: 65 % der
Undergraduate Students in den USA gaben an, schon einmal an einem Online-Kurs teilgenommen zu haben (ECAR, 2011).
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Wunsch nach digitalen Lehr-/Lernformen
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Mediennutzungstypologie
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Cluster1Cluster2Cluster3Cluster4
Unterhaltungsnutzer Entertainment User (51,6%)
Wenignutzer Avoiders (20,1%)
Zwecknutzer Professional Users (7,6%)
Fortgeschrittene Nutzer/ Power User (20,4%)
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Mediennutzungstypologie
Mittlere Anzahl von "Freunden" in Sozialen Netzwerken:
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
Sehr hohe Durchdringung mit digitalen Medien (fast 100% Internetzugang, >50 % Smartphone, >1/3 mit mehr als 6 verschiedenen Endgeräten) – kein Ausschluss aufgrund eingeschränkten Zugangs zu Medien.
Hoher Bedarf nach raum-zeitlich flexiblen Studienangboten (NTS: 5x so häufig erwerbstätig) – Durchgängiger Einsatz von digitalen Lehr-/Lernformen im Blended Learning Design.
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
Mobile Endgeräte werden für vielfältige Aktivitäten im Studium genutzt (in erster Linie Smartphones, auch Tablets) – Abbildung der Kommunikation auf Smartphones, Präsentation von Inhalten auf Tablets
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
Abbildung der Lernplattform auf mobile Endgeräte
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
Abbildung der Lernplattform auf mobile Endgeräte
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
Akzeptanz von Lernplattform, gedruckten und digitalen Texten ähnlich hoch – kein Verzicht auf Versand von gedruckten Studienmaterialien; Kommunikation und Inhalte über mehrere Kanäle (Medienpluralität)
Interne Tools der Hochschulen werden intensiver genutzt und für das Studium als nützlich erachtet als externe Angebote. Soziale Netzwerke sind stark verbreitet und werden auch für das Studium genutzt.
Raum für informelle Netzwerke sollte nicht im formalen System der Hochschule imitiert werden. Web 2.0 Tools für kooperatives Arbeiten werden integriert (z. B. Etherpads)
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Fazit für die Medienselektion in MINT-Online
NTS gehören überwahrscheinlich Häufig zur Gruppe der Zwecknutzer – auf effizienten Medieneinsatz achten, der direkten didaktischen Nutzen erkennen lässt.
Hoher Bedarf nach und hohe Akzeptanz für Podcasts/Vodcasts (z. B. Vorlesungsaufzeichnungen) – zu jedem Pilotmodul sollte ein Video mit den Modulautoren/Modulautorinnen aufgenommen werden (inhaltliche und soziale Funktion).
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Literatur
Autorengruppe Bildungsberichterstattung. (2012). Bildung in Deutschland 2012 - Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag. Brandtzaeg, P. (2010). Towards a unified Media-User Typology (MUT): A meta-analysis and review of the research literature on media-user typologies. Computers in Human Behaviour, 26(5), 940–956. Dahlstrom, E., de Boor, T., Grundwald, P., & Vockley, M. (2011). ECAR 2011 - National study of undergraduate students and information technology. Boulder: EDUCAUSE. Retrieved from http://www.educause.edu/ecar Kleimann, B., Özkilic, M., & Göcks, M. (2008). Studieren im Web 2.0 - Studienbezogene Web- und E-Learning-Dienste. HISBUS-Kurzinformation. Hannover: Hochschul-Informations-System (HIS). Isserstedt, W., Middendorff, E., Kandulla, M., Borchert, L., & Leszczensky, M. (2010). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2009. 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Hannover: Hochschul-Informations-System (HIS). Kerres, M., Hanft, A., Wilkesmann, U., & Wolff-Bendiik, K. (Eds.). (2012). Studium 2020 - Positionen und Perspektiven zum lebenslangen Lernen an Hochschulen. Münster: Waxmann. Köhler, T., & Gapski, J. (1997). Studentische Lebenswelt : Analysen zum Alltag und Milieu, zu Bildungs- und Studienstilen, zur Lebensphase Studium bei Studierenden der Universität Hannover ; [Abschlußbericht]. Agis-Texte ; 17. Hannover: Agis. Stöter, J., Bullen, M., Zawacki-Richter, O., & von Prümmer, C. (2013). From the back door into the mainstream – learner characteristics in the context of lifelong learning. In O. Zawacki-Richter & T. Anderson (Eds.), Online distance education - Towards a research agenda. Athabasca, Edmonton, Canada: Athabasca University Press. Teichler, U., & Wolter, A. (2004). Zugangswege und Studienangebote für nicht-traditionelle Studierende. Die Hochschule, (2), 64–80.
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Kontakt
Prof. Dr. Olaf Zawacki-Richter Fakultät für Bildungs- und Sozialwissenschaften Center für lebenslanges Lernen (C3L) Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 26111 Oldenburg T: +49 (0)441/798-2765 R: Ammerländer Heerstraße 138, EG, S-019 http://www.c3l.uni-oldenburg.de/f&e/