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NationalparkB E R C H T E S G A D E N

Warum die Eile? Gras braucht doch auch eine Weile,

bis es zu Milch wird. 2005/2 Nr. 18

grossthema kripperl

im rollstuhl natur erleben

langzeit-wetterprognosen

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ImpressumMedieninhaber: Bayerisches Staatsministeriumfür Landesentwicklung und Umweltfragen.Herausgeber: Nationalparkverwaltung Berchtes-gaden, Doktorberg 6, D 8341 Berchtesgaden.Tel. 08652/9686-0, Fax08652/968640E-Mail: [email protected] der Herausgabe betraut: Dr. M. VogelRedaktion: Dr. C. M. HutterLektorat: Dr. G. MarotzLayout: Die X Werbeagentur, SalzburgDruck: Verlag Berchtesgadener AnzeigerGedruckt auf 100 % Recycling-Papier aus100 % AltpapierDie Zeitschrift „Nationalpark Berchtesgaden“erscheint seit März 1997 jährlich je einmal imSpätherbst und im späten Frühjahr

Auftrag zur ForschungInhaltVorbilder der Krippe

Vom Krippenschnitzen

Natur hat Spitzentechnik

Gute Geigen dank Pilzen

Natur im Rollstuhl erleben

Wenn der Auerhahn balzt

Quitten für Mus und Gelee

Hundenasen retten Leben

Wie wird dieser Winter?

Zauberlehrling Mensch

Was Wasser grün färbt

Wie Landschaft entsteht

Aus Laub wird Humus

„Winterschlaf“ der Hirsche

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SpitzenfotosDie großartigen Bilder von balzendenAuerhähnen in dieser Ausgabe verdan-ken wir der Berchtesgadener FotografinMarika Hildebrandt. Ihre Fotojagd aufAuerhähne dauerte drei Wochen; einAufwand, mit dem sie den Menschen denWert der Natur bewusst machen will. Fürihre Bilder erntete sie Auszeichnungenbei internationalen Naturfotowettbewer-ben. Neben zahlreichen Kalendern brach-te sie jüngst einen Bildband über dieMasuren heraus. Wir hoffen, diese Zeit-schrift künftig mit mehr Fotos von FrauHildebrandt zu bereichern.

Gesetze legen die Funktionen des Nationalparks Berchtesgadenfest: Schutz von Natur und Landschaft, Forschung und Umweltbe-obachtung, Umweltbildung und Erholung. Forschung im Natio-nalpark soll das Verständnis für ökologische Zusammenhängefördern sowie Veränderungen auf den Flächen feststellen undbewerten. Ein Beispiel dafür ist der jüngst veröffentlichte 50.Forschungsbericht über die Geomorphologie des Nationalparks(dazu Seiten 20/21).Forschung im Nationalpark soll daher nicht nur die Frage stellen„Was ist?“, sondern vielmehr Antworten geben auf die Fragen„Was war?“ und „Was wird sein, wenn ...?“.Im Nationalpark Berchtesgaden geben Datenlage, technischeAusrüstung und Know-How die Möglichkeit, die Ergebnisse un-serer Forschungen im belebten und unbelebten Bereich mitei-nander zu verknüpfen. Daher ist es möglich, ökologisch ungüns-tige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und darausPrioritäten für praktisches Handeln abzuleiten, damit man Ge-fahren für Mensch und Umwelt wirkungsvoller begegnen kann.Die Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsvorhabenwerden in zentrale Fachdatenbanken eingearbeitet. So wird dieNationalparkverwaltung auch Dokumentationsstelle für die Da-ten und Ergebnisse der Vorhaben in Forschung und Umweltbe-obachtung.Unabhängige Experten bestätigen, dass der Nationalpark damitim europäische Raum mit an der Spitze steht. Dr. Michael Vogel

Niki Hasenknopf �Am 6. November 2005 erlag NikiHasenknopf 57-jährig einem schwerenLeiden. Er hatte das Druckergewerbe er-lernt, wechselte später in das grafischeFach und kam 1988 in die Nationalpark-verwaltung. Hier baute er mit Initiativeund Einfallsreichtum das Publikations-wesen auf und aus. Mit seinem grafi-schen Talent schuf er unverwechselbareQualität und prägte damit auch das pu-blizistische Image des Nationalparks. Ein Meisterstück gelangihm 1997 mit dem Entwurf für diese Zeitschrift: Klar im Konzept,variabel im Detail, konstant in der Linie, übersichtlich in Darstel-lung und in der Form eine ausgewogene Mischung von moder-nen Trends mit bewährten grafischen Regeln.Hasenknopf beobachtete und prüfte neue grafische Trends sehrgenau darauf hin, ob sie das Erscheinungsbild und die Lesbarkeiteiner Publikation wirklich verbessern. Auf diese Weise entwi-ckelte er seinen Stil und setzte bleibende Maßstäbe; er ahmtenicht nach, sondern wurde nachgeahmt.Wir haben einen Freund und Könner verloren, seine Maßstäbewerden unsere künftige Arbeit leiten. Dr. Clemens M. Hutter

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Die alpenländischen Weih-nachtkrippen berührenuns sehr „anheimelnd“:

Ja, so schaut´s aus bei „uns daho-am“: Der beschneite Watzmann,der Stall wie einer von unserenStadeln, Heu wie von unserenWiesen, bezuckerte Fichten wiein unseren Wäldern.„Dahoam“ meint „Heimat“ – ei-nen Begriff, den andere Welt-sprachen in dieser Präzision undmit diesem Gemütswert nichtkennen. Wir umfassen mit die-sem Wort unsere Lebenswelt:Esstisch, Haus, Dorf, Tal, die fei-nen Zwischentöne unsererMundart, unsere Bräuche. Wirsind „dahoam“ in einer Gegend,in der wir uns auskennen; in derwir für einander „Bekannte“sind; in der wir uns sicher, ge-

borgen, wohl und auch beobach-tet fühlen; in der wir genau diezumutbaren Grenzen unver-meidlicher Konflikte kennen; inder kein Nachbar tot in seinemBett liegen kann - wochenlangunentdeckt. Die „Heimat“ stecktauch in den Wörtern „heimelig“und „anheimelnd“.„Heimat“ – oft politisch miss-braucht, ebenso oft (bewusst?)missverstanden und als „Hei-matabend“ gelegentlich so dar-geboten, wie sich anderswo„Beheimatete“ unsere Heimatvorstellen, wenn sie nur die Ver-packung von Heimat kennen: Ei-ne ungewohnte Mundart, unge-wohnte Küche, ungewohnteKleidung, ungewohnte Bräuche– aber „liab“.Für die kulturellen Globalisiererist „Heimat“ ein Unwort, das siedurch „Markt“ ersetzen. Auf sietrifft der Befund des deutschenNaturfilmers Horst Stern zu: „Siekennen von allem den Preis undvon nichts den Wert.“ Heimat als Wert hat seine Her-kunft; wer das Woher nicht

kennt, tut sich sehr schwer mitdem Wohin. Dafür fand Alt-Bun-deskanzler Gerhard Schröderjüngst das treffende Wort: „Ichweiß, woher ich komme, alsoweiß ich, wohin ich gehöre.“Heimat hat auch ihre Symboleund Rituale, die allesamt vonIdentität, Gemeinsinn, Loyalitätund Verpflichtung handeln –von Fahnen bis Hymnen undvon Tracht bis Mythen.Salzburgs stellvertretender Lan-deshauptmann Wilfried Haslau-er sagte jüngst aus gegebenemAnlass: „Heimat ist nicht nurdort, wo man wohnt, sondernwo man liebt und geliebt wird,wo man die eigenen Wurzelnhat, wo man sich in Nähe undGeborgenheit wieder findet.Darf die Heimat nicht mehr Hei-mat sein, so verkommt ein Landzur bloßen Region, in der manlebt.“ Das mutet an wie eine zivilisato-rische Globalisierung, nämlichein Tummelplatz für Selbstver-wirklicher, die Hatz nach Chan-cen, Schlupflöcher im Steuersys-

tem und Gleichgültigkeit gegen-über der Gesellschaft für Frei-heit halten.Auch anderswo ist Heimat, inder wir uns nicht „dahoam“ füh-len. Für die Tuareg ist es die Sa-hara, für die Indios das unwirtli-che Hochland der Anden, für dieSchiiten die Sumpflandschaft imSüdirak. Dennoch empfinden siedas als ihre Heimat – genau sowie wir die unsere. Das führt aufUmwegen zurück zur Einsicht,dass Heimat dort ist, wo jemand„dahoam“ ist und deshalb auchweiß, wie stark Heimweh bren-nen kann.In Summe ist also Heimat kei-neswegs unmodern und über-holt, sie ist Kernstück jeder Kul-tur. Heimat haben und erlebenheißt folgerichtig, anderen For-men von Heimat mit Respekt zubegegnen. Schließlich ist jedeHeimat ein gleichwertiger Steinim Mosaik der kulturellen Viel-falt auf unserer Welt; ein Stein,den man polieren darf, damit erseinen Glanz behält.

Dr. Clemens M. Hutter 3

Wo wir „dahoam“ sind

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Nur der Evangelist Lukas be-schreibt den Ort der GeburtJesu: „Als sie dort (in Bethle-hem) waren, kam für Mariadie Zeit ihrer Niederkunft,und sie gebar ihren Sohn, denErstgeborenen. Sie wickelteihn in Windeln und legte ihnin eine Krippe, weil in derHerberge kein Platz für siewar.“

Das althochdeutsche Wort „krip-pa“ bezeichnete ursprünglich ei-nen geflochtenen Futtertrog.

Später wurde der Begriff auf dasStallgebäude übertragen, in demSzenen aus der Weihnachtsge-schichte bildhaft dargestelltwerden. Schließlich wurdenganze Landschaften um das Ge-bäude angelegt und so löste sichdie Darstellung sogar vom Ge-

burtsgeschehen. Und all diesnennen wir in unserem Sprach-gebrauch „Krippe“. Bei so ge-nannten „Jahreskrippen“ reichtdie inhaltliche Gestaltung vonder Verkündigung der Empfäng-nis über die Geburt zur Himmel-fahrt Christi und darüber hinausbis zum Ende des Kirchenjahres.Bekannt wurde die lebendeKrippe, welche der hl. Franz vonAssisi zu Weihnachten 1223 imWald beim Kloster Greccio, demfranziskanischen Bethlehem,aufgestellt hat. Allerdings ist er

nicht der „Erfinder“ der Krippen-darstellung. Der Anfang derKrippen selbst ist unbestimmt.Die Wormser Synode von 1316 er-wähnt, dass „nach altemBrauch“ zu Weihnachten eineKrippe aufgestellt werde. DemVorbild der Krippen in Kirchen

entsprechend, wurde der Brauchspäter, wohl nach 1600, auch inPrivathäuser übernommen.Weihnachtskrippen sind häufigWerke religiöser Volkskunst unddamit auch Spiegelbilder ihrerZeit. Als Beispiel sei ein auf Holzgemaltes Ölbild in der Berchtes-gadener Stiftskirche über demrechten Chorgestühl genannt. Esstammt aus der Zeit um 1650und stellt die Anbetung der Hir-ten dar.Für die künstlerische Gestaltungvon Krippen haben sich ver-

schiedene Grundformen heraus-gebildet. Gerhard Bogner nenntin seinem „Großen Krippenlexi-kon“ die unglaubliche Zahl von84 unterschiedlichen Krippen-formen. Sie reichen von derLandschaftskrippe über die Pa-lastkrippe im italienischen Stil

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Almkaser und Bauernhof sind

Vorbilder des Kripperls

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bis zur Stallkrippe, die als die ei-gentliche Deutsche Krippe gilt.Für die uns in der Regel geläufi-gen einfachen alpenländischen„Kripperl“ dienten und dienenoft landwirtschaftliche Bauwer-ke, wie der Bauernhof oder Alm-gebäude, die Kaser, als Vorbilder.

Sie verorten sozusagen das Ge-schehen von Bethlehem in dervertrauten alpenländischen Hei-mat.Die Blockbauweise bei Almka-sern sowie Wohn- und Stallge-bäuden des BerchtesgadenerZwiehofs ist eine sehr urtümli-che Konstruktion, die mit einfa-chen Mitteln aus dem Holz derumgebenden Wälder errichtetwerden konnte. Sowohl die Au-ßenwände als auch die Trenn-wände zur Unterteilung in funk-tionale Raumeinheiten sind ausHolz gefügt. Ebenso bestandenursprünglich auch die Dächereinschließlich Schindeleinde-ckung, Schwerstangen und Re-genrinnen aus Holz. Verschiede-ne Konstruktionsformen für dieAusbildung der Eckverbindun-gen und die Einbindung derTrennwände haben sich be-

währt (siehe Zeichnung unten).Ein Beispiel aus dem National-park verdient eine ausführliche-re Beschreibung. Nach demGrundsatz, dass das Berchtesga-dener Schutzgebiet unter ande-rem auch der Erhaltung des his-torischen Erbes dienen soll,standen Ende der 70er, Anfangder 80er Jahre des vergangenenJahrhunderts die Almkaser imMittelpunkt des Interesses. Eini-ge fanden den Weg in das Frei-lichtmuseum des Bezirks Ober-bayern auf der Glentleiten beiGroßweil, so zum Beispiel diefrühere Mitterkaseralm amWatzmann. Der Hainzenkaserwurde von der Königsbachalmzum Berchtesgadener Heimat-museum verfrachtet, dort wie-der – auch zur Besichtigung –aufgestellt. Hauptziel blieb aber,die Kaser wegen ihrer Einbin-dung in das Landschaftsbildmöglichst an Ort und Stelle zurenovieren. Beispiele hierfürsind der Hanottenkaser am Fun-tensee und der Kaser auf der Fal-zalm am Aufstieg zum Watz-mannhaus.Als ganz besonders wertvollesExemplar gilt der Schiedkaser,der ursprünglich vom Berchtes-gadener Schiedlehen aus auf derFeldalm östlich des Funtensees

betrieben wurde. Diese Almhüt-te erweckte bei der Inventarisie-rung alter Gebäude im National-park das gesteigerte Interesseder Denkmalpfleger, denn derSchiedkaser ist mit seinem un-verkleideten Stall um denWohnraum herum das einzigenoch verbliebene Exemplar ei-nes offenen Rundumkasers. ImHerbst 1979 wurde dieses Ge-bäude von Waldarbeitern abge-baut, dann per Hubschrauberzur Büchsenalm und schließlichauf dem Lastwagen zur Bindalmtransportiert. Im Jahr 1981 aufdem verwaisten Standort desehemaligen Klettnerkasers wie-der aufgebaut, kann das Gebäu-de heute innerhalb eines En-sembles von vier Almkasernbesichtigt werden. Sein beson-derer „Bauplan“ im Grundrissund in der Konstruktion regtedie Kripperlbauer beim Schnitz-kurs der Berchtesgadener Volks-hochschule zum Nachbauen an.Von der Futterkrippe zu Bethle-hem bis zum alpenländischenKripperl war es ein weiter Weg.Sicher wurde so das Wunder derMenschwerdung Jesu Christiden Menschen zu allen Zeitennach Region und passender Jah-reszeit bildhaft nahe gebracht.

Dipl.-Ing. Peter Wörnle

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Abbau des Schiedkasers

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Formen des Blockbaus1 Einfache Verkämmung im

Rundholzblockbau

2 Doppelte Verschränkung imKantholzblockbau mitwaldkantig belassenenAußenflächen

3 Doppelte Verschränkung imKantholzblockbau

4 Doppelte Überblattung

5 SchwalbenschwanzförmigeVerzinkung

6 SchwalbenschwanzförmigeVerzinkung mitaufgewölbten Lagerflächen

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Sinn und Pflege der Lang-samkeit und Vorbilder hier-zu aus der Natur waren in

der letzten Winter-Ausgabe die-ser Zeitschrift ein Kernthema.Wir tun uns meist schwer damit,vor allem in der vorweihnachtli-chen, der so genannten „stillenZeit“. In so manchen Geschich-ten aus alter Zeit würde uns ei-gentlich gezeigt, wie unsere Vor-fahren damit umgingen –vielleicht notgedrungen auch

deshalb, weil ihnen das Geld fürhastige Einkäufe oder sonstigeeilige Geschäfte fehlte. Eine Hil-fe für uns heute könnte der Ratsein: Selber machen. Allerdingsschafft das mit Muse nur der, derrechtzeitig anfängt, vorzuberei-ten, zu üben und auszuführen.Berchtesgaden zeigt eindrucks-volle Beispiele, wie dieser Rat indie Tat umgesetzt werden kann.Drei davon sollen vorgestelltwerden: Krippen-Figuren schnit-zen, Krippen bauen und Krip-penspiele aufführen.Für das Schnitzen von Krippenfi-guren legt die VolkshochschuleBerchtesgaden den Grundstein.Seit 15 Jahren veranstaltet sieKurse im Grobschnitzen, einer inBerchtesgaden traditionellenArt des Figurenschnitzens. DieKurse sind auch Laien mit einfa-chen Begabungen zugänglich.Die Hälfte des Erfolgs bringtschon die Freude am selbständi-gen Gestalten. Ein nicht zu ge-ringes Maß an Durchhaltever-mögen und Üben zu Hausestehen vor dem Erfolg. Das WortGrobschnitzen deutet an, dassnicht alle Feinheiten herausge-holt werden müssen. Man solltesich aber nicht täuschen, wieselbst grobes Schnitzen Gestenund Mienenspiel prägen kann.

Manche der Kursteilnehmer wa-ren von Anfang an dabei. Dasgilt vor allem für den langjähri-gen Leiter des Kurses, StephanFischer. Auch etliche Teilnehmerhaben noch nie eine Pause ge-macht.Sämtliche Anfänger beginnenmit dem Schnitzen von Krippen-figuren. So ist eine nicht kleineSchar von Krippenfiguren-Schnitzern bisher zusammenge-kommen. Wie am Rande zu er-

fahren ist, bedienen sie vieleWünsche aus dem Familien-und Bekanntenkreis, und sie tra-gen dazu bei, dass eine liebens-

werte Berchtesgadener Traditi-on fortgesetzt wird.Um die in der Regel sich meh-renden Wünsche von Kunden er-füllen zu können und dabeinicht in Hast fallen zu müssen,werden die Kurse bereits imFrühjahrssemester angeboten.Auch Anfänger bekommen da-mit reichlich Zeit, sich mit demfürs Schnitzen geeigneten Lin-denholz und seiner Bearbeitungauseinander zu setzen. Wer dieGrundfiguren – die heilige Fa-milie, die Hirten, Ochs, Esel und Schafe – einigermaßen be-herrscht, wird mehr und mehrseine individuellen Vorstellun-gen einbringen. Das beginnt beider Auffassung, was unter„grob“ zu verstehen ist, und gehtbis zur Wahl der Farben, mit de-nen die Figuren bemalt werden.Auch wenn die meisterlichen

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Der Krippenschnitzer

braucht viel Geduld

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Musterstücke des Lehrmeisterskaum erreichbare Vorbilder blei-ben, es macht großen Spaß zuerleben, wie Familienangehöri-ge und Freunde meist auf An-hieb erkennen, wen oder was dieFiguren darstellen.Krippen zu bauen hält sich andie Möglichkeiten, Vorbilder inheimatlichen Bauformen imModell nachzubauen. Der Kursfür Krippenbauten des vergan-genen Frühjahrssemesters derVolkshochschule hat sich hierfürden Rundumkaser auf der Bin-dalm ausgesucht. Der auserse-hene Schiedkaser stand einst aufder Feldalm unweit des Funten-sees. Dort dem Verfall preisgege-ben, wurden die noch brauchba-ren Bauteile auf die Bindalmverfrachtet, notwendig Ersatz-teile mit viel Geschick von denWaldarbeitern des National-parks ergänzt und der Kaser ori-ginalgetreu wieder aufgebaut.Rundumkaser haben in ihrer ur-sprünglichen Form um einen ge-schlossenen Innenraum herumeinen offenen Viehunterstand.Unter dem weit vorspringendenDach findet im Original das Wei-devieh Schutz. Im Krippenmo-dell können die Figuren von derheiligen Familie über die Hirtenbis zu den Tieren unter demDach gut sichtbar aufgestellt

werden. Das Modell kann mitvariablem Maßstab an bereitsvorhandene Figuren angepasstwerden. Bereits 10 bis 12 cm gro-ße Figuren erfordern Dimensio-nen des Nachbaues, die man-ches Wohnzimmer eng werdenlassen. Die im Schnitzkurs derVolkshochschule üblichen Figu-rengrößen mit ihrer Höhe vonmaximal 7 cm halten dieses Pro-blem in Grenzen.Es gibt kaum eine bessere Me-thode, sich mit der Bautraditionund Baukultur seiner Heimat zubeschäftigen und sie sich einzu-prägen, als diese zum Vorbild fürselbst gebastelte Krippen zunehmen.Für das Krippenspiel bot sich vorzehn Jahren der Nationalpark-verwaltung die einmalige Gele-genheit, finanziert durch einengroßzügigen Nachlass das Laros-lehen in der Unterau auf Ab-bruch zu erwerben und mit demneuen Hausnamen Klausbach-haus am Eingang zum Klaus-bachtal wieder aufzubauen. Mitseinem weitem Umgriff wurdees schon in vielfältiger Weise fürVeranstaltungen genutzt. SeitJahren führt die Jugend derRamsau im zweijährigen TurnusHirten- und Krippenspiele auf –das Letzte im Dezember 2004.Das Engagement der Mitwirken-

den ist eindrucksvoll, der Zu-spruch der Besucher entspre-chend groß. Man kann sich gutvorstellen, mit welchen Wetter-bedingungen die Vorstellungenunter freiem Himmel zurecht-kommen müssen. Von der kal-ten, sternenklaren Nacht biszum Schneesturm war bisherschon alles dabei. EindrucksvolleErinnerungen bleiben zurückwie der wilde Tanz Furcht erre-gender Gestalten im Schneege-stöber, dem gegenübergestelltder lichtumstrahlte, den Friedenverkündende Engel in der Kronedes weit ausladenden Berg-ahorns und schließlich Mariaund Josef mit dem Neugebore-nen im Holzerkobel.Den Zuschauern etwas mitzuge-ben, ist Anliegen der Veranstal-ter. Der Epilog des Krippenspiels2004 verdeutlicht das. Sich demMitmenschen zuzuwenden istsein Thema. Zuhören können istein wichtiger Teil davon. Dieletzten Zeilen des Epilogs drü-cken das so aus: „Drumschenkt´s dem anderen a bisserlvon eurer Zeit und seids net nurheit zum Zuhören bereit.“

Dr. Hubert Zierl 7

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Eine jener Pflanzen, diemeist unbeachtet am We-gesrand stehen, lieferte For-

schern die Idee zur Konstruktioneines neuen Faserverbundwerk-stoffs mit erstaunlichen Eigen-schaften: Stabilität und Festigkeitbei gleichzeitiger Biegsamkeitund hoher Dämpfung.Dem Schachtelhalm mit seinemhohlzylindrischen Stängel ge-lingt dies alles durch entspre-chende Anordnung verschiede-ner Gewebe mit jeweils

bestimmten Aufgaben. Nach Artder Sandwichbauweise wird dasmit Flüssigkeit gefüllte, zartereGrundgewebe von einem stabi-len Ring aus Festigungselemen-ten umschlossen. Zusätzlich,und damit festigende Fasernund Grundgewebe sich beiWind- und Druckbelastungen

nicht voneinander lösen, ent-sendet dieser Ring zahlreicheVersteifungsstege, die mit deminneren Gewebe eng verzahntsind. Und um der Gefahr desKnickens vorzubeugen, baut derSchachtelhalm u. a. auch dortVersteifungen ein, wo der Kranzaus miteinander verwachsenenBlättchen am Stängel ansetzt.Mit einem Höchstmaß an Öko-nomie erreicht der Schachtel-halm einen für seine Lebenswei-se optimalen Kompromiss zwi-

schen Festigkeit und Elastizitätund erfüllt die klassischenEigenschaften eines Faserver-bundwerkstoffs: geringstmögli-cher Materialaufwand und da-mit geringes Gewicht bei guterFormbarkeit und dennoch hoherFestigkeit.Dies nahmen Wissenschafterund Ingenieure des FreiburgerKompetenznetzes Biomimetiksich zum Vorbild für ihren neu-en „technischen Pflanzenhalm“.In Verbundtechnik nach Art desSchachtelhalms mit seinem gra-duellen Übergang von Gewebenverschiedener Festigkeit ordne-ten sie die Materialien so an, wieund wo sie ihrer Funktion nachgebraucht werden. Steife Pflan-zenfasern (Hanf) – sie sind umetwa einen Faktor 3 leichter alsGlasfasern – werden in eine wei-chere Grundsubstanz aus Poly-urethan eingebettet und darausstabile und sehr leichte Rohrehergestellt. Das Material eignetsich nicht nur für Flugzeugbau,Automobilbau, Architektur,Sport und Haushalt. Mit einge-pressten Stahlmatten verstärkt,wird es auf seine Widerstands-fähigkeit gegen Beschuss ausden stärksten Handfeuerwaffengetestet.

„Bionik“ oder auch (internatio-nal) „Biomimetik“ sind die Zau-berwörter zum Erfolg. DurchNachahmung von Entwick-lungs- und Konstruktionsprinzi-pien in der Natur sollen Antwor-ten auf Problemstellungen derTechnik gefunden werden. Über-schwänglicher Euphorie ob derbei etwa 1,5 Millionen Tier- undrund 500.000 Pflanzenartenschier unerschöpflichen Mög-lichkeiten sind jedoch Grenzengesetzt. Nicht alles ist auf tech-nischen Bedarf übertragbar, oftschon allein der Größenverhält-nisse wegen. Und viele Aufga-ben lassen mehrere Lösungenzu, die meist unabhängig vomBlick zum wertvollen RatgeberNatur entstehen.

Dr. Gertrud Marotz

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Spitzentechnik lernt

von der Natur

Hohlraum

Grundgewebe

Festigungsgewebe

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Schematischer Querschnitt durcheinen SchachtelhalmLängschnitt durch Schachtelhalm

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Stradivari-Geigen aus dem18. Jhd. verzaubern Musik-kenner weltweit mit ihrem

einzigartigen Klang. Warum tö-nen diese Instrumente so einzig-artig? Verwendete Stradivari ge-heimnisvolle Lackrezepturen,Grundierungen oder Mineral-stoffe? Oder waren die besonde-ren Klimabedingungen der „gol-denen Ära“ Stradivaris (1644 bis1737) der Grund? Während des „Maunder-Mini-mums“, einer außergewöhnli-chen Kälteperiode von 1645 bis1715, ließen lange Winter undkühle Sommer die Bäume lang-sam und gleichmäßig wachsen.Holz aus dieser Zeit hat deswe-gen spezielle Materialeigen-schaften wie u. a. eine herausra-gende Klangqualität. SchweizerHolzforscher haben nun ge-meinsam mit dem MünchnerGeigenbaumeister und PhysikerMartin Schleske erforscht, wiesich mit Hilfe holzzersetzenderPilze ähnliche Eigenschaften desMaterials erzielen lassen.Physikalisch sehr gut geeignet

ist Holz mit geringer Dichte, ho-her Schallgeschwindigkeit undhoher Biegesteife. Das verbes-sert die Resonanzeigenschaftendes Instruments und steigert dieKlangabstrahlung. Hierin liegtder große Vorteil von Holz. DieSchallgeschwindigkeit liegt fürFichtenholz zwischen 4800 m/sund 6200 m/s, die Dichteschwankt zwischen 320 kg/m3

und 420 kg/m3. Stahl hätte zwarauch hohe Schallgeschwindig-keit, doch eine extrem hohe dieDichte von über 7000 kg/m3 .Damit Holz die Qualitätskrite-rien für den Geigenbau erfüllt,muss es astfrei und leicht seinund gleichmäßige, helle Jahrrin-ge haben. Ausgewählte Bäumeaus den Hochlagen der Südalpenerfüllen diese Kriterien für hoch-

wertiges Klangholz – zumal dasHolz aus dem „Maunder-Mini-mum“ wegen des verlangsam-ten Baumwachstums von äu-ßerst geringer Dichte ist.Das außergewöhnliche Klimades Maunder-Minimums lässtsich nicht zurückbringen. Diebayerischen Holzforscher ent-deckten jedoch eine Alternative:holzzersetzende Pilze. Dieseknabbern an den Zellwänden

und vermindern dadurch dieHolzdichte – eine wichtige Vo-raussetzung für hohe Klangqua-lität. Die meisten Pilzarten redu-zieren allerdings gleichzeitigSchallgeschwindigkeit und Bie-gesteife des Materials – ein un-erwünschter Nebeneffekt.Also war jene Pilzart zu finden,welche zwar die Dichte des be-fallenen Holzes vermindert,nicht aber die Ausbreitung vonSchallwellen behindert oder diefeste Holzstruktur zerstört. ÜberMonate züchteten die Holzfor-scher also verschiedene Pilzar-ten, infizierten damit kleine, ste-rilisierte Holzbrettchen undlagerten die pilzbehandeltenProben in Klimakammern unterkontrollierten, feuchtwarmenBedingungen. Die Pilze wucher-

ten, bizarre Fruchtkörper wuch-sen auf der Oberfläche der Pro-ben und Pilzfäden durch-drangen das Holzinnere. EinigeBrettchen wurden nach vier Wo-chen, andere nach acht oderzwölf Wochen aus den Klima-kammern geholt, von Pilzrestenbefreit und gründlich nach Ge-wichtsverlust, Schallgeschwin-digkeit, Biegesteife, Eigenfre-quenzen und andere

physikalische Materialeigen-schaften analysiert.Die Suche nach dem Meisterpilzwar erfolgreich: Mehrere derausgewählten holzzersetzendenPilzarten verbessern deutlich dieKlangqualität der Holzproben.Vor allem für Ahornholz, das tra-ditionell für die Bodenplatte derGeige verwendet wird, sind dieErgebnisse sehr viel verspre-chend. Ein Patent wurde bereitsangemeldet. Die große Heraus-forderung liegt nun darin, dasVerfahren von kleinen Holz-brettchen (2.5 cm x 10 cm) aufgrößere Holzplatten auszudeh-nen. Die erste Geige aus verpilz-tem Holz wird daher erst in zweibis drei Jahren zum Spielen be-reit sein.

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Pilz verbessert Klang der Geige

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Endlich hat der Regen einEnde. Im Regenwald destropischen Nordens Austra-

liens gehört er eigentlich dazu.Trotzdem freue ich mich, als ichdiese großartige Natur im Dain-tree Nationalpark auch einmaltrocken erleben darf. Holzboh-lenwege führen in den Regen-wald, so dass auch ich als Roll-stuhlfahrerin bequem zwischenPalmen und Farnbäumen durchdie üppige Vegetation fahren,das vielstimmige Vogelkonzerthören und die nach Sumpf undMoor riechende Luft atmenkann.Wieder einmal bin ich begeis-tert, wie es den Australiern ge-

lingt, fast undurchdringliche Ur-wälder für alle Menschenzugänglich und erlebbar zu ma-chen. Dank der Tastkanten oderGeländer am Wegesrand kön-nen sich hier auch sehbehinder-te oder blinde Gäste problemloszurechtfinden. Und häufig findeich an ganz einsamen Orten völ-lig unerwartet eine auf Rollstuhlzugängliche Toilette.

Ähnliches habe ich vor 20 Jah-ren in den USA und Kanada er-lebt, als ich erstmals National-parke im Rollstuhl besuchte. AlsNaturliebhaberin dachte ich da-mals, dass ich die Natur nurnoch vom Auto aus oder in Fil-men betrachten könnte. Baldstellte ich aber fest, dass in ang-loamerikanischen Ländern be-hinderte Menschen bei Planun-gen auch im Naturbereich schonviel selbstverständlicher mitbe-dacht werden als in Europa.Diese Erlebnisse haben michseitdem nicht mehr losgelassen.Aufgrund meiner Behinderungkonnte ich seinerzeit meinen er-lernten Beruf als Tierärztin nicht

mehr ausüben und begann, alsJournalistin und Projektmana-gerin zu arbeiten. Dabei stellteich fest, dass ich mit Rollstuhlund Auto nach wie vor äußerstmobil sein konnte und ver-meintliche Grenzen immer wie-der zu verschieben und zu über-winden waren. Warum solltedas nicht auch im Naturbereich,auch in Deutschland gelten,

fragte ich mich und plante mitmeinem Kollegen und Lebensge-fährten, Hans-Günter Heiden,Projekte zum barrierefreien Na-turerleben.Inzwischen ist auch hierzulandevieles geschehen. Die Verant-wortlichen in Natur- und Natio-nalparken reagieren nach unse-rer Erfahrung sehr offen, wennsie erfahren, dass barrierefreieAngebote für rund 20 Prozentder Bevölkerung zwingend er-forderlich und für 100 Prozentkomfortabel sind. Bei einem ers-ten Projekt im Nationalpark Nie-dersächsisches Wattenmeerbegann eine Leiterin des Natio-nalparkhauses sogar, die Gebär-

densprache zu erlernen.Nur selten bin ich bei meinemEngagement für barrierefreiesNaturerleben auf Ängste undVorbehalte gestoßen. Manchmalhabe ich gehört, dass die Naturzunehmend leide, wenn immermehr Menschen sie erlebenmöchten. Erfahrungen mit bar-rierefreien Angeboten in natür-licher Umgebung weisen jedochin eine andere Richtung: WennWege barrierefrei angelegt sindund zum Wandern einladen,bleiben die Besucherinnen undBesucher auf diesen Pfaden, sodass Gebiete mit empfindlicherVegetation geschützt werden.Trotz der großen Aufgeschlos-senheit für barrierefreies Natur-erleben hängt es aber immernoch von Zufällen ab, ob eineneue Umweltausstellung oderein neuer Weg in einem Natio-nalpark barrierefrei geplantwird oder nicht. Aufgrund unse-rer Erfahrungen in Australien,wo diese Kategorie anscheinendsystematisch mitgedacht wird,haben wir bei der Nationalpark-10

Naturerlebnis ohne

Barrieren im Rollstuhl

Im Cape Le Grand National Park, Australien

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verwaltung in Sydney nachge-fragt: In Down Under gibt es ge-setzliche Verpflichtungen zuManagement-Plänen zum The-ma „Barrierefreiheit“.Gute Idee, sagten wir uns, undkonnten den Leiter des National-parks Berchtesgaden, Dr. Micha-el Vogel, dafür begeistern, einenModell-Management-Plan zumThema „Barrierefreiheit“ zu ent-wickeln. Finanziell gefördert vonder Deutschen BundesstiftungUmwelt und dem bayerischenUmweltministerium wird indem einjährigen Projekt einBündel von Barrierefrei-Maß-nahmen mit Zeithorizonten undKostenschätzungen geschnürt,das in einem Workshop im Mai2006 der Fachöffentlichkeit prä-sentiert wird. Dazu kann bei-spielsweise ein Naturerlebnis-pfad mit Audioführung undErläuterungen in leicht ver-ständlicher Erklärung gehörenoder ein Nationalparkfilm mitUntertiteln, Dolmetschen in Ge-bärdensprache und Audiode-skription (Bildbeschreibung fürblinde Menschen) oder die bar-rierefreie Gestaltung des neuenNationalparkhauses.Als einziger Hochgebirgsparkder Bundesrepublik eignet sichder Nationalpark Berchtesgadenbesonders gut für das Projekt:

Damit wird verdeutlicht, dassBarrierefreiheit keine Frage derTopographie ist. Vielmehr han-delt es sich um eine bürgerrecht-liche Dimension, denn bei einerPlanung für alle wird niemandmehr ausgeschlossen. Das be-trifft nicht nur Gäste im Roll-stuhl, sondern auch solche mitHör- oder Sehbehinderungenund Menschen mit so genann-ten „geistigen Behinderungen“.Dabei nützen barrierefreie An-gebote außer Menschen mit un-terschiedlichen Handicaps auchFamilien mit Kindern und derweiter wachsenden Gruppe älte-rer Menschen.Noch ein Argument spricht fürdie Wahl des NationalparksBerchtesgaden: Was in den Al-pen möglich ist, ist auf alle ande-ren Schutzgebiete in Deutsch-land und Europa übertragbar.Schließlich geht es nicht darum,die Alpen einzuebnen oder zuasphaltieren, sondern das Bar-rierefrei-Kriterium nicht mehrzu vergessen und bei allen Pla-nungen als Querschnittsthemazu berücksichtigen.

Dr. Sigrid Arnade

Schicksal gemeistertAnfang Oktober 2005 fuhrendrei Gäste im Rollstuhl, eine Er-blindete, ein Gehörloser undzwei Menschen mit so genann-ter „geistiger Behinderung“ aufden Hirschbichl. Unter Führungder Rollstuhlfahrerin Dr. SigridArnade testete diese Gruppe dieWandermöglichkeiten im Klaus-bachtal. Diese Exkursion bewies,dass Behinderte sehr wohl Zu-gang zur Natur finden, sofernsich ihnen keine Barrieren inden Weg stellen, die Menschenohne Behinderung gar nichtwahrnehmen – etwa Treppen.An solchen Barrieren dürfenMenschen nicht scheitern, diemit Willenskraft das Schicksalder Behinderung meistern.Die Tierärztin Arnade musstevor 19 Jahren ihren Beruf aufge-ben; wegen Multipler Skleroseist sie auf den Rollstuhl ange-wiesen. Also wechselte Frau Ar-nade zu Journalismus, Moderati-on und Projektmanagement mitdem Schwerpunkt barrierefreiesund umweltverträgliches Natur-erleben für Behinderte. Mit be-achtlichen Erfolgen, wie u. a. derBinding-Preis beweist. Die er-staunliche Exkursion Frau Arna-des war zugleich der Auftaktzum Projekt, Barrierefreiheit amBeispiel Nationalpark Berchtes-gaden modellhaft vorzustellen.

Dr. Sigrid Arnade

Ein tasmanischerFilanderbegutachtet denRollstuhl

Jasper Nationalpark, Kanada

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Unsere Vorfahren nanntenihn ehrfurchtsvoll „Ur-hahn“ oder „Großer

Hahn“, doch aus der Vorsilbe„Ur“ wurde nach und nach „Au-er“ und aus dem Urhahn all-mählich das Auerhuhn. VieleLieder besingen ihn seit alters-her begeistert und die Jägerstellten unserem größten Wald-huhn mindestens ebenso enthu-siastisch nach. Dabei kam es denWaidmännern zugute, dass derHahn beim Balzritual des „Wet-zens“ 3 – 5 Sek. Lang völlig taubist. In diesem Zeitraum kannsich ein Geübter dem Hahn bisauf wenige Meter annähern, ihnalso waidgerecht „anspringen“.Die getöteten Vögel landetenausgestopft als verstaubte Prä-parate in einer Zimmerecke oderverschwanden – auch nicht sel-

ten – in der Küche. „Trucken, hartund schwärtzlich“ und „von har-zigem Beigeschmack“ beschriebder Naturforscher Wurm 1885das Fleisch des Auerhahns –trotzdem landeten viele Hähne„auf großer Herren Tafeln“.Wurm stellte sogar Rezepte fürdie Zubereitung dieses Hühner-vogels vor; selbst bevorzugte erden gebratenen Hahn „nachWiener Rezeptur“.Heute ist es in Deutschland un-denkbar, dass man diese kapita-len Waldbewohner mit Basili-kum und Wacholderbeerenverfeinert – zu selten ist er in-zwischen in den heimischenWäldern geworden. Nur nochwenige Rückzugsgebiete gibt esin Deutschland, eines davonsind die Bayerischen Alpen, indenen noch wenige hundert

Hähne leben. Hier findet der an-spruchsvolle Auerhahn teilweisenoch immer das abwechslungs-reiche Lebensraummosaik. Diefür ihn optimale Zusammenset-zung des Lebensraums machtaber seinen effektiven Schutz soschwierig. Zu stark unterschei-den sich oft die Ansprüche desAuerhuhns an seinen Lebens-raum von modernen Methodendes Waldbaus und den Vorstel-lungen vieler Forstleute von ei-nem „sauberen Wald“.Das Auerhuhn liebt stille, relativlichte Wälder mit einem Kro-nenschluss von maximal 50 –60 %. Er bevorzugt alte, von Na-delbäumen dominierte undnicht zu steile Wälder mit einerreichhaltigen Bodenvegetationaus Zwergsträuchern und Hei-delbeeren. Ameisen spielen inder Ernährung der Küken eineentscheidende Rolle. Zu fürchtenhat der Auerhahn den Fuchs undHabicht sowie mitunter auchden Steinadler.Natürliche Störungen durch

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Balzen macht den

Auerhahn blind

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Windwurf, Borkenkäferbefallund Waldbrand sorgen in intak-ten Waldsystemen für freie Stel-len sowie unterschiedliche Be-wuchsausbildung. Das sind fürdas Auerhuhn lebensnotwendi-ge Ereignisse. Der Mensch spieltin dieser Dynamik normalerwei-se keine Rolle. Trotzdem ist einNebeneinander von Menschund Auerhuhn unter Berück-sichtigung einiger Grundregelnsehr wohl möglich. So waren diehohen Bestandsdichten im 18.und 19. Jahrhundert das Ergeb-nis aufgelockerter Waldbestän-de als Folge der Bewirtschaftungwie Streunutzung und Waldwei-de. Das lichtete die vordem fürdas Auerwild viel zu dunklenund dichtwüchsigen Bergwäl-der.Trotz des umfangreichen Wis-sens um diese faszinierende Vo-gelart steht das Auerhuhn in der

Roten Liste Deutschland unter„Kategorie 1 – vom Aussterbenbedroht“. Um dieser Entwick-lung entgegenzuwirken, ist dasAuerhuhn in Deutschland seitlängerem ganzjährig geschont.Erstaunlicherweise schreiben esviele Experten genau diesemUmstand zu, dass sich diesesRauhfußhuhn auch in Bayernscheinbar unaufhaltsam „aufdem absteigenden Ast“ befin-det. Es klingt paradox, aber wieeffektiver „Auerhuhnschutz“

heute aussehen kann, demons-triert das benachbarte Öster-reich: Dort wird jährlich einestreng begrenzte Anzahl vonHähnen zum Abschuss freigege-ben und die Forstbetriebe lassensich dieses nach wie vor begehr-te Vergnügen von Privatjägernteuer bezahlen. Somit lohnt essich, für geringe Zusatzkostenden Wald langfristig und vo-rausschauend auf großer Fläche„auerhuhngerecht“ zu gestalten.

Der Erfolg dieser Maßnahmenlässt sich in stabilen Bestands-zahlen nachweisen.Wahrscheinlich aber könnteman dem Urhahn in Bayern u. a.mit waldbaulichen Maßnahmenhelfen, die im Sinne einer nach-haltigen Waldentwicklung aus-gerichtet sind – auch ohnegleichzeitig wieder zum „Halla-li“ auf diesen prächtigen Vogelzu blasen.

Dipl.-Biologe Ulrich Brendel

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Größe Hahn (w) 81 - 86 cm, Henne (v) 56 – 61 cmSpannweite w 120 – 140 cm bzw. v 95 – 104 cmGewicht w 4 – 6,5 kg, v 2,5 – 3 kgBalzzeit März - Mitte MaiGelegegröße 5 – 15 EierBebrütungsdauer 24 – 26 Tage (Küken sind Nestflüchter)Ernährung Im Winter Nadeln von Fichte und Tanne, im

Sommer Triebe, Blatt- und Beerenknospensowie Wirbellose (Ameisen)

Alter 10 – 12 Jahre, max. 14 JahreFamilie Rauhfußhühner (Tetragonidae), da die Beine

und Füße zu 2/3 befiedert sind und so vorKälte und Einsinken im Schnee schützen

Das Auerhuhn

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Die lange Zeit gering geschätzteQuitte gewinnt wieder Platz aufdem Obstmarkt. Sie wandertevermutlich aus Südwestchinaüber die Türkei in den Mittel-meerraum ein und hieß um 650v. Chr. bei den Griechen „malacydonia“ – Apfel aus Kydon(heute die kretische Stadt Cha-nia). Ihre Verbreitung aber ver-danken wir den Römern. Der äl-tere Plinius nennt Kydon inseiner Naturgeschichte als Stadtder Quitte und des Quittenhan-dels.In der Antike galt die Quitte alsGlücks- und Fruchtbarkeitssym-bol. Deshalb mussten jung Ver-mählte Quitten essen – vor al-lem aber schwangere Frauen,damit sie schöne und intelligen-te Kinder bekämen. Auch stellteman aus der Quitte Parfüm her:Der Duft der reifen Frucht ist an-genehm, wie der Versuch bestä-tigt, eine reife Quitte für eine

Weile in eine Schale zu legen.Weltweit gibt es ca. 200 Sortender Quitte. Man unterscheidet jenach Form zwischen Apfel- undBirnenquitten; gelegentlich fin-det man aber auch japanischeZierquitten – teilweise als He-cken. Diese Sorte ist ebenfallsgenießbar. Die uns geläufigstenSorten sind die portugiesischeBirnenquitte und die Konstanti-nopler Apfelquitte. Weniger be-kannt sind die Championquitteaus den USA, die Vranja-Quitte(Riesenquitte) aus dem Balkanund die Berenczki-Quitte ausUngarn.

Quittensorten unterscheidensich merklich im Geschmack.Birnenquitten schmecken mil-der, sind weicher und haben we-sentlich weniger Steinzellen,Apfelquitten haben ein hart-tro-ckenes Fruchtfleisch, bedeutendmehr Steinzellen und sind vielaromatischer. Quitten haben ei-nen auffallend hohen Gehalt anFruchtsäuren, sie enthaltenGerbstoffe, Vitamin C, Vitamineder B-Gruppe, ätherische Öle so-wie mehr Pektine und Kaliumals Äpfel. Unsere heimischenQuitten sind keinesfalls für denRohverzehr geeignet, weil ihrFruchtfleisch zu hart und zu säu-erlich ist. In manchen südlichenLändern werden Sorten ange-baut (z. B. die türkische Shirin),die man wie einen Apfel essenkann.Der griechische Arzt Hippokra-tes schätzte die Quitte als eine

„für Heilzwecke nützlichsteFrucht“. Bis heute wird sie in derNaturheilkunde angewandt. Ge-trocknete Kerne helfen gegenHusten (nur lutschen, nicht zer-kauen). Quittenschleim, aus we-nig Wasser und ganzen Kernengekocht, wird für Umschläge beiVerbrennungen, Verbrühungenund rissiger Haut verwendet.Pektin kann durch seine Quell-wirkung im Darm Giftstoffe bin-den und eliminieren, den Cho-lesterinspiegel senken und denBlutzuckerspiegel normalisie-ren.Geerntet werden die Früchtezwischen September und Okto-ber. Sie lassen sich aber nichtlange lagern. Aus ihnen kannman Gelees, Marmeladen, Kom-potte, Kuchen und Konfekt, Liköroder Schnaps herstellen. Auchpasst die Quitte gut zu Fleisch-und Geflügelgerichten. Schließ-lich werden Quitten als „Unter-lage“ beim Veredeln von Obst-bäumen genützt; sie eignen sichsehr gut als Spalier- und He-ckenobst.

Anita Bacher14

Verschollene Quitte kehrt zurück

Quittengelee

Quitten mit einem Tuch abrei-ben und Flaum entfernen.Stielansatz entfernen undsamt Gehäuse klein schneiden.Die Stücke in einen Topf ge-ben, mit Wasser bedecken und40 Min. weich kochen. ÜberNacht stehen lassen.Am nächsten Tag den Saftdurch ein Tuch abrinnen las-sen. 1 l Saft mit 1 kg Gelierzu-cker (oder Rohrohrzucker undAgar-Agar) aufkochen.Nach der Gelierprobe in Gläserfüllen.

Rezept

Quittenmus

Ein Rezept aus dem ältestenKochbuch „Daz buoch von guo-ter spise“ um 1350:Ein kütenmus (ein Quitten-mus). Wilt du machen ein kü-tenmus. so nim küten. wie duwilt. und siude sie gar schön.und nim denne einen mörser.und stozze sie dor inne clein.und slahe sie durch ein tuch. unnim eyer totern dor zu und siu-dez do mit un tu ein zucker drufund versaltz niht.(Soviel Quitten nehmen, wieman will, gar sieden, im Mör-ser kleinstoßen und durch einTuch schlagen. Eier dazutunund zusammen sieden, Zuckerzufügen und nicht versalzen.)

Rezept

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Wie die jüngste Erdbe-benkatastrophe in Pa-kistan einmal mehr

zeigte, sind Hunde unentbehrli-che Helfer bei der Suche nachVerschütteten. Auch nach demEinsturz der Türme des New Yor-ker World Trade Center vor vierJahren sah man Hunde aufSchutt und Trümmern im Ein-satz.Bei uns im Gebirge sind Such-und Rettungshunde vor allemals „Lawinenhunde” bekannt. Siefinden selbst unter einer acht

Meter hohen Schneedecke be-grabene Lawinenopfer. In Erin-nerung ist noch der Bernhardi-ner Barry, dem mehr als 40Menschen ihr Leben verdankensollen. Die Aufgabe der Bernhar-diner übernehmen heute derDeutsche und der BelgischeSchäferhund, Labrador, GoldenRetriever, Border Collie und an-dere.Man weiß auch um die wertvol-len Dienste von Hunden als „Poli-zeihunde”, etwa in der Drogen-fahndung oder beim Stellen vonFlüchtigen. Sie spüren von zuHause entlaufene Kinder auf,entdecken Defekte an Gasleitun-gen, Sprengstoff und Minen –bis zu 3,5 Meter tief in die Erdereicht ihr Riechvermögen.Der feine Geruchssinn von Hun-den übertrifft den des Menschenbei weitem. Der hintere obereTeil ihrer Nasenhöhle ist mit ei-ner ca. 80 bis 150 cm2 großenRiechschleimhaut ausgekleidet,in der etwa 230 MillionenRiechzellen liegen. Der Menschmuss mit etwa 30 MillionenRiechzellen in einer 3 cm2 gro-ßen Riechschleimhaut das Aus-langen finden. Taschentuch undBriefmarke veranschaulichendas Größenverhältnis. DerMensch ist ein vergleichsweiseschlechter Riecher.

Für die Hundenase genügt be-reits eine geringe Konzentrationvon Duftmolekülen, damit sie ei-nen Geruch wahrnimmt. EineKonzentration von 9 Molekülenpro Kubikmillimeter reicht, umdie Riechschwelle zu überschrei-ten. Beim Menschen bedarf esdazu 2,4 Millionen Moleküle.Als einer der stammesgeschicht-lich ältesten Sinne stellt der Ge-ruchssinn eine wichtige Verbin-dung zur Umwelt dar, aus der ervor allem Informationen zur Ori-entierung, bei der Suche nach

Nahrung und nach Geschlechts-partnern entnimmt.Damit Duftstoffe wahrnehmbarwerden, müssen sie klein undleicht genug für den Lufttrans-port und fettlöslich sein. Mit derAtemluft gelangen sie zur Riech-schleimhaut und werden imSchleim gelöst. Elektrochemi-sche Prozesse liefern Signale andas Gehirn. In Verbindung mitdem Geschmackssinn und dem

Tastsinn wird Geruch „empfun-den”. Indem Hunde „schnüffeln”,also rasch ein- und ausatmen,fragen sie insgesamt mehr Luftnach Duftstoffen ab als durchgewöhnliches Atmen.Eine entsprechende Ausbildungund ein guter Hundeführer las-sen sie Spitzenleistungen voll-bringen, die von künstlichen De-tektoren bisher unerreicht sind.Speziell trainierte Hunde sindsogar in der Lage, bestimmte Tu-morarten beim Menschen anzu-zeigen.

So fehlt es nicht an Versuchen,die Fähigkeiten der Hundenasekünstlich nachzubilden. Eine„elektronische Hundenase”, dienicht ermüdet, wetterunabhän-gig und pflegeleicht ist, soll vorgiftigen Gasen wie Kohlenmo-noxid (CO) warnen, Düfte analy-sieren und künftig auch Bakte-rien und Infektionskrankheitenfeststellen.

Dr. Gertrud Marotz

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Hundenasen retten Leben

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Wettervorhersagen fürdie nächsten fünf Tagesind schon recht zuver-

lässig. Aber wäre es nicht span-nend zu wissen, was das Wetterin den nächsten Monaten füruns bereit hält? Was erwartetuns im kommenden Winter?Können wir die Ski im Keller las-sen oder sollen wir schon eineWoche Skiurlaub in der zweitenFebruarwoche einplanen, weildann die Sonne über frischenPulverschneehängen strahlt? Soweit sind die Meteorologen al-

lerdings noch nicht. Bis heutegibt es keine verlässliche Metho-de, das Wetter über derart langeZeiträume vorherzusagen.In den großen Zentren für Wet-

tervorhersage und Klimafor-schung entwickeln Wissen-schafter saisonale Prognosendes Wetters und seiner Extremefür die folgenden sechs Monate.Damit lässt sich zwar nichtschon an Weihnachten sagen,wie das Wetter am Faschings-wochenende wird. Denkbar abersind Aussagen wie: Der Winterwird kälter als gewöhnlich undes fällt mehr Schnee als in denvergangenen Jahren. Womitaber nicht gesagt ist, wann dergroße Schneefall genau kom-

men wird.In der Wirtschaft stoßen solchePrognosen auf reges Interesse,denn zahlreiche Branchen hän-gen von der Witterung ab. Istdas Wetter über eine längere Pe-riode schlecht oder bleibt derSchnee aus, so leidet z. B. die Tou-rismusbranche. In kalten Win-tern und heißen Sommern mussdie Energiewirtschaft den er-höhten Strombedarf für Hei-zung oder Klima-Anlagen de-cken. Im Jahrhundertsommer2003, als die Ventilatoren vieler-orts auf Hochtouren liefen, kames vor allem in Südeuropa zuEngpässen in der Stromversor-gung. Trockene Witterung wie-derum beeinträchtigt die Was-serversorgung und schadet derLandwirtschaft.Wüssten die Vertreter solcherwetterabhängiger Wirtschafts-zweige im Voraus, wie die Witte-rung der kommenden Saisonsich entwickelt, könnten sie bes-ser planen. Kurdirektoren undBergbahnunternehmen könn-ten sich auf die zu erwartendenGästezahlen einstellen. DieLandwirte wüssten z. B. den Er-trag an Getreide abzuschätzen.wie viel der Weizen nächstes

Jahr einbringen wird. Wasser-und Energiewirtschaft könntenrechtzeitig vorsorgen, um denBedarf entsprechend zu decken.Zunächst erscheint es paradox,die Witterung der nächsten Mo-nate vorhersagen zu wollen, so-lange es kaum gelingt, das Wet-ter für allenfalls fünf Tagevorauszusehen. Die chaotischenEigenschaften des Wetters ma-chen es praktisch unmöglich,Prognosen über längere Zeiträu-me zu erstellen. Besagt doch derbekannte Schmetterlingseffekt,dass der Flügelschlag einesSchmetterlings im Amazonas-Urwald einen Orkan in Europaauslösen könnte.Andererseits gibt es in der At-mosphäre sehr beständige Pro-zesse, die sich nur langsam über

Wochen, Monate oder sogar Jah-re verändern. Das wichtigsteBeispiel ist die Temperatur derMeeresoberfläche. Die riesigenWassermassen erwärmen sichnur langsam. Die Temperaturenbleiben deswegen häufig überlange Zeiträume annähernd er-halten. Die Ozeane aber mischenkräftig in der Wetterküche mit,indem sie große Mengen anEnergie und Wasser mit der At-mosphäre austauschen.Die langsamen Temperatur-schwankungen der Ozeane undderen Einfluss auf die Atmo-sphäre ermöglichen es deshalb,das Wettergeschehen längerfris-tig vorherzusagen: Wird es eherwärmer oder kälter als in denvorangegangenen Jahren, auswelcher Richtung weht derWind, und fällt eher mehr oderweniger Niederschlag als sonst?16

Wetterprognose bald

für sechs Monate?

Die saisonale Wettervorhersa-ge für den Winter 2005/06, er-stellt am 1. September 2005.Die Farben zeigen die Wahr-scheinlichkeit, dass die Tempe-raturen über dem klimatolo-gischen Mittel von 1987 bis2001 liegen. Da die roten Farb-töne fast ganz Europa bede-cken, steht vermutlich ein eherwarmer Winter vor der Tür.Die Vorhersage ist aber mitgroßer Vorsicht zu genießen,da vor allem die Wintervor-hersagen noch eher unzuver-lässig sind.

Saisonale Klimaprognosensollen rechtzeitig vor Natur-katastrophen warnen undder Wirtschaft helfen, diekommende Saison besser zuplanen. Die Wissenschaft istauf bestem Weg zu einer Lö-sung.

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Ein berühmtes Beispiel für er-folgreiche saisonale Vorhersa-gen ist das Klimaphänomen ElNiño im Pazifik. Alle zwei bisacht Jahre kommt es dort zugroßflächigen Abweichungender Temperaturen an der Mee-resoberfläche. Dieser Vorgangwirbelt wiederum monatelangdas Wettergeschehen beinaheweltweit durcheinander. Schonheute gelingt es sehr gut, diesesPhänomen bis zu einem Jahr imVoraus zu berechnen. Frühzeitigkönnen die Wissenschafter des-wegen vor den verheerendenFolgen warnen: Überschwem-mungen an der Westküste Süd-amerikas und in Afrika sowieDürren und Waldbrände in Indo-nesien und Brasilien.Ein dem El Niño ähnliches, wennauch weitaus schwächeres Kli-maphänomen zeigt sich direktvor Europa im Nordatlantik: dieNordatlantische Oszillation(NAO). Der NAO-Index, der denLuftdruckunterschied zwischendem Azorenhoch und dem Is-landtief beschreibt, schwanktwie eine Klimaschaukel von po-sitiven zu negativen Phasen undbestimmt damit das Winterwet-

ter in Europa. Während positiverPhasen ist die Differenz zwi-schen den beiden Drucksyste-men stark ausgeprägt, und kräf-tige Westwinde bringen warme,feuchte Luftmassen vom Nord-atlantik nach Europa. In negati-ven Phasen schwächen sich Azo-renhoch und Islandtief ab, dieWestwinde bleiben aus. Kalte,trockene Luft aus dem Ostenkann dann bis weit nach Europavordringen und bringt eisigeWinter mit. Die kalten Winter,die in Europa in den sechzigerJahren zahlreiche große Seen zu-frieren ließen, waren mit einerausgeprägt negativen NAO-Pha-se verbunden.Ähnlich dem El Niño hat dieNAO ein relativ langes „Gedächt-nis“. Der Index schwankt alsonur sehr langsam von positiv zunegativ, und die Situation bleibtoft über mehrere Wochen erhal-ten. Wenn es gelänge, die NAOzuverlässig vorherzusagen, be-deutete das eine wesentlicheVerbesserung saisonaler Wetter-vorhersagen für Europa. Bisherlassen der Index und somit dasWetter in Europa sich nur be-schränkt berechnen. Zu komplex

sind über dem relativ kleinenNordatlantik die Wechselwir-kungen zwischen Ozean und At-mosphäre. Zudem beeinflussenzahlreiche andere Prozesse wieder Polarwirbel um den Nordpoldie NAO. Klima und Wetter inEuropa werden zudem starkdurch die Bodenfeuchte oder diekomplizierte Verteilung derLandmassen und Gebirge beein-flusst – ein Zusammenspiel, dasder Wissenschaft noch einigeRätsel aufgibt.Trotzdem lassen sich erste Erfol-ge verbuchen. Bereits AnfangMai 2003 wiesen die Wetter-prognosen auf einen überdurch-schnittlich heißen Sommer hin,wenngleich sie das Ausmaßnicht richtig einschätzten. Undim Frühling diesen Jahres ließendie Prognosen nur einen durch-schnittlichen Sommer mit rela-tiv viel Niederschlag erwarten.Zwar sind die längerfristigenWettervorhersagen noch mitgroßen Fehlern behaftet, dochbei einer Verbesserung der Me-thoden können Prognosen kom-merziell auch für den Alpen-raum interessant werden.

Dr. Bärbel Zierl

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Die linke Karte zeigt die am 1. Mai 2005 erstellte saisonale Wettervorhersage für den Sommer 2005.Die Farben zeigen die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen über dem klimatologischen Mit-tel von 1987 bis 2001 liegen. Rote Farben markieren Regionen, in denen es wahrscheinlich wärmerals „normal“ werden sollte, blau und weiß ließen hingegen einen eher durchschnittlichen Sommererwarten. Die rechte Karte enthält die Messdaten für den Sommer 2005. Die Farben zeigen an, umwie viel die Temperaturen tatsächlich vom klimatologischen Mittel (1987 – 2001) abwichen. In denroten Regionen war es wärmer, in den blauen Regionen kälter als im Mittel. Die weißen Regionen,wie zum Beispiel Deutschland, erlebten 2005 einen ganz „normalen“ Sommer. Q

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Der österreichische Journa-list Gerhard Steininger erleb-te auf seiner jüngsten Reisenach Australien ein dramati-sches Beispiel dafür, wie ver-heerend Eingriffe des Men-schen in die Natur sichauswirken können. Natürlichkann man nicht einen gan-zen Kontinent zum National-park erklären, um ihn vor un-überlegten menschlichenEingriffen und natürlicheAbläufe zu schützen.

Vor einiger Zeit ging derPlan der australischen Re-gierung durch die Medien,

tausende wild lebende Kameleabzuschießen, um ihre explodie-rende Population unter Kontrol-le zu bekommen. Tierfreunde inaller Welt protestieren, wie sieauch dagegen protestieren, dassWildpferde und Büffel aus demselben Grund gezielt dezimiertwerden.In diesem Jahr war Australienschon einmal ins Visier der Tier-schützer gekommen, als ein Poli-tiker die Bevölkerung aufforder-te, den Aga-Kröten (Zucker-rohrkröten) mit Golfschlägernauf den warzigen Leib zu rücken.So grausam sich diese Maßnah-men oder Pläne anhören, sie

sind keineswegs Jux und Tollereivon ein paar Sadisten. Es gehtschlicht und einfach darum, ka-tastrophale Umweltschäden, diedurch Gedankenlosigkeit derMenschen verursacht wurden,unter Kontrolle zu bekommen.Die Übervölkerung des australi-schen Kontinents mit Pferden,Kamelen und Büffeln hat einen

banalen Grund: Nachdem sie zurErschließung des Landes nichtmehr nötig waren, ließ man sieeinfach laufen. Hingegen ist dieGeschichte mit den Aga-Krötennicht banal, sondern ein Fanalfür den Irrglauben, der Menschkönne schlauer sein als die Na-tur.Die großen Tiere wurden 1935aus Hawaii importiert, wo mansie - wie behauptet wurde - er-folgreich zur Bekämpfung desZuckerrohrkäfers eingesetzt hat-te, der in den Plantagen schlim-me Schäden anrichtete.Was in Hawaii klappte, sollteauch in Australien gelingen,denn Kröte sei Kröte und Käfer

sei Käfer, meinten die Planta-genbesitzer in Queensland. Eswar ein Irrtum. Der australischeZuckerrohrkäfer lebt anders alssein pazifischer Verwandter: Erkommt nie auf den Boden, wodie Kröten leben; die Kröten wie-derum können nicht klettern.Die Kröten konnten also keineKäfer fressen, sie fraßen aber

fast alles andere. Diese Tierewerden bis zu einem Viertelme-ter groß und bis zu 1,3 Kiloschwer. Und sie sind hoch giftig.Sogar Riesenechsen, Krokodileund Wildhunde verenden bin-nen Minuten, wenn sie die Krötefressen.Die Aga-Kröte hat sich mittler-weile massenhaft über weiteTeile Australiens ausgebreitetund ist zu einem katastrophalenUmweltproblem geworden, ge-gen das man kein Mittel findet.Es ist also die klassische Situati-on des Zauberlehrlings, der dieherbeigerufenen Geister nichtmehr los wird.

Gerhard Steininger18

Zuckerrohrkröte

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Australiens prachtvolleNatur täuscht darüberhinweg, dass ihr Eingriffedes Menschen schwereSchäden zufügten.

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Die Frage, warum die Kö-nigsseer Ache welche Ei-genschaften hat, setzt bei

ihrer Quelle, dem Königssee unddessen Einzugsgebiet an. Im Jah-re 1907 erschien in der Zeit-schrift für Gewässerkunde einBeitrag von Georg Breu mit demTitel „Farbe und Farberscheinun-gen am Königssee“. Jeder, dersich mit der Farbe eines Gewäs-sers beschäftigt, wird dem Autorzustimmen, der folgende Erfah-rung zum Besten gibt:„Wohl selten gehen in limnologi-schen Fragen die Ansichten soauseinander, als gerade hinsicht-lich der Farbe eines Sees. Wennman aber bedenkt. Dass der Far-bensinn der Beobachter individu-ell sehr verschieden ist, wennman ferner bedenkt, dass der ört-liche Standpunkt des Beschauersfür dessen Empfindung von größ-tem Einflusse ist, wenn man wei-ter überlegt, dass die Höhenlageeines Gewässers, die Durchsich-tigkeit, die Temperatur usw. hierwesentlich mit in Frage kommen,so begreift man lebhaft, dass dieseProblem um so mehr an Einfach-heit verliert, als man einer Lö-

sung nach den verschiedenenRichtungen hin nahezukommensucht.“Für die Farben eines Gewässersist das Licht der Sonne verant-wortlich. Ihre Strahlen treffenauf das Wasser und werden injene Farben zerlegt, die wir vomRegenbogen kennen. Einigewerden aufgenommen, anderezurückgestrahlt und bestimmenunser Farbempfinden.Diese physikalischen Grundla-gen gelten auch für die Farbendes Königssees und seines Ab-flusses. Entscheidend sind dieInhaltsstoffe des Wassers. Deut-lich wird dies beispielsweise,wenn die Ramsauer Ache nachheftigen Regen für einige Tagereichlich graue bis gelbeSchwebstoffe aus dem Felssturz-material des Kleinen Mühlsturz-horns mitführt. Farbgebendkönnen auch Kleinstpflanzen(Phytoplankton) oder Algensein.Einen langfristigen Einfluss ha-ben organisch-humose Stoffeaus den Böden der Einzugsge-biete. Mit zunehmender Kon-zentration verfärben sie das

Wasser in Richtung blau, grün,olivgrün, schließlich braun.Braune Farbtöne zeigen Gewäs-ser aus Quellgebieten mit hu-musreichen Böden. Sehr dunkleFarben sind in Moorgewässernzu sehen. Blaue und grüne Far-ben können durch Reflexion desHimmels oder der Ufervegetati-on verstärkt werden.Kalk- und Dolomitgesteinen be-herrschen das Einzugsgebietvon Königssee und KönigsseerAche. Auch auf dieser Gesteins-unterlage entstehen Humusauf-lagen, aber wirklich humusrei-che Böden sind hier wenigeranzutreffen. Zudem verändertdas aus diesen Gesteinen frei ge-setzte, reichlich vorhandene Kal-zium und Magnesium die Hu-minstoffe auf chemischem Wegund schränkt dadurch den TrendRichtung dunkler Töne ein.Georg Breus Aussagen werdendurch eine neuere Königssee-Studie von 1985 bestätigt.Königssee und Königsseer Achebleiben also dank ihres kalkrei-chen Einzugsgebietes blau bisgrün.

Dr. Hubert Zierl

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Ein Wasser so grün und blau

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Der erste „Täter“ bei der Ge-staltung der LandschaftBerchtesgadens und da-

her auch des Nationalparks wardas riesige Mittelmeer Tethys,auf dessen Grund die bayeri-schen und österreichischenKalkalpen entstanden. Den Mee-resboden dieser Region bildeteein in Jahrmillionen entstande-ner harter Urgestein-Unter-grund. Vor 210 Mio. Jahren be-gann sich auf diesemMeeresboden von Wasser gelös-ter Kalk abzulagern, der binnen

150 Mio. Jahren eine Dicke von2.000 m erreichte.Vor 60 Mio. Jahren trat die afri-kanische Kontinentalplatte alszweiter „Täter“ in Aktion. Im Ver-lauf der Kontinentalverschie-bung schwamm diese rund 50km dicke Platte nordwärts miteinem Tempo, das die riesigenZeiträume geologischer Verän-derungen einigermaßen ver-ständlich macht – nämlich inMegazeitlupe, die etwa demWachstum eines Fingernagelsentspricht! Dem Schub aus Afrika wider-stand jedoch die skandinavischePlatte, worauf die dazwischeneingequetschte Landmasse demgigantischen Druck nach obenauswich, aus dem Meer tauchteund langsam die Alpen auffalte-te. Dieser Prozess findet bis heutestatt – mit dem Ergebnis, dassdie Alpen seit Christi Geburt umetwa 15 cm in die Höhe wuchsenund dass der Watzmann in etwa30 Mio. Jahren nach Freilassinggerückt sein dürfte.Im Verlauf dieses gigantischenVorgangs kam es in Berchtesga-den zu Verschiebungen: Schwe-re, kompakte Massen wie dieHochplateaus des Steinernen

Meeres oder der Reiter Alpe zer-rieben „weichere“ Massen zwi-schen ihnen oder überschichte-ten jene Gesteinsformationen,die nicht von der Stelle wichen.So entdeckte Fischer Formatio-nen, die aus dem Gebiet desDachsteins stammen, oder aufden Hochplateaus kristallinesGestein aus den Hohen Tauern.Schlüssige Folgerung: Vor Aus-bildung der Täler schwemmteWasser aus den Hohen Tauerndiese Gesteine hierher. Andrer-

seits zwängte vor rund 30 Mio.Jahren ein kräftiger Ost-West-Schub bereits 100 Mio. Jahre alte„Schwächezonen“ derart ein,dass die waagrechte Schichtungin die Senkrechte gezwungenwurde. Überdies rissen solcheVerschiebungen Täler auf, dieder Abfluss von Wasser überJahrmillionen eingetieft und inder Eiszeit von mächtigen Glet-schern zu Trögen ausgehobeltwurden.Schon während des Auffaltensder Gebirge begann der dritte„Täter“ seine Arbeit: Die Erosion.Weil Wasser den Kalk je nachseiner Zusammensetzungschneller oder langsamer auf-löst, entstanden in den Kalkstö-cken Risse, Klüfte, Dolinen undHöhlen, die für den Wasserhaus-halt in Berchtesgaden von ent-20

Spröde Wissenschaft

nützt uns allenKriminalistische Kleinarbeit

In Zusammenarbeit mit derNationalparkverwaltung un-terzog sich der prominenteGeologe Prof. Dr. Klaus Fischervon der Universität Augsburgeiner 20-jährigen Arbeit, diebestehende geomorphologi-sche Karte des Berchtesgade-ner Beckens um das Geländedes Nationalparks auf einerFläche von 20 mal 25 km zu er-weitern - also die Geomorpho-logie festzustellen (d. h. diebestehende Gestalt der Land-schaft und ihre Entstehung),detailliert zu kartieren (in eineLandkarte einzutragen) unddie ungeheuren Vorgänge zuerklärten, die diese Landschaftgeschaffen haben und immernoch verändern. In mühsamerBeinarbeit gingen Fischer undseine Mitarbeiter wie Krimina-listen vor: Was ist an Land-schaft vorhanden? WelcheVeränderungen fanden in rie-sigen Zeiträumen statt? Wel-che „Täter“ haben diese Vor-gänge verursacht? WelcheBedeutung hat das für dieMenschen von heute und fürdie Zukunft?

Brennpunkt

Mit dem 50. Band seiner For-schungsberichte legte die Na-tionalparkverwaltung imSeptember 2005 eine Arbeitvor, in der Prof. Klaus Fischerdarstellt, wie die Berchtesga-dener Landschaft entstandenist und wozu uns dieseKenntnisse nützen.

Von Wasser geformter Kartisch

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scheidender Bedeutung sind.Die Erosion folgt dem Gesetz derSchwerkraft – wenngleich inMegazeitlupe: Gelockertes Ge-stein bröckelt aus Felsen und be-deckt im Zusammenwirken mitfließendem Wasser ganze Talbö-den wie etwa das Wimbachtal.Erosion bildet auch feinen Sand,den das Wasser in flachen Be-cken zusammenschwemmt wiebeim Funtensee. Im Verlauf vonJahrtausenden siedeln sich aufsolchem Schwemmland Pflan-zen an - und schon sind die Vo-raussetzungen für Almbödengegeben.Letzte „Täter“ bei der Gestaltungder Berchtesgadener Landschaftwaren die Eiszeiten, deren letztevor gut 10.000 Jahren endete.Die gewaltigen Gletscher „rut-schen“ dem Zug der Schwerkraftfolgend aus Hochlagen in das Al-penvorland hinaus und tieftendabei bestehende Täler um hun-derte Meter ein.Eine einfache Rechnung illus-triert die Hobelkraft eines glei-tenden Gletschers: Nehmen wireine Gletscherdicke von 500 man, dann lasten auf jedem Qua-dratmeter Untergrund annä-hernd 500 Tonnen Gewicht. Undschrammen solche Massen anfelsigem Steilgelände entlang,dann fräsen sie Hunderttausen-de Tonnen Gestein weg. Solche

Vorgänge erklären die vielenHügel, die in der Eiszeit von denGletschern im Alpenvorland auf-geschüttet wurden.Was nützt die aufwändige wis-senschaftliche Kartierung desBerchtesgadener Landes aberheute und künftig den Men-schen? Der Begriff Geomorpho-logie bietet hinreichendenAnsatz für eine Antwort: Wis-senschaft von den Vorgängender Oberflächenformung der Er-de. Weil die Geowissenschaftdiese Vorgänge annähernd 500Mio. Jahre zurück kennt, kannsie uns sagen, worauf wir achtenmüssen, weil die Oberflächenge-

staltung der Erde ein dynami-scher Prozess ist und bleibenwird.Beispiele: Die geologischen Pro-zesse beeinflussen die land-schaftlichen Ökoprozesse desHochgebirges. Sie bestimmenumfassend die Möglichkeitenund Gefahren der wirtschaftli-chen Nutzung.So ist die Stabilität oder Instabi-lität von Bergflanken eine we-sentliche Grundlage für diesachgerechte Raumplanung. DieGeomorphologie weiß um denEinfluss des Klimawandels aufdie Erdoberfläche. Sie erkenntinstabile Gesteinsformationenund das von Bergstürzen gefähr-dete Gelände – wie die Felsstür-ze vom Mühlsturzhorn odervom Hochkalter belegen. Auchliefert diese WissenschaftGrundlagen zur Beurteilung vonHumusschwund, Erosion vonGräben und Rinnen oder vonGleitflächen zumal oberhalb derWaldgrenze – mit allen Folgenfür unser Leben.Geomorphologie leistet also imgroßen Maßstab, was wir in engbegrenztem Umfang vom Lawi-nenwarndienst kennen: Was istwarum, wann und wie gefähr-lich.

Dr. Clemens M. Hutter 21

In der Eiszeit hobelten

Gletscher den Trog für Ober- und Königssee aus

Sturzhalden imWatzmannkar

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Im Herbst fallen die bunten Blät-ter der Laubbäume und die Na-deln der Lärche zu Boden. Schonwährend der Herbstverfärbungwerden Nährstoffe und organi-sche Stoffe aus den Blättern inStamm und Wurzel für den Aus-trieb im Frühjahr gespeichert.Auch die Benadelung unsererimmergrünen Bäume unterliegteinem jährlichen Verjüngungs-rhythmus; beim Austrieb imFrühling wird ein neuer Nadel-jahrgang angelegt und imHerbst der älteste Jahrgang ab-geworfen.Die auf den Waldboden gefalle-nen Blätter oder Nadeln heißen„Streu“. Die jährlichen Streu-mengen schwanken je nachQualität des Standorts, derBaumart und dem Alter des Be-standes zwischen ca. 2 Tonnenpro Hektar (t/ha) und 16 t/haTrockengewicht bzw. 5 t/ha und40 t/ha Frischgewicht. Diesejährlichen Streumengen ergä-ben im Lauf weniger Jahre sehrgroße Mengen organischen Ma-terials, fände nicht parallel dazuein Abbau statt.Der bedeutende Forstwissen-schafter Gerhard Mitscherlichschrieb 1975: „Der Boden ist dieoberste Verwitterungsschicht derErdkruste, aus der er durch physi-kalische und chemische Um-wandlungsprozesse und durch

die Wirksamkeit von Pflanzenund der Bodenlebewelt entstan-den ist. Er besteht zum Teil ausResten von Gesteinen oder ausneu gebildeten Umwandlungs-produkten, aus organischer Sub-stanz, die als Humus oder in Formvon Resten abgestorbener Pflan-zen und Tiere im Boden vor-kommt, und aus wasser- oderluftgefüllten Hohlräumen. DerBoden ist ein von Leben erfüllterRaum. Boden und Wald sind zweisich gegenseitig beeinflussendeSysteme. Der Waldzustand wirktauf den Boden ein, und der Bo-denzustand wirkt auf die Ent-wicklung der Bäume zurück.“Die Zersetzung der Streu machtim Lauf von Jahrhunderten aus

einer verwitterten Gesteins-schicht (Substrat) einen frucht-baren Boden mit einer komple-xen Lebensgemeinschaft ausBakterien, Pilzen und anderenMikroorganismen über Regen-würmer, Ameisen und Käfer bishin zu Wühlmäusen und Maul-würfen.Der Boden verhält sich ähnlichwie ein Organismus: Er „ver-daut“ jährlich große Mengen anStreu; er setzt Kohlendioxyd freiund verbraucht gleichzeitig Sau-erstoff; er „erzeugt“ durch neueorganische Verbindungen denHumus und gibt große Mengenan Mineralstoffen ab, die vonden Wurzeln aufgenommenwerden. Zwischen der Qualitätvon Streu und Humus bestehenenge Zusammenhänge.Auf guten Standorten enthältdie Streu reichlich Nährelemen-te, vor allem Stickstoff, Kaliumund Calcium. In den Blättern derLaubbäume Esche, Linde undBergahorn ist mehr Stickstoff alsin Buche oder Eiche. Die Nadelnvon Lärche, Fichte und Kieferenthalten generell geringereNährelemente als die Blätter derLaubbäume.Die Streu hat kleinere Vorräte anStickstoff, Phosphor und Kaliumals die entsprechenden leben-den Blätter, da diese Stoffe imHerbst teilweise abgezogen wer-22

Natur macht aus Laub Humus

November 2004

März 2005

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den. Calcium und Silicium, dienicht abgezogen werden, sind inder Streu entsprechend vorhan-den.Aus frischer Streu am Bodenwäscht Regen weiter Stickstoff,Kalium, Phosphor und Magnesi-um aus. Diese Nährelementewerden jedoch von den oberstenBodenschichten gespeichert undkönnen von den Wurzeln wiederaufgenommen werden.Die Zersetzbarkeit der Streu undihre Umformung in Humushängt vom Gehalt an Stickstoffund Calcium ab. Eine Streu mithohem Gehalt an Calcium hateine gute Pufferkraft gegenüberden bei der Streuzersetzung auf-tretenden organischen Säuren.Das verhindert die Versauerungoder wirkt als geeignetes Medi-um für einen intensiven Streu-abbau u. a. durch Bakterien. Eineoptimale Tätigkeit von Mikro-ben setzt jedoch Stickstoff vo-raus.Als Maß für die Zersetzbarkeiteiner Streu wird das Verhältnisvon Kohlenstoff zu Stickstoff(C:N-Verhältnis) herangezogen.Bei einem C:N-Verhältnis von10:1 findet ein reger Abbau derStreu statt und es entsteht hoch-wertiger Mull. Dabei werden derVegetation ca. 30 kg/ha an mine-ralischem Stickstoff (z. B. Ammo-niak) bereitgestellt. Bei einemC:N-Verhältnis von 20:1 bildetsich Moder und die Vegetationbekommt nur ca. 15 kg/ha an mi-neralischem Stickstoff. Ist dasC:N-Verhältnis gleich oder grö-

ßer als 40:1, wird der Streuabbauerheblich gehemmt, es bildetsich Rohhumus und der Vegeta-tion werden nur mehr 5 kg/haan mineralischem Stickstoff an-geboten.Auf sauren Standorten mitBaumarten, die von sich aus eineschlecht zersetzbare Streu lie-fern (Fichten oder Kiefern), kannder Streuabbau mehrere Jahr-zehnte dauern. Es bilden sichmächtige Rohhumusauflagen,die mehrere hundert Tonnen anorganischer Masse und entspre-chend große Stickstoffmengenspeichern bzw. dem biologi-schen Kreislauf entziehen. Das

hemmt das Wachstum der Bäu-me. Das durch den Streuabbauausgeschiedene Kohlendioxydentweicht aus dem Boden in dieunteren Luftschichten und wirdbei Tage von den Pflanzen wie-der aufgenommen (Kohlenstoff-kreislauf).Die eigentliche Humusbildungist ein sehr komplexer Vorgang.Die in der Streu enthaltenenStoffe entsprechen einer Viel-zahl von organischen Verbin-dungen. Dabei laufen gleichzei-tig mehrere Prozesse ab, anderen Ende sich Humus bildet.Dieser ist ein relativ stabiler Be-

standteil des Bodens und ver-leiht ihm zusätzliche Eigen-schaften, die sich positiv auf dasPflanzenwachstum auswirken.Der Boden wird lockerer, sein Po-renvolumen wird größer, dieSpeicherkapazitäten für Wasserund Nährstoffe steigen mit zu-nehmendem Humusgehalt anund die für die Lockerung undDurchlüftung des Bodens wich-tigen Regenwürmer können sichoptimal entwickeln. Diese neu-en Eigenschaften vermindernbei Niederschlägen den Oberflä-chenabfluss und die damit ver-bundene Bodenerosion be-trächtlich.Diese Kette von Ereignissenläuft optimal vor allem in Wäl-dern ab, in denen keine Bewei-dung und Streunutzung stattfin-den. Das erklärt auch dieBeobachtung, dass selbst aufsteilen Waldhängen kaum Ober-flächenabfluss auftritt. Auf Wei-deflächen mit verdichtetemOberboden kommt es dagegenrelativ schnell zu Oberflächen-abfluss und der damit zusam-menhängenden Bodenerosion.Der Laubfall im Herbst ist alsoein ganz entscheidendes Gliedim Kreislauf der Natur – auchwenn in Siedlungen und Parksaus ästhetischen Gründen dasLaub „entsorgt“ wird. Als Aus-gleich benötigen diese Flächendann periodisch eine Düngung.Im Wald dagegen sorgt die Na-tur allein für den nötigen Aus-gleich.

Dr. Volkmar Konnert

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Zerfielen die farbigen Herbst-blätter nicht, dann würde derWaldboden an Pflanzennähr-stoffen verarmen und dieBäume könnten nicht mehrnormal wachsen.

Juni 2005

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Mühsam stapft der Forst-gehilfe durch den tiefenPulverschnee; er trägt

schwer an dem gut gefülltenFuttersack. Aus dem Augenwin-kel prüft er den nahen Wald-rand, an dem eine GruppeRothirsche die tägliche Futterlie-ferung beobachtet. Der Anblickdieser Wildtiere scheint jede An-strengung reich zu belohnen. Esleuchtet doch jedermann ein,dass Kälte, Schnee und Nah-rungsmangel für das Wild eineZeit der Not sind. Ohne die he-gende Hand und die reichen Fut-tergaben des Menschen ver-schwände der Rothirsch end-gültig.Gegen dieses rührende Klischeeder Heimatfilme und derWinterwerbung argumentierenWildbiologen seit langem. Sieverweisen auf die völlig unbiolo-gische Praxis der Winterfütte-rung.Dank langer Evolution unter den

harten Bedingungen des Win-ters sind unsere Rothirsche bes-tens gerüstet, um als Pflanzen-fresser auch im winterkahlenWald zu überleben: Das Verdau-ungssystem der Wiederkäuer er-laubt den Verzehr energiearmer,wenn nicht sogar giftiger Pflan-zen; durch Verkleinerung desPansens und Reduktion derDarmzotten kann das Tier sichdem winterlichen Nahrungs-engpass anpassen und die ge-ringere Nahrungsqualität durchlängere Verdauungszeiten kom-pensieren. Gleichzeitig sparenWildtiere Energie durch Vermei-den anstrengender Bewegungund durch deutliche Reduktionder Aktivität des Magen-Darm-traktes.Den wirklichen Clou scheinen

Forscher derVeterinärmedi-zinischen Uni-versität inWien entdecktzu haben: Rot-hirsche könn-ten die härtes-ten Zeiten ganzeinfach durch„Schlaf“ über-dauern! MitMiniatursen-dern, die denTieren unterdie Haut ge-pflanzt wur-den, wurdenachgewiesen,dass Hirsche inden kältestenNachtstundendie Temperaturin peripheren Körperteilen vonnormal 35° auf 15° absenken. Da-bei verlangsamt sich die Ratedes Herzschlags um 50 %. Ener-

gie- und eiweißreiches Futterkann diesem komplexen Verhal-ten, das sich eventuell als Kurz-zeit-Winterschlaf interpretierenlässt, grundlegend entgegenwir-ken. Das nützt weder dem Wildnoch dem Wald, da der Verbissan Jungbäumen als Folge deskünstlich angeheizten Hungersnoch verschärft würde.Voraussetzung für dieses Über-wintern „auf Sparflamme“ ist ei-ne gute körperliche Konditionder Hirsche. In naturnahenLebensräumen ermöglicht dieNahrungsfülle des Herbstes –Eicheln, Bucheckern, Wildobst,Pilze – das Wachstum des Win-terfells sowie die Verbesserungseiner Isolation und die Einlage-rung von Fettreserven. Den Aus-schlag gibt also das Nahrungs-

angebot im Herbst und nicht derFuttersack im Hochwinter.Unsere Wildtiere entwickeltensehr unterschiedliche Strate-gien, um den winterlichen Un-bilden zu trotzen. Dabei müssengerade jene Tierarten, die demWinter weder ausweichen (Zug-vögel), noch durch Tiefschlafüberdauern können (Murmeltie-re), besonders gut den Härtendes Winters angepasst sein. DerRothirsch verbessert seinen Käl-teschutz bereits durch dunklereFellfärbung und Haaresträuben.Zudem gibt das Zusammenrot-ten großer Hirschrudel mehr Si-cherheit und erspart dem Einzel-tier das anstrengende Spuren imSchnee. Denn als wichtigsteMaßnahme gilt das EinsparenKräfte zehrender Tätigkeiten.Im Nationalpark ist man um ei-ne möglichst artgerechte Über-winterung dieses letzten Vertre-ters unserer Großtierfaunabemüht. Dabei stehen das Ange-bot adäquater Winterlebensräu-me – also störungsfreie Ruhe-zonen – und ein artgerechtesNahrungsangebot im Vorder-grund.

Dr. W. Scherzinger24

Rothirsche brauchen

im Winter keine Mast

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