Nr. 3Dezember 2012 | 33. JahrgangBozen | Galileo-Galilei-Straße 4/cPoste Italiane SpA | Versand im Postabonnement ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 2, CNS Bozen
Was wird sein …? Die Entwicklung der Wohnsituation
People First:Internatio-nale Kontakte in Nordtirol
Urlaube 2012:eine kleine Fotogalerie
Natur und Kultur mit den Geschwistern Mölgg
Neues aus der Welt der Technik:Apps
2
Perspektive, dritteljährliches Mitteilungsblatt
der Lebenshilfe ONLUS
Im Sinne des Pressegesetzes verantwortlicher Redakteur:
Christoph Franceschini
Redaktion:
Tommy Bristot, Hanspeter Delucca,
Dietmar Dissertori, Melanie Goldner, Georg Königsangerer,
Wolfgang Obwexer, Luigino Scaggiante, Zenzi Stockner,
Lisl Strobl, Ve rena Elisabeth Turin
Mit schriftlichen Beiträgen von:
Tommy Bristot, Café Prossliner, Dietmar Dissertori,
Extreme24, Fischereiklub Schlern, Melanie Goldner,
Lukas Graiss, Verena Harrasser, Hermann, Alfred Hermeter,
Franz Hofer, Jürgen, Johannes Knapp, Georg Königsangerer,
Landespresseamt, Marion, Robert Mumelter, Simone Niedermair,
Wolfgang Obwexer, Karin Pfeifer, Karl Pichler, Veronika Psaier,
Pyramide, Peter Rechenmacher, Sabine, Luigino Scaggiante,
Anna Steinkasserer, Zenzi Stockner, Lisl Strobl,
Theresia Terleth, Verena Elisabeth Turin
Lebenshilfe ONLUS
Bozen, Galileo-Galilei-Straße 4/c, Tel. 0471 062501
Registriert beim Tribunal Bozen
mit Dekret Nr. 7/80 R.St. vom 5. Mai 1980
Interne computertechnische Beratung: Armin Unterthiner
Sekretariat: Martin Winkler
Layout: Hermann Battisti
Fotosatz und Druck: Ferrari-Auer, Bozen, Kapuzinergasse 7–9
Gedruckt auf »Climate Paper« (klimaneutrales Papier)
www.lebenshilfe.it
Die Tätigkeiten der Lebenshilfe werden unterstützt von:
I M P R E S S U M
AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
Abteilung 24 - Familie und Sozialwesen Ripartizione 24 - Famiglia e politiche sociali
Unterstützen Sie uns mit Ihrer Mitgliedschaft!
Wir befi nden uns in Zeiten ökonomischer Engpäs-
se. Für gewinnorientierte Unternehmen bedeutet
dies häufi g, dass die Gewinne sinken. Bei sozial nütz-
lichen und nicht-gewinnorientierten Vereinen wie
dem unsrigen wirken sich diese Engpässe dahinge-
hend aus, dass der Umfang an Angeboten für unter-
stützungsbedürftige Personen zur Diskussion steht.
Die Lebenshilfe befi ndet sich heute, mehr denn je
zuvor, in der Situation, wo immer möglich einsparen
zu müssen. Ein Ausbau der Angebote für Menschen
mit Beeinträchtigung ist äußerst schwierig. Jedes Er-
gebnis, das im Jahresrückblick bescheinigt, dass die
bestehenden Angebote mehr oder weniger aufrecht
erhalten werden konnten, ist als Erfolg zu betrach-
ten.
Aus diesen Gründen sind wir für jede Art der priva-
ten Unterstützung dankbar. Wir fragen heute alle Le-
serinnen und Leser unserer Zeitschrift „Perspektive“,
die nicht Mitglieder unseres Verbands sind: Wollen
Sie uns in unserer Arbeit für Menschen mit Beein-
trächtigung mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen?
Der jährliche Mitgliedsbeitrag beläuft sich für Ein-
zelpersonen auf 20 €, für Familien auf 25 €. Wenn
Sie Mitglied der Lebenshilfe werden wollen, so ersu-
chen wir Sie, unsere Homepage www.lebenshilfe.it
zu besuchen, das Mitgliedsformular auszudrucken,
auszufüllen und uns per Post zukommen zu lassen.
Wenn Sie über keinen Internet-Anschluss verfügen,
laden wir Sie ein, uns anrufen. Sämtliche Informatio-
nen erhalten Sie bei Karin Hört, 0471 062501, hoert@
lebenshilfe.it
Wir freuen uns über jedes einzelne neue Mitglied.
Mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen Sie unsere Ar-
beit für und mit Menschen mit Beeinträchtigung
nicht nur fi nanziell, sondern auch ideell. Je mehr
Personen sich mit unserem sozialen Auftrag identifi -
zieren, desto stärker können wir uns dafür einsetzen,
dass Menschen mit Beeinträchtigung ein selbstbe-
stimmtes, teilhabendes und somit erfülltes Leben
führen können.
Die Titelrubrik ...
... der vorliegenden Ausgabe der „Perspektive“
widmet sich der Frage der Wohnsituation von Men-
schen mit Beeinträchtigung. Mit ihr beanspruchen
wir, einen kleinen Beitrag zu einer Thematik zu leis-
ten, die gegenwärtig in der Welt des Sozialen brei-
ten Raum einnimmt. Diese Welt bemüht sich, den
Forderungen der „UN-Konvention zum Schutz der
Rechte von Menschen mit Behinderungen“ gerecht
zu werden, und sieht sich zusätzlich mit der Tatsache
konfrontiert, dass Menschen mit Beeinträchtigung
so wie alle anderen auch immer älter werden und
in sehr vielen Fällen nicht zeitlebens bei ihren Eltern
werden wohnen können. Die Lösung der Frage der
Wohnsituation von Menschen mit Beeinträchtigung
wird also immer dringlicher und steht heute unter
dem Aspekt der Relevanz jener der Frage der Ar-
beitsinklusion um nichts nach.
Wie immer fanden wir auch diesmal interessante
Personen, die auf den Seiten der Titelrubrik das The-
ma „Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigung“
aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Wir
hoff en, dass auch für Sie etwas Interessantes dabei
ist, und wünschen Ihnen viel Erfolg, Glück und Ge-
sundheit im neuen Jahr!
Die Redaktion
Liebe Leserinnen und Leser!
… Seite 6
Hallo Freunde von People First!
… Seite 10
Selbstvertretungswochenende in Matrei
… Seite 11
Unsere Tagung „Was wird sein,
wenn unsere Eltern alt und krank sind?“
… Seite 15
… Seite 19
Wohnassistenz für
Menschen mit Beeinträchtigung
Impulse für die Sozialpolitik und die
Sozialverwaltungen in Südtirol
… Seite 23
Was wird sein, wenn …?
Zu Gast bei einer Tagung von People First
… Seite 26
Erfordernisse und Engpässe
Im Spannungsfeld zwischen Handlungsbedarf
und Ressourcenknappheit:
ein Gespräch mit Thomas Dusini
… Seite 30
Zusammen leben in Kleingruppen
Die Wohngemeinschaften
der Lebenshilfe in Schlanders:
ein Gespräch mit Emma Pinzger
… Seite 33
Individuelle Wege
Arbeit für die Zukunft
von Menschen mit Beeinträchtigung
… Seite 36
Compagnia
… Seite 38
„Manches kann ich gut,
anderes ein bisschen weniger“
Ein Gespräch mit Hanspeter Delucca
… Seite 40
Wohnen heute und morgen
Zusammenfassung in einfacher Sprache
… Seite 42
L E B E N S H I L F E I N T E R N
P E O P L E F I R S T
T I T E L
A K T U E L L E S
… Seite 45 Erlebnistag auf Marinzen
Eine gemeinsame Initiative von Lebenshilfe,
Extreme24 und Fischereiklub Schlern
… Seite 77
Das Sommerfest in St. Vigil in Enneberg …
… mit Manuela und Manfred Mölgg am 14. Juli
… Seite 78
Ein Dankeschön …
… für die Einladung zum Spatzen-Fest
… Seite 80
Die Mundarten Tirols (Nord-, Ost- und Südtirol)
und des Salzburger Landes
(und des dazugehörigen Chiemgauer Berglands)
… Seite 81
Urlaube 2012 mit der Lebenshilfe
… Seite 82
Apps für Menschen mit Beeinträchtigung
… Seite 89
B U N T E S E I T E N M A G A Z I N
M E D I O T H E K
L E B E N S H I L F E I N T E R N
6
Neuer Name für unseren Verband
Im Zuge der Überarbeitung seiner Statuten hat
sich unser Verband umbenannt. Der alte Name war
Landesverband Lebenshilfe für Menschen mit Behinde-
rung, der neue Name ist Lebenshilfe ONLUS. Wo nicht
aus Verwaltungsgründen notwendig, nennen wir
uns einfach nur Lebenshilfe.
Dritte Ausgabe: Kunst der Vielfalt / Arte della Diversità 2013
„Kunst der Vielfalt /
Arte della Diversità“ ist
ein Projekt, das die Le-
benshilfe gemeinsam
mit dem Teatro La Ri-
balta und unterstützt
von der Gemeinde Bo-
zen ins Leben gerufen
hat. 2013 ist das Jahr
von dessen dritter Aus-
gabe. „Kunst der Vielfalt
/ Arte della Diversità“
bezeichnet einen Zy-
klus von Theaterauff ührungen, bei denen es um
Menschen geht, die Ausgrenzung erleben: beein-
trächtigte, alte, kranke, verkannte, unterdrückte,
verfolgte Menschen. Sie alle verkörpern, uns immer
wieder fremd, was wir oft ablehnen, ausgrenzen und
abschieben oder sogar verdrängen. Beim Großteil
der Stücke wirken professionelle Schauspieler/in-
nen und Menschen mit Beeinträchtigung gemein-
sam. Berühmte Theatergruppen aus dem Inland wie
dem Ausland geben sich die Ehre. Besonders stolz
ist die Lebenshilfe auf ihre eigene Theatergruppe, die
nach dem Erfolg ihres „Minotaurus“ im Rahmen von
Bolzano Danza / Tanz Bozen 2013 ein neues Stück
aufzuführen geplant hat.
Auf unserer Homepage www.lebenshilfe.it fi nden
Sie unter der Rubrik „Aktuelles“ einen einschlägigen
Artikel, in dessen Anschluss Sie die Broschüre „Kunst
der Vielfalt / Arte della Diversità 2013“ einsehen und
herunterladen können. Für nähere Informationen, An-
meldungen und Kartenvorverkäufe wenden Sie sich
bitte an Barbara Rottensteiner, 0471 062529, rotten-
Hier das Programm des gesamten Zyklus:
12. Dezember (bereits aufgeführt): Mezzanin Thea-
ter: „Das Prinzip Struwwelpeter“.
30. Jänner, 20.30 Uhr, Stadttheater Bozen: Saverio
La Ruina: „Italianesi“.
22. Februar, 20.30 Uhr, Stadttheater Bozen: Babilo-
nia Teatri & Amici di Luca: „Pinocchio“.
23. Februar, 16.30 Uhr, Teatro Cristallo: Teatro delle
Briciole: „Il viaggio“.
16. März, 20.30 Uhr, Stadttheater Bozen: Pippo Del-
bono: „Dopo la battaglia“.
28. März, 20.30 Uhr, Stadttheater Bozen: Ascanio
Celestini: „La pecora nera“.
12. April, 20.30 Uhr, Stadttheater Bozen: Teatro del-
le Albe: „Rumore di acque“.
Juli: Ein neues Stück von Stiftung Stadttheater und
Konzerthaus Bozen & Teatro La Ribalta & Lebenshilfe
im Rahmen von Bolzano Danza / Tanz Bozen 2013.
11. Oktober, 20.00 Uhr, Waltherhaus: Junges
Schauspielhaus Zürich: „Brüder“.
Urlaube: Begleiter/innen und Leiter/innen gesucht
Wir freuen uns, auch
für den Sommer 2013
wieder Menschen mit
Beeinträchtigung viele
Urlaubsmöglichkeiten
anbieten zu können. Wir
haben uns bemüht, in-
teressante Urlaubsziele
auszusuchen, und war-
ten auf die Anmeldun-
gen, die ab 7. Jänner
getätigt werden können.
Inzwischen ist auch die neue Broschüre erschienen,
die man auch auf unserer Homepage einsehen und
herunterladen kann.
Wie in den vergangenen Jahren suchen wir wie-
der volljährige Personen mit Engagement und
Einfühlungsvermögen, die Menschen mit Beein-
trächtigung während Ihres Urlaubs begleiten und
unterstützen. Verantwortungsbewusstsein, Respekt
und Geduld sind wichtige Voraussetzungen für
diese Arbeit. Auch sollten die Begleiter/innen mit
Körperkontakt und Nähe umgehen können. Neue
Begleiter/innen werden im Juni ein dreitägiges Ein-
Urlaub/Vacanze 2013
Anmeldungen ab 7. Jänner Prenotazioni dal 7 gennaio in poi
Mit freundlicher Unterstützung der
7
führungsseminar besuchen.
Zudem suchen wir Personen, die zusätzlich bereit
sind, die Urlaubsgruppen zu leiten. Diese Begleiter/
innen sollten auch Erfahrung in der Führung von
Teams mitbringen. Im Juni wird ein eintägiges Lei-
ter/innen/seminar stattfi nden.
Wer interessiert ist, bei einem Urlaub als Begleiter/
in bzw. als Gruppenleiter/in mitzumachen, kann sich
ab sofort bei uns melden: Martina Pedrotti, 0471
062528 oder 348 2467756, [email protected]
Bevor Sie sich bei uns melden, betrachten Sie in
der Rubrik „Magazin“ ab Seite 82 die kleine Fotoga-
lerie zu den Urlauben des vergangenen Sommers.
Tagung von People First zum Thema „Was wird sein, wenn unsere Eltern alt und krank werden?“
Zum zweiten Mal nach März 2011 organisierte die
Selbstvertretungsgruppe People First eine Tagung
zum Thema „Was wird sein, wenn unsere Eltern alt
und krank werden?“ Die Mitglieder von People First
erkannten die Wichtigkeit dieser Thematik bereits
vor ungefähr zwei Jahren, als ihre beiden Ansprech-
personen gemeinsam mit ihrem Unterstützer zur
Teilnahme an einer vom Amt für Menschen mit Behin-
derungen einberufenen Arbeitsgruppe eingeladen
wurden.
Das Neue und Besondere an dieser zweiten Ta-
gung, die am 27. Oktober im Hotel Masatsch in Ober-
planitzing stattfand, war die Teilnahme der Eltern.
Der Vorschlag, die Eltern einzuladen, war am Ende
der ersten Tagung im Vorjahr unterbreitet worden.
So diskutierten Eltern, Söhne/Töchter und Referen-
tinnen auf Augenhöhe miteinander und brachten
ihre persönlichen
Sichtweisen ein.
Nach den Refera-
ten von Ute Gebert
vom Amt für Men-
schen mit Behinde-
rungen und der Pä-
dagogin Lisl Strobl
formierten die Eltern auf der einen und die Söhne/
Töchter auf der anderen Seite jeweils eine Arbeits-
gruppe, um die Thematik getrennt voneinander zu
vertiefen und sodann die Ergebnisse des Gedanken-
austausches im Plenum zu präsentieren.
„Die Eltern unterdrücken ihre Ängste und fordern
zu wenig von uns“, sagte eine Tochter. Einer der Söh-
ne meinte: „Es ist wichtig, dass die Kontakte zu mei-
nen Eltern aufrechterhalten bleiben, auch wenn ich
in eine Wohngemeinschaft ziehe.“ Und eine Mutter
erklärte: „Ich habe Schwierigkeiten, meine Tochter
loszulassen, weil ich nicht einschätzen kann, ob sie
es schaff t.“ Ganz besonders wiesen die Eltern darauf
hin, wie wichtig es sein wird, sich über Sachwalter-
schaft sowie über alle Rechte und Pfl ichten Gedan-
ken zu machen, die mit selbständigem Wohnen
verbunden sind. Die Söhne/Töchter ihrerseits hiel-
ten eine ganze Reihe von Überlegungen fest, deren
Kern der Wunsch nach Selbstbestimmung sowie das
Bewusstsein der Notwendigkeit von Unterstützung
und Training bildeten. Details dazu fi nden Sie in der
Rubrik „People First“ ab Seite 15.
Die gemeinsame Tagung wurde von den Eltern
wie den Söhnen/Töchtern als durchwegs positiv
erlebt. Im kommenden Jahr wollen die beiden Ge-
nerationen ihre gemeinsame Arbeit fortsetzen und
sich ein weiteres Mal treff en. Bei dieser dritten Ta-
gung zum genannten Thema, so wurde vereinbart,
sollen dann schwerpunktmäßig die fi nanziellen wie
bürokratischen Aspekte des selbständigen Wohnens
sowie Fragen rund um Partnerschaft und Sexualität
diskutiert und vertieft werden.
Drittes Benefi z-Gala-Dinner im Hotel Masatsch ein voller Erfolg
Zum dritten Mal lud am 15. November das Hotel
Masatsch zu einem Benefi z-Gala-Dinner, diesmal
unter dem Motto „alles bio“. Die Erfolge der beiden
vorangegangenen Gala-Dinners hatten Hotelleiter
Christian Etl auch heuer wieder dazu bewogen, das
Dinner nach der 5-Elemente-Ernährung auszurich-
ten. Unter Verwendung vorwiegend biologischer
Produkte orientierte sich das Menü auch diesmal
an den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen
Medizin (TCM) und wurde mit besonderen Kräu-
tern und Gewürzen vollendet. Das Team Masatsch
um Meisterkoch Florian Kritzinger und das Weingut
Alois Lageder verwöhnten die Gäste mit acht sorgfäl-
tig aufeinander abgestimmten Gerichten sowie erle-
senen Weinen und ausgesuchten Tees. Angelika Pich-
ler Etl, diplomierte Ernährungsberaterin (TCM), und
Mit freundlicher Unterstützung der
L E B E N S H I L F E I N T E R N
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Offi zielle Pressemitteilung: Dient der neue Bluttest zur Feststellung des Down-Syndroms der Selektion?
Ein neuer vorgeburtlicher Test analysiert anhand
des Blutes der schwangeren Frau, ob ihr ungebo-
renes Kind ein dreifach statt zweifach vorhandenes
Chromosom 21 besitzt und somit das Down-Syn-
drom hat. Um an das Erbgut des Ungeborenen zu
gelangen, musste bislang eine Fruchtwasserunter-
suchung durchgeführt werden, was einen nicht un-
gefährlichen Eingriff notwendig machte. Der neue
Test ist weder für die werdende Mutter noch für das
Kind gefährlich.
Die Lebenshilfe steht dem neuen Test, der bald
auch in Italien durchgeführt werden kann, kritisch
gegenüber. Es besteht die Gefahr, dass wieder zwi-
schen wertem und unwertem Leben unterschieden
wird. Der Druck auf Frauen könnte wachsen, ein
Kind mit Down-Syndrom abzutreiben. Dabei gerät
das grundlegende Recht auf Leben in Gefahr. War-
um Menschen mit Beeinträchtigung in unserer Ge-
sellschaft immer noch abgelehnt werden, hat nichts
mit diesen Menschen zu tun, sondern mit den Pro-
jektionen der so genannten Nichtbehinderten. Mit
Menschen mit Beeinträchtigung werden unrefl ek-
tiert in erster Linie Leid und Mühsal verbunden. Wir
sehen dann unsere eigenen Befürchtungen und
Ängste wie in einem Spiegel im Menschen mit Be-
einträchtigung. Dabei sind Menschen mit Down-
Syndrom aller Erfahrung nach genau so unglücklich
oder glücklich wie alle anderen Menschen auch.
Dementsprechend „leiden“ sie auch nicht unter
dem Down-Syndrom, wie eine verräterische Wen-
dung klar unsere Projektionen entlarvt. Eine Studie
hat außerdem jüngst ergeben, dass Familien mit
einem beeinträchtigen Angehörigen ihr Dasein im
Durchschnitt genauso erfüllt und glücklich erleben
wie Familien ohne einen beeinträchtigten Angehö-
rigen.
Der neue Test nährt überdies die Annahme, beein-
trächtigtes Leben sei vermeidbar. Die genetisch be-
dingten Beeinträchtigungen machen aber nur einen
geringen Prozentsatz aus. Die meisten Beeinträchti-
gungen entstehen während der Geburt oder werden
im Laufe des Lebens durch Unfälle oder Krankheiten
erworben. Deshalb sollte unsere zentrale Frage im
Interesse aller sein, wie wir eine Gesellschaft gestal-
ten können, in denen alle Menschen würdig leben
können, auch wenn sie vorübergehend oder dauer-
haft auf Unterstützung angewiesen sind.
Michael Pichler vom Weingut Alois Lageder begleite-
ten durch den Abend, an dem unter vielen anderen
auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Kaltern, Ger-
trud Benin, und Soziallandesrat Richard Theiner teil-
nahmen. Letzterer zeigte sich nicht nur begeistert
vom gelungenen Abend, sondern lobte auch das ge-
samte Hotel als Vorzeigebetrieb für Arbeitsinklusion
von Menschen mit Beeinträchtigung. Der Erlös des
Abends kommt eben diesem Arbeitsinklusionspro-
jekt zugute. Die Lebenshilfe bedankt sich herzlich bei
folgenden Personen bzw. Firmen für die großartige
Unterstützung: Angelika Pichler Etl, Weingut Alois La-
geder, Galloni Fleisch, südtirolgoji, Alpenlachs Mölltal,
Biokistl Südtirol, italia&amore, Miko Geschirr, Tezzele-
Espira, Markenforum und Andreas Marini.
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Anregungen erwünscht
Lisl Strobl, Mitglied
der Lebenshilfe, ist im
Beirat für Menschen
mit Beeinträchtigung
in der Gemeinde Bozen
vertreten. Der Beirat
diskutiert in regelmä-
ßigen Zusammenkünften Anliegen von Menschen
mit Beeinträchtigung, hält diese Anliegen fest und
bringt sie der Politik zur Kenntnis. Sollten Sie Anlie-
gen haben oder von Anliegen wissen, sind Sie herz-
lich eingeladen, Lisl Strobl anzurufen (0471 974440
oder 338 6001108) oder ihr eine E-Mail zuzusenden:
Erweiterung der Datenbank durch Einfügung von E-Mail-Adressen
Wenn Sie als Mitglied oder als Mitarbeiter/in der
Lebenshilfe über eine E-Mail-Adresse verfügen, la-
den wir Sie ein, uns diese bekannt zu geben. Wenn
wir über Ihre E-Mail-Adresse verfügen, können wir
Ihnen sämtliche digitalen Mitteilungen zukommen
lassen, die wir als Informationsmaterial zusammen-
stellen. Wenn Sie uns Ihre E-Mail-Adresse bekannt
geben möchten, wenden Sie sich bitte an Karin Hört,
0471 062501, [email protected]
Stets auf dem neuesten Stand durch einen Besuch unserer Homepage
Wir laden Sie herzlich ein zu einem Besuch unse-
rer Homepage. Besonders hinweisen möchten wir
dabei auf die Rubrik „Aktuelles“, die wöchentlich, bei
Bedarf auch täglich, adjourniert wird. Die entspre-
chenden Einträge erfolgen unmittelbar, sobald wir
wichtige Informationen möglichst vollständig und
verbindlich weiterleiten können. Wählen Sie die Ad-
resse www.lebenshilfe.it
Unterstützen Sie uns! Fünf Promille für die Lebenshilfe
Bei der Einreichung Ihrer Steuererklärung können
Sie uns unterstützen, indem Sie die Erklärung unter-
zeichnen, dass fünf Promille Ihrer Steuerabgaben
unserem Verband zukommen sollen. Wir brauchen
Ihre Mithilfe! Danke!
P E O P L E F I R S T
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Wir sind eine Selbstvertretungsgruppe von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Wir haben viele Aufgaben, Wünsche und Forderungen.
Um stark zu sein, braucht es auch deine Ideen und deine Mithilfe.
Wir treff en uns regelmäßig in Bozen. Wir sprechen über unsere Arbeit, über Wohnen, Freizeit, Geld, Freunde und so weiter. Wir sprechen darüber, was wir brauchen und was wir uns wünschen.
Jeder kann mittun.
People First Südtirol hat sein Büro in der Lebenshilfe.Wenn du Fragen hast oder etwas sagen möchtest, kannst du dort anrufen: von Montag bis Freitag, 9-11.30 Uhr
Telefon: 0471 062527, Fax: 0471 062510 E-Mail: peoplefi [email protected] Vorsitzender: Hanspeter Delucca Ansprechpersonen im Büro: Robert Mumelter, Monica Ragazzoni Unterstützer: Johannes Knapp
Hallo Freunde von People First!
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P E O P L E F I R S T
Das Selbstvertretungswochenende in Matrei vom 7. bis zum 10. Oktober fand heuer bereits zum sechsten Mal statt. Das Netzwerk Selbstvertretung Österreich hat das Selbstvertre-tungswochenende organisiert. People First Südtirol ist bei die-sem Netzwerk Mitglied. Es kamen 90 Selbstvertreter/innen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol. Es gab bei der Eröff nung einen interessanten Vortrag. Stefan Göthling, Geschäftsführer von Mensch-Zuerst-Netzwerk Peop-le First Deutschland, berichtete uns, was Mensch Zuerst macht. Anschließend gab es ein off enes Mikrofon. Bei dem off enen Mikrofon konnte jede/r Teilnehmer/in sagen, was ihm/ihr wich-tig war. Am nächsten Tag gab es verschiedene Arbeits-Grup-pen. In jeder Arbeits-Gruppe hat man über ein bestimmtes Thema gesprochen. Die Themen waren: - Arbeits-Gruppe 1: Was ist das Netzwerk? Wofür brauchen wir ein Netzwerk? Diese Gruppe war für neue Leute.
Selbstvertretungswochenende in Matrei
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- Arbeits-Gruppe 2: Diese Arbeitsgruppe hat eine Aktion in Innsbruck vorbereitet. - Arbeits-Gruppe 3: Was ist Selbstvertretung? Was ist Mensch Zuerst? Wie werde ich ein/e starke/r Selbstvertreter/in? - Arbeits-Gruppe 4: Die Kerngruppe traf sich. Wie arbeiten wir am Aufbau vom Netzwerk weiter? - Arbeits-Gruppe 5: In Kontakt bleiben mit der E-Mail-Gruppe vom Netzwerk. Was ist die E-Mail-Gruppe? Wie geht das mit der E-Mail-Gruppe? Ein Höhepunkt war heuer die Aktion in Innsbruck. Bei dieser Aktion ging es um die UN-Konvention über die Rechte für Menschen mit Behinderungen. Das Netzwerk Selbstvertre-tung Österreich kämpft dafür, dass die Konvention umgesetzt wird. Deshalb wurde eine Menschenkette organisiert. In der UN-Konvention steht: Kein Mensch darf auf Grund einer Behin-derung vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.
P E O P L E F I R S T
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Menschen mit Lernschwierigkeiten werden jedoch oft diskri-miniert. In Innsbruck waren über 100 Personen an der Men-schenkette beteiligt. Dies war ein sehr großer Erfolg! Am letzten Tag lassen wir immer viele Luftballons steigen. Auch heuer! Der Himmel war voller Luftballons mit Kärtchen mit unseren Wünschen. Das Selbstvertretungswochenende hat für uns eine große Bedeutung. Wir haben auch bei diesem Wochenende sehr Interessantes gelernt. Wir haben auch gesehen: Wenn wir um unsere Rechte kämpfen, dann erreichen wir auch etwas! Gemeinsam sind wir stark! Robert Mumelter, unterstützt von Johannes Knapp
Die Unterkunft und der Aufenthalt waren im Bildungshaus St. Michael in Matrei gut. Alle waren freundlich miteinander. Bei der Hauptversammlung hat der Sprecher undeutlich
P E O P L E F I R S T
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geredet. Man verstand nicht, was er sagte. Bei den Arbeits-gruppen wollten alle mitreden. Der Gruppenleiter hätte schau-en müssen, dass immer nur eine Person redet und nicht alle untereinander. Ich kam nicht dazu, meine Meinung zu sagen. Ich bin zu langsam gewesen. Ich hätte mehr Zeit gebraucht. Aber ich habe gelernt, dass ich schneller denken und reden muss. Ich bin froh, dass es dieses Netzwerk gibt, denn so füh-len wir uns nicht allein. Ich hoff e, dass sich im Vinschgau noch einige melden, die mit uns mitarbeiten. Insgesamt waren circa 90 Personen, davon 8 aus Südtirol. Es waren Leute mit Lern-schwierigkeiten oder mit Rollstühlen. Wir sind alle zusammen-gekommen, um unsere Meinungen und Probleme zu bespre-chen und Lösungen zu fi nden. Es waren 5 Arbeitsgruppen. Wir brauchen Unterstützung, um uns bekannt zu machen, dass wir auch wertvoll und wichtig sind. Wir brauchen Weiterbil-dung, um selbständiger zu werden. Wir möchten, dass wir von allen respektiert werden. Und wir wollen mit anderen Gruppen Informationen austauschen. Lukas Graiss
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People First machte am 27. Oktober im Hotel Masatsch eine sehr wichtige Tagung zum Thema „Was wird sein, wenn unsere Eltern alt und krank sind?“ Das war bereits die zweite Tagung zu diesem Thema. Bei der ersten Tagung im Februar 2011 wa-ren nur Menschen mit Lernschwierigkeiten dabei. Diesmal hat-ten wir auch die Eltern eingeladen. Weil das Thema nicht nur für Menschen mit Lernschwierigkeiten sehr wichtig ist, son-dern auch für die Eltern. Es kamen insgesamt 29 Personen, 18 Menschen mit Lern-schwierigkeiten und 11 Eltern. Bevor die Tagung anfi ng, teilten wir allen Gästen eine Tagungsmappe aus. Dort befanden sich zwei Vorträge, ein Faltblatt von People First und das Programm zur Tagung. Um 10 Uhr begrüßte Robert Mumelter alle Teilneh-mer/innen. Waltraud Illmer und ich führten durch die Tagung. Den ersten Vortrag machte Ute Gebert vom Amt für Menschen mit Behinderungen. Das Thema hieß „Welche Wohnmöglich-keiten gibt es in Südtirol für Menschen mit Lernschwierigkei-ten?“ Nach diesem ausführlichen und interessanten Vortrag machte Lisl Strobl, Pädagogin, den zweiten. Ihr Vortrag hieß:
Unsere Tagung „Was wird sein, wenn unsere Eltern alt und krank sind?“
P E O P L E F I R S T
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„Es ist wichtig, dass wir in der Familie über dieses Thema spre-chen. Wir wollen lernen, unsere Wünsche, Hoff nungen und Sorgen gemeinsam zu besprechen“. Um 14 Uhr ging es mit zwei Arbeitsgruppen weiter. Eine Ar-beitsgruppe war für die Eltern und eine für die Söhne und Töchter. Die Arbeitsgruppe für die Söhne und Töchter leitete Wolfgang Obwexer. Die Arbeitsgruppe für die Eltern leitete Lisl Strobl. Nachdem alle in den Arbeitsgruppen fertig waren, ver-sammelten wir uns wieder im großen Saal, um die Ergebnisse vorzustellen. Ein paar Ergebnisse von der Arbeitsgruppe der Eltern sind: 1. Kinderwunsch der Töchter und Söhne ist ein wichtiges The-ma. 2. Partnerschaft meiner Tochter oder meines Sohnes ist auch ein wichtiges Thema. 3. Selbständigkeit. 4. Loslassen ist noch schwieriger, wenn man nicht weiß, wo die Kinder dann leben können. 5. Der Kontakt zum Elternhaus sollte nicht abbrechen. In den Einrichtungen ist dies aber oft schwierig.
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Ein paar Ergebnisse von der Arbeitsgruppe der Töchter und Söhne sind: 1. Wenn ich ausziehen sollte, ist es mir wichtig, dass ich noch viel Kontakt und eine gute Beziehung zur Familie habe. 2. Wenn ich eine Wohngemeinschaft gründen sollte, ist es mir wichtig, dass ich bestimmen kann, mit wem ich wohne. 3. Es ist mir wichtig, ein Wohntraining zu machen, um vieles zu lernen. 4. Es wäre mir wichtig, mit meinem Partner zusammen woh-nen zu können. 5. Es wäre wichtig, von den Eltern Unterstützung bei der Woh-nungssuche und beim Organisatorischen zu bekommen. 6. Es ist mir wichtig, dass ich den Ort aussuchen kann. 7. Dorthin ziehen, wo mein Partner oder meine Partnerin wohnt, und dies auch gut planen.
P E O P L E F I R S T
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8. Einige von uns haben schon Erfahrungen gemacht, außer-halb der Familie zu wohnen. 9. Die Beziehung zur Familie kann sich oft verbessern, wenn wir ein unabhängiges Leben in einer Wohngemeinschaft ha-ben können. 10. Wir möchten gerne leben wie die anderen Menschen ohne Lernschwierigkeiten. Dann besprachen wir, wie es weitergehen soll. Wir versuchten, das gemeinsam zu überlegen. Was kann jede und jeder von uns tun, und was können wir in unseren Familien tun, damit wir weiterkommen? Was brauchen wir noch, damit wir zu ei-nem selbständigen Wohnen und Leben kommen? Was brau-chen unsere Eltern, damit auch sie die Sicherheit haben, dass dies gelingen kann? Um 17 Uhr war die Tagung zu Ende. Es war eine sehr erfolgrei-che Tagung. Wir möchten auch weiterhin über dieses Thema sprechen, denn es ist sehr wichtig. Vieles muss noch bespro-chen und gelöst werden. Karin Pfeifer
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Geburt bis zum Alter von sechs Jahren.“ Im neuen
Angebot sind gezielte Maßnahmen vorgesehen, die
bei den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes an-
setzen und darauf aufbauend dessen Entwicklung
fördern. Dies geschieht durch regelmäßige Hausbe-
suche durch spezialisierte Fachkräfte. Dabei werden
die Sorgen und Anliegen der Eltern besprochen und
die Fördermaßnahmen geplant. Weitere Schwer-
punkte sind die Beratung der Eltern bei Auswahl
und Nutzung von Diensten und Leistungen sowie
der Informationsaustausch mit anderen betroff enen
Eltern.
„Eine gezielte Förderung vom ersten Lebensjahr
an“, so Theiner, „hilft, Behinderungen und ihre Folgen
zu mindern. Dafür steht in Südtirol eine Reihe von
spezialisierten Gesundheitsdiensten zur Verfügung.
Die Familien brauchen aber auch Unterstützung,
um die vielen Herausforderungen des Alltags zu be-
wältigen.“ Der neue Dienst schließt so eine wichtige
Lücke und soll zu einer spürbaren Entlastung der El-
tern beitragen. Der Dienst kann bei Bedarf von der
Geburt bis zur Einschulung des Kindes in Anspruch
genommen werden. Die Fachkräfte werden die Fa-
milien in ihrer Lebenssituation unterstützen, eine
gemeinsame Vorgehensweise besprechen und kon-
krete Hilfestellung anbieten.
Der neue Dienst ist derzeit im Aufbau und wird
künftig in ganz Südtirol angeboten. Er wird vom
Betrieb für Sozialdienste Bozen geführt und ist beim
Sozialsprengel Gries angesiedelt. Die Leistungen kön-
nen ab 1. Jänner 2013 beansprucht werden. In der
Anfangsphase wird der Dienst in Bozen und in Me-
ran angeboten. Eine spätere Ausweitung auf Brixen
und Bruneck ist für Herbst 2013 vorgesehen. Die
Begleitung durch die Fachkräfte erfolgt auf Wunsch
der Eltern, ist kostenlos und wird ausschließlich in
Form von Hausbesuchen erbracht.
Die Leitlinien zur pädagogischen Frühforderung
wurden von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus
Vertreter/inne/n des Amtes für Menschen mit Behin-
derungen, der Lebenshilfe, des Arbeitskreis Eltern Be-
hinderter, des Betriebs für Sozialdienste Bozen und der
Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern
sowie des Südtiroler Sanitätsbetriebs ausgearbeitet.
Arbeitseingliederung: Landesbeiträge für 52 Sozialgenossenschaften
(Landespresseamt) – Die Arbeitseingliederung für
Menschen mit Beeinträchtigung und sozial Benach-
teiligte ist wieder einen Schritt vorangekommen:
Landesrat Richard Theiner sicherte im Sommer mit
einem Dekret die weitere fi nanzielle Unterstützung
von insgesamt 52 Sozialgenossenschaften für das
laufende Jahr. „Mit unserer Hilfe“, so Theiner, „kön-
nen die Sozialgenossenschaften benachteiligten
Menschen vollwertige Arbeitsplätze bieten und
damit einen wichtigen Beitrag zur Arbeitseingliede-
rung leisten.“
In der zweiten Augusthälfte wurden Beiträge in
Höhe von über 2,8 Mio. € an 52 Sozialgenossen-
schaften ausbezahlt. Dadurch können die Sozial-
genossenschaften in ganz Südtirol insgesamt 290
regulär entlohnte und versicherte Arbeitsplätze
anbieten, die für Menschen mit Beeinträchtigung
und für sozial Benachteiligte wie Haftentlassene,
psychisch Kranke, Suchtkranke oder Menschen in
Notlagen reserviert sind.
„Die Arbeitseingliederung“, so Theiner, „entlastet
die soziale Fürsorge, aber es ist eine Fürsorge, die
keine passiven Empfänger, sondern aktive Partner
hat.“ Neben Arbeitsplätzen sorgen die Sozialgenos-
senschaften auch für Ausbildungsmöglichkeiten
und Unterstützung in verschiedensten Lebensla-
gen.
Kinder mit Beeinträchtigung: Landesregierung verabschiedet Förderprogramm
(Landespresseamt) – Um Familien mit Kindern mit
Beeinträchtigung in den ersten Lebensjahren zu
begleiten und die Kinder zu fördern, erarbeiteten
das Amt für Menschen mit Behinderungen gemein-
sam mit Sozialverbänden und den Sozialdiensten
entsprechende Leitlinien. Diese verabschiedete die
Landesregierung auf Antrag von Landesrat Richard
Theiner im August.
Die Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung kön-
nen künftig auf Beratung und Begleitung eines neu-
en ambulanten Dienstes zurückgreifen. „Das neue
Angebot der Familienbegleitung und der pädagogi-
schen Frühforderung von Kindern mit Beeinträchti-
gung“, so Landeshauptmann Luis Durnwalder, „rich-
tet sich an rund 250 Familien mit Kindern von der
A K T U E L L E S
A K T U E L L E S
20
gung ab dem 60. Lebensjahr zwischen den Wohn-
einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung
und den Wohnheimen für Senioren angenähert. Ziel
ist, dass einzig der eff ektive Betreuungsbedarf aus-
schlaggebend für die Art der Unterkunft ist.
Neben den Leitlinien zum Wohnen enthält der Be-
schluss der Landesregierung auch Grundlagen zur
sozialpädagogischen Begleitung von alt geworde-
nen Menschen mit Beeinträchtigung: spezielles Wis-
sen zu altersbedingten Beeinträchtigungen, metho-
dische Ansätze zur Begleitung von Menschen mit
Beeinträchtigung sowie die Auseinandersetzung
mit Sterben und Trauer in den Diensten.
Die Leitlinien wurden im Rahmen einer Arbeits-
gruppe unter Federführung des Amtes für Menschen
mit Behinderungen gemeinsam mit Vertretern von
Menschen mit Beeinträchtigung, Familienangehö-
rigen, Sozialfachkräften sowie Vertretern der Senio-
renwohnheime und solchen der Einrichtungen für
Menschen mit Beeinträchtigung erarbeitet.
Wohnen für ältere Menschen mit Beeinträchtigung: Leitlinien verabschiedet
(Landespresseamt) – Die Südtiroler Bevölkerung
wird immer älter, auch die Menschen mit Beein-
trächtigung. Im Alter steigt auch für sie der Pfl ege-
bedarf, aber in den speziellen Wohneinrichtungen
werden kaum Plätze für jüngere Bewohner/innen
frei. Die Landesregierung verabschiedete daher im
September auf Antrag von Landesrat Richard Thei-
ner neue Leitlinien zu den Wohnmöglichkeiten für
ältere Menschen mit Beeinträchtigung.
Die verbesserte Lebens- und Betreuungsqualität
kommt auch Menschen mit Beeinträchtigung zugu-
te, denn sie erreichen immer öfter ein hohes Alter.
Die Kehrseiten sind: Mit dem Älterwerden erhöht
sich der Pfl egebedarf. Die Mitarbeiter/innen der
verschiedenen Dienste müssen sich daher auf diese
neuen Aufgaben vorbereiten.
Oberstes Ziel der Landesregierung bleibt wei-
terhin, dass Menschen mit Beeinträchtigung in der
eigenen Wohnung verbleiben und durch verschie-
dene Pfl egedienste zu Hause unterstützt werden.
Sollte dies nicht möglich und eine Unterbringung in
einer speziellen Wohneinrichtung erforderlich sein,
gelten ab 1. Jänner 2013 neue Richtlinien für ältere
Menschen mit Beeinträchtigung.
Künftig wird das 60. Lebensjahr als Richtwert für
die „Pensionierung“ gelten, wobei zu berücksichti-
gen ist, dass bei Menschen mit Beeinträchtigung in
der Regel die Alterungsprozesse früher eintreten.
Dies bedeutet: Falls der Pfl egebedarf der Menschen
mit Beeinträchtigung über 60 Jahre weiterhin gering
ist und von den Fachkräften der Wohneinrichtungen
weiterhin gedeckt werden kann, können die Bewoh-
ner/innen auch weiterhin in der gewohnten Umge-
bung des Wohnheims bleiben.
Sollte sich allerdings der Pfl egebedarf, beson-
ders was die krankenpfl egerischen Leistungen be-
triff t, deutlich erhöhen, ist eine Aufnahme bzw. ein
Übergang in ein Wohnheim für Senioren möglich,
da diese über spezialisierte Fachkräfte für die zu-
nehmenden altersbedingten Beeinträchtigungen
verfügen. Vorgesehen sind auch eigene Wohngrup-
pen in einem Seniorenwohnheim pro Bezirk. Diese
Wohngruppen werden aus höchstens acht bis zehn
Personen mit Beeinträchtigung bestehen. Dadurch
soll die Kontinuität in der Betreuung gewährleistet
werden.
Im Rahmen der neuen Leitlinien werden auch die
Tarifregeln für ältere Menschen mit Beeinträchti-
21
Zivilinvaliden-Ausweis jetzt als Karte und ohne Angabe der Beeinträchtigung
(Landespresseamt) – Plastifi ziert und im handli-
chen Bankomatkarten-Format und vor allem ohne
Angabe der Beeinträchtigung: das ist der neue von
Landesrat Richard Theiner Ende September vor-
gestellte Ausweis für Zivilinvaliden, mit dem diese
verschiedene Begünstigungen in In- und Ausland
in Anspruch nehmen können.
Name, Steuernummer und Grad der Beeinträch-
tigung: das sind die Angaben, die der neue Aus-
weis für Personen mit anerkannter Zivilinvalidität
enthält. Bisher musste der medizinische Befund
der Ärztekommission zur Feststellung der Invalidi-
tät auf einem Schein in DIN-A4-Format vorgezeigt
werden. Das war nicht im Sinne der Betroff enen
und gewährleistete nicht den Datenschutz.
„In Südtirol“, so legte Theiner dar, „leben an die
40.000 anerkannte Zivilinvaliden; rund 35.000 von
diesen erhalten den neuen Ausweis, da ihre Beein-
trächtigung über 46% liegt.“ Ab diesem Prozentsatz
zählen Personen zur „geschützten Kategorie“ im
Arbeitsbereich, und italienweit können nur diese
Begünstigungen in Anspruch nehmen. Drei Grade
der Beeinträchtigung werden auf den Ausweisen
angeführt: 46-73%, 74-99% sowie 100%. Ab 74%
gelten etwa Transportbegünstigungen. „Um die
Ausweise“, so Theiner, „muss ausdrücklich ange-
sucht werden. Sie ersetzen nicht die Ausweise der
verschiedenen sozialen Organisationen und gel-
ten auch nicht als Parkscheine.“ Die Kosten für die
Einführung der neuen Ausweise belaufen sich auf
30.000 € plus Postspesen.
Stefan Hofer, Präsident des Dachverbands für Sozi-
ales und Gesundheit, bezeichnete die Einführung der
neuen Ausweise als guten und wichtigen Schritt.
„Wir wollen“, so Hofer, „nichts geschenkt, sondern
nur die Nachteile aufgrund unserer Beeinträchti-
gung ausgleichen. Deshalb hat der Dachverband
über Jahre hinweg die Einführung dieses neuen
Ausweises gefordert. Mit diesem neuen Kärtchen
sind wir italienweit Vorreiter. Die neuen Ausweise
sind Ausdruck dafür, dass die Bereiche Soziales und
Gesundheit gut zusammenarbeiten.“ Der Dachver-
band für Soziales und Gesundheit sammelt jetzt auf
seiner Website www.dsg.bz.it alle Informationen
darüber, wo es mit diesem Ausweis Begünstigun-
gen für Menschen mit Beeinträchtigung gibt. Die
Verteilung der Ausweise obliegt dem Südtiroler
Sanitätsbetrieb.
Öff entliche Vergabe: Sozialklauseln sollen Eingliederung fördern
(Landespresseamt) – Einen neuen Impuls in Rich-
tung soziale Eingliederung erwartet sich Landesrat
Roberto Bizzo von einem Beschluss, den die Lan-
desregierung im September traf. Auf seinen Antrag
hin wurden so genannte Sozialklauseln genehmigt.
Diese sollen die Berücksichtigung von Sozialgenos-
senschaften bei der öff entlichen Auftragsvergabe
erleichtern.
Im Artikel 36 des diesjährigen Finanzgesetzes (LG
Nr. 15/2011) wurde die Möglichkeit festgeschrie-
ben, bei der Vergabe öff entlicher Aufträge ab dem
EU-Schwellenwert so genannte Sozialklauseln vor-
zusehen. Auf diese Möglichkeit baut der jüngste
Beschluss der Landesregierung auf. Er sieht vor,
dass bei Vergaben ab dem EU-Schwellenwert das
Land, ebenso wie die von ihm kontrollierten Gesell-
schaften, die Landesanstalten und örtlichen Körper-
schaften, das wirtschaftlich günstigste Angebot als
Kriterium der Zuschlagserteilung anwenden, dabei
aber die Sozialklauseln mit einer angemessenen
Punktezahl, auf jeden Fall nicht weniger als 15%,
bewertet werden. Zudem müssen es die Sozialklau-
seln ermöglichen, etwaige Zuschlagsempfänger auf
ihre Fähigkeit hin zu prüfen, wirksame und gute Ar-
beitseingliederungen durchzuführen. Dabei gilt es,
die Verfügbarkeit von Instrumenten, Ressourcen,
Kompetenzen und Methoden sowie die Zusammen-
arbeit mit den zuständigen Sozial- und Gesundheits-
diensten zu bewerten.
Die Sozialklauseln beinhalten eine Reihe von Ei-
genschaften und Merkmalen, die Teilnehmende an
öff entlichen Wettbewerben nachweisen oder ein-
halten müssen. So geht es um die Zahl der beschäf-
tigten Personen mit Benachteiligung, um die Ein-
gliederungsmaßnahmen und um Bildungsprojekte.
„Mit der Einführung der Sozialklauseln“, so Bizzo,
„sollen die Eingliederung benachteiligter Personen
in die Arbeitswelt gefördert und die Chancen von
Sozialgenossenschaften auf Berücksichtigung bei
der öff entlichen Auftragsvergabe verbessert wer-
den.“
22
A K T U E L L E S
Ziel ist es, die Bewohner/innen noch stärker in die
Entscheidungsprozesse rund um ihren Alltag und
die Organisation der Wohndienste einzubeziehen.
Enrico Camin (Unterland-Überetsch) zeigte bei der
Tagung auf, wie auch die Bewohner/innen mit Be-
einträchtigung bei der Aufnahme neuen Personals
der Wohndienste und bei der Bewertung der Mitar-
beiter/innen und Praktikant/inn/en miteinbezogen
werden können. Johanna Marsoner (Kurtatsch) zeig-
te geeignete Instrumente auf, um Personen indivi-
duell an allen Entscheidungen, die sie betreff en, mit
einzubeziehen. „Alle Menschen“, so ihr Leitgedanke,
„können Entscheidungen treff en. Es gilt, die richti-
gen Instrumente und Kommunikationsformen dafür
zu entwickeln.“
Zudem soll künftig verstärkt auf die sozialpäda-
gogische Wohnbegleitung gesetzt werden, auch
mit neuen Wohnformen. Imma Mair leitet diesen
Fachdienst in Bozen. Sie begleitet auch drei Perso-
nen mit Lernschwierigkeiten, die sich gemeinsam
eine Wohnung des Sozialen Wohnbauinstituts in Bo-
zen angemietet haben und dort seit einigen Jahren
gemeinsam wohnen. Ihre Erfahrungen mit dieser
neuen Wohnform fassten zwei Bewohner/innen,
die im Seminar von ihren Erfahrungen erzählten, so
zusammen: „Schön ist es in unserer Wohnung, und
besonders fein, dass keine Betreuer dauernd sagen,
was wir tun müssen!“
Wie wohnen Menschen mit Beeinträchtigung? Tagung der Wohndienst-Verantwortlichen
(Landespresseamt) – Ein möglichst selbständiges
Wohnen: dies ist das Ziel von vielen Menschen mit
Beeinträchtigung. Das Land Südtirol unterstützt dies
mit verschiedenen Wohndiensten: Wohnheimen,
Wohngemeinschaften, Trainingswohnungen sowie
einer sozialpädagogischen Wohnbegleitung. Im
November tauschten sich die Verantwortlichen der
Wohndienste bei einem vom Amt für Menschen mit
Behinderungen organisierten Seminar in Bozen über
Erfahrungen und neue Entwicklungen aus.
Die Wohneinrichtungen sollen den unterschied-
lichen Wohnbedürfnissen ihrer Bewohner/innen
entgegenkommen, denn für viele stellen sie ein
dauerhaftes Zuhause dar. Neben Pfl ege, Betreuung
und Begleitung werden die Bewohner/innen auf ein
möglichst normales Alltagsleben vorbereitet. „Insge-
samt“, so erklärt Ute Gebert vom Amt für Menschen
mit Behinderungen, „stehen in Südtirol 416 Wohn-
plätze für Menschen mit Beeinträchtigung in Wohn-
heimen, Wohngemeinschaften und Trainingswoh-
nungen sowie im Jesuheim und im Blindenzentrum
zur Verfügung.“
Die verschiedenen Arten des Wohnens sind an den
individuellen Grad der Selbständigkeit angepasst.
So leben etwa in den Wohngemeinschaften vor al-
lem Menschen mit einer niedrigen Pfl egestufe, da
sie noch verschiedene alltägliche Handlungen selbst
durchführen können und relativ wenig Betreuung
benötigen. Eine besondere Position nehmen hin-
gegen die 21 Wohnplätze in den Trainingswohnun-
gen ein. Beim Wohntraining werden Menschen mit
Beeinträchtigung auf das selbständige Wohnen in
einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft
vorbereitet, indem sie jene Fertigkeiten trainieren,
die ihnen später erlauben, weitestgehend selbstän-
dig zu leben.
23
Wohnassistenz für Menschen mit Beeinträchtigung Impulse für die Sozialpolitik und die Sozialverwaltungen in Südtirol
Wohnassistenz
Die meisten Menschen mit Beeinträchtigung be-
nötigen, wenn sie selbständig leben wollen, Wohn-
assistenz. Unter Wohnassistenz verstehen wir ein
Bündel an Leistungen, die die Organisation des
Haushalts, Beratung und Assistenz für die soziale
Inklusion (inklusive Mobilität und Freizeitgestal-
tung), Unterstützung für ein selbständiges Leben
sowie Pfl ege umfassen können. Die Assistenz kann
wenige Stunden umfassen oder aber aufgrund der
Komplexität der Beeinträchtigung sehr energie- und
zeitintensiv sein und spezielle Qualifi kationen beim
assistierenden Personal erfordern. Im Sinne des per-
sonenzentrierten Denkens ist in den vorliegenden
Ausführungen ausschließlich von Wohnassistenz
die Rede. Professionelle Mitarbeiter/innen des So-
zialbereichs, aber auch Betroff ene und Angehörige
denken meist in Einrichtungskategorien. Der per-
sonenzentrierte Ansatz erfordert eine Abkehr vom
Denken in Einrichtungen, das einer Institutionalisie-
rung der sozialen Arbeit Vorschub leistet. Er wendet
sich ganz der Person zu und fragt nach dem Bedarf
an Assistenz in den verschiedenen Lebensbereichen
(Arbeit, Wohnen, Freizeit). Damit erhalten die Assis-
tenzleistungen individuelle Ausformungen, die von
verschiedenen Faktoren (persönliche, umweltbezo-
gene) abhängig sind.
Die Ausgangssituation in Südtirol
Das Amt für Menschen mit Behinderungen stellte
anhand von Erhebungen, die im Jahr 2010 durchge-
führt worden waren, fest, dass in den nächsten Jah-
ren zusätzlich zu den bereits von den Sozialdiensten
assistierten Personen rund 200 weitere Menschen
mit Beeinträchtigung Wohnassistenz benötigen
werden. Aus Rückmeldungen von Betroff enen und
Familienangehörigen ergibt sich außerdem folgen-
des Bild: die Einrichtungen der Sozialdienste (Wohn-
heime, Wohngemeinschaften) sind immer mehr,
in einigen Bezirken bereits zur Gänze ausgelastet.
Personen, die Wohnassistenz benötigen, müssen
sich in Wartelisten eintragen. Sie wissen meist nicht,
wie lange sie auf einen Platz in einer der genann-
ten Einrichtungen warten müssen. Die ambulanten
Leistungen der Hauspfl ege decken den Bedarf an
benötigter Wohnassistenz in keiner Weise ab. Das
Pfl egegeld, das im Übrigen nicht alle Betroff enen
erhalten, reicht nicht aus, um sich Wohnassistenz im
benötigten Umfang einzukaufen. Wie erwähnt, stellt
die Pfl ege nur einen Teil der Wohnassistenz dar.
Die Lebenshilfe macht einen Bedarf an Wohnassis-
tenz für junge Menschen mit Beeinträchtigung aus,
die ein selbständiges Leben unabhängig von ihrer
Ursprungsfamilie aufbauen möchten. Ein weiterer
Bedarf besteht aufgrund der höheren Lebenser-
wartung für viele ältere Menschen mit Beeinträch-
tigung, die noch häufi g in ihrer Ursprungsfamilie
leben, wobei die älter werdenden Eltern in naher Zu-
kunft nicht mehr imstande sein werden, ihre Töchter
und Söhne zu betreuen.
T I T E L
T I T E L
24
Impulse für den Aufbau einer Wohnassistenz
für Menschen mit Beeinträchtigung
1. Politische Richtlinien
Zu den politischen Richtlinien, auf die wir uns
berufen können, gehören die „UN-Konvention zum
Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderun-
gen“ sowie der Sozialplan der Autonomen Provinz
Bozen. Zu den Grundsätzen der Konvention zählen
die individuelle Autonomie von Menschen mit Be-
einträchtigung, einschließlich der Freiheit, eigene
Entscheidungen zu treff en sowie die volle und wirk-
same Teilhabe an der Gesellschaft. Bezogen auf das
Thema der Wohnassistenz heißt es im Artikel 19
über die „Unabhängige Lebensführung und Einbe-
ziehung in die Gemeinschaft“: „Die Vertragsstaaten
dieses Übereinkommens anerkennen das gleiche
Recht aller Menschen mit Behinderungen, mit glei-
chen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen in
der Gemeinschaft zu leben, und treff en wirksame
und geeignete Maßnahmen, um Menschen mit Be-
hinderungen den vollen Genuss dieses Rechts und
ihre volle Einbeziehung in die Gemeinschaft und
Teilhabe an der Gemeinschaft zu erleichtern, indem
sie unter anderem gewährleisten, dass a) Menschen
mit Behinderungen gleichberechtigt die Möglich-
keit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu
entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht
verpfl ichtet sind, in besonderen Wohnformen zu
leben, b) Menschen mit Behinderungen Zugang zu
einer Reihe von gemeindenahen Unterstützungs-
diensten zu Hause und in Einrichtungen sowie zu
sonstigen gemeindenahen Unterstützungsdiensten
haben, einschließlich der persönlichen Assistenz, die
zur Unterstützung des Lebens in der Gemeinschaft
und der Einbeziehung in die Gemeinschaft sowie zur
Verhinderung von Isolation und Absonderung von
der Gemeinschaft notwendig ist, c) gemeindena-
he Dienstleistungen und Einrichtungen für die All-
gemeinheit Menschen mit Behinderungen auf der
Grundlage der Gleichberechtigung zur Verfügung
stehen und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen.“
Im Sozialplan der Autonomen Provinz Bozen, den die
Landesregierung kürzlich verabschiedete, heißt es
im Abschnitt „Wohnen“: „Die Sozialdienste haben
sich auf den neuen Bedarf an ambulanter Beglei-
tung der Bewohner/innen einzustellen und sind in
Zukunft gefordert, diesbezügliche Angebote auszu-
bauen.“
2. Der Bedarf an Kontaktstellen
Menschen mit Beeinträchtigung und besonders
jene mit einer kognitiven oder mehrfachen Beein-
trächtigung benötigen aus Sicht der Lebenshilfe
demnach Kontaktstellen für alle Fragen rund um
das Thema Wohnassistenz. Die Kontaktstellen sind
bei den Sozialsprengeln angesiedelt. Die Bezirksge-
meinschaften bzw. der Betrieb für Sozialdienste Bozen
könnte auch einen privaten Träger mit der Führung
der Kontaktstellen beauftragen. Die Lebenshilfe hat
zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft für Behinder-
te und der Genossenschaft Handicar den Beratungs-
dienst „Social Infopoint“ aufgebaut, der im ganzen
Land angeboten wird. Der „Social Infopoint“ könnte
die Aufgaben der Kontaktstelle übernehmen, müss-
te dafür aber personell aufgestockt werden. Die
Kontaktstellen haben die Aufgabe der Beratung, der
Abklärung, der Vernetzung sowie der Koordination
und Hilfestellung bei verwaltungstechnischen Ab-
wicklungen inklusive Finanzierung.
Beratung und Abklärung. Viele Menschen mit Be-
einträchtigung benötigen Wohnassistenz, haben
aber häufi g keine genauen Vorstellungen davon,
wie, wo und mit wem sie wohnen möchten. Die Un-
terstützungsmöglichkeiten durch die öff entlichen
und privaten Sozialdienste sind selten im Detail
25
bekannt. Hinzu kommt, dass Menschen mit Beein-
trächtigung aufgrund ihrer Unterstützungsbedürf-
tigkeit meist eine enge Beziehung zu ihren Eltern ha-
ben. Deshalb muss die Kontaktstelle bei Bedarf das
Thema „Loslassen“ kompetent und behutsam unter
Einbeziehung der gesamten Familie ansprechen.
Die Kontaktstelle unterstützt schließlich die Erstel-
lung eines individuellen Wohnprojekts. Methodisch
bedient sich die Kontaktstelle der Instrumente des
personenzentrierten Ansatzes.
Vernetzung. Die Kontaktstelle hilft dem Betroff e-
nen und seiner Familie, sich im weitesten Sinn zu
vernetzen. Sie unterstützt und koordiniert bei Be-
darf die Kontaktaufnahme zu anderen Betroff enen,
mit denen die Gründung von Wohngemeinschaften
besprochen werden könnte. Sie berät über private
und öff entliche Dienste, die Wohnassistenz zur Ver-
fügung stellen, und hilft bei der Kontaktaufnahme.
Sie informiert über öff entliche und private Körper-
schaften, die Wohnungen zur Verfügung stellen
können.
Koordination und Hilfestellung bei verwaltungs-
technischen Abwicklungen inklusive Finanzierung der
Wohnassistenz. Die Kontaktstelle unterstützt bei
allen verwaltungstechnischen Schritten hin zum
selbständigen Wohnen. Das kann die Suche nach
einer geeigneten Wohnung, die Anmietung, die Or-
ganisation von Wohnassistenz usw. betreff en. Die
Kontaktstelle unterstützt die Betroff enen, damit die
Wohnassistenz fi nanziert werden kann. Sie hilft bei
Antragstellungen zur Finanzierung der anfallenden
Kosten.
3. Die Finanzierung von Kontaktstellen
Im Sinne der personenzentrierten Ausrichtung er-
folgt die Finanzierung der Wohnassistenz über ein
persönliches Budget, das allen Anspruchsberechtig-
ten nach zu defi nierenden Kriterien zur Verfügung
gestellt wird. Menschen mit einer körperlichen Be-
einträchtigung können bereits auf das persönliche
Budget zurückgreifen.
In Südtirol gibt es unseres Wissens keine wie eben
beschriebene Wohnassistenz. Die öff entliche Haus-
pfl ege unterstützt selbständiges Wohnen von Men-
schen mit Beeinträchtigung in geringem Ausmaß,
da, wie schon der Name sagt, Pfl ege im Vordergrund
steht. Pfl ege ist aber, wie erwähnt, nur einer von meh-
reren Aspekten von Wohnassistenz. Ein Dienst für
Wohnassistenz bedarf einer fachlichen Koordination
und greift auf ein Team von Mitarbeiter/inne/n mit
unterschiedlicher Qualifi kation zurück (Pädagog/
inn/en, Sozialbetreuer/innen, Laienhelfer/innen und
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen). Im Rahmen eines
mit dem Betroff enen erstellten individuellen Wohn-
projekts kommen dann die verschiedenen Qualifi ka-
tionen in unterschiedlichem Ausmaß zum Einsatz.
Wolfgang Obwexer
T I T E L
26
Was wird sein, wenn …? Zu Gast bei einer Tagung von People First
Seit Jahren sind zumindest Teile unserer Gesell-
schaft bemüht, Menschen mit Beeinträchtigungen
in die Gemeinschaft einzugliedern. Menschen mit
Beeinträchtigung sollen ein Leben mit Rechten und
Pfl ichten führen können wie andere auch. Immer
ausgehend von den Möglichkeiten, die diese Men-
schen haben. Das beginnt schon in Kindergarten
und Schule. Auch dort sollte nur verlangt werden,
was die Kinder auch können. Viele Kinder begegnen
hier kleineren oder größeren Schwierigkeiten.
Unsere Gesellschaft ist bemüht, die heranwach-
senden Kinder in Jugendgruppen einzugliedern.
Spätestens da ergeben sich für Familien mit Jugend-
lichen, die eine Beeinträchtigung haben, manche
Schwierigkeiten. Das hat wohl auch damit zu tun,
dass Menschen im Jugendalter sehr auf sich selbst
und ihre neu entdeckten Bedürfnisse konzentriert
sind. Sie haben keine Lust, sich mit schwierigen Si-
tuationen auseinanderzusetzen. Das heißt dann oft,
dass die Familien selber schauen müssen, wie sie
ihre Kinder sinnvoll beschäftigen können. Was meis-
tens nicht leicht ist.
Später, nach abgeschlossener Schule, sollte der
junge Mensch in die Arbeitswelt aufgenommen
werden. Das ist für Menschen mit Beeinträchtigung
die nächste Hürde. Manchen gelingt es, eine befrie-
digende Arbeitsstelle zu fi nden. Viele aber warten zu
Hause oder in einer Werkstatt auf so eine Möglich-
keit. Es wird in den öff entlichen Ämtern viel darüber
nachgedacht, was man tun könnte, um diese Situa-
tion zu verbessern.
Wenn nun der Mensch erwachsen ist und eine Ar-
beit hat, die ihm gefällt und für die er bezahlt wird,
ist es ganz normal, dass in ihm das Bedürfnis wächst,
auch selbständig zu wohnen. Man möchte einladen
können, wen man will, man will essen, was man will,
ausgehen, wann und mit wem man will, und so wei-
ter.
Warum aber sind die meisten jüngeren und älteren
erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigung im-
mer noch zu Hause? Warum denken viele gar nicht
ernsthaft daran, selbständig zu wohnen? Erwachse-
ne Menschen mit Beeinträchtigung wohnen meis-
tens bei ihren Eltern, bis diese alt sind. Wenn die El-
tern dann keine Unterstützung mehr bieten können,
müssen Menschen mit Beeinträchtigung schnell ei-
nen gerade freien Platz annehmen: in einem Heim, in
einer Wohngemeinschaft oder bei Verwandten. Fast
nie haben sie diesen Platz selbst überlegt gewählt.
Der folgende Artikel ist die leicht modifi zierte Version eines in bewusst einfacher Sprache gehaltenen
Vortrags, den Lisl Strobl im Rahmen der Tagung der Selbstvertretungsgruppe People First zum Thema
„Was wird sein, wenn unsere Eltern alt und krank werden?“ am 27. Oktober im Hotel Masatsch in Oberpla-
nitzing hielt. Kurzberichte über Verlauf und Ergebnisse dieser Tagung fi nden Sie in den Rubriken „Lebens-
hilfe intern“ und „People First“.
Die Redaktion
27
Muss es denn sein, dass wir so lange warten, bis wir
selbst nicht mehr mitentscheiden können? Warum
warten wir so lange? Weil es bequem ist? Weil wir
keine Energie haben, etwas dagegen zu tun? Weil
wir Hilfe brauchen, die uns fehlt? Weil wir zu wenig
Geld haben? Weil wir Angst vor der neuen Situation
haben? Weil wir als Menschen mit Beeinträchtigung
Angst haben, mit den Eltern darüber zu sprechen?
Weil wir als Eltern Angst haben, mit den Kindern da-
rüber zu sprechen? Wahrscheinlich von allem etwas!
Können wir etwas dagegen tun? Natürlich! Vor al-
lem müssen wir den Mut fi nden, über das Thema zu
sprechen. Natürlich ist es am bequemsten, einfach
so lange wie möglich wie gewohnt weiter zu leben.
Nicht immer aber ist das die beste Lösung. Oft ist der
Eine oder die Andere damit gar nicht zufrieden.
Die Eltern sind oft schon alt und haben schon viel
geleistet. Sie sind oft müde und haben nicht mehr
die Kraft, etwas zu unternehmen. Gleichzeitig aber
haben sie Angst, ihre Kinder, die sie lieben, dorthin
gehen zu lassen, wo man sie nicht gut genug kennt,
wo man sie womöglich nicht richtig versteht, wo sie
vielleicht nicht das bekommen, was sie brauchen,
wo sie viele ihrer Gewohnheiten aufgeben müssen,
wo vielleicht niemand da ist, der sie richtig pfl egt,
wenn sie krank sind und so weiter. Das sind alles be-
rechtigte und verständliche Ängste.
Die jungen Menschen, die „großen Kinder“, um
die es geht, wissen sehr oft nicht, was sie tun müs-
sen oder können, um eine Wohnung zu fi nden. Sie
wissen oft auch nicht, wer sie unterstützen könnte,
wenn sie Unterstützung brauchen, oder sie laufen
Gefahr, dass sie sich die falschen Unterstützer/innen
aussuchen. Eines ist es, daheim beim Aufräumen,
Kochen, Waschen und so weiter zu helfen, ein ande-
res ist es, selbst dafür verantwortlich zu sein. Es müs-
sen regelmäßig Rechnungen für Strom, Wasser, Gas,
Telefon, Müllabfuhr, Fernseher und so weiter bezahlt
werden. Um diese Aufgaben erfüllen zu können,
brauchen sie mehr Unterstützung als Menschen
ohne Lernschwierigkeiten. Und natürlich haben
auch sie Angst vor der neuen Situation. Vieles aber
kann man mit der Zeit lernen.
Und dann kommt das ganz große Tabu. Eltern ha-
ben Angst, ihre Kinder zu verletzen, wenn sie sich
wünschen, dass die Kinder gehen, und die Kinder
haben Angst, die Eltern zu verletzen, wenn sie ihnen
sagen, dass sie lieber selbständig leben wollen, viel-
leicht mit Freunden oder gar mit Partner bzw. Part-
nerin. Dabei wären manchmal vielleicht beide Betei-
ligten froh, wenn man endlich diesen Schritt wagen
würde. Es gibt mehrere Gründe, weshalb sich Eltern
wünschen, dass ihre Kinder in eine eigene Wohnung
ziehen. Sie können sich noch gut erinnern, wie ger-
ne sie sich selbständig gemacht haben, wie schön es
war, nicht immer den Eltern Rechenschaft ablegen
zu müssen, nicht immer ein schlechtes Gewissen zu
haben, wenn man einmal nicht rechtzeitig daheim
ist, sich nicht immer beobachtet zu fühlen, einfach
selbst mehr und öfters entscheiden zu können. Es
wünschen sich ja alle nur, dass es den anderen gut
geht. Damit wir aber wissen, ob es den anderen gut
geht, müssen wir darüber reden. Wir müssen unsere
Wünsche aussprechen.
Auf jeden Fall ist es ganz wichtig, dass man früh
genug anfängt, darüber nachzudenken, wie es sein
könnte, wenn die eigenen Eltern einmal nicht mehr
für uns sorgen können. Dann haben wir die Zeit, um
uns umzusehen, was es für Möglichkeiten gibt. Wir
leben leider auch in einer Zeit, in der immer mehr
gespart werden muss. Auch von der öff entlichen
Hand, vom Land, können wir uns nicht immer die
Unterstützung erwarten, die wir uns wünschten. Das
muss aber nicht unbedingt nur negativ sein. Wenn
die Hilfe weniger wird, müssen wir eben selber ak-
tiv werden. Wir müssen nachdenken und überlegen,
was man tun kann. Wir müssen kreativ werden. Wir
müssen selber Initiativen ergreifen, selber etwas un-
ternehmen, dass wir zu einer Wohnung kommen.
T I T E L
28
Wir müssen herumfragen, wir müssen uns beraten
lassen, zu verschiedenen Ämtern gehen, Leute um
Hilfe bitten. Das braucht oft viel Zeit und viel Geduld.
Das heißt dann allerdings auch, dass wir unsere eige-
ne Meinung sagen, selber mitbestimmen und mehr
selber entscheiden können. Das fängt schon damit
an, dass wir selber aussuchen können, mit wem wir
zusammen wohnen möchten und wo wir wohnen
möchten.
Ich möchte ein Beispiel bringen, wie ich mir die-
sen Weg von daheim in der eigenen Familie, bei den
eigenen Eltern, hin in eine neue Wohngemeinschaft
vorstelle.
Der erste Schritt ist der, dass ich für mich weiß: ich
möchte weg von meiner Familie, denn ich möchte
selbständig leben, selber für mich entscheiden. Aber
Achtung! Bei aller Selbständigkeit darf man nie den
Respekt vor unseren Mitmenschen verlieren, nie die
Würde unserer Mitmenschen verletzen. Wir müssen
dabei immer unsere Demut bewahren. Wir alle fi n-
den es ganz wichtig, dass jeder Mensch so weit wie
möglich seine Selbständigkeit leben soll und darf.
Und wir sind da, um diese Tatsache zu unterstützen.
Aber wir dürfen dabei nie unsere Grenzen überse-
hen, wir dürfen sie nie überschreiten. Wir alle haben
Grenzen. Jede/r von uns kommt oft zu einem Punkt,
wo er/sie alleine nicht mehr weiter kommt. Dann
müssen wir die Demut haben, uns diese Grenze ein-
zugestehen und Hilfe zu suchen, um Hilfe bitten und
die Hilfe annehmen. Das „Bitte und Danke“ in De-
mut ist ein kleines Geheimnis, das uns oft das Leben
leichter machen würde, das wir aber leider allzu oft
leichtfertig vergessen.
Die meisten von euch arbeiten in Genossenschaf-
ten, Werkstätten oder in einem öff entlichen Dienst.
Viele von euch unternehmen mit Freunden und Kol-
legen Ausfl üge, machen Urlaube oder verbringen
Abende gemeinsam. Da kann man sich oft besser
kennen lernen. Zwei, drei oder vier Freunde oder
Freundinnen oder auch Paare könnten sich zusam-
mentun und beschließen, gemeinsam eine Wohnge-
meinschaft zu gründen.
Das ist schon der zweite Schritt. Bevor man sich
entscheidet, mit wem man gemeinsam in eine Woh-
nung zieht, um dort gemeinsam zu leben, ist es
ganz wichtig, dass man sich gut kennen lernt und
es sich sehr gut überlegt. Vielleicht könnte man vor-
her wirklich ein paar Male gemeinsam in den Urlaub
fahren und vielleicht auch das Zimmer teilen, um die
Gewohnheiten des Anderen kennen zu lernen und
zu sehen, ob man diese selber akzeptieren oder viel-
leicht sogar teilen kann. Vielleicht hat der/die Ande-
re gleiche oder ähnliche Gewohnheiten. Es gibt viel-
leicht Dinge, die ich gar nicht machen kann, ein/e
Andere/r aber gut. Zum Beispiel kann es sein, dass
ich überhaupt nicht bügeln kann oder will, ein/e
Andere/r bügelt dafür sehr gut und gern. Dafür kann
ich vielleicht gut kochen oder aufräumen, was der/
die Andere weniger gut kann oder gar nicht gern
tut. Da kann man sich dann gut ergänzen. Vielleicht
aber liebe ich die Ruhe, und jemand anders redet
sehr viel und laut oder braucht ständig laute Musik.
Da sollte man es sich gut überlegen, ob man zusam-
men wohnen will. Auch muss ich wissen, dass es in
einer Lebensgemeinschaft gilt, Regeln aufzustellen
und diese einzuhalten. Sonst gibt es bald ein Cha-
os, und das wiederum macht das Zusammenleben
schwierig oder gar unmöglich. Ich muss also bereit
sein, solche Regeln, die man am Anfang gemeinsam
aufgestellt hat, einzuhalten.
Wenn mir das alles klar ist und ich weiß, dass ich
ausziehen möchte und vielleicht auch schon weiß,
mit wem ich zusammenziehen möchte, ist es wich-
29
tig, die eigene Familie darüber zu informieren und
sie davon zu überzeugen, dass das für mich der rich-
tige Weg sein wird. Der dritte Schritt.
Sind die Eltern überzeugt, dann werden sie auch
gerne bereit sein, bei der Wohnungssuche zu helfen.
Es muss nicht nur eine geeignete Wohnung gefun-
den werden. Oft fi ndet man die richtige Wohnung
mit Hilfe von Freunden oder Bekannten, oft kann
man vom Wohnbauinstitut Hilfe bekommen. Das ist
nun der vierte Schritt.
Die Wohnung muss vielleicht leicht verändert oder
angepasst werden, und sie muss fi nanziert werden.
Bei diesem fünften Schritt brauchen wir wahrschein-
lich besonders viel Unterstützung.
Wenn die richtige Wohnung gefunden und die Fi-
nanzierung sichergestellt ist, wenn wir wissen, wie
wir die Wohnung bezahlen können, dann kommt
der sechste Schritt. Die Wohnung muss noch einge-
richtet werden. Stellt euch vor, ihr könnt bei der Ein-
richtung eurer eigenen Wohnung selbst mitbestim-
men! Das wird sicher eine schöne und interessante
Zeit. Vielleicht darf man sogar das eine oder andere
Stück von zuhause mitnehmen. Einen Schrank, der
einem immer schon gefallen hat, ein Bild, an dem
besondere Erinnerungen hängen, einen Teppich,
der besonders gut ins neue Zimmer passt und so
weiter. Vieles aber muss gekauft werden. Und über-
all seid ihr dabei und entscheidet mit.
So! Nun ist die Wohnung eingerichtet und die Fi-
nanzierung gesichert. Eigentlich könnte man jetzt
einziehen.
Der siebte und vorletzte Schritt ist, dass man die
Frage der Unterstützung klärt. In eurer Wohngemein-
schaft braucht ihr eine/n oder mehrere Begleiter/in/
nen. Ich stelle mir vor, dass ihr das Recht haben sollt,
euch eure Begleiter/innen selber, mit Unterstützung
eurer Eltern und eventuell einer Fachkraft aus dem
zuständigen öff entlichen Dienst, selbst auszusuchen
und einzustellen. Ihr müsstet über die Zeitung oder
das Internet ein Bewerbungsschreiben aussenden.
Wenn sich Leute melden, die bereit wären, euch zu
begleiten, müsstet ihr diesen sagen, welche Unter-
stützung ihr euch von ihnen erwartet. Man muss
ausmachen, wie viele Stunden sie bei euch arbeiten
werden und was sie bezahlt bekommen. Auch diese
Finanzierung muss natürlich geregelt werden. Es ist
bei diesem Gespräch ganz besonders wichtig, dass
den Mitgliedern der Wohngemeinschaft und den zu-
künftigen Begleiter/inne/n klar wird, ob sie gut mit-
einander auskommen. Damit das möglich wird, ist
es unbedingt notwendig, dass man sich gegenseitig
vertrauen kann: die Bewohner/innen, ihre Eltern und
die Begleitpersonen. Man muss im Vorfeld an vieles
denken. Zum Beispiel: Was passiert, wenn einmal ein
Mitglied der Wohngemeinschaft krank ist? Kann es
alleine zu Hause bleiben oder braucht es jemanden,
der/die es versorgt? Wer wird das sein? Die Eltern,
Geschwister, Freunde oder die Begleitperson? Wer
verwaltet das Haushaltsgeld? Wer unterhält die Ver-
bindung zum verantwortlichen öff entlichen Dienst?
Solche Fragen und noch andere wird man stellen
und beantworten müssen, bevor endlich der Betrieb
in der neuen Wohngemeinschaft aufgenommen
wird. Je besser die Vorbereitung ist, desto leichter
wird es den Eltern fallen, ihre Kinder ziehen zu las-
sen, und desto sicherer werden diese sich in der neu-
en Situation fühlen.
Lisl Strobl
T I T E L
30
Erfordernisse und Engpässe Im Spannungsfeld zwischen Handlungsbedarf und Ressourcenknappheit:
ein Gespräch mit Thomas Dusini
PE: Die gegenwärtige und zukünftige Wohnsitua-
tion von Menschen mit Beeinträchtigung stellt eine
im Sozialwesen zurzeit stark beachtete Thematik dar.
Diesseits der in der „UN-Konvention zum Schutz der
Rechte von Menschen mit Behinderungen“ dekla-
rierten Forderung, in allen Lebensbereichen Möglich-
keiten der Selbstbestimmung zu schaff en, verleihen
demografi sche Entwicklungen dem Thema Brisanz.
Menschen mit Beeinträchtigung können heute ein be-
achtliches Alter erreichen und werden in vielen Fällen
nicht ihr Leben lang auf die Unterstützung ihrer Eltern
zurückgreifen können. In welcher Weise werden Sie in
Ihrer Eigenschaft als Direktor der Sozialdienste der Be-
zirksgemeinschaft Eisacktal und somit als einer der
Vertreter der öff entlichen Sozialdienste in Südtirol mit
der Frage der Wohnsituation von Menschen mit Beein-
trächtigung konfrontiert?
Dusini: Die Sozialdienste in Südtirol widmen sich
schon seit geraumer Zeit dieser Frage. Wir, die So-
zialdienste der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, spra-
chen bereits vor zehn Jahren beim zuständigen Lan-
desamt sowie beim damaligen Soziallandesrat vor,
um auf den zu erwartenden Bedarf aufmerksam zu
machen. Wir regten damals an, unser Sozialzentrum
Seeburg in Brixen mit einem Zubau zu erweitern,
der 24 neue Wohnplätze umfassen sollte. Im Laufe
der Zeit überarbeiteten wir dieses Konzept dahin-
gehend, dass wir vorschlugen, das historische Ge-
bäude der Seeburg zu adaptieren und die beiden im
Besitz der Gutsverwaltung des Land- und forstwirt-
schaftlichen Versuchszentrums Laimburg befi ndli-
chen Wohnungen zu übernehmen. Dadurch könn-
ten beträchtliche Investitionskosten eingespart und
entstehende Synergien genutzt werden. In den da-
mit gewonnenen Räumlichkeiten, so sieht unsere
Vorstellung aus, könnten wir drei verschiedene Ty-
pen von Wohnangeboten schaff en. Uns schweben
acht Plätze für Dauerbewohner/innen, acht Plätze
für rotierende Bewohner/innen und acht Plätze für
kurzzeitige Bewohner/innen vor.
PE: Welche Überlegungen stehen hinter dieser Un-
terscheidung?
Dusini: Wir nehmen auf der einen Seite wahr, dass
das Durchschnittsalter unserer Klient/inn/en, auch
jener, die in den Werkstätten arbeiten, im Steigen
begriff en ist, und ebenso, dass es jüngere Menschen
mit Beeinträchtigung gibt, die an autonomem Woh-
nen außerhalb ihrer Herkunftsfamilie interessiert
sind. Es gibt also gute Gründe, Wohnräume für Men-
schen mit Beeinträchtigung zu schaff en, die sich ei-
nen dauerhaften Wohnplatz wünschen und in der
Lage sind, mit Unterstützung und Begleitung dort
zu leben. Auf der anderen Seite erscheint es uns
sinnvoll, Wohnangebote zu schaff en, die vor allen
Dingen entlastende Funktion haben. Rotationsplät-
ze und Kurzzeitplätze entlasten die Angehörigen,
erstere über längere Zeitspannen von zwei, drei
Wochen bis zu zwei oder auch drei Monaten, letzte-
re einige Tage oder ein Wochenende lang. Kurzzeit-
wohnplätze, so könnte man auch sagen, sind ge-
dacht, um familiäre Notsituationen zu lindern oder
solchen Notsituationen vorzubeugen.
PE: Wir besprechen gleich die Gründe, warum Ihre
Pläne noch nicht umgesetzt werden konnten. Würden
Thomas Dusini,
Direktor der Sozialdienste
der Bezirksgemeinschaft Eisacktal
31
Sie mir vorher die gegenwärtige Situation in der See-
burg beschreiben?
Dusini: Im Wohnbereich der Seeburg gibt es zur-
zeit eine Warteliste, in die 20 Personen eingetragen
sind. Wir können momentan nicht mehr als zwei
Kurzzeitplätze anbieten, auch wenn einer dieser
beiden unter Umständen als Rotationsplatz verge-
ben werden kann. Von den vier Personen, die das
70. Lebensjahr überschritten haben, übersiedelten
zwei in ein Seniorenwohnheim, so dass die eben
genannten und dringend benötigten Kurzzeitplätze
geschaff en werden konnten. Obwohl Übersiedlun-
gen in Seniorenwohnheime ethisch grundsätzlich
umstritten sind, darf ich behaupten, dass der männ-
liche Bewohner diesen Schritt freudig und neugie-
rig mittrug. Die Bewohnerin äußerte sich diesbe-
züglich zwar nicht, doch angesichts der Tatsache,
dass der Umgang mit ihr zuletzt ein vorwiegend
pfl egerischer war, konnte ich diese Entscheidung
nicht nur verantworten, sondern musste sie sogar
befürworten. Angesichts ihres hohen Pfl egebedarfs
war sie im Seniorenwohnheim besser aufgehoben
als bei uns.
PE: Eine Warteliste mit 20 Namen erscheint doch
relativ lang. Gibt es Anzeichen dafür, dass Ihre statio-
nären Wohnangebote in absehbarer Zeit unter quanti-
tativen Gesichtspunkten bedarfsgerecht sein werden?
Dusini: Mit dieser Frage berühren wir die Barrie-
ren, die unsere Sozialdienste gerade erleben. Es ist
eine Tatsache, dass wir aufgrund der prekären öko-
nomischen Gesamtsituation unserer Gesellschaft
in den für die kommenden fünf Jahre erarbeiteten
Investitionsprogrammen der Autonomen Provinz
Bozen nicht berücksichtigt sind. Das bedeutet, dass
das Wohnangebot in der Seeburg bis mindestens
Ende 2017 nicht wird erweitert werden können. Au-
ßerdem ist absehbar, dass die familiären Notsituati-
onen zunehmen werden. Zahlreiche Eltern unserer
Klient/inn/en haben ein Alter erreicht, bei dem die
Überforderung von einem Tag auf den anderen ein-
treten kann. Womit wir Sozialdienste jährlich sehr
wohl rechnen können, sind die Zuwendungen aus
dem Sozialfonds. Allerdings sinken diese, so dass
wir uns für das bevorstehende Jahr auf einen Rück-
gang der fi nanziellen Mittel von einigen Prozent-
punkten vorbereiten. Bezogen auf das Thema „Woh-
nen von Menschen mit Beeinträchtigung“ bedeutet
dies, dass wir es von Grund auf neu denken und in
Angriff nehmen müssen.
PE: Würden für ambulant begleitetes Wohnen mehr
Ressourcen zur Verfügung stehen?
Dusini: Das ambulant begleitete Wohnen in eige-
nen Wohnungen oder Wohngemeinschaften wurde
T I T E L
32
unsererseits immer schon mitgedacht. Die Wohn-
angebote in unserem Land bzw. in unserem Bezirk
sollen ja möglichst vielfältig sein. Und ich glaube
sehr wohl, dass wir verstärkt in diese Richtung dis-
kutieren müssen. Eine bedeutsame Ressource auf
dieser Schiene scheinen mir die privaten Organi-
sationen und Interessensverbände sowie vor allem
die Betroff enen selbst mit ihren Angehörigen dar-
zustellen. Wir knüpften auch schon entsprechende
Kontakte mit der Lebenshilfe, dem Arbeitskreis Eltern
Behinderter und der Genossenschaft casahaus. Letz-
tere ist bereits im Begriff , Wohnungen anzumieten
und diese interessierten Personen zur Verfügung
zu stellen. Gemeinsam mit den genannten privaten
Organisationen und Verbänden sowie den Betrof-
fenen selbst und deren Angehörigen wurde auch
schon diskutiert, wie man etwa Generationen über-
greifende Wohneinheiten schaff en bzw. freiwillige
Kräfte wie Universitätsstudent/inn/en in Projekte
miteinbeziehen könnte. Wir werden im Rahmen ge-
meinsamer Anstrengungen unseren Beitrag leisten,
müssen dabei aber von unseren stark begrenzten
fi nanziellen wie personellen Ressourcen ausgehen.
Denn natürlich sind auch die Sozialpädagogische
Grundbetreuung und die Hauspfl ege von den Ein-
sparungen betroff en. Wir können beispielsweise ei-
nen gewissen Umfang an ambulanter Assistenz für
außerhalb der Einrichtungen autonom wohnende
Personen zur Verfügung stellen, müssen aber auf-
grund der fehlenden fi nanziellen Ressourcen bei
der Frage der Wochenendbegleitung sowie bei der
Frage der Nachtbetreuung zurzeit passen.
PE: Muss der Mensch mit Beeinträchtigung also ver-
stärkt auf Eigeninitiative setzen?
Dusini: Die im Rahmen des Gesetzes zur Pfl ege-
sicherung erfolgende direkte Zuwendung an den
Einzelnen durch Überweisung von Geldmitteln aus
dem Pfl egefonds ist im Grunde bereits ein klares Si-
gnal in diese Richtung, ebenso die neu geschaff ene
Möglichkeit einer fi nanziellen Unterstützung für ein
selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teil-
habe. Die übrig bleibenden Ressourcen wollen wir
als Sozialdienste in jedem Fall im Sinne der „UN-Kon-
vention zum Schutz der Rechte für Menschen mit
Behinderungen“, im Sinne des Prinzips der Selbstbe-
stimmung sowie im Sinne des Postulats von Inklusi-
on und Teilhabe nutzen. Wir bekennen uns zu dieser
Ethik, müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass un-
sere Ressourcen zurzeit knapper denn je sind. Aus
diesem Grund gehört es unter den heutigen Rah-
menbedingungen mit zu unseren Hauptaufgaben,
die Familien auf ihrer Suche nach individuellen Lö-
sungen möglichst wirksam zu unterstützen.
Interview: Dietmar Dissertori
33
Zusammen leben in Kleingruppen Die Wohngemeinschaften der Lebenshilfe in Schlanders:
ein Gespräch mit Emma Pinzger
PE: Fünf Jahre sind vergangen, seit im Haus Slara-
nusa der Lebenshilfe in Schlanders der Wohnbereich
neu strukturiert wurde und das Wohnheim drei Wohn-
gemeinschaften Platz machte. Wollen wir dieses Ge-
spräch mit einer kurzen Zwischenbilanz beginnen?
Pinzger: Es steht für mich außer Zweifel, dass die
Umgestaltung des Wohnbereichs eine höchst po-
sitiv zu bewertende Entscheidung war. Die Aufhe-
bung des Wohnheims und die Errichtung von bis
heute drei Wohngemeinschaften führten dazu, dass
die Lebensqualität unserer Klient/inn/en erheblich
stieg. Rückblickend können wir sehr dankbar sein
für jene Anregungen, die wir im Jahr 2007 im Rah-
men einer groß angelegten Evaluation erhielten. Da-
bei war das gesamte Personal einschließlich meiner
selbst anfangs äußerst skeptisch. Wir hatten keine
klare Vorstellung von einem Alltag, der wesentlich
von Mitsprache geprägt sein würde, ebenso wenig
davon, wie wir unsere Bewohner/innen an Mitspra-
che gewöhnen und zu Mitsprache animieren soll-
ten, und auch nicht davon, wie wir mit Privatheit
umgehen sollten und was es in der konkreten Arbeit
bedeutet, Privatheit zu respektieren. Fragen dieser
Art waren im Wohnheim in dieser ausdrücklichen
und systematischen Form nicht aufgeworfen wor-
den. Doch im Laufe der Zeit wich diese Skepsis und
machte der Überzeugung Platz, den richtigen Weg
eingeschlagen zu haben. Wenn ich heute an die ste-
Emma Pinzger,
Verantwortliche der Wohngemeinschaften
der Lebenshilfe Vinschgau
T I T E L
34
rilen Räumlichkeiten des Wohnheims zurück denke
und diese mit den persönlich gestalteten Einzelzim-
mern vergleiche, so kann ich behaupten, dass wir
einen nicht nur bedeutsamen, sondern auch not-
wendigen Schritt setzten. Auch die Bewohner/innen
selbst erkennen heute den Wert von Privatheit und
den Besitz eines Rückzugsraums.
PE: Konntet ihr bei dieser Umstrukturierung auch von
euren Erfahrungen mit der Wohngemeinschaft im Dorf
profi tieren, die ja bereits seit dem Jahr 2004 existiert?
Pinzger: In der Wohngemeinschaft im Dorf woh-
nen zwei Männer und zwei Frauen, die tagsüber in
unseren Werkstätten arbeiten. Sie werden von zwei
Betreuerinnen begleitet und erstellen mit deren Hil-
fe an jedem Samstag Wochenpläne, in denen unter-
schiedliche Zuständigkeiten festgelegt werden. Mit
Hilfe von Piktogrammen und Fotos erkennt jede/r
einzelne Bewohner/in sofort, wer für die Zuberei-
tung des Frühstücks, für den Einkauf, für die Reini-
gung der gemeinsamen Räume und anderes mehr
verantwortlich ist. Die Wohngemeinschaft im Dorf,
deren Bewohner/innen doch relativ selbständig
sind, war von Anfang an als Trainingswohnung kon-
zipiert. Natürlich sollten uns später die Erfahrungen
mit dieser Wohngemeinschaft hilfreich sein, aber als
uns im Zuge der Evaluation nahegelegt wurde, das
Modell auch auf den Wohnbereich im Haus Slara-
nusa zu übertragen, waren wir doch einigermaßen
überrascht. Andererseits erkannten wir, dass Prin-
zipien wie Selbstbestimmung, Mitsprache und Pri-
vatheit nicht teilbar sind. So führten wir bald eine
Befragung sowohl unserer Bewohner/innen als auch
von deren wichtigen privaten und professionellen
Bezugspersonen durch. Und es dauerte nicht lan-
ge, bis die Umbauarbeiten im Haus begannen. Wir
sehen heute, um wie vieles besser wir in Wohnge-
meinschaften auf die einzelnen Personen individuell
eingehen können.
PE: Was im Wohnheim nicht in diesem Ausmaß mög-
lich war?
Pinzger: Im Wohnheim wohnten elf Personen in
vier Schlafräumen und mit einer Nasszelle. Es war
dort viel schwieriger, individuellen Anliegen gerecht
zu werden. Wohngemeinschaften bieten viel famili-
ärere Umgebungen. In Kleingruppen gibt es größere
Freiräume. Freizeitaktivitäten werden heute je nach
Bedürfnis und Interesse diff erenziert, ebenso wie
die abendlichen Speisepläne je nach Wunsch, und
jede/r Bewohner/in kann sich nach dem Abendes-
sen je nach Lust, Laune und Befi ndlichkeit entweder
auf sein/ihr Zimmer zurückziehen oder, womit und
mit wem auch immer, den Rest des Abends im Ge-
meinschaftsraum verbringen. Außerdem werden
den Bewohner/inne/n Verantwortlichkeiten über-
tragen. Jede Kleingruppe ist nämlich, natürlich in
Begleitung der Betreuungspersonen, für Planungen
und Besorgungen selbst zuständig. Nachmittags
wird zum Beispiel besprochen, was abends auf den
Tisch kommen soll, und im Anschluss daran steht
ein Besuch des Supermarkts an. Eingebunden sind
die Bewohner/innen auch in der Küche während der
Zubereitung der Mahlzeiten, beim Tischdecken und
beim Abtragen des Geschirrs.
35
PE: Die Personalsituation ist also günstig genug, um
ein familiäres Klima herzustellen und individuelle Zu-
wendungen zu ermöglichen.
Pinzger: Wir können nicht erwarten, dass jedem/
jeder einzelnen Bewohner/in eine Betreuungsperson
zur Seite gestellt wird. Doch normalerweise kommt
es ja nicht vor, dass jede/r einzelne Bewohner/in bei-
spielsweise zu genau demselben Zeitpunkt ein be-
sonderes und mit niemandem geteiltes Interesse an
einer bestimmten Freizeittätigkeit hat. In der Praxis
wollen mehrere Personen gemeinsam, manchmal
sogar kleingruppenübergreifend, schwimmen ge-
hen, eine Ausstellung besichtigen, ein Konzert besu-
chen oder was auch immer. Deshalb ist es auch pro-
blemlos machbar, ausschließlich jenen Bewohner,
der einen Bekannten im Seniorenwohnheim hat,
zwischendurch nachmittags dorthin zu begleiten,
oder ausschließlich mit jenem frommen Bewohner,
der als einziger Interesse zeigte, nach Brixen zu fah-
ren, um der Bischofsweihe beizuwohnen.
PE: Kürzlich teiltest du in einer verbandsinternen
Sitzung mit, dass einige Veränderungen bevorstehen.
Was bewegt sich in den Wohngemeinschaften im Haus
Slaranusa?
Pinzger: Die Zusammensetzung der Wohnge-
meinschaften im Haus Slaranusa ist seit fünf Jahren
identisch. Die Bewohner/innen wurden damals be-
fragt und entschieden sich für jene Mitbewohner/
innen, mit denen sie bis heute zusammen leben.
In letzter Zeit aber macht sich eine gewisse Unru-
he breit. Es sind Spannungen bemerkbar, und eine
der Bewohnerinnen sendet eindeutige Signale aus,
in jene Wohngemeinschaft übersiedeln zu wol-
len, deren Gemeinschaftsraum sie aus der Zeit des
Wohnheims bestens kennt und den sie off ensicht-
lich vermisst. Es ist an der Zeit, gemeinsam mit den
Bewohner/inne/n neue Zusammensetzungen anzu-
denken und auszuprobieren. Behilfl ich sein wird uns
dabei die Tatsache, dass wir über Räumlichkeiten
verfügen, um eine vierte Wohngemeinschaft öff nen
zu können. Auf diese Weise wird es uns auch mög-
lich sein, die doch relativ große Kleingruppe von
sechs Personen aufzulösen. Ab kommendem Jänner
wird es also im Haus Slaranusa insgesamt vier Wohn-
gemeinschaften mit je dreimal vier und einmal drei
Bewohner/inne/n geben. Fix ist bereits, dass das
Pärchen zusammen bleibt und jener Bewohner mit
der Leidenschaft für Panzer, Jeeps und Uniformen in
die Wohngemeinschaft mit Aussicht auf das Militär-
gelände übersiedeln wird. Alles, was sich sonst noch
ergeben wird, lassen wir, gespannt und gelassen zu-
gleich, auf uns zukommen.
Interview: Dietmar Dissertori
T I T E L
36
Individuelle Wege Arbeit für die Zukunft von Menschen mit Beeinträchtigung
Als unser Sohn Markus 10 Jahre alt war, bekamen
wir die Diagnose Asperger-Autismus für seine Ver-
haltensauff älligkeit bei normaler körperlicher Ent-
wicklung und teilweise überdurchschnittlichen Fä-
higkeiten. Gerade in dieser schweren Zeit machten
wir uns als Eltern viele Gedanken über die Zukunft.
Noch im selben Jahr fuhr ich gemeinsam mit ande-
ren Müttern aus der Gegend von Brixen und unserer
Therapeutin in die Schweiz, Kanton St. Gallen, um
Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten von Jugendli-
chen mit Autismus bzw. Wahrnehmungsstörungen
anzusehen. Eine Wohngemeinschaft mit sieben Ju-
gendlichen, die auf einem Bauernhof untergebracht
war und in der als tägliche Förderung die Therapie
nach Aff olter angewandt wurde, beeindruckte uns
sehr. Die Therapeut/inn/en bzw. Betreuer/innen
hatten alle die Ausbildung nach Aff olter und wur-
den wissenschaftlich begleitet. Durch eine genaue
Dokumentation im Alltag konnten nachweislich
Verbesserungen im autistischen Verhalten und in
der Entwicklung der Fähigkeiten der Jugendlichen
festgestellt werden. Die Medikamenteneinnahme
wurde auf ein Minimum reduziert.
Nach diesen beeindruckenden Erfahrungen und
mit viel Idealismus gründeten wir Eltern nach der
Rückkehr aus der Schweiz mit Hilfe von Politiker/
inne/n und Freund/inn/en die Sozialgenossenschaft
Efeu. Im Jahr 2006 folgte die Eröff nung einer Tages-
förderstätte nach Aff olter für sechs Jugendliche in
den gemieteten Räumen der Seeburg in Brixen.
Markus absolvierte inzwischen die Landwirtschaft-
liche Oberschule in Auer und arbeitet seit einem
Jahr im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb mit.
Zweimal wöchentlich fährt er mit dem Zug nach
Brixen in die Tagesförderstätte Efeu.
Er wohnt auf dem elterlichen Hof in einer klei-
nen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche. Besonders
schätzt er an seiner Wohnung die Rückzugsmöglich-
keit von der übrigen Familie. Andererseits wohnen
und arbeiten Eltern, Geschwister, Verwandte und
Freunde auf dem Bauernhof, so dass Kontakte jeder-
zeit möglich sind.
Ich hoff e für Markus, dass wir als Eltern seine der-
zeitige Wohnsituation noch verbessern können.
Markus hat das Potenzial, seine Autonomie und
die Fähigkeit der Artikulation seiner Wünsche und
Vorstellungen zu steigern. Ich kann mir für seine
Zukunft ein Leben in einer Wohngemeinschaft von
fünf bis sechs Personen am Hof mit einer gezielten
Förderung sehr gut vorstellen.
Als Mutter hoff e ich ganz besonders, dass fi nanzi-
elle Mittel für die von der Lebenshilfe mitgetragene
Wohnassistenz bereitgestellt werden, damit Men-
schen mit Beeinträchtigung beim selbständigen
Wohnen bestmöglich begleitet werden können. Ich
appelliere auch an alle Eltern und Verwandten, sich
schon im frühen Jugendalter ihrer Kinder mit ver-
schiedenen Wohnmöglichkeiten zu Hause oder in
der Umgebung auseinanderzusetzen und sich in der
momentanen, sicher schwierigen Wirtschaftslage
mit Pauschalabsagen bezüglich neuer Wohnmög-
Theresia Terleth,
Mitglied des Landesvorstands
der Lebenshilfe
37
lichkeiten von Seiten der Öff entlichkeit nicht abspei-
sen zu lassen. Für die Zukunft wären sicher kleinere
Wohngemeinschaften oder begleitetes Wohnen in
noch mehr Gemeinden Südtirols wünschenswert.
Und wenn die heute noch jüngeren Menschen mit
Beeinträchtigung eines Tages ein gewisses Alter er-
reicht haben werden, so hoff e ich, dass die Praxis der
Einweisung in ein Altenheim überwunden sein wird.
Nicht zuletzt in meiner Eigenschaft als Mitglied
des Landesvorstands der Lebenshilfe liegt mir aber
nicht nur die Zukunft meines Sohnes Markus, son-
dern auch jene aller anderen Menschen mit Beein-
trächtigung am Herzen. Ich begleite zurzeit Jugend-
liche und Erwachsene mit Beeinträchtigung bei
verschiedenen Sport- und Freizeitveranstaltungen.
Gerade während dieser Tätigkeiten erzählen sie mir
aus ihrem täglichen Leben. Dabei spielt das Wohnen
eine zentrale Rolle. Wie alle Jugendlichen durchle-
ben sie in der Pubertät eine Abnabelung von den
Eltern und fühlen sich zu Gleichaltrigen hingezogen.
Freundschaften werden geknüpft und mit Hilfe der
modernen sozialen Netzwerke bzw. Handys auch bei
größeren geografi schen Entfernungen der jeweili-
gen Wohnorte gepfl egt. Der Wunsch, mit Freund/
inn/en Wohngemeinschaften zu gründen, wird sehr
oft geäußert. Gleichzeitig spüren die Jugendlichen
im Alltag, dass ihr Leben ohne Unterstützung nicht
gelingen kann.
Der Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen
wohnt bei den Eltern. Viele Eltern werden selbst pfl e-
gebedürftig, und nicht selten müssen die Geschwis-
ter die Betreuung mit übernehmen und fühlen sich
dadurch häufi g überfordert. Große Einrichtungen,
in denen viele Menschen mit verschiedenen Beein-
trächtigungen untergebracht sind, werden beson-
ders von jungen Eltern mit Skepsis betrachtet.
Auf dem Territorium der Bezirksgemeinschaft Über-
etsch-Unterland versandten wir im November an alle
Personen mit Beeinträchtigung, die Mitglieder der
Lebenshilfe sind, einen Fragebogen, um die allge-
meine aktuelle Wohnsituation zu erfahren. Im kom-
menden Jänner wollen wir alle Bürgermeister/innen
und Sozialreferent/inn/en des Bezirks zu einem In-
formationsabend einladen, bei dem die Ergebnisse
der Umfrage vorgestellt und diskutiert werden sol-
len.
Theresia Terleth
T I T E L
38
Compagnia
In fondo sarebbe solo una famiglia un po’ allargata
ma … la casa, la comunità? Tranquilli, resta solo un
bel sogno.
La prima ad arrivare, poco prima delle 16, era stata
Franziska. Si era tolta gli stivali e, senza nemmeno to-
gliersi l’impermeabile, si era lasciata cadere, a braccia
larghe, sul divano. Con un clic sul pulsante verde del
telecomando, aveva acceso il televisore grande ed
era andata dritta al fi lm che si era registrata. Sape-
va che non avrebbe fatto in tempo a vederlo tutto
prima che arrivassero gli altri, ma la voglia di sco-
prire come era andata a fi nire quella storia che tanto
l’aveva intrigata era troppo grande.
Le regole, nella Wohngemeinschaft, erano ab-
bastanza rigide ma nemmeno la Helga, la Frau Hel-
ga, riusciva a dire di no a un’appassionante storia
d’amore. Lei, il suo grande amore, l’aveva perduto
in un terribile incidente aereo e, anche se sapeva
che avrebbe fi nito per infl iggersi una soff erenza,
l’aff ascinava immedesimarsi in quella storia. Respira-
va una voglia acuta, profondissima, ma si guardava
bene dal darlo a vedere. Lei era l’autorità e doveva
dimostrare a tutti di saper dominare ogni emozione.
Naturalmente ci riusciva solo per il grande senso del
dovere che aveva caratterizzato tutta la sua educa-
zione.
Così, quando rientrò dalla spesa, non disse nulla
a Franziska che, presa com’era dal fi lm, non si era
nemmeno accorta del suo arrivo. Frau Helga preparò
una teiera di quel delicato Weihnachtstee che la
nonna di Franz aveva portato nella sua ultima visita
e la posò sul tavolino rosso, a destra del televisore.
Portò anche un vassoio di Lebkuchen e, come fosse
stata sempre lì anche lei a vedere il fi lm, si sedette
sulla poltroncina a fi anco del divano. Franziska quasi
sobbalzò per lo spavento nel trovarsela a due metri
di distanza, ma bastò un largo sorriso di Frau Helga
a rassicurarla. Di più, le chiese se la protagonista si
fosse davvero riappacifi cata col suo innamorato, per
far sì che il contatto fosse immediatamente stabile.
Senza accorgersene, Franziska si ritrovò in una mano
la tazza di tè e, nell’altra, un bel dolcetto.
Il fi lm, una drammatica storia d’amore, era quasi
all’epilogo quando arrivò un frastuono dalle scale.
Manfred e Julian si stavano rincorrendo e Julian, con
uno scatto fi nale, arrivò per primo ad aprire la porta
e urlò: „Primo! Ho vinto io, devi fare 10 Liegestützen,
marameo!“
Franziska, che per il suo handicap non riusciva a
gestire due canali di comunicazione, scoppiò a pian-
gere. Quei due maschiacci, anche se le erano sim-
patici, le avevano rovinato l’atmosfera e quel loro ir-
rompere in casa aveva rovinato il gusto del fi nale del
fi lm. Non fosse stato per il gran tatto della Frau Hel-
ga, sarebbe scoppiato un litigio furibondo, ma con
calma, dopo aver messo il fi lm in pausa, salutò i due
con un caloroso „Ben tornati, venite a bere il tè, che
è già pronto“ e si spostò sul divano con Franziska,
riempiendole la tazza e porgendole un altro dolcet-
to, la portò a superare quel delicato momento chie-
dendole come, secondo lei, sarebbe fi nita la storia.
Franziska, quasi presa alla sprovvista, balbettò che
non sapeva proprio ma, con un aiutino della Helga,
si avventurò nell’ipotizzare un fi nale strappalacrime.
„Secondo me“, disse, „scappano di casa, si rimettono
insieme e vanno a vivere in California, felici e conten-
ti.“ Frau Helga, sorridendo, annuì e commentò: „Non
ci avevo pensato ma potrebbe essere proprio un bel
fi nale.“
I due scalmanati, Manfred e Julian, erano andati in
camera loro a cambiarsi ed erano usciti, Birkenstock
ai piedi, inventandosi un’altra gara: „Vediamo chi ar-
riva prima alla Chaise Longue“, la poltrona più am-
bita del soggiorno. Ci arrivarono quasi simultanea-
mente e Julian la spuntò solo perché era troppo più
forte fi sicamente.
Sempre facendo fi nta che fosse la cosa più natura-
le del mondo, Frau Helga porse a tutti e due una taz-
za di tè e, con un gesto, indicò il vassoio dei dolcetti.
39
Erano diventate quasi le sei e, di lì a poco, sareb-
bero arrivate anche la Petra e la Johanna, impegna-
te per tutto novembre in un corso di cucina, subito
dopo il lavoro. E, alle sei e un quarto, puntuali, eccole
lì sulla porta, piene di pacchetti. Oltre allo zainetto,
nel quale avevano le poche cose che si portavano al
lavoro (un piccolo beauty, un thermos e un romanzo
che leggevano assieme per la terza volta, scambian-
dosi sempre opinioni diverse) avevano due borse di
plastica nelle quali avevano infi lato i loro ultimi ca-
polavori culinari: tutta una serie di biscotti natalizi,
cornetti alla vaniglia, Spitzbuben e baci di dama che
avevano fi nito di preparare proprio quella sera.
Frau Helga, per dare la giusta ritualità al loro lavo-
ro, tirò fuori due grandi scatole di metallo, una ros-
sa e una color oro, per sistemarli adeguatamente e
metterli, in un certo senso, al riparo dalla sfrenata
golosità di Franz e Ivan. Gli ultimi due maschi della
compagnia sarebbero arrivati giusto per cena, alle
sette, perché il mercoledì avevano due ore di nuoto,
dalle 16.30 alle 18.30. Fuori era naturalmente buio
da un pezzo e quando la campana della Torre Bianca
suonò le sette, Franziska si ricordò che aveva pro-
messo a Maria, l’unica che ancora non era rincasata,
che sarebbe scesa in strada ad aiutarla perché, con le
stampelle, non ce la faceva proprio a cavarsela.
Parcheggiò in cortile il suo triciclo e con un allegro
„Hallihallo“ richiamò l’attenzione dell’amica. „Come
è fi nito il fi lm?“, le domandò subito, e Franziska, fu-
ribonda, spiegò che, per colpa di quei due gioche-
relloni di Manfred e Julian si era dovuta fermare pro-
prio prima di scoprire come sarebbe andata a fi nire.
„Beh, meglio così“, la prese in contropiede Maria, „il
fi nale ce lo gusteremo assieme.“ E Franziska, con una
bella risata, fi nì per ammettere che, in fondo, era pro-
prio vero: si sarebbero gustate assieme, dopo cena,
il fi nale.
Per cena Frau Helga aveva preparato una gran pa-
della di splendida mosa, con sopra carrube grattu-
giate, proprio come le aveva insegnato la sua non-
na materna, al maso, in Val Senales, e poi un piatto
misto di prosciutto aff umicato, speck e formaggi. Le
quattro ragazze, quasi si fossero messe d’accordo,
bevevano tè mentre i quattro ragazzi preferivano
succo di sambuco e acqua di rubinetto.
Dopo i complimenti, non di rito, ma calorosamen-
te sinceri a Frau Helga per la bella cenetta, i maschi
(questa settimana toccava a loro sparecchiare e la-
vare i piatti, mentre le ragazze si erano limitate ad
apparecchiare la tavola) si organizzarono per cercare
di battere il loro record: sparecchiare, lavare e asciu-
gare in meno di 14 minuti.
Le ragazze, assieme a Frau Helga, si spostarono in
soggiorno per il tanto sospirato fi nale del fi lm men-
tre i maschi, in cucina, avevano acceso la musica.
Ivan, come accadeva spesso, aveva alzato la voce
con Manfred perché voleva assolutamente imporre
la sua compilation e così addio nuovo record. Fini-
rono il loro lavoro in 16 minuti proprio mentre sul
grande televisore scorrevano i titoli di coda e tutte si
asciugavano gli occhi.
Il lieto fi ne era stato travolgente e perfi no Frau Hel-
ga aveva dovuto allungare la mano verso la scatola
dei fazzoletti di carta.
Erano arrivate quasi le fatidiche 22 ed era ora di
andare a nanna. I bagni erano tre, ma gli ingorghi
erano inevitabili. Notte! Sveglia, al solito, alle 6.30. E
le sveglie scattarono il giorno dopo, puntualissime.
Solo che tutti gli otto protagonisti della nostra storia
si svegliarono, al solito, in altrettante stanze. La ma-
gnifi ca Wohngemeinschaft era stata solo uno splen-
dido sogno. Qualcuno saprà trasformarla in realtà?
Luigino Scaggiante
T I T E L
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„Manches kann ich gut, anderes ein bisschen weniger“ Ein Gespräch mit Hanspeter Delucca
PE: Hanspeter, du weißt, dass sich diese Ausgabe
der „Perspektive“ mit dem Thema „Wohnen“ ausein-
andersetzt. Du bist inzwischen über 50 Jahre alt und
wohnst zusammen mit deiner Mutter in der elterlichen
Wohnung. Dein Stiefvater ist leider schon verstorben,
und deine Mutter wird auch älter und hat daher immer
weniger Kraft und Energie. Ich nehme an, du hast dir si-
cher schon Gedanken darüber gemacht, was sein wird,
wenn deine Mutter einmal den Haushalt nicht mehr
schaff t oder zum Beispiel in ein Seniorenwohnheim
übersiedeln muss.
Delucca: Ich frage mich: Wenn meine Mutter nicht
mehr hier lebt, was geschieht dann mit der Woh-
nung? Ich bin dann allein in der Wohnung, obwohl
meine Schwester in der Nähe ist.
PE: Könnte es nicht möglich sein, dass du mit einer
Unterstützung von außen in der Wohnung bleiben
kannst?
Delucca: Das könnte möglich sein, aber genau
weiß ich es nicht. Solange meine Mutter da ist, ist al-
les in Ordnung. Wie es dann weiter gehen soll, weiß
ich aber nicht. Es ist schon noch meine Schwester da.
Sie lebt im gleichen Haus, im oberen Stock. Ich kann
von ihr aber auch nicht alles verlangen. Ich müsste
schauen, dass mir jemand hilft.
PE: Wo holst du dir diese Hilfe? Weißt du, an wen du
dich wenden kannst?
Delucca: So genau weiß ich das heute noch nicht,
aber ich würde mich in jedem Fall an die Lebenshilfe
wenden. Die Lebenshilfe wird mir sicher sagen kön-
nen, wo ich Hilfe bekommen kann. Und sie wird mir
auch bei der Suche nach Unterstützung behilfl ich
sein.
PE: Ich möchte mit dir gemeinsam überlegen, was
man eventuell tun kann, wenn du einmal alleine sein
solltest. Kannst du zum Beispiel kochen?
Delucca: Nicht gut. Ich koche manchmal gemein-
sam mit meiner Mutter, damit ich es lerne. Und ich
habe in einem Kurs in Haslach ein bisschen kochen
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gelernt. Ich kann vielleicht eine einfache Pasta ko-
chen, viel mehr traue ich mir aber nicht zu.
PE: Es gibt auch das Essen auf Rädern. Vielleicht
könntest du das anfordern.
Delucca: Das habe ich schon einmal probiert, und
wir bekommen dieses Essen auch in der Genossen-
schaft, wo ich arbeite. Das Essen besorgt die Caritas,
und es kommt jeden Tag von Meran. Ich hätte das
nicht so gerne.
PE: Dann müsstest du aber wirklich selber ein biss-
chen besser kochen lernen, oder?
Delucca: Ja, das stimmt. Dafür aber habe ich kein
Problem beim Einkaufen. Das kann ich gut alleine.
Ich schreibe mir alles auf, was ich brauche, und hole
es dann im Supermarkt. Wo ich Hilfe brauche, ist
beim Bügeln. Gebügelt hat bis jetzt immer meine
Mutter. Auch da müsste ich noch viel üben. Staub
saugen und Fenster putzen hingegen mache ich
selber, das kann ich gut. Unbedingt Unterstützung
brauche ich, wenn Rechnungen zu bezahlen sind.
PE: Kannst du dir vorstellen, irgendwann mit einer
anderen Person zusammen zu leben?
Delucca: Das kommt ganz darauf an. Man müsste
sich dann eben auch die Spesen teilen. Lieber würde
ich in meiner Wohnung bleiben und sie mit jeman-
dem teilen als in eine Wohngemeinschaft anderswo
ziehen. Dort müsste ich mit jenen Personen zusam-
men leben, die schon da sind. Ich weiß nicht, ob ich
in so einem Fall mit allen gut auskommen würde.
Wenn ich hingegen daheim bleibe, kann ich selber
entscheiden, wer bei mir einzieht.
PE: Sprichst du manchmal mit deiner Mutter darü-
ber, was sein wird, wenn sie einmal nicht mehr für dich
da sein kann?
Delucca: Nein, eigentlich nicht. Wir haben immer
andere Themen, über die wir sprechen. Ich gehe viel
mit ihr spazieren, und bin viel mit ihr zu Hause, damit
sie nicht alleine ist. Solange sie da ist, geht es mir gut.
PE: Wie geht es dir, wenn du an die Zukunft denkst?
Machst du dir manchmal Sorgen?
Delucca: Nein, ich mache mir eigentlich keine gro-
ßen Sorgen. Im Moment ist alles in Ordnung. Das
kann sich allerdings ändern, wenn ich einmal wirk-
lich alleine bin. Dann wird man sehen.
PE: Es ist ja wirklich nicht ganz einfach, über die eige-
nen Sorgen zu sprechen. Trotzdem ist es wichtig, dass
man die Gelegenheit dazu hat. Aus diesem Grund ver-
anstaltet die Gruppe People First, deren Präsident du
bist, jetzt eine Tagung, bei der man sich gemeinsam mit
den Eltern intensiv mit dem Thema beschäftigen wird.
Delucca: Ja, und ich hoff e, dass viele Leute kom-
men werden. Es wäre auch wichtig, dass viele Eltern
kommen. Es ist schon wichtig, dass man sich recht-
zeitig mit dem Thema auseinandersetzt, damit man
auch Zeit hat, sich auf neue Situationen vorzuberei-
ten.
PE: Dann freuen wir uns jetzt gemeinsam auf diese
Tagung, an der auch ich teilnehmen werde, und hoff en
wir, dass sie uns alle ein Stück weiter bringt. In diesem
Sinne wünsche ich auch dir alles Gute für die Zukunft
und bedanke mich ganz herzlich für das off ene Ge-
spräch.
Interview: Lisl Strobl
T I T E LT I T E L
Die meisten Menschen mit Beeinträchtigung wohnen bei ihren Eltern. Das geht aber nicht für immer. Denn die Eltern werden alt. Irgendwann brauchen sie selber Unterstützung. Das ist aber nicht die einzige wichtige Frage beim Wohnen. Es gibt noch eine andere wichtige Frage: Welche Hilfe sollen Menschen mit Beeinträchtigung erhalten, wenn sie autonom wohnen wollen? Auch wenn die Eltern noch jung sind? Wolfgang Obwexer ist Geschäftsleiter der Lebenshilfe. Er ist der
Meinung, dass es zwei Dinge braucht. Das erste sind Kontaktstellen, in de-nen Menschen mit Beeinträchtigung beraten werden. Das zweite ist eine persönliche Wohnassistenz, bei der jeder genau die Unterstützung be-kommt, die er braucht. Lisl Strobl sagt, dass es wichtig ist, dass Eltern und ihre Söhne/Töchter off en über die Zukunft sprechen. Je-der soll über seine eigenen Wünsche, Hoff nungen und Befürchtungen re-den können. Das schaff t Klarheit. Die-se Klarheit ist wichtig, weil man nur so gemeinsame Pläne entwerfen kann.
Zum Beispiel einen Plan, wie, wo, mit wem und mit welcher Un-terstützung die Söhne/Töchter am besten wohnen können.
Wohnen heute und morgen:Zusammenfassung in einfacher Sprache
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Thomas Dusini ist Direktor der Sozial-dienste der Bezirksgemeinschaft Eisack-tal. Für ihn ist das Thema „Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigung“ ein sehr wichtiges. Leider ist aber kein Geld da, um die Seeburg auszubauen. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kön-nen aber bei der Wohnassistenz mithel-fen, wenn Menschen mit Beeinträchti-gung in eigenen Wohnungen oder in Wohngemeinschaften leben. Emma Pinzger ist die Verantwortliche für die Wohngemeinschaften der Lebenshil-fe. Es gibt in Schlanders mehrere Wohn-gemeinschaften von Menschen mit Be-einträchtigung. Früher hat es ein einziges Wohnheim gegeben. Emma Pinzger ist der Meinung, dass die Bewohner/innen heute viel mehr Selbstbestimmung und Privatheit haben. Theresia Terleth ist Mutter von Markus. Markus hat eine eigene Wohnung im Haus seiner Eltern. Seine Mutter könn-te sich gut vorstellen, Markus dabei zu helfen, eine Wohngemeinschaft zu grün-den. Theresia Terleth ist aber auch Mit-glied im Vorstand der Lebenshilfe. In die-ser Funktion interessiert sie sich auch für alle anderen Menschen mit Beeinträchti-
gung, vor allem im Unterland. Dort hat sie vor kurzer Zeit einen Fragebogen zum Thema „Wohnen“ verschickt.
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T I T E L
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Luigino Scaggiante erzählt uns eine erfundene Geschichte von acht Personen, die in einer Wohnge-meinschaft leben. In dieser Wohn-gemeinschaft ist allerhand los! Hanspeter Delucca wohnt bei seiner Mutter. Seine Mutter hat schon ein gewisses Alter. Er weiß noch nicht genau, wie er wohnen wird, wenn seine Mutter einmal nicht mehr für ihn sorgen kann. Er weiß, dass er beim Kochen noch einiges lernen muss. Einkaufen kann er aber schon heute gut.
Die Redaktion
Ich wohne noch bei meinen Eltern daheim. Und das ist wun-derschön. Natürlich muss ich ihnen auch helfen. Zum Beispiel: aufdecken, abtragen, Staub saugen, Zimmer aufräumen, Müll wegtragen, abspülen, abtrocknen, in der Küche aufräumen und so weiter. Auch wenn ich nicht so begeistert bin, mache ich es trotzdem. Ich möchte in Zukunft in einer Trainingswoh-nung in Sterzing wohnen. Es wäre nett, wenn mein Freund mit mir wohnen würde. Aber ich weiß nicht, wie ich das alles schaf-fen kann. Dann würde ich kaum mehr in den Urlaub fahren. Anschließend werde ich mich dann um den Haushalt und mei-nen Freund kümmern. Verena Elisabeth Turin
Wohnen mit meinen Eltern
Es wäre nett, wenn mein Traumhaus ganz gemütlich aus-schaut. Es sollen nicht viele Zimmerpfl anzen und Blumen sein. Natürlich aber ein Bad mit Bidet und Dusche. Und ein Kasten dazu. Und auch Teppiche, aber nicht viele, und Handtücher und was man im Bad alles braucht. In meinem Wohnzimmer soll es ein bisschen klein sein. Dort soll es einen Fernseher mit DVD-Player-Gerät, Regale mit vielen DVD, Bücher, einen Tisch mit vier Stühlen, drei Teppiche, einen Massagestuhl und ein Sofa mit einem Gästebett dazu und zwei Wandkästen mit Abteilungen geben. Verena Elisabeth Turin
Mein Traumhaus
Bibione ist zwar schon etwas her, doch die Erinnerungen daran prägen mich sehr. Am liebsten würde ich gleich wieder starten, jetzt, wo ich weiß, was mich würde erwarten.
Die Zeit mit Steffi genoss ich sehr, nun möcht’ ich sie missen nie mehr.Leider ist so viel Zeit verronnen,bis ich habe zu schreiben begonnen.Was noch herausspringt, bringt mich zum Staunen, da ich bis heute nicht hatte die richtigen Launen.
Immer beschäftigt und voller Tatendrang, bin ich das nicht, wird mir schon bang’. Egal, ob Massagen, Bücher oder Spaziergänge am Strand, die Zeit ließ keiner versinken im Sand.
Urlaubsfeeling
Der Anblick des weiten Meeres gefi el mir sehr,er ist beruhigend, was will man mehr?Hatte ich mal Kummer, so war das eine Fünf-Minuten-Nummer. Von lieben Menschen umgeben zu sein machte alles wieder sauber und rein.
Ich habe es einem Animateur angetan, etwas Körperbewegung tut gut, was ist schlimm daran? An Unterhaltung mangelte es uns nicht,Langeweile wäre hingegen ein Bösewicht.
Diese Zeit hat mir neue Freundinnen geschenkt, so hätt’ ich mir nie gedacht,dass die wachsende Freundschaft wird in diese Richtung gelenkt.Zum Schalten und Walten gibt es im Alltag allerhand, doch dies sollte keinen Abbruch tun dem Band.
Melanie Goldner
18. August. Die Gruppe ist um 9.15 Uhr in Bozen gestartet und um 16.45 Uhr in Cesenatico angekommen. Wir packten die Kof-fer aus dem Bus und bekamen gleich die Schlüssel für die Zim-mer. Wir bekamen auch Bänder auf den Arm, weil die Getränke gratis waren. Wir gingen auf die Zimmer, packten unsere Koff er aus und gingen dann alles ein wenig anschauen. 19. August. Nach dem Frühstück sind wir alle zum Strand gegangen, ha-ben dort unsere Liegen bekommen und es uns gemütlich gemacht. Später haben wir einen Spaziergang gemacht, und anschließend gab es eine Plantschparty im Meer. Nach dem Mittagessen ist ein Teil der Gruppe an den Strand gegangen, der andere blieb im Schwimmbad zurück. Nach dem Abendes-sen sind wir mit einer Fähre über den Fluss zur anderen Seite gefahren. 20. August. Bevor wir an den Strand gingen, haben alle noch schnell etwas getrunken, es war ja ziemlich heiß. Dann sind wir über die Straße gegangen, und schon waren wir
Urlaub in Cesenatico
bei unseren Liegen. Das Wasser war schön warm und ange-nehm. 21. August. Heute fuhren wir eine ganze Stunde lang Tretboot. Wir hatten sehr viel Spaß. Am Nachmittag gingen wir wieder an den Strand. Wer wollte, konnte auch im Schwimm-bad bleiben. Am Abend sind wir ein bisschen zur Animation gegangen. 22. August. Heute Morgen haben wir Patrizio in unser Reisebüro begleitet, und anschließend sind wir an den Strand gegangen. Das Wasser war heute etwas kühler als sonst, aber wir hatten trotzdem viel Spaß. 23. August. Nach dem Frühstück ging es an den Strand. Das kühle Nass tat uns allen sehr wohl. Wir sind viel geschwommen und haben jede Menge geblödelt. Nach dem Mittagessen haben wir ein wenig gerastet. Am Abend gab es eine Musikveranstaltung, die mir aber nicht so gefallen hat. 24. August. Am Vormittag gingen wir an den Strand. Am Nachmittag sind wir zum Leuchtturm gegangen und haben dort auf das große Schiff gewartet, das uns nach Rimini und wie-der zurück brachte. Es gab Fisch, Brot und Pommes zu essen. Um das Schiff kreisten Möwen, die wir fütterten. Das war toll! 25. August. Heute hat-ten wir sehr viel Spaß im Meer. Wir steckten uns gegenseitig ins Wasser. Am Nachmittag hatten wir es noch viel lustiger.
Wir hatten eine Luftmatratze, auf der Patrizio lag. Immer wie-der kippten wir sie um, und Patrizio fl og kopfüber ins Was-ser. Auch Martina wurde immer wieder ins Wasser getaucht. Schließlich hat die Luftmatratze den Geist aufgegeben. Scha-de! Am Abend sind wir mit einem kleinen Zug eine Runde gefahren. 26. August. Am Morgen schien uns die Sonne ins Zimmer. Aber während des Frühstücks fi ng es plötzlich an zu regnen und zu donnern. So beschlossen wir, in die Stadt zu fahren. Dort kaufte ich mir ein paar Ansichtskarten, schrieb sie
und verschickte sie sogleich. Am Nachmittag fuhren wir in das große Einkaufszentrum. 27. August. Heute sind wir nach San Marino gefahren. Vom Hotel haben wir Brötchen und Mineralwasser mitbekommen. Zu Mittag haben
wir in einem Bergrestaurant zu Mittag gegessen. Anschließend haben wir ein Museum angeschaut. Es war ein schöner Tag. 28. August. Heute Morgen ging es wieder an den Strand. Wir hatten sehr viel Spaß im Wasser. Nach dem Mittagessen ging ich mit Patrizio und Siegfried Taucherbrillen kaufen. Dann konnte der Spaß weitergehen. Am Abend haben wir mit dem Fahrrad ein paar tolle Runden gedreht und sind erst spät ins Bett gegangen. 29. August. Nach dem Frühstück sind wir an den Strand gegangen und haben uns im Wasser ausgetobt.
Wir hatten sehr viel Spaß. Unser Gruppenleiter hatte immer wieder neue Ideen und Späße auf Lager. Am Abend haben wir zu Fuß eine Runde gedreht. 30. August. Zenzi, Sieglinde, Siegfried, Anna und Martina sind Tretboot gefahren. Die an-deren blieben mit Patrizio am Strand zurück. Vom Boot aus konnte man über eine Rutsche ins Wasser tauchen. Das hat Spaß gemacht! Der ganze Tag war wieder super toll! Am Abend sind wir noch spazieren gegangen. 31. August. Über Nacht hat es geregnet. Nach dem Frühstück haben wir unsere Koff er gepackt, weil die Heimreise anstand. Wir haben uns sehr gut erholt, und das Essen hat uns auch immer gut geschmeckt. 1. September. Heute sind wir schon um 7 Uhr aufgestanden. Wir packten den Rest in unsere Koff er und gingen frühstücken. Pünktlich um 8 Uhr stand unser Bus vor dem Hotel. Das Gepäck wurde aufgeladen, und ab ging die Rückreise Richtung Bozen. Um 14.30 Uhr sind wir dort angekommen. Ein schöner Urlaub war zu Ende! Ein herzliches Dankeschön an Clarissa, Lisa, Martina und Patrizio! Anna Steinkasserer
Der Urlaub ging vom 29. Juli bis zum 12. August. Wir sind um 9.15 Uhr bei der Kohlerer Seilbahn in Bozen gestartet. Als wir in Numana ankamen, wurden wir in verschiedene Bungalows eingeteilt. Das Abendessen war um 20 Uhr. Da die Reise lange gedauert hat, haben wir lange ausgeschla-fen. Nach dem Frühstück holten wir in den Bungalows unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Schwimmbad. Als wir dort ankamen, mussten wir unsere Eintrittskarten zeigen. Wir gingen sofort ins Schwimmbecken. Nach einigen Minuten kam schon der Pfi ff vom Bademeister. Wir mussten alle raus
Mein Urlaub in Numana
aus dem Schwimmbad. Wir holten unsere Badehauben und gingen wieder ins Wasser. Nach dem Mittagessen gingen wir in unsere Zimmer und machten eine kleine Pause. Nach dem Rasten machten wir uns auf den Weg zum Strand. Als wir dort ankamen, cremten wir uns alle ein. Das Meerwasser war unru-hig, Elisabeth ging mit mir ins Wasser. Wir machten auch eine Boccia-Runde. Am Abend nach dem Essen gingen wir das erste Mal tanzen. Das war toll und amüsierend! Müde wurden wir auch, und so gingen wir heim und gleich ins Bett. Am nächsten Tag machte ein Teil von der Gruppe einen Stadtbummel, die anderen gingen ins Schwimmbad. Zu Mittag war die Gruppe wieder komplett. Heute machte die andere Gruppe, die das letzte Mal im Schwimmbad war, einen klei-nen Ausfl ug. Wir machten vom Hafen von Numana aus eine Schiff fahrt. Es ging turbulent zu! Wir kamen an zwei Bergen vorbei, die „Due Sorelle“ hießen. Mein Bruder Konrad und seine Frau Barbara besuchten mich am Strand. Ich bin mit ihnen etwas trinken gegangen. Am nächsten Tag habe ich mit ihnen zu Abend gegessen. Sie hol-ten mich ab und brachten mich wieder zurück. Auch heuer hatte ich wieder zwei herrliche Meerwochen. Das gesamte Essen schmeckte mir sehr gut. Schade, dass die Meer-
wochen schon vorbei sind. Wir sind heute am Vormittag noch ins Schwimmbad gegangen, und am Nachmittag haben wir Koff er gepackt und sind noch für eine Weile zum Strand ge-gangen. Später gingen wir duschen und anschließend zum Abendessen. Wir gingen noch kurz Musik hören und zum Schluss in die Bungalows zurück. Wir setzten uns im Kreis zu-sammen und erzählten vom schönen Urlaub. Das Meer ist meine zweite Heimat geworden, und die Betreuer sind meine zweite Familie. Veronika Psaier
Für den 5. Mai organi-sierte der Arbeitskreis Eltern Behinderter eine Wallfahrt nach Maria Weißenstein. Die frühe-re Präsidentin Gertrud Calenzani hat alles bes-tens organisiert. Es sind viele der Einladung ge-folgt. Am Nachmittag um 14 Uhr feierte unser
Bischof Ivo die heilige Messe. Es war eine schöne Messfeier. Nach der Messfeier versammelten wir uns auf dem Platz hin-ter der Kirche. Wir freuten uns, dass der Bischof zu uns kam. Er redete mit uns, und wir machten mehrere Fotos mit ihm. Dann verabschiedeten wir uns von ihm. Er gab mir die Hand, und wir gingen in das nahe Gasthaus. Es war kühl, und es regnete. Wir stärkten uns mit Kaff ee oder Schokolade und Kuchen. Wir spra-chen auch über die schöne Predigt und waren froh, dass wir nach Weißenstein gefahren sind. Zenzi Stockner
Wallfahrt nach Maria Weißenstein
An einem Samstagmit-tag ist die Reise von Bozen aus gestartet. Mit vielen lustigen Teil-nehmern und Betreuern. Wie wir in Peschiera an-gekommen sind, haben wir unsere Koff er und Rucksäcke aus dem Bus herausgeholt. Inzwi-schen hat uns die Lei-terin im Büro in unserer Nähe angemeldet. An-schließend haben wir für die Bungalows die Schlüssel bekommen. Die armen und hilfsbe-reiten Betreuer haben
unsere Koff er getragen. Wie nett! Wir haben es uns dann im Bungalow sehr gemütlich gemacht. Es gibt sehr viel zu essen. Am nächsten Tag sind wir an den Strand und am Nachmittag ins Schwimmbad gegangen. Danach am Abend ist eine Grup-pe zu einem kleinen Markt gegangen. Und am nächsten Vor-mittag sind wir auf den Markt gegangen und haben dort die verschiedenen Ständchen angeschaut. Am Nachmittag sind wir dann ins Schwimmbad gegangen. Und am Abend ist eine Gruppe von uns zu einem großen Platz gegangen, um einen Karaoke-Auftritt anzusehen. Dort kommen die Jugendlichen auf die Bühne und singen dann die englischen Liedtexte vor einer Leinwand vor. Am nächsten Vormittag sind wir zum Strand gegangen und haben es uns dort gemütlich gemacht.
So ein Spaß am Gardasee!
Ein paar von uns sind mit zwei Tretbooten auf den Gardasee gefahren. Die andere Gruppe hat Boccia gespielt und Rätsel aufgelöst. Wie üblich sind wir am Nachmittag ins Schwimmbad gegangen. Nach dem Abendessen haben wir uns den Sonnen-untergang angesehen. Der ist so wunderschön rubinrot. Am nächsten Vormittag haben wir vom Kellner unser Mittagessen in einem Sack bekommen, weil wir am selben Tag mit dem Bus zum Movieland gefahren sind. Dieser Bus ist so steckvoll von Menschen gewesen. Mir hat der Fahrer leidgetan, weil er die Fahrgäste, die schon längst gesessen sind, brüllend aufgefor-dert hat aufzustehen. Nur so haben wir freie Plätze bekommen. Im Movieland haben wir uns ein bisschen umgeschaut, was wir machen können. Am Anfang habe ich einen Zauberer ge-sehen, der so wie Harry Potter ausgesehen hat. Anschließend haben wir dann eine Musikshow angeschaut. Später gab es Route66, Magma2 avventuroso viaggio sui maestosi camion, ZorroShow und Tomb Rider Machine. Am nächsten Vormittag ist eine Gruppe am Strand geblieben. Meine Betreuerin und ich haben ein Fahrrad ausgeliehen und eine Radtour gemacht. Am selben Tag am Nachmittag sind wir ganz gemüt-lich beim Bunga-low geblieben. Dann haben wir einen kurzen Be-such im Schwimm-bad gemacht. Am folgenden Vor-mittag haben wir einen Stadtbum-
mel gemacht. Spä-ter bin ich mit einer kleinen Gruppe zum Fitness-Studio gegangen, um zu turnen. Anschlie-ßend haben wir für eine abendliche Party eingekauft. Beim ersten Bun-galow hat es dann begonnen, und ich bin überrascht gewesen, dass sie meinen Namenstag gefeiert haben, mit verschiedenen Luft-ballons, Musik, Spie-len. Wir haben auch ein Würfelratespiel, Apfelbeißenwasser-spiel mit Sekunden,
die schnelle Schokoladenschlacht und Stille Post gespielt. Das ist sehr lustig! Bei einem Regentag am folgenden Vormittag haben wir eine Schiff fahrt nach Garda gemacht. Dort haben wir ein bisschen eingekauft. An einem Sonntag ist eine mittel-große Gruppe ins Dorf zur Messe gegangen. Am nächsten Tag sind wir dann ins Dorf, um einen Markt anzusehen. Leider ist es nicht gegangen, weil es geregnet hat. Und so haben wir in ei-ner Bar etwas getrunken. Dort haben wir zwei Händespiele im Sitzen gemacht. In der Mittagszeit sind wir dann mit dem Ta-
xibus zu unserem Bungalow zurückgefahren. Am Nachmittag ist eine Gruppe spazieren gegangen, die andere etwas trinken und Post aufgeben und die nächste ins Fitness-Studio. Die letz-te ist im Bungalow geblieben. Heute haben wir das Aquarium Seadlife angeschaut. Und zwar sehr viele Fischarten. Danach haben wir einen Seehund gesehen, der wunderschön schwarz war. Ein Mann hat mit dem Seehund ein paar Kunststücke vor-geführt. Anschließend haben wir bei der Fütterung von mit-telgroßen Haien zugeschaut. Zum Schluss sind wir noch ein-mal zum Strand, um einen Spaziergang zu machen. Bei einer Strandbar haben wir erzählt, wie es uns in diesen Urlaub ge-fallen hat. Leider ist auch der letzte Tag gekommen. Und dann geht es ab nach Bozen mit dem Bus. Mir hat dieser Urlaub sehr gut gefallen, und auch das Programm ist toll gewesen! Verena Elisabeth Turin
Am 2. September fuhren wir von Kulturverein nach Villnöss zum Wandern. Wir fuhren mit dem Auto. Wir waren zu sechst. Es waren zwei Leute vom Fugger Sterzing, meine Freundin, ich und die zwei Betreuer/innen. Wir fuhren zum Zanser Parkplatz. Dort gingen wir noch etwas trinken und warteten auf meine Freundin. Danach gingen wir das Gehege anschauen. Dann wanderten wir bis zur Kaserillhütte. Und nachdem es dort erst 11 Uhr war, entschieden wir uns, weiterzugehen bis zur Gam-penalm. Aber wir sind anstatt bei der Gampenalm bei der Lochalm gelandet. Es war mittlerweile 12.15 Uhr. Dort ent-schieden wir uns, nur etwas zu trinken zu bestellen. Und da-nach bei der Kaserillhütte etwas zu essen. Um 12.30 Uhr star-teten wir und wanderten wieder zurück zur Kaserillhütte. Dort aßen wir etwas. Später wanderten wir zurück zum Parkplatz. Von dort fuhren wir glücklich nach Hause. Zum Glück wurde im Laufe des Tages schönes Wetter. Ich freue mich schon auf das nächste Mal. Karin Pfeifer
Wanderung ins Villnösstal
Am 23. September trafen wir Brix-ner uns bei der Agip-Tankstelle um 10 Uhr. Dort kam uns der Bus Silbernagl abholen. Dort saßen schon die Unterlandler drinnen. Wir fuhren dann zusammen nach St. Lorenzen, um den Moarleit-nerhof zu besichtigen. Wir kamen gegen 11 Uhr an. Da der Bus nicht ganz zum Moarleitnerhof hinauff ahren durfte, mussten wir ein Stück zu Fuß gehen, aber das war für uns überhaupt kein Problem. Als Vorspeise gab es Streichbrote. Wir bekamen zu Mittag Kartoff elsalat, Karotten, Zucchini mit Fleisch oder Würstchen. Danach gab es eine Kräu-terführung, die sehr interessant war. Danach zeigte uns der Mann vom Hof noch sein Labor, wo er die verschiedenen Kräu-ter und Tees aufbewahrt hat. Zum Schluss gab es noch leckere Kuchen. Und dann kam uns auch noch Elda Letrari besuchen. Ich und alle anderen, wir freuten uns wahnsinnig. Gegen 15.30 Uhr fuhren wir von St. Lorenzen zurück nach Brixen. Karin Pfeifer
Eingeladen am Moarleitnerhof
27. Juli. Gegen 9.45 Uhr hieß es für 4 Schauspieler und 2 Be-gleitpersonen „Auf nach Volterra in die Toskana!“ Wie bei Auf-tritten üblich, blieb auch diesmal die Spannung nicht auf der Strecke. Um die Reisezeit etwas unterhaltsamer zu verbrin-gen, sorgten die Schauspieler selbst für etwas Aufl ockerung. Gegen 15.30 Uhr wurde das Ziel erreicht, und die gesamte Truppe konnte sich einquartieren. Für etwas mehr Entspan-nung sorgte das gemütliche Ambiente mit Liegestühlen und Schwimmbad. In einem nahe liegenden Restaurant wurde das Abendessen eingenommen. 28. Juli. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es in die Stadt zur Besichtigung und Akklimati-sierung des Auff ührungsorts. Da es nicht so ganz ohne Proble-me verlief, mussten wir kurzfristig unsere Bühne ins Foyer des Theaters verlegen. Nach zwei etwas mühsamen technischen Proben am Nachmittag fand eine unvorhergesehene Auff üh-rung bereits um 17 Uhr statt. Diese war für alle Teilnehmer einer Theaterwerkstatt unseres Regisseurs geplant. Gleich an-schließend um 18.30 Uhr lief die nächste Auff ührung für öf-fentliches Publikum über die Bühne. Von geschaff t über glück-lich bis gerührt fand auch dieser anstrengende Tag sein Ende. 29. Juli. Ein weiterer Entspannungstag stand auf dem Pro-gramm. Da in dieser Gegend einige Geschäfte auch sonntags geöff net haben, stand am Vormittag eine Shoppingtour an. Ein Geschäft mit Alabasterprodukten war besonders interessant. Trotz außergewöhnlicher Geschäftszeiten waren wir imstan-de, einen Sack Alabasterpulver zu erhalten. Dieses Pulver kann auch zu künstlerischen Zwecken verwendet werden. Der rest-liche Tagesablauf verlief wiederum in unserer Unterkunft, wo am letzten Abend auch gespeist wurde. 30. Juli. Der letzte Tag der Reise war ziemlich heiß, wobei wettermäßig meistens die Sonne das Sagen hatte. Die Rückreise wurde gegen 9.30 Uhr
Volterra: Tournee einmal anders
angetreten. Da an diesem Tag die Müdigkeit im Vordergrund stand, wurde im Auto ziemlich viel geschlafen. War dies nicht der Fall, so wurde gescherzt und gelacht. Gegen 15.30 Uhr wa-ren wir wieder in Bozen. Die gesamte Reise war beeindruckend und unvergesslich. Melanie Goldner
Am 15. September trafen sich aktive Fußball-Liebhaber/innen aus weiten Teilen Südtirols bei herrlichem Herbstwetter in Bo-zen-Gries zu ihrem traditionellen Turnier der Lebenshilfe, das spannender denn je verlief. Jede Mannschaft konnte bis kurz vor Schluss von der Goldmedaille träumen. Letztlich waren es die Blauen Blizzards, die sich mit einem knappen Sieg im Finale den höchsten Podiumsplatz sicherten. Ein herzliches Dankeschön an das Kloster Muri Gries, das uns auch heuer wieder den Platz gratis zur Verfügung stellte, be-sonders an Frater Otto, Frau De Paoli und Frau Livia für die Zusammenarbeit in der Phase der Organisation sowie an den Hausmeister Matthias für die aufwändige Arbeit, die er für uns neben dem Platz verrichtete. Einen goldenen Pokal für das Kloster Muri Gries! Dietmar Dissertori
Alfred Hermeter
Fußball in Bozen-Gries
Vorrunde Blaue Blizzards – Grüne Geparden 0:0 Weiße Wölfe – Azure Adler 2:0 Grüne Geparden – Azure Adler 2:1 Blaue Blizzards – Weiße Wölfe 1:0 Den Grünen Geparden und den Blauen Blizzards genügt in den Semifi nals ein Unentschieden für den Einzug ins Finale Semifi nals Weiße Wölfe – Grüne Geparden 2:0 Blaue Blizzards – Azure Adler 1:0 Finale Blaue Blizzards – Weiße Wölfe 1:0
Lesen Sie hier weitere drei Texte, die Peter Rechenmacher im Kunstatelier in der Lebenshilfe in Schlanders in Begleitung von Kurt Hofer geschrieben hat. Das Kunstatelier wird von der In-tegrierten Volkshochschule (IVHS) Vinschgau organisiert und fi nanziert. Die Redaktion
Ich bin gerade von der Arbeit bei der Hoppe heimgekom-men. In der Früh um 8.45 Uhr fahre ich mit dem öff entlichen Bus nach Schlanders. Oft ist Herbert, unser Betreuer, mit dem Kleinbus von der Le-benshilfe schon bei der Bushaltestelle.
Wenn er nicht hier ist, muss ich zum Haus der Lebenshilfe ge-hen. Dann fahren wir zusammen bis nach Laas zur Hoppe. Wir sind zu viert: Matthias, Armin, Christian und ich. Wir ziehen uns die Arbeitsschürzen und die Arbeitsschuhe an, und dann geht die Arbeit los. Wir werden jeden Tag freundlich empfangen und begrüßt. Um 10 Uhr haben wir schon die erste Pause, und um 12 Uhr gehen wir gemeinsam zu Mittag essen. Wir haben einen fl eißigen Koch, der uns jeden Tag mit einem besonderen Essen verwöhnt. Nach dem Essen machen wir immer noch ein kurzes Kartenspiel. Um 15 Uhr fahren wir schon wieder heim-wärts bis zur Lebenshilfe in Schlanders. Ich fahre dann mit dem Bus bis Morter. Am Samstag haben wir immer frei. Das ist für mich gut, denn so kann ich den Mesnerdienst auch noch be-wältigen. Wir kennen in der Firma jetzt alle Arbeiter, und die Vorgesetzten sind nett und freundlich zu uns. Wir haben im-mer etwas zu reden und zu lachen. Fast jeden Tag machen wir Feuerschutztüren. Aber jeder Tag ist anders. Es ist immer etwas los. Es ist nie langweilig. Ich freue mich alle Tage, dass ich in der Hoppe arbeite. Lukas Graiss
Mein Arbeitsplatz Hoppe in Laas
Am 6. Oktober hat der Filmkurs mit der Referentin Anke Ries-ter, Studentin der Filmakademie Zelig, in der Lebenshilfe ange-fangen. Wir lernen, wie man mit der Filmkamera umgeht. Wir haben sogar probiert, uns gegenseitig zu fi lmen. Wir haben auch die Gelegenheit, unsere Themen auszuwählen. Am 17. Oktober haben wir gelernt, die Räume zu fi lmen. Ich habe eine Woche Zeit, mein Thema „Freizeit“ zu fi lmen. Am 24. Oktober haben wir die Videokamera mitgenommen, weil Anke dann geschaut hat, wie wir gefi lmt haben. Unsere Filme sind am 3. Dezember zum Internationalen Tag für Menschen mit Behinderung veröff entlicht worden. Tommy Bristot
Unser Filmkurs
Wer geht nicht gern ins Kino, um sich einen Film anzusehen? Ich glaube, jeder fi ndet etwas nach seinem Geschmack. Aber es haben sich sicher nur wenige von uns gefragt, wie viel Ar-beit dahinter steckt, um einen Film entstehen zu lassen. Diese Erfahrung konnte ich dank „Lass’ springen, Baby“ machen. In dieser deutsch-schweizerischen Produktion handelt es sich um einen Jungen, seit einem Unfall im Rollstuhl, der nicht ins Heim gesteckt werden will und aufgrund dessen mit drei Kol-legen einen Tankstellenüberfall plant. Hiermit wollen die zwei Regisseure zeigen, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung imstande sind, Aktionen dieser Art zu starten. Für diesen Film wurden Theaterszenen verändert und angepasst. So kam auch ich zum ersten Mal zum Zug, Hamlet-Zitate in Szene zu setzen. Shakespeare fasziniert mich seit meinen Schulzeiten. Ich fi n-de es vorteilhaft, dass man beim Film eine misslungene Szene wiederholen kann. Es ist sehr aufregend, eigene Erfahrungen mit anderen Schauspielern auszutauschen und zu teilen. Das ganze Team wuchs mir im Laufe der Dreharbeiten ans Herz. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, die Crew bei der Südtirol-Premiere wieder zu sehen. Diese wundervollen Tage werde ich nie wieder vergessen. Melanie Goldner
Einmal gedreht, nie wieder vergessen …
Welch eine Bombenstimmung kam am 16. November im Fo-rum Brixen auf, als einige Musical-Darsteller für drei Stunden die Band Queen unter dem Titel „Rock the Queen“ geehrt haben. Ich konnte mir wieder einmal einige Schauspiel- und Tanztipps abschauen. Natürlich war ich von den diversen Büh-neneff ekten hin und weg, auch wenn diese manchmal durch Stimmen etwas lauter wirkten. Die Choreografi en haben mich alle mitgerissen, so dass ich am liebsten selbst auf die Bühne wollte. Bei Hits wie „I want it all“, „I want to break free“, „We will rock you” und “We are the Champions” wurde meine Sing- und Tanzlust besonders hervorgehoben. Einen Riesenrespekt dem gesamten Team! Schauspiel, Gesang und Tanz sind nicht leicht unter einen Hut zu bekommen. Nichtsdestotrotz kannte man den Schauspielern den Spaß an, denn es wurde gerockt, was das Zeug hielt. Dies war für mich eine Bestätigung, dass ich bald wieder auf die Bühne zurück möchte. Melanie Goldner
… I wanna dream on!
Ich suche einen Freund. Ich bin Sabine, 27 Jahre alt, und woh-ne in Neumarkt. Ich arbeite im Kindergarten. Ich habe schö-ne blaue Augen, braunes Haar und trage eine Brille. Ich habe Down-Syndrom. Meine Hobbys sind: Radfahren, Schwimmen, Gameboyspielen, Reiten und Kartenspielen. Ich höre auch gerne Volksmusik, Schlager und Herzmusik. Dann male und zeichne ich noch gerne. Ich gehe auch gern mit Freunden aus (Disko) und ins Kino. Mein Freund sollte ehrlich, sportlich, zu-verlässig und treu sein. Er sollte mit mir kuscheln und mich ver-stehen. Er sollte keinen Alkohol trinken und mich nicht betrü-gen. Ich würde mich freuen, wenn du anrufst, um mich kennen zu lernen. Meine Telefonnummer ist: 0471 812058.
Ich bin Jürgen und komme aus Graun. Ich bin 16 Jahre alt und suche eine Freundin für die Freizeit. Meine Hobbys sind: Rei-ten, Radfahren, Schwimmen, Kochen und Tiere züchten. Meine Freundin sollte blond, intelligent, gleichaltrig und schön sein. Auch sollte sie Lust haben, mit mir Ausfl üge zu machen. Meine Telefonnummer ist: 0471 880085.
Vier Personen suchen Freundschaften
Ich suche einen E-Mail-Partner oder eine E-Mail-Partnerin. Ich bin Hermann und 30 Jahre alt. Ich habe braune Augen und dunkles Haar. Ich trage eine Brille und habe einen Rollstuhl. Ich wünsche mir viele positive Kontakte zu Gleichgesinnten, die auch im Rollstuhl sind. Denn nur sie können verstehen, wie ich mich manchmal fühle. Meine Hobbys sind: Computer, Schlager und Rockmusik. Ich höre aber auch viele andere Arten von Musik. Ich bin gerne unter Menschen und knüpfe gerne Kontakte. Ich würde mich freuen, Zuschriften zu bekommen. Ich warte auf euch. Meine E-Mail-Adresse ist: [email protected]
Ich suche einen Freund. Ich bin Marion und 21 Jahre alt, wohne in Auer und arbeite im Kindergarten. Ich habe wunderschöne blaugraue Augen, rotgoldenes Haar und trage eine Brille. Mei-ne Hobbys sind: Lesen, Fußballspielen, Puzzlespielen, Zeichnen und Musikhören. Ich wünsche mir einen Freund, der ehrlich und aufrichtig ist, der zuhören kann, der mich so nimmt, wie ich bin. Der nicht türmt, wenn es Probleme gibt, sondern mit mir diskutiert und nicht nur ein Abenteuer sucht. Er sollte kei-nen Alkohol trinken und sich nicht schämen, mit mir auszuge-hen. Meine Telefonnummer ist: 333 9979240.
Heute hatten wir einen Gast aus Ibiza. Monika hatte einen DJ eingeladen. Wir haben viel Musik gehört, er hat uns alles erklärt, wie man Musik remixen kann. Es gibt viele Arten von Musik, und Mike hatte so viel Geduld mit uns, um alle Fragen zu beantworten. Dann durfte sich jeder eine Musikrichtung aussuchen, und er spielte sie für uns. Wir haben Kekse geges-sen und machten später viele Fotos. Wir hatten viel Spaß, und wir hoff en, dies bald wieder zu erleben. Wir freuen uns auf DJ Mike Cees, wenn er uns wieder besucht oder wir seinen Auftritt erleben dürfen. Die Gruppe „Pyramide“, Auer
Besuch von Mike
… wie geht es euch? Es ist wunderschön, dass es Menschen mit Lernschwierigkeiten überhaupt im Leben gibt. Ich habe zwar Down-Syndrom und kann nicht alles gleichzeitig merken und tun und rechnen. Aber ich leide nicht unter Down-Syn-drom. Was ich nicht hören möchte, ist Invalide, Schimpfwörter und Streitgespräche. Ich bin kurzsichtig und trage deshalb eine Brille. Leider kann ich die kleinsten Wörter nicht lesen. Dabei nehme ich die Brille, um Bücher zu lesen, zu Hilfe. Ich su-che meine Freunde selbst aus. Für mich ist das sehr wichtig. In meiner Freizeit treff e ich mich mit Freunden, gehe in die Biblio-thek, schreibe Briefe und Berichte, sehe fern, höre Musik, singe und tanze. Ab und zu lese ich auch Bücher. Meistens nasche ich auch Chips und ein Glas Nutella mit einem Löff el und trin-ke Cola, Fanta, Spuma oder Limonade dazu. Ich weiß, dass es dick macht. Aber genau das Ungesunde schmeckt mir so gut. Eigentlich bin ich mit meinem Leben zufrieden. Auch wenn ich eine Frau mit Lernschwierigkeiten bin. Und trotzdem habe ich sehr vieles gelernt. Verena Elisabeth Turin
Hallo liebe Leute …
… ist die vierte Jahreszeit. Er bringt uns Kälte und Schnee, aber auch besinnliche Tage und eine schöne Zeit. Wir Men-schen holen unsere warme Kleidung aus dem Schrank und heizen den Ofen an. So ertragen wir die Kälte besser. Die Wald-tiere und die Vögel, die hier geblieben sind, tun sich schwer, Futter zu fi nden, besonders, wenn viel Schnee fällt. Sie werden dann oft von den Menschen gefüttert. Für die Kinder ist der Winter eine schöne Zeit. Sie sind glücklich über den Schnee und freuen sich, wenn sie rodeln oder eine Schneeballschlacht machen können. Der Winter ist schön, besonders auch, weil er uns die besinnlichste Zeit im Jahr bringt. Er bringt uns Weih-nachten. Es ist das Fest der Geburt unseres Erlösers. Wir Menschen sollten uns darüber freuen. Simone Niedermair
Der Winter …
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Erlebnistag auf Marinzen Eine gemeinsame Initiative von Lebenshilfe,
Extreme24 und Fischereiklub Schlern
Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott der Marinzen GmbH
für die Freikarten, Helmuth Prossliner und seinen Be-
gleitern für die geführten Ritte, der Musig und den
Schnolzern für die Umrahmung, der Bäckerei Trocker
für das Brot, dem Hotel Alpenroyal für die Saucen,
der Europa-Frieda für den Kuchen, der Firma Gross
für die Getränke, dem Hotel Baumwirt für den Grill,
den Grillmeistern Maria Luise und Albert sowie der
Raiff eisenkasse für die Zelte.
Verein Extreme24
Fischereiklub Schlern
Wie seit 2005 jedes Jahr luden der Verein Extre-
me24 und der Fischereiklub Schlern auch heuer wie-
der die Mitglieder des Lebenshilfe-Bezirks Schlern-
gebiet zum Grillfest auf Marinzen ein. Umrahmt von
den volkstümlichen Klängen der Böhmischen gab es
herzlich zubereitete Grillspezialitäten. Es wurde dis-
kutiert und gekartet, und wer wollte, konnte mit Hel-
muth einen Rundritt entlang des Weihers machen.
Nach dem Mittagessen begab sich so mancher
Hobbyfi scher ans Ufer des Weihers, wo die Profi s
beim Umgang mit der Angelrute behilfl ich waren. Es
lag nicht am falschen Köder oder gar an mangeln-
dem Können, dass an diesem Samstag im August
nur wenige Fische anbissen: es war einfach zu warm.
Umso größer war die Freude über jeden Fang, der an
Land gezogen wurde. Als Tagessieger wurde Arnold
Karbon gefeiert, doch auch jeder andere war ein Ge-
winner an diesem Tag.
Mit den besten Glückwünschen verabschiedeten
wir uns am späten Nachmittag von unseren Gästen
mit dem Wunsch auf ein Wiedersehen im nächsten
Jahr. Der Ausdruck ihrer Freude am Erlebten war ihr
Dank.
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Das Sommerfest in St.Vigil in Enneberg … … mit Manuela und Manfred Mölgg am 14. Juli
Nachdem unsere liebe Edith Lageder im März allzu
früh verstorben war, mussten wir befürchten, dass
die von ihr im letzten Jahrzehnt im Pustertal orga-
nisierten Freizeitveranstaltungen nie wieder stattfi n-
den würden. Doch ihre Schwiegertochter Marianne
fasste sich ein Herz und organisierte im Gedenken
an ihre Schwiegermutter für die Lebenshilfe ein schö-
nes Sommerfest mit den Geschwistern Mölgg.
Treff punkt war das Naturparkhaus in St. Vigil in
Enneberg. Pünktlich um 10 Uhr waren auch schon
die Geschwister Mölgg da, welche die nach und
nach eintreff enden Mitglieder unserer Sport- und-
Freizeit-Gruppen aus dem Wipptal, dem Eisacktal
und aus Bozen/Unterland begrüßten. Es kamen ins-
gesamt rund 100 Personen, Mitglieder, Familienan-
gehörige und Begleiter/innen eingeschlossen.
Diese wurden dann in mehrere kleine Gruppen
aufgeteilt und von drei Forstbeamten sowie von Ma-
nuela und Manfred durch das Parkhaus geführt. Es
gab viel Wissenswertes zu sehen und zu erfahren,
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was das Weltkulturerbe Dolomiten angeht, von de-
ren Entstehen und deren Beschaff enheit über die
darin lebende Flora und Fauna bis hin zum neuesten
Gadertaler Fund, dem Höhlenbären Ursus Ladinicus.
Danach gab es ein zum Thema Natur passendes
lustiges Rätselspiel. Es ging darum, die in jeweils ei-
nem von vierzehn Leinensäckchen enthaltenen Ge-
genstände (Reiskörner, Tschurtschen, Steine, Holz-
teile, Nudeln usw.) nur mittels Tasten zu erkennen
und die Lösung auf den vorgefertigten Ratebogen
zu schreiben. Für jeden erkannten Gegenstand gab
es einen Punkt.
Anschließend führten uns Manuela und Manfred
über eine vom Naturparkhaus ausgehende etwa
halbstündige Themen-Rundwanderung. An den
verschiedenen Rastgelegenheiten des Wanderwegs
sind Tafeln angebracht, welche die alten ladinischen
Fanes-Sagen in Kurzform beschreiben und bildlich
darstellen.
Es kam die Mittagszeit, und so begaben sich die
Teilnehmer/innen nach und nach zu dem in St. Vigil
aufgebauten Festzelt, wo es für jeden eine köstliche
Pastasciutta und eine Nachspeise gab. Ein originel-
les Musikduo aus St. Vigil unterhielt dabei die Gesell-
schaft mit Volks- und Tanzmusik.
Nach den Abschlussreden von Manuela und Man-
fred Mölgg, des Bürgermeisters Albert Palfrader und
von Marianne Lageder sowie den Dankesworten
von Paola Amort, Präsidentin der Lebenshilfe, und
Karl Pichler, Präsident der Lebenshilfe-Sektion Sport,
stellten sich alle zu einem Gruppenfoto auf. Danach
erhielt jeder eine Losnummer für einen Sachpreis.
Die Nummern wurden aufgerufen, und jeder erhielt
das der Nummer zugeordnete Geschenk. Der fröh-
liche Erlebnistag, an dem uns auch das Wetter gut
begleitet hatte, ging gegen 16 Uhr zu Ende.
Die Lebenshilfe bedankt sich mit allen Teilnehmer/
inne/n bei Marianne Lageder für die freiwillige Orga-
nisation und bei den Geschwistern Mölgg, denen wir
für die laufende Skisaison viel Erfolg und Gesundheit
wünschen. Ein Dank auch den Forstbeamten, dem
Musikduo, dem Kochteam und allen Gönnern und
Sponsoren für die vielen Sachpreise sowie für die
Bereitstellung von Speis und Trank. Ein Danke auch
dem Oldtimerklub Pustertal für die schon seit vielen
Jahren erhaltene Unterstützung.
Franz Hofer
Karl Pichler
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Ein Dankeschön … … für die Einladung zum Spatzen-Fest
„Noch größer als der Everest ist das Kastelruther-
Spatzen-Fest, ein Berg, der hört am Gipfel auf, die
Stimmung steigt noch höher rauf …“ Diese Zeile aus
einem der bekannten Spatzen-Hits beschreibt vor-
treffl ich die Stimmung und die Emotionen unserer
Gruppe des Café Prossliner der Lebenshilfe in Auer,
die das Kastelruther-Spatzen-Fest besuchen durfte.
Durch das großzügige Entgegenkommen des Or-
ganisators Richard Fill, des Spatzen-Chefs Norbert
Rier und der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth konnte
Marlene Fischer, Leiterin des Café Prossliner, die Teil-
nahme am Spatzen-Fest für die Mitarbeiter/innen
des Café, deren Angehörige und die Freiwilligen or-
ganisieren.
Durch die perfekte Vorarbeit aller Beteiligten lief
am Tag des Festes alles wie am Schnürchen. Schon
als wir am frühen Vormittag in Kastelruth eintrafen,
wurden wir über den Personaleingang ins riesige
Festzelt, das später fast 10.000 Fans Platz bieten
würde, eingelassen. Wir bekamen alle eine Ehren-
gast-Karte ausgehändigt, was uns riesig freute. Die
gesamte Gruppe hatte das Gefühl, bei dieser Veran-
staltung willkommen zu sein. Für einige von uns war
es das erste Mal, dass sie sich auf dieser „Vorzugs-
schiene“ bewegen durften.
Als bald darauf Vinzenz und Fernando als erste Vor-
gruppe die Bühne betraten und mit ihrer Musik un-
ser leckeres Mittagessen untermalten, breitete sich
in den Herzen große Freude aus. Das Mittagsessen
und die Getränke, ebenso von der Freiwilligen Feu-
erwehr und den Organisatoren gesponsert, wurden
von Annemarie Schenk, Sozialreferentin der Ge-
meinde Kastelruth, persönlich serviert. Passend zur
Nachspeise rockten dann die urigen Mayrhofner,
und merklich stieg die Stimmung. Durch die mitrei-
ßenden Showeinlagen des Entertainers Hansi wurde
die Fangemeinde auf den Auftritt der Spatzen vor-
bereitet.
Als dann die Kastelruther Spatzen die Bühne be-
traten, gab es für viele kein Halten mehr, und auch
einigen aus unserer Gruppe stand buchstäblich ins
Gesicht geschrieben, wie sehr ihnen die Musik der
Spatzen zu Herzen ging. Lied für Lied wurde dann
auch mitgeschunkelt, mitgesungen und mitgetanzt.
Dieser Ausfl ug und das Spatzen-Fest als solches
haben in unserer Gruppe einen sichtbar bleibenden
Eindruck hinterlassen, und einigen wurde der lang
ersehnte Wunsch erfüllt, endlich den Spatzen von
Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Aus diesem Grund möchten wir uns nochmals
aus tiefstem Herzen beim Organisator Richard Fill,
bei der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth mit Kom-
mandant Josef Silbernagl und der Sozialreferentin
Annemarie Schenk sowie bei allen Beteiligten herz-
lichst bedanken. Ein besonders großes Dankeschön
gebührt Norbert Rier und allen anderen Mitgliedern
dieser außergewöhnlichen musikalischen Forma-
tion.
Weiteres möchten wir all diesen liebenswerten
Gastgebern für die Zukunft alles Gute wünschen,
so dass wir aus den Liedern der Kastelruther Spatzen
noch viele Jahre lang Hoff nung, Glück und Zufrie-
denheit schöpfen können.
Das Team des Café Prossliner
der Lebenshilfe in Auer
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Die Mundarten Tirols (Nord-, Ost- und Südtirol) und des Salzburger Landes (und des dazugehörigen Chiemgauer Berglands)
Die im Titel angeführten Mundarten (zum Chiem-
gauer Bergland zählt das ganze Chiemgauer Gebiet
zwischen dem Inntal über Ruhpolding, Inzell, Berch-
tesgaden bis zur Salzburger Landesgrenze) gehören
zumeist zur bajuwarischen Gruppe. Nur das Lechtal
(Außerfern) ist ziemlich alemannisch, ebenso das
Oberinntal etwa ab Imst (im Oberinntal allerdings
weniger stark spürbar). Das „obere Gericht“ (Lan-
deck-Reschen) und auch der obere Vinschgau (etwa
ab Laas) haben bereits einen deutlichen rätoroma-
nischen Einschlag, der ostsalzburger Lungau besitzt
hingegen einen steirisch-norischen Anklang. Be-
sonders stark altbajuwarisch ist vor allem die Sarner
Mundart (geradezu gotisch) geprägt.
Nun folgen einige charakteristische Beispiele. Im
Oberinntal: salber für selber, im Eisacktal: Bua für
Bub, im Pustertal: Pfarro für Pfarrer, Kindo für Kin-
der, im Hochpustertal: Gaase für Geise (Ziegen), im
Südtiroler Unterland Keeler für Keller (also: das „e“
wird, falls betont, in die Länge gezogen), in der Kitz-
büheler Gegend, im Chiemgauer Bergland und im
Salzburger Land: ei-Anhängung an das Hauptwort:
Jirgei für Georg, in der Kitzbüheler Gegend auch bei-
spielsweise: Hausal für Balthasar, Bachei für Bacher
(vermutlich) (Hofname), Lenei für Lena, Vrenei für
Verena.
Ich hoff e, dass die Leser/innen dieses Artikels sich
trotz seiner relativen Kürze doch einen guten Über-
blick zu diesem Thema verschaff en können.
Georg Königsangerer
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Reise nach Barcelona
Kreuzfahrt im Mittelmeer
Reise nach Korsika
Urlaube 2012 mit der Lebenshilfe
Reise nach Oberbayern
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Reise nach Stockholm
Reise nach Sizilien
Reise nach Budapest
Familientherapiewochen
in Pfalzen
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Meerurlaub in Bibione
Meerurlaub in Bellaria
Meerurlaub in Viserbella
Familienseminarwochen in Cesenatico
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Meerurlaub in Numana
Meerurlaub in Lido degli Estensi
Meerurlaub in Cesenatico
Meerurlaub in Cavallino
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M A G A Z I N
Meerurlaub in Caorle
Badeurlaub in Peschiera
Meerurlaub in Caorle
Meerurlaub in Tortoreto Lido
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Wanderferien im Zillertal
Malferien in Kiens
Urlaub auf dem Bauernhof
in Krieglach
Urlaub auf dem Bauernhof in Tieschen
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M A G A Z I N
Für die Zeit zwischen Anfang Juni und Ende Sep-
tember organisierte die Lebenshilfe auch im laufen-
den Jahr wieder zahlreiche Urlaube für Menschen
mit Beeinträchtigung.
Manche entschieden sich für einen Badeurlaub am
Gardasee oder in einem von mehreren ausgewähl-
ten Badeorten an der Adria, andere genossen eine
Wanderwoche im Zillertal, Urlaub am Bauernhof in
der Steiermark, Kreativferien im Pustertal oder eine
Wellnesswoche in Oberplanitzing. Besonders bei
kulturinteressierten Personen beliebt sind die Rei-
sen in Kleingruppen, die heuer nach Sizilien, Ober-
bayern, Korsika, Barcelona, Budapest und Stockholm
sowie auf einem Dampfer quer durch das Mittelmeer
führten. Zusätzlich zu jenen Urlaubsangeboten, die
ausschließlich an Menschen mit Beeinträchtigung
gerichtet waren, fanden auch heuer wieder die
zwei traditionellen Familienwochen in Cesenatico
und in Pfalzen statt. Dieses Angebot wurde vor al-
lem von Eltern genutzt, die noch kleine Kinder mit
Beeinträchtigung haben. Unterstützung erhielten
sämtliche Urlaubsteilnehmer/innen vor Ort von be-
treuungserfahrenen bzw. verbandsintern in einem
speziellen Seminar geschulten Begleitpersonen.
Mehr als 200 Menschen mit Beeinträchtigung
nahmen heuer an einem Urlaub mit der Lebenshilfe
teil. Trotz dieser stattlichen Zahl mussten schon im
Winter einige Interessierte auf die Warteliste gesetzt
und am Ende mit dem Versprechen einer Teilnahme
im nächstjährigen Sommer getröstet werden. Inte-
ressierten Mitgliedern auf diese Weise ein allseits
beliebtes und immer wieder mit großer Vorfreude
bedachtes Angebot vorenthalten zu müssen, ist für
die Lebenshilfe unbefriedigend. Noch um einiges
sorgenvoller blickt die Lebenshilfe angesichts der
gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Situation
in die Zukunft. Sie erachtet ihr Urlaubsangebot für
Menschen mit Beeinträchtigung angesichts der gro-
ßen Nachfrage für ausbaubedürftig, muss aber zur
Kenntnis nehmen, dass das Ausmaß an fi nanzieller
Unterstützung von Seiten der öff entlichen Hand
nicht einmal die Aufrechterhaltung des Status quo
sicherstellt. Der Verband wird von seiner Seite je-
denfalls alles ihm Mögliche unternehmen, um Men-
schen mit Beeinträchtigung Angebote bereitstellen
zu können, die auf begeisterte Resonanz stoßen.
Dietmar Dissertori
Mit freundlicher Unterstützung der
Wellnesswoche in Oberplanitzing
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Apps für Menschen mit Beeinträchtigung
In den letzten Jahren hat die Nachfrage von Fach-
leuten und Eltern in Bezug auf den Einsatzbereich
von Tablets und Apps für Menschen mit Beeinträch-
tigung stark zugenommen.
Was ist ein Tablet? Ein Tablet-Computer oder
Tablet-PC ist ein tragbarer, fl acher Computer in
besonders leichter Ausführung mit einem Touch-
screen-Display, anders als beim Notebook ohne
ausklappbare Tastatur. Aufgrund der leichten Bau-
art und dem berührungsempfi ndlichen Bildschirm
zeichnen sich Tablet-PC durch eine einfache Hand-
habung aus.
Was sind Apps? Apps sind kleine Anwenderpro-
gramme insbesondere für PC und Handys, aber
neuerdings immer mehr für Tablets. Die Apps kön-
nen dem Benutzer einen Nutzeff ekt bringen (zum
Beispiel ein Wecker oder ein besseres Kalenderpro-
gramm) oder auch Spiele oder Rätsel sein.
Wie komme ich zu einer App? Apps können über
das Internet oder einen WIFI-Anschluss herunter-
geladen werden. Viele Apps sind kostenlos, andere
müssen bezahlt werden. Voraussetzung dafür ist die
Anmeldung im Internet. Täglich werden hunderte
von neuen Apps ins Netz gestellt. Die Vielfalt der
zur Verfügung stehenden Apps nimmt rasant zu,
so dass es schwierig ist, immer auf dem neuesten
Stand zu sein.
Mittlerweile gibt es auch sehr interessante und
nützliche Apps für Menschen mit Beeinträchtigung,
die von der Stiftung FST (Stiftung für Elektronische
Hilfsmittel) gesammelt und aktualisiert werden.
Beispiele für Anwendungsbereiche und Ziele, die
damit verfolgt werden:
- Ursache-Wirkung: ein erstes Ausprobieren des
Touchscreens, Ursache-Wirkung-Zusammenhänge
erfahren, „selber“ Musik machen, Spaß am Selber-
können.
- Einfache Kommunikation: einfache kommuni-
kative Situationen unterstützen, Spaß am Selber-
sprechen, Handlungsabläufe in einzelne Schritte
gliedern.
- Lernspiele: Sprachverständnis, Erkennen von
Gegenständen, Hören, Sehen, Nachsprechen, Wort-
schatz, Legasthenie-Training, Sortieren, Kategorisie-
ren.
- Spiele: Geschicklichkeit, Unterhaltung, Geduld,
Konzentration, Spaß.
- Bilderbücher: Freude an der Geschichte, Selber-
blättern, Selbererzählen.
- Zeichnen: Malen, Ausmalen, Spaß am Spuren-
machen, Förderung der Kreativität.
- Musik: Freude am Musikmachen, einfache Melo-
dien lernen.
- Timer: Visualisierung und Lernen von Zeit und
Zeitabläufen.
- Spracheingabe: Texterfassung über Sprachein-
gabe.
- Verschiedenes: zum Beispiel Maps/Karten für
Rollstuhlfahrer.
Weitere Infos fi nden Sie im Internet unter der Ad-
resse www.fst.ch, Infos anfordern können Sie auch
mit einer E-Mail an [email protected]
Verena Harrasser
T I T E LM A G A Z I NM E D I O T H E K
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VorankündigungDie „Perspektive“ 1/2013 wird dem Thema
Autismus
gewidmet sein.
Über Beiträge für die restlichen Rubriken
freuen wir uns.
Tel. 0471 062525, Dietmar Dissertori
Redaktionsschluss: Donnerstag, 14. März 2013.
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Café & Restaurant im Hotel Masatsch
Her
zlic
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lich
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Oberplanitzing 30 | 39052 Kaltern | Tel. 0471 669 517 | www.masatsch.itE i n U n t e r n e h m e n d e r L e b e n s h i l f e S ü d t i r o l / O n l u s
Geöffnet von Montag bis Samstag von 7.30 - 23.00 Uhr | Sonntag Ruhetag
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Neben einer großen Auswahl an glutenfreien Gerichtenbieten wir jeden Montag, Dienstag und Mittwoch Abendunsere köstliche Paella (ab 2 Personen). Está comida!
Unser Restaurant ist Mitglied in der„Associazione Italiana Celiachia“ (AIC).
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Telefon 0471 669522 [email protected] www.masatsch.it