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Page 1: Sportfischen - static.nzz.ch · Sport propagieren und Begeisterung für bestimmte Methoden derFischwaid werken will. Der Initiant, der Swinn Casting Club, der unter dem initiativen

SportfischenFicherei und Jagd gehören zu den titelten Zwei-

gen der Urproduktion. Der Kampf umi Dasein, derHunger, das Verlangen nach Beute, welche Nahrung

und Kleidung verschaffen mußte, trieb den primi-tiven M>; n-i hin auf den Wildpfad oder an die Uferder Gewillter, wo er jagen oder fliehen konnte. Mitden einfachsten GerMuchaften wurde die Pinch aufIlaar-, Feder- und Schuppenwild praktiziert. DerJäger bediente aieh dei Knotenstockes, des Wurf-holzes, der Schleuder und der Falle. Der Fischerschuf das Netz, die Reuse und den Angelhaken. Daswaren die Behelfe der Höhlenbewohner und Pfahl-bauer, mit denen sie ihren Weidgang zum Erfolg

führten. Dann kam drr I »n-i liriit, die Technik, dieraffinierte Waffe! Welcher Ahntund zwischen demWurfholz und einer modernen Ilochraianz-Ziclfern-rohr-BUchie, zwischen dem Knochen- orler I!ron/e-haken, mit Pflanzenfasern an einfacher Naturwertebefestigt, und einer gciiplißtcn V«, iirfriile mit ull demausgckUmtcltrn Zubehör von Löffeln, Spinnern,Woliltlcrn, Hollen und Schnüren! Jahrtausende lirgrnzwischen dienen Etappen der Entwicklung. Kine «Gc-

schichte der Kultur» wird durch den Wundel diener

menschlichen f 'I I r<; - zur Beherrschung bestimmter

Naturbezirke illustriert.Mit welcher L'rhrrlcgrnlicit trill der Mensch heute

«lein Tier in Wulf) und Wiinncr gegenüber! Willkür-lich kann er vernichten und zerstören, ausrlubernund plündern. Macht da/.u int iliiii gegeben durch»eine Waffe und Gcrütsrhuft. Aber gesetzliche undethische Schranken bindern ihn daran. Ja, der Jlger

iiikI Fischer geht imier Umständen in der selbllnor*I in i In .uil.iiii).' noch iilier die. Vcrliolpura-

grnphcn d er Jagd- und Fischereigesetze hinan» undKichert den Sehnt/, de» freilebenden Tiere» durchpersönliche« Verhalten, «ei p» durch planmäßige Be-jagung und Befischung, durch Hegemaßnahmen «derin «Jcr Form gewinner Methoden, welche von sport-

licher Ceslnnung inspiriert sind.1 - int heute zur Genüge bekannt, daß uliein mit

Gesetzesartikeln keine ausreichende Uurriere gegenNaturverstOmmelung errichtet werden kann, wennnicht dir: weitere Schranke, die der verantwortungs-

bewußten Initiative der wahren Hubertus, undPetrijünger entspringt, iil» «richtige Ergänzung hin-zukommt. Kit liegt im Wesen diener subjektiven

ganz, bestimmte Hräiirhc zu schaffen,

welche im Laufe der Tradition Normbedentung er-langen, alfio verpflichtenden Gharakter besitzen. Inder Einstellung den Juger* zu verschiedenen weid-mBnnischen Brluchen offenbart »ich seine Zugehörig-

keit zur Kliinne der Weidmänner oder der Schießer.Win lächerlich macht sich jener Schfitze, der einensitzenden lianen oder ruhig stehenden Fasan 1m-

nehießt. Win spottet man iilier den Jäger, der eineWachtel oiler ein Rebhuhn <;aiif dem Hoden» he-'unkt. cGlve liiiii .1 chance!» lautet auch hier dieParole. Mau konnte ebensogut »ligen: mache dir dieAufgabe schwerer und riiiinic dem Wild dadurcheine Fluchtmöglichkeit ein. Der Zugang zum Erfolg

führt nicht mehr iilier den leichtesten und billigstenWeg, sondern Ober ein selh»tgcwiihlte» Hnndicap,

welchen dem ganzen Vorgang die Kennzeichnungsportlicher Fairness vermittelt.

Besonders deutlich tritt die» in der Fischerei inErscheinung, wo »ich die Geinter noch »cliiirfer tren-nen aln hei der Jagd. Die Bezeichnung «Sportfischer»mag den Philologen zur Kritik herausfordern, aber«J.i- wird eine bestimmte Gilde von Petrijüngern

nicht davon abhalten, sich auch weiterhin dienerEtikettierung zu bedienen, weil sie gerade damit dieGrenzen gegenüber den l.i v.i ih>;fr du in und Profil-händlern deutlich ahnte! keil will. Die Losung, welcheim Lager diener /iinfih r Tradition und Norm er-halten hat, lautet: nicht auf die Menge d er I' indie.Mindern auf die Melliode den Fliehens kommt et an!Nicht d er quantitative Erfolg, sondern die Art deaKönnen» int in der sportlichen Bewertung ausschlag-gebend.

Aehiilicli wie hei der weidmännischen .! :''!pi .i i

'.ff-iili.nl nicli auch heim Sporlfi* dien die Tendenz,den Weg, welcher zum Erfolg führt, mit allerlei Minderni»»en aiinziintiitteii. An dienen nelhnterriditetenSchranken »oll »ich dun angelnportliehe Können er-proben und an den damit verbundenen Aufglitten

wuchsen. Und »ilion Inst »ich ein wichtiger Faktor unsdem Bereich de» Sporte» in diene Tätigkeit den Ang-

lers eingeschaltet: die Notwendigkeit de» Training».

Im bestimmte! Maß von Können aln pliyninclie Lei-Mutig* netzt immer ein entsprechendes Trainieren vor-an». Mau geht; dem Laien eine Miegenrutn in dieHand und verlangt) von ihm irgendeinen der be*kannten Würfe mit der künstlichen Mücke. Wie jilin-nierlich wiril er vernagen! Aber vielleicht )«t dieserMann doch iiii»lunde, mit «lern Holz- oiler liegen-

wurm icin halbes Dutzend Forellen an einem Nach-mittag zu erbeuten. Eine große Uebung braucht erdazu nicht. Also worum die Schwierigkeiten mit derKunstfliege, wenn man es mit dem Naturköder vieleinfacher haben kann? Geschmacksache! Dem«Müggler» wird es vielleicht nicht gelingen, diesenMann davon zu Überzeugen, daß es zwei völlig ver-schiedene Bezirke sind. In denen sich der «Wurm-1er» und der «Müggler» auch wenn sie am gleichen

Bachufer stehen befinden, aber selbst ein Mehran Beute, mit dem wurmbcküdcrtcn Angelhaken er-zielt, könnte ihn kaum dazu veranlassen, seine sport-liche Praxis aufzugeben.

Die ursprüngliche Passion, deren Ziel anfänglichganz hegreiflich die Deute war, hat »ich beim rich-tigen Sportfischer hinsichtlich des Objektes gewan-

delt und die Fangmethode zu ihrem dominierendenImpuls erhalten. Bei diener Bewertung drr Finch-v. aid im l.f ii auch ethische und ünlhelinclie Momentein da» Blickfeld, die darum nicht gering zu beurtei-len sind, weil sie humanen tierschützerischen Bestre-bungen entgegenkommen. Die Anwendung derKiiiintfliege, iles Spinner« oder des Löffels machtmanche Tierqullerei von Ktidcr-Lchcwcscn entbehr-lich. K» int sicherlich nicht «o abwrgig, auf dieseDinge hinzuweisen, wenn man weiß, welche Prak-tiken mit Lebcndflschlcin und mit FrSiehen iil»Köder da und dort betrieben werden.

Die Einschaltung des technischen Ildielf» hat liehin dienern Belange uln eine Wohltat erwiesen, nndder Sportfischer darf den Ruhm für fleh in Anspruchnehmen, mit der zunftgerechten Verwendung die.e-Jlilfmiiiiiel humanem Empfinden Rechnung zu tru-gen. Fürwahr eine ideale Koordinierung nportlidienBrauche» mit ethischem lichtwellen! Man möchterade in dienern Zusammenhang wünschen, dnU diefairen Sportfischer noch zahlreichere Gefolgschaft

uus der großen Anglerichar erhalten und dadurch invermehrtem Maße Gelegenheit finden, ihre Grund.Blitze hei Behörden und /iinftgenorneii durchzu-setzen zum Wohl der I inchwaid und zur ethischenliebling eine» SpoMzwclgcs, der »ich Oberau größterPopularität erfreut.

Worin besteht sportliches Angeln? Diese Fraga

wurde jenen Zuschauern in überzeugender Weisebeantwortet, welche »ich am 7. und IS. Oktober imZürcher Strandbad einfanden und dort dem tintin-niili-ii tfurfturnler für Sportfischer, veranstaltet vomSteffi Casting Club, beiwohnten. Diene Demonstran-ten höchster Aiij'li ilviin i nun trainierter Hand undmit dem vorzüglichen Material modernster Fabrika-tion vermochte nicht nur die Zünftler, sondern auchdie Laien zu begeistern. Schade, daß die Fischernicht zahlreicher zu diesem Wettkampf aufmarschier-ten. Wenn sie auch nicht aktiv daran teilgenommenhallen, no würde, doch mancher eine, wertvolle Jfy..lehrling darüber entgegengenommen huhcit, welclu;,,Mannigfaltigkeit un Technik und Praxis durch dieseiingeltportlichc Schulung gewonnen werden kittin.Dieser oder jener Petrijünger hütte seine JUj'pcii vjcl-Ieidit auch mit einem überlegenen

Lächelfigeschürzt

und du» uln Spielerei abgetan, wus für ihn in andererForm der einzig richtige Weg zum materiellen Kr-folg int. Solehe Betrachtung könnte aber nur dun eitleverraten, daß dem iilno ('Heilenden dien jeder Sinnfür tportliche Verfeinerung einer Betätigung fehlt,deren Vertreter «ich immer aus fortschrittlichen umikonservativen Elementen rekrutieren werden.

Dio Sportfischer repräsentieren jmr dynnmisrhrKraft, welche nidi nicht nur in der gelegentlichenAuseinandersetzung mit dem Uerufsfischerstsnd undetwelchen Scharmützeln mit bureaukretischen Be-hörden erschöpft, sondern auch Itedacht daraufnimmt, das Bessere zum Feind den Guten zu machen,eei r» bezüglich Methode oder Material, und diehandwerkliche Praxis des fairen Flachen uuf einhöheren Niveau zu rücken. Solchem Zweckt: dientauch dm: Veranstaltung wie die genannte, welcheliehst dem wctlkiiiii|ifcri*chcii Charakter und derDarbietung von virtuosen Leistungen auch edlenSport propagieren und Begeisterung für bestimmteMethoden d er Fischwaid werken will. Der Initiant,der Swinn Casting Club, der unter dem initiativenPräsidium von Dr. Ciivalhinea Steht, hatte sich damitan eine Aufgabe herangewagt, die in der »rliwcize-rlschen Sportchronik zum erstenmal aufgeführtwird. Um «o erfreulicher int die Feststellung, daß diegebotenen Leistungen diener jungen Organisation sich«eilen lassen können, wobei noch zu bemerken i»t,daß Aktive darunter figurieren, die e» wagen dürfen,an Internationalen Wettkämpfen aufzutreten und auchschön als Sieger daraus hervorgegangen sind. (DieKesiiltiitlinte, die wir im Zii»anmicnliang mit demernten Bericht veröffentlicht bähen, ist hier noch

Weit* Fliege. Ein Hiltl, das die harmonixehr Vrrrinigunff von lileganz und Tnhnik binvndcrstreffend zeigt.

iert verfolgt das Publikum dir Jteiiultnte drr Wirfer in drr DtutpUn VriizisionGcwicht mit Hinder-nisten,

Konzentration und Kraft Html für dir Writtrürfr mit den Gewirkten von 7,ß g, 17,71 g und SO p Voraus-setzung. Das Ilild zeigt den Inhaber des Amatcur-ICuroparekordcs mit 30 g Gewicht: Heinrich Ucrli. (Rekord117ßO m.)

dabin zu ergiinzen, daß der Schwei*eermci»ter inDistanz Gewicht der drei Gewichte 7,5, 17,72 und30 g Eugen Ernst ist.)

Für den Kenner war es eindeutig, daß diesea«Trockenfischen» mit »e inen verschiedenen Diszipli-nen im Ziel-, Zeit- und Wellwurf keine Entfremdunggegenüber d er Praxis am Gewisser bedeutet. ImGegenteil, dio Ilinderninne und Schwierigkeiten,welche »ich am Wo»»cr durch henondere Gelände-attribute nur allzu oft ergehen, mußten ja gerade

zur Anwendung bestimmter, jeder Situation ange-paßter Wurfkniffe führen. Daß man sich diese Wurf-technik nicht von heute auf morgen aneignen kann,sondern nur durch eifriges Training erwirbt, wobeieine gute Dosis llegubung niiteinkvlkuliert werdendarf, i«t selbstverständlich und stellt darum für denSportfischer jene Aufgabe dar, die, gepaart mit ge-

nauer Materialkenntnis und physischer Kondition,ihm schließlich auch eine Gabe vermittelt: Freudean edlem Sport und sauber verdientem Beuteerfolg.

Paul Vetterli

huonder» attraktiv für den Zuschauer ist das Werfen auf dio sogenannte Der Vrllsidcnt, der technische Leiter und der Ileratcr des Steiss Die schwimmenden Zirhinge der VlszipUn PrHzMonVlieac-Skish Mit derOHM ä'Aremleroeine ,c «,irnme^e

HcUtzenscheib, Geworfen wird Casting Ctuo. Von links nach rechts :Dr.F. CavaUasca, J. JJrau, n Flie0, vird auf äie Lhii Sl/i"mit einem Gewicht von nur 3,5 g (Distanz 10,6 m). und Ch. mta (Paris).geworfen.

Aufnahmen Hans Oerbcr

Neue Zürcher Zeitung vom 15.10.1950

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