1Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen, Sudhausweg 6,
01099 Dresden
Tel. 0351/658777-0
E-Mail: [email protected]
Stationäre Psychotraumatherapie
2
Definition Trauma
„Ein Trauma ist ein … vitales Diskrepanzerleben zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“ (Fischer & Riedesser, 2009, S. 142)
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
3
Unterschiedliche Typen von Traumata
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
4
Cerebrale Reaktionen auf frühe andauernde Stressbelastung
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Permanente Übererregung des autonomen Nervensystems durch vernachlässigende und / oder traumatisierende Umgebung
Ausschüttung hoher Dosen von Glutamat und Cortisol, Neurotoxizität
Vernetzungsstörungen, Synapsenauflösung, eingeschränkte Hirnreifung (kleineres Corpus callosum, kleinerer Hippocampus)
Bleibende erhöhte Empfindlichkeit und verstärkte Reaktion auf Stress, verzögerte kognitive und psychosoziale Entwicklung
5
Neurobiologie des Beziehungstraumas
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Schädigende Umwelt-faktoren
• Sexuelle und körperliche Gewalt
Neuronale Verarbeitung
• Traumatische Erlebnisinhalte verbleiben im Freeze and Fragment - Modus
Symptomatik
• Mangelnde Ausbildung einer kohärenten Persönlichkeit
• Dissoziation
6
Frühkindliche Traumatisierung führt zu Bindungsstörungen
Bindungsstile nach Bowlby
Typ A: sicher gebunden
Typ B: unsicher vermeidend
Typ C: unsicher ambivalent
Typ D: desorganisiert/desorientiert
80 % der misshandelten Kinder haben Typ D
Charakteristika des Bindungsstils Typ D:
chaotisch, widersprüchlich, willkürlich, schwankendes und unberechenbares Bindungsverhalten, Angst in Beziehungen, dissoziative Zustände
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
7
Frühkindliche Traumatisierungen
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Kindliche Traumatisierungen sind ein maximaler Stress, der
• die Entwicklung des kindlichen Gehirns stört
• das Gedächtnis verändert
• zu Bindungsstörungen führt
8Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Störungen der Affektregulation
• Bewusstseinsveränderungen
• Gestörte Selbstwahrnehmung
• Gestörte Wahrnehmung des Täters
• Beziehungsprobleme
• Veränderung des Wertesystems
Folgen chronischer Traumatisierungen
9Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Folgen langanhaltender Traumatisierungenzusätzlich zu den typischen PTBS Symptomen
• Konzentrationsstörung
• Störung der Aufmerksamkeitsfokussierung
• Verminderte Impulskontrolle
• Depressive Symptome
10Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Folgen langanhaltender Traumatisierungenzusätzlich zu den typischen PTBS Symptomen
• Gedächtnislücken
• Dissoziative Symptome
• Sucht
• Essstörungen
11Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Traumafolgestörungen/Komorbiditäten
„Zwei große epidemiologische Studien, die in der USA und in
Australien durchgeführt wurden, fanden bei 85-88 % der
Männer und 78-80 % der Frauen mit PTBS komorbide
psychiatrische Diagnosen (Kessler et al. 1995, Creamer et al.
2001)“
(Quelle: AWMF – Leitlinie: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/051-010l_S3_Posttraumatische_Belastungsstoerung.pdf
12
Komorbiditäten
PTBS DissoziativeStörungen
DepressiveStörungen
Angst-störungen
Sucht-erkran-kungen
Persönlich-keits-
störungen
Ess-störungen
SomatoformeStörungen
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
13Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Sozialmedizin
Pat. mit PTBS Typ II sind
• chronisch psychisch krank• multimorbide• oft komorbide körperlich krank ( z.B. Autoimmunerkrankungen)• oft berentet• oft behindert (mit GdB)• eingeschränkt in der Teilhabe am sozialen und beruflichen
Leben• manchmal mit Betreuung• brauchen lange, intensive im Wechsel ambulante und
stationäre Behandlung
14Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Indikation für eine ambulante Behandlung
• Keine floriden körperlichen Erkrankungen oder Psychosen
• Ausreichend kompensierte Komorbiditäten
• Stabiles und sicheres äußeres Umfeld
• Ausreichende bis gute Ressourcenlage des /der PatientIn
• Gute Compliance, stabile therapeutische Beziehung
15Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Wenn Ängste, Depressionen, Intrusionen oder Vermeidungs-
verhalten so stark sind, dass keine ambulanten Hilfsangebote
mehr aufgesucht werden können
• Bei nicht vorhandenen sozialem Netz und sozialer Unterstützung
durch Familie oder Freunde
• Bei instabilen risikoreichen Lebensumständen
• Bei retraumatisierenden Lebensumständen
Indikation für eine stationäre Behandlung
16Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Bei Patientinnen im Zeugenschutzprogramm
• Bei nicht rascher Verfügbarkeit einer traumaspezifischen ambulanten
Therapie
• Bei Notwendigkeit und ambulant nicht vorhandener multimodaler
hochfrequenter Therapie
• Bei Dekompensation während der ambulanten Therapie
• Zur gezielt vorbereiteten Durchführung von Traumaexposition
• Bei der Notwendigkeit, schnell die Funktionsfähigkeit für den
Alltag und Beruf zu verbessern
• Zur Diagnostik und Begutachtung
Indikation für eine stationäre Behandlung
17Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Dreiphasenmodell P. Janet (1898)
1. Stabilisierung und Symptommanagement
2. Traumakonfrontation und –verarbeitung
3. Integration und posttraumatisches Wachstum
Psychotraumatherapie
18Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Behandlungsplanung
• Durchführung genauer Diagnostik
• Behandlung der Komorbiditäten nach psychosomatischen und traumaspezifischen Gesichtspunkten
• Behandlung möglichst in einer Hand oder gut organisiert in einem sog. Helfernetzwerk!
19Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Phasen der Psychotraumatherapie
• Stabilisierung, Stabilisierung, Stabilisierung....
• Traumaexposition
• Stabilisierung, Stabilisierung,.....
• Traumaexposition
• Stabilisierung
• Traumexposition
• Integration, Trauer, Neuorientierung
20Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Diagnostik von Traumafolgestörungen
• Daran denken! Auffällige und chronifizierte Symptomkomplexe können Ausdruck einer Traumafolgestörung sein
• Traumatisches Ereignis in der Anamnese erfragen
• Einsatz spezifischer Screening-Instrumente, z. B.
➢IES (Impact of Event Skala; Horowitz, Wilner & Alvarez, 1979)
➢PDS (Posttraumatic Diagnostic Scale (Foa, 1995, Ehlers et al., 1995)
➢ETI (Essener Trauma Inventar (Tagay et al., 2004)
➢CTQ (Childhood Trauma Questionaire, Bernstein & Fink, 1998)
21Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Ziele in der Stabilisierungsphase
• Aufbau von äußerer und innerer Sicherheit
• Aufbau einer vertrauensvollen, tragfähigen therapeutischen Beziehung
• Psychoedukation zur Symptomatik/Erarbeitung eines Störungsmodells
• Ressourcenaktivierung
• Abbau (selbst-)schädigender Verhaltensweisen und
Behandlung der Komorbiditäten
• Aufbau von Selbstfürsorge- und Selbsttröstungskompetenzen
• Erlernen von Selbstberuhigungs- und Selbstregulationskompetenzen
22Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Umgang mit Komorbiditäten
• Vor traumaspezifischer Arbeit muß eine Grundstabilität der Komorbiditäten vorhanden sein!
• Erarbeitung eines individuellen Krankheitsmodells, das die Komorbiditäten mit einbezieht; dabei muß deren Funktionalität hinsichtlich der Traumafolgestörung erkennbar werden
• Spezifische Interventionen zur Behandlung der Komorbiditäten
• Ggf. Vertragsarbeit bei stark selbstschädigenden und/oder fremdschädigenden Verhaltensweisen
• Stabilisierungsarbeit bezüglich evtl. vermehrt auftretender traumaassoziierter Symptome
23Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Die therapeutische Beziehung
24Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Übertragungsphänomene nicht fördern,
wichtig ist Förderung der Realitätsorientierung
„Ich bin nicht Ihre Mutter“
•Transparenz / Struktur im therapeutischen
Gespräch
Übersichtlichkeit von Abläufen und
therapeutischen Interventionen, Schaffung von
haltgebenden Bedingungen
25Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Erstellung einer Ressourcenlandkarte
- Anknüpfung an Hobbys, Fähigkeiten, positive
Beschäftigungen
- Reaktivierung und Festigung sozialer
Beziehungen
- Erschließung neuer positiver Aktivitäten
• Ressourcen-EMDR
•Fähigkeitsinstallierung mit EMDR
26Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Reorientierungstechniken bei Flashbacks und dissoziativen Zuständen
27Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Starke Sinnesreize
Kühlakku
Scharfe Bonbons
AmmoniakBarfuß laufen
Wechsel-duschen
Reorientierung durch starke Sinnesreize
28Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Reorientierung durch kognitive Techniken
Kognitive Techniken
Realitäts-überprüfung
Kopfrechnen
Identifizie-rung und
Kontrolle von Triggerreizen
Einsatz des Inneren
Beobachters
Selbst- oder Fremdin-
struktionen
Ablenkung
29Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Imaginative Techniken
30Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
• Imaginative Entspannungs- und
Distanzierungstechniken nach L. Reddemann
Innerer sicherer Ort, Baumübung, Innerer
Garten, Tresorübung, Innere Helfer, etc.
•Kein Kontrollverlust, keine Dissoziation
•Sicherheitsbedürfnis steht im Vordergrund
31Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Einsatz von Medikamenten
32Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Pharmakotherapie von Traumafolgestörungen• PflanzlicheMedikamente (Johanniskraut, etc.)
• Antidepressiva bei komorbiden depressiven Symptomen zur Verbesserung von Stimmungslage und Antrieb
• Schlafanstoßende Medikation bei Schlafstörungen (niedrigdosierte trizyklische AD, Valdoxan,…)
• niedrig- bis mittelpotente NL als Bedarfsmedikation bei Spannungszuständen (Promethazin, Chlorprotixen,…) –möglichst nicht als Dauermedikation
• Opiatantagonisten (z. B. Naltrexon) zur Reduktion dissoziativer Symptomatik
• Obsolet sind Benzodiazepine und Z-Präparate als Dauermedikation!
33Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Stabilisierende Interventionen in der Gruppentherapie
• Möglichst homogene Gruppen mit ähnlicher Symptomatik (störungsspezifisch)
• „Containing“: hochfrequente (Kurz-) Termine zum Aufbau von Vertrauen und Bindung
• Ressourcenübungen
• Transparente Gruppenregeln
• Lösungsorientierte Gespräche
• Interventionen zum Zusammenhaltsgefühl der Gruppe
34Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Stabilisierende Interventionen in der Einzeltherapie
• Aufbau von äußerer und innerer Sicherheit – z. B. Ankündigen von Interventionen, Transparenz im Vorgehen (Psychoedukation), Reorientierungs- und Realitätsüberprüfungshilfe geben
• Krisen antizipieren: Arbeit mit therapeutischen Verträgen, Notfallpläne erstellen
• Notfallkoffer erklären zur Behandlung von Dissoziationen, Spannungszuständen und Flash-backs („Top-down-“ und „Bottom-up-“ Techniken); Erweiterung des Toleranzfensters
• Selbstbeobachtungsskills verbessern durch Achtsamkeitsübungen und Selbstbeobachtungsbögen
• Ressourcenaufbau
• Aufbau sozialkommunikativer Skills und Kompetenzen
35Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Indikation zur Traumabearbeitung
Anhaltender Leidensdruck trotz erfolgreich
angewandter Stabilisierungstechniken
36Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Absolute Kontraindikationen für die Traumabearbeitung
• Psychotisches Erleben
• Akute Suizidalität
• Anhaltender Täterkontakt
• Schwere Depression
37Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Relative Kontraindikationen für die Traumabearbeitung
• Instabile psychosoziale und körperliche Situation
• Mangelnde Affekttoleranz
• Anhaltende Dissoziationsneigung
• Unkontrolliert autoaggressives Verhalten
• Mangelnde Distanzierungsfähigkeit zum traumatischen Ereignis
38Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Einsatz verschiedener Techniken in der Traumabearbeitungsphase
• Allen Techniken ist gemeinsam ist das „Parallelisieren“ des Alltagsbewußtseins und der traumatischen Erinnerung
• Auswahl der Technik erfolgt nach Vorerfahrungen des/der PatientIn, des/der TherapeutIn und spezifischen Gesichtspunkten
• Ggf. im Vorfeld „Einüben“ der Technik mit Hilfe einer positiven Erinnerung
• Merke: nicht die Technik heilt, sondern letztendlich die Selbstheilungskräfte des/der PatientIn und die tragende therapeutische Beziehung!
39Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Traumabearbeitungsphase: Auswahl traumatherapeutischer Techniken
• PITT nach L. Reddemann (Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie)
• EMDR nach F. Shapiro (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
• IRRT nach M. Schmucker (Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy)
• Screentechnik nach dem Modell KReST (Körper-Ressourcen und Systemorientierte Traumatherapie) nach L. Besser
• TRIMB nach I. Olbricht (Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath)
40Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Traumabearbeitungsphase: Auswahl traumatherapeutischer Techniken
• Prolongierte in sensu Exposition (Rothbaum u. Foa)
• In vivo Exposition (Rothbaum u. Foa)
• MPTT (G. Fischer u. P. Riedesser)
• Somatic experience – SE (P. Levine)
• Kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden (Ehlers)
41Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Notwendige Rahmenbedingungen für eine Traumakonfrontation
• In Traumatherapie ausreichend ausgebildete und erfahrene TherapeutInnen
• Ausreichend verfügbare Therapiezeit (mind. 90 min pro Sitzung) bis zur Entlassung
• Traumatherapeutisch geschultes Pflegepersonal (24 h täglich) zur Stützung und Distanzierung
42Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Ziele der TraumabearbeitungSynthese von Wort, Bild,
Affekt und Körpererleben
Veränderung der Be- Aus Intrusionen sollen
wertung der Situation Erinnerungen werden
und der eigenen Rolle
Selbstwertstärkung vom passiven Opfer zur aktiven Überlebenden
Integration der traumatischen
Erlebnisse in das Selbstkonzept
Ziele der Integration
Veränderungdes
Selbstbildes
Mit demTraumaleben Veränderung
desLebensgefühls
TrauernNeubeginn
Entwicklungneuer
Perspektiven
Treffenangemessener
Entscheidungen
Neu-bewertung
Dr. med. Kornelia Sturz
Essen, 24. März 2011
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
44Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Stat. Psychotherapie
• Kurze Episode – Chance für Neubeginn
• Multifaktorielle Wirkfaktoren in multimodaler Therapie
45Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Stat. Psychotherapie
• Braucht einen Rahmen der Entwicklung fördert mit dem dazu notwendigen transparenten Regeln
• Realraum vs. Therapieraum
46Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Regeln
• vor Aufnahme bekannt
und akzeptiert
• transparent
• berechenbar
• verlässlich
• Sicherheit
• Schutz gebend
47Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Indikationen für eine stationäre Psychotraumatherapie
• Wenn Ängste, Depressionen, Intrusionen oder Vermeidungsverhalten so stark sind, dass keine ambulanten Hilfsangebote mehr aufgesucht werden können
• Bei nicht vorhandenen sozialem Netz und sozialer Unterstützung durch Familie oder Freunde
• Bei instabilen risikoreichen Lebensumständen
• Bei retraumatisierenden Lebensumständen
• Bei Patientinnen, die aufgrund von weiterer Verfolgung durch ihre Täter ihre Identität wechseln möchten
• Bei Patientinnen im Zeugenschutzprogramm
48Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Was bringen die Patienten mit?
• Spezielle Beziehungserfahrungen mit Bindungssehnsucht und Misstrauen
• Opferanteile
• Täteranteile
• Retterphantasien
• Übererregung
• Flashbacks
• Vermeidungsverhalten …und vieles mehr
49Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeutische Beziehung
• Psychotraumapatientinnen, insbesondere mit chronisch-komplexer PTBS sind in hohem Maß auf eine stabile therapeutische Beziehung angewiesen!
50Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeutische Haltung in der Psychotraumatherapie
„EMPATHISCHE ABSTINENZ“ (M. Huber)
„PARTEILICHE ABSTINENZ“ (G. Fischer)
Plus:
Klare, eindeutig besprochene Grenzen und
Regeln
51Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeutisches Arbeiten im
Window of tolerance
zwischen Hyperarousal und Dissoziation
DGTD „Trauma, Dissoziationen und Täterschaft“ 04.09. – 05.09.2015
Ausgangssituation
Patientin
Täter
RetterOpfer
Therapie-Team
• Pflege/Co-Therapeutinnen
• Frau Meyer
• Psychologinnen
• Ärztinnen
• Kreativ- und Körpertherapeutinnen
• Physiotherapeutinnen
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Spaltung
Täter
Pflege/Co-Therapeutinnen
Retter
Therapeutin
Frau Meyer
Opfer
Patientin Frau Schulze
RestlichesTherapie-Team
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
55Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
„Den inneren Bürgerkrieg nach
außen verlagern“B. Helfmann
Ziel:
Von der äußeren Bühne auf die innere Bühne!
Team-Prozess
Täter
RetterOpfer
RestlichesTherapie-Team
Therapeutin
Pflege/Co-Th.
Patientin
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
57Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Von der äußeren Bühne auf die innere Bühne!
58Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeutisches Team
• positive Fehlerkultur
• vertrauensvoller, akzeptierender und respektvoller Umgang
59Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung I
Rettungsaufträge der Patientin / Rettungsabsichten der Therapeutin
kein ausreichender Abstand mehr zu den Prozessen, keine Klarheit mehr in der Arbeitaußerdem: Verantwortungsdiffusion: Therapeut macht die Arbeit des/der PatientInRegressionsgefahr Patient, Burn-out-Gefahr Therapeut
60Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeut Patient
61Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung II
Allianz des/der TherapeutIn mit den therapiewilligen/freundlichen/motivierten Anteilen
Innere Spaltung wird iatrogen verstärkt
62
TherapeutIn therapie- therapieunwilligewillige Anteile Anteile
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
63Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung III
Übermässige Aufmerksamkeit / Fürsorge von Seiten des/der Therarapeutin für kindliche Anteile
Cave maligne Regression!!
64Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
PatientInnen Helfernetz
65Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung IV
(Latente ) Täterübertragung auf die Therapeutin
Stagnation in der Therapie, Verstärkung dysfunktionaler,
maldaptiver Schemata
67Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung V
Grenzüberschreitungen / therapieschädigendes Verhalten durch Patientin ohne Positionierung /
Begrenzung
zunehmende Entwertung der therapeutischen Beziehung
68Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapeut Patient
69Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung VI
Grenzüberschreitungen durch Therapeutin aufgrund mangelnder Achtsamkeit, Kompetenz
oder Erfahrung
besitzt starke Eigendynamik mit teilweise katastrophalen Folgen für die Patientin
71Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Risiken und Fallstricke in der therapeutischen Beziehung VII
Keine Arbeit mit Täteranteilen / Traumainhalten / Täterkontakten aufgrund von Angst / Unwissenheit
der Therapeutin
Stagnation und fortgesetzte innere und äußere Bedrohung
73Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Fallstricke und Risiken in der therapeutischen Beziehung VIII
Übermässige Faszination für / Beschäftigung mit den einzelnen Anteilen
• innere Spaltung wird iatrogen narzißtisch verstärkt
• Verlust des Überblicks
75Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
S. Boon: „Therapists must teach patients to clean up their own shit“- Erlernen von Eigenverantwortung!!
76Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Merkmale einer spezialisierten stationären traumatherapeutischen Behandlung
• Traumatherapeutisch geschultes Team
• Multiprofessionelle und multimodale Behandlungsangebote
• Individualisiertes Setting
• Engmaschig verzahnte Teamarbeit
• Psychoedukation zentraler Baustein der Behandlung
• Hochgradige Transparenz und Klarheit von Rahmenbedingungen und Regeln
77Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Strukturmerkmale des stationären Behandlungssettings
TherapeutInnen
fachlich
• weit fortgeschrittene Psychotherapieausbildung
• spezifische Psychotraumatherapieausbildung
• viele Techniken zur Ressourcenaktivierung und
Traumaexposition beherrschen
78Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Strukturmerkmale des stationären Behandlungssettings
TherapeutInnen
persönlich
• selbsterfahren, tolerant, geduldig
• mutig, kreativ, emphatisch, belastbar
• imaginative Fähigkeiten
• gute Selbstfürsorge, eigene Grenzen wahrend
79Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Strukturmerkmale des stationären Behandlungssettings
Milieu einer Traumastation
• akzeptierend, stressarm
• Reizschutz bieten
• von Achtung und Respekt geprägt
• dem Autonomie- und Kontrollbedürfnis der Pat.
weitestmöglich Raum gebend
• Einzelzimmer
• Aufenthaltsräume
• Frauengruppen
80Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Strukturelle Rahmenbedingungen
Stressarmes Milieu
• auf der Station wird nicht über Traumatisierungen gesprochen
• die Therapiegruppen sind klein sowie stabilisierend, psychoedukativ und ressourcenorientiert
• Einzeltherapie!!!
81Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapieangebote im stationären Setting am Beispiel der Klinik am Waldschlößchen
Dresden
• 3 x 50 min Einzelgespräche pro Woche = hoch individualisiertes Behandlungssetting
• themenzentrierte, lösungsorientierte Gruppentherapien
• Psychoedukationsgruppen
• Skillstraining
• Indikativgruppen (Schmerzen, Essstörungen, Depressionen, Vertragsgruppe)
82Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Therapieangebote im stationären Setting am Beispiel der Klinik am Waldschlößchen
Dresden
• Körpertherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie, Dramatherapie im Einzel- und Gruppensetting
• Zusätzliche unterstützende Angebote: Qi Gong, Yoga, Bogenschießen, Thai Chi, Imagination, PMR, Meditation, Sozialberatung, Physiotherapie, Aromatherapie, Esstagebuch, Lehrküche, Genußtraining, Sport...)
• Singen, Tanzen
83
Strukturelle Rahmenbedingungen
• Regelmäßige Teamsitzungen (1-2 mal täglich)
• Regelmäßige Intervision
• Regelmäßige externe Supervision
• Regelmäßige Fortbildungen (intern und extern für alle MitarbeiterInnen)
• Teamausflüge, gemeinsam Unternehmungen, Essen gehen……
• Psychohygiene (Sport, Boxen…)
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
84
• Hoch anspruchsvolle, personalintensive, hochfrequente Psychotraumatherapie erforderlich
• Mangel an Behandlungsplätzen
• Nachgewiesene Erfolge der Psychotraumatherapie
• Zu geringe finanzielle Ressourcen für die Kliniken, um Strukturqualität zu erfüllen
Stationäre Psychotraumatherapie 07.06.2017, Dr. med. Kornelia Sturz
Klinik am Waldschlößchen
Diskrepanz