TRANSFUSIONSMEDIZIN
Folge 1 Immunhämatologie
Ins=tut für Transfusionsmedizin Universitätsklinikum Essen
Standortbes=mmung TM
• HLA-‐Diagnos=k bei Transplanta=on/bes=mmten Krankheitsbildern
• AB0-‐inkompa=ble NTX/LTX • AB0-‐inkompa=ble KMT/PBSCT • Auswahl passender Blutprodukte zur Transfusion • MuRer-‐Kind-‐Konstella=onen bei SS (MHN/FAIT-‐NAIT) • Diagnos=k und Versorgung komplexer An=körpergemische/
Autoan=körper • Stammzellapheresen/therapeu=sche Apheresen • DepoYührung • Blutspendedienst • Qualitätssicherung klinische Hämotherapie
Blutgruppensysteme
BG-‐Systeme
• An=gene auf Erythrozyten (Protein, Kohlenhydratstrukturen)
• Gen -‐> Protein-‐An=gen • Gen -‐> Enzym -‐> Kohlenhydrat-‐An=gen
• Funk=onsträger!
BG-‐Systeme: Bedeutung
• Immunogenität • Wahrscheinlichkeit der AK-‐Bildung aufgrund d. An=genverteilung in der Bevölkerung
• Charakter + Ausmaß der durch den korrespondierenden AK erzeugten Transfusionsreak=on/MH
• Funk=on des An=gens
Chromosom 19: -‐ Allel H dominant, kodiert α2L-‐Fukosyl-‐Transferase -‐ Allel h rezessiv und stumm
Chromosom 9: -‐ Allel 0 rezessiv, kodiert enzyma=sch inak=ve Transferase -‐ Allel A dominant, kodiert N-‐Acetyl-‐Galaktosamin-‐Transferase -‐ Allel B dominant, kodiert Galaktosyl-‐Transferase
AB0: Gene=k
AB0: An=gene
Fuc Fuc H-‐Transferase
A-‐Transferase B-‐Transferase
BOMBAY 0h
AB0: An=gene
• Lokalisa=on auf Erythrozyten, Thrombozyten und
zahlreichen anderen Geweben AB0-‐Blutgruppe auch bei Organ-‐Tx beachten!
• Bei Sekretoren (ca. 75%) auch in Sekreten nachweisbar
(Speichel, Sperma, MuRermilch): Chromosom 19: kodiert Se-‐Gen mit Allelen Se und se
Genotyp SeSe oder Sese Sekretor Genotyp sese kein Sekretor
AB0: Glykosyltransferasen
Generelle Variabilität von BG
AB0: Genotypen/Phänotypen
ABO: Vererbung
A B
0
A0 B0
00
Pater semper incertus est ... 0
A A0 AB AB
AB0: An=körper
• LANDSTEINERSCHE REGEL • Natürlich vorkommende An=körper gegen die jeweils
fehlenden An=gene im AB0-‐System =Isoagglu=nine
• Blutgruppe A An=-‐B
• Blutgruppe B An=-‐A
• Blutgruppe 0 An=-‐A und An=-‐B
• Blutgruppe AB keine Isoagglu=nine
• Blutgruppe 0h An=-‐A, An=-‐B, An=-‐H
AB0: An=körper
• Ausbildung im Laufe des 1. Lebensjahres mit Keimbesiedelung des Darms, Abschwächung im hohen Alter
• Hohe Titer vor allem bei BG 0 Beeinflussung durch Probio=ka
• IgM, Anteile von IgG und IgA
• bei inkompa=bler BluRransfusion sofor=ge hämoly=sche
Transfusionsreak=on mit intravasaler Hämolyse
• Morbus haemoly=cus neonatorum (MHN) durch IgG-‐Anteil
AB0: Wir sind nicht allein ...
© Miyako Yamamoto
• Mehr als 50 verschiedenen An=genen
• 5 Hauptan=gene D, C, c, E, e • Anzahl der Moleküle pro Ery
10.000-‐80.000
• Nur auf Erythrozyten exprimiert
Rhesus-‐Sytem
Chromosom 1: 2 Genloci RHD und RHCE
• RHD: Allel D dominant, kodiert D-‐An4gen =Rhesus-‐Faktor Allel d rezessiv, stumm
Diverse Muta=onen!
• RHCE: Allele C, c, E, e kodominant
Kopplungsungleichgewicht: Kopplung der Allele D/d, C/c und E/e ist nicht zufällig Häufige Haplotypen: CDe, cDE, cde Häufige Rhesusformeln: CcD.ee, CCD.ee, ccddee, CcD.Ee
Rhesus: Gene=k
RHCE
RHCE RHD Rh posi=v
Rh nega=v
RHCE RHD
RHCE RHD
RHD-‐Dele=on durch "unequal crossing over":
Rhesus: Phylogene=k
Mäanderförmig in Erythrozytenmembran eingebeRet
Rhesus: An=gene
Rhesus(faktor)-‐posiCv:
Träger des D-‐An=gens = 85% der Bevölkerung
Genotypen DD oder Dd, serologisch D.
Rhesus(faktor)-‐negaCv:
Personen ohne D-‐An=gen = 15% der Bevölkerung
Genotyp dd, serologisch dd
Rhesus: An=gen D
weak D
• quan=ta=ve Abschwächung des D-‐An=gens auf 3.000 bis 8.000 Moleküle pro Zelle
• Muta=onen intrazellulär und transmembranär
• Bilden kein An=-‐D (Ausnahme: weak D Typ 4.1, 4.2, 15)
• Empfänger und Spender gelten als Rh posi=v Empfänger werden Rh posi=v versorgt
Rhesus: An=gen D Muta=onen
Rhesus: weak D
ParCal D
• qualita=ve Veränderung des D-‐An=gens (Fehlen einzelner Epitope, Mosaikstrukturen)
• können An=-‐D bilden
• Empfänger gelten als Rh nega=v
• Können Rhesus nega=ve Empfänger immunisieren Spender gelten als Rhesus posi=v
• Häufigstes D par=al: D Kategorie VI
Rhesus: An=gen Muta=onen
Rhesus: par=al D
BesCmmung bei PaCenten, Schwangeren, Neugeborenen
• 2 monoklonale AK IgM (2 verschiedene Klone!), die nicht mit D Kategorie VI reagieren • direkte Agglu=na=on in Gel oder Röhrchen • MiYühren einer Autokontrolle bei An=-‐D-‐Bes=mmung
Rhesus: serologische D-‐Bes=mmung
BesCmmung bei Blutspendern
• Verwendung mindestens 2 versch. Testreagenzien (s.o.) • zusätzlich oligo-‐ oder polyklonales Reagenz im AHG-‐Test
• Einmalige Exposi=on mit An=gen D -‐> 80% aller immunkompetenten Rhesus nega=ven bilden An=-‐D
• An=genizität weiterer Rh-‐An=gene: c -‐> C -‐> E -‐> e -‐>Transfusion Rh-‐Formel-‐kompa=bel bei -‐ Frauen im gebärfähigen Alter -‐ Pa=enten mit chron. Transfusionsbedarf -‐ Pa=enten mit vorhandenen AK anderer BG-‐Systeme
• Transfusionsreak=on: IgG-‐AK -‐> schwere verzögerte extravasale Hämolyse
• Morbus haemoly=cus neonatorum schwere Verläufe bei An=-‐D und An=-‐c mildere Verläufe bei An=-‐E, An=-‐C, An=-‐e
Rhesus: An=körper
4. der Fetus trägt das korrespondierende An=gen
1. MuRer ist An=gen nega=v Immunisierung Transfusion oder frühere Schwangerscha@ Bildung von IgG-‐ AK
2. Diaplazentarer ÜbertriR der AK in die kindliche Zirkula=on
Rhesus: MHN
3. An=körper werden im kindlichen Organismus nicht neutralisiert
5. Beladung fetaler Erythrozyten mit AK und beschleunigter Abbau -‐> Anämie, Hyperbilirubinämie
MHN durch AnCkörper im AB0-‐, Rhesus-‐, Kell-‐, Kidd-‐, Duffy-‐, MNSs-‐System
MHN Pathomechanismus
Anämie
Hepatomegalie
Splenomegalie
Ikterus
Hb↓
Re=kulozytose Erythroblastose
Ödeme, Aszites, Pleuraergüsse
Kernikterus, schwere neurologische Schäden
Hyperbilirubinämie
Schwere Verläufe: Tod meist wenige Stunden nach der Geburt evtl. bereits intrauteriner FruchRod
Rhesus: MHN
28.-‐30. SSW Standarddosis (ca 300 µg) An=-‐D-‐Ig
24.-‐27. SSW: weiterer AKS bei allen Schwangeren
Bes=mmung Rh-‐Faktor D + DCT
Rh pos
Rh neg
Bes=mmung der BG, Rh-‐Faktors D, AKS (möglichst früh)
Rh neg, keine An=-‐D-‐AK Rh pos, keine AK
MuRer: Standarddosis An=-‐D-‐Ig innerhalb von 72 Stunden post partum (selbst wenn nach Geburt schwach reagierende An=-‐D-‐AK bei d. MuRer gefunden worden sind und/oder der DCT beim Kind schwach posi=v ist)
Rhesus: Prophylaxe
Weitere BG-‐Systeme
Anzahl Antigene
Moleküle pro Ery
Hämolyt. Transfusions-
reaktion
MHN durch AK
Funktion
Kell 23 5.000 ja Ja Zelloberflächenenzym
MNSs 43 1 Mio. (ja) (Ja) Rezeptor für Plasmodium falciparum
Duffy 5 12.000-15.000
ja Ja Chemokinrezeptor, Rezeptor für
Plasmodium vivax
Kidd 3 14.000 JA !! Ja Harnstofftransport
Lewis 5 variabel Anti-Lea Nein ?
Lutheran 12 ? (ja) (Ja) Zelladhäsion