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Donnerstag, 11. Juni 1964 3leuc<3ürd)cr3eitttng Abendausgabe Blatt 1 Nr. 2550

Kritischeszum Postleitzahlenverzeichnis

M. R. Dio gelbeii Verzeichnisse der Postleit-zahlen werden zurzeit in all« Haushaltungen ver-teilt. Außer dem alphabetischen Verzeichnis allerPoststellen enthält ein Anhang die Leitzahlen derpolitischen Gemeindon ohne gleichnamige Post-stelle. Beigegeben siml eine illustrierte Begründungfür die Einführung der Neuerung und einigeAdressierungsbeispiele.

Wer sieh in das Verzeichnis vertieft oderAdressenkarteien auf das neue System umbesehrif-ten möchte, kann sich nur mit gewisser Mühe überdie Zuordnung der Leitzahlen klar werden. Auchb ei allem Verständnis dafür, daß die Numerierungn-ach postalischen Bedürfnissen erfolgen muß,sollten Aufbau und Präsentation doch in ersterLinie kundenorientiert sein. Für den Postkundendruckt man das Verzeichnis in Hunderttansendenvon Exemplaren, ihm sucht man mit großem Auf-wand an Inseraten die Sache näher zu bringen.Die Kritik richtet sich gegen dreierlei.

Der Benutzer erwartet ein einfaches, einheit-liches, logisches und damit leicht einprägbaresSystem. Gehen den Leitzahlen diese Eigenschaftenab, so werden die Postkunden sich weniger mit denLeitzahlen befreunden und sie weniger verwenden.Herkömmliche Kennzeichnungen von Poststellensollten möglichst unverändert übernommen wer-den. Mit Ueberraschung stellt man nun aber großeUnterschiede in der Zuordnung von Postleitzahlenan die Acmter großer Städte und ein Abgehen vontraditionellen, eingelebten Bezeichnungen fest. InZürich sind nicht nur allen Poststellen, sondernsogar noch gewissen Stadtkreisen Postleitzahlenzugeteilt, während zum Beispiel in Basel oderGenf nur für ganz wenige Postämter eine Post-leitzahl angegel>en wird und alle übrigen, wie auchdie Quartiere, leitzahlenios sind. Die Anschrift aneinen Postfachinhaber in Basel 3 (keine Leitzahl)hat entgegen logischer Uoborlegung nicht zu lauten«Herrn X, Postfach, 4003 Basel», sondern «HerrnX, Postfach, 4000 Basel 3». Hätte er sein Fach inBasel 2 (mit Leitzahl), so wäre zu adressieren:«Herrn X, Postfach, 4002 Basel». Warum dieseDifferenzierung? Wieso mutet man dem Absenderzu, bei Städten stets nachzuschlagen, ob das Post-amt des Postfaehinhabors eine eigene Leitzahl be-kommen hat oder nicht, wenn die Ableitung derZahl ohne Hilfsmittel möglich wäre. Man wirdum beim zitierton Beispiel zu bleiben die Leit-zahl 4003 wohl doch nie einem andern Amt alsBasel 3 zuteilen können. Dor mutmaßliehe Ein-wand, für die Post genüge die Zahl 4000, weilkeine direkten Säcke nach Basel 3 gefertigt wür-den, wäre ein Eingeständnis für die Richtigkeit derBehauptung, daß beiin Postleitzahlcnkonzo.ptprimär die Bedürfnisse^ der Post berücksichtigtwurden. Man scheint sich nicht genügend Mühegenommen zu haben, sich in die Mentalität desPostkunden zu versetzen, den der postinterneBetriobsablatrf wenig interessiert und der nichtüber die souveräne Gemeinde- und Ortskenntniseines Bahnpostbeamten verfügt.

Die Kollision mit don Postleitzahlen dor Zür-cher Stadtkreise hat zur Schaffung dor ganzungewohnten Loitzahl 8021 für die Fächcrabtei-Iung der Zürcher Sihlpost geführt, während alsselbstverständlich angenommen werden dürfte,daß sie «8001 Zürich» heiße. Der Wog der logischenund einfachen Ableitungsmöglichkeit von derHauptnummer der Stadt wird vollends verlassen,wenn man für «Genf 19» nicht «121!) Genf», son-dern «1211 Genf», für «Gent 24» «1227 Genf»schreiben muß.

Dor zweite Mangel des Verzeichnisses liegt inder schematischen Beschränkung der Leitzahlen-hinweise auf Gemeinden und Poststellen. DerGrundsatz, .jede Gemeinde im Verzeichnis anzu-führen jene ohne gleichnamige Poststelle imAnhang

, hat eine gewisse Berechtigung. Erführt allerdings dazu, daß Miniaturgemeinden wieChampmartin (25 Einwohner laut Volkszählung1960) oder Goumocns-le-Jux (27) oder SantaDomenica (29) im Verzeichnis figurieren, derenPostverkehr entsprechend gering ist. Um ja keineMißverständnisse aufkommen zu lassen, werdenim «Anhang» selbst jene Sonderfälle von Doppel-bezeichnungen angeführt, in welchen sich Ge-meinde- und Postamtbezeichnung lediglich durchBeifügung einer zweiten Bezeichnung heim einenoder andern unterscheiden (zum Beispiel heißt diePoststelle der Gemeinde «Happerswil-Buch» nur«8585 Happerswib, die zur Poststelle «G804 Biro-nico-Camignolo» gehörende Gemeinde lediglich«Bironico»). Wenig Sinn unter dem Gesichtspunktdes mit dem Verzeichnis verfolgten Zwecks hat dieAnführung dor Postleitzahlen von Miniatnrpost-stellen mit geringstem Verkehr. Wie viele Brief-postgegenständc haben wohl Bestimmung nach3801 Eigcrglctscher, 0491 Galenstock (Furka-straße) oder 3901. Gstcin-Gabi (Simplon)i Wärees nicht weit eher gerechtfertigt gewesen, bekannteGemeindeteile, von denen fälschlicherweise o ft an-genommen wird, daß es sich um selbständige Ge-meinden handelt, ins Verzeichnis aufzunehmen?Man sucht zum Beispiel vergeblich nach einemHinweis auf d ie postalisch«» Zugehörigkeit vonKempten, einem Gomoindotoil von Wetzikon mitmutmaßlich wenigstens 1500 Einwohnern, findetdagegen Grüt bei Wetzikon mit Leitzahl vermerkt.Gattikon bei Langnau a. A. ist eine nicht mehr alsWeiler anzusprechende Ortschaft, deren Anfüh-rung im Verzeichnis sicher nützlicher wäre als jeneder Gemeinde Illens im Kanton Froiburg mit ihren11 Einwohnern. Derartige Auslassungen erschwerenunnötig die Sucharbeit und sind der Verbreitungnicht dienlich.

Schließlich ist der Manuel an Anleitung zubeanstanden. Diese wäre wichtiger als die bebil-derten Erklärungen auf den letzten 12 Seiten. Bis-her hat man empfohlen, für Empfänger ohne Post-fach in dor Stadt Zürich Postamtsnummer undStadtkreis anzugeben. Soll man dieses Systemweiterführen und statt Zürich 3/45 künftig 8003/8045 Zürich und ähnliche bandwurmartige Be-zeichnungen gebrauchen

Es ist seinerzeit in Aussicht gestellt worden,daß die Postleitzahlen die Beifügung von Kantons-angaben, Regionen oder benachbarten Orten(Schlatt bei Dießenhofon) überflüssig machten.Nachdem diese näheren Kennzeichnungen im Ver-zeichnis weiterhin zu finden sind, die Muster-adressen keine Anhaltspunkte vermitteln und inPressevcrlautbarungon von der Möglichkeit der

Kürzung zum Beispiel der Bezeichnung Langnauam A Ibis in Langnau ZH gesprochen wird, wäreeine eindeutige Erklärung im Verzeichnis selberfällig gewesen. Die Frage ist vor allem bei langen

Zusätzen für mechanische Adressiorungssystemo

wesentlich.

Es ist schade, daß die konsultative PTT-Kon-ferenz als Bindeglied zwischen den PTT-Betricbenund den Postbcnützcrn e t w as zu spät ins Lebengerufen wurde, um bei der Gestaltung des Postleit-zahlcnverzeicbnisscs mitzuwirken. Der Stoff hättesich für die Schaffung eines auf die Bedürfnissebeider Teile zugeschnittenen Heftes vorzüglichgeeignet. Hoffen wir, daß in der in Vorbereitungbefindlichen A-4-Ausgabe für Industrie und Ge-werbe die Mängel beseitigt werden.

Die Tätigkeit desVerbandes der Studentenschaften

yg. Am vergangenen Wochenende trafen sich inAscona die Delegationen aller Universitäten un-seres Landes zur zweiten ordentlichen General-versammlung des Verbandes der schweizerischenStudentenschaften (VSS). Von Anfang an fühltoman sieh von einer gastfreundlich südländischenAtmosphäre umgeben, die sich auf d ie Arbeit derVersammlungsteilnehmer angenehm auswirkte. Dievon der Fedcrazione Goliardiea Ticinese vorzüg-lich organisierte Tagung wurdo vom Präsidentendes VSS, Jacques Forster (Neuenburg), geleitet.

Im Sektor «Soziales» gab es diesmal nur wenig

zu behandeln, da die Arbeit dos Vizepräsidentenfür Soziales wogen dor Vorbereitungen für denStudententag iu Lausanne (Seminar in Leysin,

Entwurf einer Grundsatzentschließung) die Be-arlHjitung der vielfältigen sozialen Probleme auszeitlichen Gründen vernachlässigen mußte. Er-wähnt sei der Auftrag, den das VSS-Bureau er-hielt: den kompletten Statutenentwurf für eineschweizerische Studentenkrankenkasse aufzustel-l en (bedeutende Vorarbeiten sind schon geleistetworden), auf Grund dessen die interessierten Uni-vorsitätsbehördon und Studentenschaften den end-gültigen Entscheid über ihre Teilnahme fällensollten. Die Studentenschaften der UniversitätZürich und der ET II halten sich von diesem Pro-jekt vorläufig fern, da ihre eigenen Krankenkassenleistungsfähiger sind, als es diejenige des VSS,nach (Ion vorliegenden Berechnungen, sein wird.

Seil wenigen Semestern hat sich die vom VSSgeförderte Tendenz in don Fakultäten unsererHochschulen gezeigt, sich zu nationalen Verbändenzusammenzuschließen. So wurden in den letztenSemestern die schweizerischen Dachverbände derrechts- und naturwissenschaftlichen Fakultäten,der volkswirtschaftlichen und sozialwissenschaft-lichen Fakultäten und Fachgruppen und, vor eini-ger Zeit schon, der Verband der Klinikcrschaftwiins Leben gerufen. Weitere Fakultätsverbändestehen vor ihrer Gründung. Diese Verbände habenvor allem zum Zweck, die don Fakultäten gemein-samen spezifischen Fachintercs-son auf schweize-rischer Ebene wahrzunehmen und zu koordinieren.Der VSS wird damit von einem Arbeitsgebiet ent-lastet, auf dem sich, mangels Kenntnis der denverschiedenen Fachgruppen eigenen Probleme,kaum sehr wirkungsvoll betätigen könnte.

Es stellt sich nun aber das Problem des juristi-schen Verhältnisses zwischen diesen Fakultäts-verbänden und dem VSS. Die einen wünschen innationalen Angelegenheiten eine möglichst großeUnabhängigkeit voneinander, die anderen hingegeneine möglichst vollständige Integration der Fakul-tätsverbände in den VSS, in der Form, daß sie alsgleichberechtigte Mitglieder neben den heutigenJloclischulsektionen stellen würden. Die dadurchentstehende Doppclmitgliedschaft der Studentenim VSS dürfte jedoch fragwürdig sein. In diesenFragenkomplex hinein spielt auch der Problem-kreis der Erweiterung dos VSS nicht nur durchHochschulorgnnisationen, sondern auch durchhöhere Berufsschulen (Technika usw.). Es wirdAufgabe des kommenden ySS-Jahroskongressessein, die in diesen Fragen divergierenden Meinun-gen unter einen Hut zu bringen!

Am letzten Jahreskongreß in St. Gallen wurdeder Vizepräsident für Kulturelles damit beauf-tragt, in diesem Jahr den Studentenschaften eine,Grundkonzeption dor künftigen Kulturpolitik desVSS auf gcsamtschwcizcrischor Ebene zu unter-breiten. Dieses Unterfangen konnte aus Gründen,die in der Natur der zu erarbeitenden Sache seitatliegen, nicht gelingen. Da man nun die Aussichts-losigkeit eines solchen Unternehmens eingesehenhat, wird man versuchsweise kulturelle Aktionendurchführen, um empirisch zu einer einheitlichenKulturpolitik zu gelangen. Als Dachverband sehrselbständiger Studentenschaften (föderalistischesHochschulwesen der Schweiz) kann der VSSzwangsläufig auf vielen Gebieten und zu diesendürften nicht zuletzt die kulturellen Fragen ge-hören weniger leisten als seine einzelnen Sek-tionen. In gesamtschweizerischen Fragen hat derVSS seine unbestreitbare Bedeutung (Stipendion-artikel, SBB-Tarillragen usw.). Diese Bedeutungfällt aber weitgehend dahin b ei typisch lokalenFragen (Verköstigungs- und Wohnprobleme, Kul-turfragon usw.), deren Lösung den VSS oft un-nötig Mästet.

Da dor VSS-Vorstand durch verschiedeneRücktritte, die mit einer Ausnahme nichtpolitischer Natur waren, stark dezimiert wurde,wählte die Genern!Versammlung zum neuen Vize-präsidenten für Inneres Franco Cavalli (Goliar-diea), zum neuen Vizepräsidenten für SozialesMarc Böhringer (Bern) und zum neuen Vizepräsi-denten für Kulturelles und Jugend Hans Witsch i.

(Bern).

Der VSS hat es in dieser Generalversammlungvermieden, seine grundsätzlichen inneren Probleme(Erweiterung dos VSS und Minoritätenfrage)einer endgültigen Lösung zuzuführen. Es ging mehrum ein Abtasten. Er war dabei sicher gut beraten,können doch diese Frogon, die sehr reich an Zünd-stoff sind, anläßlich der Jahreskongresse in K o m-missionen behandelt werden, wodurch die Diskus-sionen und die ihnen entfließenden Lösungen sehroft an Gehalt gewinnen. Dor kommende Jahres-kongreß er findet anfangs Dezember 1964 stntt

verspricht für den VSS einer der entscheidend-sten zu werden, sowohl was die Beziehungen dereinzelnen Sektionen zueinander anbelangt, als auchwas die Politik des VSS gegen außen anbetrifft.

(Korr.) Wie alle ehemaligen nnd auch heutenoch weinbautreibenden Gemeinden der Nordost-schweiz besitzt und besaß auch Neuhausen amRheinfall etliche ansehnliche Fachwerkbauten.Rafz, Mai-thalen, Flaach, Stammheim und andereGemeinden des Zürcher WeMandes sind bekanntfür ihre schönen, gut unterhaltenen Riegelhäuser.

Diese sind der Stolz dieser Gemeinden und deshalbauch, dank einer aufgeschlossenen Gastlichkeit, dasZiel einer bedeutenden Besucherzahl. Der Rebbauüberzog noch zu Ende des vergangenen Jahrhundertsin Neuhausen am Rheinfall «las Gebiet vom Rheinbis in das heutige Ortszentrum. Von der Stadt-grenze Schaffhausen zog sich dein Rhein entlangein fast ununterbrochener Gürtel von Rebanlagen

hinauf gegen das Dort'. Auch die mich Süden undWesten abfallenden Hänge des Rheinfallbeckenswaren mit, Roben bestockt; hier soll der besteTropfen gewachsen sein. Auf <len weiter oben lie-genden Hängen im Goldberg und Nouberg, imDurstgraben und bis gegen Aazheim wurzelte derRebstock. Uebcr ein Dutzend Trotten sincl nach-weisbar. Heute steht, noch eine einzige; sie dientals Magazin für einen großen Gewerbebetrieb. Diebeiden Bahnlinien nach Winterthur und Eglisauhüben den ehemaligen Rebhnng durchschnitten. Diesonnigen Halden sind heute mit Wohn- und ludn-striequartieren überbaut.

Als einziges markantes Ueberbloibsol der eiiLsti-gen Rebgemeinde stand bis vor wenigen Tagen

noch «las ehemalige Gemeindehaus, eins im 17. Jahr-hundert erstellt wurde. Es stand im eigentlichenDorfkern, in dessen Nähe sich noch einige andere,weniger auffallende Riegelhäuser befinden. DieGiebelfront des «Sternen», wie das ehemalige Ge-meindehaus später genannt wurde, war gegen donDorfplatz und dio Hauptstraße nach Schaffhausenhin gerichtet. Das Gemeindehaus war mit dem 77/-vernenrecht ausgestattet. Anläßlieh eines Wirte-wechsels brachte der neue Wirt aus dem Klettgauden beim Brand seines Wirtshauses zum Sterneneinzig geretteten Gegenstand, das Wirtshausschild,mit nach Ncuhauscn und gab so dem Gemeindehausden für ein Wirtshaus offenbar einladenderen Na-men; er blieb, bis das Haus unterging.

Den mit. der Straßenbahn oder zu Fuß vonSchaffliausen kommenden Rheinfiillbesuehem fieldio schöne Fachwerkfassade des «Sternen» sofortauf. Mitten aus der Fassade ragte, ein Tnrm überden Giebel in die Höhe. Im Turm war eine Uhreingebaut mit Zifferblättern nach allen vier Wind-richtungen, darüber erhob sieh ein zierlicherGlockcnstuhl, dessen Glocke auch dio Uhrzeitsehlug. Ein Dächlein mit Zwiebelaufbau undWindfahne schloß diese sehr seltene Turmanlagc

nach oben ab. Dio Glocke wurde im Jahre 1694vom Schoffhauser Glockengießer Tobias Schalchgegossen. Sie trägt Namen und Wappen des Ober-vogtos Stokar, dos Untervogtes Moser und des Bei-sassen Moser. Ein zweiröhriger Brunnen als Kalk-stein mit Rebenoriuunent ergänzte das schöne Bild.Der Brunnen trägt die Jahreszahl 1875. Er ersetztedamals einen viel älteren, langgezogenen, einröhri-gen Bronnen mit Trog, in dem die Rebfrauen i h r en«Schaub wässerten» und in dem auch das Vieh ge-tränkt wurde.

1924 wurde die Fassade des ehemaligen Ge-meindehausos, die mehrere Jahrzehnte übertünchtgewesen war, freigelegt, und der Turmautbau, deretwa 40 Jahre zuvor auf das benachbarte, heutenicht mehr bestehende Hotel Rheinfall versetzt,worden war, wieder an seinem ursprünglichen Ort.angebracht. Der verstorbene Architekt ArthurMoser hatte dem damaligen Gemeinderat die Wie-derherstellung empfohlen und in der Folge auchdurchgeführt. Sie fand damals in allen Kreisen derBevölkerung und auch bei Kunstsnchverstäudigenvolle Anerkennung.

Nun ist. dieser schöne Zeuge des ehemaligen

intensiven Weinbaues in der Rheinfallgemeindeverschwunden. Auf Grund eines Antrages dos Ge-meinderates beschloß dor Einwohnerrat mehrheit-lich die Niederlegung des ganzen Gebäudekom-plexes. Dor frei werdende Platz soll einem Groß-warenhaus zur Verfügung gestellt werden.

Der Präsident: der kantonalen Heimatschutz-sektion, Architekt IT. Henne, Schaffliausen, un-erkannte in einem Gutachten dio ieingegliederteFassade, die in reizvoller Art den Typus einesländlichen Gemeindehauses charakterisiere, trotz-dem kam es dazu, den Abbruch zu empfehlen. Diekantonale Denkmalpflege! wurde hingegen nichtbefragt. Der bauliche Zustand des Gebäudes, dessenUnterhalt in den letzten Jahren vernachlässigtworden war, zwang die Behörden zu besonderenMaßnahmen. Da eine sichere Bewahrung der Fas-sade vor dein Einsturz etwa 20 000 Fr. erforderthätte, beantragte der Gemeinderat dem Einwohner-rat die vollständige Niederlegung des ganzen Ge-bäudekomplexes. Der hiefür erforderliche Kreditvon 9800 Fr. wurde gutgeheißen.

Trotz einem Antrag im Einwohnerrat und trotzanderen Bemühungen für die Erhaltung der schö-nen Fassade und die Ueberbauung des anschließen-den Hintergeländes mit Verwaltungsgebäuden fürdie Gemeinde kam der nicht überall begreiflicheBeschluß zustande. Es ist zu hoffen, daß er keineNachahmungen findet.

TagungenUehcrpnrteilicliea Komilee «Gesicheries Aller»

ag (Mitg.) Unter dem Vorsitz von Dr. (!.Sprecher, Stadtpräsident, von Clmr, tagte in Herndns überparteiliche Komitee «Gesichertes Alter»,dein eidgenössische Parlamentarier verschieden erParteien sowie Vertreter der Spitzenverbände derniehteozialistischcn Arbeitnelimerorganisationenangehören. Mit Genugtuung nahm das Komiteevom Entwurf des Biinde.sgrsety.cs Kenntnis, das,entsprechend einer Eingabe des Komitees, Znsatz-renten vorsieht für AUV -Rentner, deren Einkom-men das Existenzminimum nicht erreicht. DnsKomitee vertritt die Auffassung-, daß die Gewäh-rung solcher Zusatzrenten i'ür alle Kantono alsobligatorisch erklärt werden soll; auch hält es eineErhöhung der Einkommensgrenzen auf 57(iO Fr.für Ehepaare und 3(i00 Fr. i'ür Einzelpersonenals notwendig, wobei diese Zusatzleistungen perio-disch der Teuerung anzupassen sind. Dabei soll dasEinkommen ans dem Erwerb nur teilweise an-gerechnet werden, indem ein gewisser Freibetragstatuiert wird.

Der Arbeitsausschuß des Komitees wurde be-auftragt, auf den Herbst hin Vorschläge zu unter-breiten, wonach durch eine Zusatz Versicherung zurAHV für alle jene, die nicht anderweitig übereine genügende Alterssicherung verfügen, dio derheutigen wirtschaftlichen Entwicklung entspre-chende Sicherung des Lebensabends gewährt wer-den kann. Es wird nachher darüber zu entscheidensein, ob dieser die AIIV abschließende Ausbaudurch parlamentarische Vorstöße oder auf demWeg einer Volksinitiativc zu verwirklichen seinwird.

In dor Diskussion wurde allgemein auf diegroße Wende verwiesen, die sich in der AHV-Bilanzierung und der Rentcnauszahlung durch den

Uebergang von der statischen zur dynamischenFinanzrechnung ergab, für den die vom über-parteilichen Komitee vor vier Jahren lanciert«Volksinitiative den entscheidenden Anstoß gegebenhatte.

Abslinentenvcrband Junge Schweiz

ag In Schaffliausen fand das Zentralfest derabstinenten studierenden Jugend der Schweiz statt.Anläßlich der damit verbundenen Delegiertcii-vcrsammlung sprachen die Teilnehmer dem Bundes-rat i h r en Dank aus für den mutigen Entscheid,in der zukünftigen Fernsehwerbung keine Reklamefür alkoholische Getränke, für Tabakwaren undfür Medikamente zuzulassen. Sie erlaubten sichgleichzeitig, auf die starke Zunahme des Spiri-tuosenkonsums hinzuweisen. Diese steht im Wider-spruch zur Bundesverfassung, welche als Ziel dereidgenössischen Alkoholordnung eine Verminde-rung des Branntweinkonsums fordert. Die Dele-gierten erwarten deshalb eine baldige und wirk-same Erhöhung der schweizerischen Branntwein-besteuerung, welche zurzeit eino der niedrigsteniu Europa ist.

Sozialistische Plunungsgemeinsrlinft Bodensec

ag Die von der sozialistischen Bodonsce-Inter-nationale ins Leben gerufene sozialistische Pla-nungsgemeinschaft, welcher Vertreter der sozial-demokratischen Parteien der an den Bodenseogrenzenden deutschen Bundesländer Baden-Würt-temberg und Bayern, des österreichischen Bundes-landes Vorarlberg und der schweizerischen Kan-tone Thurgau und St. Gallen angehören, hielt inBregenz eine konstituierende Sitzung ab. ZumVorsitzenden wurde Prof. Dr. Karl Hüberic (Lin-donberg/AUgäu), zu Vizepräsidenten NationalratAlfred Abegg (Kreuzungen) und Nationalrat Dr.Ernst Haselwanter (Bregenz) sowie zum SekretärHermann Battaglia (St Gallen) gewählt.

Neue Zürcher Zeitung vom 11.06.1964

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