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Dr. Gerhard Schrader ”Der Vater der Nervenkampfstoffe?” Stefan Martini 17. November 2011 Inhaltsverzeichnis 1. Dr. Gerhard Schrader - Leben und Wirken 3 1.1. Kindheit ..................................... 3 1.2. Bildungsweg ................................... 4 1.3. Der Einstieg in die Forschung ......................... 5 2. Schraders Beitrag zur Verbesserung der Ernährungssituation in Deutschland - E 605 6 2.1. Der Unfall - Die erste Synthese ........................ 6 2.2. Insektizide und Sarin .............................. 7 2.3. Inhaftierung - Das Ende des Krieges ..................... 7 2.4. Die Nachkriegsjahre .............................. 8 2.5. Ehrungen Schraders für Pflanzenschutz .................... 8 2.6. kritische Würdigung der Forschung nach dem Krieg ............. 9 2.7. Ruhestand und Lebensabend ......................... 10 3. Sarin 11 3.1. Pathophysiologie ................................ 11 3.2. Symptome .................................... 12 3.3. Therapie ..................................... 13 3.4. Alter Absorption - Aufnahme unterbinden .................. 13 3.5. Administer Antidote - Antidot(e) verabreichen ............... 13 3.5.1. Atropin ................................. 13 3.5.2. Oxim .................................. 14 3.5.3. Antidotkits - Autoinjektoren ..................... 15 3.6. Basics ...................................... 16 3.7. Change Catabolysm .............................. 16 3.8. Disturb Differently ............................... 16 3.9. Enhance Elimination .............................. 16 1

Dr Schrader - Vater der Nervenkampfstoffe ?

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Dr. Gerhard Schrader”Der Vater der Nervenkampfstoffe?”

Stefan Martini

17. November 2011

Inhaltsverzeichnis

1. Dr. Gerhard Schrader - Leben und Wirken 31.1. Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.2. Bildungsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.3. Der Einstieg in die Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2. Schraders Beitrag zur Verbesserung der Ernährungssituation in Deutschland- E 605 62.1. Der Unfall - Die erste Synthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.2. Insektizide und Sarin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.3. Inhaftierung - Das Ende des Krieges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.4. Die Nachkriegsjahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.5. Ehrungen Schraders für Pflanzenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.6. kritische Würdigung der Forschung nach dem Krieg . . . . . . . . . . . . . 92.7. Ruhestand und Lebensabend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

3. Sarin 113.1. Pathophysiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113.2. Symptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123.3. Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.4. Alter Absorption - Aufnahme unterbinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.5. Administer Antidote - Antidot(e) verabreichen . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.5.1. Atropin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.5.2. Oxim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143.5.3. Antidotkits - Autoinjektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

3.6. Basics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.7. Change Catabolysm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.8. Disturb Differently . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.9. Enhance Elimination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

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4. Das Erbe Schraders 174.1. Tabun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

4.1.1. chemische Kampfstoffe während dem ersten Weltkrieg . . . . . . . 174.1.2. Der Zweite Weltkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184.1.3. Iran / Irak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194.1.4. Tokyo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

4.2. Parathion - E605 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204.3. Systox . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234.4. Metasystox . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244.5. Heutige Verwendung der Pflanzenschutzmittel . . . . . . . . . . . . . . . . 24

5. Ethische Aspekte Schraders Arbeit 255.1. Pestizide und chemische Kampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255.2. Terrorismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

5.2.1. Herstellung chemischer Kampfstoffe durch Terroristen . . . . . . . 255.2.2. Binäre Kampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265.2.3. Duale Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Anhang 28

A. Abbildungsverzeichnis 31

2

1. Dr. Gerhard Schrader - Leben und Wirken

1.1. Kindheit

Abbildung 1: Elise und Heinrich Schrader

Gerhard Schrader wurde am 25. Februar 1903 in Bortfeld als Sohn von Heinrich undElise Schrader geboren.1. Der Vater Gerhards entstammte einer Bauernfamilie, bliebjedoch nicht dieser Familientradtion treu, sondern entschied sich für den Lehrerberufund wurde Lehrer einer relativ großen Dorfschule. Gerhard hatte zwei ältere Schwestern;Else und Magdalena. Die Familie Schrader lebte zu Gerhards Kindheitstagen in Bortfeld,wo auch der Dienstsitz des Vaters war. Die Jugend Gerhard Schraders war auch durchdie tiefe Religiösität seiner Eltern gekennzeichnet. Während dessen Jugend beschriebHeinrich Schrader seinen Sohn mit den Eigenschaften: ”Zähigkeit und Ausdauer gepaartmit Phantasie und Klugheit.”

”Einmal, es war kurz vor Weihnachten, drängten sie (die Kinder) sich wiederum mich herum. Der kleine Gerhard, der wohl kaum 3 Jahre alt war, sah sichausgeschlossen. Else sollte ihm Platz machen. Um seine Absicht zu erreichen,sprach er: ”Else, gehe ein bißchen nach Amerika.” Als diese ihm klar machte,daß das nicht ginge, wußte er gleich einen Rat. Gar wichtig sagte er zu seinemSchwesterlein: ”Else, laß mich zum Vater; der Weihnachtsmann bringt direinen anderen”(Pfingsten (2003), S.11)

1Pfingsten (2003), S. 9.

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1.2. Bildungsweg

Abb. 2: Der Studen Gerhard Schrader (Win-tersemester 1926/27

Nach einem Umzug der Familie nach KleinStöckheim, vor den Toren Braunschweigs,im Januar 1913 durchläuft Gerhard dasHumanistische Wilhelm-Gymnasium underhält 1923 sein Reifezeugnis. Nachdem erdas Gymnasium ohne schulischen Schwie-rigkeiten besucht hat, beginnt er sein Che-miestudium in den harten Nachriegsjah-ren. Da seine Eltern ihn nicht finanziellunterstützen können, arbeitet der jungeChemiestudent in den Semesterferien alsGleisarbeiter bei der Bahn und unterlegtGleise mit Schottersteinen. Trotz dieserwidrigen Umstände ist der Abschluss desStudiums nach nur 8 Semestern im Jahre1927 mit der Note ”sehr gut” erreicht. Heg-te Vater Heinrich Schrader zunächst denWunsch das sein Sohn ihm in den Lehrer-beruf folgte um schnell auf eigenen Beinenzu stehen Ist er nach dem Abschluss seinesSohne doch begeistert.

”Bei der Bearbeitung kammir auch Dein Zeugnis überDeine Diplom-Hauptprüfung vomJuni 1927 wieder zu Gesicht.Ich bin kaum im Stande zu äu-

ßern, was ich empfinde, wenn ich da lese: Das Gesamturteil mit Auszeichnungbestanden und 5 mal in Pflichtfächern und Wahlfach das Urteil: sehr gut.Wohl selten ist ein solches Zeugnis ausgestellt. Du hast uns mit demselbenseinerzeit eine unaussprechliche Freude bereitet.” (Pfingsten (2003), S.15)

Seine Diplomarbeit verfasste Gerhard Schrader unter dem Titel ”Zur Chemie der Cyan-verbindungen des Rutheniums” und erhält die Note ”sehr gut”. Diese Benotungen spre-chen für sein Wissen. So berichtet ein Studienfreund:

”[...] Wir wußten, daß Gerhard gerade bei Fries in Chemie geprüft wur-de... Später erfuhren wir, Gerhard hatte bei einer Frage ganz beiläufig er-wähnt, daß ein bestimmtes Kobalt-Komplexsalz grün sei. Fries hatte korrie-gert, es sei violett. Als Gerhard wiedersprach, sagte Fries: » Wenn ich Ihnensage, es ist violett, können Sie das ruhig annehmen. « Gerhard sagte: » Ja-wohl, das kann ich, aber es ist eben doch grün!« Die Bibliothek gab Gerhardrecht...”(Pfingsten (2003), S.15)

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Die Doktorwürde (Dr.-Ing.) wurde ihm am 16. März 1928 von der Technischen Hoch-schule Braunschweig ”mit Auszeichnung” verliehen.

1.3. Der Einstieg in die Forschung

Im Oktober 1928 begann Gerhard Schrader seinen Berufsweg bei den IG Farbenwerken,einer Tochterfirma Bayers. Sein Arbeitsgebiet umfasste die gesamte Organische Chemiemit dem Schwerpunkt Naphthol-Farbstoffe. Den Ausgleich zu seiner Arbeit fand Schar-der in seiner Wohnung in der Nähe des Bahnhofes Vohwinkel. 1934 änderten sich Ar-beitsschwerpunkt und die Wohnung des noch jungen Forschers. Auf seine neue Aufgabe,der Erforschung von Schädlingsbekämpfungsmitteln folgte ein Umzug nach Lützenkir-chen. Der Wechsel des Aufgabengebietes war auch den wirtschaftlichen Anforderungengeschuldet, so kaufte das Deutsche Reich in den 30er Jahren für 30 Mio. Mark Schädlings-bekämpfungsmittel und erwartete eine entsprechende Weiterentwicklung dieser Stoffe.

Abbildung 3: Dr. Gerhard Schrader mit seinem Mitarbeiter Kurt Küppers

5

2. Schraders Beitrag zur Verbesserung derErnährungssituation in Deutschland - E 605

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges bestand für das Deutsche Reich die Notwendigkeitdie Ernteerträge zur Ernährung der Bevölkerung zu steigern. Diese Notwendigkeit wurdebedingt durch mehrere Faktoren. Einerseits kam es nach Ende des 1. Weltkrieges zuLandesabtretungen, so das die zu bewirtschaftende Fläche sich verringerte. Weiterhinstieg die Bevölkerungszahl, bei einer sich ändernden Bevölkerungsaltersschichtung. VieleJunge, das Land bewirtschaftende, Männer starben im Krieg und fehlten nun bei derBewirtschaftung des Landes.Das Deutsche Reich und die deutsche Industrie sah also die Notwendigkeit in die

Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln zu investieren. Die Firma IG Farben beauftragteihren jungen Forscher Gerhard Schrader mit der Forschung an geeigneten Stoffen. DasErgebnis dieses Auftrages sollte nicht nur das Gebiet der Pflanzenschutzmittel ändern,sondern auch das Augenmerk des Militärs auf chemische Kampfstoffe lenken.

2.1. Der Unfall - Die erste Synthese

Im Jahre 1936 nach bereits 2 Jahren Forschung an einem neuen Pflanzenschutzmittel aufGrundlage organischer Phosphorverbindungen wollte Schrader die Versuchsreihe bereitsaufgeben, als er plötzlich Sehstörungen bemerkte. Diese ersten Symptome verschlimmer-ten sich so sehr, dass Schrader stationär im Krankenhaus aufgenommen werden mussteund sich nur langsam wieder von seiner zufälligen Entdeckung erholte.Der Vater Gerhards schilderte den Unfall wie folgt:

”Im November erlitt Gerhard im Laboratorium einen schweren Unfall, der,wenn der Herr nicht seine schützende Hand über ihn gehalten hätte, leichtböse Folgen hätte haben können. 14 Tage mußte Gerhard im Krankenhauszubringen. Nach seiner Entlassung weilte er zu unserer großen Freunde mitWiebke kurz vor Weihnachten fast 8 Tage bei uns. [...]”(Pfingsten (2003),S. 19)

Bereits vor seiner Rückkehr ins Labor war Gerhard Schrader klar, dass er einen hochtoxischen und leicht herstellbaren Stoff entdeckt hatte. Die Isolation gelang im Februar1937. Diese Entdeckung wurde am 05. Februar 1937 an Prof. Gross vom Gewerbehy-gienischen Institut Elberfeld gemeldet. Kurz nach dieser Meldung wurde Hauptmannv. Sicherer vom Heereswaffenamt eingeschaltet, welcher die weitere Entwicklung eineschemischen Kampfstoffes einleitet. Die Weiterentwicklung Schraders ”Pflanzenschutzmit-tels” zu einer chemischen Waffe, dem Tabun, übernimmt das Heereswaffenamt unter derLeitung von Ministerialdirigent Zahn.

2.2. Insektizide und Sarin

Nach dieser Entdeckung nahm Schrader erneut die systematische Forschungen mit orga-nischen Phosphorverbindungen auf. Bevor ihm der Durchbruch im Bereich der Pestizide

6

gelingt ”entdeckt” er zunächst 1938 Methylfluorophosphonsäureisopropylester, welchesspäter unter dem Namen Sarin zu Berühmtheit als Nervenkampfstoff kommen sollte. Obes sich bei der Entwicklung um eine gezielte oder zufällige Entwicklung handelte, ist bisheute umstritten. Klar ist jedoch, dass Sarin wesentlich toxischer und militärisch bes-ser einsetzbar ist als Tabun. Nach diesem militärischen Durchbruch dauerte es weitere4 Jahre, bis im Jahre 1942 das Team der Bayerwerke einen großen Erfolg mit Blandanfeiern konnte. Dem Forscherteam ist es gelungen einen Pyrophosphorsäuretetaethylesterzu synthetisieren, welcher weniger toxisch für den Menschen ist und gute Chancen hat,die bis zu diesem Zeitpunkt gebräuchlichen nikotinhaltigen Pflanzenschutzmittel abzulö-sen.2 Nach diesem ersten Erfolg konnte ein weiterer großer Schritt verbucht werden, esgelang eine sehr toxische und stabile Substanz zu synthetisieren. 1944 wurde Parathionoder auch E605 durch Schrader erfunden, welches weltweit als Pflanzenschutzmittel mitsehr großem Erfolg vertrieben werden sollte.3

Abbildung 4: E 605 forte (Quelle: Wikipedia)

2.3. Inhaftierung - Das Ende des Krieges

Die Forschungen an E 605 sind noch nicht abgeschlossen, da erreichen im März 1945amerikanische Kampftruppen Leverkusen und inhaftieren Dr. Schrader, welcher für 2Jahre in Schloß Kranzberg (Taunus) interniert wird.

2.4. Die Nachkriegsjahre

Nach seiner Freilassung setzt Schrader seine Forschungen fort, nun beginnt er eine fürden Menschen weniger toxischer aber für Insekten nachhaltigeres Pflanzenschutzmittelzu syntehtisieren. Während seiner Forschung erhält Schrader am 06. August 1947 dieOfferte seine Untersuchungen in England fortzusetzen. Dieses Angebot lehnt er ab. Nach

2Pfingsten (2003), S. 21.3Bilder E 605

7

weiteren 5 Jahren gelingt es der Forschungsgruppe schließlich im Februar 1952 Systoxzur Marktreife zu entwickeln, welches weiterhin ähnlich toxisch für den Menschen ist, wieE605, jedoch nachhaltiger auf Insekten wirkt und den großen Vorteil hat, in die Pflanzeaufgenommen zu werden. Mittels dieses Insektizides konnte erfolgreich der Reisstengel-bohrer in Japan bekämpft werden, was auch in der Presse große Beachtung fand.4

Abb. 5: Der Baumwoll-Kapselkäfer

Erst 1954 gelang es das Insektizid Me-tasystox zu entwickeln, welches für denMensch und ”Warmblüter / Säugetiere”als wenig gitfig galt. Metasystox wur-de sehr erfolgreich gegen den Baumwoll-Kapselkäfer (Siehe Abbildung 5) einge-setzt. Nach diesem durchbruch folgten vie-le weitere Pflanzenschutzmittel wie:

• Diptesex

• Gusathion

• Folidol

• u.a.

2.5. EhrungenSchraders für Pflanzenschutz

Nach diesen Erfolgen im Bereich der Er-nährung und des Pflanzenschutzes wurden Gerhard Schrader diverse Ehrungen zu teil:

• 1951 - Silberne Ehrennadel des Bundesministeriums für Ernährung, Land- undForstwirtschaft

• 1955 - Otto Appel-Gedenkmünze

• 1956 - Adolf von Bayer Medallie der Gesellschaft Deutscher Chemiker

• 1959 - Verleihung des Titels Dr. agr. hc. durch die Universität Bonn

• 1963 - Verleihung des Titels Dr vet. med. h.c. durch die Tierärztliche HochschuleHannover

• 1977 - Verleihung des Titels Dr. rer. nat. h.c. durch die Universität Braunschweig

4Keller (18. Dezember 1952).

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2.6. kritische Würdigung der Forschung nach dem Krieg

Neben diesen Ehrungen gab es auch durchaus kritische Stimmen zum Werk GerhardSchraders und dessen Verwendung in der Welt. Nach dem Mauerbau 1986 behauptete derMikrobiologe Dr. Ehrenfried Petcas, welcher sich in die DDR abgesetzt hatte, Schraderhabe bereits in den 30er Jahren im Auftrage Hitlers erfolgreich an Giftgasen geforscht.Angeheizt durch den Kalten Krieg fanden diese Anschuldigungen anklang, welche in dieDDR Dokumentation ”Bonn bereitet den Giftkrieg vor” gipfelten.5

Bis heute gilt Schrade als ’Vater der Nervenkampfstoffe”. Zu dieser Berühmtheit äußerter sich nicht, lediglich die Forschung ist wichtig für ihn. Auch als ein Bild von ihn ineinem Aufsatz des Spiegels mit der Bildunterschrift ” Hier wird ungeheuerlich gearbeitet”6

erscheint äußert er sich nicht. Jedoch wissen seine Freunde:

”Schrader ist tief verletzt. Aber er verteidigt sich kaum; er war ein Mann desLabors, weniger ein Mann des Schreibtisches oder gar des Rednerpultes. Anden hitzigen Streitgesprächen der Studenten über Kriegsschuld und Giftgasehat er sich nicht beteiligt.”(Pfingsten (2003), S. 27)

Abbildung 6: Dr. Gerhard Schrader nach seiner Pensionierung

5Der Spiegel (1969).6Hersh (1969).

9

2.7. Ruhestand und Lebensabend

Die Tür seines Büros schließt Gerhard Schrader im Jahre 1967 ein letzes Mal, jedochschließen sich niemals ganz die Tore der Bayer Werke. Ein Labor steht ihm weiterhin zurVerfügung, so das er auch als Pensionär noch einige Patente anmeldet7. Im Oktober 1988stirbt seine geliebte Frau Gertrud und im Januar 1989 überraschend eine seiner beidenTöchter an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

”[...] ”Mit Würde und in Fassung” - so Hans Umbach - trägt Gerhard Schra-der sein Los. Sein Lebensmut ist gebrochen. Am 10. April 1990 ist GerhardSchrader in seinem Haus in Cronenberg eingeschlafen; neben ihm liegt dieBibel, die ihm wichtiger war als alle Bücher der Chemie. 4 Tage später, aneinem Ostersamstag, wird Gerhard Schrader auf dem kleinen Friedhof zuWuppertal-Cronenberg neben seiner Frau und seiner Tochter zur letzen Ruhegebettet. [...]” (Pfingsten (2003), S. 28)

Abbildung 7: Grab der Familie Schrader in Wuppertal-Cronenberg

7Im Register der Deutschen Patent und Markenregisters finden sich 926 Einträge zu dem Suchbegriff”Dr. Gerhard Schrader” (Stand. 15.11.2011)

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3. Sarin

Da es sich um den ”ersten Nervenkampfstoff” handelt, welcher nicht nur zufällig entdecktworden ist, wird an dieser Stelle beispielhaft näher auf Sarin eingegangen.

Abbildung 8: Strukturformel Sarin

3.1. Pathophysiologie

” Die Hemmung der Acetylcholinersterase (AChE) ist die wohl wichtigsteReaktion bei Vergiftungen durch Organophosphare. Neben der Bindung anButyrylcholinesterase (Plasmapseudocholinesterase), die sich in Leber, Pla-ma, Herz, Gehrin und Pankres findet und deren physiologische Bedeutungunklar ist, binden Organophosphare an die Acetylcholinesterase, die beimMenschen auch im hohen Maß auf der Oberfläche der Erythrozyten vor-kommt. Diese scheint die Aktivität der neuronalen und muskulären AChE gutwiederzuspiegeln. Organophosphare binden an die alkoholische Gruppe einesSerin-Restes im aktiven Zentrum der AChE, so dass die Funktion des En-zyms gehemmt wird. Während durch Carbamat-Insektizide gehemmte AChEinnerhalb von Minuten bis Stunden regeneriert wird, dauer die Spontanreakti-vierung der phosphorylierten AChE sehr viel länger, so dass unter funktionel-len Gesichtspunkten von einem irreversibel gehemmten Enzym ausgegangenwerden muss [...]. Die Acetylcholinanhäufung führt zur Überstimmulation ancholinergen Rezeporen und damit letzlich zu einer Unterbrechung der synap-tischen Transmission des peripheren und zentralen Nervensystems [...] Davonsind die Endigungen der postganglionären cholinergen Nerven (muskarinerg),die vegetativen sympathischen und parasympathischen Ganglien (nikotinerg)und die motorische Endplatte (nikotinerg) sowie das Zentralnervensystem be-troffen.” (Eyer et al. (2004))

Die schädigenden Mechanismen des Sarins, wie auch der anderen Organophosphateberuhen auf deren Hemmung der Acetylcholinesterase. Durch eine Hemmung der Acetyl-

11

cholinesterase kommt es zu einer Überstimmulation der (Organ-)Muskeln, welche para-sympathisch inerviert sind. Durch diese Überstimmulation kommt es zu einer schlaffenLähmung. Eine lethale Folge ist die Erschlaffung des Hauptatemmuskels, des Zwerch-fells (Diaphragma), mit einhergehendem Atemstillstand. Nach aktuellen Forschungen,welche versuchen bis zu einer Neubildung der Acetylcholinesterase eine Sauerstoffversor-gung mittels einer künstlichen Beatmung aufrechtzuerhalten, kommt es im Folgendenzu tödlichen Krampfanfällen. Die pathophysiologischen Vorgänge sind jedoch bis heuteweitgehend unbekannt.

3.2. Symptome

Weitere klinische Symptome werden als Cholingerges-Syndrom beschrieben. Hierbei han-delt es sich um parasymphatisch imponierte Beschwerden, welche sich in nicotinerge undmuscarine Symptome einteilen lassenWalter (2003).Die Symptome können anhand derAkronyme SLUDGE - MTWHF hergeleitet werden: Bei den muskarinen Sympthomen(SLUDGE) handelt es sich um:

• Salivation - Vermehrter Speichefluss

• Lacrimation - Tränenfluss

• Urination - Urinfluss

• Defecation - Defäkation

• Gastroenteritis - Beschwerden des Magen-Darm-Traktes / Diarrhö

• Emesis - Überkeit / Erbrechen

Die nikotinergen Sympthomen (MTWHF) sind:

• Mydriasis - kleine Pupillen (Stecknadelkopfgroß)

• Tachycardia - Tachikardie (schneller Herzschlag)

• Weakness - Schwäche

• Hypertension - Hypertonie (hoher Blutrduck)

• Fasciculation - (Gesichtsmuskel)Zittern

Neben diesen Symptomen sind je nach aufgenommener Dosis weitere Beschwerdenmöglich. So berichteten die meisten Patienten des Tokioter Sarin-Anschlages über Schwin-del, Übelkeit und Kopfschmerzen8

8Walter (2003).

12

3.3. Therapie

Die Therapie der aktuen Sarin-Vergiftung folgt grundsäztlich einem ABCDE-Schema9:

• Alter Absorption / Administer Antidote

• Basics

• Change Catabolysm

• Disturbe Differently

• Enhance Elimination

Hierbei handelt es sich um ein standardisiertes Vorgehen bei Vergiftungen mit mögli-cherweise unbekannten Toxinen.

3.4. Alter Absorption - Aufnahme unterbinden

Nach Paracelsus und der Haberschen Relgel ist eine Unterbindung der weiteren Gift-aufnahme primär zu erzielen.10 Hierzu ist nach einer Rettung aus dem unmittelbarenGefahrenbereich eine Dekontamination zu erwägen. Bei diesen Überlegungen ist, fallsbekannt, der Aggregatzustand des Gefahrstoffes miteinzubeziehen.11 Sollten Unklarhei-ten bestehen, ist im Zweifel eine Dekontamination durchzuführen. Ist die Entscheidungfür eine Dekontamination getroffen, so ist ein Dekontaminationsmittel und -verfahrenauszuwählen. Im Falle von Sarin ist eine milde Seifenlösung das Mittel der Wahl Füreine Personendekontamination. Chlorkalk ist geeignet für die Dekontamination von Ge-genständen und Orten, da Sarin in alkalischem Milieu schnell hydrolisiert und hierdurchinaktiviert wird.

3.5. Administer Antidote - Antidot(e) verabreichen

Bei der Antidotgabe sind zwei Dinge zu berücksichtigen einerseits muss aggresiv dasCholinerge-Syndrom therapiert und die Vitalfunktionen erhalten werden, andereseits istdem ”Altern” des Sarin-AChE Komplexes mittels eines Oxims zu begegnen.

3.5.1. Atropin

Es wird eine symptomatische Therapie mit Atropin durchgeführt. Atropin wirkt als Pa-rasympatoholytikum, also antagonistisch an parasympathisch inervierten Organgen. DieAtropin Dosierung sollte sich an einer vorhandenen Klinik orientieren. Empfohlen wirdeine initiale Dosis von 2-3 mg i.v. und eine weitere Auftitration um 1-2 mg alle 5 Minuten

9Walter (2003), S.305 ff...10Reichl (2009).11Bei rein gasförmigen Kontaminationen ist eine Dekontamination nicht nötig. Hier darf jedoch nicht

die Möglichkeit einer Ausbringung als Aerosol etc. vergessen werden.

13

bis zur Symptomfreiheit. Eine Überdosierung des Antidotes Atropin kann zu schwerenKomplikationen führen, welche den Outcome negative beeinflussen.1213

3.5.2. Oxim

Neben der Sympthomatischen Therapie ist ebenfalls eine kausale Therapie einzuleiten.So sollte möglichst führzeitig mit einer Oxim-Therapie begonnen werden.

” Während Atropin die Acetylcholinwirkung an den muskarin-sinsiblen Re-zeptoren kompetitiv antagonisieren kann, versagt es in therapeutisch mögli-chen Konzentrationen an der neuromuskulären Endplatte. Hiergegen hat manversucht, durch die kausal wirkenden Oxime [...] rechtzeitig die hejemmteAcetylcholinesterase zu reaktivieren, bevor eine irreversible Hemmung durchAbspaltung einer Alkoxygruppe vom phosphorylierten Enzym eintritt [...]” (Eyer et al. (2004), S.327 )

Abbildung 9: Strukturformel Oxim

Die Gruppe der Oxime ist beschrieben durch ihre C-N-OH Gruppe14. Durch die ein-gesetzen Oxime kommt es zu einer Umphosphorylierung der Cholinesterase. Ein Über-lebensvorteil für Patienten mit Oxim-Therapie konnte nachgewiesen werden1516. Jedochfehlt bis heute der Nachweise, welches der verwendeten Oxime am besten geeignet ist.Derzeit gibt es drei gebräuchliche Oxim-Antidote17:

• Obidoximchlorid

• Pralidoxim

• HI6

Obidoximchlorid ist in Deutschland unter dem Handelsnamen Toxogonin als Antidotgegen Vergiftungen mit Organophosphaten unter der Zulassungsnummer 6102841.00.00vefügbar18. Empfohlen wird eine Initaldosis für Erwachsene von 1 Ampulle (250 mg),sowie 4-8 mg/kg Körpergewicht für Kinder. Dieser Intitaldosis soll eine Erhaltungsappli-kation von 750 mg über 24h bei Erwachsenen und 10 mg pro kg KG folgen.12Hermanns-Clausen/Stedtler (2010).13Walter (2003).14Clayden et al. (2001).15Kassa/Kunesova (2006).16Thompson et al. (1987).17Becker/Kawan/Szinicz (1997).18Merck (01.06.2011).

14

2-PAM Pralidoxim wird seit 1956 als Antidot verwendet. Und ist dem Obidoxim beiSarinvergiftungen überlegen.

Hi-6 Weder Obidoxim noch Pralidoxim sind Blut-Hirn-Schranke-gängig und relativ in-nefektiv bei einer Soman-Vergiftung, so dass 1992 durch Hagedorn Forschungen nacheinem neuen Antidot aufgenommen wurden. Ebenfalls wurde bei Versuchen festgestellt,das intubierte und beatmete Patienten, welche nicht frühzeitig mit einem Oxim behandeltwurden, an den Folgen von nicht terminierbaren cerebralen Krampfanfällen verstarben.Aus diesem Grund kam es zur Entwicklung einer neuen Gruppe von Antidoten auf OximBasis, den H-Oximen, welche Blut-Hirn-Schranke-gängig sein sollten.1920

3.5.3. Antidotkits - Autoinjektoren

Abbildung 10: Autoinjektor Mark 1

Aufgrund der hohen Toxizität und teilweise sehr kurzen Alterungszeiten besteht beikriegerischen Auseinandersetzungen die Notwendigkeit einer schnellen kameradschaftli-chen Hilfe. Zu diesem Zweck gehört zur Austattung des deutschen (und NATO) Soldatenein Autoinjektor zur Verwendung nach Angriffen mit chemischen Kampfstoffen. Diese Au-

19Becker/Kawan/Szinicz (1997).20Kassa/Bajgar (1998).

15

toinjektoren enthalten Atropin und ein Oxim 21. Ebenfalls sollen solche Autoinjektorenfür den Bereich des Katastrophenschutzes in Deutschland angeschafft werden.

Name Synonym ”Alterungs” - HalbwertszeitSoman GD ca. 2 MinutenSarin GB ca. 5 StundenTabun GA mehr als 40 StundenVX - mehr als 40 Stunden

3.6. Basics

Wie bei jeder anderen Vergiftung retten qualitativ hochwertige Basismaßanhmen mehrMenschen als jedes Antidot.22 Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Beachtung dereigenen Sicherheit des Ersthelfers. Selbst bei einer reinen Gaskontamination kann es zuweiteren Vergifteten unter den Helfern kommen, wie dies in Tokio bereits geschah. Wei-terhin sind die Vitalfunktionen zu sichern und Verletze / Kontaminierte schnellstmöglicheiner profesionellen Hilfe zukommen zu lassen.

3.7. Change Catabolysm

Leider ist dieses Prinzip bei dieser Vergiftung nicht anwendbar. Es besteht nach aktuellemStand der Wissenschaft keine Möglichkeit den Katabolismus des Stoffes so zu ändern, dasein ungiftiger oder zumindest weniger giftiger Metabolit entsteht.

3.8. Disturb Differently

Auch die Umverteilung des Stoffes im Körper ist derzeit nicht anwendbar. Ein Beispielfür ein Vorgehen nach diesem Grundsatz, ist die Thearpie mittels Ethanol bei einerMethanol-Vergiftung.

3.9. Enhance Elimination

Die Hämodialyse wurde im Zusammenhang mit Organophosphat-Vergiftungen häufigdiskutiert. Bis heute konnt jedoch kein Nutzen nachgewiesen werden23, so dass auch eineBeschleunigung der Ausscheidung nicht anwendbar ist.

21In dem deutschen und NATO Kits wird Obidoxim verwendet. Im amerikanischen Kit ist Pralidoximenthalten.

22Walter (2003).23Holstege/Dobmeier (2005).

16

4. Das Erbe Schraders

Neben Sarin entsprangen der Forschung Scharder weitere Orpanophosphate. Weiterewichtige ”Verwandte” sind das militärisch verwedete Tabun, sowie die Pflanzenschutz-mittel Parathion - E605 , Systox und Metasystox

4.1. Tabun

Tabun war bereits vor der ersten Sarin-Synthese durch Schrader bekannt, es wurde zu-fällig durch einen Unfall Schraders entdeckt. Nach seiner Weiterentwicklung durch dasDeutsche Militärs begann die Geschichte der Nervenkampfstoffe.

Abbildung 11: Synthese von Tabun

4.1.1. chemische Kampfstoffe während dem ersten Weltkrieg

Chemische Kampfstoffe sind keine Entwicklung des ersten Weltkrieges, bereits lange vordem ersten Weltkrieg kam es zum Einsatz von Phosphor, um den Gegner zu schädigenund töten. Jedoch wurden im 20. Jahrhundert erstmals chemische Kampfstoffe im großenMaß von Bedeutung. Die eingesetzen Stoffe wurde bereits in der chemischen Industrieeingesetzt. Der Umgang mit den Stoffen war geübt, die Synthesevorgänge bekannt undhäufig durchgeführt. Gase wie Arsenwasserstoff, Chlor, Cyanwasserstoff oder Phosgenwaren in dieser Zeit für die damals noch „ junge chemische Kriegsführung“ von großerWichtigkeit. Jedoch bestanden bei der chemischen Kriegsführung weiterhin große Pro-bleme. Die Stoffe waren bekannt und gut verfügbar, jedoch mangelte es an Kenntnissenüber eine möglichst effiktiven Ausbringung. Freigesetzte Gase konnte sich schnell gegendie eigenen Reihen wenden, sobald der Wind drehte und die Gaswolke in die eigenenStellungen wehte. Andereseits war das Gas nicht sesshaft genug und verflüchtigte sichschnell.Später versuchte man diese Probleme durch die Verwendung von Flüssigkeiten zu lösen.

Diese wurden als Aerosole versprüht und hatte somit den Vorteil, dass sie am Boden aberauch an Personen selbst haften blieben. Gelangte solch ein Stoff auf die ungeschützte

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Haut eines Menschen diffundierte dieser durch sie hindurch in die Blutbahn und wurdeso schnell im ganzen Organismus verteilt. Gegen diese Stoffe konnten auch die damaligenGasmasken keinen ausreichenden Schutz bieten, nur ein Ganzkörperschutzanzug stellteeinen ausreichenden Schutz dar.

„Ich verstehe die Zimperlichkeit bezüglich des Einsatzes von Gas nicht.Ich bin sehr dafür, Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen“, ließ erverlauten. Das eingesetzte Gas müsse ja nicht tödlich sein, sondern nur „großeSchmerzen hervorrufen und einen umfassenden Terror verbreiten“. WinstonChurchill (Gellermann (1986))

Die Verwendung von chemischen Waffen erregte die ganze Welt. Zwar war schon vordem Ersten Weltkrieg deren Einsatz durch die Haager Landkriegsordnung geächtet, de-ren Formulierung bot jedoch ausreichend Spielraum zu verschiedenen Auslegungen, sodass der Einsatz von Giftgas nicht eindeutig verboten war. Angesichts der Gräueltatendes Ersten Weltkrieges wurde 1925 im Genfer Protokoll die Anwendung von Giftgasenund bakteriologischen Mitteln ausdrücklich verboten. Die USA traten diesem Vertragallerdings erst am 10. April 1975 bei.24

4.1.2. Der Zweite Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges fand dieses Protokoll, chemische und biologische Waf-fen zur Kriegsführung einzusetzen, nur auf dem europäischen Kriegsschauplatz Beach-tung. Hier versuchte man sich lediglich durch die Androhungen der Verwendung vonchemischen Waffen gegenseitig einzuschüchtern.25

Die einzige Nation, die während des Zweiten Weltkrieges chemische Waffen einsetzte,war das Kaiserreich Japan. Sie setzten sie zusammen mit biologischen Waffen in Chinasowohl gegen chinesische Truppen als auch zur gezielten Massentötung von Zivilistenein.26

Deutschland hatte Ende der dreißiger Jahre als erste Nation die großtechnische (in-dustrielle) Produktion von Nervengasen entwickelt, war also als einzige Kriegspartei zurHerstellung von Nervengasen im Kilogramm- und Tonnenbereich in der Lage. DieserUmstand, gekoppelt mit der Verfügbarkeit modernster Trägersysteme wie der V-2 Ra-kete, hätte die politische Führung in die Lage versetzt, einen strategischen Gaskrieg zuentfesseln, der unter Umständen von der Tragweite her ähnlich gravierend hätte seinkönnen wie die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Zu einem Gaskriegkam es glücklicherweise nicht, dennoch wurden in Deutschland chemische Kampfstoffemassenweise in den Gaskammern der deutschen Vernichtungslager eingesetzt. Hier wur-den viele Opfer des Holocaust mit dem blausäurehaltigen Insektizid Zyklon B und mitMotorabgasen (Kohlenstoffmonoxid) ermordet.

24International Committee of Red Cross (1925).25Harris/Paxman (1985).26André Kunz (26.08.2002).

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4.1.3. Iran / Irak

1980, setzte die irakische Armee zu Beginn des ersten Golfkriegs auf Weisung SaddamHusseins chemische Waffen gegen den Iran ein. So warf die irakische Luftwaffe bereits1980 speziell dafür entwickelte Kanister mit Sarin über iranischen Stellungen ab. Be-kanntheit erlangte der Giftgasangriff auf die Fernverkehrsstraße am 9. August 1983 inRawanduz–Piranshahr.27

Während des Golfkriegs wurden insgesamt ca. 100.000 iranische Soldaten Opfer vonGasangriffen, meist durch Senfgas. Da Giftgas während der Kämpfe auch auf Stellungenund Posten abgeworfen wurde, die sich in oder um Dörfer befanden und deren Einwohnerkeine Möglichkeit hatten sich gegen die Gase zu schützen, gab es auch unter der Zivil-bevölkerung sehr viele Opfer. Außerdem wurden durch den Einsatz verschiedener GaseGebiete mit gefährlichen chemischen Schadstoffen kontaminiert.Der Irak setzte chemische Waffen auch gezielt ein, um Zivilisten zu töten. Tausende

wurden bei Giftgasangriffen auf Dörfer, Städte und Frontkrankenhäuser getötet. Bekann-testes Beispiel ist der Giftgasangriff auf Halabdscha am 16. März 1988, bei dem etwa5000 irakische Kurden getötet und 7000 bis 10.000 so schwer verletzt wurden, dass vielevon ihnen später starben. Die irakischen Streitkräfte setzten mehrere verschiedene Gasegleichzeitig ein. Dazu gehören Nervengase wie Tabun, Sarin und möglicherweise VX aberauch Senfgas und ein Zyanidkampfstoff.

27Fürtig (1992).

19

4.1.4. Tokyo

Abb. 12: Shoko Asahara(Quelle: TIMEMagazine)

Nevenkampfstoffe sind nicht nur von Interesse im inter-oder innerstaatlichen Konflikt sondern auch für terro-ristische Gruppen. Galt lange das Dogma, dass terrori-stiche Einheiten nicht in der Lage sein würden Chemi-sche Kampfstoffe herstellen und einsetzen zu können28,musste man am 20. März 1995 umdenken. An diesemTag bestiegen fünf Anhänger der Aum Sekte29 bestücktmit kleinen mit Sarin gefüllten Plastikbeuteln die Tokio-ter U-Bahn während des Berufsverkehrs. Diese Plastik-beutel wurden auf dem Boden deponiert und mit Re-genschirmspitzen geöffnet. Dieser Anschlag forderte 12Tote. Über 5000 Personen wurden verletzt.30 Wie spä-ter festgestellt werden konnte handelte es sich bei die-sem Anschlag nur um den medienwirksamsten letztenAkt. Bereits seit 1990 betrieb die Sekte ein groß ange-legtes Forschungsprojekt zur Hestellung eigener biologi-scher und chemischer Waffen. Ein erster Sarin Anschlagerfolgte am 27. Juni 1994 in Matsumoto. Es starben 7Menschen und über 58 weitere wurden verletzt.31 Le-diglich die Ungeduld des damaligen Sektenführers Shoko

Asahara sorgte dafür, dass keine wesentlich größere Zahl an Toten zu beklagen war. Sowäre die Sekte mit Hilfe ihres ”Wissenschaftsministers” Hideo Murai in der Lage gewesenreineres Sarin zu produzieren und es effizienter zu verteilen.

4.2. Parathion - E605

Neben dieser militärischen oder terroristischen Verwendung der Erfindung Schraders fandseine Erfindung auch große Verwendung als hochpotente Pflanzenschutzmittel3233, alswelches es ursprünglich entwickelt wurde. Doch auch bei diesen zivilen Produkten gab esneben dem imensen Nutzen Schattenseiten.So erlangte E605 eine traurige Berühmtheit als Mittel zum Suizid. Innerhalb kurzer Zeit

lösste es das damals für den Freitod häufig verwendeten ”Schlafmittel” ab.34 Jedoch stiegnicht wie zunächst die Anzahl der Suizide, es kam lediglich zu einer starken Verlagerungder Todesarten. Einige Autoren befürchteten bereits, dass es durch ein nun sehr leichtesVerfahren für den eigenen Tod zu einer Selbstmordpsychose gekommen sei.35

28Kelle/Schaper (2001).29Õmu Shinrikyo30Murakami (2002).31Murakami (2002).32Diggle/Gage (1951).33DIGGLE/Gage (1951).34Maresch (1957).35Maresch (1957), S.5.

20

Abbildung 13: Sarin Anschlag in Tokio (Quelle: Vlka.cz)

21

Neben diesen Freitoden wurde auch über einige tödliche Unfälle mit Parathion berich-tet. Einer der berühmtesten Unfäll ist der Tod von 24 Kindern in Peru. Ihre Schulmilchwurde versehentlich nicht mit Milchpulver sondern E-605-Pulver versetzt.Neben diesen Unfällen gelangte Parathion auch im Zusammenhang mit Morden in die

Presse. In Zusammenhang mit der als ”Giftmörderin” bezeichneten Christa Lehmann ge-langte E-605 im Jahr 1954 in die Schlagzeilen der Tagespresse. Christa Lehmann tötetezunächst ihren Mann und dann ihren Schwiegervater, indem sie Ihnen das Pflanzenschutz-mittel ins Essen gab. Die Todesursache des Mannes wurde angegeben als Durchbrucheines Magengeschwürs. Für einen bekannten Alkoholiker durchaus plausibel. Die Todes-ursache des Schwiegervaters lautete Kreislaufzusammenbruch nach Fahrradfahren. Erstals die Mutter einer Freundin bei dieser Anhäufung an Todesfällen mißtrauisch wurde,machte Christa Lehmann einen entscheidenen Fehler. Sie präparierte eine Pralline mitE605 und nahm diese mit zu ihrer Freundin. Sich selbst und ihrer Freundin gab siedie nicht präparierten Prallinen. Die Mutter der Freundin erhielt die tödliche Süßigkeit.Da das potentielle Opfer jedoch diese Praline nicht essen wollte, verwahrte sie die tod-bringnde Süßware in ihrer Küche auf. Am nächsten Tag nahm ihre anhungslose Tochterdie Pralinie und teilte diese mit dem Familienhund. Als die Mutter in die Küche kamwaren sowohl ihre Tochter als auch ihr Hund tot. Die folgende Obduktion überführte dieMörderin, welche im Folgenden auch die andern Morde gestand. Am 22. September 1954wurde sie in Mainz zu einer dreimal lebenslänglichen Haft verurteilt.3637

Abbildung 14: Silverstone Bonnekamp (Quelle: Imie Tomek)

36Klee (1995).37Klee (1977).

22

Ein weiterer spektakulärer Fall begab sich im Jahre 1972. In welchem ein unbekann-ter Täter an Prominente und Wohlhabende besondere Weihnachtspräsente versendete.So waren die als Weihnachtsgeschenke übergebene Fläschchen ”Silverstone”-Boonnekampmit E605 versetzt. Das Besondere an dieser Anschlagsserie ist, dass bei nahezu allen Fäl-len nicht das vermeintliche Anschlagsziel vergiftet wurde. Der erste bekanntgewordeneFall ist der des Dieter Wagner, welcher Anfang des Jahres 1972 bei einem Treffen mit Da-gobert Lindau vergiftet wurde. Nach seinem Treffen mit Lindau zeigte Wagner plötzlichVergiftungszeichen und verstarb kurze Zeit später. Es konnte nachgewiesen werden, dassWagner sich sein Vergiftung an einer zum Abschlied getrunkenen Flasche Bonnekamp zu-gezogen hatte. Diese Flasche war eigentlich der Ärztin Dr. Ursula Schmidt-Tintemann,der Lebensgefährtin Dieter Wagners, als Weihnachtsgeschenk übergeben worden. DieseAnschlasserie währe fast nicht entdeckt worden, da der Tod des jungen Dieter Wagnerzunächst als Herzinfarkt abgetan wurde.38

Abbildung 15: Strukturformel E-605

4.3. Systox

Das 1952 marktreife Systox Diäthylthionophosphorsäureester, welches wegen seiner Be-schaffenheit weniger toxisch war, wurde nicht durch seine Verwendung als Gift berühmt.Die Besonderheit dieses Mittels war sein schnelles Eindringen in die Pflanze und so einSchutz ”von Innen”. Es musste also nicht wie E605 immer wieder von aussen aufgebrachtwerden sondern wurde lediglich bis zu Sättigung angegossen. Durch diese neue Handha-bung kam es zu weniger Vergiftungen als bei E605.39

Abbildung 16: Strukturformel Systox

38Der Spiegel (1972).39Naeve (1955).

23

4.4. Metasystox

Die Markteinführung von Metasystox erfolgte 1960. Durch die Verwendung von Sulfoxi-den konnte die Toxizität für den Menschen wesentlich gesenkt werden.

Abbildung 17: Strukturformel MetaSystox

4.5. Heutige Verwendung der Pflanzenschutzmittel

Von der Food and Agricultural Organization of the United Nations (FAO) werden sowohlParathion als auch Methy-Parathion als sehr gefährliche Pestizide eingestuft und von de-ren Verwendung abgeraten40. Am 15. September 2011 hat Bayer offiziell verkündet, dassdie Produktion der partahionhaltigen oder änlichen Pflanzenschutzmittel 2012 einstellt.Nach Konzernangaben gibt es inzwischen genügend ungefährlichere Alternativen.41. Beidem bisherigen Absatzgebiet handelte es sich um die USA, Südamerika und Afrika. Inder Europäischen Gemeinschaft sind Parathion und ähnliche Pestizide seit dem 09. Ju-li 2001 verboten.42 Nicht zu vernachlässigen sind allerdings die immer noch vorhandenRestbestände.

40Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO).41Bayer CropScience (15. September 2011).42Kommision der Euopäischen Gemeinschaft.

24

5. Ethische Aspekte Schraders Arbeit

5.1. Pestizide und chemische Kampfstoffe

Auch wenn das Bestreben eines Forschers nobel ist, so können Entwicklungen immerauch missbraucht werden. Nach seiner Entdeckung einer der gefährlichsten Kampstoffe,etwickelte Schrader viele weitere Pflanzenschutzmittel, welche insbesondere in strucktu-rellschwächeren Regionen eine Verbesserung der Ernährungssituation darstellten. Andersals LOST, welches als Kampfstoff entwickelt wurde, entdeckte Schrader Tabun zufälligund versuchte fortwährend es weniger giftig für den Menschen zu machen. WenngleichTabun und Soman schon lange verboten sind, werden seine Pflanzenschutzmittel dochbis 2012 produziert und weiterhin eingesetzt. Ausserdem bildeten Sie die Grundlage fürviele weiterentwicklungen.

5.2. Terrorismus

Wie der Anschlag der Aum-Sekte43 zeigt, sind Anschläge mit chemischen Kampfstoffenmöglich. Syntheseverfahren von chemischen Kampfstoffen sind verfügbar und mit Kent-nissen der präparativen Chemie gut nachvollziehbar. Weiterhin gibt es diverse Möglichkei-ten der Ausbringung. Gegenüber konventionellen Waffen und unkonventionellen Sprengund Brandvorrichtungen besteht jedoch eine geringere Effizienz. Lediglich bei einer An-häufung von vielen Personen könnte eine große Menschenmenge getötet werden. Nicht zuvernachlässigen ist jedoch der psychologische Aspekt einer Freisetzung von Nervenkampf-stoffen. Auch ist im Vergleich zu nuklearen, radiologischen oder biologischen Waffen istder Umgang wesentlich sicherer. Binäre Kampfstoffe sind ohne die große Gefahr einerInfektion oder Aufnahme einer hohen Strahlendosis, wie bei biologischen oder radiolo-gischen Waffen, sicher zu transportieren. Duale Kampfstoffe sind leicht zu beschaffen.Diesen Tatsachen geschuldet hat sich die ehemalige Bezeichnung ABC-Waffen gewandeltin CBRN(E)-Stoffe. Die Abkürzung steht für chemisch, biologisch, radiologisch, nukle-ar und explosiv. Einerseits wurde hier getrennt nach radiologischen (z.B. ”Dirty-Bomb’)und nuklearen (z.B. taktischer Sprengkörper) Stoffen und andererseits wurde eine neueGewichtung der Gefährdung vorgenommen. War nach damaligen Erkenntnissen währenddes Kalten Krieges der Einsatz einer Atombombe die größte Gefahr geht man nun davonaus, dass der Einsatz eines chemischen Stoffes am wahrscheinlichsten ist.

5.2.1. Herstellung chemischer Kampfstoffe durch Terroristen

Um chemische Kampfstoffe herstellen zu können, wird ein ”Rezept”, ein entsprechendausgestattetes Labor, Zugang zu diversen Ausgangsmaterialien und entsprechend aus-gebildetes Personal benötigt. Obwohl die Herstellungsverfahren von chemischen Kampf-stoffen gut bekannt und relativ frei verfügbar sind, ist deren Herstellung recht komplex,und nahezu unmöglich für Personen ohne gute (auch praktische) Chemiekenntnisse. Einweiteres Problem ist die Verfügbarkeit der Ausgangsmaterialien. Diese sind meist nicht

43siehe auch Abschnitt 4.1.4

25

immer frei verfügbar, so dass diese auch teilweise selbst hergestellt werden müssen. Um„high-end“ Kampfstoffe herzustellen, benötigt man eine entsprechende Laborausstattung.Es ist aber davon auszugehen, dass es (wie bei der Drogenherstellung) möglich ist einillegales Labor einzurichten. Desweiteren werden Apparate zum Ausbringen der Stoffebenötigt. Sind diese nicht „ausgereift“ wird kein maximaler Effekt erzielt.44

”[...] The Aum Shinrikyo cult in Japan is a perfect example, as they werea group with millions of dollars in assets and full chemical and biological laband production facilities. [...] They used sarin nerve agent twice, the first ti-me in Matsumoto, Japan, in which seven people were killed and 200 injured.The dissemination method used in Matsumoto attack was much more effec-tive than the one used in Tokyo subway attack.”(Hawley/Walter (2008),Chapter 7)

5.2.2. Binäre Kampfstoffe

”Aus Gründen der Lagerungs- und Transport- und Handhabungssicherheitund ggf. der einfacheren Vernichtung wurden Kampfstoffwaffen entwickelt(USA seit 1987), die nicht den Kampfstoff selbst, sondern dessen wenigertoxische Vorläufer enthalten, aus denen erst im Einsatz durch eine chemischeReaktion der eigentliche Kampfstoff entsteht [...]” (Schäfer (2003), S.15)

In die Entwicklung binärer Kampfstoffe wurde viel Zeit investiert, da sie taktisch wert-voll sind. Die Möglichkeit der eigenen Verluste durch falsche Handhabung sind minimalund die Handhabung kann durch einfache Soldaten erfolgen. Es ist nicht erforderlichdas hoch qualifiziertes Personal in unmittelbarer Nähe des Kampfstoffes ist um diesenauszubringen und zu transportieren.Ein Beispiel für einen binären ausführbaren Kampfstoff ist Sarin.

Abbildung 18: Sarin als Binärer-Kampfstoff

44Hawley/Walter (2008), Chapter 7.

26

5.2.3. Duale Chemikalien

Eine Gefahr durch chemische Kampfstoffe steht in der teilweise leichten Beschaffbarkeitder Grundsubstanzen, da Grundstoffe meist legal zivile Verwendung haben. Der besteKampfstoff ist der, der auch in Kriegszeiten einer hohen Verfügbarkeit unterliegt. Umeine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen haben sich Kampfstoffe durchgesetzt, welche mit-tels gebräuchlicher Syntheseverfahen hergestellt werden. Weiterhin sollten sie möglichstaus gebräuchlichen Grundstoffen hergestellt werden können, da hier von einer hohenKompetenz der Produzenten ausgegangen werden kann.

27

Anhang

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A. Abbildungsverzeichnis

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