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GRUNDLAGEN DES DOLMETSCHENS Aliona Yermalayeva für Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V. Rostock, 03.05.2013 WORKSHOP IM RAHMEN EINER WEITERBILDUNGSREIHE FÜR DIE TEILNEHMER DES PROJEKTES SPRINTPOOL TRANSFER

Grundlagen des Dolmetschens

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Eine Workshop-Präsentation für die Sprach- und Integrationsmittler. Hauptthemen: Übersetzung vs. Dolmetschen, Kommunikationsteilnehmer, Dolmetschprozess, Vor- und Nachbereitung eines Einsatzes, Rezeption, Umsetzung und Reproduktion, Dolmetschfehler, Dolmetschethik.

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Page 1: Grundlagen des Dolmetschens

GRUNDLAGEN DES DOLMETSCHENS

Aliona Yermalayeva

für Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V.

Rostock, 03.05.2013

WORKSHOP IM RAHMEN EINER WEITERBILDUNGSREIHE FÜR DIE TEILNEHMER DES PROJEKTES SPRINTPOOLTRANSFER

Page 2: Grundlagen des Dolmetschens

KODIERUNGSSYSTEME ÄHNLICH

Page 3: Grundlagen des Dolmetschens

Gift for you Gift für dich

KODIERUNGSSYSTEME UNTERSCHIEDLICH

Page 4: Grundlagen des Dolmetschens

Gift for youGeschenk

für dich

EINSATZ EINES SPRACH- UND INTEGRATIONSMITTLERS

Page 5: Grundlagen des Dolmetschens

Übersetzen Dolmetschen

Modus schriftlich mündlich

Art der Kommunikation verbal verbal, para- und nonverbal

Ausgangstext als Ganzes vorhanden, konstant

einmalig, vergänglich und muss memoriert werden

Zieltext schriftlich fixiert und korrigierbar

einmalig, Überarbeitung ausgeschlossen

Wissenserwerb kann während des Übersetzungsvorgangesstattfinden

muss vorher erworben worden sein

Kommunikationssituation oft gar nicht definiert gleich wie für die anderen Kommunikanten

Kontakt zu Kommunikanten

zeitlich und räumlich isoliert

sprachlicher, persönlicher und emotionaler Kontakt

Translatologie / Translationswissenschaft –Wissenschaft vom Dolmetschen und Übersetzen.

Page 6: Grundlagen des Dolmetschens

Dolmetschen – Translation eines einmalig in der Regel mündlichdargebotenen Textes der Ausgangssprache in einen nur bedingt kontrollierbaren und kaum korrigierbaren Text der Zielsprache.

Stammt vom türkischen Wort dilmaç – Vermittler, Mittelsmann zwischen zwei Parteien, die unterschiedliche Sprachen sprechen.

Dolmetschwissenschaftbeschäftigt sich mit dem Erforschen von:

• Mechanismen und Prozesse, die sich in Köpfen von Dolmetschern abspielen,

• speziellen Techniken (z.B. Notation) und Strategien,• Ermitteln von den s.g. Best Practices Guidelines, • Wissen und Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die

Dolmetschen als Tätigkeit ermöglichen

Dolmetschen und Dolmetschwissenschaft

Page 7: Grundlagen des Dolmetschens

Sprach- und Integrationsmittler

Sprachmitteln (Dolmetschen)Sprachmitteln (Dolmetschen)

Schwerpunkte: Soziales, Bildung und GesundheitSchwerpunkte: Soziales, Bildung und Gesundheit

Bikulturalität basiert auf einem MigrationshintergrundBikulturalität basiert auf einem Migrationshintergrund

Vermittlungsfunktion zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und den RegeldienstenVermittlungsfunktion zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und den Regeldiensten

Beitrag zur interkulturellen Öffnung der Regeldienste und zur Integration von Flüchtlingen und Migrant/innen leistenBeitrag zur interkulturellen Öffnung der Regeldienste und zur Integration von Flüchtlingen und Migrant/innen leisten

Page 8: Grundlagen des Dolmetschens

Rollenverteilung und Bedürfnisse der Kommunikationsteilnehmer

• möchte, dass die Kommunikation optimal verläuft. • er hat sein Ziel vor Augen, er möchte etwas konkretes erreichen,

etwas spezielles mitteilen oder erfahren.

• möchte, dass die Kommunikation optimal verläuft. • er hat sein Ziel vor Augen, er möchte etwas konkretes erreichen,

etwas spezielles mitteilen oder erfahren. Auftraggeber

• will eine möglichst natürliche Kommunikationssituation.• er will aber vor allem verstehen und verstanden werden und möchte

das vom Auftraggeber Gedachte begreifen und nachvollziehen!

• will eine möglichst natürliche Kommunikationssituation.• er will aber vor allem verstehen und verstanden werden und möchte

das vom Auftraggeber Gedachte begreifen und nachvollziehen!

Gesprächs-partner

• hat die Aufgabe, die Situation optimal zu gestalten. • muss schnellstens begreifen, was im Kopf des Auftraggebers oder

des Gesprächspartners passiert, muss alles, was gesagt wird, sofort verstehen, einordnen und sogleich die entsprechende Formulierung in der jeweils anderen Sprache finden.

• hat die Aufgabe, die Situation optimal zu gestalten. • muss schnellstens begreifen, was im Kopf des Auftraggebers oder

des Gesprächspartners passiert, muss alles, was gesagt wird, sofort verstehen, einordnen und sogleich die entsprechende Formulierung in der jeweils anderen Sprache finden.

Dolmetscher

Page 9: Grundlagen des Dolmetschens

Vorbereitung Einsatz Nachbereitung

• Rezeption• Umsetzung• Reproduktion

Dolmetschprozess

Page 10: Grundlagen des Dolmetschens

Einsatz: Rezeption

Information aufnehmen

Information verstehen

Information abspeichern

Page 11: Grundlagen des Dolmetschens

Ich nehme selektiv wahr

Ich ergänze immer

Page 12: Grundlagen des Dolmetschens
Page 13: Grundlagen des Dolmetschens

Rezeptionsstützende Strategien

• Wissen aktivieren,• Erwartungen aufbauen, • sich ganz auf den anderen konzentrieren,• Beweggründe und Gefühle des anderen erkennen

wollen,• bei Bedarf nachfragen,• Ausgangstext in sinnvolle Segmente aufteilen und

Relationen zwischen ihnen herstellen,• Notizen machen

Vergessensleistung ist ebenso wichtig wie Behaltensleistung!

Page 14: Grundlagen des Dolmetschens

Einsatz: UmsetzungsstrategienUmsetzung – Neuorganisierung der Inhalte mit der Umschaltung von der Ausgangssprache in die Zielsprache.

• Umbau von Satzstrukturen,• Textverdichtung (Selektion, Filterung, Generalisierung),• Textexpansion,• Paraphrase,• Verneintes Antonym,• Synonyme,• Tilgung / Deletion,• Vereinfachung in Syntax / Lexik / Stil.

1:1 zu übersetzen: Daten, Zahlen, Eigennamen, Namen der Organisationen, Monate, Wochentage u. ä.

Umsetzungsstrategien

Page 15: Grundlagen des Dolmetschens

Einsatz: Reproduktion

• Ich-Form in der Übersetzung bevorzugt verwenden, • Aussagen in der Zielsprache möglichst gleich lang wie in der

Ausgangssprache formulieren,• Internationale Wörter, Realia, Eigennamen u. ä. möglichst unmittelbar

wiedergeben (Vorsicht falsche Freunde!).• Flüssig reden, die Sätze vollständig und grammatikalisch korrekt

formulieren,• Emotionen übermitteln.

• Versprachlichung des verarbeiteten Inhalts in der Zielsprache,• adressatengerechte Anpassung (Stimme, non-verbale Haltung), • die fortlaufende Selbstkontrolle der eigenen Leistung, • Umgang mit Verstehensproblemen, Mängeln des Originals und mit

anderen Störfaktoren in der Kommunikation.

Reproduktionsstrategien:

Was im Ausgangstext unklar ist, bleibt im Zieltext auch unklar!

Page 16: Grundlagen des Dolmetschens

Automatisierung der Strategien – je häufiger eine Strategie mit Erfolg eingesetzt wird, desto eher kann sie automatisiert werden

Interdependenz der Strategien –Dolmetschstrategien werden in einem strategischen Netzwerk aktiviert.

Einsatzstrategien: Schlussbemerkungen

Page 17: Grundlagen des Dolmetschens

Dolmetschfehler• Fehler in der Rezeptionsphase: Hörverstehen, Ausgangssprache und

–kultur, Welt- und Sachwissen;• Fehler in der Umsetzungsphase: falscher Strategieneinsatz,

Auslassen von wichtigen Informationen;• Fehler in der Reproduktionsphase: Fehler im sprecherischen

Verhalten (Intonation, Zögerung), Versprecher.

Sprechfehler fallen oft weder dem Sprecher noch dem Hörer auf – macht wenig Sinn, darauf aufmerksam zu machen.

Andere Fehler sollen nach Möglichkeit im Laufe des Gesprächs korrigiert werden.

Wenn es nicht anders geht – sich entschuldigen und Korrektur vornehmen.

Umgang mit Fehlern

Page 18: Grundlagen des Dolmetschens

Vorbereitung Einsatz Nachbereitung

• Rezeption• Umsetzung• Reproduktion

Dolmetschprozess

Page 19: Grundlagen des Dolmetschens

Vorbereitung

• Erfragung aller Informationen zum Auftrag (konkrete Thematik, Anzahl der Teilnehmer, Beginn, Ende, Pausen, etc.)

• Allgemeine Recherche zur Thematik (Artikel im Internet, Lexika, Befragung von Fachleuten zum weitgehenden Verstehen des Themas)

• Erarbeitung von Terminologienlisten, Parallelinformationen

• Gedächtnistraining

• Gleich vor dem Gespräch: Small Talk mit Kommunikationsteilnehmern

Page 20: Grundlagen des Dolmetschens

Vorbereitung Einsatz Nachbereitung

• Rezeption• Umsetzung• Reproduktion

Dolmetschprozess

Page 21: Grundlagen des Dolmetschens

Nachbereitung• Den Auftrag nach Möglichkeit wenigstens kurz mit dem

Auftraggeber nachbesprechen. Ehrliches und angemessenes Feedback hilft beiden!

• Eigene Dolmetschleistung bewerten.

• Terminologienlisten überarbeiten.

• Informationen in leicht abrufbarer Form ablegen.

Page 22: Grundlagen des Dolmetschens

Leitlinien für Sprach- und Integrationsmittler• Ich bereite mich gewissenhaft auf die Einsätze vor und bitte um die dafür

notwendigen Informationen.

• Ich stelle mich vor dem Einsatz vor und lege u. U. meine Beziehungen zu den anwesenden Personen offen dar.

• Ich bringe mich nicht persönlich ein und nehme im Gespräch keine Wertung der Aussagen vor.

• Ich bleibe unparteilich und versuche nicht, die Interessen der einen oder anderen Seite durchzusetzen.

• Ich bin an strengste Geheimhaltung gebunden.

• Ich dolmetsche vollständig, ohne etwas auszusparen oder Informationen zu filtern.

• Ich mache Notizen, um die wichtigen Informationen vollständig übermitteln zu können.

• Ich frage nach, wenn ich etwas nicht verstanden habe.

• Ich lehne einen Auftrag ab bzw. breche ihn ab, wenn ich aus fachlichen oder persönlichen Gründen meine Aufgaben nicht gewissenhaft erfüllen kann.

Page 23: Grundlagen des Dolmetschens

Viel Erfolg!