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V iele Wiesen liefern nur mehr Bruchteile ihrer natürlichen Ertragsfä- higkeit. Der immer frühere und häufigere Silageschnitt im Mai für hohe Megajoule- werte im Futter verbraucht die Lebenskraft der Gräser. Gute „Massengräser“, wie Knaul- gras, Englisches Raygras und Glatthafer, werden zurück- gedrängt, ertragsschwächere und minderwertigere Wiesen- pflanzen machen sich breit. Ohne die guten Futtergräser sinkt der Viehfutterertrag langfristig auf etwa sechs Ton- nen Trockenmasse pro Hektar. Demgegenüber bringen neu angelegte Futterwiesen Er- träge um die 12 t TM /ha. Als probates Mittel, um die Erträge aufzufrischen, gilt neben der kostspieligen Neuanlage vor allem die um- bruchlose Erneuerung des Dauergrünlands durch Ein- saat, Nachsaat oder Übersaat. Geeignete Geräte hierfür sind Schlitzsaatgeräte, Striegel oder Eggen. Gemeinsam ist all die- sen Verfahren, dass das Wie- sensaatgut in eine bestehende Grasnarbe eingesät wird. Erst wiederholte Einsaat bringt den Ertragseffekt Langjährige eigene Erfah- rungen in NÖ zeigen, dass Grünlanderneuerungen bei nur einmaliger Saat eher selten gelingen. Die Erfolgsrate der einzelnen Einsaaten liegt nach meinen Erfahrungen etwa bei 50 %. Dabei war es unerheb- lich, welche Einsaat-Sätechnik zur Anwendung kam. Wirt- schaftlich interessant ist eine Nachsaat erst dann, wenn sie circa 1000 kg Mehrertrag TM/ ha und Jahr erbringt. Wenn nach drei Jahren keine spür- bare Ertragsverbesserung ein- getreten ist, muss man davon ausgehen, dass die Einsaat erfolglos war. Häufig werden Wiesen in einem Abstand von drei bis acht Jahren eingesät. Daraus sieht man, dass viele Wiesen noch ein hohes unge- nutztes Potenzial für bessere Futtererträge haben. Erst die mehrmals wieder- holte Einsaat mit circa 20 kg/ ha Saatgut je Jahr hat in mei- nen Praxisversuchen einen unerwartet enormen Ertrags- schub gezeigt. Dazu brauchte es drei Jahre hintereinander die jährliche Einsaat. Erst, wer den enormen Ertragsschub wiederholter Einsaaten gesehen hat, dem wird das schlummernde Er- tragspotenzial vieler Wiesen bewusst. Nach eigener Ein- schätzung könnte so die Er- tragsleistung von Futterwie- sen um 50, vielleicht bis sogar 100 %, verbessert werden. Gute Wasserversorgung ist der Schlüsselpunkt Die gute Wasserversor- gung, genug offener Boden und ein geringer Schädlings- druck sind die Schlüsselpunk- te für den Erfolg der Einsaa- ten. Von allen Verfahren der Grünlanderneuerung haben Einsaaten den höchsten Was- serbedarf. Die Altnarbe und diverse Schädlinge im Boden sind die großen Rivalen für die junge Saat. Vor allem das tiefe Wurzelsystem der Alt- narbe entzieht der jungen Saat Wasser und Nährstoffe. Dazu kommen weiters auch technische Unzulänglichkei- ten. Denn keine der verfüg- baren Nachsaat-Techniken ermöglicht eine gleichmäßige Saatgutablage. Es fehlt das klassische, ordentlich vorbe- reitete Saatbett. Somit ist kein zuverlässiger Samenaufgang im Zeitraum von ein bis zwei Wochen gewährleistet, so wie man das von einer klassischen Wiesenneuanlage mit Um- bruch, Bodenvorbereitung und präziser Samenablage kennt. Voraussetzung für eine gute Einsaatwirkung ist ein offener Boden, wo die Samen Platz zum Keimen und Wach- sen haben. Erst, wenn die jungen Grassämlinge genug Licht erreicht, kommt es zum Wachstumsschub. Je öfter Wiesen eingesät werden, umso eher fällt der Samen auf offenen Boden und kann keimen. Mit der gedul- dig wiederholten Saat baut sich außerdem ein gewisses Samenpotenzial gesäter und noch ungekeimter Samen im Boden auf („Schlafsaat“). Der Boden fungiert bekanntlich als eine besondere Samen- bank – man denke allein an den riesigen Samenvorrat die der Ampfer in vielen Wiesen- böden hat. Eine regelmäßige Nachsaat trägt somit auch dazu bei, ein Samenreservoir im Boden aufzubauen. Vom Zeitpunkt her sind Einsaaten im Sommer am Er- folg versprechendsten. Dies belegen zumindest meine Er- fahrungen in NÖ. Meist ist der Sommer die niederschlag- reichste Jahreszeit, und der Futternachwuchs der Altnarbe ist geringer als im Frühjahr. Den Schlüssel für erfolg- reiche Einsaaten halte ich in der jährlich wiederholten Einsaat, so wie es neuerdings deutsche Experten bei Ray- gräsern raten. Nur „kampfstarke“ Gräser setzen sich durch Divergierende Meinungen gibt es in Fachkreisen dazu, welche Nachsaatmischungen wirklich gut taugen. Klar ist, dass sich in einer bestehenden Wiesenaltnarbe am ehesten konkurrenzstarke und schnell anwachsende Arten durchset- zen. Dazu zählen: Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer. Nachsaatmischungen mit konkurrenzschwächeren und langsam auflaufenden Arten, wie die Wiesenrispe, werden sich kaum oder nur bei oft wiederholter Saat durchsetzen. Nach eigenen Erfahrungen set- zen sich bei Einsaaten folgende Arten kaum durch: Timothe, Wiesenschwingel, Rot- schwingel, Luzerne und teils Wiesenrispe. Ausführliche Infos zum Thema Frühjahrs- einsaat sind im Internet zu fin- den unter: http://de.slideshare. net/JohannHumer/wiesenein saaten-im-fruehjahr Johann Humer Der Maiswurzelbohrer (Dia- brotica virgifera) hat in den betroffenen Regionen mittler- weile alle verwirrt. Es werden fixfertige Strategien propagiert, welche den betroffenen Land- wirten suggerieren, dass damit ihre Probleme lösbar sind. In ihrer Notlage greifen die Bauern nach jedem Strohhalm, der sich anbietet. Sucht man jedoch nach Bekämpfungsmethoden, die bereits über das Versuchssta- dium hinaus sind, dann verblei- ben derzeit drei Maßnahmen, die man am besten zu einer Gesamtstrategie kombiniert. 1. Das Um und Auf, um die Population in Schach zu halten, ist die Fruchtfolge. 2. Maßnahme zwei ist der Einsatz des Bodengranulats Belem 0,8 MG. Dieses Mittel ist heuer fix zugelassen in Mais, Zuckermais, Sorghumhirse und Sonnenblume. Die Aufwand- menge beträgt 12 kg/ha als Saatfurchenbehandlung mit Erd- abdeckung. Den Maisanbauern bietet sich damit die Möglich- keit, den Schäden durch die Lar- ven des Diabroticas einigerma- ßen Einhalt zu gebieten. Weiters hat Belem in den genannten Kulturen auch eine Zulassung gegen den Drahtwurm. Auf die ordnungsgemäße Anwendung ist besonderes Augenmerk zu legen! Für den Zeitraum von 15. März bis 15. Juni ist Belem als Notfallzulassen (Art. 53) zudem in höherer Aufwandmenge für die Saatgutproduktion zugelas- sen sowie gegen Drahtwurm und Saatenfliegen in Ölkürbis. 3. Maßnahme drei ist die gezielte, ein- oder zweimalige Käferbehandlung mit Biscaya. Alle anderen Empfehlungen befinden sich noch in einer intensiven Versuchsphase, wo sich die Landwirte heuer beteiligen sollen und werden. Bisher war es übliche Praxis im Pflanzenschutz, dass Produkte für „Feldversuche“ den Bauern von der Vertriebsfirma gratis zur Verfügung gestellt wurden. Auch eine Abgeltung für den Mehraufwand war vorgesehen. Erstaunlich ist für mich, dass die Landwirte bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers für einen Versuch erstmals selbst das Geld in die Hand nehmen müssen. Kurt Graf KOMMENTAR Ein Feldversuch, den die Landwirte selbst bezahlen müssen bzw. Kombipackungen auch Borsten- oder Fingerhirsen bekämpft werden, so ist bei den hier hauptsächlich zur Anwendung kommenden Sul- fonylharnstoffen der Behand- lungstermin unbedingt auf das Entwicklungsstadium der Hirsen abzustimmen. Die Ap- plikation muss dann bis spä- testens im Dreiblattstadium der Unkrauthirsen erfolgt sein. Problemfall Glattblättrige Hirse Im Süden Österreichs hat sich in den letzten Jahren die Glattblättrige Hirse (Panicum laevifolium) stärker verbrei- tet. Zudem ist auch gegen Sulfonylharnstoffe resistente Hühnerhirse dabei, sich zu etablieren. Gegen Panicum Laevifolium haben Triketone (Clio, Laudis, Calaris) keine Wirkung, sehr wohl aber Sulfonylharnstoffe oder Vor- auflaufprodukte wie Adengo, Dual Gold oder Spectrum. Falls auf einer Fläche bei- de Problemhirsen vorkom- men, so empfiehlt sich eine Kombination von Triketon + Sulfonylharnstoff. Triketon ist solo derzeit nur in Cala- ris enthalten; dieses ist als Mischpartner zu einem Sul- fonylharnstoffprodukt jedoch sauteuer. Deshalb ist man hier an die fixen Kombipackungen der Pflanzenschutzfirmen ge- bunden (Elumis-Varianten, Laudis+Aspect pro+Monsoon oder Kelvin Star-Pack). Volle Aufwandmengen bei Flughafer und Quecke In Ostösterreich sind spe- ziell Flughafer und Quecke ein Thema. Gegen Flughafer reichen in der Regel wiederum die Clio- oder Laudis-Kombi- nationen. Bei stärkerem Druck ist es besser, auf Sulfonylharn- stoffvarianten wie Arigo oder MaisTer Power umzusteigen, aber mit der vollen, empfoh- lenen Aufwandmenge. Gegen Quecken ist eine in der Regel zufriedenstellende Wirkung nur mit Sulfonyl- harnstoffen zu erreichen. Auch hier sollte die Auf- wandmenge eher im höchst zulässigen Bereich gewählt werden. Trotzdem darf man sich keine Wirkungsgrade wie z. B. gegen Hühnerhirse er- warten. Quecke kann man in anderen Kulturen oder nach der Getreideernte effizienter in den Griff bekommen. Kein Terbuthylazin in Wasserschutzgebieten In der Praxis zu beachten sind jedenfalls die verschie- denen Anwendungsauflagen. Der Einsatz des Wirkstoffes Terbuthylazin (Aspect pro, Calaris, Gardogold, Spectrum Gold und Successor T; tlw. nur in Kombipackungen) ist in Wasserschutz- und Schon- gebieten verboten. Weiters dürfen die meis- ten nicosulfuronhaltigen Pro- dukte nur alle zwei Jahre auf derselben Fläche angewendet werden. Nicht betroffen von dieser Auflage sind Elumis, Fornet und SL 950. Mit den verschiedensten Abständen zu Oberflächen- gewässern haben die Land- wirte ja schon umzugehen gelernt. Verstärktes Augen- merk ist auch darauf zu legen, dass es bei einem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ab- tragsgefährdeten Flächen in der Nähe zu Oberflächenge- wässern gesonderte Abstands- auflagen gelten, welche auch durch abtriftmindernde Ap- plikationstechnik nicht ver- ringert werden können. In Österreich findet man derzeit keinen Richtwert, ab wann eine Fläche als abtragsgefähr- det gilt; in Deutschland sind diese Flächen definiert mit einer Hangneigung größer als zwei Prozent. Ing. Kurt Graf, RWA Fortsetzung von Seite 6 Mit der Einsaat besser bis zum Sommer zuwarten GRÜNLAND – Einsaaten in bestehende Wiesen sind häufig ein Provisorium. Be- rater Johann Humer gibt Hinweise dazu, wie die Grünlanderneuerung gelingt. Engerlingsschaden – hier ist eine Frühjahrseinsaat sinnvoll. FOTO: HUMER Wichtig sind Einsaaten im Früh- jahr dann, wenn die Grasnarbe zu lückig und zu wenig dicht ist. Offener Boden in Wiesennarben kann beispielsweise auftreten bei Engerlingsbefall, Wildschä- den, Auswinterung, selektiver Unkrautbekämpfung und bei Lücken unter großwüchsigen Un- kräutern, wie Ampfer, Hahnen- fuß, Spitzwegerich, Bärenklau und Löwenzahn. Auch hier gilt aber, dass eine zuverlässige Wirkung der Einsaat nur erziel- bar ist, wenn in der Folge eine regelmäßige Nachsaat durch- geführt wird. Der jährlich regelmäßige Saat- gutnachschub im Frühjahr ist somit dann von höchster Bedeu- tung, wenn Lücken in der Gras- narbe auffallen. Raschwüchsi- ges Wiesensaatgut repariert die lückigen Narben am schnellsten und trägt schon im Sommer zum Jahresertrag bei. BEI OFFENEM BODEN – EINSAAT JETZT INVEKOS- UND CC-TERMINE 21. März • Öpul 2015, Vorbeugender Grundwasserschutz Acker – Ende des Ausbringungsver- bots N-haltiger Dünger, Klär- schlamm und Klärschlamm- kompost auf Ackerflächen im Gebiet lt. Gebietskulisse bei Mais. Somit ist ab 22. März eine Düngung zulässig, wenn die Böden nicht schneebe- deckt, durchgefroren, wasser- gesättigt oder überschwemmt sind. 1. April • Öpul 2015, Erhaltung ge- fährdeter Nutztierrassen – Be- ginn der Mindesthaltedauer, wobei sich die Haltedauer bis zum 31. Dezember erstreckt. 10. April • Öpul 2015, Tierschutz – Beginn des Zeitraums für „an- rechenbare“ Weidehaltungs- tage (mindestens 120 Tage bis zum 15. November). 15. Mai • Invekos – letztmöglicher MFA-Flächen-Abgabetermin ohne Abzüge (eine verspätete Abgabe unter Anwendung von Abzügen ist bis zum 9. Juni 2015 möglich). BauernZeitung – Nr. 12 – 19. März 2015 07 PRODUKTION + MARKT Hinweis: Antragsfrist endet mit 31. März 2015 Jetzt bis 31. März 2015 die Agrar Universal, Agrar Universal plus und die neue Dürreindex Versicherung fürs Grünland beantragen und die attraktiven Einstiegsaktionen nutzen. In der Agrar Universal sind die Kulturen neben Hagel auch gegen Dürre, Frost, Auswuchs, Sturm, Fraßschäden und zahl- reiche weitere Risiken abge- sichert. Die Agrar Universal Plus unterscheidet sich von der Agrar Universal durch eine höhere Entschädigung bei Wiederanbau, Sturm und Aus- wuchs sowie durch eine ver- besserte Dürredeckung. In der neuen Dürreindex- Versicherung Grünland ist erst- mals Niederschlagsmangel im Grünland versichert. Nähere Infos unter Tel. 01 / 403 16 81 - 40 oder www.hagel.at Anzeige

HUMER Mit der Einsaat besser bis zum Sommer zuwarten BZ

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Viele Wiesen liefern nur mehr Bruchteile ihrer natürlichen Ertragsfä-

higkeit. Der immer frühere und häufigere Silageschnitt im Mai für hohe Megajoule-werte im Futter verbraucht die Lebenskraft der Gräser. Gute „Massengräser“, wie Knaul-gras, Englisches Raygras und Glatthafer, werden zurück-gedrängt, ertragsschwächere und minderwertigere Wiesen-pflanzen machen sich breit. Ohne die guten Futtergräser sinkt der Viehfutterertrag langfristig auf etwa sechs Ton-nen Trockenmasse pro Hektar. Demgegenüber bringen neu angelegte Futterwiesen Er-träge um die 12 t TM /ha.

Als probates Mittel, um die Erträge aufzufrischen, gilt neben der kostspieligen Neuanlage vor allem die um-bruchlose Erneuerung des Dauergrünlands durch Ein-saat, Nachsaat oder Übersaat. Geeignete Geräte hierfür sind Schlitzsaatgeräte, Striegel oder Eggen. Gemeinsam ist all die-sen Verfahren, dass das Wie-sensaatgut in eine bestehende Grasnarbe eingesät wird.

Erst wiederholte Einsaat bringt den Ertragseffekt

Langjährige eigene Erfah-rungen in NÖ zeigen, dass Grünlanderneuerungen bei nur einmaliger Saat eher selten gelingen. Die Erfolgsrate der einzelnen Einsaaten liegt nach meinen Erfahrungen etwa bei 50 %. Dabei war es unerheb-lich, welche Einsaat-Sätechnik zur Anwendung kam. Wirt-schaftlich interessant ist eine Nachsaat erst dann, wenn sie circa 1000 kg Mehrertrag TM/ha und Jahr erbringt. Wenn nach drei Jahren keine spür-bare Ertragsverbesserung ein-getreten ist, muss man davon ausgehen, dass die Einsaat erfolglos war. Häufig werden Wiesen in einem Abstand von drei bis acht Jahren eingesät. Daraus sieht man, dass viele Wiesen noch ein hohes unge-nutztes Potenzial für bessere Futtererträge haben.

Erst die mehrmals wieder-holte Einsaat mit circa 20 kg/ha Saatgut je Jahr hat in mei-

nen Praxisversuchen einen unerwartet enormen Ertrags-schub gezeigt. Dazu brauchte es drei Jahre hintereinander die jährliche Einsaat.

Erst, wer den enormen Ertragsschub wiederholter Einsaaten gesehen hat, dem wird das schlummernde Er-tragspotenzial vieler Wiesen bewusst. Nach eigener Ein-schätzung könnte so die Er-tragsleistung von Futterwie-sen um 50, vielleicht bis sogar 100 %, verbessert werden.

Gute Wasserversorgung ist der Schlüsselpunkt

Die gute Wasserversor-gung, genug offener Boden und ein geringer Schädlings-druck sind die Schlüsselpunk-te für den Erfolg der Einsaa-ten. Von allen Verfahren der Grünlanderneuerung haben Einsaaten den höchsten Was-serbedarf. Die Altnarbe und diverse Schädlinge im Boden

sind die großen Rivalen für die junge Saat. Vor allem das tiefe Wurzelsystem der Alt-narbe entzieht der jungen Saat Wasser und Nährstoffe.

Dazu kommen weiters auch technische Unzulänglichkei-ten. Denn keine der verfüg-baren Nachsaat-Techniken ermöglicht eine gleichmäßige Saatgutablage. Es fehlt das klassische, ordentlich vorbe-reitete Saatbett. Somit ist kein zuverlässiger Samenaufgang im Zeitraum von ein bis zwei Wochen gewährleistet, so wie man das von einer klassischen Wiesenneuanlage mit Um-bruch, Bodenvorbereitung und präziser Samenablage kennt.

Voraussetzung für eine gute Einsaatwirkung ist ein offener Boden, wo die Samen Platz zum Keimen und Wach-sen haben. Erst, wenn die jungen Grassämlinge genug Licht erreicht, kommt es zum Wachstumsschub.

Je öfter Wiesen eingesät werden, umso eher fällt der Samen auf offenen Boden und kann keimen. Mit der gedul-dig wiederholten Saat baut sich außerdem ein gewisses Samenpotenzial gesäter und noch ungekeimter Samen im Boden auf („Schlafsaat“). Der Boden fungiert bekanntlich als eine besondere Samen-bank – man denke allein an den riesigen Samenvorrat die der Ampfer in vielen Wiesen-böden hat. Eine regelmäßige Nachsaat trägt somit auch dazu bei, ein Samenreservoir im Boden aufzubauen.

Vom Zeitpunkt her sind Einsaaten im Sommer am Er-folg versprechendsten. Dies belegen zumindest meine Er-fahrungen in NÖ. Meist ist der Sommer die niederschlag-reichste Jahreszeit, und der Futternachwuchs der Altnarbe ist geringer als im Frühjahr.

Den Schlüssel für erfolg-reiche Einsaaten halte ich in der jährlich wiederholten Einsaat, so wie es neuerdings deutsche Experten bei Ray-gräsern raten.

Nur „kampfstarke“ Gräser setzen sich durch

Divergierende Meinungen gibt es in Fachkreisen dazu, welche Nachsaatmischungen wirklich gut taugen. Klar ist, dass sich in einer bestehenden Wiesenaltnarbe am ehesten konkurrenzstarke und schnell anwachsende Arten durchset-zen. Dazu zählen: Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer. Nachsaatmischungen mit konkurrenzschwächeren und langsam auflaufenden Arten, wie die Wiesenrispe, werden sich kaum oder nur bei oft wiederholter Saat durchsetzen. Nach eigenen Erfahrungen set-zen sich bei Einsaaten folgende Arten kaum durch: Timothe, Wiesenschwingel, Rot-schwingel, Luzerne und teils Wiesenrispe. Ausführliche Infos zum Thema Frühjahrs-einsaat sind im Internet zu fin-den unter: http://de.slideshare.net/JohannHumer/wiesenein saaten-im-fruehjahr

Johann Humer

Der Maiswurzelbohrer (Dia-brotica virgifera) hat in den betroffenen Regionen mittler-weile alle verwirrt. Es werden fixfertige Strategien propagiert, welche den betroffenen Land-wirten suggerieren, dass damit ihre Probleme lösbar sind. In ihrer Notlage greifen die Bauern nach jedem Strohhalm, der sich anbietet. Sucht man jedoch nach Bekämpfungsmethoden, die bereits über das Versuchssta-dium hinaus sind, dann verblei-ben derzeit drei Maßnahmen, die man am besten zu einer Gesamtstrategie kombiniert.

1. Das Um und Auf, um die Population in Schach zu halten, ist die Fruchtfolge.

2. Maßnahme zwei ist der Einsatz des Bodengranulats Belem 0,8 MG. Dieses Mittel ist heuer fix zugelassen in Mais, Zuckermais, Sorghumhirse und Sonnenblume. Die Aufwand-menge beträgt 12 kg/ha als Saatfurchenbehandlung mit Erd-abdeckung. Den Maisanbauern bietet sich damit die Möglich-keit, den Schäden durch die Lar-ven des Diabroticas einigerma-ßen Einhalt zu gebieten. Weiters

hat Belem in den genannten Kulturen auch eine Zulassung gegen den Drahtwurm. Auf die ordnungsgemäße Anwendung ist besonderes Augenmerk zu legen! Für den Zeitraum von 15. März bis 15. Juni ist Belem als Notfallzulassen (Art. 53) zudem in höherer Aufwandmenge für die Saatgutproduktion zugelas-sen sowie gegen Drahtwurm und Saatenfliegen in Ölkürbis.

3. Maßnahme drei ist die gezielte, ein- oder zweimalige Käferbehandlung mit Biscaya.

Alle anderen Empfehlungen befinden sich noch in einer intensiven Versuchsphase, wo sich die Landwirte heuer beteiligen sollen und werden. Bisher war es übliche Praxis im Pflanzenschutz, dass Produkte für „Feldversuche“ den Bauern von der Vertriebsfirma gratis zur Verfügung gestellt wurden. Auch eine Abgeltung für den Mehraufwand war vorgesehen. Erstaunlich ist für mich, dass die Landwirte bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers für einen Versuch erstmals selbst das Geld in die Hand nehmen müssen. Kurt Graf

Kommentar

Ein Feldversuch, den die Landwirte selbst bezahlen müssen

bzw. Kombipackungen auch Borsten- oder Fingerhirsen bekämpft werden, so ist bei den hier hauptsächlich zur Anwendung kommenden Sul-fonylharnstoffen der Behand-lungstermin unbedingt auf das Entwicklungsstadium der Hirsen abzustimmen. Die Ap-plikation muss dann bis spä-testens im Dreiblattstadium der Unkrauthirsen erfolgt sein.

Problemfall Glattblättrige Hirse

Im Süden Österreichs hat sich in den letzten Jahren die Glattblättrige Hirse (Panicum laevifolium) stärker verbrei-tet. Zudem ist auch gegen Sulfonylharnstoffe resistente Hühnerhirse dabei, sich zu etablieren. Gegen Panicum Laevifolium haben Triketone (Clio, Laudis, Calaris) keine Wirkung, sehr wohl aber Sulfonylharnstoffe oder Vor-auflaufprodukte wie Adengo, Dual Gold oder Spectrum.

Falls auf einer Fläche bei-de Problemhirsen vorkom-men, so empfiehlt sich eine Kombination von Triketon + Sulfonylharnstoff. Triketon ist solo derzeit nur in Cala-ris enthalten; dieses ist als Mischpartner zu einem Sul-fonylharnstoffprodukt jedoch sauteuer. Deshalb ist man hier an die fixen Kombipackungen der Pflanzenschutzfirmen ge-bunden (Elumis-Varianten, Laudis+Aspect pro+Monsoon oder Kelvin Star-Pack).

Volle Aufwandmengen bei Flughafer und Quecke

In Ostösterreich sind spe-ziell Flughafer und Quecke ein Thema. Gegen Flughafer reichen in der Regel wiederum die Clio- oder Laudis-Kombi-nationen. Bei stärkerem Druck ist es besser, auf Sulfonylharn-stoffvarianten wie Arigo oder MaisTer Power umzusteigen, aber mit der vollen, empfoh-

lenen Aufwandmenge. Gegen Quecken ist eine in

der Regel zufriedenstellende Wirkung nur mit Sulfonyl-harnstoffen zu erreichen. Auch hier sollte die Auf-wandmenge eher im höchst zulässigen Bereich gewählt werden. Trotzdem darf man sich keine Wirkungsgrade wie z. B. gegen Hühnerhirse er-warten. Quecke kann man in anderen Kulturen oder nach der Getreideernte effizienter in den Griff bekommen.

Kein Terbuthylazin in Wasserschutzgebieten

In der Praxis zu beachten sind jedenfalls die verschie-denen Anwendungsauflagen. Der Einsatz des Wirkstoffes Terbuthylazin (Aspect pro, Calaris, Gardogold, Spectrum Gold und Successor T; tlw. nur in Kombipackungen) ist in Wasserschutz- und Schon-gebieten verboten.

Weiters dürfen die meis-ten nicosulfuronhaltigen Pro-dukte nur alle zwei Jahre auf derselben Fläche angewendet werden. Nicht betroffen von dieser Auflage sind Elumis, Fornet und SL 950.

Mit den verschiedensten Abständen zu Oberflächen-gewässern haben die Land-wirte ja schon umzugehen gelernt. Verstärktes Augen-merk ist auch darauf zu legen, dass es bei einem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ab-tragsgefährdeten Flächen in der Nähe zu Oberflächenge-wässern gesonderte Abstands-auflagen gelten, welche auch durch abtriftmindernde Ap-plikationstechnik nicht ver-ringert werden können. In Österreich findet man derzeit keinen Richtwert, ab wann eine Fläche als abtragsgefähr-det gilt; in Deutschland sind diese Flächen definiert mit einer Hangneigung größer als zwei Prozent.

Ing. Kurt Graf, RWA

Fortsetzung von Seite 6

Mit der Einsaat besser bis zum Sommer zuwartenGrünland – Einsaaten in bestehende Wiesen sind häufig ein Provisorium. Be-rater Johann Humer gibt Hinweise dazu, wie die Grünlanderneuerung gelingt.

Engerlingsschaden – hier ist eine Frühjahrseinsaat sinnvoll. FOTO: HUMER

Wichtig sind Einsaaten im Früh-jahr dann, wenn die Grasnarbe zu lückig und zu wenig dicht ist. Offener Boden in Wiesennarben kann beispielsweise auftreten bei Engerlingsbefall, Wildschä-den, Auswinterung, selektiver Unkrautbekämpfung und bei Lücken unter großwüchsigen Un-kräutern, wie Ampfer, Hahnen-fuß, Spitzwegerich, Bärenklau und Löwenzahn. Auch hier gilt aber, dass eine zuverlässige

Wirkung der Einsaat nur erziel-bar ist, wenn in der Folge eine regelmäßige Nachsaat durch-geführt wird. Der jährlich regelmäßige Saat-gutnachschub im Frühjahr ist somit dann von höchster Bedeu-tung, wenn Lücken in der Gras-narbe auffallen. Raschwüchsi-ges Wiesensaatgut repariert die lückigen Narben am schnellsten und trägt schon im Sommer zum Jahresertrag bei.

Bei offenem Boden – einsaat jetzt

inveKos- und CC-termine21. März• Öpul 2015, Vorbeugender

Grundwasserschutz Acker – Ende des Ausbringungsver-bots N-haltiger Dünger, Klär-schlamm und Klärschlamm-kompost auf Ackerflächen im Gebiet lt. Gebietskulisse bei Mais. Somit ist ab 22. März eine Düngung zulässig, wenn die Böden nicht schneebe-deckt, durchgefroren, wasser-gesättigt oder überschwemmt sind.

1. April• Öpul 2015, Erhaltung ge-

fährdeter Nutztierrassen – Be-

ginn der Mindesthaltedauer, wobei sich die Haltedauer bis zum 31. Dezember erstreckt.

10. April• Öpul 2015, Tierschutz –

Beginn des Zeitraums für „an-rechenbare“ Weidehaltungs-tage (mindestens 120 Tage bis zum 15. November).

15. Mai• Invekos – letztmöglicher

MFA-Flächen-Abgabetermin ohne Abzüge (eine verspätete Abgabe unter Anwendung von Abzügen ist bis zum 9. Juni 2015 möglich).

BauernZeitung – Nr. 12 – 19. März 2015 07P r o d u K T i o N + m A r K T

Hinweis: Antragsfrist endet mit 31. märz 2015

Jetzt bis 31. März 2015 die Agrar Universal, Agrar Universal plus und die neue Dürreindex Versicherung fürs Grünland beantragen und die attraktiven Einstiegsaktionen nutzen.

In der Agrar Universal sind die Kulturen neben Hagel auch gegen Dürre, Frost, Auswuchs, Sturm, Fraßschäden und zahl-reiche weitere Risiken abge-sichert.

Die Agrar Universal Plus unterscheidet sich von der

Agrar Universal durch eine höhere Entschädigung bei Wiederanbau, Sturm und Aus-wuchs sowie durch eine ver-besserte Dürredeckung.

In der neuen Dürreindex-Versicherung Grünland ist erst-mals Niederschlagsmangel im Grünland versichert. Nähere Infos unter Tel. 01 / 403 16 81 - 40 oder www.hagel.at Anzeige