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Leseprobe - Dirk Nienzilla - Franzose auf Umwegen

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http://romanverlag.com/franzoseaufumwegen-ebook 1965. Mit Prostituierten und Drogen teilt der französische Schriftsteller Dante Dumas seinen Alltag. Nichts, was er nicht schon weiß, scheint die Welt ihm bieten zu können. Nur im Rausch sieht er die Chance, der dumpfen Gesellschaft zu entfliehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, die auch ihn noch überraschen können. Mit seinem Freund und Schriftstellerkollegen Henry begibt er sich spontan auf eine Reise in dessen Heimatstadt New York. Kritisch bis verachtend steht der Lebemann der amerikanischen Gesellschaft gegenüber. Zu viel Fast Food, zu wenig „Savoir á vivre“ bestimmen das Leben der New Yorker. Der exzessive Aufenthalt löst in ihm eine Entwicklung aus, die er nie für möglich hielt. Als Dumas, der nicht an die Liebe glaubte, Susan kennenlernt, begibt er sich auf eine Reise zu sich selbst. Er findet dabei eine Welt, von deren Existenz er keine Ahnung hatte. Doch dann ist da noch die Sache mit der Zeit … Unzensiert erhält der Leser Einblick in das ausschweifenden Eskapaden des Protagonisten. Provokant und anklagend, aufrichtig und intim sind die Gedanken, die er dem Leser offenbart. Wer von Autoren wie Henry Miller, Charles Bukowski und Jack Kerouac inspiriert wurde, kommt hier voll auf seine Kosten.

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Page 2: Leseprobe - Dirk Nienzilla - Franzose auf Umwegen

--- LESEPROBE ---

Franzose auf Umwegen

Ein Roman aus der Dante Dumas Serie

Dirk Nienzilla

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"Diese kleine Reise der Selbstfindung hat es in sich! Dunkle Sphären voller Melancholie und Depression gehen ein und aus. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er nach New York geht. Der exzessive Lebenswandel nimmt ganz neue Formen an und natürlich ist

wieder eine Frau im Spiel… Bis zur letzten Seite einfach fesselnd."

Leserin auf Amazon

"Ein sehr spannender Roman, der mich gefesselt hat - ich habe das Buch innerhalb weniger Stunden verschlungen."

Schwinne auf Amazon

"Es wird garantiert nie langweilig. Spannend bis zur letzten Seite. Sex, Drugs & Rock´n Roll und ein Selbstfindungstrip des

Protagonisten, vereinnahmen den Leser von der ersten Minute an."

Leser via E-Mail

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Guten Tag Welt!

Ich bin Dirk, Schöpfer von Dante Dumas. Dante möchte Dich mitnehmen auf einige seiner Reisen, auf die Suche nach Glück, Wahrheit, Seligkeit, Liebe und innerem Frieden.

Wir fangen 1958 an und hören … na, wir wissen es noch nicht wann, auf. Der Protagonist ist damals 35 Jahre alt, lebt zur heutigen Zeit immer noch und liebt es, seine Geschichten zu erzählen. Wie viele es noch werden, wissen wir nicht.

Er erzählt uns von Glücksgefühlen, Depressionen, persönlichen Veränderungen, sowohl positiv als auch negativ, und von seinen Eskapaden mit Prostituierten, Drogen und Alkohol.

Gesellschaftsnah, ungehemmt und frei heraus erzählt Dante über Frauen, mit denen er zusammen war, über Orte, die er besucht hat, und über die Menschen und Gedanken, die ihn auf seinen Reisen begleitet haben. Er gibt zu allem seine eigene Meinung und Wahrheit preis, egal ob man sie hören will, oder nicht.

Lass Dich verführen in eine Welt voll Aphorismen und tauche ab hinter die Kulissen.

Vivre éternellement!

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Über das Buch

1965. Dante Dumas, Zyniker, Misanthrop und Schriftsteller glaubt weder an die Liebe noch den Sinn des Lebens. Mit Prostituierten und Alkohol teilt er seinen Alltag, den er zurückgezogen in seinem Haus in Frankreich verbringt.

Als er seinen alten Freund und Schriftstellerkollegen Henry trifft, beschließt er spontan, diesen auf eine Reise in seine Heimat New York City zu begleiten. Als französischer Lebemann mit einer Leidenschaft für Alkohol, Drogen, Sex und dem französischen Lebensstil steht Dumas der amerikanischen Gesellschaft kritisch gegenüber.

Zu viel Fast Food, zu wenig „Savoir á vivre“ bestimmen das Leben der New Yorker. Doch dann muss Dumas sich eingestehen, dass erst New York ihm die wirklich wichtigen Dinge offenbart. Und dann ist da noch die Sache mit der Zeit.

Der exzessive Aufenthalt löst in Dumas eine Entwicklung aus, die ihm dem wahren „Savoir à vivre“ näher bringen soll, als er es je für möglich hielt. Als Dumas, der nie an die Liebe glaubte oder sie je vermisste, Susan kennenlernt, begibt er sich auf eine Reise zu sich selbst und findet er eine Welt, von deren Existenz er keine Ahnung hatte.

Unzensiert erhält der Leser Einblick in die sexuellen Handlungen des Protagonisten, in seine Drogeneskapaden auf seiner Reise zu sich selbst. Provokant und anklagend, aufrichtig und intim sind die Gedanken, die er dem Leser offenbart. Der Roman ist perfekt für alle, die von Jack Kerouac und der Beat Generation inspiriert sind.

Über den Autor

Dirk Nienzilla wurde 1977 in Marl geboren und arbeitet hauptberuflich als Koch. Immer schon war er sehr auf Kunst und Musik fixiert. Als sehr kreatives Kind hat er bereits im Alter von 10 Jahren seine ersten Songtexte geschrieben. Bis heute sind daraus insgesamt knapp 800 Stück auf Deutsch und Englisch geworden. Sein erstes Buch schrieb er 2011. Mit "Und dann kam der Regen" veröffentlich er nun den ersten Teil seiner Dante Dumas Serie.

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Roman Verlag

207 Taaffe Place, Office 3A Brooklyn, New York – NY 11205, USA http://www.romanverlag.com © 2013 All rights reserved. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Werkes, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

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Wiedersehen macht Freunde Frankreich, Maison Blanche, 1965. Ich bin vor einem Jahr

von Clichy nach Paris zurückgekehrt. Ich brauchte einen Tapetenwechsel. Ich brauchte neue, frische Luft um mich herum. Frisches Dressing für meinen Gedankensalat. Die letzten sechs Jahre habe ich dort in meinem kleinen, behaglichen Bungalow vor mich her geträumt und wäre fast in einen hundertjährigen Schlaf gefallen, wenn ich mich nicht von dort losgerissen hätte.

Ich schrieb dort etliche Bücher. Fantastische Bücher, Krimis und Erzählungen. Ich vergrub mich geradezu dort, wie eine Schmetterlingspuppe, bevor sie sich traut, ihren Mantel zu durchbrechen und davonzufliegen.

Ich habe gelernt, alles Geschehene hinter mir zu lassen. Gestern ist tot und der Morgen wird erst noch geboren. Die Jahre in Clichy waren prägend, erlösend, erleuchtend und befreiend zugleich. Ich schnitt sie ab wie einen alten, langen Zopf, bewahrte ihn aber streng behütet in der Schatztruhe meiner philosophischen Sammlung und Relikte auf.

Ich bewohne ein kleines, einstöckiges Haus am Rande von Maison Blanche in Paris. Im Prinzip ist es sozusagen ein Doppelhaus, das für zwei Familien eingeteilt war. Eigentlich fast der gleiche Schuppen, wie der, den ich in Clichy bewohnte, nur, dass es dieses Mal kein Bungalow, sondern ein Haus mit zwei Ebenen war. Allein schon wegen dem neuen Ausblick aus meinem Arbeitszimmer hatte sich der Umzug gelohnt.

Neue Bilder, neue Gedanken, neue Geschichten. Neues Glück. Neue Bücher. Jedoch, all die neuen Gesichter, dir mir beim Einkaufen oder Spazierengehen entgegen kommen, sind mir vertraut, obwohl ich sie nicht kenne.

Ich habe sie noch nie gesehen und noch nie mit ihnen gesprochen, trotzdem weiß ich, wer sie sind. Sie sind auf jeden Fall nicht die Bösen, die Frage hatte ich lange geklärt.

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Damals, in der Phase zwischen Traum und Paralyse, dem Aufbau eigener Wahrnehmung, Selbsterkenntnis. Es ist einige Jahre her, als ich auf der Suche nach dem „Warum“ war. Damals kam ich aus Lyon nach Paris. Ich unternahm eine kleine Reise der Selbstfindung und landete in Orten wie Pantin, Clichy oder Paris.

Das ist allerdings schon einige Jahre her, wie gesagt, und ich hätte nie gedacht, dass dieser Moment, in dem ich mich jetzt befinde, in dieser Stadt, an diesem Ort, das Resultat einer einzigen Frage ist, die ich damals beantwortet haben wollte. Hätte ich damals nicht nach der Antwort gesucht, säße ich noch immer in Lyon bei Pierre und seinen Konsorten fest.

Ob es die Pinte überhaupt noch gibt? Wahrscheinlich ist Pierre schon längst an Leberkrebs gestorben und Antoine hat den Laden übernommen. Wer weiß? Ich war jahrelang nicht dort. Warum auch? Ich vermisse nichts. Außer den Markt, der damals direkt vor meiner Haustür zweimal die Woche stattfand.

Hier gibt es zwar an den Wochenenden Märkte zu Hauf, aber irgendwie verfalle ich jedes Mal in Melancholie und Wehmut, wenn ich all diese Gerüche wahrnehme. Kein Markt in Frankreich, den ich bisher kenne, verteilt so eine Art von Gerüchen, von Gefühl, von Sex und unwiderstehlichen Aromen wie der in Lyon. Das muss man ihm lassen.

Aber von Depression und Melancholie habe ich genug. Ich habe lange genug in dunklen Sphären gelebt, die mir keinen Durchblick vermittelten oder wenn, den falschen. Beinahe hätte ich sogar geglaubt, dass die Realität nur eine Illusion ist, die durch den Mangel an Alkohol hervorgerufen wird.

Nur, die Realität ist genau andersrum. Alkohol verschafft einem Illusionen und schiebt die Realität zur Seite, in den Graben einer Autobahn neben den ganzen anderen vielen Kreuzen, die dort im Boden stecken.

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Vor einigen Jahren hatte ich mal ein Buch auf Koks geschrieben, dessen Inhalt ich nachher nicht mehr nachvollziehen konnte, da sich die Anschauungen und geistigen Bilder bis zur Unkenntlichkeit verzerrten. Es war nur ein Experiment, welches aber eindeutig schief gegangen war. Das war auch das einzige Buch, was sich nicht wirklich gut verkaufen ließ.

Diese Zeit ist vorbei und wir leben einfach weiter. Wir strecken die Hand nach der Zeit aus und wir scheitern daran, sie einholen zu können, denn greifbar ist Vergangenes nie, daher kann man beruhigt einen Haken dahinter machen, da wir über die Vergangenheit keinen Einfluss mehr haben, geschweige denn, Vergangenes zu unseren Gunsten noch einmal ändern können.

Das ist eine wichtige Lektion im Leben. Lass das, was war, einfach ruhen, lebe damit, aber schau motiviert in die Zukunft, ins Hier und Heute, denn da bist du König und bestimmst den Tag. Aber eigentlich wollte ich Euch erzählen, was letzten Sommer alles passierte...

Vor einigen Tagen hatte ich zufällig Henry wiedergesehen. Die Rue de la Providence war unser Schicksal. Ich sah ihn dort in einer Kneipe sitzen und sprach ihn an. Er erinnerte sich sofort an mich und wir freuten uns gegenseitig, uns wiedergefunden zu haben. Wir tranken einige Biere miteinander und er erzählte mir, dass er jetzt in Paris lebe, nur einige Straßen von hier entfernt. Kurz nachdem wir uns damals kennengelernt haben, ging er zurück in die USA. Das erklärte, warum er meine Briefe nie beantwortete, die ich ihm schrieb. Ihn zog es schon immer nach Paris, das erzählte er mir früher schon.

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Mir war so, als könne ich mich plötzlich an jedes Wort erinnern, das er Jahre zuvor zu mir sagte. Die Bank, auf der wir saßen und das Bistro, auf dessen Veranda wir uns volllaufen ließen. Alles lag plötzlich wie eine offene Zeitung in Farbdruck vor mir. Bilder von René und den Pantiner Gassen, durch die ich damals nächtelang gestreift bin. Knapp ein Jahr lebte er jetzt hier. Ich selbst bin vor sechs Wochen erst hierher gezogen.

Es ist der 12. Juni 1964 und es ist warm. Fast 26 Grad. Er erzählte mir davon, dass er vorhatte, nach New York, seiner Heimatstadt, zu fliegen, um dort ein paar Wochen Urlaub zu machen. Aber nicht vor August. Er habe noch einiges zu tun. Das hieß bei ihm wahrscheinlich, er hat noch ein Buch fertig zu schreiben.

Ich schrieb derzeit auch an einem Roman. Vor nächsten Sommer wird dieser nicht fertig sein. Natürlich schrieb ich nebenbei noch andere, kleinere Sachen und mittlerweile auch hier und da Artikel für die Zeitung, um mich über Wasser zu halten, aber der Hauptfokus lag auf dem nächsten, großen, harten Brett mit über 500 Seiten.

Neben ihm saß sein Freund Oscar. Seines Zeichens Schreiber von Büchern über das Universum, das Sein, die Urknalltheorie. Er war kein Physiker, sondern Erdkunde–Lehrer. Er hatte aber seit Ewigkeiten nicht mehr als Lehrer gearbeitet, sondern gab sich irgendwann nur noch seiner Schreiberei hin. Henry lernte ihn hier in Paris, auf einer seiner unzähligen, zur Inspiration gedachten Besuche, kennen.

Viele Menschen reden und reden unentwegt, stundenlang, ohne etwas zu sagen. Henry war der heilige Geist der stummen, wortlosen Kommunikation. Wer auf seinen Wellen funkte und denselben Empfänger hatte, konnte sich in eine Welt entführen, aus der es kein Entkommen mehr gab.

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Wir trafen uns eine Zeitlang einmal die Woche in einer Pinte. Jeden Samstag. Samstag war Autorenabend, da hatten wir frei. Zwei Tage in der Woche wurde nicht geschrieben, samstags und sonntags. Am ersten Tag wurde gesoffen und am zweiten Tag wurde sich erholt, gelesen und Inspirationen aufgesaugt. Das ist auch der Grund, warum ich so schreibe, wie ich schreibe.

Seine Worte prägten mich, sein Charme, Gedanken auszuziehen und sie nackt zu präsentieren, hörte sich jedes Mal an, wie eine zarte Melodie, die mein Trommelfell durchbohrte und mich für den Bruchteil eines Augenblicks in einen Traum verschlang. Manchmal trafen wir uns auch bei mir zu Hause. Es gab immer genug Wein, Bier, zu Lesen und Unterhaltung, wenn dann und wann Freunde von Henry oder mir uns Gesellschaft leisteten, oder hin und wieder mal zwei Nutten uns den Abend versüßten.

Wir taten das, was wir für richtig hielten und vor allem, was uns Spaß machte. Nebenbei arbeiteten wir. Es war ein Jahr der vollkommenen Fantasie. Wir vergnügten uns mit Philosophie, Alkohol, leichten Mädchen und Arbeit, die sich wie eine Gabe Gottes, eine Art Auserwähltheit des Herrn in uns breit machte. Alles war perfekt. Die Wogen haben sich geglättet, es ist ruhig geworden in meinem Kosmos, meiner Umlaufbahn.

An einem Samstagabend, Anfang August, saßen wir wieder zusammen in unserer Stammkaschemme. Hier sah es aus wie in einem Zoo aus toten Tieren. Überall hingen Elchköpfe an den Wänden, ausgestopfte Eichhörnchen und abgesägte Geweihe. Das Licht war dunkel und schummrig. Die Gäste unterhielten sich leise, wie in einer Kirche. Das war sehr angenehm, denn so konnte man sich auf seine eigenen Gedanken besser konzentrieren. Die Musik war so leise, dass sie nicht einmal das Flüstern der Gäste überdeckte. Es herrschte Tierfriedhofsstimmung.

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Henry sagte mir, er wolle morgen Früh die Reise nach New York buchen. Vierzehn Tage möchte er bleiben. „Mein Buch ist fertig, morgen buche ich den Flug. Ich brauche eine Pause. Du nicht auch? Hast du Geld gespart? Dann komm doch mit!“, trumpfte er auf.

Damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet. So spontan eine Reise anzutreten, naja, warum eigentlich nicht? Ich verdiente mittlerweile ganz gut mit dem Verkauf meiner Bücher und konnte etwas Geld zur Seite schaffen. „Gut. Klar, warum nicht!? Ich komme morgen Früh mit ins Reisebüro. Hast du ein bestimmtes Ziel? Besuchst du Familie dort? Oder willst du einfach nur in einem Hotel entspannen und dich abends ungehemmt vollsaufen? Ich bin dabei.“

New York. Pah, das hätte ich nie gedacht, dass ich in meinem Leben noch nach New York komme. Ich freue mich schon. Ich bin gespannt! Eigentlich hatte ich furchtbare Angst vor diesem Kontinent. Aber das ließ ich mir jetzt nicht anmerken. Mir war Amerika zu wuchtig, zu groß, zu turbulent. Viel zu hell und zu schrill. Vollgestopft mit diversen Kulturen und Herkünften. Viel zu undurchsichtig. Absolut chaotisch. Aber es einmal zu sehen, wäre durchaus nicht verkehrt, denn dann könnte ich mir ein eigenes Bild schaffen über das, was dort wirklich geschieht.

„Nein, nicht wegen meiner Familie. Meine Eltern sind tot, sie starben bei einem schweren Verkehrsunfall. Mein Bruder wohnt in Kalifornien. Er ist Immobilienspekulant und zieht den reichen Leuten dort ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche.“ Kurzes Schweigen.

„Willst du es mal lesen?“ Henry hatte das Manuskript dabei, das er geschrieben hatte. „Natürlich. Spätestens nach unserem Urlaub.“ Er schob es über den Tisch und ich legte es neben mich auf die Bank. Es war recht dick. So an die hundertvierzig Seiten. Es war egal, wie dick die Bücher von Henry waren, es war immer wieder ein Genuss, seine Worte, seine Mitteilungen ans uns, einfach nur zu lesen.

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Ich war mir jetzt schon sicher, dass dieses Gebinde mich nicht enttäuschen würde. Jede Zeile ist wie Watte im Gehirn. Wie eine Kleinhirn–Schwangerschaft, die nie da gewesene Worte gebärt. Wie eine offene Gehirnoperation, bei der das Wörterbuch Henrys einem auf die Hirnrinde eintätowiert wird.

Aber ich spiele dabei keine Rolle, ich bin nicht die Masse, nicht die anderen. Ich spreche nur für mich, denn ich ticke genau so wie er. Genau das macht dieses Duett so unschlagbar, unzerstörbar, zumindest mental. Wie die Masse denkt, weiß keiner. Außer ihm. Das spiegelte sich im Verkauf seiner Bücher wider. Mittlerweile war er international bekannt. Das ließ ihn reich und unabhängig werden. Ich hatte großen Respekt vor ihm. Er war eine Art Mentor für mich. Er war der bessere Teil meiner Seele, mein guter Geist.

„Morgen Früh, zehn Uhr, pünktlich vorm Place d’Italie“, meinte er. „Ich werde da sein“, entgegnete ich ihm.

Wir saßen noch eine Weile und unterhielten uns über unsere Bücher. „Kannst du dich noch an dein erstes Buch erinnern, welches du geschrieben hast?“, fragte er mich. „Natürlich! Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, an welchem Ort und unter welchen Umständen es entstand. Warum fragst du?“

„Ach, nur aus Neugier. Mir geht es manchmal etwas anders. Dann und wann kommen Leute auf mich zu und gratulieren mir zu einem Buch, welches sie von mir gelesen haben und ich muss kurz überlegen, wann ich es geschrieben hatte, weil ich es längst vergessen habe. Manche Bücher und ihre Existenz vergesse ich über die Jahre einfach und würde ich nicht manchmal darauf angesprochen werden, würden sie in einer Schublade verschwinden, die sich irgendwo, ganz hinten im Stammhirn befindet und nie wieder geöffnet wird.“

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Da konnte ich nicht mitreden. Ich hatte noch keine vierzig oder fünfzig Bücher geschrieben, die in Vergessenheit geraten könnten. Ich hatte, um genau zu sein, nach dem Abschluss des aktuellen Buches, mein neunzehntes geschrieben. Die Hauptsache war jedoch, dass ich davon leben konnte.

Wir gingen zusammen vor die Tür und rauchten noch eine letzte Zigarette zusammen, bevor wir uns verabschiedeten. Es war gegen elf Uhr, die Luft war schwül und der Wind umgarnte mich mit einem Hauch lauer Wärme. Die Bürgersteige waren noch recht voll mit Passanten, die den Abend an der Luft genossen. Die Lokale waren wie leer gefegt, da es kein Mensch bei dieser Luft in geschlossenen Räumen aushalten konnte. Die Biergärten dagegen platzen aus allen Nähten. Bis tief in die Nacht gingen die kalten Getränke hektoliterweise über den Tresen, sogar mitten unter der Woche.

Ich lief über die Rue Buot in Richtung meines Hauses. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, mich bald in ein Flugzeug zu setzten und mal eben in die USA zu fliegen. Ich liebte meine Umgebung, ich wollte gar nicht weg, auch nicht zu Urlaubszwecken. Ich liebte diese Ausgeglichenheit von uns Franzosen und ich wusste, Amerika wird alles andere als ausgeglichen.

Ich schob den Schlüssel in das Schloss meiner Haustür. Jedes Mal, wenn ich das mache, fängt der Hund meiner Nachbarn wie wild an, zu kläffen und hörte erst auf, wenn ich die Tür von innen schloss, er sie zufallen hörte. Toller Köter. Was würde er wohl machen, wenn ich die Tür auf, zu und wieder auf mache? Hoffentlich bellt der kleine Kläffer sich dann nicht zu Tode! Verrücktes Tierchen.

Ich ging in die Küche, schenkte mir ein Glas Rotwein ein, klemmte mir die Flasche unter dem Arm und ging nach draußen auf die kleine Terrasse, die direkt mit der Küche verbunden war.

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Ich machte es mir in dem Liegestuhl bequem. Direkt vor mir schien der prall gefüllte Vollmond, der jeden Moment zu zerreißen schien. Als buk ein riesiger Camembert im Ofen, der drohte, gleich zu explodieren. Wundervoll.

Ich musste oft tiefer einatmen, denn die Luft war so stickig und dick, dass sie in den Bronchien festsaß und ich die volle Kapazität meiner Lunge nicht voll ausschöpfen konnte. Bedrückend. So ähnlich müssen sich Klaustrophobiker fühlen, wenn man sie in einen engen Raum einsperrt. Da machte selbst das Rauchen keinen Spaß mehr, und ich rauchte gerne und viel.

In diesen Momenten, die ich gemütlich draußen verbrachte, musste ich oft daran denken, wie ich damals nach Paris kam. Ich hatte nur ein kleines Köfferchen mit zwei Hosen und zwei Hemden dabei, sonst nichts. Pascal war mittlerweile etwa sechs Jahre tot. Er gab mir damals kostenlos Obdach, zu Essen und zu Trinken und wurde Tage später zum Opfer eines grausamen Mordes. Er war in der Falschgeldszene unterwegs. Ein heißes Pflaster.

Entweder hatte er bei seinem Boss Schulden oder er hatte Mist gebaut. Irgendetwas musste damals offensichtlich vorgefallen sein, sonst hätte er ihn nicht umgebracht. Kurz vorher hatte er mir ein Angebot gemacht, mit ins Geschäft einzusteigen. Dazu kam es zum Glück nie, denn nach dem Mord verschwand ich mit einem Koffer voller Falschgeld, der neben seiner Leiche lag, nach Pantin, wenn ich mich richtig erinnere. Ich hatte die Leiche als Erster entdeckt und machte mich danach sofort aus dem Staub.

Das ist lange her. Jetzt bin ich hier und wer weiß, wo ich in ein paar Monaten bin. Eigentlich wollte ich sesshaft werden, aber irgendwann kommt immer die Zeit für Neues, für Veränderungen. Ich konnte nicht länger als sechs, sieben Jahre an demselben Ort bleiben. Ich musste regelmäßig meine Umgebung wechseln. Momentaufnahmen.

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Die Nacht war nahezu taghell. Ich konnte deutlich die Umgebung sehen wie durch einen Graufilter, wie er häufig beim Film benutzt wird, wenn man Dunkelheit vortäuscht. Ich hatte direkten Ausblick auf den Anfang eines kleinen Waldes. Ich wohnte am Rand des Viertels, wo es recht ruhig zuging. Zumindest tagsüber.

Abends öffneten sich die Schleusen der Gastronomie und guter Weinkeller. Im Sommer waren die Straßen abends belebter, da die Hitze einen am Tag unerträglich penetrierte. Zig von unterschiedlich hohen Baumgipfeln bildeten eine Silhouette, wie ein nervöses EKG, welches rauf und runter zappelt, wie bei einem Herzflimmern, bei einer Herzrhythmusstörung.

Ich genoss draußen noch den Rest der Flasche. Morgen Früh treffe ich mich mit Henry und erfahre, wann es losgeht. Ich las im Bett noch ein wenig in Henrys Manuskript, knipste das Licht aus und wartete gespannt auf einen neuen Morgen.

Kaum hatte ich den Gedanken an Morgen zu Ende gedacht, schoss auch schon der erste Sonnenstrahl zwischen die Vorhänge hindurch, genau in mein Gesicht. Verwirrt sah ich auf die Uhr. Verdammt, es ist Viertel vor zehn. Jetzt aber schnell. Ich wollte Henry nicht warten lassen.

Keine fünf Minuten später, auf dem Weg zu unserem Treffpunkt, fiel mir die ganze Taubenscheiße auf, die überall auf dem Boden, auf Autos und sonst wo, klebte. Das war typisch für dieses Viertel. Das Taubenscheiße– Viertel. Gut, dass ich immer einen Hut trug, und gut, dass ich kein Auto besaß.

Noch zweihundert Meter, dann bin ich da. Ich bemühe mich, immer pünktlich zu sein. Noch hatte ich zwei Minuten Zeit. Ich eilte durchgeschwitzt über die Rue de la Providence und dann sah ich ihn auch schon auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einer Gasse kommen.

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„Bonjour, Henry!“, rief ich über die Straße. Er schaute zu mir rüber und wechselte spontan die Seite. „Bonjour, Dante“, begrüßte er mich.

Er hatte eine schwarze Sonnenbrille auf, legère zurückgekämmte, gegelte Haare, roch frisch geduscht und nach blumigem Parfüm. Sein leichter Seidenanzug flatterte durch die Luft, als er über die Straße rannte, und als er stehen blieb, hing er an ihm herunter, wie ein alter, nasser Schlafanzug. Sah zwar beschissen aus, war aber bestimmt nicht billig.

Dafür war er zu eitel. Er zeigte sich immer in den besten Kleidungsstücken, liebte gutes, teures Essen und teuren Wein. Ich auch, aber ich konnte es mir nicht immer leisten! „Na, dann lass uns mal gehen“, sagte er. Wir liefen noch einige Minuten bis zum Reisebüro. Es war jetzt schon unerträglich heiß, und wir japsten wie die Hunde nach Wasser.

In dem Büro war es stickig, die aufgestellten Ventilatoren ratterten vor sich her und verteilten die warme Luft überall in den großen, hohen Raum. Wir mussten schnell machen, bevor wir ohnmächtig werden würden. Henry wusste ja, wo es hingehen sollte und klärte alle Einzelheiten rasch ab. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis wir diesen Käfig wieder verließen. Flug gebucht! Am 11. September geht’s los. Ich weiß noch immer nicht, ob ich mich freuen oder fürchten soll.

Nass geschwitzt standen wir uns gegenüber. Wir verabschiedeten uns auch direkt wieder voneinander. Er hatte noch etwas zu erledigen, und ich wollte eh meine Ruhe haben, mich zu Hause verkriechen und schreiben. Aber erst genoss ich in einem Biergarten den Tag noch ein wenig. Der Köter von nebenan kläffte schon wieder, als ich abends heimkam. Irgendwann drehe ich dem Vieh den Hals um, dann ist hier Ruhe!

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Ich verschwand noch ein bis zwei Stunden auf die Terrasse, ließ mich durch Whiskey und Worte, die ich selbst schrieb, betäuben. Ich brauchte fast kein Licht, da der Mond so hell schien. Ich schrieb auch an meiner Autobiografie, die lange geplant und sorgfältig überdacht war. Ich glaube, ich habe nie an einem schwierigeren und persönlicheren Buch geschrieben, wie diesem. Ich stieß tiefstes, festgesetztes und fast vergessenes, unberührtes, unbarmherziges und ungeduldiges Magma meines Herzens aus, denn es hatte zu lange gebrodelt und wäre beinahe noch vorm Ausstoßen zu Stein erstarrt. Das wollte und musste ich verhindern, indem ich alles verarbeitete, was ich bin und was ich war.

Keine leichte Aufgabe, ein Leben in Worte, in Buchstaben zu fassen. Eigentlich unmöglich. Denn Worte sind eben nur Worte und keine Rezeptoren, die im Gehirn verankert sind und uns Emotionen bieten. Man muss die Worte gelebt haben und dabei gewesen sein, als diese entstanden. Worte können nie das ausdrücken, was man wirklich fühlt. Sie sind nur ein Versuch, Gefühle zu beschreiben und näher zu bringen, was aber unmöglich gelingen wird.

Die nächsten Erinnerungen, die kommen werden, beziehe ich mit ein. Das heißt, New York werde ich in meine Autobiografie mit einbinden. Eine heikle Expedition, die natürlich nicht fehlen darf. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Reise, ihre Resultate, ihre Aufschlüsse und ihre eventuellen geistigen Einflüsse und Offenbarungen.

Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken. Am anderen Ende sprach Henry. Er wollte sich mit mir noch einmal heute Abend in unserer Kneipe treffen und auf die USA anstoßen.

Morgen Früh geht es los. Ein letzter Abend in Paris. Ich sagte ihm natürlich sofort zu und machte mich für den Abend salonfähig. Leichtes Hemd, leichte Hose, leicht besoffen.

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Ich schrieb den Satz noch zu Ende, trank noch zwei Flaschen Bier, um meine Magensäfte auf Vordermann zu bringen, denn ich wusste, Henry wird mit mir einige Schnäpse trinken wollen. Los geht’s!

Die Luft draußen legte mir ihre großen, feuchten, heißen Hände um den Hals und versuchte, mich langsam zu erdrosseln. Ihr klammer, seidener Schal bedeckte mein Gesicht und erstickte mich beinahe. Ich brauchte unbedingt Sauerstoff. Es war eine schlechte Idee, sich unter diesen Umständen in einer verrauchten, totbringenden Kneipe zu treffen. Im Winter vielleicht, aber nicht im Hochsommer. Nicht dieses Jahr und schon gar nicht heute. Ich hatte das Gefühl, als würde ich jeden Moment verdampfen, wie ein Wassertropfen, der auf eine heiße Herdplatte fällt.

Die Rue Buot glühte unter meinen Sohlen. Ich betrat die Kneipe und ging zielgerichtet in unsere Stammecke. Er war noch nicht da. Ich bestellte mir vorab erst einmal einen großen, eiskalten Pastis und einen eisgekühlten Liter Wasser. Eine Mischung der Götter. Die Milch des Vergessens. Essenz der Gladiatoren. Ich mixte mir eine angenehme Mischung zurecht, und als ich gerade ansetzten wollte, kam Henry um die Ecke geknallt.

Er schien schon einiges getrunken zu haben. Er hatte einen blutroten Schädel und funkelnde, glasige Augen, die zu zersplittern drohten. Er schleuderte seinen Körper auf die Sitzbank und fiel fast wieder zur Seite herunter, weil er so viel unkoordinierten Schwung drauf hatte. Wenn er besoffen war, hatte er immer dieses fiese, dumme Grinsen im Gesicht. Ein Grinsen aus Spott, Überheblichkeit, Perversität und Volltrunkenheit.

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Er lallte etwas, was ich nicht verstand und zeigte auf ein Fenster. Ich schaute in die Richtung, aber wusste nicht, was dort zu sehen sein sollte. Ich schüttelte kurz den Kopf und sah Henry an. Er erwiderte meinen Blick und verstummte. Ich glaubte, er muss jeden Augenblick kotzen, wenn ihr mich fragt. Das Knallrot in seinem Gesicht wandelte sich in kürzester Zeit in ein fades Grau mit grünen Nuancen. Aber bevor einer sieht, wie er kotzend aufs Klo verschwindet, musste einiges passieren. Vierundzwanzig Stunden wären dafür sicher nicht ausreichend gewesen. Wenn’s um Alkohol geht, hört einer wie er nicht eher auf, bevor er umfällt.

So tranken wir noch einige Pastis zusammen und ich versuchte mich einige Male, mich mit ihm zu unterhalten, aber es war aussichtslos. Offenbar hatte ihn der Spirituosen–Geist in der Hand und schien ihn erst wieder loszulassen, wenn er ins Koma oder in den Schlaf fällt. Ich rief ihm ein Taxi und ließ ihn nach Hause verfrachten. Hoffentlich wird er in der Lage sein, morgen Früh pünktlich aufzustehen und zum Flughafen zu kommen. Ich hoffe, er vergisst es nicht. Sicher war ich mir nicht, nach diesem Auftritt, den er hier gerade hingelegt hatte.

Mit der Handvoll an Gästen, die noch anwesend waren, ließ ich gemütlich den Abend ausklingen und wurde auf dem Heimweg immer nervöser. Ich musste noch ein paar Sachen packen. Ich durfte nichts Wichtiges vergessen. Heute keine Terrasse, keine weiteren Drinks. Nur Gedanken und Angst vor Unerwartetem. Licht aus. Schlaflos in Paris.

Noch sieben Stunden! Ich starrte an die Decke und zählte die Anzahl der ausgestoßenen Schreie der Frau von nebenan, die es anscheinend gerade heftig mit ihrem Mann oder Schlimmerem trieb. Aber es gibt im Leben weitaus Schlimmeres, als anderen beim Ficken zuzuhören!

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Verkatert stieg ich am Morgen ins Taxi und fuhr zum Flughafen. Der Aéroport d’Orly lag gerademal zwanzig Kilometer weg von Maison Blanche. Ich bin mal gespannt, ob Henry auch da sein wird. Wenn nicht, soll es mir auch recht sein, dann fahr’ ich eben wieder zurück und arbeite weiter. Uhrzeit und Treffpunkt waren im Vorfeld abgeklärt. Ich war da. Henry noch nicht. Ich gab ihm eine halbe Stunde bevor ich wieder kehrt machen würde. Ich hasste Flughäfen. Und ich hasste es, zu warten. Es gibt keine schlimmere Zeitverschwendung als die Warterei. Vor allem das Warten auf andere.

Ich stand, abgestellt wie ein unerwünschter Köter, vor dem „Entrance B“ des Flughafengebäudes und wartete auf mein Herrchen. Er wird mich doch wohl nicht ausgesetzt haben?

Ich rauchte eine Zigarette. Ein Taxi hielt direkt vor meiner Nase und Henry stieg aus. Er sah aus, wie ein weich gekochtes Ei, dessen auslaufender Inhalt die äußere Hülle in Matsch zerfallen ließ. Eine Gipswand mit zwei blutunterlaufenen Augen. Er sah eben aus wie Henry! Er sah mich kurz an, quälte sich schweren Herzens ein Lächeln in seinem Gesicht und ging direkt weiter durch die automatische Schiebetür, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Ich lief ihm hinterher wie ein Dackel.

***

Ende der Leseprobe

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