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Notfälle im Pflegeheim Eine Handreichung Hartmut Vöhringer

Notfall im Pflegeheim

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Notfälle im Pflegeheim

Eine Handreichung Hartmut Vöhringer

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Ruhe bewahren und jede Hast vermeiden!

• Übersicht verschaffen

• Was ist passiert?• Wer ist betroffen? • Wie viele sind betroffen?

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Planen

• Bestehen weitere Gefahren?

• Was muss ich sofort tun? • Was muss ich später tun?• Brauche ich weitere

Helfer?• Wer macht was?

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A B C• Atmung• Beatmung• Cor (Herz)• ...Drogen

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Atmung

Sofort Kontrolle von:• Hindernis im Mund, im Rachen in der

Luftröhre?• Was ist zu hören? (Pfeifen, Röcheln?)• Was ist zu sehen? (Brustkorb, Bauch)• Was ist zu fühlen? (Hand auf Bauch)

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Blutkreislauf

• Blutet die Bewohnerin?• Schlägt das Herz?• Kreislaufstillstand:

– Haut bläulich, blass– Keine Atmung– Bewusstlosigkeit– Kein Puls– Pupillen weit und lichtstarr

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Bewusstsein

• Reaktion auf Fragen• Wie kam es zur Desorientiertheit?

Plötzlich oder langsam?• Fehlen kurze Gedächtniszeiträume?• Plötzliche Müdigkeit?• Verschwommene Aussprache?• Reaktion nur auf Schmerzen (heftige Reize)?

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Der Schock

• Auffällige Blässe• Haut ist feucht und

kalt• Puls rasch und schwer

fühlbar• Bewohnerin

teilnahmslos• Bewohnerin ist sehr

unruhig

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Schock messen

Systolischer Blutdruck niedriger als Puls

Beispiel:110 / 40 RR132 Puls

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Maßnahmen beim Schock

• Bewohner hinlegen• Beine hoch lagern!

(Vorsicht Herzinsuffizienz)

• Bewusstlosigkeit Seitenlagerung

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Lagerung im Bett

• Sinnvolle Lagerung• Keine Schmerzen

• Schnell & einfach:• Stuhl im Bett• Kissen• Decke gerollt

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Dabei bleiben bei:

• Bewusstseinveränderung• Schmerzen• Angst• Erbrechen

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Sauerstoff

• beengende Kleider lockern

• Fenster öffnen• Eventuell

SauerstoffgabeBrille statt Maske wegen Angst

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Arzt informieren

• Temperatur• Blutdruck• Puls• Bewussteinszustand• Sonstige Auffälligkeiten• Info aus Dokumentation

vorbereiten

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Schock bei Hyperglykämie

• Fieber• Wenig Urin• Verlangsamte Reflexe• Bewusstseinstörungen• Muskulatur eher schlaff• großer Durst

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Bei Hyperglykämie möglich:

• Starke Austrocknung • großer Durst• Schneller Puls• Niedriger Blutdruck

Dies bei TYP II Diabetes

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Selten bei Hyperglykämie

• Übelkeit• Erbrechen• Gespannte Bauchdecke• Schwäche• Appetitlosigkeit• Azetongeruch• Vertiefte Atmung

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Vorsicht!

• Nicht immer Azetongeruch

• Meist langsame Entwicklung

• Zunehmende Vertiefung• Infektionen = Fieber!

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Schock bei Hypoglykämie

• Schweißausbruch• Blässe• Feuchte & kalte Haut• Heißhunger• Unruhe, Zittern• Bewusstseinsstörungen• Krampfanfälle• Angespannte Muskulatur

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Fragen bei Zuckerschock

• Süßes gegessen?• Erhöhte Temperatur?• Falsche Medikamente?• Falsches Insulin?• Mahlzeiten ausgelassen?• Alkohol?• Körperliche Anstrengung?• Erbrechen?• Durchfall?

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Was tun?

• Bewusstlosigkeit:Seitenlagerungnicht alleine lassen!

• Blutzucker messen• Arzt informieren• Ursachen erforschen• Essen aus Zimmer bringen!

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Zucker geben!? Insulin?

• Unterzucker und Bewohnerin ansprechbar:– Apfelsaft mit Zucker, Tee mit Zucker etc.

• Aspiration wenn Bewohnerin nicht ansprechbar!

• Bei Eile im Zweifel Zucker!• Niemals ohne schriftliche

Arztanweisung Insulin geben!

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Während Notfall:

• Andere Bewohner betreuen!• Normalen Ablauf

gewährleisten• Panik & Angst anderer

Bewohner• Neugierige und Sensationslust• Uhrzeiten beachten!

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Nach Notfall

• Dokumentation!• Besprechung der Beteiligten• Auswertung• Was war gut?• Was muss verbessert

werden?• Regelungsbedarf?• Material richten!

Knochenbrecherhitliste

1. Speichenbruch 20 %2. Schlüsselbein 10 %3. Oberarmbruch 5 % 4. Rippenbruch5. Oberschenkelhalsbruch6. Oberschenkelschaftbruch7. Unterschenkelbruch8. Beckenbruch 3 %9. Sprunggelenkfraktur10. Wirbelkörpereinbruch

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Frakturzeichen

• sichere: Crepitatio (Knochenreiben), pathologische Beweglichkeit, sichtbare Knochen-fragmente, Stellungsanomalie

• unsichere: Schwellung, Hämatom, Schmerz, functio laesa

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Bewusstseinszustände• Koma nur wenige psychovegetative Reaktionen sind möglich

• Sopor schlafartiger Zustand, aus dem der Patient nur durch stärkere Reize partiell und vorübergehend, jedoch nur bis

zum Stadium der Benommenheit, „erweckbar" ist .

• Somnolenz ein leichtes Hypnosestadium, nur Teile werden erinnert

• Relaxation Dösen ohne gezielte Aufmerksamkeit

• Scanning die Aufmerksamkeit ist schweifend

• Vigilanz Daueraufmerksamkeit über längere Zeit in monotonen Situationen

• Tenazität Aufmerksamkeitsform mit höchster Anspannung und Verarbeitungsintensität; alle Aspekte der

Aufmerksamkeitsformen (selektive Aufmerksamkeit, geteilte Aufmerksamkeit, Kontrollaufmerksamkeit) sind möglich.

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Qualitative Bewußtseinstörungen• Onoroides Bewusstsein: 

– traumhafte Veränderung des Erlebten bei erhaltener Wachheit und ansonsten formal geordneten Denk- und Handlungsvollzügen. Es besteht volle Erinnerung. Vorkommen: exo- und endogene Psychosen.

• Pathologische Bewusstseinseinengung: – Dämmerzustand: klinisch heterogene Erscheinung, die oft plötzlich eintritt und ebenso abrupt

aufhört. Charakteristisch ist eine starke Einengung auf ein bestimmtes inneres Erlebenselement oder einen entsprechenden Erlebnisbereich und eine nachfolgende Erinnerungslosigkeit. Das Verhalten kann formal geordnet sein (geordneter Dämmerzustand) oder schwerwiegend gestört, bis hin zu raptusartigem Verhalten mit Fremd- und Selbstbeschädigungen.

•  Normalpsychologischer Bewusstseinsstörung – Beeinträchtigungen des Bewusstseins, die nicht von definierten Krankheiten ableitbar sind,

z.B. Zustände von Schlaftrunkenheit, Übermüdung, Erschöpfung, auch Zorn, Hass, Schreck in stark belastenden Situationen.

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Ursachen Bewusstseinstörungen

• Schädel-Hirn-Trauma (Unfälle)• entzündliche Erkrankungen des Gehirns

Beispiel: Hirnhautentzündung (Meningitis)• Vergiftungen durch zentral dämpfende

Medikamente• Alkohol oder andere Drogen• Schlafentzug oder Stoffwechselprobleme

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Was ist zu bemerken? Wahrscheinliche Ursachen Erste Maßnahmen

Benommenheit verlangsamtes Denken, Auffassung schwierig, Konzentrationsstörungen, geringe Sprechstörungen, Stimmung kippt

Blutdruckschwankung, Gehirnerschütterung, Unterzucker Medikamente, etwa Schlafmittel oder Beruhigungsmitteln, Schock

Betroffenen hinlegen, Beine hoch , wenn Normal nach einiger Zeit langsam aufstehen . Bei Unterzucker Zucker geben. Sonst Betroffenen auf Seite lagern, beobachten

Sturz oder Kopfprellung mit Störungen des Bewusstseins

Schädel-Hirn-Trauma(Verletzung des Gehirns)

Betroffenen auf Seite lagern, beobachten

Stärkere Benommenheit (Somnolenz) und übermäßige Schläfrigkeit, Orientierungsstörung (zeitlich, später auch örtlich), Unfähigkeit zu konzentriertem Handeln und Denken

Schock, Unterzuckerung, Überzuckerung (Diabetes mellitus), Medikamentenüberdosierung, z.B. von Schlafmitteln oder Beruhigungsmitteln, Erkrankungen des Gehirns, z.B. Hirnblutung und Schlaganfall, Vergiftung

Seitlagerung, Betroffenen fortlaufend beobachten

Bewusstseinstrübung oder Benommenheit, nicht ansprechbar, mit oder ohne Muskelzuckungen oder Krämpfen, Halluzinationen

Epilepsie, Schizophrenie

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Herzlichen Dank!

Dieses Skript und Handout ist Teil einer Inhouse Fortbildung für Pflegende in stationären Pflegeinrichtungen.Dauer:Vier bis Acht StundenKontakt:[email protected]