2
Marketing & Kommunikation 12/10 MARKETING 15 Wenn von weltweit 500 Mil- lionen Menschen die Rede ist, die aktuell bei Facebook ange- meldet sind, so ist das eine recht abstrakte Grösse. Die Einstufung des sozialen Netzwerks als das «drittgrösste Land der Erde» wirkt eher abstrus und macht es kaum plastischer. Bricht man die Zahl der User aber auf das einzelne Land herunter, so wird deutlich, welche fundamentale Veränderung in der Kommuni- kation stattfindet: 2,3 Millionen Schweizer, also etwa jeder Dritte, waren im Sommer 2010 bei Face- book registriert; knapp 60 Pro- zent davon waren deutschspra- chig. In Österreich sind es aktuell etwa 1,7 Millionen (21 Prozent der Bevölkerung), in Deutsch- land 12,7 Millionen Nutzer, was 16 Prozent aller Einwohner ent- spricht. Im deutschsprachigen Raum sind also theoretisch rund 16 Millionen Menschen über diese eine Internetplattform er- reichbar. «Wir erleben gerade eine Phase der zunehmenden Multi- kanalität», meint Marcus Mende, Leiter des Bereichs New Busi- ness beim Adressunternehmen Schober. Waren es früher Brief und Anzeige, mit denen gewor- ben wurde, kommen in den letz- ten Jahren und Jahrzehnten im- mer neue Möglichkeiten immer schneller auf uns zu. Aktuell sind es die Netzwerke, aber auch in diesem Segment splittert es sich auf. Mende betont, dass es schliesslich neben Facebook noch eine ganze Reihe weiterer Anbieter gibt. Gerade diese Aus- sage unterstreicht auch Sven Ba- gemihl. Dennoch ist die Schlacht um die weltweite Marktführer- schaft für den Vice President Sales der VZ-Netzwerke geschla- gen: «In der Masse hat Facebook klar die Nase vorn, wir und an- dere Anbieter aber besetzen Ni- schen und agieren auch sonst et- was anders.» Schwierige Verknüpfungen Einigkeit herrscht über die Tat- sache, dass mittels Social Media sogenannte Leads generiert wer- den können – neue Kontakte zu Personen, die sich für ein Unter- nehmen und seine Produkte in- teressieren. Was im Prinzip nach einer sehr positiven Entwicklung klingt, ist für Datenbankmana- ger und Kundenbetreuer oft nur schwer fassbar. Schober-Mann Mende weiss: «Bei einer posta- lischen Adresse haben wir ei- nen Klarnamen, den wir genau zuordnen können. Diese Person ist exakt zu definieren, es gibt sie nur einmal.» Das ist im Internet nicht der Fall. Datenschützer ra- ten ja auch dazu, sich verschie- dener E-Mail-Adressen zu bedie- nen. Gleiches gilt für die Com- munities, bei denen unterschied- liche Spitznamen zum Einsatz kommen können. Philip Sau- ber, CEO der Zürcher INM AG, sieht darin ein besonderes Prob- lem: «Eine Verknüpfung herzu- stellen, wird zunehmend schwie- riger werden». So stellt sich für die Fachleute in den Unterneh- men die Frage, ob es sich bei dem neuen Lead überhaupt um einen neuen Kontakt handelt oder ob man mit dieser Person vielleicht schon auf andere Weise in Kon- takt war. Vielfach wird es keine Antwort geben, da echte Daten, die zum Abgleich nötig wären, nicht verfügbar sind. «Genau die- se Datenfusion wird zukünftige Schlüsselkompetenz im Adress- geschäft sein», glaubt Marcus Mende. Schliesslich würden mit der Zahl der Touchpoints bei vie- len Unternehmen auch die tech- nischen Probleme wachsen. Daten und Permission Unterschiede im Umgang mit den Nutzerdaten gibt es auch bei den Social Networks selbst, wie Sven Bagemihl erklärt: «Facebook gibt überhaupt keine Daten heraus. Die Firmen kön- nen nur innerhalb des geschlos- senen Systems der Community werben und Kontakte aufbauen.» Bei den VZ-Netzwerken sei dies anders geregelt. Jedes Mitglied könne selbst entscheiden, wie weit es im Einzelfall die Daten freigeben möchte. «Wir geben sie zwar nicht heraus, wohl aber können Unternehmen sie nut- zen, sofern die einzelnen User ihre Permission gegeben haben», erläutert er weiter. So seien aus dem Netzwerk heraus auch klassische Mailingaktionen denk- bar. Die Reagierer gingen dann selbstverständlich in den Be- stand des werbenden Unterneh- mens über. Deutlich besser sei allerdings die Sachlage bei den Netzwerken für Business-Kontakte wie etwa XING oder LinkedIn, betont Mi- chael Gisiger von der Zürcher Parx AG: «Hier finden wir in der Regel echte Menschen mit ech- ten Daten.» Dies mache es natür- lich deutlich einfacher, die Ver- knüpfung mit der Datenbank herzustellen. Aber auch bei den Verbrauchern sieht er Möglich- keiten. Letztendlich müsse jede verfügbare Information gesam- melt und schliesslich wie bei einem Puzzle zusammengesetzt werden. Technische Unterstüt- zung ist dabei verfügbar. Philip Sauber verweist auf das Social Media Monitoring. «Beim Auf- tauchen bestimmter Keywords in einem der beobachteten Netze gibt es sofort eine Nachricht.» Entsprechend schnell könne – und müsse – dann vom Unter- nehmen reagiert werden. > Social CRM – wie die Netzwerke die Datenbanken verändern SOZIALE NETZWERKE Die einen rühmen bei Social Media die vielen neuen Möglichkeiten auch für Marketing und Vertrieb, die anderen stöhnen über die zunehmende Zersplitterung der Aktivitäten. Wie auch immer: Social Media beeinflussen die Kommunikation mit dem Kunden - eine Tatsache, der sich auch Database und CRM stellen müssen. VON HOLGER ALBERS, ACC - ALBERS COMMUNICATION CONSULTING «In Netzwerken für Business-Kon- takte finden wir in der Regel echte Menschen mit echten Daten.» Michael Gisiger, Parx AG, Zürich Anzeige 4 0 6 5 B e w e r b e r p r o f i l e . D a k ö n n e n S i e l a n g e g o o g e l n . D e r O n l i n e - S t e l l e n m a r k t f ü r d i e S c h w e i z e r K o m m u n i k a t i o n s b r a n c h e

Social CRM - wie die Netzwerke die Datenbanken verändern

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Beitrag aus der Marketing & Kommunikation 12/10 mit Statements von mir.

Citation preview

Page 1: Social CRM - wie die Netzwerke die Datenbanken verändern

Marketing & Kommunikation 12/10 MARKETING 15

Wennvonweltweit500Mil-lionen Menschen die Rede ist,die aktuell bei Facebook ange-meldetsind,soistdaseinerechtabstrakteGrösse.DieEinstufungdes sozialen Netzwerks als das«drittgrösste Land der Erde»wirkt eher abstrus und machteskaumplastischer.Brichtmandie Zahl der User aber auf daseinzelneLandherunter,sowirddeutlich, welche fundamentaleVeränderung in der Kommuni-kationstattfindet:2,3MillionenSchweizer,alsoetwajederDritte,warenimSommer2010beiFace-book registriert; knapp 60 Pro-zent davon waren deutschspra-chig.InÖsterreichsindesaktuelletwa 1,7 Millionen (21 Prozentder Bevölkerung), in Deutsch-land12,7MillionenNutzer,was16ProzentallerEinwohnerent-spricht. Im deutschsprachigenRaumsindalsotheoretischrund16 Millionen Menschen überdiese eine Internetplattform er-reichbar.

«Wir erleben gerade einePhase der zunehmenden Multi-kanalität»,meintMarcusMende,Leiter des Bereichs New Busi-ness beim AdressunternehmenSchober. Waren es früher Briefund Anzeige, mit denen gewor-benwurde,kommenindenletz-ten Jahren und Jahrzehnten im-mer neue Möglichkeiten immerschneller auf uns zu. AktuellsindesdieNetzwerke,aberauchin diesem Segment splittert essich auf. Mende betont, dasses schliesslich neben Facebooknoch eine ganze Reihe weiterer

Anbietergibt.GeradedieseAus-sageunterstreichtauchSvenBa-gemihl.DennochistdieSchlachtum die weltweite Marktführer-schaft für den Vice PresidentSalesderVZ-Netzwerkegeschla-gen:«InderMassehatFacebookklardieNasevorn,wirundan-dereAnbieter aberbesetzenNi-schenundagierenauchsonstet-wasanders.»

Schwierige VerknüpfungenEinigkeit herrscht über die Tat-sache,dassmittelsSocialMediasogenannteLeadsgeneriertwer-denkönnen–neueKontaktezuPersonen,diesichfüreinUnter-

nehmenundseineProdukte in-teressieren.WasimPrinzipnacheinersehrpositivenEntwicklungklingt, ist für Datenbankmana-gerundKundenbetreueroftnurschwer fassbar. Schober-MannMende weiss: «Bei einer posta-lischen Adresse haben wir ei-nen Klarnamen, den wir genauzuordnen können. Diese Personistexaktzudefinieren,esgibtsienureinmal.»DasistimInternetnichtderFall.Datenschützerra-ten jaauchdazu, sichverschie-denerE-Mail-Adressenzubedie-nen. Gleiches gilt für die Com-

munities,beidenenunterschied-liche Spitznamen zum Einsatzkommen können. Philip Sau-ber, CEO der Zürcher INM AG,siehtdarineinbesonderesProb-lem: «Eine Verknüpfung herzu-stellen,wirdzunehmendschwie-rigerwerden».Sostelltsichfürdie Fachleute in den Unterneh-mendieFrage,obessichbeidemneuenLeadüberhauptumeinenneuen Kontakt handelt oder obmanmitdieserPersonvielleichtschonaufandereWeiseinKon-taktwar.VielfachwirdeskeineAntwort geben, da echte Daten,die zum Abgleich nötig wären,nichtverfügbarsind.«Genaudie-

se Datenfusion wird zukünftigeSchlüsselkompetenz imAdress-geschäft sein», glaubt MarcusMende.SchliesslichwürdenmitderZahlderTouchpointsbeivie-lenUnternehmenauchdietech-nischenProblemewachsen.

Daten und PermissionUnterschiede im Umgang mitden Nutzerdaten gibt es auchbei den Social Networks selbst,wie Sven Bagemihl erklärt:«FacebookgibtüberhauptkeineDaten heraus. Die Firmen kön-nennurinnerhalbdesgeschlos-

senen Systems der CommunitywerbenundKontakteaufbauen.»BeidenVZ-Netzwerkenseidiesanders geregelt. Jedes Mitgliedkönne selbst entscheiden, wieweit es im Einzelfall die Datenfreigeben möchte. «Wir gebensiezwarnichtheraus,wohlaberkönnen Unternehmen sie nut-zen, sofern die einzelnen UserihrePermissiongegebenhaben»,erläutert er weiter. So seienaus dem Netzwerk heraus auchklassischeMailingaktionendenk-bar. Die Reagierer gingen dannselbstverständlich in den Be-standdeswerbendenUnterneh-mensüber.

DeutlichbesserseiallerdingsdieSachlagebeidenNetzwerkenfür Business-Kontakte wie etwaXINGoderLinkedIn,betontMi-chael Gisiger von der ZürcherParxAG:«HierfindenwirinderRegel echte Menschen mit ech-tenDaten.»Diesmacheesnatür-lichdeutlicheinfacher,dieVer-knüpfung mit der Datenbankherzustellen.AberauchbeidenVerbrauchern sieht er Möglich-keiten. Letztendlich müsse jedeverfügbare Information gesam-melt und schliesslich wie beieinem Puzzle zusammengesetztwerden. Technische Unterstüt-zung ist dabei verfügbar. PhilipSauber verweist auf das SocialMedia Monitoring. «Beim Auf-tauchen bestimmter KeywordsineinemderbeobachtetenNetzegibt es sofort eine Nachricht.»Entsprechend schnell könne –und müsse – dann vom Unter-nehmenreagiertwerden. >

Social CRM – wie die Netzwerke die Datenbanken verändernSOZIALE NETZWERKE Die einen rühmen bei Social Media die vielen neuen Möglichkeiten auch für Marketing und Vertrieb, die anderen stöhnen über die zunehmende Zersplitterung der Aktivitäten. Wie auch immer: Social Media beeinflussen die Kommunikation mit dem Kunden - eine Tatsache, der sich auch Database und CRM stellen müssen.

Von HolGER AlbERS, ACC - AlbeRS CoMMuniCATion ConSulTing

«In Netzwerken für Business-Kon-takte finden wir in der Regel echte Menschen mit echten Daten.»

Michael Gisiger, Parx AG, Zürich

Anzeige

4065 Bewerberprofile.Da können Sie lange googeln.

Pantone 646C

Der Online-Stellenmarkt für die Schweizer Kommunikationsbranche

Page 2: Social CRM - wie die Netzwerke die Datenbanken verändern

Aufklärung wäre wichtigDie Integration von Social Me-dia in das Management von Datenbanken und Kundenbe-ziehungen zeigt nicht nur im Hinblick auf die verschiedenen Zielgruppen unterschiedliche Ausprägung. So scheinen die kleinen und mittelständischen Unternehmen der Entwicklung hinterherzuhinken. Für viele von ihnen ist die Kommunikati-on in sozialen Netzwerken noch

einseitig – es gibt nur den Weg vom Verbraucher zum Unterneh-men. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Zürcher Hoch-schule für Angewandte Wissen-schaften (ZHAW), die in diesem Sommer auf dem Swiss CRM Forum vorgestellt wurde. Nach den Erkenntnissen der Forscher

liegt aber weniger mangelndes technisches Verständnis als viel-mehr ein grundlegendes Miss-verständnis im Hinblick auf die Kommunikationsleistung der Netzwerke vor. Hier muss also noch Aufklärung geleistet wer-den. Beim CRM hat dies inzwi-schen funktioniert: 85 Prozent aller Schweizer Unternehmen halten CRM für wichtig.

Um eine Einbahn-Kommuni-kation zu vermeiden, muss auch

die Datenbank mit der Zeit ge-hen. Starre Formate sind nicht mehr gefragt. Es ist auch der Twitter-User von Interesse, der sich mit Marke und Produkt aus-einandersetzt. «Bei Twitter kann man schliesslich einen Link mit-schicken und Follower so auf die Website ziehen», sieht Mi-

chael Gisiger Vertriebschancen. Der Computerhersteller Dell hat bei Twitter etwa 1,5 Millionen registrierte Personen als Follo-wer. Ob es alles Kunden sind oder jemals werden, lässt sich nicht sagen – dennoch konnte Dell in den letzten beiden Jahren fast sieben Millionen Dollar Um-satz direkt auf die Twitter-Kon-takte zurückführen.

Social Media sorgen unzwei-felhaft für ein neues Verhalten bei den Konsumenten, die tech-nischen Möglichkeiten eines immer und überall verfügbaren Internets zudem für ein sich wandelndes Konsumverhalten. Darauf müssen sich Unterneh- men einstellen – mit ihren Pro- dukten, mit ihren Dienstleis-tungen, mit ihren Services und auch mit ihren Instrumentarien zur Kundenbetreuung. Flexibili-tät und Geschwindigkeit sind At-tribute, die Customer Relation- ship Management und Daten-bankmanagement von den tren-digen Social Media unserer Zeit lernen müssen, um für die wach-senden Anforderungen gerüstet zu sein. n

ShoppingCenterDer dritte nationale Shopping Center Kongress lockte rund dreihundert internationale Teilneh-merinnen und Teilnehmer ins Hotel Radisson Blu in Zürich. Vor aus-verkauftem Saal referierten unter anderem die bekannten Handels-spezialisten Prof. Dr. oec. Thomas Rudolph von der Universität St.Gal-len sowie Thomas Hochreutener von der GfK Switzerland AG. Tho-mas Hochreutener präsentierte die neue Studie «Anforderungen an ein erfolgreiches Shopping Center», die im Auftrag des SCSC Swiss Council of Shopping Centers erstellt wurde. Die Studie zeigt auf, welche Zielgruppen primär erreicht werden können und welche Faktoren den Besuchern besonders wichtig sind. Prof. Dr. Rudolph hat es in seinem Refe-rat auf den Punkt gebracht: Das Center-Management muss seine Hausaufgaben machen und sich zuerst den Basics widmen, bevor man sich der Kür widmen kann.

news

«DasProblem:EineVerknüpfungherzustellen,wirdzunehmendschwierigerwerden.»

Philip Sauber, CEO, INM AG, Zürich

Anzeige

rbc Solutions AGconsulting & project management

data intelligence & it servicescrm services

call center services

rbc Solutions AG, Meilen ZH, +41 (0)44 925 36 36www.rbc.ch, [email protected]

Für Kontakte, die fruchten.Profitieren Sie vom Know-how der Gesamtanbieterin imDialogmarketing und Contact Management

� Entwicklung und Umsetzung von CRM- und Dialogkonzepten� Moderne Multichannel-Infrastruktur� Professionelle und nahtlos eingebettete Dialogprozesse� Modulare Sourcinglösungen vor Ort oder bei rbc� Qualitätsgarantie dank zertifizierten Arbeitsabläufen

rbc_Ins CRM_SP 210x148_OK:RBC_Inserat_Layout1 3.5.2010 16:23 Uhr Seite 1