„Allehabengeklatschtundmichumarmt“...lachen ja auch Blondinen über Blondinenwi tze und...

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Handball: Dusko Bila-novic trainiert in Düs-seldorf die Oberliga-Herren sowie die A-Ju-nioren in der Bundesli-ga. Seite 28

Basketball: Durch ei-nen 69:62-Sieg in Ol-denburg hat der TV Ol-dersum in der Bezirks-liga Platz eins vertei-digt. Seite 28

✦ OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 27, MITTWOCH, DEN 14. OKTOBER 2015 ✦

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OSTFRIESEN-ZEITUNG: HerrJenssen, in der Umkleidekabi-ne herrscht oft ein rauer Ton.Wie reagieren Sie, wennSchwulenwitze fallen?NILS JENSSEN: Wenn sie gutsind, dann lache ich drüber.Man sollte so etwas nicht zuengstirnig sehen. Schließlichlachen ja auch Blondinenüber Blondinenwitze undOstfriesen über Ostfriesen-witze.OZ: Gehen Sie nach dem Spielmit den anderen denn auchduschen?JENSSEN: Natürlich, warumauch nicht? Es ist ja nicht so,dass ich gleich über die an-deren herfalle, nur weil ichauf Männer stehe.OZ: Wie haben Sie gemerkt,dass Sie schwul sind?JENSSEN: In der sechstenKlasse hatte ich meine ersteFreundin. Wir waren etwa elfMonate zusammen. Als Ju-gendlicher, ich muss so 16,17 Jahre alt gewesen sein,merkte ich, dass ich mich beiMännern irgendwie wohlerfühle.OZ: Haben Sie dann mit je-mandem über Ihre Gefühlegesprochen?JENSSEN: Nein, ich habe nieetwas gesagt. Mein besterFreund hat wohl etwas ge-ahnt und mich mal daraufangesprochen. Ich habe ihmgesagt, dass an den Gerüch-ten nichts dran sei – und ihnsomit angelogen.OZ: Sie haben also den Scheinbewahrt?JENSSEN: Kann man so sa-gen. Wenn ich mit meinenFreunden feiern war, habeich Frauen angemacht undmit denen rumgeknutscht.Dafür brauchte ich abermeist viel Alkohol, weil ich esja eigentlich nicht wollte.Meine Kumpels haben dannzumindest für eine Zeit Ruhegegeben.OZ: Im Januar vergangenenJahres bekannte sich der frü-here Nationalspieler ThomasHitzlsperger als erster deut-scher Fußballprofi zu seinerHomosexualität. Hat Sie dasermutigt, sich zu outen?JENSSEN: Ich habe die Be-richterstattung intensiv ver-folgt. Die Augen hat mir abererst ein Bekannter geöffnet,

mit dem ich einmal stunden-lang telefoniert habe. Er hatmal in Hage gewohnt undlebt jetzt in Hamburg. Mit16 hat er sich geoutet.OZ: Mit wem haben Sie daserste Mal über Ihre Neigunggesprochen?JENSSEN: Ende des vergan-genen Jahres saß ich mit AxelBullwinkel vom FC Nordenund meinem TrainerkollegenJan Dorenbusch vom JFV zu-sammen. Wir haben überUnzufriedenheit im Lebengesprochen – dann brach esaus mir heraus.OZ: Wie haben die beiden rea-giert?JENSSEN: Sie haben mich inden Arm genommen. Siemeinten, dass da überhauptnichts Schlimmes dran sei.Zudem hätten sie es ohnehinschon geahnt. Mein Trainer-kollege meinte, dass ich michmal ausprobieren sollte.OZ: Und haben Sie sich aus-probiert?

JENSSEN: Ich habe mich beieinem Datingportal im Inter-net angemeldet und habemich mit einigen getroffen.OZ: Ist aus den Treffen etwasErnstes entstanden?JENSSEN: Nein, dafürbraucht es auch Zeit. Ich las-se mich nicht auf jeden ein,sondern warte, bis ich denRichtigen gefunden habe.OZ: Haben Sie jemandem vonden Treffen erzählt?JENSSEN: Nein, das habe ichalles geheim gehalten. An-fang dieses Jahres habe ichmir aber Termine gesetzt, andenen ich endlich reinenTisch machen wollte.OZ: Und dann?JENSSEN: Ich habe es erstmeiner Schwester gesagt. Da-nach habe ich mit meinembesten Freund darüber gere-det. Am nächsten Tag bin ichzu meinem Bruder gegangen.OZ: Wie haben sie reagiert?JENSSEN: Alle durchweg po-sitiv. Sie akzeptieren es.

OZ: Was war mit Ihren El-tern?JENSSEN: Ich habe es ihnenauch unter Tränen gesagt.Mein Vater meinte, ich solleaufhören rumzuheulen.Schwul zu sein, sei doch dasNormalste auf der Welt. Mei-ne Mutter sagte, dass sichnichts ändere. Sie habenmich nach wie vor lieb.OZ: Wann haben Sie sichbeim Fußball geoutet?JENSSEN: Ich habe mich zu-nächst an meinen TrainerRoland Müller gewandt, dersuper reagiert hat. Er meinte,wenn jemand aus der Mann-schaft damit ein Problemhätte und Ärger machen wür-de, dann schmeißt er ihnraus. Wer in der heutigen Ge-sellschaft nicht tolerant sei,habe in der Mannschaftnichts verloren.OZ: Wann haben Sie IhreMannschaft in Kenntnis ge-setzt?JENSSEN: Das war am Ge-

burtstag meiner Schwester,am 1. September. Mit wei-chen Knien bin ich zum Trai-ning gefahren. An dem Tagwaren kurioserweise alleSpieler da.OZ: Wie haben sie auf dasComing-out reagiert?JENSSEN: Es haben alle ge-klatscht. Jeder Einzelne hatmich umarmt. Zuvor dachteich, dass einige mit meinerHomosexualität ein Problemhätten. Dem war nicht so.OZ: Sie sind ja auch Jugend-trainer. Wie fielen die Reak-tionen vor allem bei den El-tern aus?JENSSEN: Ebenfalls durch-weg positiv. Wobei ich zuvorgroße Angst hatte, dass eini-ge Eltern ihre Kinder nichtmehr zum Training lassen.Ich dachte, dass sie meineHomosexualität eventuellmit Pädophilie in Verbin-dung setzen. Da braucht sichaber niemand Sorgen zu ma-chen. Ich stehe auf Männer,nicht auf Kinder.OZ: Sie haben jetzt den Schrittin die Öffentlichkeit gewagt.Was möchten Sie damit errei-chen?JENSSEN: Mit dem Themamuss offen umgegangen wer-den und ich stehe gerne alsGesprächspartner zur Verfü-gung. Fußball ist dafür natür-lich eine tolle Plattform. ImTrikot sind alle gleich – unddem Ball ist es egal, wer ge-gen ihn tritt.

„Alle haben geklatscht und mich umarmt“FUßBALL Nils Jenssen bekennt sich als erster Spieler in Ostfriesland öffentlich zu seiner Homosexualität

VON MAREN STRITZKE

Der 27-Jährige kicktbeim FC Norden und istJugendtrainer beim JFV.Im Interview redet erüber seine ersten Män-ner-Dates und seinComing-out.

Nils Jenssen (rotes Trikot) spielt beim Ostfrieslandligisten FC Norden. Er musste einigeWochen wegen eines Leistenbruchs pausieren. Nun beginnt er wieder langsam mit demTraining. ARCHIVBILD: DODEN

Nils Jenssen ist Fußbal-ler beim Ostfrieslandli-gisten FC Norden. MitteAugust erlitt der ehema-lige Mannschaftskapitäneinen Leistenbruch. Erwurde bereits operiert.Er steigtnun lang-sam wie-der insTrainingein. Eini-ge Vorbe-reitungs-spielehat der27 Jahrealte An-greiferauch schon absolviert.

Gemeinsam mit Jan Do-renbusch trainiert NilsJenssen beim JFV Nor-den die Landesliga-C-Ju-nioren.

Zur Person

Nils Jenssen

ESENS / MRE - Die Fußballerdes TuS Esens II haben einenneuen Trainer. Ab sofort wirdThomas Beske die Leitungbeim Ostfrieslandligistenübernehmen. Der bisherigeCoach Ingo Heien steht denBärenstädtern allerdings wei-ter als Spieler zur Verfügung.Der 37-Jährige, der416 Punktspiele für die ErsteHerren bestritten hatte, hatschon die Schuhe für das

Team geschnürt. Während-dessen lief in den vergange-nen Wochen die Trainersu-che, die nun erfolgreich war.

Die Wahl fiel auf den ehe-maligen TuS-Fußballer Tho-mas Beske. Der 47-jährigeB-Lizenz-Inhaber verfügtauch schon über langjährigeTrainererfahrung, war zuletztaber vereinslos. Da er schonerfolgreich Jugendmann-schaften des TuS trainiert

hat, ist er mit den Strukturenin Esens vertraut. „Thomasist für unseren eingeschlage-nen Weg, junge Spieler ausden eigenen Reihen zu inte-grieren, die richtige Beset-zung. Er hat Erfahrung im Ju-nioren- und Herrenbereich“,sagt Esens 2. Vorsitzender Ei-ke Janßen. Beske trainiertedas Team gestern erstmals,nachdem es ihm am Sonntagvorgestellt worden war.

Heien hatte nach einemdurchwachsenen Saisonstartselbst die Initiative ergriffenund den Verein über seinenSpielerplan in Kenntnis ge-setzt. Als Spielertrainer woll-te er im Abstiegskampf nichtagieren. „Da wir keinen Streithatten, finde ich es nicht au-ßergewöhnlich, nun wiederzu spielen. Wenn es gesund-heitlich passt, kann ich demTeam vielleicht helfen.“

Heien ist wieder Spieler – Beske neuer TrainerFUßBALL Ungewöhnlicher Personalwechsel beim Ostfrieslandligisten TuS Esens II

Ingo Heien fungiert nunnicht mehr als Trainer. DerReserve bleibt er aber er-halten. BILD: ORTGIES

Nicht zu stoppenEin Indianer kennt keinenSchmerz, heißt es. DieserSpruch gilt wohl auch fürSportler – insbesondere fürRenke Gronau. Der 16-jäh-rige B-Jugend-Handballerhalf am Sonnabend bei derA-Jugendmannschaft desMTV Aurich aus. Das Ober-liga-Team trat bei derSpielgemeinschaft Achim/Baden an. In der Partie zogsich Gronau bei einemStürmerfoul seines Gegen-spielers eine Platzwundeam rechten Auge zu undmusste vom Spielfeld.Nach dem 39:36-Sieg ließsich Gronau von den Elterneines Teamkollegen nachAchim ins Krankenhausfahren. In der Notaufnah-me ging alles ratzfatz.Nach einer guten Viertel-stunde war die Wunde ge-näht und Gronau saß wie-der im Auto. Vom Kranken-haus aus ließ er sich sofortzur nächsten Sporthallebringen. Seine Landesli-ga-B-Jugendmannschafthatte am Abend nämlichnoch ein Auswärtsspiel inBarnstorf-Diepholz. „Beider B-Jugend gibt es nursieben Spieler. WäreRenke nicht gekommen,wären wir in Unterzahl an-getreten“, sagte Handball-Trainer Patrick Tulikowski.Der verletzte Gronau spiel-te also und steuerte letzt-lich sechs Treffer zum un-gefährdeten34:22-Sieg bei.

Maren Stritzke

KURZ NOTIERT

Esens spielt heuteESENS - In einem vorgezo-genen Punktspiel des kom-menden Spieltages erwar-tet in der Fußball-Bezirks-liga der TuS Esens heuteAbend den SV Hage. An-stoß ist um 20 Uhr. Weil inHage das Flutlicht defektist, wurde das Heimrechtgetauscht. Zudem wurdedie Partie von Freitag aufMittwoch vorverlegt,weil im TuS-Stadion Frei-tagabend die Reserve ge-gen den BSC Burhafespielt.

Gegner gesuchtSIMONSWOLDE - Die Altli-ga-Fußballer der SG Si-monswolde/Ihlow suchenfür Sonnabend noch einenGegner. Gespielt werdensoll in Simonswolde. Inte-ressierte Mannschaftenkönnen sich bei JakobHuismann unter Telefon04929/915196 melden.

AUFGESPIEßT

DER DIREKTE DRAHT

Die Sportredaktion der Ostfrie-sen-Zeitung erreichen Sie unterTelefon: 0491-9790280

bis -285Fax: 0491-9790201E-Mail: sport@oz-online.de

TISCHTENNIS

2. BEZIRKSKLASSE AUR/WTMHoltrop – Strackholt 9:31. Holtrop 3 27:10 6:02. Strackholt 4 30:16 6:23. Ochtersum II 2 18:8 4:04. Norden II 4 27:21 4:45. Wiesmoor II 2 17:10 3:16. TSV Riepe 2 17:15 3:17. Marienhafe 2 11:13 2:28. MTV Aurich 1 5:9 0:29. Re’upweg III 2 7:18 0:4

10. Wiegboldsbur 2 5:18 0:411. Eintr. Ihlow 4 10:36 0:8

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