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Hinter den Kulissen
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Z u k u n f t f ü r d a s E r b e
815 > 2015 > >20151/2012 Nr. 7
das maGaZIN Zur domsaNIeruNG
Hauptrolle für den Dom die Geschichte der Bistumskirche wird verfilmt
Hinter den Kulissen die akteure der domsanierung
Rosenkavaliere Zwei männer und die Hildesheimer rose
hinter den Kulissen
LIeBe LeserINNeN uNd Leser,
immer wieder gibt es während der Dom
sanierung veränderte Bauplanungen. So
beispielsweise, wenn Architekten und Bau
herr beschließen, zwei bisher verschlossene
Räume im Dom für die Besucher zugänglich
zu machen. Darunter ist sogar ein Kleinod,
die Steinbergkapelle. Und auch das Nord
paradies, der nördliche Eingang des Doms,
soll baulich verändert werden. Mehr dazu
verraten wir Ihnen auf Seite 8.
Doch wie laufen solche Entscheidungspro
zesse ab? Wissen Sie, wer wann mit wem
sprechen muss? In diesem Heft werden wir
es Ihnen sagen. Wir möchten Sie hinter die
Kulissen der Domsanierung führen. Dazu
gehört auch der Besuch einer Filmproduk
tionsfirma in der Nähe von Hildesheim.
Hier entsteht ein animationsgestützter
Film, der die Entwicklung des Hildesheimer
Doms zeigt: von der Kapelle bis zu seiner
heutigen Größe. Keine leichte Aufgabe,
wie Sie erfahren werden.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme
Lesezeit mit der neuen Ausgabe.
Ihre Petra meschede
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Vorwärts IN dIe VerGaNGeNHeIt!
ImPressum
Einige leistungsstarke Computer, Grabungsergebnisse und Krea-
tivität – mehr braucht es nicht, um die Vergangenheit neu entste-
hen zu lassen. Film ab! Und vorwärts geht es in die Gründungs-
zeit des Bistums, genauer gesagt in das Jahr 815. Zu sehen ist der
leere Domhügel. Nur ein paar Fachwerkhäuser stehen dort, ein
Sandweg schlängelt sich über die Anhöhe, drum herum Sumpf
und die Flüsse Innerste und Treibe. – Ein Bild, das auch Kaiser
Ludwig der Fromme gesehen haben muss, als er vor fast 1200
Jahren nach Hildesheim kam, hier ein Bistum gründete und
eine Marienkapelle bauen ließ. Über Jahrhunderte hindurch
wuchs der „Ur-Dom“ zu unse-
rer heutigen Bischofskirche.
Diese Entwicklung wird nun
bald in einem Animationsfilm
zu sehen sein. Grundlage sind
die Grabungsergebnisse der
Ar chäologen aus den letzten
Jahren. Mehrere Monate arbei-
ten die Mediengestalter an dem Film. „Wir versuchen, die Domhis-
torie chronologisch anhand der baulichen Veränderungen durch
die Jahrhunderte zu zeigen“, sagt Benjamin Bruns von der Pro-
duktionsfirma media.plus X. „Das Video wird auch durch Fotos
ergänzt. Eine Herausforderung für uns ist zum Beispiel das Aus-
sehen der Kirchenfassade, weil niemand mehr nachvollziehen
kann, wie der Dom vor 1000 Jahren von der Oberflächenstruktur
her ausgesehen hat“, sagt Bruns. Der Film wird daher hauptsäch-
lich animiert, seine Bauetappen werden virtuell als dreidimen-
sionales Modell nachgebaut. Die gesamte Arbeit geschieht in
Abstimmung mit Diözesankonservator Prof. Dr. Karl-Bernhard
Kruse, der als Fachmann die genauen baulichen Veränderungen
des Doms kennt. „Durch die zahlreichen Grabungen haben wir
neue Erkenntnisse zur Bauforschung rund um den Domhügel ge-
wonnen, die wir in dieses Video einfließen lassen“, ergänzt Kruse.
> und wann können sie den Film sehen? Voraussichtlich ostern
wird er auf dVd erscheinen – ergänzt durch umfangreiches
Bonusmaterial.
d a s P r o j e k t 3>2015 1/2012
„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®zertifiziertem Papier
und Co2kompensiert gedruckt.
>2015 dAs MAGAZin Zur dOMsAnierunG
wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikations
und Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats
Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim
Verantwortlich für den inhalt: Dr. Petra Meschede
Konzept, redaktion und Gestaltung:
Bernward Medien GmbH, Hildesheim
text: Ina Funk, Dr. Michael Lukas
druck: Fischer Druck GmbH, Peine
Fotos: Bernward Medien GmbH; media.plus X S. 2, 3;
Dommuseum Hildesheim S. 11
>2015 1/2012
Alles hat einmal klein angefangen – auch der Hildesheimer Dom. Wie aus einer kleinen Kapelle eine große Kirche wurde, zeigt eine animations-gestützte Dokumentation. Ein Blick hinter die Film-Kulissen …
Noch im rohbau:
der neue eingangsbereich.
Ist der dom so richtig dargestellt? diözesankonservator
Prof. dr. karl-Bernhard kruse (vorn im Bild) berät medien-
gestalter Christoph tuszynski in den detailfragen.
5>2015 1/20124 >2015 1/2012d a s P r o j e k t d a s P r o j e k t
dIe domakteureEs ist ein riesiges Projekt: Viele Köpfe arbeiten daran, dass die Domsanierung reibungslos abläuft. Darunter sind einige, die nicht jedem bekannt sind. Wir stellen vor:
dIe arCHItekteN…
... haben den ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen: Seit
dem setzt das Architekturbüro Schilling aus Köln in Absprache
mit dem Bauherrn, dem Domkapitel und der Projektleitung die
Baupläne um.
dIe GremIeN…
... unterteilen sich in folgende Organe:
Vermögensverwaltungsrat
Diözesankirchensteuerrat
Bischöflicher Rat
Priesterrat
Hauptabteilungskonferenz
Diözesanrat der Katholiken
Die ersten beiden entscheiden über Höhe und Einsatz des Gel
des für die Sanierung, sind somit direkt beteiligt.
Die genannten Gremien sind unterschiedlich stark in die Dom
sanierung eingebunden. Alle werden aber regelmäßig und
zeitnah über den Baufortschritt informiert. Beispielsweise über
neue Forschungsergebnisse oder Bauplanänderungen. Zum
Programm gehören auch regelmäßige Baustellenführungen, die
von Regina Sauter und Martina Borowsky, Mitarbeiterinnen des
Dommuseums, organisiert werden.
der BauHerr…
… ist nicht Bischof Norbert Trelle, wie man vermuten könnte,
sondern das Domkapitel. Die acht Mitglieder sind die Haus
herren im Dom. Oberster Haus und Bauherr ist Weihbischof
em. HansGeorg Koitz. Als Domdechant ist er für die Kirche,
die Gottesdienste, die Dommusiker, die Küster und die Reini
gungskräfte verantwortlich – und jetzt auch für das Großpro
jekt Domsanierung. Natürlich immer in Absprache mit seinen
Kapitelsbrüdern.
der domBauVereIN …
… ist ein selbstständiger Verein. Mit seinen Initiativen gewinnt er in
Stadt und Bistum Hildesheim Förderer für die Domsanierung und
ist damit ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Entscheidungsträ
ger ist der Verein allerdings nicht.
dIe ProjektLeItuNG …
... besteht aus Generalvikar Prälat Dr. Werner Schreer, seinem per
sönlichen Referenten Dr. Markus Güttler und Diözesanbaumeister
Norbert Kesseler. Ein regelmäßiger Austausch mit Bauherren und
Architekten ist für ihre Arbeit unerlässlich. Dies geschieht oft in
Konferenzen oder vor Ort auf der Baustelle. Zur Arbeit der Projektlei
tung gehört auch, die Baupläne mit verschiedenen Projektgruppen
wie der Liturgie, der Dommusik, dem Dommuseum oder der Technik
abzusprechen. Denn jede „Abteilung“ muss später im Dom arbeiten
und kann mit ihrer Fachkenntnis rechtzeitig erkennen, was im Bau
plan gegebenenfalls geändert werden muss.
dIe aBteILuNG ÖFFeNtLICHkeItsarBeIt …
... ist Teil der Bernward Medien GmbH, einer Tochterfirma des Bis
tums. Sie verantwortet die Presse und Öffentlichkeitsarbeit für das
Bistum. Die Umsetzung der Domsanierung ist ein großer Teil ihrer
Aufgabe. Für den Dom ist es gelungen, den NDR mit dem Format
‚Hallo Niedersachsen‘ als Medienpartner bis 2015 zu gewinnen.
In dieser Zeit entstehen zahlreiche Nachrichtenbeiträge und Film
produktionen.
das FuNdraIsINGBüro …
... ist für einen Teil der offiziellen Gelder für das Bauprojekt verant
wortlich, die durch verschiedene Aktionen und Projekte eingenom
men werden sollen. Das reicht von Spendenaufrufen per Brief bis
hin zu Einzelaktionen. Wer möchte, kann beispielsweise gezielt
Projekte unterstützen wie Zeitstrahl, Finanzierung einer Glocke
oder Restaurierung verschiedener Kunstschätze des Dommuseums.
Bild links: Hat einen Plan vom Bauplan, architekt Prof. johannes
schilling und sein team gestalten mit ihren entwürfen den dom um.
ein gewohntes Bild: weihbischof em. Hans-Georg koitz steht vor
der kamera. als Bauherr informiert er immer wieder die medien.
Bauvisionen zum anfassen: ein modell verdeutlicht dem Bischof
und dem domkapitel die umbaumaßnahmen im dom.
dr. konrad deufel: dank seines engagements und dem des dombau-
vereins unterstützen viele menschen die sanierung mit spenden.
Bild rechts: wie geht's bei den arbeiten voran? Bauherr weihbischof em.
Hans-Georg koitz (l.) führt die Gremien regelmäßig über die Baustelle.
8 96 >2015 1/2012 7>2015 1/2011d e r d o m B a u V e r e I N d I e u N t e r s t ü t Z e r
kontakt
Dombauverein Hohe Domkirche
Hildesheim e.V.
Domhof 2 · 31134 Hildesheim
Telefon 0 51 21 / 307216
Fax 0 51 21 / 307214
dombauverein@domsanierung.de
www.dombauvereinhildesheim.de
mitgliedsbeiträge
100, Euro für institutionelle Mitglieder
50, Euro für Einzelpersonen
25, Euro für Schüler und Studenten
spendenkonto
Volksbank Hildesheim
KontoNummer 4 019 757 300
BLZ 259 900 11
Sparkasse Hildesheim
KontoNummer 99 063 414
BLZ 259 501 30
> Helfen sie mit, die Zukunft des welterbes zu sichern!werden sie mitglied im dombauverein Hohe domkirche Hildesheim e.V.
domBauVereIN HoHe domkIrCHe HILdesHeIm e.V.
sPoNsoreN >2015Herzlichen dank für die unterstützung
der bisherigen ausgaben des magazins
zur domsanierung.
> BwV, Beamten-wohnungs-Verein
zu Hildesheim eG
> eVI, energieversorgung Hildesheim
GmbH & Co. kG
> dkm, darlehnskasse münster eG
> autohaus dobbratz, Lamspringe
> Bauunternehmen kubera, Hildesheim
> gbg, Gemeinnützige Baugesellschaft
zu Hildesheim aG
Menschen für den Dom
sein stammbaum enthält sogar einen
Hildes heimer Bischof: thomas wedekin
(40) ist Nachfahre von Bischof eduard jakob
wede kin. Privat und auch beruflich ist er eng
mit dem dom verbunden: als Bauleiter in
einem Handwerksunternehmen hat er den
dom eingerüstet.
warum würden sie gern einmal eine messe
Ihres ururonkels besuchen?
mich würde interessieren, was er zum der-
zeitigen umbruch in der katholischen kirche
zu sagen hätte.
was bedeutet der dom für die Familie wedekin?
Ich kenne ihn seit meiner kindheit und
schulzeit auf dem Bischöflichen Gymnasium
josephinum.
meine eltern haben außerdem in der anto-
nius-kirche geheiratet. so besteht doch eine
enge Beziehung zu dom und dommuseum.
sie freuen sich auf die wiedereröffnung des
doms besonders, weil ...
... eine solche Feier nicht alltäglich ist und es be-
stimmt eine sehr feierliche Zeremonie werden
wird. Genauso freue ich mich schon auf einen
rundgang durch das neue dommuseum.
Gedankenspiel: sie dürfen die Fassade des
doms bunt streichen. wie würden sie ihn
gestalten?
sie gefällt mir so, wie sie ist: Naturstein sollte
aussehen wie Naturstein.
HILFe Für deN dom?Immer GerN!
klosterkammerpräsident Hans-Christian Biallas (2.v.r.) über-
reicht einen 350.000 euro-scheck an domdechant Hans-Georg
koitz (2.v.l.), Bischof Norbert trelle (r.) und dombauverein-Vor-
sitzenden konrad deufel (l.). das Geld soll verwendet werden
für den Bau des neuen dommuseums.
Die Domsanierung ist eine finanzielle Heraus-forderung, die auf viele Förderer angewiesen ist. Wir möchten sie Ihnen vorstellen. Dieses Mal: die Klosterkammer Hannover.
Werte bewahren – Identität stiften. Das ist das Motto der Kloster-
kammer. Deshalb unterstützt sie auch den Neubau des Dommu-
seums mit 350.000 Euro. „Der Domschatz ist ein Höhepunkt in
der niedersächsischen Kulturlandschaft. Der Neubau des Muse-
ums wird dazu beitragen, die Bedeutung der Kunstwerke noch
angemessener der Öffentlichkeit zu präsentieren“, sagt Kloster-
kammer-Präsident Hans-Christian Biallas. Was sich hinter dem
Begriff Klosterkammer Hannover verbirgt, ist wenig bekannt.
Die Klosterkammer Hannover ist eine der ältesten und traditi-
onsreichsten niedersächsischen Landesbehörden, ein Stiftungs-
organ im Dienstbereich des Niedersächsischen Ministeriums für
Wissenschaft und Kultur. Die Kammer verwaltet vier historisch
gewachsene öffentlich-rechtliche Stiftungen ähnlicher Herkunft
und Zweckbindung: den Allgemeinen Hannoverschen Kloster-
fonds, den Domstrukturfonds Verden, das Stift Ilfeld und den
Hospitalfonds St. Benedikti in Lüneburg.
kurZ NotIert
Der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds ist eines der größten
öffentlichen Stiftungsvermögen Deutschlands; er geht auf die Re-
formation unter Elisabeth von Calenberg-Göttingen im Jahr 1542
zurück: Ehemaliges Klostervermögen sollte – ganz im Sinne der
Reformation – für die Armen- und Krankenpflege, für Erziehung
und Bildung sowie für Gottesdienst und Evangeliumsverkündi-
gung verwendet werden. Prinzregent Georg von Hannover, der
spätere König Georg IV. von Großbritannien, Irland und Hanno-
ver, gründete 1818 dann die Klosterkammer Hannover, um das
durch Reformation und Säkularisation an den Staat gefallene
Klostervermögen zu verwalten.
Wie seit Jahrhunderten unterstützt die Klosterkammer auch heu-
te mit Überschüssen ihrer Vermögensbewirtschaftung Projekte
im kirchlichen, sozialen, schulischen und bildungsbezogenen Be-
reich. Dafür stellt sie im Jahr durchschnittlich drei Millionen Euro
bereit. Darüber hinaus erfüllt sie mit den Erträgen ihres Grundbe-
sitzes umfangreiche Leistungsverpflichtungen gegenüber evan-
gelischen Klöstern und evangelischen und katholischen Kirchen-
gemeinden. Mit der Erhaltung und Pflege von 800 historischen
Gebäuden und 10.000 Kunstwerken trägt die Klosterkammer die
Verantwortung für ein besonderes niedersächsisches Kulturerbe.
> stichwort Bischof wedekin
erfolgreich: 350.000 Euro für den Dom!
Mit dieser namhaften Summe unterstützt
der Hildesheimer Dombauverein die
Sanierung der Bischofskirche und das ge-
rade einmal zweieinhalb Jahre nach seiner
Gründung. Im Rahmen der Mitgliederver-
sammlung des Vereins übergab Vorsit-
zender Dr. Konrad Deufel symbolisch den
Scheck an Domdechant Weihbischof em.
Hans-Georg Koitz.
klangvoll: „Tausend Jahre wie ein Tag“ –
so heißt das Lied für den Dom, dass Kaba-
rettist Matthias Brodowy komponiert hat.
Das Lied schenkt Brodowy dem Dombau-
verein und dem Bistum Hildesheim zur
Domsanierung. Es ist in verschiedenen
Versionen auf einer CD zu hören. Die CD
ist erhältlich zum Beispiel unter www.
domsanierung-shop.de. Preis: 8,15 Euro.
spendabel: Der Hildesheimer Kaufmann
Thomas Adamski ist „Sanierungspate“. Dank
seiner Spende in Höhe von 7.600 Euro kann
das Bistum das Kopfreliquiar des Heiligen
Jakobus von Nisibis restaurieren lassen.
eduard jakob wedekin wurde am 30. dezember 1796 in Groß
düngen bei Hildesheim geboren. er besuchte das Bischöfliche
Gymnasium josephinum, war später dort Lehrer. 1821 wurde er
zum Priester geweiht, sieben jahre später wurde er dompastor,
1836 Generalvikar und domkapitular. der kölner erzbischof und
kardinal johannes von Geissel weihte wedekin 1850 zum Bischof.
während seiner amtszeit kümmerte er sich um den innerkirchli-
chen wiederaufbau nach der säkularisation. er ließ kirchen bauen
und gründete im Interesse der seelsorge, der krankenpflege und
des schulunterrichts die ersten klösterlichen Niederlassungen im
Bistum. wedekin starb am 1. weihnachtstag 1870 und wurde im
mittelschiff des Hildesheimer doms beigesetzt.
8 >2015 1/2012r u N d u m d e N d o m r u N d u m d e N d o m 9>2015 1/2012
Neues sCHatZ-kämmerCHeNBald treffen Sie im Dom auf Unbekanntes: Mit der Wiedereröffnung des Doms können Sie zwei bisher verborgene Räume besuchen. Wir sagen Ihnen schon jetzt, welche das sind.
Die meisten Besucher liefen bisher an ihr vorbei: gemeint ist die
Steinbergkapelle in der östlichen Wand des Nordparadieses. Die
Kapelle zählt zu den wenigen originalen gotischen Bausubstan-
zen des Doms. Sogar Wandmalereien aus jener Zeit sind als Frag-
mente erhalten. Gebaut wurde sie um 1405 mit Stiftungsgeldern
des Domherrn von Steinberg. „Diesen großartigen Raum wollen
wir wieder allen zugänglich machen“, kündigt Weihbischof em.
und Domdechant Hans-Georg Koitz an. Angeregt hat die bauliche
Ausweitung das Architektenbüro Schilling. Auch die Idee, dem
Nordparadies zusätzlich einen westlichen und östlichen Eingang
zu geben, kommt von dort. Es ist damit im vorderen Bereich zu-
künftig nach drei Seiten geöffnet. „Diese Eingänge gab es früher
schon, wir stellen den ursprünglichen Zustand wieder her“, sagt
Generalvikar Prälat Dr. Werner Schreer. Der hintere Bereich wird
mit einer Glaswand gegen Wind geschützt.
Neu auFGeZoGeNJeder hat sie im Blick und dann sollten sie auch gut aussehen. Die beiden Uhren am Dom-Westwerk. Sie herauszuputzen war keine leichte Aufgabe.
Sie zeigen wieder die Zeit an: die beiden Turmuhren am Dom-
Westwerk. Ein Jahr lang standen ihre Zeiger still. Jetzt können
sie wieder taktvoll und mit Stundenglocke die Zeit messen. Die
Zwangspause hatte zwei Gründe: Zum einen wurde der Strom im
Dom wegen der anrückenden Bagger abgeschaltet; zum anderen
die Mauer des Westwerks eingerüstet und saniert. In dieser Zeit
haben sich die Uhren innerlich und äußerlich verändert: Die ver-
altete elektrische Steuerung von Turmuhr und Stundenglocke
wurde ersetzt. Dieses Bauteil verbindet Uhr und Glocken zu ei-
nem Gesamtsystem und steuert zukünftig neben den alten auch
die neuen Glocken, die das Domgeläut ab 2014 ergänzen sollen.
Passend zur gereinigten Dom-Fassade glänzen die Uhren mit neu-
em Goldüberzug – eine Geduldsarbeit für Vorarbeiter Rolf Funke.
In 30 Metern Höhe kämpft er gegen den Wind. Mit dem Pinsel ver-
sucht er, das hauchdünne Blattgold vom Trägerpapier auf die Zif-
fern und Zeiger zu bringen. Das braucht Zeit. Mehrere Wochen hat
das Vergolden gedauert. „Zunächst haben wir die kupfernen Zif-
fern und Zeiger durch feines Abschleifen von ihren alten Farben
gereinigt“, sagt Malermeister Martin Bode, dessen Familie schon
in dritter Generation am Dom arbeitet. Danach wird eine Grun-
dierung in das Metall eingeschliffen, damit sich das Kupfer dau-
erhaft mit dem Gold verbindet. Anschließend werden Zeiger und
Ziffern gelb vorlackiert. Es folgt eine Legierung, die an Ahornsirup
erinnert und das Gold auf dem Kupferuntergrund hält. Erst jetzt
kommt das Blattgold. Es ist hauchdünn, gerade einmal 0,000125
Millimeter dick. Wie ein Abziehbild wird es vorsichtig mit dem
Pinsel aufs Metall gestrichen. „Am Ende des Tages sah ich oft aus
wie die Goldmarie persönlich“, scherzt Funke.
Insgesamt hat er so 17,1 Gramm Gold verarbeitet. Das sind 623
Blatt reines 24-Karat Turmgold. „Die beste Qualität, die es gibt“,
sagt Malermeister Bode. Wie lang hält das Gold? Bode schätzt:
„Wenn es keine mechanischen Beschädigungen wie Hagel oder
Kollisionen mit Vogelschnäbeln gibt, sollte die Vergoldung bis zu
40 Jahre halten.“
Der zweite verborgene Raum ist die Laurentiuskapelle. Bisher
diente sie als Sakristei und war damit nur wenigen Personen
zugänglich. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle als
Hauptsakristei verwendet. Viele große Schränke für Messgewän-
der prägten bisher das Bild des Raumes. Nun soll sie als öffent-
licher Anbetungsraum und als Sakramentskapelle genutzt wer-
den. Die neue Sakristei wird auf drei Etagen Platz finden. Denn
der ursprüngliche Raum im Erdgeschoss wird über einen Trep-
penzugang nach oben hin erweitert.
steinbergkapelle
Laurentiuskapelle
1
2
1
2
Noch dient sie vorübergehend als abstellraum. doch bald wird die Laurentiuskapelle eine anbetungskapelle sein – und für jeden zugänglich.
Beengte arbeitsverhältnisse: um die zwei
dom-uhren neu zu vergolden, musste maler-
meister rolf Funke nicht nur schwindelfrei,
sondern vor allem geduldig sein. denn das
hauchdünne Blattgold lässt sich nur mit
einem Pinsel auftragen.
sakristei
dom Hildesheim
r u N d u m d e N d o m10 >2015 1/2012 11>2015 1/2012 r u N d u m d e N d o m
Der Kreuzgang ist eine einzige Steinwüste, die Rose von Trüm-
mern nahezu verschüttet – nur oben sieht er verkohlte Rosen-
zweige. Und an ihnen beobachtete Helmbrecht wenige Tage später
die ersten neuen Triebe. Wie durch ein Wunder waren die Wur-
zeln verschont geblieben und die Rose konnte neu austreiben.
Noch heute erinnert er sich an diesen Anblick. Helmbrecht: „Die
Triebe symbolisieren für mich, dass Glaube, Liebe und Hoffnung
nicht zerstört werden können“.
regelmäßig untersucht alfons Berning die Hildesheimer rose auf schädlinge und krankheitszeichen.
auFerstaNdeN aus ruINeN
22. März 1945. Bomben fallen auf Hildesheim, zerstören Stadt und Dom. Auf den Rosenstock fallen Tonnen Schutt – überlebt hat er trotz-dem. Ein Wunder, von dem schon viele gehört haben. Rudolf Helmbrecht hat es gesehen.
Zwei Meter hoch türmt sich der Schutt im Kreuzgang. Rudolf Helm-
brecht klettert über den Trümmerberg. Sein Ziel: Er will sehen, ob
die 1000-jährige Rose den englischen Bombenangriff überlebt hat.
Die Hildesheimer Innenstadt ist fast völlig zerstört. „Zwischen
Dom und St. Michaelis lag mein Elternhaus. Davon ist nichts mehr
übrig geblieben, der Krater der Sprengbombe war tiefer als das
Haus“, sagt der 85-jährige Helmbrecht. Vorbei an Schutt und Kra-
tern wagt er sich zum Dom vor. Erst wenige Tage zuvor war der da-
mals 19-Jährige aus englischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
„Die Zerstörung der ganzen Stadt war das Schlimmste, was ich als
Soldat erlebt habe“, sagt Helmbrecht.
> die rose können sie trotz der domsanierung das ganze jahr
über besuchen. meist im juni steht der strauch in voller Blüte.
sehen können sie ihn montags bis sonntags von 10 bis 16 uhr.
eintritt: 0,50 euro für erwachsene.
Jede Woche kommt er in den Kreuzgang, beobachtet die Pflanze auf-
merksam von der Wurzel bis zur Spitze in knapp 15 Metern Höhe.
Gibt es Läuse? Weisen verfärbte Blätter auf Pilze oder Viren hin? Im
Herbst beaufsichtigt Berning die Gärtner, die die Rose zurück-
schneiden. – Ist die Pflege dieses Naturdenk mals aufwendig? Ber-
ning schüttelt den Kopf: „Nein. Die Rose ist sehr genügsam, denn
bis auf ihr Alter ist sie eigentlich nichts Be sonderes. Sie gehört zur
weit verbreiteten Hecken- oder Hunds rose (lat. Rosa canina).
Trotzdem hat sich der Agrar-Ingenieur in der letzten Zeit ein
we nig gesorgt, weil die Archäologen dicht an der Rosenwurzel ge-
graben haben. Passiert ist dabei Gott sei Dank nichts. Und so wird
die Rose im Frühjahr wieder blühen – die schönste Belohnung für
ihren Pflegevater.
Für Rosen-Nachwuchs hat Berning schon vor ein paar Jahren
gesorgt: Zusammen mit Dom-Küster Johannes Gassmann hat er
einen Zweig der 1000-jährigen Rose auf die Erde hinunter gebo -
gen und eingegraben. Gewachsen ist seitdem ein genetisch iden-
tischer Ableger. „Nur für den Fall, dass die Mutterpflanze einmal
eingeht. Die Rose ist immerhin schon vergreist“, sagt Alfons
Ber ning. Wohl kaum ein anderer kennt die Hildesheimer Rose so
gut wie Berning. Kein Wunder, schließlich versorgt er die Pflanze
seit Jahren. Ehrenamtlich – versteht sich.
Als Rosenspezialist ist Alfons Berning (84) be-kannt. Denn seine Leidenschaft gilt den Rosen, besonders der berühmten Hildes heimer.
roseNPFLeGeVater
Sie ist heimliches Hildesheimer Wahrzeichen und Besucher -magnet der Stadt: Die 1000-jährige Rose an der Apsis des Doms. Für zwei Hildesheimer spielt sie eine besondere Rolle.
war augenzeuge des Neuanfangs: der Hildesheimer architekt rudolf
Helmbrecht (85) hat die rosentriebe zwischen den trümmern im dom
wieder ausschlagen sehen.
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