KOMPLIMENT Sebastian Stricker & Claudia Lehnen Bernhard ... · sen keine Lust mehr hatte....

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02 Magazin Samstag/Sonntag, 25./26. Juli 2015 – Nr. 170 03

KOMPLIMENT Sebastian Stricker &Bernhard Kowatsch

Weltweit gibt es hundert Millionen hungernde Kinder. Und es gibtzwei Milliarden Smartphone-Nutzer. Mit Zahlen kennen sich SebastianStricker (li.) und Bernhard Kowatsch aus: Beide haben als Unterneh-mensberater gearbeitet. Als Entwicklungshelfer für das Welternäh-rungsprogramm der UN haben sie aber auch den Hunger kennenge-lernt – und erfahren, wie wenig es kostet, ein Kind mit einer Mahlzeitzu versorgen. Nämlich genau 40 Cent. Irgendwann war da dieser Ge-danke: Es ist so billig, ein Kind zu ernähren – wenn es einen einfachenWeg gäbe, diese 40 Cent zu spenden, würden sicher mehr Menschenhelfen. Da kamen die Smartphone-Nutzer ins Spiel: Wenn nur ein Teilvon ihnen spenden würde – ziemlich viele Kinder könnten satt wer-den. Genau dazu haben Stricker und Kowatsch mit Helfern eine Appentwickelt: „Share the Meal“, „Teil’ die Mahlzeit“. Man lädt sie aufs Han-dy, speichert seine Zahlungsdaten – und kann mit einem doppeltenFingertippen 40 Cent spenden. Mit dem Geld finanziert die UN Schules-sen in Lesotho, wo fast die Hälfte der Kinder unterernährt ist. EineIdee, die nach mehr schmeckt – großes Kompliment! (sio)

www.sharethemeal.org

INHALT

REISEWie die US-Serie „Outlander“den Tourismus in Schottlandankurbelt: Einige Orteverzeichnen bereits einenBesucherzuwachs von mehrals 50 Prozent.

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WISSENSCHAFTBreite Hüfte, schmale Tailleund geschwungener Po –Forscher haben die beson-dere Entstehungsgeschichteder weiblichen Figur unter-sucht.

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FREIZEIT MAGAZINRadfahren Die schönstenStrecken Mallorcas

Restaurant-Kritik CarstenHenn war im „Tang Wang“

Summercamp Elektropartyim Blücherpark

BLICK ZURÜCK

Knöchellange Mode aus demWesten auf dem Puschkinplatz

„In Moskau triumphiert in diesemSommer der Maxi-Look“, hieß es am25. Juli 1975 in dieser Zeitung. Zwarkoexistierten mit ihm weiterhinauch Minis und Midis und „vor allemnatürlich jene normalen Gewan-dungen, die überhaupt keine Na-men haben“. Aber am Abend be-stimmten auf den Straßen und Plät-zen des Zentrums die knöchellan-gen Röcke und Kleider das Bild.„Wer den Startschuß gegeben hat,bleibt unergründlich“, schrieb Kor-respondent Uwe Engelbrecht. Aberdas sei bei der Mode ja auch ganzgleichgültig.

Neben den langen Röcken sei zu-dem ein weiterer Trend zu beob-achten: „Gleichzeitig mit den Maxishält nun auch massenhaft jenes klo-bige Schuhwerk Einzug, auf demdie westeuropäische Weiblichkeit

schon seit mehreren Jahren virtuosherumturnt: Gehgerät mit Sohlenund Absätzen, die zwischen fünfund zehn Zentimeter dick sind“,schrieb der „Kölner Stadt-Anzei-ger“.

Zusammen mit dem Maxi-Röckenergäben sich daraus „manchmalrecht aparte Kombinationen“. Wei-ter hieß es: „Und wenn man sich desAbends auf eine Bank auf demPuschkinplatz setzt, wo der großeSpringbrunnen rauscht und die Da-menwelt aller Altersstufen vorü-berzieht, kann man befriedigt fest-stellen: Endlich zeichnet sich nunauch in Moskau der modebewußteTeil der Weiblichkeit durch jenecharakteristischen, stockend-wip-penden Bewegungsabläufe aus, dieman anderwärts schon früherwahrnehmen konnte.“ (feo)

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Lassdich

fermentieren

GETRUNKENVON MARIA DOHMEN

Ich lass’ mich jetzt auch mal fer-mentieren. Vielleicht werde ichdadurch irgendwie besser. Oder

schöner. Wenn man sich beruflichmit Genussdingen beschäftigt,kommt man um’s Fermentierenderzeit ja nicht mehr drum rum.Wie jetzt? Sie fermentieren nochnicht? Ja Leute, denkt mal drübernach. Der britische Limo-BrauerFentimans macht das ja schonewig, auch wenn’s darauf gar nichtankommt. Ehrlich, der erfri-schendste Moment bei der letztenWine-Awards-Gala auf SchlossBensberg war, als Top-Winzer Fi-lippo Mazzei aus der Toskana(sieht unglaublich gut und kli-scheehaft italienisch aus und lebtauf einem unglaublich schönenund klischeehaft toskanischenWeingut) auf die Frage von Barba-ra Schöneberger, was das denn be-deute, seit einhundertzweiundrei-ßigtausend Generationen schonWein in der Toskana zu machen, ineinem unglaublich klanghaftenund klischeehaften Italo-Englischantwortete: „You know, in reality itmeans nothing.“ (Ach wissen Sie,eigentlich bedeutet das gar nichts.)Die Herausforderung ist immergenau jetzt, erläuterte er dannsinngemäß und überhaupt nichtklischeehaft. Und, um wieder zumPunkt zu kommen, überhauptnicht klischeehaft ist die gebrauteLimonade „Mandarin and SevilleOrange Jigger“ eben auch: Herb,intensiv fruchtig, irgendwie wild,ungezähmt. Filippo – willst dudich mit mir fermentieren lassen?

Mandarin and Seville OrangeJigger. Von Fentimans Ltd., 275 ml,ab 2,70 Euro

FENTIMANS MANDARIN

FLASC H E D E S TAGES

EDITORIAL

„Nomma!“Eines der Lieblingswörter meiner Tochter als sie klein warlautete „Nomma!“. Das ist Kleinkinddialekt für „noch ein-mal“, wird aber korrekt mit „noch zwanzigtausendmal“übersetzt und zur Bekräftigung gerne mit einem kugel-runden Hundeblick kombiniert. Sie sagte es, wenn wir siekitzelten, hochwarfen, wenn ich mein Gesicht hinter ei-nem Kissen versteckte und dann wieder hervorlugte. Siesagte es bei jedem Stück Schokolade. Sie sagte es, wennich mit dem Finger „Punkt, Punkt, Komma, Strich“ auf ihrGesicht malte. Nach jeder Gutenachtgeschichte. „Nom-ma!“ Nach jedem „Lalelu“.Besonders oft sagte sie es auf dem Spielplatz, wenn sieauf der Schaukel saß und ich nach dem 150. Mal Anschub-sen keine Lust mehr hatte. „Nomma!“ Rückblickend fühltes sich so an, als habe sie ihr halbes Leben durchgeschau-kelt. Was gar nicht verkehrt zu sein scheint, hat nun un-sere Autorin Lioba Lepping herausgefunden. Sie hat da-durch nämlich ihr Kleinhirn trainiert. Denn Schaukeln istkoordinativ höchst komplex und nützt dem Gehirn lang-fristig ebenso viel wie stures Vokabellernen. Wovon siesich heute meist keinerlei Wiederholungseinheitenwünscht. Aber es sind ja auch Ferien. Deshalb: Bleiben Sielässig und klug und gehen Sie mal wieder schaukeln.

Claudia Lehnen

FOTOS: ARCHIV, HERSTELLER, GLEN GLOVER, AUSSI97/PHOTOCASE.DE

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Vor 40Jahren

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