Kooperation in der Kreativwirtschaft … vom Müssen, Wollen – und Können Hubert Eichmann, FORBA...

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Kooperation in der Kreativwirtschaft … vom Müssen, Wollen – und Können

Hubert Eichmann, FORBA (eichmann@forba.at)

FWF-Projekt L436-G14 (Praktischer Umgang mit Ambivalenzen)

„Entrepreneur Clubabend“, Media Tower, 29.9.2011

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1) Eckdaten Kooperation in der Kreativwirtschaft

2) www.kollwi.at – Geschichten aus der Kreativwirtschaft

3) Typische Herausforderungen bei Kooperationen

4) Ausblick

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1) Eckdaten Kooperation in der Kreativwirtschaft

2) www.kollwi.at – Geschichten aus der Kreativwirtschaft

3) Typische Herausforderungen bei Kooperationen

4) Ausblick

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Woran denken Sie bei Kooperation? Heile Welt oder…

Kooperation vs. Konkurrenz / Konflikt

Networking vs. aktive Geschäftsbeziehung

Kooperieren müssen vs. wollen – und können

Nutzen und Kosten der Kooperation (oft ungleich verteilt)

sachliche und emotionale Aspekte

Vertrauen vs. Misstrauen

Zusammenarbeit mit vs. ohne Vertrag

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Kooperation = aktive Geschäftsbeziehung

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Kooperation i.e.S. mit externen Geschäftspartnern nach Kreativwirtschaftsbericht 2010 kleinbetriebliche Unternehmenslandschaft, 36.000 Betriebe

und 127.000 Beschäftigte (2008)

10% aller Firmen; 4% aller Beschäftigten; Ø 3,5 Personen

28% selbständig, 72% unselbständig

Kooperation zur Ergänzung des Leistungsportfolios bzw. Ausweitung der Kapazität oft zwingend notwendig

nur 24% der Firmen arbeiten ohne Geschäftspartner, bei 31% dauerhafte und bei 45% projektbezogene Partnerschaften

Kooperation mehrheitlich (62%) mit Betrieben der Kreativwirtschaft

bei 44% nie, bei weiteren 23% nur tw. schriftliche Vereinbarungen

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1) Eckdaten Kooperation in der Kreativwirtschaft

2) www.kollwi.at – Geschichten aus der

Kreativwirtschaft

3) Typische Herausforderungen bei Kooperationen

4) Ausblick

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Befunde zum Weiterbildungsbedarf bei Kreativen in Wien (in %)

20

60

37

40

23

12

17

29

30

35

40

41

43

45

47

53

0 10 20 30 40 50 60 70

Lehrkompetenzen

Fachlich-inhaltliche Kompetenzen

Persönlichkeitsentwicklung

Technikkompetenzen

Führungskompetenzen

Juristische Kompetenzen

Kaufmännische Kompetenzen

Projektmanagement

Bedarf vorhanden Bedarf (zum Teil) abgedeckt

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Sammlung von Geschichten aus der Wirklichkeit der „Kollaborativen (Kreativ-)Wirtschaft“

Geschichten anstatt Zahlen

„Storytelling“ anstatt Guidelines und To-Do-Listen etc. die EINE Lösung gibt es nicht

Beispiele zu guter und schlechter Praxis

Material aus ca. 100 Interviews mit Selbständigen bzw. UnternehmerInnen

Info-Plattform mit schlanker Struktur „text only“

nur zwei Formate mit bislang ca. 30 Fallstudien („Geschichten“) und 100 Short-Stories („Gespräche“)

Content-Ausbau in Planung….

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1313

1) Eckdaten Kooperation in der Kreativwirtschaft

2) www.kollwi.at – Geschichten aus der Kreativwirtschaft

3) Typische Herausforderungen bei Kooperationen

4) Ausblick

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Verbreitung von Zusammenarbeit in der Wiener Kreativwirtschaft, nach Beschäftigungsform

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Prozentangaben„Ich arbeite

alleine“immer /

oftteils / teils

nie / selten

Allein-Selbständige / EPU (26%) 65 24 11

Patchworker mit mehreren Jobs (22%) 61 23 16

Unternehmer mit Beschäftigten (19%) 52 26 22

unselbständig Beschäftigte (33%) 33 35 32

Gesamt 51% 28% 21%

N = 900

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Wie viel Kooperation ist gesund? Belastungsindex nach Ausmaß Alleinarbeit in der Wiener Kreativwirtschaft

15N = 900

16

Macht Unterstützung einen Unterschied? Belastungsindex nach Ausmaß Alleinarbeit und Unterstützung in der Wiener Kreativwirtschaft

16 N = 900

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Macht die Beschäftigungsform einen Unterschied?Belastungsindex Wiener Kreativwirtschaft, nach Ausmaß Alleinarbeit und Beschäftigungsformen

17N = 900

Indexpunkte„Ich arbeite alleine“

immer oftmanch-mal selten Nie

Allein-Selbständige / EPU (Index: 13,1) 14,1 13,2 12,9 11,7 11,8Patchw. mit mehreren Jobs (Index: 13,1) 14,0 13,4 12,0 12,4 15,5Unternehmer mit Beschäftigten (Index: 11,7) 10,1 12,3 11,7 10,6 12,1unselbständig Beschäftigte (Index: 12,5) 17,4 13,0 12,2 11,6 12,5

Gesamtindex (12,6) 13,7 13,1 12,2 11,6 13,0

1818

Was hält gesund? Signifi-kanz

Was macht krank? Signifi-kanz

1. Abschalten können, Gelassenheit

0,000 1. Konflikte mit KollegInnen oder AuftrggeberInnen

0,000

2. finanzielle Reserven, um fallweise weniger zu arbeiten

0,000 2. Problemen ausweichen, verschleppen

0,000

3. längeren Urlaub nehmen können

0,006 3. Abhängigkeit von einem Hauptauftraggeber

0,014

4. Spaß an der Arbeit 0,007

5. Zufriedenheit mit KollgInnen / PartnerInnen

0,013

N = 600

Bedeutung von Kooperation in Relation zu anderen Einflussfaktoren für Gesundheit / Belastung

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10 Kooperations-Dilemmata von Kreativen:1+1 = entweder mehr als 2 oder weniger als 1

A. Interne Kooperation: PartnerInnen und MitarbeiterInnen

„Wie viel Nähe halte ich aus?“ – Narzissmus- u. Autismus-Alarm, Nähe-/Distanzbedürfnisse der Diven, Gockel , Nerds….

„Fünf Freunde gründen ein Büro – dann waren‘s nur mehr zwei“ – Freundschafts- vs. Geschäftsbeziehungen

„Weder anschaffen, noch Befehle ausführen wollen“ – Probleme mit Führungsrollen und mit der Position als Untergeordneter

„Bei uns machen alle alles“ - typische Probleme bei mangelnder Arbeitsteilung und Projektorganisation

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10 Kooperations-Dilemmata (Fortsetzung)

B. Externe Kooperation: mit Partnern, mit/als Subauftragnehmer

„Wie viel Vertrauen, wie viel Vertrag?“ (Aufteilung der Gelder, Copyrights etc.)

„Reputation ist alles“ – einmal schlecht ist einmal zu viel

„Immer am kürzeren Ast sitzen“ – die Leiden der Subauftragnehmer (inkl. Co-opetition und deren Risiken)

C. Externe „Kooperation“ mit Kunden / Auftraggebern

„Schmoren im eigenen Saft“ -- zu wenig „weak ties“ bzw. „bridging“ zu anderen Netzwerken / Kunden

„Hunderte leere Kilometer“ – wie viel Networking-Aufwand ist genug?

„Unerfahrener Kreativer trifft auf unerfahrenen Kunden“ Kommunikation schwierig, Kunde zahlt nicht, Abhängigkeit etc.

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Fazit: Kooperation bringt‘s, kostet aber Zeit, Nerven (und manchmal auch Geld)

1. Kooperation ja / nein (sofern Entscheidungsfreiheit vorhanden)

Kooperiere ich gerne? Mehrwert möglich (für mich und Partner)? Reputation Partner? wie ungleich sind Partner? wie ungleich Erwartungen? wie viel Zeit für Beziehungsaufbau?...

2. wenn ja: Aushandlung zw. Vertrauen und Vertrag unumgänglich

a) Prinzipal-Agent-Beziehungen: Bekomme ich die Leistung (Qualität, Preis, Zeit) vs. bekomme ich mein Geld (inkl. Copyright-Fragen etc.)?

bereits bei kleineren Summen übersteigt der Nutzen eines Vertrags (mit Regeln für Konfliktfall) den Aufwand

b) Peer-to-Peer-Beziehungen: Klärung, wenn Beiträge ungleich(er) werden bzw. sich Gewichtung Freundschaft vs. Geschäft ändert

Regeln zur Aufteilung zukünftiger Erträge nach Leistungsbeitrag (Akquisitionserfolg, Arbeitszeit, Kompetenz, Firmenanteil etc.)

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1) Eckdaten Kooperation in der Kreativwirtschaft

2) www.kollwi.at – Geschichten aus der Kreativwirtschaft

3) Typische Herausforderungen bei Kooperationen

4) Ausblicke

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Wandel des vorherrschenden Weltbildes: vom homo oeconomicus zum homo reciprocans

Infragestellung homo oeconomicus…

in der Wissenschaft, v.a. durch Neurobiologie (Spiegelneuronen, Oxytozin, Emotion > Rationalität etc.)

„Verkleinbetrieblichung“ der Wirtschaft, Internetökonomie, Wünsche nach „anders Arbeiten“ etc.

Wirtschafts- u. Vermögensstruktur (Dominanz der Finanzmärkte geg. Realwirtschaft)

Über-Individualisierung in westlichen Gesellschaften (Burnout durch „ständig selbst sein müssen“)

Klimawandel und „peak everything“

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Die (nähere) Zukunft: von der Kreativwirtschaft zur kreativen Wirtschaft – angesichts des Bedarfs nach Innovation und Orientierung

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Quelle: Händeler 2003

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Danke für das Interesse!

Dr. Hubert EichmannForschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt

A-1020 Wien, Aspernbrückengasse 4/5eichmann@forba.at

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