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Mit einem einzigartigen Einblick in die Welt der Sagen kann man nun auf den Wanderwegen in Dienten und Umgebung die geheimnisvollen Erzählungen aus früheren Zeiten erkunden. Für die 12 verschiedenen Sagen gibt es jeweils einen individuellen Sagen-Wanderweg. Mit großen Schautafeln werden die Geschehnisse erstmals auch mit Bildern und den dazugehörigen Texten vorgestellt. So kann sich der Betrachter nun auch eine Vorstellung machen, wie es sich damals zugetragen haben könnte
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Die Übergossene Alm
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Im Hintergrunde des lmlau- und
Hölltales erblickt man eine mit
ewigem Schnee bedeckte Hochfl ä-
che von ein und drei Viertelstun-
den Länge und drei Viertelstunden
Breite; Sie bildet die Scheidewand
zwischen Werfen und der Pinzgau-
er Urslau und wird die „Übergosse-
ne Alm“ genannt. Vor Zeiten stan-
den hier inmitten freundlichem
Waldesgrün, umgeben von saftige
Wiesen, freundliche Sennhütten,
in welchen gar schöne und reiche
„Dirndln“ als Sennerinnen hausten.
Wiewohl von ihren Eltern in Got-
tesfurcht erzogen, arteten sie hier
oben, wo sie sich so ganz allein über-
lassen waren, aus und verfi elen in
Sünden aller Art. Sie verübten bald
mancherlei Frevel und führten ein
wahres Leben der Schande.
Den Kühen hingen sie silber-
ne Glocken um den Hals, den
Stieren vergoldeten sie die
Hörner, ließen den Wein fäs-
serweise aus Salzburg brin-
gen und bewirteten damit
lustige Jägerburschen, mit
welchen sie den ganzen Tag
über tanzten und sangen.
Das Beten hatten sie längst
vergessen, dagegen taten
sie alles, was sündhaft war:
Pfl asterten den Weg zu ih-
ren Hütten mit Käslaiben, füllten
die Lücken mit Butter aus, damit
der Teufel mit seinen Brüdern et-
was zu fressen hätte, wenn sie des
Nachts kämen; ein andermal bade-
ten sie sich in Milch oder formten
aus Butter Kugeln, mit welchen sie
sich scherzend bewarfen, mit ei-
nem Worte, sie würdigten die Got-
tesgaben auf jede mögliche Weise
herab.Da kam eines Tages ein Wande-
rer auf die Alpe, der vor Müdigkeit
und Erschlaffung kaum noch soviel
Kraft hatte, sich bis zur nächsten Al-
phütte zu schleppen und daselbst
um Nachtherberge zu fl ehen. Statt
nun des alten Mannes Bitte zu er-
füllen, wiesen sie den Armen mit
den Worten ab: „Der Teufel mag dir
Herberge geben, wir bedürfen kei-
nes so ungebetenen Gastes!“ Noch-
mals wiederholte jener sein Flehen,
doch vergeblich.Jetzt war das Maß der Sünde voll,
und den Frevlerinnen hatte das
letzte Stündlein geschlagen. Kaum
hatte sich der Wanderer entfernt,
da wälzte sich‘s von den Teufels-
hörnern her in dunklem, unheimli-
chem Gewoge, und ein furchtbarer
Sturm erhob sich, dass den Sünde-
rinnen Angst und Bange wurde. Ihre
Lippen versuchten zu beten, aber
umsonst: Gottes Strafgericht brach herein.
Große Schneemassen stürzten vom
Himmel und begruben die Frevle-
rinnen samt ihren Hütten für ewi-
ge Zeiten.
Unser wanderbares Sagendorf
Dienten
Die Übergossene AlmDie Übergossene Alm mancherlei Frevel und führten ein
ren Hütten mit Käslaiben, füllten
Das Geisterross aus Dienten
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Einst stiegen etliche
junge Leute aus Dienten
des Nachts zur Somme-
reralm auf. Schon waren
sie hoch oben bei der so
genannten Blauen Plaike
angekommen, da schlug
unten im Dorfe die Mit-
ternachtsstunde.
Sie blieben stehen und
blickten ins Tal hinunter.
In diesem Augenblick ge-
wahrten sie, wie in der
Tiefe, unten vom Friedhof
aus, ein Licht bergwärts
zu wandern begann und
mit großer Geschwindig-
keit denselben Weg ein-
schlug, den sie eben auf-
gestiegen waren.
„Es kommt uns noch ei-
ner unserer Kameraden
nach „, meinten die jun-
gen Leute und stiegen
weiter hinauf gegen den
Krinnsattel.
Plötzlich sahen sie das
Licht wieder, es war nun
schon ganz nahe gekom-
men; es leuchtete mit
gespenstisch bläulichem
Glanz, und im Wald unter
ihnen wurde ein Poltern
und Stampfen hörbar.
Je schneller sie gingen,
um so rascher kamen
auch das Licht und das
Geräusch nach. Und auf
einmal war es heran! Zu
ihrem Entsetzen gewahr-
ten sie ein starkes Ross
daherspringen, dem je-
doch der Kopf fehlte.
Die Gesellschaft fuhr
auseinander, jeder such-
te sein Heil in der Flucht.
Das geheimnisvolle Ross
aber fuhr mit schreckli-
chem Gewieher zu Boden
und war verschwunden.
Unser wanderbares Sagendorf
Dienten
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Die Frau auf der Filz
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Am Übergang von Hinterthal
nach Dienten, auf der so ge-
nannten Filz, stand einst ein
einsames Haus, in dem ganz
allein und verlassen eine alte
Frau lebte. Als sie starb, blieb
der Bau leer, und im Laufe der
Jahre verfi el er. An einem stür-
mischen Winterabend wan-
derte einst ein Jäger über die
Filz. Es begann heftig zu stö-
bern, und so war er froh, als er
die Ruine in der Dämmerung
vor sich auftauchen sah.
Er trat ein, suchte die Küche
auf, die noch halbwegs erhal-
ten war, machte im Herd ein
Feuer an und hing den Mantel
und die Schuhe zum Trocknen
auf. Plötzlich trat eine Frau in
den Raum. Der Jäger erkann-
te zu seinem Entsetzen, dass
es die längst verstorbene Be-
sitzerin war. Sie machte sich
mit dem Geschirr zu schaffen
und fi ng schließlich zu kochen
an. Der Jäger wagte vor Angst
kaum zu atmen, doch die Alte
wandte sich zu ihm und sagte:
„Magst ein Mus?“ Der Jäger
war so hungrig, dass er seine
Furcht vergaß und bat, mites-
sen zu dürfen.Das Mus duftete gar köst-
lich, und er setzte sich an den
Tisch, um das leckere Gericht
zu verspeisen. Da bemerkte
er, dass das Mus auf einer Sei-
te ganz schwarz geraten war,
während es auf der anderen
köstlich goldgelb aussah. Wo
sollte er zu essen anfangen?
Doch weil er ein bescheidener
Mann war, löffelte er zuerst
den verbrannten Teil hinun-
ter und verspeiste zuletzt den
goldgelben Rest. Die geheimnisvolle Frau sah
ihm unterdessen schweigend
zu, doch als er geendet hat-
te, ging ein verklärtes Lächeln
über ihr Gesicht und sie sprach:
„Wenn du es umgekehrt ge-
macht oder gar das Verbrannte
stehen gelassen hättest, wäre
es um dein Leben geschehen
gewesen, und ich hätte dir den
Hals umgedreht. Nun aber bin
ich erlöst.“ Nachdem sie diese
Worte ausgesprochen hatte,
stand sie auf, schritt hinaus in
die fi nstere, stürmische Nacht
und wurde seither nicht wie-
der gesehen. Der Jäger aber
verließ eiligst das Haus und
war froh, heil von dieser Stät-
te des unheimlichen Gesche-
hens wegzukommen.
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Dienten
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Geister auf Puregg
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Einst wollte der
Hirscheggbauer im Winter
von Dienten nach Maria
Alm wallfahren gehen. Auf
dem Wege zu dem Wald-
sattel, der in das Urslautal
hinüberführt, musste er
beim Puregglehen vorü-
ber.Dieses Haus war lange
Jahrhunderte der höchst-
gelegene Bauernhof des
Landes Salzburg, stand
aber zur damaligen Zeit
schon leer und diente nur
mehr als Sommerstall.
Plötzlich hörte der Bau-
er hinter sich ein Schlei-
fen und Rauschen und das
Knirschen von „Tatzen“
im Schnee. Erschrocken
konnte er eben noch zur
Seite springen, da sauste
auch schon mit höchster
Geschwindigkeit ein Holz-
schlitten an ihm vorüber,
so hoch und schwer bela-
den, dass den Bauer das
Grausen überkam.
Noch ein greller Juchzer,
tief unten vom Graben her,
dass es dem Hirschegger
kalt über den Rücken lief,
und das Ganze war ver-
schwunden. Als der Bau-
er hierauf am Pureggle-
hen vorüberkam, sah er im
Stall ein großes, helleuch-
tendes Feuer brennen.
Doch er getraute sich
nicht, Nachschau zu hal-
ten. So schnell ihn seine
Beine trugen, lief er weiter.
Als der Hirschegger aber
Stunden darauf von Maria
Alm her wieder des Weges
kam, fasste er sich ein Herz
und öffnete die Stalltür.
Doch wie groß war sein
Erstaunen, als er nirgends
ein niedergebranntes Feu-
er oder auch nur Asche ent-
decken konnte. Ringsum
im Walde war aber auch
kein Schlittengeleise zu
sehen, obwohl es die gan-
ze Zeit her nicht geschneit
hatte.
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Dienten
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Der goldene Wagen
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Vom Bürglloch unterhalb
der Alm wusste einstmals
der „Alte Mann“ zu erzäh-
len:Hier tief im Berg, wo der
uralte Stollen in die Tiefe
geht, liegen viele goldene
Schätze. Von Zeit zu Zeit
wird an hellen Vollmond-
nächten ein goldener Wa-
gen von Berggeistern bis
zum Grabeneingang ge-
zogen. Wer von den Men-
schenkindern diesen be-
gehrenswerten Schatz
ergreifen kann, wird sein
ganzes Leben reich und
glücklich sein.Zwei arme Hirtenbuben
aus Dienten hatten zum
ersten Mal das Glück, den
Wagen hellem goldenen
Glanz zu sehen. Der eine
Hirtenbub sagte zum an-
deren:
“Wenn es Gotteswille
ist, bekommen wir diesen
Schatz““Egal ob es Gotteswille
ist aber nicht“, sagte der
zweite.“Der goldene Wagen ge-
hört schon uns!“ In diesem Moment sank
unter ohrenbetäubendem
Poltern der Schatz in die
Tiefe und ist für immer
verschwunden.
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Dienten
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Der Kesselgeist
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Es war im Jahre 1882. Der Oberdacheben-
Bauernsohn Jakob Laubbichler war damals
noch ein kleiner Schulbub und musste
eine gute Wegstunde und oft länger von
der Schule nach Hause stapfen, wenn wie-
der Schnee auf der Straße lag. An diesem
Tag lag schon fast knietief Schnee, und
das kleine Büblein geriet im Kesselgraben
in die Dunkelheit. Als er zur Kesselbrücke
kam, sah das Büblein gegenüber am eisi-
gen, steilen Geschröff eine schwarze Kuh
stehen. Verwundert betrachtete der Bub
das Tier und ihre Keckheit und zog wieder
gedankenlos seines Weges. Beim Abend-
essen erzählte der „Jaggl“, was er auf dem
Schulweg gesehen hatte. Gruselnd hörte
das Gesinde zu. Jeder wusste, dass es mit
dieser Kuh Geisterhaftes auf sich hatte.
Am nächsten Tag suchte Jaggls Vater nach
der Spur, aber es war keine vorhanden.
Der alte Oberdachebenbauer, der Vater
vom Jaggl, erzählte, als er noch ein Bursche
von 16 Jahren war, dass er an einem Sonn-
tag, als er vom Gottesdienst nach Hause
ging, auf der Kesselbrücke einen Kronen-
wurm sah. Er wollte den Wurm erschlagen,
um die Krone zu erbeuten, aber es gelang
ihm nicht, der Wurm war verschwunden.
Eine uralte Sage erzählt, wer vom Kronen-
wurm die Krone erbeutet, der fi ndet auch
den Kessel mit dem goldenen Schatz, der
im Kesselgraben vergraben sein solle.
Später, so um das Jahr 1890, sah man in der
nahen Umgebung des Kesselgrabens und
im Dachebenmoos von Zeit zu Zeit kleine
und haushohe Feuerfl ammen aufl odern,
in den Kesselgraben hinabwandern und
wieder verschwinden. Meine Mutter, die
Oberdacheben-Ziehtochter war, war so-
gar Zeugin eines solchen Geschehens:
Es war Winterszeit. Das Mädchen muss-
te früh aus dem Bett, um den Dienstbo-
ten bei der Arbeit zu helfen. Auf einmal
warf es in die Küche einen hellen Schein.
Neugierig sprang sie zum Fenster, und da
sah sie oberhalb des Kesselgrabens eine
baumhohe Feuerfl amme, die langsam hi-
nunterwanderte zum Kesselgraben und
dort wieder verschwand.
In der Adventzeit sahen die Leute, als sie
mit dem Fraubild vom Niggenhäusl zum
Hirschegg hinaufstiegen, beim so genann-
ten „Schloapfstadl“ ein helles, großes Feu-
er brennen. Gleich waren ein paar Männer
bereit, Nachschau zu halten. Als sie zum
Stadl kamen, war keine Spur von einem
Feuer vorhanden.
Im Laufe der Zeit ließen diese Lichter-
scheinungen nach, und heute hört man
ganz selten davon erzählen, was früher ein
geisterhaftes Erlebnis der Dientner war.
Unser wanderbares Sagendorf
Dienten
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seine Raubgesellen
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Vom Salzachtal bei Lend zieht eine
wilde Schlucht gegen Norden, Hoch-
wässer, Muren und Lawinenstürze be-
drohen häufi g das schmale Bergsträß-
lein. Etliche Kilometer talein weitet
sich die Klamm dann allmählich; erns-
te, dunkle Wälder steigen zu fernen
Almböden, und darüber hebt sich mit
Türmen, Graten und himmelhohen
Wänden die „Übergossene Alm“, der
Hochkönig. Angesichts seiner Südab-
stürze liegt die Bergbauerngemeinde
Dienten.Dieses weltentlegene Dörfl ein und
seine Umgebung waren einstmals der
Aufenthalt des Fuchs Christa und sei-
ner Raubgesellen. Es war zu Anfang
des 18. Jahrhunderts, als im Fuchshof
in der Deant‘n zwei Brüder aufwuch-
sen; der ältere hatte in der Taufe den
Namen Christian erhalten, der jünge-
re wurde Kaspar geheißen. Schon in
jungen Jahren vollführten sie so arge
Streiche, dass sie talauf talab nur „die
wilden Fuchsbuben“ genannt wurden.
Die Schule war ihnen unbekannt, da-
für brachten sie ihre Zeit um so lieber
in der Einöde zu. Kein Stück Wild war
vor ihnen sicher, barfuss vollführten
sie in den Wänden des Hochkönigs die
waghalsigsten Klettereien nach den
Gemsen, und als es ihnen schließlich
gar einmal gelang, einem schlafenden
Jäger den Vorderladerstutzen zu steh-
len, kannte ihre Verwegenheit bald
keine Grenzen mehr. Fortan kehrten
sie nicht mehr in ihr Heimathaus zu-
rück, sondern lebten vom „Wilden Ja-
gen“, von Raub und Diebstahl.
Dieses wüste Leben gefi el auch an-
deren Männern, und gar bald bilde-
ten ihrer zwölf eine verschworene Ge-
meinschaft, deren Führung der Fuchs
Christa übernahm.
Nicht lange dauerte es, und der ganze
Unterpinzgau zitterte vor den verwe-
genen Räubern. Unzählbares Wild er-
beuteten die Gesellen, und im Blühn-
bachtal sollen viele pfl ichtgetreue
Jäger von ihnen ermordet worden sein.
Obwohl auf die Ergreifung des Fuchs
Christa eine hohe Belohnung ausge-
setzt war, wagte es niemand, den Preis
zu verdienen. Dies ging sogar soweit, dass der An-
führer der Räuber eines Tages bei hell-
lichtem Sonnenschein nahe dem Dorf,
beim so genannten „Schwefelhäusl“,
in aller Gemütsruhe am Straßenrand
saß und sein Gewehr putzte. Einem
Kind sagte er höhnisch, es soll nur ins
Dorf laufen und verkünden, wen es ge-
sehen habe. Doch als der Knabe laut
schreiend nach Deant‘n gelaufen kam,
da fand sich kein Mensch, der sich zum
Schwefelhäusl hinausgetraut hätte.
Einmal trug der Fuchs Christa ei-
nem ahnungslosen Händler die Kra-
xe von Lend nach Deant‘n, da sich die-
ser nicht allein ins Tal getraute, weil er
den „Fuchs Christus“, wie er einfältig
sagte, so fürchte. In einem Gasthaus
nahe dem Dorf kehrten sie schließlich
des Nachts zu, und als Christa von dem
Händler Abschied nahm, zeigte er ihm
den Armstummel mit der Lederhülle.
Der Händler fi el vor Schrecken fast
vom Stuhl, doch Christa sagte lachend:
„Brauchst dich nit zu fürchten, ich
nehm dir nichts, und sag den Leuten,
dass der, Fuchs Christa auch gut sein
kann!“ So trieb es die Bande viele Jah-
re, bis sie schließlich ein grausiges Ge-
schick ereilte. An einem trüben Spät-
herbsttag. waren die zwölf Gesellen ohne ihren
Hauptmann nach Blühnbach unter-
wegs, um dort Gämsen zu wildern. Wo
der Weg von der Torscharte ins Blühn-
bachtal abwärts führt, kam auf ihrem
Abstieg eine Lawine ins Rollen, und
alle zwölf wurden in die Tiefe gerissen.
Nur einer von ihnen konnte sich aus
den Schneemassen befreien. Obwohl
ihm ein Bein zweimal gebrochen war,
arbeitete er sich wieder zur Scharte
empor. Doch dann verließ ihn die Kraft.
Unter einem Felsvorsprung sitzend,
wurde er, ein Stück Brot in der Hand,
tot aufgefunden. So war der Räuber-
hauptmann Christa um seine Gesellen
gekommen. Er gab nun sein Handwerk
auf und zog zum Hirscheggbauer als
„Einleger“. Vom Hirscheggut aus besuchte er
fast alle Tage den Gottesdienst, ob-
wohl er früher jahrzehntelang keine
Kirche betreten hatte. Sein Haupt war
nun schneeweiß geworden, doch sei-
ne Riesenkraft hatte ihn nicht verlas-
sen! Einmal, als Christa vom Gottes-
dienst heimging, begegnete ihm im
Kesselgraben, dort wo der Weg zum
Hirscheggut abzweigt, ein Saalfeld-
ner Hagmoarranggler, der weitum be-
kannt war als großer Prahlhans. Die-
ser konnte es nicht unterlassen, dem
alten Fuchs Christa etliche höhnische
Worte zuzurufen. Aber noch hatte der
Hagmoar nicht ausgesprochen, so lag
er schon der Länge nach im Kesselbach!
Im Alter von 70 Jahren soll der Chris-
ta im Hirscheggut in der Tennkammer
einsam und verlassen gestorben sein.
Noch immer erzählt man sich aber
im Tal von ihm und seinen zwölf Ge-
sellen, und es ist sogar ein Lied über
ihn entstanden, von dem freilich nur
mehr eine Strophe erhalten ist:
Iatz ist da Fuchs Christa g‘storbn und
seine Knecht – iatz kunnt i Fuchs Chris-
ta wer‘n, dos wa ma recht!
Fuchs-Christa und
Unser wanderbares Sagendorf
Dientender Weg von der Torscharte ins Blühn-
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Die Sage von der weißen und blauen Frau vom Zachhof
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Ober dem Dorf Dienten, nahe
den Wänden des Hochkönigs,
liegt der Zachhof. Hier lebte vor
vielen hundert Jahren der Ritter
Wolfgang von Zach.
Er hatte zwei Töchter, eine da-
von war blind. Als der Ritter Wolf-
gang Zach verstarb, hinterließ er
den Töchtern einen Schatz, den
sich die beiden teilen sollten. Die
Sehende stellte zu diesem Zweck
zwei Gefäße auf den Tisch, wie
sie zum Messen des Getreides
verwendet werden und die man
Metzen nennt. Abwechselnd ließ sie einmal in
den einen und dann wieder in den
anderen Kornmetzen ein Gold-
stück fallen, und die Blinde horch-
te begierig diesem Klang. Von Zeit
zu Zeit jedoch tastete sie in ihrem
Gefäß nach der Höhe des Gold-
haufens.Aber die sehende Schwester hat-
te eine böse List ersonnen! Sie
stellte den Metzen der Schwes-
ter verkehrt auf, so dass das Gold
bald den niederen Rand des Bo-
dens füllte! Lange Zeit merkte
die Blinde nichts von dem Betrug,
zuletzt aber kam sie doch dahin-
ter. Da hob zwischen den beiden
Schwestern ein wildes Ringen an,
das nicht eher endete, bevor nicht
beide tot zu Boden sanken.
Seit dieser Zeit ist es auf dem
Zachhof nicht mehr geheuer, die
beiden Schwestern gehen dort
als Geister um und bewachen ihre
Schätze. Wer reinen Herzens und
ohne Sünde ist, der kann der Wei-
ßen und der Blauen Frau einmal
im Jahre begegnen.
Er muss in der Christnacht al-
lein im Haus sein, dann steigt ge-
nau um die Mitternachtsstunde
die Blaue Frau vom Keller hinauf
ins Unterdach, und ihre weiße
Schwester wechselt mit ihr und
wandert von oben in den tiefen
Keller. Die beiden zeigen dann
dem, der ihrer ansichtig wird, die
Stelle im Haus, an der ihre Schät-
ze versteckt liegen.
Bis heute ist es noch keinem
Menschen gelungen, alle Bedin-
gungen zu erfüllen; entweder
war er unreinen Herzens, oder er
hatte die rechte Zeit versäumt. So
müssen die Weiße und die Blaue
Frau noch immer unerlöst auf
dem Zachhof umgehen, und ihre
Schätze blieben bis zur Stunde
ungehoben.
Unser wanderbares Sagendorf
Dienten
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Sagengestalt Kollmannseggloder
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Kollmannsegg, das
war der bedeutendste
Erzplatz im Dientner
Tale. Hier liegt ein Erz-
stock aus Spatenstein,
wo das meiste Eisen
gewonnen wurde.
Auf der Höhe des Koll-
mannseggs, auf dem
Dientner Erzberge,
stand einst der Koll-
mannseggloder. Das
war eine Holzfi gur mit
eisernem Helm und
einer riesigen Tabak-
pfeife in der Hand.
Nach Beendigung des
Handels wurde er um-
geschnitten und ab-
getragen.
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Dienten
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So entstanden die Teufelslöcher
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Die Senner und Sennerin-
nen in der Alm unter dem
Hochkönig hatten Tag und
Nacht gesungen, getanzt
und getrunken.Eines Abends erschien auf
der Alm ein alter Mann,
bekleidet mit einem grau-
en Pilgermantel. Er hielt
einen Wanderstock in der
Hand, den Hut tief ins Ge-
sicht gezogen und bat gar
demütig um ein Obdach.
Die Sennerinnen aber lach-
ten ihm ins Gesicht und
schickten ihn fort.
Am nächsten Tag sam-
melte sich eine Wolke um
den Berg - schwarz und
gewaltig. Selbst die ältes-
ten Leute konnten sich
nicht erinnern, derartiges
je gesehen zu haben. Blit-
ze zuckten um den Gip-
fel, und der ganze Pinzgau
bebte unter Donnerschlä-
gen. Über der Alm ergoss
sich eine mächtige Flut
und erstarrte sogleich zu
Eis. Die Teufel aber fuhren
schreiend durch die Löcher
der Felswand.Falls ihr die Geschichte
bezweifelt, schaut hinauf
zum Hochkönig – die Teu-
felslöcher könnt Ihr heute
noch sehen.
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Dienten
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Die Beilsteinwirtsage
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Vor vielen Jahren erzählte man
von dem „Beilsteinwirtshaus“
(Stöcklwirt) im Dorf Dienten fol-
gende Sage:Im Beilsteinwirtshaus ging es
wieder einmal hoch her. Lusti-
ges Dientner Volk drehte sich in
Begleitung der fl otten Tanzmu-
sik. Gar mancher unter den Berg-
knappen, Bauern, Fuhrleuten und
Holzknechten ließ seine blanken
Geldstücke in der Tasche erklin-
gen. Die immer gefüllte Flasche
geht durch die Runde, und zur
alkoholischen Stimmung gesell-
te sich schön langsam der Über-
mut. Da erschien unter der Tür
ein stolzes, schmuckes Mädchen,
von dem gesprochen würde, dass
sie die schönste Dientnerin sein
solle. Voll Stolz, die Schönster der
Anwesenden zu sein, schritt sie
hochaufgerichtet zu ihren Freun-
den und Freundinnen die Tisch-
reihen entlang, dem Bauerntisch
zu. Hinter im Winkel erhob sich
ein Bäuerlein und sagte:“
Dirndl, möchst mit mir tanzen
gehn, mit dir tanzert i gern, weil
du bist ja so schö?“
Empört gab sie dem Bäuerlein
abweisend zu Antwort:
„Geh hoam in dei Keuschen und
tanz mit die Wanzen, bevor i mit
dir geh, tua i mit‘n Teuf‘l tanzen!“
Über diese frechen Worte ver-
stummte plötzlich der Tumult im
Saal. Beschämt über diesen Fre-
vel verließ das Bäuerlein die lus-
tige Gesellschaft. „Madl, dann
gehst mit mir“, sagte plötzlich ein
strammer Jäger, der von hinten
auftauchte. Voll Stolz bot sie ihm
den Arm zum Tanz. Der Partner
warf ohne zu überlegen den Mu-
sikanten ein blankes Goldstück
hin und mit zauberhaften Ryth-
mus tanzte das Mädchen mit den
Fremden durch den Saal.
Auf einmal hörte man im Saal
einen lauten Schrei, Lichter erlo-
schen und Schwefelgestank er-
füllte den Raum. Grauen befi el die
Gesellschaft, und der eine oder
andere machte ein Kreuzzeichen.
Als wieder Licht war, sah man auf
den Fußboden nur mehr die Spur
des Teufels. Der Jäger mit dem
stolzen Mädchen blieb für immer
verschwunden. Ab dieser Zeit nannte man die-
sen Raum beim Stöcklwirt, in dem
der Teufelstanz stattfand, die Teu-
felskammer.
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Der verlorene Brotlaib
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An einem schönen Tag des Jahres
1827 war der Rappoldbauer Johann
Glanzhofer mit seinem Fuhrwerk
unterwegs zur Mitterberger Alm,
knapp unter dem heutigen Arthur-
haus. Dabei macht sich unter dem
Rumpeln des Wagens ein Brotlaib
selbstständig, der den Dienstleu-
ten zur Jause bestimmt war, und
kollerte hangbawärts in ein Bach-
bett. Dort war sein Schwiegersohn
Thomas Plenk gerade mit dem
Streumachen beschäftigt. Er ging
dem verlorenen Brot nach, fand es
endlich und dazu etliche Steinbro-
cken mit einem so hellen Schim-
mer, dass die Fundstücke für Gold
hielt und mit einsteckte. Von ei-
ner Benachrichtigung der Obrig-
keit sah man aus verständlichem
Grund vorerst ab und ver-
suchte es mit heimlichen
Schmelzversuchen daheim
im Kirchsteinlehen. Ganz
Geheim blieb die Sache
aber trotzdem nicht, bald
war das Gerücht im Umlauf,
am Kirchsteinlehen paktie-
re man mit dem Leibhafti-
gen, um Gold zu gewinnen.
Nicht lang danach wurde
ein Wünschelrutengän-
ger vorstellig, der sich als
sachverständiger Bera-
ter und in weiterer Folge
als brauchbarer Helfer er-
wies. Er nahm einige Gesteinspro-
ben auf seine nächste Wanderung
durch den Pinzgau und nach Tirol
mit und klopfte schließlich auch
bei der Kanzlei der k.k. Eisenhütte
Pillersee an, wo sich der Oberhut-
mann Josef Zötl (1789-1861) der
Erzproben annahm. Im Mai 1829
besuchte er endlich das Lagerstät-
tengelände und fand dieses so viel
versprechend, dass er die zustän-
dige Bergbehörde in Lend verstän-
digte. Dort winkte man freilich ab:
„ Wir kennen den Mitterberg be-
reits, dort haben die Alten alles
verhaut (abgebaut) und wir haben
überdies noch Kupfer im Vorrat“.
Daraufhin wurde Zötl in Eigenre-
gie tätig. Er gründete eine Gewerk-
schaft, die sich freilich aus kleinen
Kuxen-(Anteils-) Besitzern zusam-
mensetzte, und es begannen ers-
te Vorarbeiten für das Anschla-
gen des Mariahilf-Stollens. Erst als
beim prähistorischen Pingenzug
der spätere Josephi-Stollen ange-
schlagen und die Arbeit dort auf-
genommen wurde, wo sie die Illy-
rer oder Kelten einst niedergelegt
hatten, stellte sich der Erfolg ein.
Von da an sollte das Kupfererz
von Mühlbach am Hochkönig dem
armen, einschichtigen Hochtal auf
100 Jahre Arbeit und Einkommen
sichern. Die Versorgung der Knap-
pen mit Milch, Butter und Fleisch
sicherten wie vor 4000 Jahren
schon die ausgedehnten Grünal-
men unter dem Hochkönig. Für die
Herstellung von Käse waren üb-
rigens schon zu Zeiten der Illyrer
Kupferkessel in Gebrauch.
Der verlorene Brotlaib Grund vorerst ab und ver-
suchte es mit heimlichen
Schmelzversuchen daheim
im Kirchsteinlehen. Ganz
Geheim blieb die Sache
aber trotzdem nicht, bald
war das Gerücht im Umlauf,
am Kirchsteinlehen paktie-
re man mit dem Leibhafti-
gen, um Gold zu gewinnen.
Nicht lang danach wurde
ein Wünschelrutengän-
ger vorstellig, der sich als
sachverständiger Bera-
ter und in weiterer Folge
als brauchbarer Helfer er-
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