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76 MEDICAL NETWORK 2011 SPECIAL www.augen.co.at > KATARAKT Die Augenabteilung am LKH Bruck / Mur wurde 2006 nach der Übersied- lung von Leoben als Schwerpunkt- abteilung vorerst für den gesamten obersteirischen Raum mit einem Einzugsgebiet von rund 500.000 Einwohnern und einem Versorgungs- auftrag rund um die Uhr definiert. Mit ihrem breiten medizinischen Leistungsspektrum werden sämtliche Teilgebiete der Augenheilkunde und Optometrie auf höchstem medizi- nischem Niveau abgedeckt und das gesamte Spektrum der ophthalmolo- gischen Chirurgie angeboten. A n der Augenabteilung des LKH Bruck / Mur werden jährlich zwischen 3200– 3550 Katarakt-Operationen von sieben Katarakt-OperateurInnen durchgeführt, Ten- denz steigend. Möglicherweise schaffen wir 2011 die „Schallmauer“ von 4000 Katarak- toperationen. Und dies ohne Tagesklinik! Als Mindestfrequenz pro Operateur setzten wir rund 400–500 Operationen pro Jahr an. Damit werden seit Jahren eine ausreichende Routine und sehr niedrige Operationskomplikationsra- Prim. Dr. Markus Grasl Augenabteilung LKH Bruck / Mur Tragösserstraße 1, 8600 Bruck / Mur Tel. 03862 / 895-3101 k www.lkh-bruck.at ten erzielt. Zunehmend werden in den letzten drei Jahren v. a. Kataraktoperationen aus dem Versorgungsraum-Süd abgedeckt. Kataraktoperationen aus dem Versorgungsraum Nord und Süd der Steiermark am LKH Bruck / Mur 2008–2010 Im Rahmen der Auswertung der Daten des Jahres 2010 aus MedControl für die Kata- rakt-Operationen (MEL 15.05) zeigte sich im Vergleich zu den Jahren davor ( 2007–2010) eine deutliche Steigerung der LKF-Fälle für die gesamte Steiermark (Grafik linke Seite unten). Die Steigerung findet sich fast aus- schließlich an der Augenabteilung des LKH Bruck / Mur mit knapp 400 Fällen. Weiters zeigt sich in einem Österreichver- gleich zur Krankenhaushäufigkeit (altersstan- dardisiert nach 100.000 Einwohnern) für Ka- taraktoperationen nach Wohnbezirken, dass trotz der deutlich höheren Eingriffsraten bei Obersteirern gegenüber Bewohnern der süd- lichen Steiermark, auch die operative Versor- gung in der Obersteiermark noch unter den Eingriffsraten Österreichs liegen (Daten lt. ÖBIG). Derzeit (Frühjahr 2011) beträgt die Wartezeit am LKH Bruck / Mur für nicht-dringliche Ka- taraktoperationen max. drei bis vier Monate, für dringliche Indikationen visusgewichtet un- ter vier Wochen. Dies ist absolut zumutbar, handelt es sich doch zumeist um einen elek- tiven Eingriff. Anästhesie Der überwiegende Anteil der Kataraktoperati- onen wird in peribulbärer Regionalanästhesie durchgeführt. Tropf- oder intracamerale An- ästhesie wird nur in besonders ausgewählten Fällen angewendet. IOL-Material Als Standardlinse verwenden wir eine dreistü- ckige hydrophobe Acryllinse ( AMO Tecnis ZA 9003) mit Kartuschen-Implantationssystem über einen 2,8 mm breiten Tunnelschnitt. Augen-OP Derzeit betreiben wir zwei vollwertig ausge- statte OP-Säle im Zentral-OP-Bereich. Auf- wendige vitreoretinale Eingriffe in Intubati- onsnarkose werden ausschließlich im OP-1 zusätzlich zu den Standardoperationen in Lokalänästhesie durchgeführt. Sollte sich die Tagesklinik in absehbarer Zeit etablieren lassen, steht der ehemalige Sectio-OP der geburtshilflichen Abteilung nach entsprechender Adaptierung als voll- wertiger dritter OP für tagesklinische Operati- onen zur Verfügung. Die Entscheidung darü- ber wird im Rahmen der steirischen Spitals- reform 2011 in den nächsten Wochen fallen. Qualitätssicherung Schon während meiner Primariatsleitung im AKH Linz (1990–2004) war es mir ein stän- diges Anliegen, höchste reproduzierbare und vorraussagbare Qualitätsmaßstäbe in der Kataraktchirurgie durch Etablierung eines spezifischen Ausbildungscurriculums zu eta- blieren. Katarakt-OP am LKH Bruck / Mur Von Prim. Dr. Markus Grasl Augenabteilung Bruck / Mur – Personalstand April 2011 Vorstand: Prim. Dr. Markus Grasl* Erster Oberarzt: Dr. Helmut Huber OberärztInnen: Dr. Peter Slysko, Dr. Henrieta Slyskova, Dr. Oliver Pinter, Dr. Arnold Löschnigg, Dr. Maria Leitner AssistenzärztInnen: Dr. Iris Perschler (dzt. Ka- renz), Dr. Isabella Lichtenegger, Dr. Julia Rogl, Dr. Michaela Mörth (dzt. Karenz), Dr. Sissi Mengemann, Dr. Eva- Maria Faschinger, Dr. Hanno Wolf, Dr. Christian Eberle, Dr. Matthias Wröhlich * ISO-zertifizierter Klinischer Risikomanager

> katarakt katarakt-oP am lkH Bruck / Mur - augen.co.at · 76 • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • S P e c i a l • w w w. a u g e n . c o . a t w w w. a u g e n . c o . a t

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76 • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • S P e c i a l • w w w . a u g e n . c o . a t w w w . a u g e n . c o . a t • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • S P e c i a l • 77

> katarakt

Die Augenabteilung am LKH Bruck / Mur wurde 2006 nach der Übersied-lung von Leoben als Schwerpunkt-abteilung vorerst für den gesamten obersteirischen Raum mit einem Einzugsgebiet von rund 500.000 Einwohnern und einem Versorgungs-auftrag rund um die Uhr definiert. Mit ihrem breiten medizinischen Leis tungsspektrum werden sämtliche Teilgebiete der Augenheilkunde und Optometrie auf höchstem medizi-nischem Niveau abgedeckt und das gesamte Spektrum der ophthalmolo-gischen Chirurgie angeboten.

an der Augenabteilung des LKH Bruck / Mur werden jährlich zwischen 3200–3550 Katarakt-Operationen von sieben

Katarakt-OperateurInnen durchgeführt, Ten-denz steigend. Möglicherweise schaffen wir 2011 die „Schallmauer“ von 4000 Katarak-toperationen. Und dies ohne Tagesklinik! Als Mindestfrequenz pro Operateur setzten wir rund 400–500 Operationen pro Jahr an. Damit werden seit Jahren eine ausreichende Routine und sehr niedrige Operationskomplikationsra-

Prim. Dr. Markus Grasl

Augenabteilung LKH Bruck / MurTragösserstraße 1, 8600 Bruck / MurTel. 03862 / 895-3101kwww.lkh-bruck.at

ten erzielt. Zunehmend werden in den letzten drei Jahren v. a. Kataraktoperationen aus dem Versorgungsraum-Süd abgedeckt.

Kataraktoperationen aus dem Versorgungsraum Nord und Süd der Steiermark am LKH Bruck / Mur 2008–2010Im Rahmen der Auswertung der Daten des Jahres 2010 aus MedControl für die Kata-rakt-Operationen (MEL 15.05) zeigte sich im Vergleich zu den Jahren davor ( 2007–2010) eine deutliche Steigerung der LKF-Fälle für die gesamte Steiermark (Grafik linke Seite unten). Die Steigerung findet sich fast aus-schließlich an der Augenabteilung des LKH Bruck / Mur mit knapp 400 Fällen. Weiters zeigt sich in einem Österreichver-gleich zur Krankenhaushäufigkeit (altersstan-dardisiert nach 100.000 Einwohnern) für Ka-taraktoperationen nach Wohnbezirken, dass trotz der deutlich höheren Eingriffsraten bei Obersteirern gegenüber Bewohnern der süd-lichen Steiermark, auch die operative Versor-gung in der Obersteiermark noch unter den Eingriffsraten Österreichs liegen (Daten lt. ÖBIG).

derzeit (Frühjahr 2011) beträgt die Wartezeit am LKH Bruck / Mur für nicht-dringliche Ka-taraktoperationen max. drei bis vier Monate, für dringliche Indikationen visusgewichtet un-ter vier Wochen. Dies ist absolut zumutbar, handelt es sich doch zumeist um einen elek-tiven Eingriff.

AnästhesieDer überwiegende Anteil der Kataraktoperati-onen wird in peribulbärer Regionalanästhesie durchgeführt. Tropf- oder intracamerale An-ästhesie wird nur in besonders ausgewählten Fällen angewendet.

IOL-MaterialAls Standardlinse verwenden wir eine dreistü-ckige hydrophobe Acryllinse ( AMO Tecnis ZA 9003) mit Kartuschen-Implantationssystem über einen 2,8 mm breiten Tunnelschnitt.

Augen-OPDerzeit betreiben wir zwei vollwertig ausge-statte OP-Säle im Zentral-OP-Bereich. Auf-wendige vitreoretinale Eingriffe in Intubati-onsnarkose werden ausschließlich im OP-1 zusätzlich zu den Standardoperationen in Lokal änästhesie durchgeführt. Sollte sich die Tagesklinik in absehbarer Zeit etablieren lassen, steht der ehemalige Sectio-OP der geburtshilflichen Abteilung nach entsprechender Adaptierung als voll-wertiger dritter OP für tagesklinische Operati-onen zur Verfügung. Die Entscheidung darü-ber wird im Rahmen der steirischen Spitals-reform 2011 in den nächsten Wochen fallen.

QualitätssicherungSchon während meiner Primariatsleitung im AKH Linz (1990–2004) war es mir ein stän-diges Anliegen, höchste reproduzierbare und vorraussagbare Qualitätsmaßstäbe in der Kataraktchirurgie durch Etablierung eines spezifischen Ausbildungscurriculums zu eta-blieren.

katarakt-oPamlkHBruck/MurVon Prim. Dr. Markus Grasl

Augenabteilung Bruck / Mur – Personalstand April 2011Vorstand: Prim. Dr. Markus Grasl*

Erster Oberarzt: Dr. Helmut Huber

OberärztInnen: Dr. Peter Slysko, Dr. Henrieta Slyskova, Dr. Oliver Pinter, Dr. Arnold Löschnigg, Dr. Maria Leitner

AssistenzärztInnen: Dr. Iris Perschler (dzt. Ka-renz), Dr. Isabella Lichtenegger, Dr. Julia Rogl, Dr. Michaela Mörth (dzt. Karenz), Dr. Sissi Mengemann, Dr. Eva- Maria Faschinger, Dr. Hanno Wolf, Dr. Christian Eberle, Dr. Matthias Wröhlich

* ISO-zertifizierter Klinischer Risikomanager

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76 • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • S P e c i a l • w w w . a u g e n . c o . a t w w w . a u g e n . c o . a t • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • S P e c i a l • 77

In einem rezent analysierten Quali-tätsvergleich (Eva Faschinger, Markus Grasl, Patrizia Vescovo, Christoph Fa-schinger: Posterdemo, DOC Nürnberg 2011) zwischen einer Universitätskli-nik und dem LKH Leoben-Bruck (seit 2006) betreffend die Rate an hinteren Kap-selrupturen (HKR) bei Phakoemulsifikationen in einem Zeitraum von 14 Jahren erzielte die hiesige Abteilung seit meiner Leitung ab De-zember 2006 mit rund 1,2 % einen auch in-ternational durchaus respektablen Wert.

in kooperation mit der Univ. augenklinikGraz planen wir nun regelmäßige jährliche Qualitätsanalysen in der Kataraktchirurgie (wie an sich im – bis dato nicht umgesetz-ten – Gesundheitsqualitätsgesetz 2005 vor-gesehen). Eine offizielle Benchmark oder ei-nen Toleranzkorridor betreffend HKR gibt es (noch) nicht. Mit den derzeit an der Augenabteilung Bruck/Mur vorhandenen Personal- und Infra-strukturresourcen ist vorerst eine weitere Stei-gerung an Katarakt-Operationen aus dem VR-Süd nicht realistisch.

Warum (noch) keine Tagesklinik im LKH Bruck / Mur?Dazu einige konkrete Erläuterungen, die auch im Herbst 2010 mit einem Team des Rech-nungshofes vor Ort besprochen worden sind. V. a. das Thema „Tagesklinik“ wurde inten-siv diskutiert. Unsererseits kann mit dem derzeit vorhandenen Personal nur eine be-grenzte Anzahl an Untersuchungen durchge-führt werden, unabhängig davon, ob die Pa-tienten zu stationären Kataraktoperationen kommen oder es sich um Voruntersuchungen zu geplanten tageschirurgischen Operationen handelt.

Nachdem bei tageschirurgischen Operationen auch am Aufnahmetag eine Untersuchung notwendig ist, wird dadurch ein zusätzlicher

zeitlicher Aufwand verursacht. Es wird in unseren zwei Operationsä-len wie am Fließband mit extrem kurzen Umliegezeiten operiert. Auch wenn einzelne Patienten „ambulant“ in diesem Operati-onssaal operiert würden, konnten deswegen nicht mehr Patienten operiert werden, so dass sich da-raus keine Steigerung der Opera-tionszahl ergeben kann.

auf der augenstation lässt sich aufgrund der baulichen Gege-benheiten derzeit keine Trennung zwischen ambulanten und statio-nären Patienten durchführen. Das würde sich auf den derzeitigen reibungslosen organisatorischen Ablauf wie Sand im Getriebe aus-wirken und eine Steigerung der Operationszahl ist dadurch nicht zu erwarten. Eine Schaffung ei-ner tageschirurgischen Einheit im Bereich der Räumlichkeiten der gynäkologisch/geburtshilflichen Abteilung könnte dieses Problem pro futuro lösen. Unabhängig davon zeigt sich international, dass die teilweise unkritisch oligopolartig betrie-bene Etablierung von dislozierten tages chirugischen Einrichtungen zu Versorgungsengpässen und Ausbildungs-defiziten in der Facharztausbildung führt. In solchen Institutionen wird systemimmanent aus unserer Sicht kein systematisches Ausbil-dungscurriculum angeboten. In den Kliniken kann am verbleibenden selektierten Pati-

entengut nur vermindert ausge-bildet werden, da es sich hier-bei meist um komplizierte Fälle handelt. Das verursacht eine Dezimierung an Fachärzten in der Zukunft, wie man sie heut-zutage in den skandinavischen Ländern, den Beneluxländern und auch schon in Deutschland be obachten kann. Die Annoncen bezüglich Su-che nach erfahrenen Katarakt-operateurInnen häufen sich in-flationär in den letzten Jahren! Außerdem ist es bei kri-tischer Betrachtung kaum mög-

lich, den hohen geforderten Qualitätsstan-dard in tageschirurgischen Institutionen auf-recht zu halten. Im Hinblick auf ein gutes Risikomanagement sind tageschirurgische Operationen v. a. außerhalb des urbanen Be-reiches in einigen Punkten unsicher. Erstaunlicherweise steht im rezenten RSG-Entwurf vom 15. 3. 2011 kein einziger Satz zur Qualitätssicherung in der Ärzteaus-bildung und hier vor allem in der operativen Mikrochirurgie. Eine qualitätsgesicherte gute operative Aus- und Weiterbildung, Respekt vor dem Auge und der Operation sowie regel-mäßige Qualitätserfassung können die Ergeb-nisse in Zukunft noch weiter optimieren.

dieaugenabteilung amlkHBruck an derMuristbestensgerüstet,den immer größer werdenden Anforderungen in Zukunft ge-recht zu werden und eine effektive und effi-ziente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten! k

LKH Bruck / Mur, Abteilung für AugenheilkundeKataraktoperationen nach VR