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Seit April und noch bisSeptember ist der Gitar-rist Joscho Stephan in sei-nem Stammtrio auf Tourin 44 Orten hierzulandeund zwischendrin in denUSA. in Dänemark und inKroatien. lm neuen Pro-gramm glänzt vor allemeine Reihe,,triokompa-tible" Stücke, die desMönchengladbachersneuestem und bislangzweifellos attraktivstenAlbum entstammen -einer mitreißenden undStaunen machenden Hom-mage an die Gitarre mitGästen von Weltrang, maldem Australier TommyEmmanuel, mal dem Nie-derländer Stochelo Rosen-berg und mal dem Elsäs-ser Bir6li Lagröne. FünfJahre ist es her, dassJoscho hier für ein lnter-view zur Verfügung stand- Grund genug für einUpdate. Und vor allem fürden Fokus aus der Entste-hungsgeschichte einer soherausragenden wieungewöhnlichen gitarri-stischen Unternehmungwie den .,Guitar Heroes"...

Kurze Bestandsaufnahme: ,,Django Nuevo" ist 2010Joscho Stephans markanter Beitrag zum 100. Geburts-tag Django Reinhardts. Zwei Jahre später legt er mitdem Klarinettisten Helmut Eisel ,,Gypsy meets Klez-mer" vor ein Programm, ,,das sehr gut läuft und wowir mit Sicherheit noch mal was nachlegen werden".Dann kommt - nach dem Klezmer-Album als erstem fürsein frisch gegründetes Label MGL -, ,,AcousticRhythm", eine gute Portion Latin Jazz, ,pm das mal einbisschen breiter zu streuen." Und überhaupt ist er ja,,im Prinzip schon seit Jahren regelmäßig auf Tour. Dassind ja immer eigentlich über hundert Termine die ichmache." Hinzu kommen seit einigen Jahren rege Tätig-keit im ,,Workshop-Bereich", die Gründung einer Onli-ne-Schule und aus seiner Fan-Gemeinde die drängendeFrage: ,,Wann macht ihr denn nun mal was mit bekann-ten Kollegen? Und so ist die ldee entstanden, einfachmal ein Gitanen-Tribute mit ja nun wirklich phantasti-schen Gästen aufzunehmen."

Zuerst waren die Aufnahmen mit Joscho und TommyEmmanuel (mit bzw ohne Joschos Stammtrio mit sei-nem Vater Günter Stephan an der Rhythmusgitarre undVolker Kamp am Bass) im Kasten, und erst da habe sich,,der Faden dann so gesponnen, dass ich dachte: EinGast ist schön, ein zweiter wär' noch schöner. Und amEnde sind's dann drei geworden. Von den Titeln, die ichmit Tommy im April 2014 in Lippstadt aufgenommenhabe - fünf auf der CD - war mir eigentlich nur be-wusst, dass wir ,Blue drag' machen, und als ich ihmden Titel vorschlug, war Tommy richtig heiß auf dieseNummer", weil er genau das eigentlich mit Chet Atkinshatte aufnehmen wollen, wozu es aber durch Chets Todnicht mehr kam. ,,Der Rest ist dann im Studio entstan-den. Den ,Blues for Tommy' hatte ich mir noch zweiAbende vorher so zurechtgeleg! ach, so ein schnellerBlues, das könnte mit dem Tommy gut funktionieren.Und es ist so toll geworden, dass wir das als Openergenommen haben." Erst nach den Aufnahmen mit Em-manuel sei Joscho ,,bewusst geworden, dass dieseldee, die ich schon länger hatte, also eine Hommage an

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die Gitane eigentlich erst möglich wurde, weil wirNummern hatten von Charlie Christian, George Hani-son, Django Reinhardt und eigenes Material. Und dadachte ich: Da muss ich noch arbeiten an dem Konzept,damit das nicht flöten geht."

Und ,,das ist, wovon man träumt wenn man eineScheibe mit ,hochwertigen Kollegen' einspielt. Die Fra-ge ist immer: Kommt da jetzt was Vernünftiges bei rum,oder merkt man irgendwie: Da stimmt die Chemie oderdie Titelauswahl vielleicht nicht richtig. Und interessan-teniveise ist es tatsächlich so, und das macht die CDauch aus: Die lebt tatsächlich von der Spontaneität. Dieldee, mich dabei wirklich mal an der Gitane zu orientie-ren, hatte ich schon länger; also dass auch mal ein Hen-drix-Iitel mit reinkommt oder eine Nummer von CharlieChristian und ein paar eigene Sachen, also hauptsäch-lich nur Gitanen-Material."

Gypsyswing, so Joscho, das ist ,,natürlich mein Ele-ment. Und was ich immer wieder versuche, ist, Elemen-te beizubehalten, die wirklich klassisch sind für dieseMusikrichtung, wie wir das auf der neuen Platte haben.Und wenn du noch Stücke hast wie ,Something', ,Songfor Bir6li' oder ,Breezin", dann kriegst du natürlich über16 Stücke auch eine Spannung hin, die dafür sorgt,dass du diese Scheibe 65 Minuten lang bis zum Endedurchhörst. Das ist schon wichtig, dass man trotzdemein Konzept hat auch wenn es eine sehr spontaneScheibe wird, weil du mit den Kollegen vorher nichtsplanen kannst. lm Studio haben wir [Tommy und ed dieStücke mal kuz angespielt und auf record gedrückt;mit Stochelo lief es ähnlich. Mit dem hatte ich vorhermal telefoniert. lch fragte: Was machen wir? Da sagteer: Och, lass uns doch im Studio einfach mal sehen, wiees läuft, Und als mich dann Bir6li fragte, na, was neh-men wir denn auf, da habe ich dann selbst gesagt: Och,werden wir sehen. lch komm runter zu dir; da wird unsschon was Schönes einfallen, so ungefähr." Die Aufnah-men fanden ,,tatsächlich sogar bei ihm zu Hause limElsassl statt."

,,,Guitar Heroes' ist auch vom Sound her vielleicht dieschönste Platte, die ich gemacht habe. Wir haben unswirklich Mühe gegeben, im Studio viel am Mix undMaster gefeilt. Und obwohl man, wenn man die Titelinsgesamt sieht, vielleicht denkt: 0h, wie passt denndas zusammen - ich lege immer Wert darauf, dass dasGanze wie aus einem Guss klingt." Und natürlich wol-le er sich mitnichten selber beweihräuchern, ,,aber ichbin ja auch angestachelt durch die Gäste, mit denenich spiele. Das kommt ja dann schon fast eher einemLive-Konzert nahe, als wenn du mit deinem gewohn-ten Trio ins Studio gehst. Da ist die Spannung haltnicht die gleiche, als wenn du drei solche Gäste vordir sitzen hast. Da weißt du, in dem Moment mussauch was passieren. Und es ist sehr, sehr viel passiert.Wenn du die Schlüsse nimmst, die Anfänge, die Vierer- da sind teilweise magische Sachen passiert. lchglaubg wir haben das Glück gehabt, dass wir alles inallem wirklich drei schöne Tage im Studio hatten. Dassind drei ganz unterschiedliche Gitarristen, aber jedeSession für sich war einfach großartig." Und sie hät-ten ihn immer spüren lassen, auf Augenhöhe mit ih-nen zu sein.

Aber wie hat er seine illustren Gäste überhaupt insBoot holen können? ,,Den Tommy Emmanuel kenneich seit Jahren; wir haben oft live zusammengespielt,und ihn habe ich auch als Ersten gefragt, würdest dumal mitspielen auf einer CD, das war immer einWunschtraum von mi[ dass wir da mal was dokumen-tieren können. Na klar, ich bin dabei; wir müssen nureinen richtigen Zeitpunkt finden. Und ich habe ihndann erwischt; er hat in Deutschland gespielt und hat-te zwei Konzerte nacheinander in derselben Stadt,was sehr von Vorteil ist, weil er dann mal einen Vor-mittag Zeit gehabt hat, weil kein Soundcheck und sol-che Geschichten mehr anstanden. Wir hatten für dieAufnahmen knappe drei Stunden".

lm September 2014 trifft Joscho beim Django Rein-hardt Festival in Seattle Stochelo Rosenberg, den erauch schon seit ein paar Jahren kennt. ,,ln den zweiFestival-Tagen kamen wir dann noch etwas besser insGespräch, und ihn habe ich dann auch gefragt, ob ermitmachen würde, und er hat sofort zugesagt, undmit ihm sind dann die nächsten Aufnahmen entstan-den." lm Dezember 2014 ging es für ,,ein bisschenmehr klassisches Material von Django Reinhardt undeigene Stücke" ins Düsseldorfer Studio, ,,und da hat-ten wir in vier, fünf Stunden unzählige Takes, ich glau-be, das waren so 28 Stück, von fünf, sechs Stücken.Und interessanterweise auch da, wie bei Tommy, ha-ben wir uns fast immer für den ersten oder zweitenentschieden. "

,,Der letzte Gast, der dann noch fehlte, war Bir6liLagröne. Mit ihm habe ich noch im Januar diesen Jah-res aufgenommen, und dann war alles fertig. Dasmuss über ein Jahr her sein, da kriegte ich plötzlicheine Nachricht über Facebook, und da schrieb michein Typ an, na, wie geht's und schöne Grüße Bir6liLagröne. lch dachte, das wäre irgend jemand, der jetztmal als Biröli auftritt. Aber ich dachte, ich bleib ein-fach nett: lch weiß ja gar nicht, ob du wirklich Birölibist; aber falls du es bist, also: Du bist ein wunderba-rer Musiker und toller Gitanist, und vielen Dank fürdie jahrelange Arbeit, die du geleistet hast! 5o unge-fähr, weil ich dachte vielleicht gibt's ja doch eineChance, dass er das wirklich ist. Und er schrieb zu-rück: Nee, nee, ich bin das wirklich. Danach haben wirauch mal telefoniert. Und dann war das ein ganz coo-ler Satz, den er gebracht hat, als ich ihn fragte: sagmal, Biröli, jetzt spielst du schon 40 Jahre; wie hast dudenn mitbekommen, dass ich auch Gitane spiele? Soungefähr. Und da sagt er: ,Das ist lustig. Die gleicheFrage habe ich George Benson auch mal gestellt'."

Text: Alexander SchmitzFoto: ReinerWitzel

CD: Joscho Stephan ,,Guitar Heroes feat. Tommy Em-manuel, Bir6li Lagröne, Stochelo Rosenberg", MGL1 001 .1 04