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01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 · 2015. 9. 26. · klang. Dieses Tier besitzt einfach ei-nen stimmigen, sonoren, selbstver-ständlichen Ton. Das birgt aber eine gewisse Gefahr für den

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Musikserver ReQuest Audio The BeastAutor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter

Was passiert, wenn ein High-End-

Hersteller einen wirklich audiophi-

len Musikserver baut? Einen, der

völlig intuitiv zu bedienen sein soll,

dabei universell, zukunftsicher und

absolut absturzfest. Die Frage beant-

wortet jemand, der Server und Strea-

mer nie recht mochte.

Dr. Gilleys Wunderwesen

Das hätte man mir mal vor 40 Jahren sagen sollen: Du wirst in ei-nigen Jahrzehnten, also so ungefähr im Greisenalter, um die 1000Alben in einem Testgerät haben. Damit wäre der verfügbare Platzaber erst zu einem Viertel genutzt. Und wenn dir tatsächlich nachnoch mehr Auswahl sein wird, stellst du einfach einen Miniatur-Datenspeicher daneben. Alles superbequem vom Hörplatz aus zusteuern, von einem beliebigen deiner kleinen kabellosen Hand-schmeichler, die dich mit diesem Superrechner verbinden, dir Co-ver und Künstler und überhaupt alles anzeigen, was du willst. Unddas Beste: Es wird so fantastisch klingen, wie du es dir nur Tagevorher nicht vorstellen konntest. Und es wird immer, einfach im-mer funktionieren, nie „stottern“, nie hängen bleiben, wie man sa-gen wird, nie Unverständliches tun oder von dir nervtötendes Spe-zialwissen verlangen. Deine Mutter wird es bedienen können.

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Den ersten Teil hätte ich damals womöglich sogar geglaubt, ichwar schließlich eifriger Science-Fiction-Leser. Aber dann: Fürmich klangen die Server und Streamer, die ich zu hören bekam, niewirlich befriedigend, sie kamen nicht an die CD-Wiedergabe mei-ner aktualisierten Jadis-Digital-Kombi oder des Spectral SDR-4000SL heran, auch nicht in 24-Bit-Auflösung, gleichgültig, wie oftsie sonstwo gepriesen wurden. Innere Dynamik, oft Grobdynamik,Plastizität, Dabeiseinseindruck, es mangelte hier und da. Dann diepraktischen Probleme, Aussetzer und Abstürze und nie fertig wer-dende Updates, die haarsträubendes Verhalten in den Griff be-kommen sollten. Und wie oft bekam ich auf die Frage nach einemRechner-gestreamten Titel die Entgegnung, das wisse man geradenicht, sei halt ein WAV-File (ich erinnere das allein dreimal von derdiesjährigen High End). Ein einziges Missvergnügen.

xxxMitspielerLaufwerke: TW Acustic Raven Black Night, Brinkmann LaGrange 2-Arm / RöNt 2,Nottingham Deco Tonarme: ViV Rigid Float, Nottingham Anna II, Thales, Brinkmann12.1 Tonabnehmer: Kondo IO-M, London Reference, Soundsmith Strain Gauge, Orto-fon Cadenza Mono, Air Tight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti Phonoübertrager:Kondo KSL-SF-Z Phonostufen: Kondo KSL-M7, Gryphon Orestes CD-Laufwerk: Ja-dis JD1 Pro MkII D/A-Wandler: Jadis JS1 MkIV Tuner: Marantz 10B Vorverstär-ker: Kondo KSL-M77 Endverstärker: Jadis JA 80 (2010), Gryphon Reference OneLautsprecher: Mårten Bird 2, Living Voice OBX-RW Kabel: Kondo KSL-LPz, KSL-SPz2, KSL-ACz Signature/Furutech E50(R), Acoustic System Liveline RCA Special, Har-monix Golden Performance, Aural Symphonics Magic Gem v2t, Adagio Audio DigitalReference Zubehör: Hensler Cablewave NL-7 + NP-1000, Netzleiste Magnan Signa-ture, Audioplan Powerstar, Antispikes, Acoustic System Resonatoren, Shakti Hallo-graph, Harmonix RFA-78i, RF-999 MT, TU-220 MT, TU-210 ZX, MY-TU-201, Tuning Spi-ke Base RF-900, Shakti Stones, Regale: Thixar SMD, HRS, Audio Magic Delta,Salamander Design, Black Forest SoundBoards + SoundBridges, Shun Mook ValveResonators, Mpingo Discs, L’Art du Son CD-Reiniger + Record Cleaning Fluid, Stylastxxxx

Zeitsprung. Ich sitze vor einemwuchtigen, aber mit seiner geschwun-genen und geriffelten Frontpartieauch beweglich und elegant wirken-den Musikserver mit dem sprechen-den Namen „The Beast“. Seit Monatenim Betrieb, weigert sich The Beast be-harrlich, irgendeinen Ärger zu verur-sachen, nicht den kürzesten Aussetzerhatte er produziert. Also probiere iches mit etwas Gewalt, ihn aus dem Kon-zept zu bringen: Musik laufen lassenvon den internen SSD-Festspeichern,währenddessen eine CD in den Schlitzschieben, was The Beast zum automa-tischen Rippen bewegt, dann wild aufdem Touchscreen herumtippen, ande-re Titel starten, über Shoutcast, einender vorinstallierten Radio-Streaming-dienste, einen Sender anwählen, undzu guter Letzt einfach mal, nochwährend des CD-Einlesevorgangs, dieCD-Auswurftaste gedrückt halten.Was passiert? Die Musik läuft un-gerührt so wie gewählt, die CD kommtaus dem Schlitz, zwei bereits eingele-sene Titel sind verfügbar. Besser geht’snicht!Wie das alles gelingt, wonach andere

Hersteller jahrelang mit teuren IT-Entwicklerteams streben? Das ist einespannende Geschichte wie sie eigent-lich nur einmal so passieren kann.Startpunkt: ein HiFi-verrückter Her-steller von High-End-Lautsprechern,der Schweizer Uhrmachersohn (wasdenn sonst?) Gerhard Schneider. Er

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hatte in den Achtzigerjahren mit seinen Acustic-Lab-Modellrei-hen Bolero und Stella hauptsächlich in Japan große Verkaufser-folge erzielt und sah sich nach der Asien-Krise in den spätenNeunzigern nach einem neuen Betätigungsfeld um. Mit dabeisein alter Freund Rene Etter, der sich in der Schweiz als High-End-Händler einen Namen gemacht hatte. Schneider stieß aufden US-Hersteller ReQuest, der damals schon Musikserver bau-te und WAV-Files, also das Format, mit dem sich Musik auf CDsbefindet, auf Festplatten kopierte, dies, als alle Welt noch mitlächerlichen MP3-Daten hantierte. Die beiden Schweizer stelltenfest, dass die Server von ReQuest absolut standfest waren unddazu gut klangen, beides Ergebnis jahrelanger Software-Ent-wicklung.Da sich Etter schon lange mit Musikwiedergabe vom Compu-

ter beschäftigt hatte und überzeugt davon war, dass das sogarbesser als von CD klingen könnte, sprang er besonders auf dieLinux-basierten Lösungen von ReQuest an. Beide versuchten,den US-Hersteller davon zu überzeugen, seine Server audiophi-ler zu bauen. Die bekundeten daran jedoch keinerlei Interesse,verkauften sich ihre Server doch auch so vieltausendfach. Ab2004 fingen Schneider und Etter daher an, eigene Server mit derultra-stabilen und bewährten ReQuest-Technik herzustellen unddiese audiophil auszurüsten, nicht zuletzt bei den Audio-Schnittstellen. Außerdem wollten sie die Geräuschentwicklungdurch Ventilatoren und Festplatten vermeiden und für eine ein-fache Bedienung der Geräte sorgen.Laut Gerhard Schneiders Bericht sollen die eigenen Server ab

2008 schon sehr gut geklungen haben, ab diesem Zeitpunkt gin-gen die US-Verkäufe von ReQuest wegen der Immobilienkrise so

Oben: Klangdienlich und zukunftssicher: Der modulare Aufbau erlaubt demHersteller, eine 10jährige Update-Garantie für zukünftige Technologien zugeben. In rot, silber und schwarz die qualitativ unterschiedlichen und leichtwechselbaren Clocks

Unten: eines der aus dem Vollen gefrästen Aluminium-Blöcke für eine opti-male Temperatur- und Resonanzstabilität

stark zurück, dass die Amerikaner sichfür audiophile Mitentwicklungen öff-neten. In der Folge wurde zusammenmit einem von der Idee des ultimati-ven Musikservers begeisterten Privat -investors die ReQuest Audio Switzer-land AG gegründet, dann kaufte manwegen der Software und der Entwick-lungsressourcen die ReQuest LLC inUSA. Später kam noch der High-End-Digitalspezialist MSB mit seinen Bau-gruppen als Zulieferer ins Boot. TheBeast nahm immer mehr Gestalt an. Was Ende 2013 in die Serienpro -

duktion ging, verblüffte mich vom er-sten Moment an. Nicht, weil ein fürmein Auge wirklich schönes, zeitlosesÄußere gelungen war, sondern weilThe Beast gleich mit den ersten TaktenMusik „richtig“ in meinen Ohrenklang. Dieses Tier besitzt einfach ei-nen stimmigen, sonoren, selbstver-ständlichen Ton.Das birgt aber eine gewisse Gefahr

für den Besitzer: Man ist geneigt, eseinfach spielen zu lassen, es erst garnicht durch den üblichen High-End-Aufstellungsparcours zu schicken.Warum sich um klangliches Finetu-ning bemühen, wenn eh schon allessubstanziell und ausgewogen klingt,eben sprichwörtlich im Lot ist? Werwissen will, was wirklich im Beaststeckt, sollte jedoch über diesen,durchaus angenehmen, trägen Punkthinauskommen und beispielsweiseein paar Versuche zur Aufstellung ma-chen. Ich startete damit, das knapp 35Kilogramm schwere Teil vom Birken-Schichtholzregal auf ein Thixar SMD-Rack zu stellen. Wow, jetzt gewannenFeinstauflösung, vor allem die Ober-ton-Ausdehnung, der Bass griff mehr

Musikserver ReQuest Audio The Beast

durch, die Raumgrenzen wurdendeutlicher. Auf der Supreme Sessions 1(Marten Recordings) rückte die Stim-me näher, die Griffgeräusche auf derGitarre gehörten jetzt eindeutig zumKorpus, wirkten nicht wie etwas abge-trennt im Raum, und bei „Can’t Be -lieve He Ever Said Goodbye“ hebt dieStimme schneller und intensiver ab als

vorher. Noch deutlicher wird dieser Aspekt bei Orffs Die Klugeunter Herbert Kegel, jetzt erklingen die Stimmen dramatischer,der Trommelschlag nach „dann wirft er dich in seinen Turm“ ge-lingt energischer, alles findet raumgreifender statt und verhilftden dramatischen Szenerien zu einer livehafteren klanglichenInszenierung. The Beast ist eben nicht nur ein Wunder an Zuverlässigkeit, an

einfacher Bedienung und stimmigem Klang. In ihm steckt auchtatsächlich ein wildes audiophiles Tier, man sollte es mit ein paarder üblichen Maßnahmen herauslassen, Aufstellung, Kabelver-suche und Derartiges. „Wunder“ wurde übrigens schnell meinStichwort, während mir das gleichermaßen äußerst gutmütigewie wilde Tier ans Herz wuchs. Unglaublich, was es alles kannund wie intuitiv man damit umzugehen lernt. Nach einigen Ta-gen schoss mir der Titel eines alten Science-Fiction-Romans

durch den Kopf, den ich als Jugendlicher gelesen hatte, „Dr. Gilleys Wunderwesen“, und The Beast verband sich mehr undmehr mit diesem „Wunderwesen“. Ein paar Beispiele, warum dasso ist: Wer kein Internet im Haus will, keine Wireless-Lan-Verbin-

dung, kann das Beast einfach wie einen CD-Spieler mit Riesen-Musikspeicher verwenden. Simple Bedienung am Touchscreen,die Titelsuche kann auf verschiedene Arten erfolgen, Eingabemit Tastatur, Durchlaufenlassen der Cover (mit sanftem Nach-wippen wie bei Apple, cool), über schon erstellte Playlisten,kürzlich gespielte oder hinzugefügte Titel – alles selbsterklärendund wunderbar übersichtlich. Wer es etwas komfortabler mag,schließt ein Lan-Kabel an, macht The Beast damit zum Senderund Empfänger von Steuerbefehlen und Informationen zur ge-spielten Musik, und kann es somit über ein Smartphone, iPadoder einen anderen Rechner steuern. ReQuest leistet sich einenLizenzvertrag mit Gracenote, der großen CD-Datenbank, dieauch von Apple genutzt wird. Hängt The Beast am Netz, lädt esautomatisch die verfügbaren Covers, Titelinfos und Begleittexte.Also kaum noch WAV-typische unbekannte Titel. Mir hat gut ge-fallen, dass zwar kurz nach Veröffentlichung des fantastischenneuen Swans-Albums To Be Kind (Stumm/2-CD, 3-LP) die Daten dazu noch nicht verfügbar waren, aber bereits nach mei-ner händischen Eingabe des Wortes „Swans“ gefunden und demAlbum automatisch zugeordnet wurden. Alles ohne Bedie-nungsanleitung, die Bildschirmanzeige des Beast führt einen in-tuitiv. Obwohl das User Interface, die Benutzeroberfläche, absolut

vorbildlich ist (und wo gibt es sonst ein Modul für fast jede be-liebige Sprache?!), ein kleiner Bug, eine Unstimmigkeit ist mir

Links: The Beast sieht auch mit abgenommem Deckel so edel aus wie eineschweizer Uhr von innen. Die blauen SSD-Festspeicher sind bis 2 Terabyteaufrüstbar

Rechts: die Innenansicht des Netzteils, oben der Ventilator. Selbst mit denOhren an der Rückseite des Gerätes ist er nur sehr leise wahrnehmbar undauch in einem ruhigen Raum ab einem Meter Abstand praktisch nicht mehrzu hören

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dennoch aufgefallen: Hört man Radiomit den unzähligen Programmen, dieleicht auffindbar in SHOUTcast, Tun-eIn Radio oder JazzRadio vorgespei-chert sind und sich wiederum auchfür einen Anfänger leicht in eine Favo-ritenliste legen lassen, wird unter be-stimmten Bedingungen eine falscheDatenrate angezeigt – dann, wennman den aktuell gestreamten Musikti-tel für Zusatzinfos anklickt. Die klang-lich entscheidende Vorauswahl überdie Qualität der Datenrate funktio-niert aber perfekt, und die derzeit 374Sender, die mit 320 KBit ins Netz ge-hen, klingen zum Teil sehr anständig,etwa „Audiophile Jazz“ (die gern sehrrobust die Stile wechseln, in 10 Minu-ten vom Mahavishnu Orchestra zuOldtime-Jazz zu Sarah Vaughan). Dassetwa der Bayerische Rundfunk seinBR-Klassik mit einer lausigen Daten-rate in die Leitungen tröpfelt, dafürkann The Beast wirklich nichts. Gene-rell sollte man sich von Internet Radiomomentan noch keinesfalls etwas er-warten, das in die Nähe des Klangpo-tenzials des Beast kommt. Gerhard Schneider sagte mir, dass es

auch Kunden gebe, die zwar so ein Wi-reless-Zeug nicht im Haus haben wol-

len, aber das Beast dennoch vom Sitzplatz aus bedienen wollen.Für die soll es in Kürze tatsächlich eine kabelgebundene Fernbe-dienung geben. Unglaublich, man ahnt, wie sehr der Herstellerbestrebt ist, das Gerät den realen Benutzern anzupassen, damitnicht die Benutzer sich dem Gerät anpassen müssen. Wer sich fürdie Verbindung mit dem Netz entscheidet – das USB-Interfacestammt wie die Digitalsektion von MSB – hat mehrere Vorteile,einer beweist nochmal, wie sehr man in der Schweiz an die Be-lange der Kunden denkt: Für den Service ist ein „ARQ-Link“ ge-nanntes Kontrollsystem eingerichtet, mit dem sich sämtlicheFunktionen des Beast vom Hersteller aus der Entfernung über-wachen lassen. Das Laden von Software-Updates gehört dazu, imExtremfall könne man sogar Festplatten reparieren, einige Kun-den lassen sich auch CDs durch ReQuest aufspielen. Schneiderbetont, dass mit ARQ-Link ein Zugriff auf Computer oderSmartphone der Kunden unmöglich sei. Aus Datenschutzgrün-den hält er es für ein Unding, dass der Service mancher Herstel-ler durch sogenanntes „Team view“ auf den heimischen Rechnererfolge, was bedeutet, dass der gesamte Computer offen liegt wieein Buch. ReQuest garantiert übrigens eine Update-Sicherheit von

ganzen zehn Jahren. Ein sehr selbstbewusstes Versprechen, wennman bedenkt, wie schnell die technische Entwicklung ist, in derviele Geräte schon 10 Minuten nach dem Kauf veraltet sind. AberThe Beast ist komplett modular aufgebaut, sämtliche Bestand-teile sind leicht zugänglich und wechselbar. Auch die klanglich soentscheidende Clock lässt sich optional schnell gegen andereModelle tauschen, ich habe es mit den drei verfügbaren Typenvon MSB probiert: Mit der Clock, die The Beast als Standard enthält, spielt es wie

beschrieben, harmonisch, voll, kräftig und angenehm. Was De-

Alles für den Klang: Sorgfältige Kabelführungund resonanzdämpfender Verguss von Bau-teilen im Netzteil

Optional erhältlich: Die analog aufgebaute Lautstärkeregelung Diamond vonMSB, erkennbar an der Ummantelung mit Kupferfolie

der Stimme. Dazu war die Abbil-dungshöhe der gesamten Darstellungjetzt auffällig überzeugend, aus demOrchester fielen vorher nicht wahrge-nommene Geräusche auf. Und dannder Stimmausdruck bei „Credi ma seicrudel!“ – höchst differenziert, vonAugenblick zu Augenblick mit eineranderen verzweifelten Beimengung.Das schmerzliche Grauen dieser Sze-ne, allgemein die große innere Bewe-gung, alles das, was Cecilia Bartoli soauszeichnet, die ja keine „große“ Stim-me besitzt, das ist jetzt zu hören undman begreift, die Größe ihrer Stimmeliegt eben im feinnervigen Ausdruckund ihrer Leidenschaftlichkeit. Verblüffend, wie ähnlich The Beast

und die Kombo von Jadis sich jetztsind, das Wunderwesen aus derSchweiz kommt räumlich etwas weitervor und mag vielleicht deswegen eineWinzigkeit charakteristischer zeich-nen, die Franzosen haben womöglichin der Abbildung der Höhe die Naseminimal vorne. Jedenfalls sind die Un-terschiede eher unbedeutend und mit

tailreichtum, Feinauflösung, dynamische Attacke und Bühnen-definiton betrifft, kommt das Beast damit nicht an die aktuelleVersion der viel teureren, großen Jadis-Digitalkombi heran. DerVergleich ist natürlich auch deswegen nicht fair, weil das Beastals Musikserver weitaus mehr kann. Bei der nächstgrößerenClock von MSB, sie nennt sich, abgeleitet von der unvorstellbarkleinen Zeiteinheit der Femtosekunde, „Femto 140 Clock“ undsoll die zweitgenaueste auf dem Markt sein, bei ihr also sieht dasklangliche Bild schon ein ganzes Stück anders aus. Im Grundtonwirkt das Beast etwas kräftiger, spielt zwar im direkten Vergleichum eine Spur weniger fein und räumlich differenziert als Jadis,aber immer wieder auffällig mit dieser wunderbaren harmoni-schen Struktur, maximal entfernt von dem, was viele als anstren-genden oder künstlichen Digitalklang beschreiben. Damit habeich mit größtem Vergnügen die meiste Zeit gehört, wieder ohnegroßes Verlangen nach Änderungen. Schließlich setzte ich die große „FemtoSecond Galaxy Clock“

ein, laut MSB der für Audio-Zwecke genaueste Zeitgeber über-haupt, mit einer maximalen Jitter-Rate von 77 Femtosekunden.In „Sposa, Non Mi Conosci“ von Cecilia Bartoli (Sospiri, Decca,2-CD) rückten die Streicher näher, klangen offener und kraft-voller, ihr rhythmischer Ausdruck hatte deutlich gewonnen, dieTastenanschläge rechts erklangen nun akzentuierter, das Spielwurde unmittelbar hörbar zum echten Zusammenspiel. Ein Er-eignis jetzt Bartolis Auftritt: Ihr Gesang kam nun ganz wunder-voll mit dem ganzen Körper, der stand völlig frei vorne, mit hör-barem Raum und Bewegung, die Plosive blieben noch besser bei

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Musikserver ReQuest Audio The Beast

anderen Kabeln oder veränderter Aufstellung verschieben siesich schnell. Es stellt sich die Frage, wie es den Schweizern gelang, ihren Mu-

sikserver mit einem derart phänomenalen Klang auszustatten,wo er doch permanent im Hintergrund ablaufende Operationenauszuführen hat, die potenziell klangschädlich sind. Neben denHightech-Clocks von MSB und der völlig stabil laufenden Soft-ware stecken im Beast diverse audiophile Ausstattungen, dieüber die langen Entwicklungsjahre immer weiter gewannen:Entscheidend für die außergewöhnliche Auflösungsfähigkeit istsicherlich das Netzteil, welches dafür sorgen muss, dass die feins -te Signalebene nicht einfach im Eigengeräusch untergeht.Tatsächlich gibt ReQuest Audio Switzerland einen Fremdspan-nungsabstand für die Stromversorgung von extrem hohen 160Dezibel an; alles über 130 Dezibel darf hier als herausragend gel-ten. Die Maßnahmen beginnen hier bei einem eigenen Netzge-nerator, um ein perfektes Sinussignal zu erhalten, über eine Tem-peraturkontrolle und -regelung der DAC- und Analogboards,

was auch die schwachen Gleichspan-nungsversorgungen absolut stabil hal-ten soll, bis hin zu Spezialkabeln fürdie DC-Verbindungen und eine effek-tive Kapselung des Netzteils. Wichtig scheint mir auch zu sein,

dass die in Zusammenarbeit mit MSBentwickelte Wandlersektion alle ein-kommenden Digitalsignale nativ ver-arbeitet, sprich, kein Upsampling oderandere vermeintliche Aufwertungenbetreibt. Damit liegen ReQuest undMSB auf einer Linie etwa mit Kondound Jadis. Selbstverständlich spieltThe Beast aber auch höher getakteteSample-Formate ab als die 44100 vonCD-WAV, bis zu 384000, das in 16, 24oder 32 Bit und auch im FLAC-For-

Sehr begrüßenswert: Der Digital-Analogwandler hat keinen Eingang. Das vermeidet Jitter, der durch jede Verbindungund jeden Eingangsumschalter entsteht. Hier läuft der DAC also von einer einzigen Clock

Roman „Dr. Gilleys Wunderwesen“ hatte, schaute ich den ir-gendwann im Netz nach. Wissen Sie, wie sein englischer Origin-altitel lautet? „B.E.A.S.T.“! Unser Gehirn birgt immer wieder er-staunliche Überraschungen. Und es ist viel leistungsfähiger alswir denken. So wie auch The Beast.

mat, dazu sämtliche vier DSD-Forma-te, die für den audiophilen Bereichderzeit an Bedeutung gewinnen. Zu-sammen mit dem modularen Aufbaugeht es wohl nicht zukunftssicherer.Nicht im Testgerät eingebaut war die

optionale, analog aufgebaute Laut -stärkeregelung von MSB, genanntDiamond. Für 3000 Euro Aufpreiskann The Beast damit nicht nur End-stufen ohne dazwischengeschalteteVorstufe ansteuern. Über den zusätzli-chen XLR-Eingang wird der Musikser-ver damit selbst zur Vorstufe, wennnur ein weiteres Gerät angeschlossenwerden soll. Praktisch kann der Ein-gang auch ohne Diamond Lautstärke-regler sein, wenn die verwendete Vor-stufe nicht genug Eingänge besitzt.Für mich wurde The Beast schnell

zum ersten Server oder Streamer, dermich klanglich nicht nur vollständigbegeistert, sondern den ich auch im-mer mit richtiger Freude bedient ha-be, ohne jede Einschränkung. Weil ichwegen seiner Fähigkeiten wiederholtdie Assoziation zum Science-Fiction-

xxxxMusikserverReQuest Audio The BeastDigitaleingänge: keine Digitalausgänge:S/PDIF koax (Cinch und BNC), AESUEBU,Toslink, Pro i2S Analog-Ausgänge: Sym-metrisch XLR, Cinch Besonderheiten: Aus-gangspegel ohne Volumemodul in 3dB-Schritten anpassbar, Schalttrigger für Endstufen Ausgangsspannungen: 5 Vsymmetrisch, 3,6 V asymm., jeweils in 3-dB-Schritten anpassbar Frequenzgang:0 – 30 kHz (-3dB) Ausgangsimpedanz: 50 Ohm Optional: MSB Diamond Lautstär-keregelung 3000 Euro, Femto 140 Clock 6250 Euro, FemtoSecond Galaxy Clock10000 Euro Maße (B/H/T): 44/19/45 cm Gewicht: 34,6 kg Garantie: 2 Jahre,SSD: 3 Jahre Preise: 28750 Euro (1TB SSD), 29750 Euro (2 TB SSD)

Kontakt: hifi2die4, Austraße 9, 73575 Leinzell, Telefon 07175/90 90 32, www.hifi2die4.dexxxx