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1 Gleichungen im Mathematikunterricht der Klassen 5 bis 10 Teil I Didaktik der Algebra (11)

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Gleichungenim Mathematikunterricht

der Klassen 5 bis 10

Teil I

Didaktik der Algebra (11)

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Gleichungen waren bis zu Beginn des

20. Jahrhunderts der zentrale Begriff in der

Mathematik. In der Geschichte der Algebra haben

die Gleichungen von je her eine bedeutende

Rolle gespielt; vielfach waren weite Teile der

Mathematik eigentlich eine Theorie der

Gleichungen.

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Viele bedeutende Sätze in der Mathematik

können dem Lösen bzw. der Gültigkeit von

Gleichungen zugeordnet werden. Nicht nur in

der Algebra spielte das Lösen von

Gleichungen bzw. Gleichungen als

Ausdrucksmittel eine wichtige Rolle.

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Ein Nachteil der klassischen Gleichungslehre in

der Schule war vor allem eine Beziehungs-

losigkeit verschiedener Gleichungstypen und

ihrer Lösungsverfahren. Die Methoden der Logik

und Mengenlehre sollten hier u.a. eine

einheitliche, systematische Sicht bringen.

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Logik und Mengenlehre verhalfen zwar zu einem

einheitlichen Begriffsapparat, aber mit der sog.

Neue Mathematik ergaben sich auch die

bekannten Nachteile der Überbetonung des

Formalismus und des Verlustes des Inhaltlichen.

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Das Zurückschrauben der Reform brachte für die

Gleichungen im Mathematikunterricht vor allem

eine Orientierung zum Inhaltlichen und eine

Reduktion der Terminologie. Später kam die

Auseinandersetzung mit Fehlermustern und der

unterschiedlichen Vorstellung von Schülern und

Lehrern hinzu.

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Die Existenz und der Einsatz von Computer-

programmen zum Lösen von Gleichungslösen führt

derzeit zu einer Verschiebung der Lernziele beim

Gleichungslösen. Es wird mehr Wert auf das

Verständnis und Grundfähigkeiten und weniger auf

die Perfektionierung von algorithmischen

Fähigkeiten gelegt.

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Die große Bedeutung von Gleichungen als

Ausdrucksmittel in der Mathematik wird deutlich,

wenn man die Verwendung von Gleichungen in

den verschiedenen Teilgebieten betrachtet.

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Für den Bereich der Zahlen ist festzustellen, dass

grundlegende Eigenschaften der Zahlbereiche formal

durch Gleichungen beschrieben werden

(Kommutativgesetz, Assoziativgesetz ...).

Auch Beziehungen zwischen Rechenoperationen

werden durch Gleichung ausgedrückt:

a + b = c a = b - c.

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Auch die Termumformungen basieren auf

Gleichungen. Hier handelt es sich um

allgemeingültige Gleichungen, bei denen beide Seiten

Terme sind.

Terme ergeben sich häufig als Rechenschemata, die

durch Umformungen zu Formeln werden. Formeln

sind wiederum ein anderer Typ von Gleichungen.

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Eigenschaften von Funktionen werden ebenfalls

häufig durch Gleichungen ausgedrückt, so z.B. die

Symmetrie zur y-Achse: f(x) = f(-x).

Aber auch die Verwendung von Funktion liefert

vielfältige Gleichungen, z.B. bei der

Nullstellenberechnung usw..

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Bevor konkret die Behandlung von Gleichungen im

Mathematikunterricht betrachtet wird, sollen einige

Aspekte zum Umgang mit Gleichungen diskutiert

werden. Hier handelt es sich um

das Lernen von Algorithmen für Gleichungen,das Umformen von Gleichungen,das Lösen von Sachaufgaben.

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Bei den Algorithmen für Gleichungen geht es

vor allem um Algorithmen zum

Gleichungslösen.

Ein schnelles und sicheres Lösen von

Gleichungen setzt eine algorithmische

Lösungsstrategie voraus.

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Bei elementaren Gleichungen über Q bzw. R

sind sich die Schüler meist nicht bewusst, dass

sie Algorithmen verwenden. Durch den zeitlich

langen Umgang mit Zahlen haben sie sich diese

Algorithmen unbewusst angeeignet.

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Haben Schüler die entscheidenden Ideen eines

neuen Algorithmus nicht verstanden, so werden

sie ihn relativ schnell wieder vergessen bzw.

leicht Fehler bei der rein schematischen

Anwendung machen.

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Nach wiederholte Anwendung eines Algorithmus

neigen viele Schüler zu Verkürzungen. Gerade

wenn wenig Erfahrung mit einem neuen

Algorithmus vorliegt, ist vor einem

Verkürzungsstreben zu warnen.

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Das sichere Beherrschen eines Algorithmus setzt

verschiedene, hierarchisch geordnete Fähigkeiten

voraus. Beim Lösen von linearen Gleichungen

beispielsweise sind dies Kenntnisse über

globale Vereinfachungsstrategien für lineare Gleichungen,Äquivalenzumformungen für Gleichungen,Termumformungen,Grundrechenarten.

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Das Entwickeln von Algorithmen zur Lösung von

Klassen bestimmter Aufgaben ist eine

mathematisch-kreative Leistung. Die Fähigkeit zur

Algorithmisierung ist von großer Bedeutung und ist

als Ziel des Mathematikunterrichts unbedingt zu

fördern.

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Demgegenüber ist eine Überbetonung des

algorithmischen Arbeitens zu vermeiden, da

dadurch Problemlösefähigkeiten nicht gefördert

werden. Algorithmisches Arbeiten dient vor allem

dazu, bei Problemlöseaufgaben Teile des Problems

ohne großen Aufwand zu bearbeiten und somit den

Kern des Problems im Auge zu behalten.

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Umformen von Gleichungen

Beim Umformen müssen die Schüler zwei Typen

unterscheiden: Zum Einen die Termumformungen,

wo nur beide Seiten der Gleichung unabhängig

voneinander sind, und zum Anderen die

Äquivalenzumformungen von Gleichungen, wo

beide Seiten abhängig voneinander umgeformt

werden.

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Für die Äquivalenzumformungen von

Gleichungen gibt es als klassische

Grundvorstellung das Waagemodell. Aber auch

die Repräsentation anhand von Längen oder die

Verwendung von Elementarumformungsregeln

werden als mögliche Erklärungsansätze

genannt.

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Nach dem Waagemodell kann man auf beiden

Seiten der Gleichung das gleiche tun, so wie

man bei einer (Balken-)Waage im Gleichgewicht

auf beiden Waagschalen gleiche

Gewichtsveränderungen vornehmen kann, ohne

dass die Waage aus dem Gleichgewicht gerät.

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Nachteil des Waagemodells ist, dass z.B. die

Multiplikation einer Gleichung mit negativen Zahlen

nicht erklärt werden kann. Entsprechende

Einschränkungen gibt es beim Längenmodell.

Malle (1993) schlägt deshalb die Elementar-

umformungsregeln als Alternative vor, die allerdings

keine anschauliche Vorstellung liefern.

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Bei Elementarumformungsregeln handelt es

sich um zwei grundlegende Regeln:

additiv: A + B = C A = C - B,

multiplikativ: A · B = C A = C : B (B 0).

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Lösen von Sachaufgaben

Sachaufgaben/Textaufgaben sind i.a. bei Schülern

besonders unbeliebt. Das Hauptproblem besteht

dabei in der Erfassung

der relevanten Informationen und dem Aufstellen

einer Gleichung. Das Lösen der Gleichung dagegen

bereitet häufig keine Probleme.

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Viele Sachaufgaben, die im Mathematik-unterricht

behandelt werden, sind sog. „eingekleidete

Aufgaben“, deren Inhalt in der Regel keinen Sinn

gibt. Dennoch haben einige dieser Aufgaben einen

Knobelcharakter, der durchaus motivierend wirken

kann.

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Beispiel:

Eine fünfköpfige Familie ist zusammen 142 Jahre

alt. Die Tochter ist halb so alt wie die Mutter, die

um vier Jahre jünger ist als der Vater. Der Sohn

ist um vier Jahre jünger als seine Schwester und

um ein Jahr älter als sein Bruder. Wie alt sind die

einzelnen Personen?

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Forderungen

Sachaufgaben sollen:

echte Umweltprobleme der Schüler ansprechen;einfach und klar in den Formulierungen sein, so dass Angaben und Problem unmittelbar zu erkennen sind;Mathematisierungsprozesse einleiten können, die ohne mathematische Hilfsmittel nicht oder nur schwer lösbar sind.

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Beispiele für realistische Sachaufgaben

ergeben sich z.B. durch Vergleiche von

- Tarifen (Strom, Telefon, Handy),

- Finanzierungspläne (Kredit, Leasing),

- Vorsorgeversicherungen (private

Rentenversicherung) usw..

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Notwendige Fähigkeiten zur Bearbeitung von

Textaufgaben:

nach Vollrath, 1994

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Bei den Schülern zeigen sich im wesentlichen

zwei verschiedene Strategien beim Bearbeiten

von Textaufgaben. Dabei liegt der Fokus

- auf der gesuchten Größe,

- auf Beziehungen zwischen Größen.

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Fokus auf der gesuchten Größe:

Ein Schüler

- ermittelt und benennt die gesuchte Größe,

- setzt damit Terme zusammen,

- setzt die Terme in Relation.

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Beispiel, bei dem sich diese Strategie anbietet:

Zwei Zahlen unterscheiden sich um 2. Vermehrt

man jede der beiden Zahlen um 3, so nimmt ihr

Produkt um 45 zu. Wie heißen die beiden Zahlen?

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Fokus auf Beziehungen zwischen Größen:

Ein Schüler

- erkennt eine Relation, die der Aufgabe

zugrunde liegt,

- setzt Terme in Relation zueinander,

- drückt die Relation durch Terme aus.

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Beispiel, bei dem sich diese Strategie anbietet:

Ein gleichschenkliges Dreieck hat einen Umfang

von 15 cm. Jeder Schenkel ist doppelt so lang wie

die Grundlinie. Wie lang sind die Seiten?

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Zum Teil sind die Aufgabentexte übersetzungs-

freundlich:

Die Zahl der Studenten ist sechsmal so groß wie die

Zahl der Professoren.

Zum Teil sind sie aber auch tückisch:

Auf einen Professor kommen sechs Studenten.

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Den Übersetzungsvorgang beschreibt Malle (1993)

in drei Schritten:

1. Vom Text zur konkret-anschaulichen

Wissensstruktur,

2. Von der konkret-anschaulichen Wissensstruktur

zur

abstrakt-formalen Wissensstruktur,

3. Von der abstrakt-formalen Wissensstruktur zur

Formel.

Jeder Schritt ist dabei fehleranfällig.

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Nach der (mathematischen) Bestimmung einer

Lösung zu einer Textaufgabe, ist es zweckmäßig

eine Probe durchzuführen. Dabei wird geprüft, ob

der Text mit der gefundenen Größe stimmig ist.

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