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Prof. W. Mauser: Vorlesung: Integratives Umweltmanagement 1 Umweltökonomie bedeutet Umweltökonomie? esteht aus Umwelt und Ökonomie Ökonomie als Wissenschaft, die sich mit Fragen der Umwelt beschäftigt nomie = Volkswirtschaftslehre, befasst sich mit Zusammenhängen im „gesamtwirtschaftlichen System“ roökonomie = Wissenschaft von nationalen Wirtschaftssystemen (Volkswirtschaften) und ihrem gegenseitigen Austausch von Waren und Dienstleistungen. roökonomie = Wissenschaft vom Wirtschaften auf der Ebene von Haushalten und Unternehmen, hier bestehen Überschneidungen mit der Betriebs- wirtschaftslehre nomie untersucht ökonomische Vorgänge und Beziehungen, insbesondere Zusammenhang mit Produktion und Konsum von Gütern sich sämtlichen physischen ökonomischen Vorgänge innerhalb der Biosphäre der e abspielen besteht eine Abhängigkeit ökonomischen Handels von der Umwelt Umweltökonomie

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Umweltökonomie

• Was bedeutet Umweltökonomie?

- besteht aus Umwelt und Ökonomie

= Ökonomie als Wissenschaft, die sich mit Fragen der Umwelt beschäftigt

Ökonomie = Volkswirtschaftslehre, befasst sich mit Zusammenhängen im

„gesamtwirtschaftlichen System“

Makroökonomie = Wissenschaft von nationalen Wirtschaftssystemen

(Volkswirtschaften) und ihrem gegenseitigen Austausch von Waren

und Dienstleistungen.

Mikroökonomie = Wissenschaft vom Wirtschaften auf der Ebene von Haushalten und

Unternehmen, hier bestehen Überschneidungen mit der Betriebs-

wirtschaftslehre

Ökonomie untersucht ökonomische Vorgänge und Beziehungen, insbesondere

im Zusammenhang mit Produktion und Konsum von Gütern

Da sich sämtlichen physischen ökonomischen Vorgänge innerhalb der Biosphäre der

Erde abspielen besteht eine Abhängigkeit ökonomischen Handels von der Umwelt

=> Umweltökonomie

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Umweltökonomie

• Fast alle menschlichen Handlungen, die die Umwelt beeinflussen haben mit ökonomischen Vorgängen und Entscheidungen zu tun!

Diese Vorgänge und Entscheidungen folgen Gesetzmäßigkeiten, deren wissenschaftliche Erforschung Inhalt der Ökonomie und dabei speziell der Umweltökonomie ist.Wenn man wissen will warum Menschen in einer bestimmten Weise mit der Umwelt umgehen ist es wichtig, auch ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu studieren.

Ökomomen sagen: „Wir leben unter dem kalten Stern der Knappheit“

d.h. dass man nicht beliebig viel von allem haben kann!z.B. Kino oder Kneipez.B. Verbesserung der Umweltqualität oder Urlaub fahren

Knappheit erzeugt ZielkonflikteKnappheit verleiht Gütern und Dienstleistungen im Wirtschaftssystem einen Wert, dieser wird durch den Preis ausgedrückt.

=> Ökonomen sind von ihrem Fach her prädestiniert solche Zielkonflikte darzustellen und bestmögliche Lösungen zu finden

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Umweltökonomie

• Wenn menschliche Verhaltensweisen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, dann ist es auch möglich, das Umweltverhalten von Menschen im Rahmen der ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu beeinflussen

• Die Umweltökonomie hat damit also Aufgaben wie– Erforschung der wechselseitigen Beeinflussung des Lebenserhaltungssystems der Erde und der

ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zur Definition bestmöglicher Lösungen für den Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie.

– Entwicklung von Instrumenten zur Beeinflussung des Umweltverhaltens und damit Schaffung der wissenschaftlichen Grundlage der Umweltpolitik.

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Umweltökonomie

• Mensch in der Frühzeit: Versorgung ausschließlich durch Naturgüter.

Naturgüter sind Güter, die aus der Natur entnommen werden

• Mensch heute: Versorgung fast ausschließlich durch Wirtschaftsgüter

Wirtschaftsgüter sind Güter, die durch das Wirtschaftssystem erzeugt werden.

z.B. werden elementare Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme nur noch in Ausnahmefälle (Gemüsegarten) aus der Natur gedeckt. Nahrungsmittel werden üblicherweise von der Landwirtschaft bzw. der Nahrungsmittelindustrie produziert.

• Wirtschaftsgüter bilden damit die zentrale Lebensgrundlage des Menschen, die Natur spielt dabei nur mehr indirekt eine Rolle.

• Damit stützt sich die Lebensgrundlage des modernen Menschen auf zwei Säulen:– Die natürliche Umwelt als Lebensraum (z.B. Luft, Wärme, Sonne, etc.)

– Für den Lebensunterhalt benötigte Wirtschaftsgüter (z.B. Nahrungsmittel, Wasser)

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Umweltökonomie

Umwidmung von Naturgütern

Entnahme von Rohstoffen

Abfälle

Menschliche Lebensgrundlagen

BiosphäreKonsum von Wirtschaftgütern

Produktion von Wirtschaftsgütern

Einsatz natürlicher Ressourcen

Beziehung zwischen Mensch, Wirtschaft und Natur:

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Umweltökonomie

• Für die Produktion von Wirtschaftsgütern werden Produktionsfaktoren benötigt:– Arbeit – Sachkapital– Dauerhaft nutzbare Naturgüter (erneuerbare natürliche Ressourcen): können

fortwährend genutzt werden und bleiben in ihrem Bestand erhalten– Natürliche Rohstoffe: werden der Natur entnommen und gehen nach ihrer

Verarbeitung in den Wirtschaftsgütern auf.

• Wirtschaftliche Aktivitäten sind damit mit Veränderungen der Biosphäre verbunden, die in drei Kategorien eingeteilt werden können:

– Entnahmeeffekte:

bei nicht-regenerierbaren Rohstoffen werden die Vorräte reduziert, bei regenerierbaren Rohstoffen findet z.T. Übernutzung statt.

– Umwidmungseffekte:

durch Umwidmung dauerhafter Naturgüter für wirtschaftliche Zwecke verändern sich die Bestandteile und die Funktionsabläufe (z.B. Boden durch Ackernutzung)

– Entstehung von Abfällen:

die Abfälle der Produktion von Wirtschaftsgütern sowie diese selbst nach Beendigungd es Lebenszyklus werden in der Biosphäre deponiert (wo sonst)

• Die Auswirkungen sind lokal (Deponien) bis global (CO2 als Abfall, Überfischung der Meere, etc., Klimaveränderungen)

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Umweltökonomie

• Damit entsteht der umweltökonomische Zielkonflikt zwischen:– Möglichst hohe Lebensqualität in einer natürlichen Umwelt

• Vermeidung hoher Schadstoffkonzentrationen in der Umwelt• Vermeidung der Reduzierung der Artenvielfalt• Verhinderung von Bodenerosion und Waldsterben• Vermeidung globaler Klimaänderungen oder Ozonloch

– Möglichst hoher materieller Wohlstand durch eine möglichst umfangreiche Versorgung mit Wirtschaftsgütern

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Umweltökonomie

• Betrachtungsweise der neoklassischen Umweltökonomie:– Die Ökonomie wie auch die Umweltökonomie denkt in Modellvorstellungen über

Handlungen der am Wirtschaftsprozeß beteiligten Menschen. Dargestellt wird dabei:• was ist, durch möglichst objektive Beobachtung und Bildung von Hypothesen (positive

Betrachtung)• was sein soll, wie soll auf der Grundlage der Umweltethik mit Natur wirtschaftlich verfahren

(normative Betrachtung)

– Die neoklassische Umweltökonomie beruht auf der neoklassischen Wirtschaftstheorie.

Die neoklassische Wirtschaftstheorie beschreibt wirtschaftliche Vorgänge primär ausdem Verhalten einzelner Entscheidungsträger (Unternehmer, Haushalte) heraus. Unterstelltwird dabei der sog. „homo oeconomicus“.Ein homo oeconomicus verhält sich rational in dem Sinn, dass er planmäßig vorgehtund unter mehreren Möglichkeit stets die beste auswählt.

Was ist die beste Option:– Haushalte trachten danach, ihren Nutzen (wie empfunden) zu maximieren. Er ergibt

sich aus der Verfügbarkeit von Wirtschaftsgütern– Unternehmen wollen ihren Gewinn maximieren.

Aus Sicht der neoklassischen Wirtschaftstheorie ist das völlig in Ordnung, da angenommen wird, dass dieses Verhalten auch das Allgemeinwohl maximiert.

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Umweltökonomie

• Das alles geschieht unter der Vorstellung von „vollständiger Konkurrenz“Das Gesamtangebot einer Ware wird mit der Gesamtnachfrage einer Ware ins Gleichgewicht gebracht, indem sich ein Marktpreis bildet. Das Gesamtergebnis dieser preisgesteuerten Anpassung von Nachfrage und Angebot ist (in der Theorie) bemerkenswert:

Es entsteht ohne äußeres Zutun ein sogenanntes Paretooptimum.

Man kann theoretisch zeigen, dass jedes Individuum, das an einem solchen Markt teilnimmt (der Angebot und Nachfrage über den Preis regelt) und das seinen Nutzen/Gewinn maximieren will auch ein Maximum an individuellem Nutzen erreicht ohne dabei den Nutzen Dritter zu verringern. Dieses Maximum ist das Paretooptimum und stellt in der neoklassischen Wirtschaftstheorie den Idealzustand der Gesellschaft dar.

Dieser Idealzustand wird gerade wegen des egoistischen Verhaltens aller Beteiligten erreicht!!Wann gilt das Paretooptimum (Vorstellung der vollständigen Konkurrenz) nicht??

– bei öffentlichen Gütern = Güter, die vielen zugänglich sind, ohne dass dafür ein Preis zu entrichten ist

– bei externen Effekten durch gemeinsame Nutzung von Umweltmedien. Verursacher erzeugen dabei Nutzen- oder Gewinneinbußen an anderer Stelle, die nicht entschädigungspflichtig sind.

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Umweltökonomie

• Zum Beispiel:

öffentliche Güter:

Luft für Lunge und Autos, Fischereirecht, Sonnenlicht, Wind- und Wasserkraft

negativer externer Effekt:

Eine Chemiefabrik leitet – was erlaubt sei – seine Abwässer ungeklärt in einen Fluß. Es erzeugt damit folgende Beeinträchtigungen an einer anderen Stelle: Ein flußabwärts gelegenes Wasserwerk hat erhöhte Kosten für die Trinkwasser-Aufbereitung, weil es zusätzliche Filter benötigt. Es soll im weiteren davon abgesehen werden, dass das Wasser stinkt und Fische sterben.

positiver externer Effekt:

die Bienen eines Bienenzüchters fliegen in den Obstgarten des Nachbarn und bestäuben dessen Bäume. Der Nachbar erhält kostenlos einen höheren Obstertrag.

Die Probleme entstehen in beiden Fällen dadurch, dass für die Güter ein Preis nicht existiert bzw. sich nicht bilden kann und damit Nutzen nicht pareto-optimal verteilt werden kann. Der Nutzen aller könnte nämlich erhöht werden.

Sowohl öffentliche Güter als auch externe Effekt sind zentral für die Umweltökonomie!!

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Umweltökonomie

• Was kann man tun?

Beispiel sei nochmal die Chemiefabrik:

Verursacher ist die Chemiefabrik – sie maximiert Gewinn durch Waserverschmutzung

Betroffener ist das Wasserwerk – es schmälert seinen Gewinn durch zusätzliche notwendige Filterung

Wie groß ist der Gewinn des Chemiewerks Gc?

Gc = pc*c – Kc(c)

mit Gc = Gesamtgewinn des Chemiewerks

pc = Marktpreis der Chemieprodukte

c = Menge der verkauften Produkte

Kc(c) = betriebswirtschaftlichen Kosten, nur abhängig von der Produktion, Rohstoffpreisen, Arbeitskosten, etc., es entstehen keine

Kosten für die Abwassereinleitung

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Umweltökonomie

Wie groß ist der Gewinn des Wasserwerks Gw?

Gw = pw*c – Kw(w,c)

mit Gw = Gesamtgewinn des Wasserwerks

pw = Marktpreis des Wassers

c = Menge der verkauften Wassers

Kw(w,c) = betriebswirtschaftlichen Kosten, hier komplizierter, da der Gewinn des Wasserwerks nicht nur von seinen betriebswirtschaftlichen Kosten sondern auch von der Menge der verkauften Chemieprodukte abhängt, da die Kosten für die Reinigung des verschmutzten Wassers damit steigen

• Dabei kommt i.d.R. eine suboptimale Lösung heraus!! D.h. der gesamte gemeinsame

Gewinn bewegt sich in der Regel unterhalb des pareto-optimalen Gesamtgewinns.

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Umweltökonomie

Erster Fall: das Chemiewerk optimiert seinen Gewinn:

Gewinn Wasserwerk

Produktion Wasserwerk

Gewinn Wasserwerk in

Abhängigkeit von der Produktion

des Chemiewerks Gw(c)

Teil a

Teil c

Teil b

Produktion Chemiewerk

Gewinn ChemiewerkGc

Gw

CW

Gesamtgewinn 1

Gesamtgewinn 2

Gewinn 2 > Gewinn 1

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Umweltökonomie

• Fazit:die einseitige Gewinnmaximierung des Chemiewerks ohne Berücksichtigung der externen Effekte auf das Wasserwerk führt dazu, dass insgesamt weniger Gewinn gemacht wird, als wenn sich beide auf eine gemeinsame Lösung geeinigt hätten

das ist so ähnlich wie das Prisoner‘s Dilemma

Externe Effekte führen also dazu, dass nicht alle Gewinne gemacht werden, die auch im pareto-optimalen Fall gemacht werden könnten.

Diese Situation ist sub-optimal!

Dieser sub-optimale Fall ist nur gegeben, wenn die Gewinne beim Wasserwerk durch sinkende Schadstoffe aus dem Chemiewerk schneller steigen als die Verluste des Chemiewerks durch Produktionsausfall zur Reduzierung der Schadstoffe. Das muss nicht immer so sein, ist aber oft so!!

Wodurch ist die sub-optimale Situation entstanden?

Beide Unternehmen maximieren ihren Gewinn getrennt!

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Umweltökonomie

• Wie kann man das Problem lösen?durch „Internalisierung externer Effekte“, d.h. man nimmt die Kosten, die jemand anderem entstehen in die Kalkulation mit auf.

• Mindestens zwei Alternativen:– Verhandlungen:

Das Wasserwerk und das Chemiewerk einigen sich durch freiwillige Verhandlungen darauf, sich den gemeinsam optimierten Gewinn so zu teilen, dass das Chemiewerk trotz Reduzierung der Produktion mehr Gewinn macht und das Wasserwerk durch Reduzierung der Schadstoffe immer noch mehr Gewinn macht als davor. Das Wasserwerk muss damit dem Chemiewerk einen Teil seines zusätzlichen Gewinns zahlen. Die Verhandlungslösung ist pareto-optimal, da für beide Partner die größtmögliche Gewinnverbesserung erreicht wird. Nachteil ist, dass in der Praxis solche Verhandlungen nicht funktionieren (siehe Prisoner‘s Dilemma und Vertrauen in den Partner)

– Auferlegung einer sog. Pigou-Steuer:Der Staat soll mit Hilfe einer besonders konstruierten Steuer für die Internalisierung externer Effekte sorgen. Durch eine Steuer, die ein Produkt verteuert, kann dessen Produktion verringert werden. Eine Steuer wirkt damit wie eine Erhöhung der Produktionskosten. Mit reduzierter Produktion des Chemiewerkes steigen die Gewinne des Wasserwerks. Nachteil dieser Lösung ist, dass nicht alle Beteiligten etwas vom gesteigerten Gewinn haben. Das Chemiewerk erzielt keinen Gewinn, im Gegenteil, der Gesamt-„Gewinn“ zur Erzielung des Pareto-Optimums wird zwischen dem Staat und dem Wasserwerk aufgeteilt. Der Staat sollte somit die Steuern wieder an das Chemiewerk zurückzahlen. Ein zweites Problem besteht darin, wie hoch die Steuer bemessen werden soll.

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Umweltökonomie

• ist das neoklassische Wirtschaftsmodell richtig?

kein Modell ist wirklich richtig!, die Frage ist, entspricht es einigermaßen der Realität?

Kriterien:

1. kann das Modell bestehende Probleme formulieren

2. Kann ein Modell ein bestehendes Problem realistisch erfassen

Dabei wird bei der neoklassischen Wirtschaftstheorie die Verhandlungslösung bevorzugt. Im Beispiel mit der Chemiefabrik und dem Wasserwerk waren die externen Effekte und damit die Umweltbelastung eine begrenzte Sache zwischen nur zwei Partnern. Sind Umweltprobleme so gestrickt?

In der Regel sind Umweltprobleme:– Gekennzeichnet durch ein Zusammenspiel vieler Einwirkungen und Verursacher.

Oft ist nicht klar, wer in welchem Umfang zu einem Umweltproblem beiträgt.

Beim Waldsterben haben alle allen die Schuld gegeben, am Anfang des Prozesses der Verursachersuche wurde von den Verdächtigen behauptet, der Wald würde natürlicherweise sterben. (siehe auch CO2-Problematik)

– Von den Umweltschäden ist eine Vielzahl von Personen betroffenes handelt sich dabei streng genommen nicht nur um die Lebenden sondern auch die zukünftig geborenen Menschen, da sie ebenfalls betroffen sein werden.

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Umweltökonomie

• Das neoklassische Wirtschaftsmodell erhöht den Nutzen für diejenigen, die an den bevorzugten Verhandlungen teilnehmen.

• Wie erhöht sich aber der Nutzen für die, die nicht teilnehmen (weil sie nicht in der Position sind oder weil sie noch nicht geboren sind)?Hier funktioniert die Theorie nicht, sie sagt, sie ist für solche Situationen nicht gültig. Der Nutzen der Teilnehmer an der Verhandlung geht nämlich auf Kosten derer, die nicht teilnehmen und das widerspricht dem Pareto-Optimum!

• Was tun?

Offensichtlich ist darauf zu achten, dass niemand Nutzenverluste erleidet, auch ohne dass alle bei den Verhandlungen teilnehmen.

• Wie geht das?

Es müssen Regeln aufgestellt werden, die sicherstellen, dass bei den Verhandlungen Nicht-Beteiligte bzw. die zukünftigen Generationen keinen Nutzenverlust erleiden. Hierfür ist der Staat zuständig.

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Umweltökonomie

• Praxisorientierte neoklassische Umweltökonomie

Orientiert sich am Vorgehen der praktischen Umweltpolitik:– Umweltpolitik hat das politische Ziel der nachhaltigen Entwicklung formuliert.– Um es zu verwirklichen sind umweltpolitische Einzelziele zu erreichen.

Zwei Möglichkeiten existieren, um umweltpolitische Einzelziele zu formulieren:1. Qualitätsstandards

werden i.d.R. durch Definition von Grenzwerten formuliert (z.B. Immissionen von Schadstoffen, Dioxin in Eiern aus Freilandhaltung (seit Anfang 2005), Feinstaubverordnung (Ruß aus Dieselmotoren und Reifenabrieb))

2. ReduzierungszieleAnfänglich existiert eine bestimmte (laufend entstehende) Umweltbelastung, die mengenmäßig erfassbar ist (z.B. SO2-Emission in Tonnen pro Jahr). Sie soll um einen bestimmten Betrag oder Prozentsatz reduziert werden. Die Politik gibt damit ein bestimmtes Mengenziel vor.

Die praxisorientierte neoklassische Umweltökonomie beschäftigt sich demnach damit, wie man auf möglichst effiziente Weise (d.h. mit dem geringstmöglichem Aufwand) vorgegebene Mengenziele erreicht. Sie bedient sich dabei der Untersuchung einzelner Beteiligter am Markt unter der Annahme, dass sie egoistisch im Sinn der Mehrung ihres Nutzens handeln.

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Umweltökonomie

• Umweltverhalten von Unternehmen

Tätigkeit eines Unternehmens besteht in einem Umwandlungsprozess: mit Hilfe von Naturgütern werden unter Einsatz von (menschlicher) Arbeit und Sachkapital Wirtschaftsgüter produziert. Dabei entstehen Umweltbelastungen als Nebeneffekt.

Welche Möglichkeiten hat ein Unternehmen?

Produktionsfaktoren (f)-Arbeit-Sachkapital

Produzierte

Wirtschaftsgüter (x)

Umweltbelastung (B) durch

Nutzung von Naturgütern

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Umweltökonomie

• Die Produktionsfunktion:

Um eine bestimmte Menge X0 an Wirtschaftsgütern zu produzieren hat das Unternehmen unterschiedliche Möglichkeiten:

1. es wendet eine geringe Menge an Produktionsfaktoren (f0 (Kapital und Arbeit)) auf und produziert damit die Menge X0 mit einer hohen Umweltbelastung B0 (Beispiel China und die dort fehlenden Umweltstandards) .

2. es wendet eine hohe Menge an Produktionsfaktoren (f0) auf und produziert damit die Menge X0 mit einer geringen Umweltbelastung B0.

Die Kurve, die alle Kombinationsmöglichkeiten von fi und Bi miteinander verbindet nennt man Produktionsfunktion.

B

f

f1

B1B0

P0

P1

f0

X‘

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Umweltökonomie

• Praktisches Beispiel:

ein Unternehmen soll seine Abwassereinleitung um eine bestimmte Anzahl Belastungseinheiten (z.B. Einwohnergleichwerte = durchschnittliche Menge an Wasserbelastung, die ein Einwohner durch Abfälle verursacht) verringern.

Technisch gesehen hat das Unternehmen unterschiedliche Optionen:– Bau einer Kläranlage

– Wiederverwendung von Wasser in geschlossenem Kreislauf (z.B. Audi hat eine Wiederverwendungsrate von 96.2 % bei der Nutzung von Prozesswasser, 1.3 % des Wassers gehen beim Prozeß durch Verdunstung verloren, 2.5 % gehen im Prozeß verloren)

– Umstellung der Produktionsverfahren

– Einsatz weniger belastender Rohstoffe

Allen Alternativen ist gemein, dass sie nicht umsonst zu haben sind, der Einsatz der Produktionsfaktoren erhöht sich. Durch Erhöhung des Faktoreinsatzes wird die Umweltbelastung reduziert.

Vorgänge dieser Art werden in der Wirtschaftstheorie als Substitution bezeichnet. Die Kurve gleicher Produktion von Wirtschaftsgütern nennt man Isoquante.

FAZIT: mit einem gegebenen Faktoreinsatz kann man umso mehr produzieren, je weniger Rücksicht man auf die Umwelt nimmt

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Umweltökonomie

• Wie entscheidet sich nun ein Unternehmen, welche technische Alternative es wählt um ein bestimmtes Mengenziel (Reduzierung von Emissionen) zu erreichen?

– Maximierung des Gewinns: was ist Gewinn?

ist der Markterlös (= Marktpreis p * Menge des produzierten Gutes x)

minus den Produktionskosten K(x)

G = px – K(x)

zwei Probleme sind zu lösen:1. Die Festlegung der Produktionsmenge x

2. Die Minimierung der Kosten K(x) für die Produktion von x

zur Vereinfachung wird angenommen, dass die Produktionsmenge x‘ feststeht.

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Umweltökonomie

• Erster Fall: es bestehen keine Einschränkungen bezüglich der Nutzung der natürlichen Umwelt

– Kosten entstehen nur für die Aufwendungen zur Bereitstellung der Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital)

G = px – f(x)

B

f

f1

B1B0

P0

P1

f0

X‘

• Die geringstmöglichen Kosten entstehen im Fall P1, bei dem der geringstmöglichen Faktorpreis bei der höchstmöglichen Umweltbelastung erzielt wird.

• Im vorgegebenen Fall besteht die die Maximierung des Gewinns in einer Wahl von P1 und Minimierung von f

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Umweltökonomie

• Zweiter Fall: Auflagen

der Staat erlegt einem Unternehmen Auflagen auf, die die Umweltbelastung auf einen maximalen Wert B1 verbindlich beschränken.

f

f1

B0B1

P0

B

S

X‘X‘‘

f2

f3

P2

P1

P3

Das Unternehmen hat theoretisch drei Möglichkeiten:• es produziert die gleiche Menge X‘, wie ohne Auflagen, muss dafür aber größere Faktorkosten

f2 einsetzen. Es stellt sich der Punkt P2 ein.

• es reduziert die Produktion auf die Menge X‘‘, wobei sich bei gleicher Umweltbelastung B1 die Faktorkosten auf dem Niveau f1, die vor den Auflagen bezahlt wurden, halten lassen.

• Es wählt einen Punkt auf der Strecke von P1 nach P2 und wählt damit einen Kombinations-ansatz.

Er wird den Punkt P2 wählen, da eine Produktionsreduzierung den Gewinn stärker reduziert als die Kosten!!!

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Umweltökonomie

• Dritter Fall: zur Erreichung des Mengenziels erhebt der Staat Abgaben oder vergibt Zertifikaten. Grundidee ist die Lenkung der Umweltbelastung unter Nutzung von Marktmechanismen!Umweltabgaben: Staat erhebt auf die von Unternehmen verursachte Umweltbelastung Abgaben (Steuern, Gebühren)

Umweltabgabe ist der Preis für die Umweltbelastung. Es fallen also damit erstmals Kosten für die Belastung der Umwelt an, die auf der selben Ebene angesiedelt sind, wie die Kosten für Arbeit und Kapital.

G = px – KK ist jetzt:

K = pf*f +pB*BSumme aus Faktorkosten und Kosten für Umweltbelastung

f

f1

B0B1

P1

P0f0

X‘

B

K‘

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Umweltökonomie

– Umweltzertifikate: Staat erteilt Lizenzen (Genehmigungen) für eine bestimmte Umweltbelastung (so ähnlich wie das Brennrecht beim Schnaps)

• wird im Wesentlichen im Bereich der Emissionen verwendet.

• Zertifikate berechtigen den Inhaber, eine bestimmte Menge an Schadstoffen in einer vorgegebenen Zeiteinheit zu emittieren.

• Zertifikate können vom Staat ausgegeben oder verkauft werden.

• Zertifikate können zwischen den Marktteilnehmern ausgetauscht bzw. gehandelt werden und sind damit handelbare Rechte (wie das Brennrecht)

• Der Staat legt über die Menge der Zertifikate die gesamte Schadstoffbelastung fest, sagt aber nicht, wer belasten soll.

– Was macht das Unternehmen:• Er hat die Wahl zwischen:

– Umweltbelastung durch Emissionen reduzieren und unnötige Zertifikate verkaufen

– Weiter emittieren und die verfügbaren Zertifikate nutzen

– Mehr emittieren und Zertifikate von anderen kaufen

– Für die Belastungsrechte (Zertifikate) stellt sich also ein Marktpreis ein, der bestimmt wird:

• Durch die Nachfrage an Belastungsrechten

• Durch die Kosten für die technische Vermeidung von Belastungen

– Für das Unternehmen sind Zertifikate ähnlich wie handelbare Abgabe, da sie die Umweltbelastungen mit Kosten belegen.

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Umweltökonomie

• FAZIT in Bezug auf Integratives Umweltmanagement :

die Reduzierung der Umweltbelastung ist marktwirtschaftlich möglich, indem man das Streben der Marktteilnehmer nach Gewinnmaximierung und damit die Marktmechanismen nutzt. Prinzipiell stehen drei alternativen Maßnahmen zur Verfügung:

1. Auflagen: z.B. Flottenverbrauch der Autos in Kalifornien

2. Abgaben: z.B. Ökosteuer auf jeden Liter Benzin

3. Zertifikate: z.B. Kyoto-Protokoll zur Steuerung der CO2-Emission

Die betriebswirtschaftlichen Kosten für die verschiedenen Optionen stellen sich wie folgt dar:

Stückkosten bei Auflagen und unentgeldlichen Zertifikaten

Stückkosten bei Abgaben und gekauften Zertifikaten

Kosten bei völligem

laissez-faire < <

Bis jetzt wurden Unternehmen untersucht und die von ihnen verursachte Belastung der Umwelt!

Zu einem Wirtschaftsgut gehören aber immer zwei:• derjenige der es konsumieren möchte• derjenige der es deshalb produziert

Wie verhalten sich also die Konsumenten?

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Umweltpolitik

• Grundlagen der Umweltpolitik:

1) Fußt auf den Prinzipien der Umweltethik. Der Mensch hat eine Verantwortung für die Natur und ist, da er in der Lage ist vorausschauend zu handeln (zumindest im Prinzip), durch Änderungen seines Verhaltens in der Lage, nachteilige Entwicklungen bei der Nutzung des Lebenserhaltungssystems zu vermeiden. Wenn das so ist, muss er es auch tun!

2) Fußt u.a. auf den Grundmechanismen der Umweltökonomie: Umweltgüter sind Kollektivgüter, der Zustand der Umwelt ist damit das Ergebnis des Umweltverhaltens der gesamten Gesellschaft und nicht Einzelner. Für den Einzelnen ist (gutes oder schlechtes) Umweltverhalten zunächst nicht mit direkten Kosten verbunden. Um Umweltkosten zu erzeugen und zu verteilen sind verschiedene Mechanismen verfügbar:

- Einschränkungen

- Auflagen und Steuern

- Zertifikate

Um das Umweltverhalten der Bevölkerung und der Unternehmen wirksam zu beeinflussen bedarf es wirksamer Mittel. Es ist Aufgabe der Umweltpolitik, sie bereitzustellen.

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Umweltpolitik

Wer macht Umweltpolitik: – hauptsächlich der Staat, – zwischenstaatliche Organisationen (z.B. EU, UNO)

über Gesetze, Verordnungen und Information

Wer beeinflusst Umweltpolitik: – Interessensgruppen

• Unternehmen

• NGOs (nongovernmentale Organisationen)

• Presse

Umweltpolitik steht vor zwei Problemfeldern– Sie muß konzipiert werden, d.h. aus wissenschaftlichen Erkenntnissen über die

Umwelt, Meinungen und Interessen müssen in einem pluralistischen Verfahren umweltpolitische Ziele und Handlungen abgeleitet werden.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse erklären die Zusammenhänge und dienen als Basis, um Aussagen treffen zu können, was getan werden muss und wie es getan werden kann. Hier sind alle Umweltwissenschaften (Ökologie, Geographie, Meteorlogie, etc. aber auch die Ökonomie, Soziologie, Sozialgeographie, Rechtswissenschaften, etc.) beteiligt.

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Umweltpolitik

– Sie muß in der Praxis umgesetzt werden.• Gewinnung von politischen Mehrheiten auf der Grundlage wissenschaftlich –technischer

Erkenntnisse (z.B. bei Grenzwerten und Meßverfahren)

• Organisatorische und administrative Umwetzung (Verordnungen, Kontrollen)

• Und das alles vor dem Hintergrund juristischer und ökonomischer Verhältnisse

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Umweltpolitik

Ziele der Umweltpolitik:

• Zwei grundsätzliche Anschauungen über die Ziele der Umweltpolitik treffen aufeinander:

– Zielbestimmung des neoklassischen Kostenansatzes:• In der Volkswirtschaft treten physische Umweltschäden auf. Sie verursachen monitäre

Kosten, die umso größer sind, je größer die Schäden sind. Es entstehen Schadenskosten.

• Die physischen Umweltschäden kann man vermeiden, indem man etwas tut. Dadurch entstehen Vermeidungskosten.

• Der neoklassiche Kostenansatz fragt, welches Schadensniveau die Gesellschaft und damit die Politik anstreben soll. Antwort: die Summe aus Schadenskosten und Vermeidungskosten sollte möglichst klein sein!

Oder:

„Die Grenzkosten der Schäden müssen gleich den Grenzkosten der Schadensvermeidung sein“

d.h. wenn es genauso teuer ist, einen zusätzlichen Schaden eintreten zu lassen, wie es ist, ihn zu vermeiden, dann ist man insgesamt am billigsten dran und dann wird er i.d.R. auch vermieden.

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Umweltpolitik

• Das Nachhaltigkeitsprinzip als Leitlinie (siehe Brundlandt) für Gesetze und Verordnungen:

Was hat die Politik in dieser Richtung bereits getan?– Bundesnaturschutzgesetz von 1987, §1 Abs.1:

Natur und Landschaft sind „so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, dass 1. Die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, 2. Die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,3. Die Pflanzen und Tierwelt und4. Die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlage des Menschen ...nachhaltig gesichert sind.

– Grundgesetzergänzung 1994 durch Einführung des Artikel 20a:„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen...“

– Agenda 21 der Konferenz von Rio de Janeiro 1992, allgemeine Angaben zur nachhaltigen Entwicklung und im Teil II entsprechende Umweltprogramme

Das reicht gerade mal zu allgemeinen Leitlinien, daraus müssen konkrete Handlungs-anweisungen entwickelt werden

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Umweltpolitik

• Geht es, Nachhaltigkeit und was man tun muss politisch etwas konkreter zu formulieren?

Sachverständigenrat für Umweltfragen (1994):– Ressourcenschonung: Die Nutzung einer Ressource darf nicht größer sein als ihre

Regenerationsrate oder die Rate der Substitution all ihrer Funktionen (z.B. Waldbewirtschaftung)

– Beachtung der Tragekapazität: Die Freisetzung von Staoffen darf nicht größer sein als die Aufnahmekapazität der Umweltmedien (schwer bestimmbar)

– Gefahrenvermeidung: Gefahren und unvertretbare Risiken für die menschliche Gesundheit durch anthropogene Einwirkung sind zu vermeiden (z.B. Biotechnologie, Kernenergie).

Das ist schon klarer, aber noch nicht so, dass man das mit den gegebenen Angaben

umsetzen kann!

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Umweltpolitik

• Nach welchen Prinzipien geht Umweltpolitik vor?

Prinzip Angesprochenes Problem

Vorsorgeprinzip Umweltpolitik soll vorbeugend tätig sein, Umweltschäden sollen vermieden werden, bevor sie entstehen. Ist nachhaltig und billiger, als sie nachträglich zu reparieren

Verursacherprinzip Kosten der Umweltschäden werden vom Verursacher getragen. Die Maßname wirkt an der Quelle der Schädigung.

Gemeinlastprinzip 1) Beseitigung von Umweltschäden durch den Staat, wenn der Verursacher nicht feststellbar ist

2) Diejenigen kommen für die Kosten auf, die von einer Umweltmaßnahme profitieren (Wasserpfennig)

Kooperationsprinzip Einbeziehung aller betroffenen gesellschaftlichen Gruppen bei der Planung von Maßnahmen

Schwerpunktprinzip Umweltschutzmaßnahmen sollen dort zuerst ansetzen, wo mit dem geringsten Aufwand zu realisieren sind.

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Umweltpolitik

• Zusammenfassende Beurteilung der Instrumenten:– Sie müssen das Primärziel, die gesamte Umweltbelastungen der Gesellschaft auf

Dauer innerhalb der zulässigen Grenzen halten.– Die Erfüllung des Primärziels muss auf effiziente Weise erfolgen, d.h. für die

Erreichung des Primärziels muss möglichst wenig Geld ausgegeben werden.

• Bei allen Instrumenten – Förderung des Umweltbewusstsein– Umweltabgaben– Umweltauflagen und –lizenzen– Technologieförderung

ist von vorneherein gesichert, dass sie in der Lage sind, das Primärziel zu erreichen.Bei Abgaben ist nicht eindeutig vorhersehbar, wie die Umweltbelastung auf die Abgaben reagiert.

• Wie funktioniert das im Einzelnen:z.B. zwei Unternehmen werden betrachtet, Unternehmen 1 produziert die Menge x1, Unternehmen 2 die Menge x2. Das umweltpolitische Ziel ist in diesem Fall mit dem vorgegebenen Instrumentarium die Gesamtumweltbelastung auf einem zusammengenommenen Wert von B* zu halten, der nicht überschritten werden darf.

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Umweltpolitik

• FAZIT drei Gruppen von Regelungsmechanismen:– Einzelauflagen für jedes Unternehmen so, dass die Gesamtbelastung B* nicht

überschritten wird.

Das ist schwierig, weil man jedes Unternehmen kennen muss und die Gesamtwirkung sich aus den Einzelauflagen zusammensetzt. Es überfordert i.d.R. die Umweltpolitik.

– Gesamtauflagen, bei denen der gesamtwirtschaftliche Grenzwert B* festgelegt wird und die verschiedenen Mechanismen und Anreize zu gemeinsamem Handeln zur Erreichung des Ziels führt.

Dies verlagert die Umsetzung der Auflagen auf die Marktteilnehmer und bedient sich (besser oder schlechter) der Marktmechanismen zur Umsetzung der Auflagen. Dies ist i.d.R. politisch durchführbar und effizient

– Abgaben auf die Produktion, ermöglichen im Prinzip die Steuerung der Umweltbelastung über die Höhe der Abgaben, es ist allerdings nicht a priori bekannt, welche Gesamtbelastung bei welcher Abgabenhöhe entsteht.

• Bei allen Betrachtungen sind also die – Einzelwirtschaftlichen Kosten eines Unternehmens – Gesamtwirtschaftlichen Kosten der gesamten Gesellschaft

zu sehen!

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Umweltpolitik

• Zur Umsetzung der Umweltziele der Politik bedarf es eines Instrumentariums bei den Marktteilnehmern:

– ISO 14001 bzw. EMAS (European Environmental Management and Eco-Audit Scheme)

– Environmental Shareholder Value– Green Marketing – Cooperative Environmental Politics

• Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „nachhaltigem Unternehmertum“ für das betrieblichen Umweltmanagement