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1 Matrikelnummer: 292847 Benjamin Niehüser-Wiegelmann [email protected] 10 Fragen der Makroökonomie LV-Nr.: 200302.06 Makroökonomie I - Konjunktur und Beschäftigung Prüfer: Dr. Voegele Abgabetermin: Berlin der 31.01.2011

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Matrikelnummer: 292847

Benjamin Niehüser-Wiegelmann [email protected]

10 Fragen der Makroökonomie

LV-Nr.: 200302.06 Makroökonomie I - Konjunktur und Beschäftigung

Prüfer: Dr. Voegele Abgabetermin: Berlin der 31.01.2011            

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Inhaltsverzeichnis Seite 1. Der neoklassische Arbeitsmarkt: Darstellung und Beurteilung.    2. Was sind die Unterschiede von Ersparnis und Investitionen bei der

Neoklassik und Keynes? 3. Die Funktionen des Geldes bei der Neoklassik und Keynes.  4. Welche Rolle hat der Zins bei der Neoklassik und bei Keynes? 5. Wie erklärt Keynes die Konjunktur? 6. Geld- und Finanzpolitik (Multiplikator) bei Keynes in der Krise. 7. Die Phillips-Kurve und ihre wirtschaftspolitische Bedeutung   8. Problem des Wachstumseffektes der Investitionen bei Keynes. 9. Was ist der „Kasinokapitalismus“ bei Keynes?    10. Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit: Wodurch unterscheiden sie

sich?  

  Quellenverzeichnis

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 1. Der neoklassische Arbeitsmarkt: Darstellung und Beurteilung  

 

 

Die   Neoklassik   betrachtet   den   Arbeitsmarkt   in   der   Abhängigkeit   von   Angebot   und  

Nachfrage.  Dabei  wird  die  Nachfrage  durch  den  Lohn1  für  den  Produktionsfaktor  Arbeit  

und   die   dadurch   zu   erwirtschaftenden   Erlöse   beurteilt.   Hierbei   kommt   das  

wirtschaftliche   Prinzip   zum   tragen.   Die   Kosten   der   Beschäftigung   von   Arbeitnehmer2  

muss  geringer  sein  als  der  dadurch  erbrachte  Erlös.  So  ist  schlussfolgernd,  unter  sonst  

gleichen  Bedingungen,  bei  einer  mehr  Beschäftigung  davon  auszugehen,  dass  der  Erlös  

bei  dem  gleichen  Output  (Produktion)  sinkt.  Also  müssen  die  entstehenden  Kosten  der  

weiteren  Arbeitskräfte  sich  mindestens  selbst  decken  oder  der  Lohn  sinken,  damit  es  zu  

einer  erhöhten  Nachfrage  kommt.      

Die   kumulierte   Nachfrage   der   Arbeitsstunden   der   einzelnen   Unternehmen   ergibt   die  

gesamtwirtschaftliche   Nachfrage   nach   Arbeitskräften,   welche   ebenfalls   entgegen-­‐  

gesetzt  zur  Lohnhöhe  reagiert.  

 

Aus   Sicht   des   Arbeitsnehmers   kommt   es   unter   Betrachtung   der   Nutzenmaximierung  

zum  Abwägen  des  Verhältnisses   zwischen  Freizeit   und  Arbeit.  Der  Arbeitsnehmer  hat  

die  Wahl  im  24-­‐Stunden-­‐Tag  die  Freizeit  gegen  bezahlte  Arbeit  auszutauschen  und  sich  

durch  den  verdienten  Lohn  Güter  leisten  zu  können.    

So  wird  unterstellt,  dass  bei  einem  steigenden  Lohn  die  Wertigkeit  für  Freizeit  sinkt  und  

das   Angebot   an   Arbeitsstunden   steigt.   Das   kumulierte   Gesamtangebot   an  

Arbeitsangebot  steigt  bei  steigendem  Lohnsatz.    

 

Nach  dem  Modell  der  Neoklassik  gibt  es  keine  unfreiwillige  Arbeitslosigkeit,  da  Angebot  

und   Nachfrage   sich   über   den   Preis   regelt   und   zur   Vollbeschäftigung   führt.  Wobei   die  

Betrachtung   des   Gewinns,   des   Geldes,   der   Investition,   des   Kapitalmarktes,   der  

Arbeitsproduktivität  und  der  Rentabilität  außer  Acht  gelassen  wird.  3  

Jedes   Angebot   schafft   sich   seine   Nachfrage,   dabei   agiert   der   Marktpreis   als   zentraler  

Steuerungsmechanismus,   es   herrscht   eine   Marktordnung   von   Privateigentum,                                                                                                                  1 Entspricht hier dem Reallohn, der Lohn der tatsächlichen Kaufkraft entspricht, dass heißt der Gütermenge, die bei gegebenen Lebenshaltungskosten mit dem Nominallohn tatsächlich eingekauft werden kann. 2 Als Arbeitnehmer sind nicht selbstständiger Erwerbstätiger, also Arbeiter oder Angestellter 3 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 43 ff.

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Vertragsfreiheit   und   freien   Marktzugang   und   eine   Marktstruktur   von   vollkommener  

Konkurrenz,   vollständiger   Information   und   unterstellt   dem   Arbeitsmarkt   homogene  

Güter/Arbeit,  Mobilität  und  flexible  Löhne.    

 

Eine  natürliche  Arbeitslosenquote  könnte  man   in  Deutschland  mit  8%  beziffern,  wenn  

man  das  arithmetische  Mittel  der  Jahre  1996-­‐2006  bildet.  Bevor  wir  auf  die  Entstehung  

der   Differenz   zum   vollkommenen   Markt   begründen,   muss   die   Entstehung   der  

statistischen   Arbeitslosenzahlen   hinterfragt   werden.   In   diesen   Zahlen   werden  

sogenannte   „Arbeitssuchende“   erfasst,   wobei   von   einer   verdeckten   Arbeitslosigkeit  

gesprochen  wird,   in  Form  von  Personen,  die  nicht  erfasst  werden,  wie  z.B.  Kurzarbeit,  

subventionierte   Beschäftigung   z.B.   Arbeitsbeschaffungsmassnahmen   wie   die   „1-­‐Euro-­‐

Jobber“,   Personen   im   frühzeitigem   Ruhestand   oder   Teilnehmer   in   der   Beruflichen  

Fortbildung   oder   Trainingsmaßnahmen   und   auch   kranke   Arbeitslose.   Hinzu   kommen  

Personen,   die   sich   nicht   arbeitssuchend   melden,   wie   Freiberufler   –   welche   keine  

Ansprüche  auf  Leistung  haben  bzw.  kein  abhängige  Beschäftigung  suchen.4  So  geht  man  

z.B.   im   Dezember   2010   von   einer   tatsächlichen   Arbeitslosigkeit   von   4.137.617   statt  

offiziell  3.015.715  aus.5  

Dem  entgegengesetzt  erfasst  die  Statistik  Arbeitssuchende,  Personen  die  zur  Zeit  oder  

generell  nicht  arbeiten  wollen  oder  aus  sozialer  Kompetenz  nicht  können.    

Die  Dauer  der  Arbeitslosigkeit  spielt  eine  erhebliche  Rolle  bei  dieser  Betrachtung,  sind  

die  Arbeitslosen  nur   temporär  gelistet   im  Rahmen  einer  Überbrückung   im  natürlichen  

Suchprozess   oder   kann  man   von   Langzeitarbeitslosensprechen,  wie   bei   Personen,   die  

Qualifikation  und  Flexibilität  nicht  mitbringen.6  

 

Im   Ökologischen   Sinne   wollen   wir   bei   unfreiwilliger   Arbeitslosigkeit   von   Menschen  

sprechen,   die   zum   herrschenden   Entlohnungsniveau   arbeiten   möchten   jedoch   nicht  

angestellt  werden.    

 

Aber  woher  stammt  die  Arbeitslosigkeit?  

- Sucharbeitslosigkeit   ist   ein   natürlicher   Prozess   der   dynamischen  Marktwirtschaft.    

Der   Arbeitssuchende,   der   nach   einer   geeigneten   qualifizierten   Arbeit   recherchiert  

                                                                                                               4 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 684 5 http://die-linke.de/politik/themen/tatsaechliche_arbeitslosigkeit/ , 16.01.2011 11:00 Uhr 6 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 686

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und  dem  damit  verbundenen  organisatorischen  Umfang,  der  für  den  Arbeitnehmer  

und   dessen   Familie   verbunden   ist,   z.B.   ein   erforderlicher   Umzug,   aber   auch   bei  

strukturellen   Wandel   der   Arbeitsgeber,   z.B.   durch     Nachfrageverschiebung  

unterschiedlicher  Unternehmen,  regionale  Veränderungen.7  

 

Was   die   Sucharbeitslosigkeit   individuell   beeinflussen   kann,   sind   die  

Rahmenbedingung   Arbeitslosenversicherung   ALG1,   welche   eine   Gewisse  

Existenzsicherheit  in  der  Überbrückungsphase  geben  soll.  Diese  Maßnahme  sichert  

den  Arbeitssuchenden  eine  Zahlung  von  60%  -­‐67%,  des  erhaltenen  Einkommen  der  

zu  vorigen  Beschäftigung,  über  einen  Zeitraum  von  6-­‐18  Monaten  zu.8  Man  könnte  

den   Suchenden   individuell   unterstellen,   aufgrund   des   leistungsunabhängigen  

Anreizes  die  Suche  zu  verzögern,  erstmal  „Urlaub  auf  Kosten  des  Staates“  zu  machen  

oder   dies   für   eine   Fortbildungspause   zu   nutzen.   Dies   gilt   auch   z.B.   für   ungelernte  

Arbeitnehmer,  wenn  ein  Bezug  aus  einem  Angestelltenverhältnis  nicht  Anreiz  genug  

ist  statt  der  Alternative  des  Bezuges  von  ALG2  und  „Freizeit“.  

 

- Provozieren  unfreiwilliger  Arbeitslosigkeit,   entsteht  durch  einen  externen  Einfluss  

auf  den    Arbeitsmarkt,  wobei  durch  die  Fixierung  des  Lohnes  ein  Ungleichgewicht  

von  Angebot  und  Nachfrage  entsteht.  Hierbei  wird,  aus  unten  aufgeführten  Gründen,  

ein   Lohnsatz   über   dem   Gleichgewicht   festgelegt,   welches   ein   größeres  

Arbeitskräfteangebot  als  Nachfrage  zur  Folge  hat.  Es  entsteht  also  Arbeitslosigkeit,  

weil  die  Arbeitnehmer  auf  eine  freie  Stelle  warten  müssen.  

 

Eine   Fixierung,   durch   einen   gesetzlichen   allgemeinen   vorgeschriebenen  

Mindestlohn   gibt   es   in   Deutschland   nicht,   obwohl   er   verstärkt   von   den  

Gewerkschaften  in  Höhe  von  8,50  €  gefordert  wird.  9  

In  Deutschland  ist  die  Tarifautonomie  gesetzlicher  Bestandteil,  es  gibt  nur  Regelung  

eines   Mindestschutzes   im   Sinne   von   sittenwidrigen   Löhnen,   als   solche   gelten  

Vergütungen  unterhalb  eines  Drittel  des  üblichen  gezahlten  Tariflohns  der  Branche  

und   Wirtschaftsregion.   Aber   durch   die   fei   verhandelten   Tarifverträge   der  

Gewerkschaften   können   branchenspezifische   Mindestlöhne   bestimmt   werden,  

                                                                                                               7 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 689 8 http://www.sozialhilfe24.de/arbeitslosengeld-alg-i-1/dauer.html 13.01.2011 13:00 9 http://www.mindestlohn.de/argument/hintergrund/mindestloehne-in-deutschland/ 13.01.2011 13:00

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welche  durch   eine  Allgemeinverbindlicherklärung   als   allgemeinverbindlich   erklärt  

werden  können.  So   sind  die  Vereinbarungen  ggf.  Branchen  und  Regional  auf  nicht  

gebunden  Unternehmen  durchgreifend.10  

Hinzukommt   noch,   die   strategische   Vorgehensweise   der   ungebundenen  

Arbeitgeber,  die  externen  Tarifverträge  zu  übernehmen,  um  den  Arbeitnehmern  den  

Anreiz  der  Mitgliedschaft  der  Gewerkschaften  zunehmen.  

Mindestlöhne  sind  nicht  generell  Initiator  der  höheren  Arbeitslosigkeit,  aber  spielen  

für   eine  große  Gruppe  der  Arbeitslosen,  der  gering  qualifizierten  wie  Ungelehrten  

und   Berufsanfänger,   eine   relevante   Rolle.   Denen   wird   der   (Wieder)einstieg   ins  

Berufsleben  erschwert,  da  Qualifizierte  bei  dem  Überangebot  bevorzugt  werden.    

 

Die  Gewerkschaften  vertreten  24,3%  der  Arbeitnehmer.  Kollektiv  treten  sie  als  eine  

Art  Kartell  zu  Lohnverhandlungen  auf  dem  Markt  auf  und  nicht  mehr  der  einzelne  

Arbeitnehmer   mit   individueller   Qualifikation   und   Gehaltsvorstellung.   Was   als  

kritisch   zu   betrachten   ist.   Wenn   dies   auf   dem   „freien“   Markt   Unternehmen  

praktizieren   und   ihre   Preise   für   gewisse   Güter   absprechen,   gibt   es   üblicherweise  

eine   Rechtsverletzung   des   Wettbewerbsrechts   und   die   damit   Verbunde  

ökonomische  Verzerrung  des  Gleichgewichtspreises.    

Andererseits   könnte   man   unter   gewissen   Umständen   den   Gewerkschaften   ihre  

(soziale)  Arbeit  anrechen,    zum  Beispiel  in  Regionen  oder  spezialisierten  Branchen,  

in  denen  eine  Monopolstellung  des  Arbeitgebers  vorliegt  und  die  Arbeitnehmer  das  

Nachsehen   hätten.   Aber   da   könnte   man   in   dem   Neoklassischen   Modell   nicht   von  

lokal  flexiblen  und  vollständigen  konkurrierenden  Arbeitern  ausgehen.  11  

 

Lohnzahlungen   über   dem   Gleichgewichtslohn   sind   in   der   Praxis   üblich,   da   die  

Arbeitsleistung  nicht  Homogen  betrachtet  wird.  So  erhofft  der  Arbeitgeber  bei  dem  

Überangebot   an   Arbeitskräften   die   Qualifiziertesten   zu   beschäftigen,   zu  

effizienterem  Arbeiten   ermutigen,   die   Fluktuation   unter   anderem   zur   Konkurrenz  

zu  vermeiden  und  die  Krankentage  zu  unterbinden.  Die  Effizienzlöhne  werden  zur  

Motivation  und  Loyalität  eingesetzt.  12  

 

                                                                                                               10 http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#Deutschland 16.01.11 13:00 11 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 694 12 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 694

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Wie   hier   im   neoklassischen   Modell   dargestellt   wurde,   unterliegt   der   Markt   mit   dem  

Wechselspiel  von  Angebot  und  Nachfrage,  wobei  aber  in  der  Praxis  die  vielen  externen  

Einflüsse  nicht  einfach  auszublenden  gelingt.    

Und   die   in   der   Praxis   subjektiv   betrachtet   werden   müssen:   Die   Homogenen  

Arbeitskräfte  sind  nicht  gegeben,  wenn  man  sich  als  extrem  die  Bonuszahlung  mancher  

Topmanager  anschaut,  die   ins  Verhältnislose  steigen.  Oder   in  Erfahrungsberichten  von  

topp   qualifizierten   Arbeitssuchenden   mit   Immigrationshintergrund,   welche   im  

Bewerbungsprozess   benachteiligt   werden.   Dies   zeigt   ein   nicht   vollständig  

konkurrierendes   Arbeitsangebot   auf.   Auch   flexible   Löhne,   welche   nahezu   Null   sinken  

können,   sind   in   unserem   System   der   sozialen   Marktwirtschaft   unvorstellbar.   100%  

Mobilität  ist  subjektiv  auch  schwer  zu  erfüllen,  wenn  der  Lohn  z.B.  den  Umzug  mit  der  

Familie   in   eine   andere   Stadt   nicht   Rechnung   trägt   oder   bei   einem   Globalen  

Arbeitsmarkt,  der  über  Kontinente  hinweg  agiert.    Kann  man  einer  deutschen  Näherin  

zumuten   der   Arbeit   nach   Asien   nachzureisen?   Abgesehen   von   den   erforderten   neuen  

sprachlichen  und  kulturellen  Qualifikationen  und  Gesetzgebungen.  Dies  ist  sehr  schwer,  

wenn   spezielle   Branchen   auf   nationaler   Ebene   überwiegend   verschwinden.   Dazu  

kommen,   dass   die   Global-­‐Player   der   Unternehmerwelt,   die   in   verschieden   Regionen  

unterschiedliche   Rahmenbedingung   vorfinden   und   unter   Aspekten   der   Shareholder  

Value   flexibel   ihre   Standorte   der   Produktion   wechseln.   Es   handelt   sich   um   ein   sehr  

komplexes  System,  welches  die  Forderung  nach  höherem  Lohn  mit  der  resultierenden  

erhöhten   Binnennachfrage   und   dadurch   erhöhten   Arbeitsnachfrage   durchaus  

gerechtfertigt  werden  kann.  Hinzu  kommen  die  vielseitigen  Eingriffe  des  Staates  in  das  

eigentliche  Neoklassische  Modell,  von  Arbeitslosengeld,  Subventionen  für  benachteiligte  

Branchen  (Bergbau)  bis  zur  Kurzarbeitregelung.  

 

Bei  staatlichen  Sozialleistungen  pro  Kopf  von  12.500€  Jährlich  13  und  dem  gigantischen  

bürokratischen   Aufwand,   kann   man   das   vermehrte   Aufkommen   nach   umfangreichen  

Reformen  verstehen.  Wie  die  des  Unternehmer  Götz  Werner,  der  auf  der  gedanklichen  

Basis   des   Ökonomie-­‐Nobelpreisträger   Milton   Friedman,   ein   Mindesteinkommen   von  

800-­‐1500€   Monatlich   verlangt.   Dies   soll   für   jeden   Bürger,   egal,   ob   alt   oder   jung,  

beschäftigt   oder   arbeitslos,   gesund   oder   krank   monatlich   zustehen.   Im   Gegenzug  

werden   die   öffentlichen   Transfer-­‐   und   Steuersysteme   radikal   zurückgefahren   und   die  

                                                                                                               13 http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen 16.01.2011 15:00

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Konsumsteuer   erhöht.   Dies   soll   das   Einkommen   von   der   Arbeit   abkoppeln.   „Künftig  

werde  das  Einkommen  gezahlt  werden,  damit  Menschen  überhaupt  an  der  Gesellschaft  

teilhaben  können  -­‐  auch  an  der  Arbeit“.    

Ohne   dieses  Modell,   grundlegend   zu   diskutieren,   gäbe   der   Ansatz   aber   eine   Basis   für  

einen   frei   funktionierenden   Arbeitsmarkt   auf   dem   Angebot   und   Nachfrage   frei  

aufeinandertreffen   würden.   Und   der   Arbeitnehmer   hätte   die   Wahl   zwischen   den  

Opportunitätskosten   seines   24-­‐Studen-­‐Tages   mit   Freizeit   oder   der   erbrachten  

Arbeitsleistung  für  gewünschten  Mehr-­‐Konsum  abzuwägen.  14  

 

Aktuell  zeigt  sicht  die  konjunkturelle  Erwartung  rosig,  immer  weniger  Arbeitlose,  als  ob  

die   Krise   nie   dagewesen   wäre.   Es   wird   auf   allen   Kanälen   ein   Fachkräftemangel  

prognostiziert,  doch  weist  dies  immer  deutlicher  auf  ein  weiteres  Problem  hin.  Die  neue  

„Klassengesellschaft,   gespalten   in   die   Minderheiten   der   hoch   qualifizierten,   hoch  

begehrten   und   hoch   bezahlten   Symbolanalytiker,   die  mit   ihrem   ständigen   erneuerten  

Fachwissen   den   ökonomischen   Prozess   im   Zeitalter   weltweiter   Kommunikation   am  

Laufen  halten.  Und  immer  größer  wird  die  Zahl  von  mehr  oder  minder  Ausgegrenzten,  

die  sich  mit  minder  bezahlten,  subalternen  und  unsicheren  Jobs  durchschlagen  müssen“.  

Dies   sprach   der   US-­‐amerikanische   Soziologe,   Ökonom   Jeremy   Rifkin   in   seinem   1995  

erschienenen  Werk  „Das  Ende  der  Arbeit  und  ihre  Zukunft“  bereits  aus.  Er  sagt  uns  (zu  

dem   Zeitpunkt)   eine   stark   wachsende   Arbeitslosigkeit   mit   einer   entgegenstehenden  

immer  kleiner  und  reicher  werdenden  Oberschicht  voraus  und  eine  damit  dramatische  

Veränderung  der  Gesellschaft.  15  

Diese   Veränderung   begründet   sich   aus   dem   technischen   Fortschritt   und   den  

Produktivitätssteigerungen,   welche   nicht   wie   ursprünglich   in   der   neoklassischen  

Ökonomie   Saysches   Theorem   begründet   ist,   von   günstigeren   Waren   zu   größerer  

Kaufkraft  und  damit  verbunden  zu  mehr  Arbeitsplätzen  führen  sollte.  Das  Neoklassische  

Modell   unterstellt,   dass   das   Problem   der   Arbeitslosigkeit   sich   trotz   technischer  

bedingter   Entlassungen   letztlich   selbst   lösen   wird.   Steigende   Arbeitslosenzahlen  

                                                                                                               14http://www.faz.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~E89174CB7E5B64A5DA606CD61235B9103~ATpl~Ecommon~Scontent.html und http://www.faz.net/s/Rub0B44038177824280BB9F799BC91030B0/Doc~E508A466D05324C1081CC0E7B0D8885E2~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 15:00 15 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 226

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würden   zu   niedrigen   Löhnen   führen,   und   dies   wiederum   würde   die   Unternehmen  

veranlassen,  mehr  einzustellen,  anstatt  ihr  Geld  in  neue  Anlagen  zu  investieren.16      

Dieses   ist   allerdings   anzuzweifeln,   wobei   Rifkin   auf   Karl   Marxs   These   Bezug   nimmt,  

Unternehmen   seien   immer   bestrebt   „die   Lohnkosten   zu   senken   und   die  

Produktionsmittel   soweit   als   möglich   in   ihre   Verfügungsgewalt   zu   bekommen.   Sie  

ersetzen  daher,  wo  immer  möglich,  Menschen  durch  Maschinen  und  profitierten  so  nicht  

nur  von  der  steigenden  Produktivität  und  den  sinkenden  Kosten,  sondern  auch  noch  von  

der  Entstehung  einer  Reservearmee  von  Arbeitslosen,  deren  Arbeitskräfte   in    anderen  

Wirtschaftszweigen  ausgebeutet  werden  könne.“    Dramatisch  zugespitzt  sieht  Marx,  die  

wachsende  Automatisierung  als  Auslöser  der  kompletten  Rationalisierung    der  Arbeit.  

Dies  hätte   in  dem  fortlaufenden  Prozess  kurzfristig  ein  Überangebot  an  Arbeitskräften  

und   damit   fallende   Löhne   zur   Folge,   was   wiederum   mittelfristig   zum   Rückgang   der  

Kaufkraft   (Konsum,  Nachfrage)  zur  Folge  hätte.  Langfristig  betrachtet  unterstellt  diese  

Theorie,  die  Unternehmer  schufen  ihr  eigenes  Grab.  17  

Dieser  These  entgegen   steht  die  Annahme,  dass  der  Wohlstand  einer  Bevölkerung  auf  

technischem   Fortschritt   beruht   und   damit   die   Freisetzung   von   Arbeitskräften   nur  

temporär  erfolgt.  18  

 

Wie   ich   Ihnen  hier  dargestellt  habe,   ist  das  Modell  des  neoklassischen  Arbeitsmarktes  

sehr  komplex  und  kann  in  der  Praxis  viele  Einflussfaktoren  nicht  ausschließen,  sei  es  der  

Kapitalmarkt,  der  Konflikt  technischer  Fortschritt  und  Mensch  und  soziale  Grundsteine,  

die   wir   in   unserer   Gesellschaft   nicht   missen   möchten.   Bei   den   verschiedenen  

Kritikpunkten,   finde   ich  das  Grundeinkommen  einen  bedenkenswerten  Ansatz   um  die  

Grundannahme   des   Modells   zu   unterlegen,   das   freie   Tauschverhältnis   Freizeit   gegen  

bezahlte   Arbeit.   Es   wäre   auf   jeden   Fall   interessante   die   Produktivität   unter   den  

Bedingungen  zu  beobachten.  Persönlich  denke   ich,  dass  der  technische  Fortschritt  den  

Menschen   nicht   verdrängen   wird,   aber   auf   jeden   Fall   die   Ausbildung   eine   immer  

wichtigere   Rolle   spielt.   Daher   bin   ich   persönlich   von   meiner   Investition   in   Bildung  

bestätigt   und  hoffe  natürlich   auf   einen   guten  Lohn,   durch  die   erhöhte  Nachfrage  nach  

Fachkräften.                                                                                                                    16 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 27 beruft sich auf Jones 1990:23 International Labor Review März/April 1984: 131 17 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 27 ff. beruft sich auf Marx 1867, Erstes Band des Kapital 18 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 29 beruft sich auf Clark 1907:251

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 2. Was sind die Unterschiede von Ersparnis und Investitionen bei der

Neoklassik und Keynes?

In der Neoklassik wird die gesamtwirtschaftliche Ersparnis lediglich als aufgeschobener

Konsum bewertet. Diese Ersparnis resultiert aus folgendem Modell, dabei ist zu betrachten,

dass das Geld als ein Gut, z.B. wie Weizen, betrachtet wird.

Das Einkommen (E), welches aus der geleisteten Arbeit (A) resultiert, wird in den Konsum

(C) umgesetzt, welcher für die Nachfrage (N) beim Produzenten sorgt. Die entstandene

Nachfrage nach Ressourcen erzeugt die Investition (I), die der Unternehmer leistet, welcher

natürlich durch Gewinnerwartungen motiviert ist.

Gesetzt des Falles, dass die Ersparnis nicht sofort in den Konsum mündet, geht man in der

Neoklassik von einer Ersparnis (S) aus, die lediglich als aufgeschobener Konsum bewertet

wird.

In diesem Modell unterstellt man, es gäbe kein Ungleichgewicht der Marktwirtschaft. Jedes

erstellte Produkt ruft im gleichen Augenblick eine Nachfrage für ein weiteres Produkt auf.

Dies resultiert aus dem Umstand, dass ein Produzent eines Produktes, dieses schnellstmöglich

verkaufen will, damit er dessen Werteverfall nicht tragen muss. Das wendet die Neoklassik

auch auf das verdiente Geld an, damit dieser Wert nicht auch bei ihm festliegt.

Dies kommt auch mit dem Saysche Gesetz zum Ausdruck. Jedes Angebot schafft sich seine

Nachfrage selbst, d.h. die Erstellung von Gütern der Produktion schafft das Volkseinkommen

(Y) durch Lohn und Zins, welches wiederum die Nachfrage steigert. Kleine Differenzen auf

speziellen Märkten werden durch technische Wandel und wechselnde Präferenzen (Mode)

begründet, welche aber durch den funktionierenden Preismechanismus sich austendieren.

Weiter gedacht, fallende Preise bewirken sinkende Investitionen des speziellen Marktes, da

geringere Gewinnerwartungen vorliegen.

Y/A

E - C - N

S aufgeschobener Konsum I

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Gesamtwirtschaftlich betrachtet ergibt es einen geschlossenen Kreislauf, in dem der Erlös der

Unternehmen in einer Wirtschaft dem der Kosten einer Produktion gleichen, da die Ersparnis

nur temporär aufgeschobener Konsum und Nachfrage ist.

Daraus ergeben sich gleiche Werte für das Einkommen, die Nachfrage und der Produktion.

Die in der Neoklassik regulierten Ausgleiche von Ersparnis und Investition werden im

Kapitalmarkt kanalisiert. Am Kapitalmarkt trifft Angebot der Kreditoren und Nachfrage der

Debitoren aufeinander, welche zum Gleichgewichtspreis des Zinses führt. Der Zins ist der

Preis für das temporäre zur Verfügung stellen von Geld und den aktuellen Verzicht auf

Konsum. Also fördere die gesamtwirtschaftliche Ersparnis die Unternehmen bei Ihren

Investitionen, da diese hierfür benötigten Summen am Kapitalmarkt aufnehmen könnten. Hier

wird ein Marktgleichgewicht unterstellt die Summe der Ersparnis gleiche der Summer der

Investition. 19

Die Neoklassik suggeriert, dass das gesamtwirtschaftliche Modell sich verhalten würde wie

bei Investitionen der privaten Haushalte. Es muss erst auf eine größere Investition gespart

werden oder auf den Finanzmarkt zugegriffen werden und damit auf Ersparnisse der

Gesamtwirtschaft. Dies täuscht aber und kann auf Unternehmen anscheinend nicht angewandt

werden. Dies wird durch Zahlen der Deutschen Bundesbank20 belegt und als Beispiel im Jahre

2006 sehr deutlich. Hierbei betrug die Innenfinanzierung von Unternehmen 151,2 Milliarden

Euro, diese resultieren aus einbehaltenen Gewinnen, Abschreibungen und Zurückführen von

Rückstellungen. Dem entgegen, stehen die Sachvermögensbildenden Maßnahmen, von

insgesamt 107,4 Milliarden Euro, also Bruttoinvestitionen. Dies zeigt auf, dass für die

Investitionen kein Fremdkapital aufgenommen werden müsste und damit die

gesamtwirtschaftliche Ersparnis anscheinend nicht ihrem Zweck zugeteilt wird. Hierbei

zeigen sich die Schwächen des Neoklassischen Modells auf, was wohl aus der falschen

Einschätzung des Finanzmarktes resultiert.21

                                                                                                               19 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 63 ff. 20 Monatsbericht Januar 2010, Deutsche Bundesbank S.26 21 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 65 ff.

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Keynes stimmt der Neoklassik bei, den gesamtwirtschaftlichen Wert der Produktion gleich

dem Volkseinkommen zu setzen. Dabei unterteilt er in gesamtwirtschaftlichen Konsum und

gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Die Ersparnis beurteilt Keynes allerdings als Auslöser des

wirtschaftlichen Ungleichgewichtes, da diese als gesamtwirtschaftlicher Nachfrageausfall

auftritt, mit der Folge, dass das Angebot größer als die Nachfrage ist und nicht alle Produkte

abgesetzt werden können.

Keynes sieht die Ersparnis nicht wie die Neoklassik als aufgeschobenen Konsum und die

damit zeitlich zurückgesetzte Investition an, sondern bewertet die Anlage von Geld als

separate Finanzinvestition. Der erhaltene Zins (i) für das zur Verfügung stellen von Geld, wie

z.B. für Aktien, Anleihen, Beteiligungen, Rentenpapiere, steht dabei der klassischen

Anlageninvestition (r - GRK Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals) in direkter Konkurrenz.

Keynes sieht nicht eine direkte Kausalität zwischen Finanzinvestition und Realinvestition. Es

sei für eine Realinvestition keine Finanzinvestition auf dem Kapitalmarkt zuvor nötig und

dass das Geld, welches an dem Kapitalmarkt angelegt wird, nicht zu Realinvestitionen

verhelfe und nur der Spekulation diene.

So sagt Keynes: „Es ist ferner wahr, dass die Bewilligung eines Bankkredites drei Tendenzen

auslösen wird: 1. eine Zunahme der Produktion, 2. eine Werterhöhung des Grenzprodukts, in

Lohneinheiten gemessen, (die bei abnehmendem Ertrag notwendigerweise eine Zunahme der

Produktion begleiten muß) und 3. eine Erhöhung der Lohneinheit in Geld gemessen (da diese

ein häufige Begleiterscheinung besserer Beschäftigung ist), und diese Tendenzen können die

Verteilung des Realeinkommen zwischen verschiedenen Gruppen beeinflussen.“ Er

beschreibt weiter, dass die Produktionserhöhung durch etwas anderes als die Bankkredite

ausgelöst werden muss. Somit das oben beschriebene Modell der Neoklassik, welches besagt,

dass Ersparnis zu Investition führe, einem Irrtum unterlaufen sein muss. Er folgt fort: „Es ist

richtig, dass ein Einzelner durch Sparen sein eigenes Vermögen vermehrt. Die Folgerung,

dass er dadurch auch das Gesamtvermögen vermehrt, übersieht aber auch die Möglichkeit,

dass der Ersparnisakt eines Einzelnen auf die Ersparnisse und folglich auf das Vermögen

eines Anderen zurückwirken kann.“ 22

Es zeigt sich, dass der Konkurrenz von Real- und Finanzinvestition eine ausschlaggebende

Bedeutung zukommt. Diese entsteht durch den jeweiligen Zins der Anlage von Geld der

unterschiedlichen Investitionsarten. Dieser sollte in beiden Fällen positiv sein, also der Ertrag

                                                                                                               22 Keynes John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2002 S.71

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größer der Aufwand. Gegeben des Falls, der Zins i der sich auf dem Finanzmarkt ergibt, ist

höher als der des Zinses der Realinvestition r, wird unterstellt die Finanzinvestition

vorzuziehen. Dadurch unterstellt Keynes, auf dem Kapitalmarkt treffen Angebot & Nachfrage

von Geld aufeinander und nicht wie in der Neoklassik behauptet Angebot und Nachfrage der

Kredite. Steigt also der Zinssatz i an, so erfordert der die Realinvestition ebenfalls eine

proportionalen anstieg des Zinssatzes r, damit die damit verbunden Arbeitsplätze und damit

verbundener Lohn, Konsum, Nachfrage und weitere Investitionen nicht Gefahr kommen. Es

herrscht ein Ungleichgewicht.

                                                                       

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3. Die Funktionen des Geldes bei der Neoklassik und Keynes.

 

Geld   im   (Neo-­‐)klassischen   Modell   wird   als   Warengeld   bezeichnet   und   ist  

gleichbedeutend   mit   anderen   Gütern   wie     Gold   oder   Silber.   Geld   ist   neutral,   nur   ein  

Schleier.  Die  Theorie  unterstellt    zwei  Funktionen:  

 

1. Zahlungsmittel,  da  Geld  ein  weitverbreitetes  und  anerkanntes  Tauschmittel  ist.  

2. Recheneinheit,   es   hilft   einen   ökonomischen  Wert,   für   jeglicher   Art   von   Gütern  

festzulegen.  

 

Geld  wird  als  reines  Transaktionsmittel  brachte,  also  nicht  als  Vermögensobjekt.  Es   ist  

zur   Sicherstellung   des   störungsfreien   Marktablaufes   und   die   Aggregation  

unterschiedlicher   Größen.   Die   neoklassische   Neutralität   des   Geldes   unterstellt,   man  

könnte   den   Geldsektor   der  Wirtschaft   bei   der   Analyse   der   Realen   Größen   außer   acht  

lassen,  da  wegen  der  Quantitätsgleichung  Geldangebotsänderungen  kein  Einfluss  auf  die  

Reale  Sphäre  nehme.  Geld  spielt  keine  aktive  Rolle  in  der  langfristigen  realen  Wirtschaft,  

es   dient   lediglich   als   Schmiermittel   der   Marktwirtschaft   mit   der   verbunden  

Erleichterung  als  Zahlungsmittel  und  Recheneinheit.  

 

Ld = k * P * Y

 

Die  Geldnachfrage  zum  Transaktionszweck  (Ld)  hängt  direkt  von  der  durchschnittlichen  

Dauer   zwischen   Einnahme   und   Ausgabe   einer   der   Geldeinheit   (k  

Kassenhaltungskoeffizient),   dem   Preisniveau   (P)   und   dem   Realwert   der   produzierten  

Gütern  (Y:  Realeinkommen)  ab.  23    

 

Durch   die   Aufteilung   in   den   monetären   und   den   realen   Sektors,   welche   sich   nicht  

beeinflussen,  wobei  das  Geld  nicht  wie  andere  Güter  produziert  werden  kann  sondern  

durch   externe   Faktoren   wie   die   Menge   des   Goldes   oder   Politik   der   Zentralbank  

bestimmt  wird.  Die  Neoklassik  geht  davon  aus,  dass  es  auf  die  Menge  des  Geldes  nicht  

ankäme,  was  die  reale  Größe  betrifft.  Eine  Erhöhung  der  Geldmenge  bewirke  nur  eine  

proportionale   Erhöhung   der   Preise,   ohne  weiter   Volkswirtschaftlichen   Auswirkungen.  

Hier   setzt   die   Quantitätstheorie   an,   welche   versucht   den   kausalen   Zusammenhang                                                                                                                  23 Unterricht

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zwischen  Geldmenge  und  Preisniveau  zu  erklären.    

 

Die   Quantitätstheorie   basiert   ursprünglich   auf   der   Verkehrsgleichung   von   Irving  

Fischer.  Diese  drückt  eine  Abhängigkeit  des  Preisniveaus  und  der  Geldmenge  aus.  “Der  

Wert   der   umlaufenden   Güter   entspricht   dem   Wert   des   umlaufenden   Geldes”   (Irving  

Fisher,  1911)  24  

 

M  *  v  =  P  *  NIPr  

 

Auf  der  rechten  Seite  steht  das  volkswirtschaftlich  reale  Nettoinlandsprodukt,  welches  

aus   dem   preisniveaubereinigten   Nettoinlandsprodukt   (NIPr)   multipliziert   mit   dem  

Preisindex  (P  Preisniveau)  ergibt.  Auf  der  linken  Seite  der  Gleichung  steht  die  nominale  

Geldmenge  (M)  der  Periode  vervielfacht  mit  der  Umlaufgeschwindigkeit  des  Geldes  (v).  

Die  Gleichung  zeigt  eine  Kausalität  bei  steigender  Geldmenge  auf  der  linken  Seite,  einen  

Anstieg  auf  der  rechten  Seite  von  Preisniveau  oder  Nettoinlandsprodukt.  

In   der   Quantitätstheorie   geht   es   darum,   wie   viel   liquide   Mittel   (Sichtdepositen   bei  

Banken  oder  Banknoten  plus  aller  Bankanlagen  mit   einer  Fristigkeit  von  bis   zu  einem  

Jahr)  vorhanden  sind.    

Es   besteht   ein   Unterschied   zwischen   der   nominalen   Geldmenge   M   und   der   realen  

Geldmenge  M/P,  die  die  reale  Kaufkraft  der  nominalen  Geldmenge  ausdrückt.  Steigt  bei  

unveränderter  Geldmenge  das  Preisniveau,  so  sinkt  die  Reale  Geldmenge.    

Die  Umlaufgeschwindigkeit   des  Geldes   gibt   an,  wie   oft   das  Geldstück   in   einer   Periode  

den   Besitzer   wechselt.   Verdoppelt   sich   die   Umlaufgeschwindigkeit   des   Geldes   (c.p.),  

dann   genügt  die  Hälfte  der  Geldmenge.    Die  Neoklassik   geht   von   einer  Exogenität   der  

Geldmenge  aus,  d.h.  die  Geldmenge  kann  nach  belieben  festgelegt  werden.  Des  weitern  

unterstellt  sie,  dass  Ursache  einer  Inflation  alleinig  die  Erhöhung  der  Geldmenge  ist,  die  

bei  unverändertem  Produktionsvolumen  zur  Erhöhung  des  Preisniveaus  führt.  25  

   

Die   Cambridge   Gleichung   stellt   eine   Analytische   anspruchsvollere   Darstellung   der  

Quantitätstheorie   dar,   sie   erlaubt   es   zwischen   einer   Geldnachfrage   (MN)   und   einem  

Geldangebot  (MA)  zu  unterscheiden.    

                                                                                                               24 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 268, in Bezug auf Fischer I., Die Kraft des Geldes 1911 25 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 269

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MA  =  MN  

 

Bei   der   Cambridge   Version   wird   die   Gleichung   wie   folgt   modifiziert.   Vom   Ausland  

abgesehen  wird  die  Nettoinlandsproduktion  (NIP)  mit  dem  Volkseinkommen  (Y)  ersetzt  

und  die  Umlaufgeschwindigkeit  des  Geldes  durch  den  Kassenhaltungskoeffizienten   (k)  

ersetzt,  der  sich  aus  dem  Kehrwert  der  Umlaufgeschwindigkeit  des  Geldes  (v)  ergibt.  

 

M = k * P * Y k=1/v

 

Die  Quantitätstheorie   drückt   den   neoklassischen   Standpunkt   aus,   dass   die   Geldmenge  

für  die  Ökonomie  exogen  gegeben  ist  und  durch  die  Politik  des  Staates  nicht  verändert  

werden   kann.   Eine   beliebige   Menge   an   Geld   ist   als   gegeben   zu   betrachten.   Bei   einer  

Schwankung   der   Nachfrage   nach   Geld,   wird   dies   durch   ökonomische   Aktivitäten,   wie  

dem   Preisniveau,   geregelt.   Dies   ergibt   das   Gleichgewicht   auf   dem   Geldmarkt   von  

Angebot  und  Nachfrage.    

Funktion  des  Geldes  bei  Keynes.  

Keynes   sieht   das   Geld   mit   den   zwei   Funktionen   Zahlungsmittel   und   Recheneinheit  

unzureichend   dargestellt   und   erweitert   es   um   eine   dritte   Funktion,   des  

Wertaufbewahrungsmittels.   Erhaltenes   Geld   kann   temporär   gehortet   werden   und   in  

einem  späteren  Zeitpunkt  wieder  getauscht  werden.  26  

 

Die Funktionen des Geldes als

Wertstandard für Zahlungsmittel bei Wertaufbewahrungsmittel

für

• Kreditverträge

• Waren

• Vermögensrechnung

(in Bilanzen etc.)

• Kreditverträgen

• Kaufverträgen

• Verpflichtungen

• (Steuern etc.)

• Vorsichtszweck

• Hortungszweck

• Spekulationszweck

• Transaktionszweck Grafik aus Heine 27

 

                                                                                                               26 Vgl. Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage 2003 S39 ff. 27 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage 2003, S.341

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Bei  der  Wertaufbewahrung  von  Geld,  sieht  Keynes  zum  einen  die  Überbrückung  bis  zum  

nächsten  Zahlungseingang  -­‐  Transaktionsfunktion  an.  Als  Beispiel  ein  Arbeiter  der  sein  

Monatslohn  in  Tagesrationen  unterteilt.  Zum  anderen  dient  die  Wertaufbewahrung  auch  

zu   Spekulationszwecken,   zum   Beispiel   wenn   voraussichtlich   die   Preise   für   gewisse  

Güter  in  der  Zukunft  fallen  sollten,  so  entziehen  die  Haushalte  dem  Markt  Nachfrage  auf  

unbestimmte   Zeit   in   dem   sie   ihre   Spekulationskassen   anfüllen.   Das   Geld   hat   dadurch  

Auswirkung  auf  gesamtwirtschaftlichen  Investitionen.    Zinslose  Geldhaltung  kann  unter  

Erwartung   von   zukünftiger   Ertrags-­‐   und   Preisentwicklung   der   ertragsbringenden  

Anleihe   vorzuziehen   sein.  Dies  bezeichnet  man  auch  als   Liquiditätsprämie.  Wenn  eine  

individuelle  Zinsgrenze  unterboten   ist,  und  der  erwartete  Zins  einer   Investition  höher  

als  der  individuellen  Zinsgrenze  ist,  so  fällt  die  Entscheidung  zu  Gunsten  der  Investition  

des  Vermögensaktiva  wie  zum  Beispiel  Aktien,  Anleihen  oder  Grund  und  Boden.  

So   ist  nach  Keynes  ein  Mangel   in  der  Quantitätstheorie   in  der  unvollständigen  Analyse  

der   Geldnachfrage   geschuldet.     Geld  muss   die  Wertaufbewahrungsfunktion   unterstellt  

werden,   welche   die   gesamtwirtschaftliche   Geldnachfrage   auch   in   Abhängigkeit   vom  

Zinssatz   zu   bewertet.   Weiter   bemängelt   er,   dass   die   Umlaufgeschwindigkeit   nicht   als  

fixiert  angenommen  werden  kann.  28  

 

Die   Geldnachfrage   hängt   vom   Volkseinkommen   und   vom   Zinssatz   ab.   Hier   setzt   die  

Neoquantitästheorie   von   Milton   Friedmann   an,   auf   die   wir   hier   aber   nicht   weiter  

eingehen  wollen.  Lieber  betrachten  wir  in  der  folgenden  Aufgabe  den  Zins,  den  Keynes  

eine  Große  Bedeutung  zuspricht.    

                         

                                                                                                               28 Hardes, Schmitz, Uhly, Grundzüger der Volkswirtschaft, 2002, S. 430

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 4. Welche Rolle hat der Zins bei der Neoklassik und bei Keynes?

   Als   Schleier   ohne   Einfluss   auf   die   Realwirtschaft   betrachtet   die   Neoklassik   das   Geld,  

somit  bewertet  sie  den  Zins  „nur“  als  Belohnung  für  Konsumverzicht  =  Sparen.    

Keynes  sieht  in  der  Bedeutung  des  Geldes  eine  Auswirkung  auf  die  Investitionen.  Wobei  

der   Zins   durch   die   Geldnachfrage   und   Angebot   bestimmt   wird.   Somit   spricht   Keynes  

dem   Zins   eine   Schanierfunktion   zwischen   der   Finanz-­‐   und   der   Realwirtschaft   zu.   Der  

Geldpolitik   wird   durch   Zinsveränderung   eine   Manipulationsmöglichkeit   auf   den  

Investitionen  und  somit  Gesamtnachfrage,  Produktion  und  Beschäftigung  beigestanden.    

Eine   expansive   Geldpolitik   (M↑)   bei   konstanter   Liquiditätsneigung   (Geldnachfrage)  

führt  zu  einer  Zinssenkung  (i↓)  und  dadurch  zu  einer  Anregung  der  Investition  (I↑).    

Der  Zinssatz  ist  das  Maß  der  Bereitschaft  Liquidität  aufzugeben  und  die  Belohnung  für  

das   Nicht-­‐Horten.   Wogegen   die   Neoklassik   unterstellt,   dass   das   Horten   von   Geld  

ökologisch   keinen   Sinn   macht   und   man   die   verzinste   Anlage   immer   vorziehen   wird.  

Keynes   sieht   in   der   Liquiditätspräferenz   zwei   Gründe,   mehr   Sicherheit   als   die  

Wertpapiere   und   die   spekulative   Chance   zu   einem   späteren   Zeitpunkt   günstigere  

Anlagemöglichkeiten  zu  nutzen.  Die  Liquiditätspräferenz  sinkt  bei  steigendem  Zins.  Bei  

einem  aktuellen  niedrigen  Zins  wird  Liquidität  in  der  Spekulationskasse  bevorzugt,  um  

später  zu  einem  höheren  Zins  anzulegen.    

 

In   der   Klassik   ist   der   Zinssatz   i   eine   abhängige   Variable   von   den   Spar-­‐   und  

Investitionsentscheidungen.  Für  Keynes  ist  die  Investition  nicht  Bestimmungsgröße  von  

i,   sondern   abhängig   vom   Zins.   i   ist   eine   unabhängige   Variable   die   bei   gegebener  

Liquiditätsneigung   von   der   Geldpolitik   bestimmt   wird.   Der   Zins   i   kann   aber   durch  

Schwankung  der  Liquiditätspräferenz  variieren,  da  bei  einer  fixen  gesamten  Geldmenge  

die   Geldmenge   einzelner   nicht   erhöht   werden   kann,   ohne   dass   jemand   anderes  

Liquidität   abbaut.   Keynes   sieht   in   Zinstheorie   das   Bindeglied   zwischen   privater  

Investitionsneigung   und   staatlicher   Geldpolitik.   Eine   schwache   Investitionsneigung  

kann  durch  einen  niedrigen  Zins  angeregt  werden  und  umgekehrt.    

Er  sieht  einen  „hydraulischen  Schematismus“  M↑  -­‐  i↓ -­‐  I↑    -­‐  Y↑    -­‐  A↑.29  

 

 

                                                                                                               29 Willke G. John Maynaerd Keynes, 2002, S.87 ff.

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5. Wie erklärt Keynes die Konjunktur ?

Konjunktur   ist   die   wirtschaftliche   Lage   einer   Volkswirtschaft   mit   Höhen   -­‐   der  

Boomphasen,   dem   Abschwung   -­‐   der   Depression/   Rezession   in   Krisenzeiten   und   der  

darauf   folgenden   Aufschwungphase   -­‐   der   Expansion   zum   nächsten   Boom.   Es   sind  

zyklische  Schwankungen  der  gesamtwirtschaftlichen  Aktivität,  welche  durch  Nachfrage  

und   Produktionsschwankungen   und   damit   Veränderungen   des   Auslastungsgrades   der  

Produktionskapazitäten  entstehen.  

 

Nach  der  Ansicht  von  Keynes  Veröffentlichung  -­‐  Allgemeine  Theorie  der  Beschäftigung,  

des   Zinses   und   des   Geldes   -­‐   resultiert   der   Konjunkturzyklus   aus   einer  

Grenzleistungsfähigkeit  des  Kapitals.  Bei  den  Auf-­‐  und  Abwärtsbewegungen  erkennt  er  

einen  Grad  von  Regelmäßigkeiten  in  der  Zeitfolge  und  Dauer.  Des  Weiteren  beobachtete  

er,  dass  beim  Wechsel   in  der  Boomphase   in  die  Rezession  ein  plötzlicher  und  heftiger  

Wendepunkt   auftritt,   als   vergleichsweise   beim   Wechsel   der   Rezession   in   die  

Aufschwungphase.  

 

Die  heftige  Rektion  der  Phase  des  späten  Aufschwunges  in  die  Krise,  erklärt  er  sich  wie  

folgt:  Als  Vorannahme,  dass  „die  Grenzleistungsfähigkeit    des  Kapital  nicht  nur  von  dem  

bestehenden   Überschuss   oder   Knappheit   von   Kapitalgütern   und   den   laufenden  

Produktionskosten   von   Kapitalgütern   sondern   auch   von   den   laufenden   Erwartungen  

über   den   zukünftigen   Ertrag   von   Kapitalgütern   abhängt.“   Ist   die   Erwartung   in   die  

Zukunft  bei  Investitionen,  eine  primärer  Entscheidungsträger.  Die  Erwartung  unterliegt  

heftigen   Schwankungen,   da   diese   nur   auf   eine   geistige   Vorwegnahme   zukünftiger  

Ereignisse  beruhen  und  diese  durch   gewisse  Trends  beeinflusst  werden.  Hinzukommt  

noch  verstärkend  die  erhöhten  Zinserwartungen  bei   risikoreicheren   Investitionen  und  

die  erhöhte  Nachfrage  nach  Geld  in  Krisenzeiten.    

Keynes  behauptet  aber,  dass   „die  Erklärung  der  Krise  nicht  primär  eine  Erhöhung  des  

Zinssatzes,   sondern   ein   plötzlicher   Zusammenbruch   der   Grenzleistungsfähigkeit   des  

Kapitals  ist.“  Die  plötzliche  und  heftige  Reaktion  die  am  Anfang  der  Rezession,  ist  auch  

auf   die   Struktur   des   Investmentmarktes   zurückzuführen,   die   von   Käufern   dominiert  

werden,   die  nicht  wissen,  was   sie   kaufen  und  nur   Spekulationszwecken  dienen.  Dabei  

wird   mehr   den   Stimmungstrends   des   Marktes   betrachtet,   als   der   optimistischen  

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Schätzung   der   zukünftigen   Erträge   von   Kapitalgütern.   Die   Ungewissheit   und  

pessimistische   Einschätzung   der   Grenzleistungsfähigkeit   bekräftigt   die  

Liquiditätspräferenz,  folglich  erhöht  sich  der  Zinssatz.    

Keynes   schlussfolgert,   der   Zusammenbruch   der   Grenzleistungsfähigkeit   des   Kapitals  

kann   so   stark   sein,   dass   eine   Senkung   des   Zinssatzes   wirkungslos   ist.   Es   muss  

stattdessen  das  Vertrauen  der  Investoren  wieder  hergestellt  werden.    

 

Keynes   beobachte   die   Zeit   als   wichtigen   Faktor   der   Konjunktur,   wie   auch   für   einen  

Vertrauensgewinn  ein  gewisser  Zeitraum  benötigt  wird.  Er  beobachtet  bei  der  Rezession  

einen   Zeitraum   von   drei   bis   fünf   Jahren,   die   er   auch   durch   die   Lebensdauer   der  

Vermögenswerte   und   der   Lagerhaltungskosten   überschüssiger   Vorräte   begründet.  

Durch  Abnutzung,  Verfall   und  Veraltung   entstehen  nach  der   Zeit   zunehmend  Ausfälle.  

Die   dadurch   verbundene   Knappheit   erhöht   die   Grenzwertfunktion   des   Kapitals   für  

Neuinvestitionen.   Die   Phase   kann   durch   Faktoren,   wie   abnehmender   Bevölkerung  

beeinflusst   oder   verlängert   werden,   aber   es   ist   ein   Zusammenhang   zwischen   der  

Lebensdauer  der  dauerhaften  Vermögensbestände  und  zur  normalen  Wachstumsrate  in  

einer  gegeben  Epoche  zu  sehen.    

In  der  Rezessionsphase  ist  durch  die  fallende  Nachfrage  von  einer  Anhäufung  unfertiger  

Erzeugnisse  und  Vorräten  auszugehen.  Durch  die  Anfallenden  Lagerhaltungskosten  sind  

die  Produzenten  angehalten  die  Ware  günstiger   zu  verkaufen,  mindest  um  den  Betrag  

der   anfallenden   Lagerkosten   oder   Liquidität   zu   gewährleisten.   Dies   wirkt   sich  

kurzfristig   negativ   auf   die   Beschäftigung   in   der   Produktion   aus.   Aber   ist   die   Phase  

erstmal   überstanden,   wirkt   es   wie   ein   „Befreiungsschlag“   durch   die   plötzliche   hohe  

Nachfrage  die  Lager  wieder  zufüllen.    

In  der  ersten  Abwärtsphase  werden  die  Investition  bevorzugt  von  denen  Betriebsmittel  

in   die   Vorräte  wechseln,   um   einer  Desinvestition   der   Betriebsmittel   auszuweichen.   In  

der   zweiten   Phase   werden   auch   die   Vorräte   einer   Desinvestition   durch   beschriebene  

Zeitfaktoren   und   der   sinkenden  Nachfrage   unterliegen.   Dies   bildet   aber   eine   günstige  

Basis   in   der   Aufschwungphase.   Niedrige   Marktpreise   und   lehre   Lager,   welche   die  

Produktion  und  Nachfrage  nach  Arbeit  sofort  ankurbeln.      

 

In   Börsenmärkten   sieht   Keynes   starken   Einfluss   auf   die   Konsumnachfrage,   gerade   in  

den   USA   zu   seiner   Zeit.   Durch   die   sinkende   Grenzleistung   des   Kapital   und   damit  

verbundene  starken  Abnahme  der  Marktwerte  der  Börsenpapiere.  Wertpapiere  in  einer  

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Volkswirtschaft   können   einen   größeren   Einfluss   als   das   Einkommen   haben,   in  

Krisenzeiten   noch   verstärkter,   wenn   die   Investition   mit   geborgtem   Geld   vollzogen  

wurde.   Ein   offensichtliches   Problem   zeigt   sich   auf,   dass   der   Konsum   und   die   damit  

verbundenen   Investitionen   gerade   in   den   benötigten   Phasen   ausbleiben.   Und   die  

Struktur  durch  einen  Abschwung  noch  verstärkt  unterstützt.    

Keynes   fordert   schlussfolgernd,   “...dass   die   Aufgabe,   den   laufenden   Umfang   der  

Investition  zu  regeln,  nicht  ohne  Gefahr  in  private  Hände  gelassen  werden  kann.“  

 

Wie   gerade   beschrieben,   könnte   man   schlussfolgern,   dass   die   Depression   durch   eine  

Überinvestition   am   Ende   einer   Boomphase   verschuldet   ist.   In   dem   Hype   wird   die  

gewünschte   Grenzleistungsfähigkeit     des   Kapitals   zu   hoch   eingeschätzt   und   durch   zu  

geringe   Erträge   enttäuscht.   Dies   ist   verschuldet   durch   ein   Überangebot.   Keynes  

widerspricht   dem   Ansatz,   dass   man   durch   einen   hohen   Zins   die   Investitionen   in   die  

Produktion  kanalisieren  kann,  und  damit  die  Spitze  des  Booms  zurückhält.  

Da  in  der  Phase,  wenn  die  enttäuschte  Grenzleistungsfähigkeit  des  Kapitals,  durch  die  zu  

hohen   Erwartungen,   unter   dem   des   Zinses   liegen   kann.   Er   befürwortet   auch   in   der  

Boomphase  einen  niedrigen  Zinssatz,  um  diese  zu  verlängern.  Keynes  bezweifelt,  dass  es  

mit   Ausnahme   nach   einem   Krieg,   ein   so   starker   Boom   entstehen   könne,   der   zur  

Vollbeschäftigung  führen  würde.    

 

Keynes   geht   im   Kapitel   22   der   Veröffentlichungen   Allgemeine   Theorie   der  

Beschäftigung,   des   Zinses   und   des   Geldes   auf   weitere   Denkschulen   zum   Thema   der  

Konjunktur    ein,  denen  er  zumeist  keine  große  Bedeutung  zuspricht.  Was  er  aber  sieht,  

ist   die  Notwendigkeit   der   Förderung   der   Investition   und   zugleich   eine   Förderung   des  

Verbrauches  auf  ein  höheres  Niveau.  Er  sieht  bei  dem  Ansatz  die  einzelnen  Arbeitszeiten  

zu  verkürzen  und  damit  mehr  Personen  in  Beschäftigung  zu  bringen  als  unlösbar.  Da  die  

Arbeiter   ein  vermehrtes  Einkommen  einer  vermehrten  Freizeit  bevorzugt  würde.  Und  

ein  aufgelegter  Zwang  nicht  zu  befürworten  wäre.    

Die  These  den  Konjunkturzyklus  anhand  der  landwirtschaftlichen  Erträge  zu  begründen,  

sieht  er  in  einem  globalagierenden  Markt  als  falschen  Ansatz.  30  

 

 

                                                                                                               30 Vgl. Keynes, John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2006, S. 265 ff.

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6. Geld- und Finanzpolitik (Multiplikator) bei Keynes in der Krise

Nach  Keynes  hat  der  Staat  in  Krisenzeiten  einzugreifen,  mit  dem  Ziel  der  Verringerung  

des  Konjunkturzyklus,   in  Zeiten  der  Rezession  soll  die  Produktionslücke  zur  optimalen  

Gerade   der   Vollbeschäftigung   angeglichen   werden.   Dies   geschieht   durch   eine  

nachfrageorientierte  Wirtschaftspolitik,  die  sich  in  zwei  Maßnahmen  der  Geld-­‐  und  der  

Fiskalpolitik  unterteilen.    

 

Die   Geldpolitik   verfolgt   das   Ziel,   die   Geldmenge   zu   verändern   und   damit   auf   den  

Zinssatz   zu   wirken   und   die   gesamtwirtschaftliche   Nachfrage   anzuregen.   Durch   die  

Senkung   des   Zinses   werden   die   Kreditaufnahme   attraktiver   und   die   Investitionen  

steigen.   Dies   hat   weiterführende   Folgen,   dass   die   Nachfrage   nach   Gütern   und  

Dienstleistungen  steigen,  was  wiederum  die  Produktion  steigert  und  Arbeitkräfte  mehr  

gefragt  sind.    

 

Bei   der   Fiskalpolitik,   werden   die   Steuersätze   gesenkt   und   die   Regierungsausgaben  

erhöht,   dies   führt   zu   einer   steigenden   gesamtwirtschaftlichen   Nachfrage,   welches  

wiederum  zur  erhöhten  Produktion  und  sinkenden  Arbeitslosigkeit  führt.    

Bei   Steuersenkung   nimmt   der   Staat   indirekt   Einfluss   auf   die   gesamtwirtschaftliche  

Nachfrage,  durch  das  Mehr  nach  Steuerabzug  soll  zu  erhöhten  Konsum  animiert  werden.  

Wobei   es   aber   in   der   Entscheidung   von   Unternehmen   und   Haushalt   bleibt,   es  

umzusetzten.  Wenn  die  Regierung  die  Staatsausgaben  erhöht,  dann  beeinflusst  sie  damit  

die   gesamtwirtschaftliche   Nachfrage   direkt.   Die   Regierungsausgaben   regen   einen  

Multiplikatoreffekt  an.  Jeder  von  Staatsseite  ausgegebene  Euro  erhöht  die  Nachfrage  um  

ein  vielfaches  dieses  Euros.  31  

 

Den  Staatsausgabenmultiplikator  dargestellt  anhand  eines  Beispiel  von  Mankiw:    

Der   Staat  bestellt   bei  MAN  Lastkraftwagen   im  Wert   von  €  20  Mrd.  Dieser  Auftrag  hat  

eine  direkte  Wirkung  von  mehr  Beschäftigung,  höhere  Löhne  und  einen  angestiegenen  

Gewinn   bei   MAN.   Durch   die   erhöhte   Beschäftigung   und   erzielten   Gewinne   der  

Unternehmenseigner   steigen   die   Konsumausgaben.   Die   Nachfrage   bei   den  

Zulieferbetrieben   steigt   ebenfalls   an.   Auch   in   der   2.   Stufe   bei   den   Produzenten   der                                                                                                                  31 http://www.bwl.uni-kiel.de/Ordnung/downloads/evwl_WS0506/Einf-Kp34_4_auf_1.pdf 20.01.11

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Konsumausgaben   und   der   Zulieferbetriebe   hat   die   erhöhte   Nachfrage,   erhöhte  

Beschäftigung  und  Gewinne  zur  Folge,  die  wiederum  als  Konsumnachfrage  auftreten.  So  

ist   davon   auszugehen,   dass   die   extra   Staatsausgabe   über   mehre   Stufen   hinweg   ihre  

Wirkung  zeigt.  Auch  zu  Investitionen  regen  die  Staatsausgaben  rückwirkend  an.    

 

Zur   Berechnung   des   Multiplikators   ist   die   marginale   Konsumquote   (c)   von  

ausschlaggebender  Bedeutung,  diese  misst  den  Anteil  einer  Einkommenserhöhung,  den  

ein  Haushalt   für  Konsumausgaben  verwendet  und  nicht   spart.  Durch  den  zusätzlichen  

Auftrag  verdienen  die  Unternehmenseigener  und  Arbeiter  von  MAN  €  20  Mrd.   Ist  nun  

die  marginale  Konsumquote  ¾,   so  besagt   sie,   dass  €  15  Mrd.   in  Konsumausgaben   auf  

dem   Markt   wirken.   Der  Wert   der   marginalen   Konsumquote   wird   jetzt   für   jede   Stufe  

analysiert,   als   nächstes   bei   den   Empfänger   der   erhöhten   Nachfrage   der  

Konsumausgaben  der  MAN-­‐Mitarbeiter.  Der  gekoppelte  Effekt  kann  wie  folgt  dargestellt  

werden.    

 

 

Veränderung  der  Staatsausgaben     =         €  20  Mrd.  

Erste  Konsumänderung       =   c     mal   €  20  Mrd.  

Zweite  Konsumänderung       =   c2     mal   €  20  Mrd.  

Dritte  Konsumausgabe       =   c3     mal   €  20  Mrd.  

...               ...         ...  

Gesamtänderung  der  Nachfrage       =  (1  +c  +c2  +c3  +...)     mal     €  20  Mrd.  

 

 

Der  (gesamte)  Multiplikator  lässt  sich  1+  c1+  c2  +  c3  +...  oder  auch  1/(1-­‐c)  darstellen.  

Ist  der  c  beispielsweise  ¾  dann  ergibt  sich  eine  Multiplikator  von  4,  so  würde  die  €  20  

Mrd.  einen  Anstieg  der  Nachfrage  von  €  80  Mrd.  nach  sich  ziehen.  Ist  c  nur  ½,  ergibt  sich  

eine  Multiplikator  von  2,  also  ein  Nachfrageanstieg  von  €  40  Mrd..  

Dies   zeigt   die   ausschlaggebende   Bedeutung   der   marginalen   Konsumquote,   je   höher  

diese   ist   desto   größer   ist   die   Wirkung   eines   erhöhten   Einkommens   auf   die  

Konsumausgaben,  und  desto  höher  ist  der  Multiplikator.  32  

 

                                                                                                               32 Mankiw N. Gregory /Taylor Mark P., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage 2008, S. 874

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7. Die Phillips-Kurve und ihre wirtschaftspolitische Bedeutung  

 

 

Die   Phillipskurve   entstand   durch   die   Untersuchung   des   Zusammenhangs   von   der  

Arbeitslosenquote   und   der   Veränderungsrate   der   Geldlöhne,   die   sein   Namengeber  

Arthur  W.  Phillips  in  den  Jahren  1889  bis  1957  in  Großbritannien  feststellte.  Dabei  ist  zu  

beachten,  dass  es  sich  nicht  um  den  empirischen  Zusammenhang  handelt  und  nicht  um  

ein  Makroökomisches  Modell.  Die  meisten  Keynesianer  sind  aber  von  ihrer    Existenz  in  

den  sechziger  und  siebziger  Jahren  ausgegangen.33      

Die   Kurve   belegt   den   nicht   überraschenden   Marktmechanismus,   dass   bei  

konjunkturellen   Aufschwung   mit   Folgen   der   fallenden   Arbeitslosenquote   (ALq↓)   die  

Geldlöhne/Nominallohn   (W↑)   steigen.   Und   umgekehrt,   bei   steigenden  

Arbeitslosenzahlen   (ALq↑)    die  Löhne   (W↓)  weniger  steigen  oder  gar  entgegengesetzt  

zu  fallen,  →  aus  Folge  des  Machtverlust    der  Arbeitnehmer.  

Anders   ausgedrückt,   die   Nominallöhne   (c.p.)   steigen   umso   stärker,   je   geringer   die  

Unterbeschäftigung  ist.  Aus  der  Kurve  war  abzulesen,  dass  sich  ein  stabiler  Nominallohn  

bei  einer  Arbeitslosenrate  von  6%  einstellte.    

 

Die   Phillips-­‐Kurve   wurde   von   Paul   Samuelson   und   Robert   Solow   aus   neoklassischer  

Sicht  (kurz  nach  seiner  Veröffentlichung)  modifiziert,  in  dem  man  die  Arbeitslöhne  (W)  

mit  dem  Preisniveau  (P)  ersetzte.  →  dadurch  wird  die  Beziehung  von  Arbeitslosenquote  

und  Inflationsrate  abgebildet.  So  ging  man  von   folgender  Wechselwirkung  aus,   (ALq↑)  

→   (P↓)  bei   geringer  Arbeitslosenquote   ist   Inflationsrate  hoch  bzw.  umgekehrt   (ALq↓)  

→  (P↑).  

Durch   die   neue   Perspektive   der     Kausalität   zwischen   Geldpolitik   und   der  

Arbeitslosenquote   gewann   die   Phillips-­‐Kurve   plötzlich   an   wirtschaftlicher   Bedeutung.  

Man  ging  davon  aus,  dass  man  auf  der  Kurve  mit  Wirtschaftlichen  Maßnahmen  beliebig  

hin  und  her  gehen  kann.  Theoretisch  ist  es  möglich  von  einer  Arbeitslosenquote  ALq2  zu  

einem  niedrigen  Punkt  ALq1  zu  gehen,  wenn  die   Inflationsrate  P1  auf  die  höhere  Rate  

P2   steigt.   Aus   diesem   Ansatz   bevorzugte   man   in   den   siebziger   Jahren   „Lieber   fünf  

Prozent   Inflation   als   fünf   Prozent   Arbeitslosigkeit“,   welches   der   sozialdemokratischen  

                                                                                                               33 Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, 2005, S.243 ff.

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Altbundeskanzler  Helmut  Schmidt  propagierte.  Oder    die  Alternative  die   Inflationsrate  

zu  senken  und  dafür  mehr  Arbeitslose  in  Kauf  zu  nehmen.  Zu  diesem  Zeitpunkt  ging  man  

davon  aus,  dass  die  Phillipskurve  ein  stabiles  Modell  wäre.34  

 

In  den  siebziger   Jahren,  kam  ein  empirisches  Faktum  auf,   es  gäbe  keinen   langfristigen  

Zusammenhang   zwischen   Inflation   und  Unterbeschäftigung.   Es  wurde   eine   Stagflation  

nachgewiesen,   es   herrschte   hohe  Arbeitslosigkeit   und   hohe   Inflation.  Dies   könnte   nur  

durch   die   Verschiebung   der   Phillips-­‐Kurve   erklärt   werden,   was   sie   als   ökonomisches  

Instrument  unbrauchbar  machte.  

Milton   Friedman   und   Edmund   S.   Phelps     argumentierten,   dass   die   negative   Phillips-­‐

Kurve   eine   Art   „Geldillusion“   der   Arbeitnehmer  wäre.   Und   es   keine   langfristige  Wahl  

zwischen  Inflation  und  Arbeitslosigkeit  gäbe.  Sie  unterstellten  die  langfristigen  Kurve  sei  

senkrecht.   Geldillusion   entsteht   dadurch,   dass   die   Arbeitnehmer   ihr   Lohnforderungen  

und   Arbeitsangebot   nach   dem   Nominallohn   richten.   Wenn   nun   der   Nominallohn  

unverändert  bleibt  und  die  Arbeitsnachfrage  steigt,  bleibt  das  Angebot  an  Arbeit  gleich,  

da  die  Arbeiter  keine  extra  Anreize  verspürten.  Steigert  hingegen  die  Regierung  durch  

die  Geldmenge  das  Preisniveau,  steigen  auch  die  Nominallöhne  und  damit  der  Anreiz  zu  

arbeiten.   Es   ist   aber   davon   auszugehen,   dass   die   Arbeitnehmer   auf   Dauer   dies  

wahrnehmen   und   eine   Erhöhung   der   Löhne   verlangen   werden,   um   die   gestiegenen  

Preise  zu  kompensieren.    

Schlussfolgernd   ist   die   Phillipskurve   nur   ein   kurzfristiges   Instrument   und   hat   keine  

langfristige   Sicht.   Es   wäre   zwar   möglich   den   kurzfristigen   Effekt   mehrfach   zeitlich  

hintereinander   durchzuführen,   dabei   stiege   die   Beschäftigung   nur   temporär   -­‐   doch  

würde  dies  zu  einer  sättig,  steigenden  Inflation  führen.35  

 

   

 

 

 

 

 

 

                                                                                                               34 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 286 ff. 35 Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, 2005, S.243 ff.

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8. Problem des Wachstumseffektes der Investitionen bei Keynes

Der  Wachstumseffekt  durch  zusätzliche  staatliche  Investitionen  wird  anhand  folgender  

Punkten  kretisiert:    

1.  Durch  Ex-­‐post  Betrachtung  der  aktuellen  Geschehnisse  der  Gesamtwirtschaft   leiden  

die   staatlichen   Reaktionen   an   einer   natürlichen   Diagnose-­‐,   Entscheidungs-­‐   und  

Wirkungsverzögerung.  Es  wird  dem  Trend  nur  hinterhergelaufen.    

2.  Die  mangelhafte   fiskalische  Disziplin   der   Politik   im  Aufschwung   in  Boomzeiten,   bei  

der  die  Staatsausgaben  auf  Höchstniveau  sind,  sollten  die  Staatsausgaben  so  gering  wie  

nötig  gehalten  werden.  Das   ist  schwer  vermittelbar  gegenüber  der  Ansicht  „Wir  haben  

es  doch“.    

3.   Das   Modell   geht   von   einem   Konjunkturzyklus   um   einen  

Vollbeschäftigungswachstumstrend  aus,  dies  ist  seit  den  70er  Jahren  nicht  mehr  erreicht  

worden.      

 

Zum  aktuellen  Konjunkturpaket  der  BRD  titelte  die  Wirtschaftswoche  vom  10.01.2011.  

„Erschaffen,   um  die  Wirtschaftskrise   zu  mildern,   geendet   als   staatlicher  Konsumwahn  

mitten   im  Aufschwung:  Das  größte  Konjunkturpaket  aller  Zeiten  erweist  sich  am  Ende  

seiner  Laufbahn  als  wirtschaftlicher  Reinfall.  

Anfang   2009   unter   dem   Schockzustand   der   heftigen   Rezession,   resultiert   aus   der  

Weltwirtschaftskrisen,   beschloss   die   Bundesregierung   eine   Konjunkturpaket   von   20  

Milliarden  €  aufzulegen,  dies  betrug  1,7%  des  BIP  des  Jahres.  Das  Programm  war  nach  

dem  „Notfallplan“  von  Keynes  erstellt  worden.  Zu  dem  damaligen  Zeitpunkt  erwartete  

man   die   langwierigste   Rezession   der   deutschen  Wirtschaftsgeschichte.   Bis   Ende   2010  

sollte   über   das   tiefste   konjunkturelle   Tal   abgeschlossen,   durchschritten   sein   und   die  

Maßnahmen  beendet.    

Allen  düsteren  Prognosen   zum   trotz   kamen  Mitte   2009   erste  Anzeichen  der  Erholung  

auf  und  „2010  ist  nicht  als  schlimmste  Krisenjahr,  sondern  als  das  Jahr  mit  der  stärksten  

wirtschaftlichen  Dynamik  seit  mehr  als  zwei  Jahrzehnten  geendet.“    

Der  Staat   ist   immer  noch   im  Krisenmodus,  obwohl  alle  Zeichen  auf  Boom  stehen.  Wie  

unflexibel  das  Konjunkturpaket  ist,  zeigt  dass  die  Verteilung  der  20  Milliarden  sich  auch  

noch  2011  erstrecken  wird.  So  wurde  im  eigentlichen  Krisenjahr  2009  gerade  mal    25  %    

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-­‐   4,5   Mrd.     investiert,   im   Jahr   2010   €   9,5   Mrd.   und   nach   terminierten   Ende   des  

Programm  2011  erst  das  letzte  Drittel  der  Maßnahme  von  €  6  Mrd.    

So   könnte   man   die   Ausgaben   des   aktuellen   Jahres   und   zumindest   ab   der   Hälfte   des  

letzten   Jahres   in   ihrer  Höhe  hinterfragen,  da   sie   in  eine  Aufschwungphase  prozyklisch  

verbraten  werden.36  

 

Zur  Zeit  der  Entscheidung  und  Verkündung  des  Maßnahmepaketes  spielte  natürlich  der  

symbolische   und   physiologische   Aspekt   eine   große   Rolle.   Die   Maßnahmen   sind  

bestimmt   auch   nicht   einfach   zu   stoppen,   sollten   aber   doch   im   Einzelnen   überdacht  

werden.   Aufgrund   der   staatlichen   extra   Investitionen   sind   Multiplikatoren   ausgelöst  

worden,  die  aber  noch  konkret   festgestellt  werden  müssen.  Was   jetzt   schon  belegt   ist,  

dass  die  Preise  im  öffentlichen  Bau  um  30  %  des  Vorjahres  angestiegen  sind.    

Ob  nur  der  Export,  ohne  das  Konjunkturpaket  genügend  Kraft  gehabt  hätte,  uns  aus  der  

Depression  zu  heben,  bezweifele  ich.  Aber  das  Maß  und  die  Unflexibilität  der  Ausgaben  

sollte  man  noch  mal  auswerten.    

 

 

 

                                       

                                                                                                               36 Wirtschaftwoche, 1/2 , 10.01.11, S. 22 ff.

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9. Was ist der „Kasinokapitalismus“ bei Keynes?    

   Keynes   betitelt   mit   dem   Begriff   des   Kasinokapitalismus   die   Finanzmärkte,   in   denen  

überwiegend   dem   spekulativen   Zwecke   investiert   wird.   Die   Finanzmärkte   haben   sich  

der   Realwirtschaft   entkoppelt,   bei   denen   in   langfristige   Ertragsaussichten   investiert  

wird.    

Bei  den  Finanzmärkten  hingegen  spielen  langfristige  Überlegungen  keine  Rolle,  es  wird  

sich   an   dem   Anlegerverhalten   andere   Marktteilnehmer   orientiert   und   die   damit  

verbundenen  Kursschwankungen.  Es  wird  dem  Verhalten  der  anderen  Marktteilnehmer  

mehr   Gewichtung   zugesprochen,   als   der   eigenen   optimistischen   Bewertung   einer  

Investition.  Dies  mag  daran  liegen,  dass  im  Finanzmarkt  investiert  wird,  ohne  zu  wissen,  

was   man   kauft.   Die   Reaktionen   des   Marktes   werden   versucht,   durch  

Informationsvorsprüngen  und  Analysen,   vorherzusehen  und  mit   zeitlichem  Vorsprung  

zu  reagieren.    

 

Die   Anlegeentscheidungen   werden   nach   reinen   Gewinnstrategien   getroffen,   die   man  

durchaus  eines  Glücksspieles  im  Kasino  gleichsetzen  könnte.  Die  eigentliche  Aufgabe  des  

Finanzmarktes,  die  Realwirtschaft  bei  den  Investitionen  zu  unterstützen,  wird  nur  noch  

eingeschränkt   erbracht.   Die   Finanzmärkte   neigen   durch   das   Herdenverhalten   ihre  

Marktteilnehmer   zu   Extremen,   ob   Unternehmen   überbewertet   werden   oder   auch  

hektischen  Abverkauf  in  aufkommenden  Krisenzeiten.  37  

 

Keynes   beschreibt   die   Situation   im   Zusammenhang   einer   Rezession   des  

Konjunkturzyklus   so:   „Es   liegt   in  der  Natur  organisierter   Investmentmärkte,   die  unter  

dem  Einfluß  von  Käufern  stehen,  die  großenteils  nicht  wissen,  was  sie  kaufen  und  von  

Spekulanten,   denen  mehr  darauf   ankommt,  den  nächsten  Wandel  der  Marktstimmung  

vorauszusehen,   als   eine   wohlerwogene   Schätzung   des   zukünftigen   Ertrages   von  

Kapitalgütern   zu   machen,   dass,   wenn   Enttäuschung   einen   überoptimistischen   und  

überkauften  Markt  befällt,  sie   ihn  mit  plötzlicher  und  sogar  verheerender  Kraft   treffen  

muß.“   Dabei   unterstellt   Keynes   noch   ergänzend,   dass   private   Finanzinvestoren   selten  

unmittelbar   für   neue   Investitionen   verantwortlich   sind.   Und   die   verantwortlichen  

                                                                                                               37 http://de.wikipedia.org/wiki/Kasino-Kapitalismus#cite_note-19 26.01.2011 10:00

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Unternehmer,  obwohl  sie  es  besser  wissen  müssten,  den  Anschauungen  des  Marktes  aus  

finanziellen  Vorteilhaftigkeit  folgen.  38  

 

Das  an  der  Börse  Kasinokapitalismus  herrscht,  der  der  Realinvestition  entfremdet  ist,  ist  

nach   meiner   Beurteilung   durch   die   technischen   Entwicklungen   des   Aktienhandels  

weiter   fortgeschritten.   Es   wird   über   computergestützten   Handelssystemen   auf   dem  

Finanzmarkt   agiert,  welche   die  Kauf-­‐   und  Verkaufsentscheidung   an   den  Beteiligungen  

treffen.  Dabei  werden  von  bestbezahlten  Mathematikern  Algorithmen  programmiert,  die  

unter  Betrachtung  von  verschiedenen  Faktoren,  wie  das  elektronische  Monitoring  von  

Nachrichtenmeldungen   bis   hin   zu   den   minimalen   Kursabweichungen,   innerhalb   von  

Mikrosekunden   reagieren.   Dadurch   lässt   sich   sogar   von   winzigen  

Marktungleichgewichten   profitieren.   Da   ist   jeglicher   Investitionsgeist   aus   dem  

„Bauchgefühl“    abhanden  gekommen.      

Absurd   ist  Tatsche,  dass  es  bei  dem  so  genannten  High  Frequency  Trading  theoretisch  

„nur“  um  den  richtig  programmierten  Algorithmus  und  als  zweitwichtigsten  Faktor  die  

Zeit  geht.  Eine  Transaktion  eines  direkt  in  der  Frankfurter  Börse  stationierten  Rechners  

hat   mit   gerade   mal   600   Mikrosekunden   Übertragungsrate   einen   klaren   Vorteil  

gegenüber  einer  Order  aus  London,  die  eine  kleine  Börsenewigkeit  von  7.000  Sekunden  

braucht.  Bereits   jetzt  werden  fast  50%  an  der  Deutschen  Börse  und  sogar  73%  an  der  

Amerikanischen   Börse   durch   automatisierte   Hochgeschwindigkeitshändler   getätigt.39  

Welche   irrationalen   Reaktionen   der   elektronische   Handel   auslösen   kann,   zeigte   der  

Flash-­‐Crash   im   vergangenen  Mai   2010,   der   den  Dow-­‐Jones-­‐Index   in  wenigen  Minuten  

um  rund  1000  Punkte  fallen  lies.  Auch  wenn  dies  nicht  Auslöser  gewesen  sein  sollte,  so  

haben  die  Algorithmen  die  Reaktion  heftig  verstärkt  und  gezeigt,  dass  auf  das   rasante  

Geschehen  nicht  eingegriffen  werden  konnte.  40  

 

Über  eine  Regulierung  der  Kapitalmärkte  möchte  ich  mir  noch  kein  Urteil  bilden,  da  ich  

mir  die  Materie  noch  nicht  komplett  erschließen  konnte.  Die  Forderung,  die  ich  aus  der  

Presse   entnommen   habe,   den   Handel   mit   Steuer   zu   belegen,   ist   zu   kurz   gedacht.  

Natürlich  sinkt  der  Profit  bei  geringeren  Kursschwankungen,  aber  durch    Beachtung    der  

extra  Aufwendungen  in  den  Algorithmen  spielt  dies  wohl  keine  Rolle.  Es  gibt  natürlich  

                                                                                                               38 Keynes John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2006, S. 267 39 http://www.wiwo.de/finanzen/boerse-im-bann-der-maschinen-441621/ 22.09.2010 40 http://www.wiwo.de/finanzen/stress-durch-rasende-haendler-439405/ 25.08.2010

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noch  viele  andere  Bergriffe,  die  aktuell  durch  die  Presse  geistern,  wie  Lehrverkäufe  oder  

Wetten   auf   Kursverluste   –   diese   verdeutlichen   verstärkt   den   abgekoppelten  

Finanzmarkt,  den  Kasinokapitalismus.

                                                                                           

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10. Unterscheiden Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit ?    

Freiwillige   Arbeitslose   sind   die,   die   nicht   zum   Reallohnsatz   arbeiten   wollen   und  

offensichtlich   den   Nutzen   der   Freizeit   höher   einschätzen,   als   die   Menge   der  

Konsumgüter,  die  sie  sich  durch  Arbeit  leisten  könnten.    

Der  Reallohnsatz  kommt  auf  dem  Arbeitsmarkt  durch  Angebot  und  Nachfrage  zustande.  

Er   findet   sich  bei  einem   flexiblen  Preis   -­‐  dem  Lohn  ein.   In  dem  Modell  der  Neoklassik  

geht  man  davon  aus,  dass  flexible  Reallöhne  zur  Vollbeschäftigung  führen.  Wenn  es  jetzt  

auf  dem  Arbeitsmarkt,  z.B.  durch  Gewerkschaften,  ein  fixer  Mindestlohn  festgelegt  wird,  

entstehen  unfreiwillige  Arbeitslose.  Dies  erklärt  sich  durch  den  Lohnsatz,  der  über  dem  

Reallohnsatz   liegt   und   dadurch   weniger   Arbeitskräfte   nachgefragt   werden.   Die   Leute  

wollen  arbeiten,  aber  die  Nachfrage  ist  zu  klein.  41  

 

Im   Punkt   1   bin   ich   bereits   auf   das   Thema   Unterbeschäftigung   ausführlicher  

eingegangen.    

                                                 

                                                                                                               41 Vgl. Heine M. / Herr H., Volkswirtschaftslehre 2003, S. 135

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 Quellenverzeichnis

Literatur: Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, Springer, Berlin, 9. Auflage S.243 ff. (da ich mit Kopien gearbeitet, habe kann die Auflage eventuell Abweichen) Hardes, Schmitz, Uhly, Grundzüger der Volkswirtschaft, Oldenbourg Wissenschaftsverlag München, 8. Auflage, 2002 Heine M. / Herr H., Volkswirtschaftslehre Oldenbourg Wissenschaftsverlag München, 3. Auflage, 2003 Keynes, John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Dunker & Humbolt Verlag Berlin, 10. Auflage, 2006 Mankiw N. Gregory /Taylor Mark P., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, 4. Auflage, 2008 Rifkin J., „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ Fischer Taschenbuch Verlag, 5. Auflage, 1999 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, Rotpunktverlag Zürich, 2007 Willke G., John Maynard Keynes, Campus Verlag Frankfurt a.M., 2002 Zeitschrift: Wirtschaftwoche, 1/2, 10.01.11 Unterrichtsmaterialien: Monatsbericht Januar 2010, Deutsche Bundesbank S.26 Internet: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)http://www.mindestlohn.de/argument/hintergrund/mindestloehne-in-deutschland/ 13.01.2011 13:00 Frankfurter Allgemeine Zeitung http://www.faz.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~E89174CB7E5B64A5DA606CD61235B9103~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 14:00 http://www.faz.net/s/Rub0B44038177824280BB9F799BC91030B0/Doc~E508A466D05324C1081CC0E7B0D8885E2~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 15:00 Die Linke: http://die-linke.de/politik/themen/tatsaechliche_arbeitslosigkeit/ , 16.01.2011 11:00

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Institut für Volkswirtschaftslehre, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel http://www.bwl.uni-kiel.de/Ordnung/downloads/evwl_WS0506/Einf-Kp34_4_auf_1.pdf 20.01.11 10:00 Verein Für soziales Leben e. V http://www.sozialhilfe24.de/arbeitslosengeld-alg-i-1/dauer.html 13.01.2011 13:00 Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen 16.01.2011 15:00 http://de.wikipedia.org/wiki/Kasino-Kapitalismus#cite_note-19 26.01.2011 10:00 http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#Deutschland 16.01.11 13:00 WirtschaftWoche, Handelsblatt GmbH http://www.wiwo.de/finanzen/boerse-im-bann-der-maschinen-441621/ 22.09.2010 http://www.wiwo.de/finanzen/stress-durch-rasende-haendler-439405/ 25.08.2010