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1 178 Copyright 2017 Institut für Fluid- und Thermodynamik - Universität Siegen N40 030 A 1. Einleitung 2. Strömungsmechanische Grundlagen 3. Aerodynamisches Fahrzeugdesign 4. Motorkühlung 5. Lüftung und Klimatisierung 6. Abgasturbolader 7. Akustische Grundlagen 8. Ausgewählte akustische Problemstellungen 9. Simulationstechnik 10. Windkanaltechnik - Bauarten - Windkanalkorrekturen - Besonderheiten im Fahrzeugbau - aerodynamische und akustische Messtechnik - weitere Aspekte 10. Windkanaltechnik - Übersicht 179 Copyright 2017 Institut für Fluid- und Thermodynamik - Universität Siegen N40 030 A BAUARTEN Eiffel-Kanal benannt nach ersten französischen Windkanal von Alexandre-Gustave Eiffel (1909) Unterscheidungsmerkmal: offene Luftführung 10. Windkanaltechnik - Bauarten Bildquelle: Uni Braunschweig, Institut für Strömungsmechanik

10. Windkanaltechnik -Übersicht · • je näher das Testobjekt an der Düse ist, desto stärker wird der Strahl abgelenkt • durch die Ablenkung sinkt die effektive Strahlgeschwindigkeit

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N40 030 A

1. Einleitung

2. Strömungsmechanische Grundlagen

3. Aerodynamisches Fahrzeugdesign

4. Motorkühlung

5. Lüftung und Klimatisierung

6. Abgasturbolader

7. Akustische Grundlagen

8. Ausgewählte akustische Problemstellungen

9. Simulationstechnik

10. Windkanaltechnik

− Bauarten

− Windkanalkorrekturen

− Besonderheiten im Fahrzeugbau

− aerodynamische und akustische Messtechnik

− weitere Aspekte

10. Windkanaltechnik- Übersicht

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BAUARTEN

Eiffel-Kanal

• benannt nach ersten französischen Windkanal von Alexandre-Gustave Eiffel (1909)

• Unterscheidungsmerkmal: offene Luftführung

10. Windkanaltechnik- Bauarten

Bildquelle: Uni Braunschweig, Institut für Strömungsmechanik

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Göttinger Bauart

• benannt nach ersten deutschen Windkanal von Ludwig Prandtl in Göttingen (1908)

• Unterscheidungsmerkmal: geschlossene Luftrückführung

• in der Automobilindustrie Stand der Technik

10. Windkanaltechnik- Bauarten

Bildquelle: Uni Siegen, Lehrstuhl für Strömungsmechanik (Prof. Foysi)

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Vorteile der Göttinger Bauart

• keine Austrittsverluste, daher kleinerer Motor sowie geringere Betriebs- und Stromanschlusskosten

• unabhängig von Störungen durch die Wetterlage, z.B.

− Wind

− Turbulenzgrad

− Druck- und Temperaturschwankungen

− Lärm

− Verschmutzung

• Druck und Temperatur bei entsprechendem Aufwand einstellbar

Nachteile der Göttinger Bauart

• aufwändige Konstruktion für Luftrückführung � hohe Baukosten

• Reibverluste heizen geschlossenen Luftstrom auf � Kühlung erforderlich

10. Windkanaltechnik- Bauarten

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• offene Messstrecke (Stand der Technik im Fahrzeugbau)

− Scherschicht am Strahlrand verkleinert zunehmend den Stahlkern, daher Begrenzung der nutzbaren Strahllänge

− Luftstrahl weitet sich, daher Geschwindigkeitsverlust im Strahl

• geschlossene Messstrecke

− Ausbildung von Grenzschichten an den Rändern, daher Begrenzung des nutzbaren Strahls

− Verdrängungseffekt durch Prüfkörper, daher Geschwindigkeitserhöhung im Strahl

• stromlinienförmige Messstrecke

− Versuch, die Vorteile von offener und geschlossener Messstrecke zu vereinen

− Stromlinienkontur gilt aber nur für einen bestimmten Prüfkörper, daher können nur ähnliche Geometrien untersucht werden oder die Stromlinienkontur muss anpassbar sein („adaptive Messstrecke“)

10. Windkanaltechnik- Bauarten

Messstreckenbauarten und deren Probleme bei der Simulation realer Strömungsverhältnisse

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Bildquelle: A. Hennig, „Eine erweiterte Methode zur Korrektur von Interferenzeffektenin Freistrahlwindkanälen für Automobile“, Springer Fachmedien, 2017

Gestaltung einer offenen Messstrecke

Düse

• Ziel: niedriger Turbulenzgrad und gleichförmiges Stromfeld

• beides wird durch ein hohes Kontraktionsverhältnis

zwischen Vorkammer und Düsenaustritt positiv beeinflusst

• für niedrige Turbulenz werden zudem wabenförmige Gleichrichter in der Vorkammer platziert

• Düsenform sollte so gestaltet sein, dass sich keine Ablösungen und nur kleine Grenzschichten bilden

10. Windkanaltechnik- Bauarten

VK

D

A

Aκ =

DüseKollektor Diffusor

AD

v∞

LMS

AK

∆xK

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Bildquelle: A. Hennig, „Eine erweiterte Methode zur Korrektur von Interferenzeffektenin Freistrahlwindkanälen für Automobile“, Springer Fachmedien, 2017

Kollektor

• eintretende Luftmenge durch Scherschicht am Strahlrand größer als Luftmenge am Düsenaustritt

• in der Folge kommt es zu Rückströmungen in das Plenum, zu einer Weitung des Freistrahls und zu einem positiven Druckgradienten in Strömungsrichtung

• um dies zu vermeiden, werden Lüftungsschlitze verbaut („Breather“)

Diffusor

• Ziel: Weitung des Querschnitts, daher Reduktion der Geschwindigkeit und letztlich der Druckverluste in den anschließenden Rohren

• Öffnungswinkel darf nicht zu groß sein, sonst Strömungsablösung

10. Windkanaltechnik- Bauarten

DüseKollektor Diffusor

AD

v∞

LMS

AK

∆xK

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WINDKANALKORREKTUREN

Geschwindigkeitskorrekturen

• Geschwindigkeit wird mittels Kalibrierkurve ermittelt:

• durch verschiedene Interferenzen herrscht jedoch am Fahrzeug effektive eine andere Geschwindigkeit

• gemäß der Mercker-Wiedemann1 Korrekturmethode wird aus der gemessenen Geschwindigkeit v

∞,Messung die effektive Geschwindigkeit v

∞berechnet:

• für den effektiven Staudruck ergibt sich dann

• alle Beiwerte (z.B. cW) werden mit den Effektivwerten berechnet

10. Windkanaltechnik- Windkanalkorrekturen

2

q k p q

v q

ρ

∞ ∞

∞ ∞

=

=

( : Staudruck)

( )Messung

Messung

1 i, i i

i,

vv v

v

∆ε ε∞ ∞∞

= + =∑ mit den Korrekturtermen

( ) ( )2 22 2

Messung Messung1 12 2

, i , ii i

q v v qρ ρ ε ε∞ ∞ ∞ ∞= = + = +∑ ∑

1 Mercker, E.,Wickern, G.,Wiedemann, J.: „Contemplation of Nozzle Blockage in Open Jet Wind-Tunnels in View of Different „Q“ Determination Techniques. SAE-paper 970136, 1997

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Korrektur der Strahlaufweitung

• Strahl weitet sich im Windkanal stärker, als dies bei freier Anströmung der Fall wäre

• dadurch sinkt die effektive Strahlgeschwindigkeit (� ε < 0)

• entscheidend Flächenverhältnis Ax / AD

Korrektur der Düsenversperrung

• Aufstaugebiet ragt in Düse hinein

• durch Verdrängungseffekte erhöht sich die effektive Strahlgeschwindigkeit (� ε > 0)

• entscheidend Flächenverhältnis Ax / AD sowie der relative Abstand zwischen Testobjekt und Düse

10. Windkanaltechnik- Windkanalkorrekturen

Bildquelle: A. Hennig, „Eine erweiterte Methode zur Korrektur von Interferenzeffektenin Freistrahlwindkanälen für Automobile“, Springer Fachmedien, 2017

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Bildquelle: A. Hennig, „Eine erweiterte Methode zur Korrektur von Interferenzeffektenin Freistrahlwindkanälen für Automobile“, Springer Fachmedien, 2017

Korrektur der Strahlablenkung

• je näher das Testobjekt an der Düse ist, desto stärker wird der Strahl abgelenkt

• durch die Ablenkung sinkt die effektive Strahlgeschwindigkeit (� ε < 0)

• entscheidend ist der relative Abstand zwischen Testobjekt und Düse

Korrektur der Kollektorversperrung

• Nachlaufgebiet ragt in Kollektor hinein

• durch Verdrängungseffekte erhöht sich die effektive Strahlgeschwindigkeit (� ε > 0)

• entscheidend Flächenverhältnis Ax / AK sowie der relative Abstand zwischen Testobjekt und Kollektor

10. Windkanaltechnik- Windkanalkorrekturen

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Druckkorrekturen

• auch ohne Testobjekt bildet sich in der Messstrecke ein Druckgradient

• Druckverlauf wird im leeren Windkanal gemessen, dann zwei Möglichkeiten zur Nutzung dieser Information:

1. Testobjekt muss richtig platziert werden und darf nicht zu groß sein

2. Korrektur der gemessenen Drücke/Kräfte um den zusätzlichen Druckgradienten

10. Windkanaltechnik- Windkanalkorrekturen

Bildquelle: T. Schütz: „Fahrzeugaerodynamik“, Springer Verlag, 2016

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BESONDERHEITEN IM FAHRZEUGBAU

Besonderheit 1: Relativgeschwindigkeit zwischen Luft und Fahrbahn

• Realität: Luft und Fahrbahn stehen, haben also identische Geschwindigkeit

• Windkanal: Luft strömt mit Geschwindigkeit v∞

, beim Boden ist dies nicht möglich� dadurch bildet sich im Windkanal eine Grenzschicht, die in der Realität nicht vorhanden ist

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

LaminareGrenzschicht

Übergangs-bereich

TurbulenteGrenzschicht

ViskoseUnterschicht

v∞

vx vx

δ 1(x

)

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Maßnahmen zur verbesserten Nachbildung der Bodenströmung (1): Grenzschichtabsaugung

• Auffüllung des Geschwindigkeitsdefizits in der Grenzschicht durch Absaugung durch den Boden

• Absauggeschwindigkeit steigt linear mit v∞

(wg. Ähnlichkeit) und sinkt mit der Wurzel der Reynoldszahl (wg. Grenzschichtdicke)

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

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Reyv v∞≈

v∞

v∞

v∞

δ1(x)

Bildquelle: Wiedemann, J.: Kraftfahrzeug-Aerodynamik´, Universität Stuttgart, 2004

Bildquelle:Aerdynamics Lab, University of Liege, 2017

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Maßnahmen zur verbesserten Nachbildung der Bodenströmung (2): Ausblasen

• tangentialer Luftstrahl wird in Grenzschicht eingebracht

• Ausblasgeschwindigkeit ca. sieben Mal höher als v∞

• kurzfristig negative Verdrängungsdichte, die sich aber wieder abbaut

• wird in Windkanälen oft der Absaugung nachgelagert

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

Bildquelle: Wiedemann, J.: Kraftfahrzeug-Aerodynamik´, Universität Stuttgart, 2004

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Besonderheit 2: Relativgeschwindigkeit zwischen Fahrzeug und Fahrbahn

• Realität: Fahrzeug bewegt sich mit Geschwindigkeit v∞

, der Boden steht

• Windkanal: Fahrzeug steht, d.h. der Boden müsste sich mit v∞

bewegen� kann mit Laufbändern näherungsweise realisiert werden

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

Bildquelle: http://www.roadandtrack.com

Bildquelle: https://www.autoevolution.com

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Ausführungen der Bandtechnik

• ein großes Band am genauesten, aber

− teuer

− Probleme mit der Fahrzeugfesselung

− Probleme bei der Auftriebsbestimmung

• daher Alternativen:

− 5-Band: vier Randaufstandspunkte und ein langes Band in der Mitte

− 7-Band: zwei weitere Bänder für höhere Gesamtbandbreite an Fahrzeugfront („T-Belt“)

− 9-Band: zwei weitere Bänder für höhere Gesamtbandbreite am Fahrzeugheck

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

Bildquelle: www.invetr.com

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Besonderheit 3: Relativgeschwindigkeit der Räder

• Realität: Bei den Räder ist der translatorischen Bewegung mit v∞

eine rotatorische überlagert

• Windkanal: Räder müssen bei stehendem Fahrzeug angetrieben werden� geht nur in Kombination mit Band/Rolle

Zusammenfassung der fahrzeugspezifischen Windkanalmodifikationen

• Grenzschichtabsaugung

• Tangentiale Ausblasung

• Bänder

• Raddreheinheiten

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

Bildquelle:

Potthoff, J., Wiedemann, J.: „Die Straßenfahrt-Simulation in den IVK-Windkanälen – Ausführung und erste Ergebnisse“ 5. Internationales Stuttgarter Symposium, 2003

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Beispiel zur Wichtigkeit der richtigen Relativgeschwindigkeiten (1)

• ohne Grenzschichtabsaugung wird ein zu niedriger cW -Wert, aber ein zu hoher cA -Wert gemessen

• ohne Rotation der Räder wird ein zu hoher cW -Wert und ein zu hoher cA -Wert gemessen

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

+ Grenzschicht-absaugung

+ Band + rotierende RäderkonventionellerWindkanal

Bildquelle:

T. Schütz: „Fahrzeugaerodynamik“, Springer Verlag, 2016

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Beispiel zur Wichtigkeit der richtigen Relativgeschwindigkeiten (2)

10. Windkanaltechnik- Besonderheiten im Fahrzeugbau

Bildquelle: T. Schütz: „Fahrzeugaerodynamik“, Springer Verlag, 2016

• nicht nur die Absolutwerte, auch die Änderungen gegenüber einem Basisdesign ändern sich bei unzureichender Berücksichtigung der Relativgeschwindigkeiten

• daher kann der Einfluss von Optimierungsmaßnahmen fehlgedeutet werden

Beispiel zur Wichtigkeit der richtigen Relativgeschwindigkeiten (3)

• gemessener cW -Wert steigt, je aufwendiger das Bandsystem am Fahrzeugboden ist

• nach Wiedemann ergeben sich für eine Mittelklasselimousine folgende Abweichungen bezüglich des cW -Werts:

− 5-Band: ∆cW = 0,007

− 7-Band: ∆cW = 0,003

− 9-Band: ∆cW = 0,002

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AERODYNAMISCHE UND AKUSTISCHE MESSTECHNIK

Druckmessung

• statische Druckbohrung

+ geringe Störung der Strömung

- Fahrzeug wird durch Bohrungen geschädigt

• Flachdrucksonden („Wanzen“)

+ zerstörungsfrei

- Störung der Strömung, vor allem in gewölbten Bereichen

10. Windkanaltechnik- aerodynamische und akustische Messtechnik

Druckbohrung in Sonde, die auf das Testobjekt aufgeklebt wird

Druckbohrung im Testobjekt selbst (Beispiel Tragflügel)

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Geschwindigkeitsmessung (1)

• Prandtlrohr

+ einfach und günstig

- zu träge für die Messung von Turbulenz

- Rohr muss genau in Strömungsrichtung ausgerichtet werden(die aber im Allgemeinen nicht bekannt ist)

• Fünflochsonde

+ wie gut die Sonde in Strömungsrichtung ausgerichtet ist, geht direkt aus den Messwerten hervor

- aufwändiger als Prandtlrohr

- zu träge für die Messung von Turbulenz

10. Windkanaltechnik- aerodynamische und akustische Messtechnik

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Geschwindigkeitsmessung (2)

• Hitzdrahtanemometrie

+ sehr hohe Abtastrate möglich, daher auch für Turbulenzmessung geeignet (dafür müssen die Wolfram-Drähte aber sehr dünn sein, ca. 2,5 bis 10 µm)

- aufwändiger als Prandtlrohr/Fünflochsonde

- Drähte gehen leicht kaputt

• Laser-Doppler-Anemometrie (LDA) und Particle Image Velocimetry (PIV)

+ sehr hohe Abtastrate möglich, daher auch für Turbulenzmessung geeignet

+ berührungslos � keine Beeinflussung des Stromfelds

- aufwändig, teuer

- für PIV müssen Partikel in das Stromfeld eingebracht werden

10. Windkanaltechnik- aerodynamische und akustische Messtechnik

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Akustikmessung

• Mikrophone messen akustische Druckschwankungen als Wechselspannung

• besondere Mikrophonanordnungen im Fahrzeugbau

− Kunstkopf mit Mikrophon im Ohr� menschliches Empfinden besser nachgebildet

− Hohlspiegelmikrophon oder Mikrophonarray� Lokalisierung von Schallquellen

10. Windkanaltechnik- aerodynamische und akustische Messtechnik

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WEITERE ASPEKTE

Modellwindkanäle

• spielen besonders in der Entwicklungsphase eine wichtige Rolle

• alle dimensionslosen Größen (z.B. cW) sind auf die Großausführung übertragbar, wenn Reynoldszahl Re und Machzahl Ma konstant gehalten werden; beides ist jedoch nicht gleichzeitig möglich

• bei kleinen Reynolds- und Machzahlen sollte eher die Reynoldszahl konstant gehalten werden, bei großen Reynolds- und Machzahlen sollte eher die Machzahl konstant gehalten werden, denn

� für hohe Reynoldszahlen stellt sich zunehmen eine Sättigung des Reynoldszahleffekts ein

� der Einfluss der Kompressibilität spielt erst bei Ma > 0,3 eine relevante Rolle

10. Windkanaltechnik- weitere Aspekte

Revl

ν= Ma

v

c=

Bildquelle:

Wiedemann, J., Ewald, B.: “Turbulence Manipulation to Increase Effective Reynolds Numbers in Vehicle Aerodynamics“ ,AIAA Journal 27(6), 763–769 (1989)

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Turbulenz

• mit zunehmenden Verkehr steigt auf der Straße der Turbulenzgrad

• Straßenverhältnisse lassen sich im Windkanal z.B. durch oszillierende Platten simulieren

• viele Experimente werden aber bewusst bei (unrealistisch) niedrigen Turbulenzgraden durchgeführt

� besser Vergleichbarkeit (Turbulenz wird nicht einheitlich beschrieben und ist schwer auf verschiedenen Windkanälen reproduzierbar)

� bessere Katalogdaten bezüglich Akustik, Fahrzeugstabilität, etc..

10. Windkanaltechnik- weitere Aspekte

Bildquelle: T. Schütz: „Fahrzeugaerodynamik“, Springer Verlag, 2016

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Wägetechnik

• dient zur Bestimmung der integralen Kräfte und Momente

• Waage und Modell müssen verbunden werden, z.B. durch

− Ausleger

− Schwellerhalterung

• Waage befindet sich entweder im Modell oder im Boden des Windkanals

10. Windkanaltechnik- weitere Aspekte

Bildquelle:T. Schütz: „Fahrzeugaerodynamik“, Springer Verlag, 2016

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Deutsch-Niederländischer Windkanal „DNW LLF“

• größter europäischer Windkanal, in dem Fahrzeuge getestet werden

• wird auch von Kunden aus anderen Industriezweigen genutzt

• Göttinger Bauart, offene oder geschlossene Messtrecke

• Düsenquerschnitt 8 x 6 m2, Messstreckenlänge 20 m, Messgeschwindigkeiten bis 80 m/s(bei offener Messstrecke)

• bis zu 40 MW Antriebsleistung

• ach für Akustikexperimente geeignet

10. Windkanaltechnik- weitere Aspekte

Bildquelle: www.dnw.aero